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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.08.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189108228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910822
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910822
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-08
- Tag 1891-08-22
-
Monat
1891-08
-
Jahr
1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.08.1891
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5 «rschekck täglich früh 6'/, Uhr Utö>k1i«l und Erurditiin . Johannesgaffe 8. SprrMuntki, drr iirdarlion vormiltags 10—12 Uhr. Nachmittag;« 5— k Uhr. «VK« UN«»-ix «>»«ku»tlrr M«»»Icn»t» »«ch« sich »» N«»«cii„ «ch« »rrduaua- ««utz»e »er für »t« »r»sts«I,»,«e A»»er »rft««»teu A^ser«te aa S«»enla,r« »i» 8 Utr N>ch«iN«»». «»«Frstt««r»lr»bvi»' ,9 Uhr. Z» de» ^ilialrn für Zns.-.Xnnahmr: kn» Klr»« « S«rnm. «Rlsre» Hahn), Universilätsitraße I, L,«iS Lösche, Racharisevstr. II, pari. uns Kövigsplatz 7, nur bi« ' ,3 Utzr. NboimementSpreiS Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. viertcljäbrlich 4^, Mt. In Alt-Leivzig, >»cl. Bringerlodn 5 Mk., burch tie Lost bezogen 6 Mk. Einzelne Nr». 20 Ps. Belegezemplar 10 Pf. Gebüdren 'ur Extrabeilagen iia Tageblatt-Format aesalzts ohne Posldeiärderung 6o Mk, Mlt Postdejötdernng 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Pstitzeile 20 Größere Schristen laut uns. Preisvrrzeichutsp Tabellartjcher u Zifferusatz nach häh»r» Z^rit. Nrelamen unter dem Red»ct ion«strich b!»4g»svalt Zeile 50 Pf . vor den Faini! iennachrlchteN die «gespaltene Zeile 40 Ps. In'erate sind 'ltls an dir t-rpcStttan zn senden. - Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneuui», en»,I» oder durch Pofl- uachnahme. ^ LU. Sonnabend den 22. August 1891. 8ö. Jahrgang,. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den L3. August, Bormittags nur bis Uhr eröffnet. kxpeilltlon üos I.elp/.iLspr ^rlrelrlatte^. Amtliche Bekanntmachungen. Wolsnungsvermiellinilyen. Im städtischen Fcuenvehrdepol in Lripzig-Nrudntt;. Marschall: sttaße Nr. 3, ist die im 3. Obergeschoß links gelegene, au« 4 Stuben, 1 Lämmer, Lüche, Bodenkammer und Kellerabthcilung bestehende Wohnung sosort «der vom I. Octoder da. Io. ab. i». gleichea die im 4. Oöergrschoß linr» gelegenen, au» >e 1 Stube, L Lämmern, Luch«, Bodenkammer und Kelleradldeilung beslehcnden Sobnungen »«« t. Octoder »S. IrS. a» andcrwci« »»« vrr- »etden. Mielhaesuch« werden aus dem hiesigen Ralhdause, 1. Ober geschoß, Zimmer Skr. 8, enkgegengenoinmea, woselbst auch sonst etwa gewünschte Auskunft ertdritt wird. Leipzig, d«u 18. August 1821. Der Rath »er Stadt Leipzig. I«. 2978. 2984. Or. Georgs. Wagner. Ltockliolrauction. Mittwoch, den 2«. August d. Ja, sollen von Nachmittags 2', Uhr an im Forstreviere Vonnrwitz, auf dem Millelwald- schlage in Abth. i,k und 6», dem sogen. Apitzsch, ea. L.'»0 Hauken hartes, kleingcmachtes Stockhoiz imtcr den im Termine aushängendc» Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden vertäust werden. Zusammenkunft: aus dem Millclwaldschlage im Apitzsch, an der boden Brücke bet Connewitz und den Wegen nach der Kaldjchanke. Leipzig, am 18. August 1891. TeS Natha Forstdeputatiou. In Gemäßheit der 88. 2 und 7 des Regulativs kür Gasrohr- leitungen und Gasbeleuchtnngsanlagen in Pnvatgrundstückcn vom L. Llärz 1863 machen wir hierdurch bekannt, dag der Lleinpner Herr Bruno Mahlcr, Moritzslraß, Nr. 13, irr llebernahme solcher Arbeiten bei uns sich angemeldct und den Besitz der hierzu erforderlichen Borrichtungen nachgewiescn hat. Leipzig, den IS. August 1891. Lrr Rath der Stadt Leipzig. X. 5507. Ör. Georg!. Wolfram. In Gemäßheit de- 8. 1 der Borschristen für die Ausführung von Anlagen zur Benutzung der Stadtwasserkunst vom 6. Februar 1888 machen wir hierdurch bekannt, daß der Inhaber eine« technische» «eschäft« Herr Varl Lautrrdach, L.» Gohlis, Lirchwcg Nr. 13, in: Ilebernabme solcher Arbeiten bei uns sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nachgewicsen hat. Leipzig, den 19. August 1891. Ser Rath der Stadt Leipzig. X. 5563. vr. Georgt. Wolfram. In Gemäßheit de- 8- 1 der Vorschriften für die Ausführung don Anlagen zur Benutzung der Stadtwasserkunst vom 6. Februar 1888 wache» wir hierdurch bekannt, daß der Klempner Herr Paul Baldamuü, L.-Reudnitz, Schönefelder Straße Nr. 11. irr llebernahme solcher Arbeiten bei »ns sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nachgewiesen hat. Leipzig, den 19. August 1891. Der Rath der Stadt Leipzig X. 5486. Vr. Georgi. Wolfram. Die in der Zeit vom 1. bis einschließlich 15. September c. bei der Feldschlächterci Borna aus der Schlachtung von ca. 60 Ochsen eiwlehenden Lbsälle, als: Häute, Löpse, Geschlinge, Eingeweide, Füße und Talg sollen meistbietend verlaust werde». Offerten, zu welchen Schemas in den Geschäftszimmern der Proviant-Aemtcr Leipzig — Pleißenburg — und Borna zur Ein- sichrnahme und event. Benutzung ausliege», sind bis 26. August c. portofrei au da- Proviant-Amt Leipzig cinzuseiiden. Königliche Fcldschlächtrrei Varna ' Da« klingt dock ein wenig anders als welche die Herren Bebel und Liebknecht die Schilderungen, aus dem Kongreß in Halle und im Reichstage von der Lösung der sociale» Frage entworfen haben Dort hieß cS. daß sich der Ucbcr- ganz der heutigen Verhältnisse in de» ZulunstSsiaat leicht und glatt vollziehen werte, so daß ein Dcercl genügen würde, Bebel auf dem Brüsseler Longrek. Bei Weitem das Markanteste, was die bisherigen recht unfruchtbaren Berbandlungcn de« Brüsseler Kongresses ge bracht haben, war die Rede Bebel'S. Es scheint, daß Herr Bebel außerhalb Deutschlands freier von der Leber weg spricht als in der Heimath. Hier hat er doch gewisse Rück sichten zu nehmen, die im Auslaute fortsallen, und deshalb baben seine Reden in Paris und jetzt wieder seine Rete in Brüssel für die Beurtdeilung der deutschen Socialdemckratic und ibrer Ziele eine gewisse Bedeutung. Der in Deutschland vorsichtige, seine Worte genau abwägende Führer der Social benwkralic verwandelt sich im Auslände plötzlich in den wild tremsabrenben Fanatiker, als welcher Bebel bei seinem ersten Auftreten in Deutschland erschien. Ans dem Brüsseler Congreß bat er im Namen der deutschen Socialdemokraten erklärt, daß ihre Bestrebungen vor wie nach darauf gerichtet sind, die bürgerliche Gesellschaft so schnell als möglich vom Erdboden wegznfegen. Unter eer bürgerlichen Gesellschaft ist daS zu versieben, waS die Franzosen Bourgeoisie nenne», «lso der dritte Stand, die wohlhabenden Arbeitgeber, welche angeblich von der Ausbeutung der Arbeiter leben und reich werden. Bebel fügt binz», dah die Bourgeoisie durch die ganze Entwickelung der Verhältnisse gezwungen sei, selbst wider ihren Willen ihren Untergang zu beschleunigen. Bor der Beseitigung der Bourgeoisie sei eine Umgestaltung der bcntigen wirtbschastlichen und politischen Verhältnisse nicht möglich, und deshalb müßten die Arbeiter zur politischen Selbstständigkeit erzogen werden, damit sie. wenn die letzte Stunde der Bourgoisie geschlagen habe, befähigt seien, sofort an ibre Stelle zu treten. Bebel hat sich leider nicht darüber ausgesprochen, wie er sich die Beseitigung der Bourgeoisie denkt, er beschränkt sich taraus, ihren Untergang vorauSzusagen und zu behaupten, daß sie selbst an der Herbeiführung diese« Untergänge« mitarbeitet welches der Beginn der socialistischc» Lebensweise an gekündigt wird Die Frage, ob mit Gewalt oder auf dem Wege der natürliche» Entwickelung die geplante Veränderung anzubahnen sei, «leibt aber stets offen. ES wird nachgerade langweilig, immer wieder vor dic^ selbe» Räthsel gestellt zu werten, in denen die Socialisicn ibre Lebrcn rorzulraaeii pflegen, sie sind weder >m Stande, zu sagen, aus welche Weise der socialisliscbe Staat ausgcrichlct werde» soll, »och, wie er beschaffen sein wird, den» auch das neue Programm, über welches unlängst i» Berlin Millbciliiiig gcinachl wurde, kommt über die Grenze» eines scbr lustige» ProjectS nicht binauS mit allen den Forderungen der uneiit- gcltlichcn Rechtsprechung und ärztlichen Hilfe, der Volkswcbr und der VollSjusiiz, NormalardeilSlag und Abschaffung des Grundbesitzes, sowie des UebergangeS der Arbeitsmittel in das Gcsammteigcntbum. Da« sind lauter Phan- tasiegcdilde obnc feste greifbare Grundlage, und mit der ganzen svcialistischcn Litanei kann man auch nicht einen Hund vom Ssen locken. Das einzig Praliischc ist und bleibt der Streik. Wenn niit Hilfe vicseS Mittels der Arbeitslohn auf die ibm zukomincnde Höbe gebracht werden könnte, kann wäre die soeialc Frage, soweit sie über- baupt lösbar ist, gelöst. Dem sieben aber große Hindernisse gegenüber und das größte ist die Maßlosigkeit der Forderungen, welche die Streikenden stellen. E« ist beute keinem »ileUi- gcnten Arbeiter, rer stet» durch Sparsamkeit zu einer gewissen wirtbschastliche» Unabhängigkeit verbolse» Kat, vcrwcbrl, selbst Arbeitgeber, also Bourgeois zu werde», und die Erfahrung lehrt, daß viele Arbeiter von dieser ikncn gewährten Freiheit den geeigneten Gebrauch machen, aber die Mcbrzabl verläßt fick auf die Vortheile, die itmen der Zukuiislsstaat in Aussicht stellt, obwohl diese Vortbeile in der Lust schweben. Bebel hat in Brüssel diese bodenlosen Hoffnungen wieder neu belebt, indem er die Beseitigung der Bourgeoisie nur al« eine Fra^e der Zeit behandelt bat Wir frage» Herrn Bebel: Wie stellen Sic sich denn die Beseitigung der Bour geoisie vor? Werden die Fabrikbesitzer oder die Besitzer großer Werkstätten plötzlich gcnöibigt werden, ibre» Geschäfts betrieb cinznstcllcn, und werde» dann die Arbeiter, weiche sie biöber beschästiglen, selbst den Betrieb in die Hand nehme» ? DaS könnte doch nur geschoben, wen» man die Arbeitgeber gewaltsam von ihren Plätze» verdrängte, oder wenn säe bankerott würden. Die Nachfolger würde» dann den gleichen Wcchselsällcn auSgesctzl sein. „ Dummtcps!" kören wir die Socialdemokraten ausrufen, der socialistischc Staat giebt ja Jedem, was ibm zukommt, er sorgt dafür, daß die Arbeiter zu leben baben, denn cS seblcn ja die Ausbeuter, welche den Li.sivc„antbcil Arbeitserträge- für sich in Abzug brachten! Man möge zuerst von soeialisiischcr Seite durch Tbatsachcn beweisen, daß dicHerstcllung des socialinischen Staates nach dem Programm neuesten Datums ausführbar ist. dann wird aller Widerspruch verstumme», dis tatst» er klären wir die ganze socialistischc Agttattoii sür ein Trugbild, nur bestimmt und geeignet, den Frieden zwischen den einzelnen GcsellschastSclassen zu untergraben und trügerische Hoffnungen zu erwecken, die sich niemals verwirklichen lassen. Die Beseitigung der Bourgeoisie ist eins von den Schlagwörler». welche die schwersten Gefahren heraus beschworen. Wen» man der dadurch gemeinten Sache zu Leibe geht, so kommt man unweigerlich dahin, den Besitzenden daS zu nehmen, WaS sic haben, und den Erlös an die Besitzlosen zu vcribcilcn. Wir erinnern nur an die lächerlichen Erklärungen Licbknecht'S, daß bei der Umgestaltung der socialen Vcrbältnisse mir Schonung verfahren werken solle, daß man also die bisherigen Inhaber der Bel Etagen nicht obnc Weiteres in die Boden- und Kellerräunic verweisen würde Welche Frivolität und zugleich welche GcislcSarmutk gebt auS solchen Bcmcrkuiigcn ßervor! Die Herren Bebel und Liebknecht habe» keine Ahnung davon, wa« es beißt, die Bourgeoisie so von der Tribüne herab zum Untergange zu verurtbcilcn. Diese Bourgeoisie, die sie so gern vernichten möchten, bildet die Grundlage unserer heutigen wirtbschastlichen Verhältnisse und sic ist auch nicht der starre Eapi taliSmuS, der jeden nickt zum Ringe Gehörigen von der Eapi talcrwerbung ausschließt. Die Bedingungen für Erlangung der wirthschastlichen Selbstständigkeit sür den mir Eapilal nicht Ausgerüsteten sind unter Len heutigen Productionövcrbälliiisse» schwerer zu erfüllen als vor Erfindung der Dampskrast und der Elektricitat, aber vom Wettbewerb ist Niemand ausgeschlossen. Herr Bebel bat Wohl seine Aufmerksamkeit noch niemals ans die zahlreichen Eapitalisten gerichtet, welche durch neue Unter nehmungen zu Grunde geben. Bei unseren heutigen Be völkerungöverhältnisscn muffen Glück, Geschicklichkeit »nd Capital Zusammenwirken, um einen dauernden und auS gicbigcn Erfolg zu erreichen, aber obnc den Wettstreit der massenhaft auftretenden Bewerber um die Erlangung von Macht und Rcichthum würde das Leben allen Reiz verlieren. Die Gleichheit aller Menschen im wirtbschastlichen Sinne ist gleichbedeutend mit Tod, nur Streben ist Leben, und an dem Tage, an welchem Herr Bebel seine Führerschaft abgebcn muß, ist auch seine Rolle auSgespielt. Leipzig, 22. August. * Ter Kaiser arbeitete Donnerstag Vormittag zunächst allein und erledigte sodann RegirrungSangelegcnheiten. DaS Eintreffen teS Monarchen in Berlin wird in der Frühe de- SonnabendS erwartet und wird der hohe Herr sich direct von der Eisenbahn auf das Parabefeld begeben. * Betreffs der Blowitz'scken Angaben über ein Ge> spräck, welches er mit dem Boffchafter Grafen Münster über die Vorgänge beim Rücktritt des Fürsten BlSmarck gebabt baben wollte, schrieb vor einigen Tagen der Londoner .Daily Telegraph": „Wir sind durch den Grafen Münster, der jetzt aus dem Gute Derneburg weilt, ermächtigt, die Aulbenlicilät des Bericht» über da» Interview, welches vor einigen Wocken in den Zeitungen erschien, abzuleugnen. ES wurde veröfsenliitt ohne Borwissen oder Ein- willigung Sr. Excellenz, welche i»de verautwortitchkrit für die dann enthaltenen Behauptungen zurückweist." Darauf wird in der Münchener „Allg. Zeitung erwidert: Ob englisch« Zrituugslrser au« dieser gewundene« Erklärung etwas Anderes herauslelen, als eine abermalige indireele Beüaii:ung, vermöge» wir nicht tu entscheiden. Für das deui-.be Pvb.i.um bleibt das Inleresie beüeben. ob ein lästerlicher Bostcha'ier, welcher seinerzeit aus Bong,lag des Fürsten Bismarck >» den twwmalstcheii Dienst des Reiches beruien worben, tdanackilich eniem starre- ivontenleii stonsldeiize» geiiiachl hat, deren lluwal'rbe.t iur iede mit de» Berballiiisten »aber vertraute Perw»Uch?eil zwestello« ist. Wir lagern bis aus Weiteres, in Bezug ans de» Herrn Gra'e» Müniler Derartiges oiizunehinen, einmal, weil die Beibreiiung solcher »»wahrer Geschichten dem diplomatiichc» Geickstck de« Vertreters des Deuiiche» Reiches bei der sraiiziststchen Republik kaum ei» gu.stiiges Zeugin» alisiielle» wnrde, und sodann weil in be» GeseUschanslresten. welchen Fürst Bismarck iowodt als Grai Münster angedüre», derartige Be leidigungen, wie i>e in Bezug aus die Fürstin B>«»iarck vorstegen, doch selten ohne Folge» bleiben pslegen. Au dieieu Gründe» bleiben wir dabei, da» die Miilheilungc» des Herrn Blountz Unwadrheilen seiner eigenen freie» strsindung sein wi sse», au« allerlei Klatsch ilstaminengetrage». der uni lenes Ereigniß in so bedauerlicher Weste gebanst worden ist. Was de» Thatbestand anbelaiigk, so ist aus der Ge'chichte der Lanzlerkrsti« zur Genüge bekannt, daß Fürst Bismarck sein Abschiedsgesuch erst aus wieder- holten kaiserliche» Beielst eingereicht Kat, weil er nicht glaubte, die Verantwortlichkeit sür solche» Schritt im damaligen Augenblick über nehmen zu könne» Darau« ergiedt sich aber doch zur Genüge, daß Fürst Bismarck über die schließliche Annahme seines stnt'.aijniigs- gejuche« nicht im Geringsten im Zweiiel sein konnte n»d daher gar keine llr'ache halte, sich darüber z» entrüsten. Ta» die Stimmung de« Fürste» sich erst durch de» lauenburgstchen Herzogsiilel geiiiilde:! habe, kann nur Jemand glaube» oder bebauplen, der die Sinnes» und Denkweise des Fürsten über solche Dinge nicht keimt, ganz abgeiehe» davon, daß Fürst Bismarck sich bei frühere» An- lassen dieser An stets gegen den Herzogstitel ansge'vroche» halte. Wa« endlich die behauptete Anwesenheit der Fürstin „im Nebenzimmer" anbelangt, so ist dieie sür Jede» »ine striindung, der mit den räumlichen Verhalt»'»»» de« Kanzlerliauies, wie Fürst Bismarck es bewohnte, irgend bekannt ist. Die jlnler redniig mit dem Graien Münster sank in dem im Erdgeschoß bc legeneii Arbeitszimmer statt, und da giebt eS oder gab es gar kem Nebenzimmer", i» welchem die Fürstin sich hätte auihaite» »nd eine Unterredung init lauter Stimme sichre» käniien. Im Gegen theil waren die im ersten Stock belege»«» Wvhnranme der Fürstin von dem Arbeitszimmer des Fürsten, zur oft beklagte» Unbequem, lichkeit des Letzteren, in »»erwünschter Weise enliernl und getrennt. Nach dem Allem wird Gras Munster nunmehr de», deutschen Publicum gegenüber mit einer jede Zweideutigkeit ansschließenden sormellen strsiariing über die vbjective Wahrheit jener Behauptungen des Herrn Blowitz nicht länger zurückhalle» könne». I» der neuesten Nummer der „Times" hält der Pariser Corrcspoiident de« Blatte« seine Angabe» aufrecht: er fügt hinzu, er habe dieselbe» veröffentlicht, weil er glaubte, da» Gras Münster die Veröffentlichung wünschte und Befehl balle, sie zu wünschen". De» elenden Lügen des Herrn läppert au- Blowitz wird dnich die Geben in de» .Hamburger Nachrichten" veröffent lichte Erklärung des Grafen Herbert Bismarck, tvonacb die angebliche llnterrcduiiZ des genannten .Herrn i»it dem Grasen Münster über die Entlassung des Fürsten Bis marck lediglich eine Ersindung und schändlicher Miß brauch des Namen« des Grafen Münster ist, ein Eure bereitet. Die Erklärung lautet: A» die Redaetioii der „Hamburger Nachrichten". Schönhausen, 10. August 1801. Tie von dem Londoner „Dailn Telegraph" aus Veranlassung des kaiserlichen Botschafters Grasen Münster kürzlich gebrachte Richtigstellung eines im Juni erichienenc» »nd Seine Ercellcnz ver- dächtigenden Artikels der „Times" lst von den meisten Zeitungen reproducirt »nd verschiedentlich commentirt worden Ta» eS sich in diesem Artikel, welcher eine willkürlich ersundene Schildern«» von Vorgängen bei der Entlastung de« Fürste» B>» marck enihiell, um eine Fälschung und einen Mißbrauch de« Namen« des lästerliche» Bviichaster« handelte, ist sür >eden Wissenden keinen Augenblick zweifelhaft geiueien. Damit aber jene Fälschungen der Pariser Correspondenz der „Times" endgiltig aus der Welt geschafft werden, bitte ich die ver> ehrliche Redaction der „Hamburger Nachrichten" ergebenst, den folgenden Auszug auS einem eigenhändigen Schreiben de« Herrn Grasen zu Munster, welches Seine Epcellenz am 2. d. M. an mich gerichtet hat, zum Abdruck bringen zu wollen: Ich bitte dem Fürste» zu sagen, wie außer mir ich über die Ersindung des .... Blowitz bin und ihm mein Bedauern darüber auszusprechen, daß man meine» Namen so mißbraucht hat. — gez. Münster." Mit der Versicherung meiner vorzüglichsten Hochachtung Graf Bisinarck-Schönhausen. * Der commantirende General deS 0. ArmeccorpS, Gras Waldersec, ist am Donnerstag in Berlin ein getroffen. Seine Anwesendest bängt, wie man annimmt, mit an Allerhöchster Stelle getroffenen Dispositionen zusammen * Der ebenfalls zur extrem-agrarischen Richtuncz gekörte RcichStagSabHcordnctc Gras von Mirbach erklärt sich in einer Zuschrift an die „Kreuzzeitung" als nicht einverstanden mit den neuesten AuSsükrungen seines FractionSgcnosscn Grasen von Kanitz, billigt vielmehr die Erklärung deS RcichSanzcigerS" vom >7. d. M, ohne sich .dessen auf die HandelSvcrlrä^e bezüglichen Motive anzucigncn". Zur weiteren Erklärung der augenblicklich aus den Koben Korn preis cinwirkendcn llmsiände verweist Graf Mirbach »och auf die Verzögerung der Ernte, an welche sich die Saal bestellnng nunmebr obnc Unterbrechung anschlicßen mußte so daß zum Erdrusck und Verkauf von Roggen, zur Absnbr nach den Märkten weder Zeit noch Gespanne und Arbeit« kräste disponibel sind. Da- werde sich in einigen Wochen ändern. * Der plötzliche Tob deS GeneralsiabSofsicierS deS Gon verncmcntS Mainz, MajorS Otto Zahn, findet weit über militairische Kreise binauS die lebhafteste Theilnabnic. Major Zahn gehörte zu unseren hervorragendsten und geistig bc dentcndstcn Gencralsiabsossicicrcn und halte sich !n weiten Kreisen des Heeres viele warme Freunde erworben. In den letzten zehn Jahren hat er ununterbrochen dem Großen Generalstab angchört. In der ersten Zeit war er zugleich Lebrcr an der Kriegsakademie, dann war er General slabSofficier bei der >9. Division in Hannover und seit >887 war er in der Centralabtheilung de- Großen General stabeS tbätig und in dieser Stellung besonders intim mit dem Generalseldmarschall Grasen Moltke und namentlich mit dem Grasen Waldersec, dessen erster Adjutant er in den letzten Iabren war. Als Graf Waldersec den Besebl über daS 9. CorpS im Februar d. I. übernabm wurde Major Zahn als GeneralstabSosficier nach Mainz versetzt. Er war mit Leib und Seele Soldat und vor Allen, aus dem Gebiete der Taktik und der Kriegsgeschichte außer ordentlich bewandert. Die ausgezeichneten Eigenschaften seine« Cbarakter« und Herzen« wurden allseitig anerkannt Mit weiteren Kreisen der Berliner Bürgerschaft trat er im vorigen Jahre in enge Berührung, al« r« galt,, den 90. Ge dnnstag de« FeltmarschallS Grasen Moltke zu feiern, wo ibm dienstlich die Leitung der Festvordcreitungen anvertraut worden war. Der Abgeordnete v. Schorlen, er erklärt, wie der Wettsälische Merkur" meldet, die Nachricht, daß er den apsr gedele» bade, sich von einer unmittcldarcn Theitnadme an der cnropäischc» Staatspolitik sernzubalten, sür erlogen. * Wer die Agitation gegen d ic Kornzölle, wie sie sich in den letzte» Monaten abgespielt bat, ausmerksam vcr- olgl bat. Wirt sich tcS Gesübl« nicht baben erwehren können, aß Freisinn und Soeialdemokratic bei ihren täglich ge lagerten Ausfällen gegen die Regierung und die ihr in der Gelreitezollsrage zu» <ieilc siebenten Parteien nicht dlo« da» lnicreise der Eontumenie», sondern in erster Reibe FraetionS- ittlcrestcn >»> Auge batten. Sie wollten für ibre Partcizwecke von der durch die »ngünstigc» Zeiiverbältmssc geschaffenen Lage möglichst vxl prosiliren. Das erweist schon der E^egensatz. in welchem sich bei der Behandlung der Kornzollsrage die freisinnigen und die socialtcmokralischen Organe zu den sreibändlcriscken Blättern der nalwnallidcralen Partei befanden. Wäbrcnd die letzteren ibrcn anlischutzzöllnerischen tantpunet mit Energie und Festigkeit, aber obnc Ver dächtigung der wirtbschastlichen Gegner zur Geltung zu bringen suchlcu, waren Freisinn und >^ociattcmokratie wieder einmal stark an der Ardeit, den Vertbeitigcrn der Getreide- öllc u. A. auch der Regierung Beweggründe sür ibr Ver- ballen nntcrzuschiebcn, die mit der Sache selbst nichts zu Ibu» batten und ihnen alle möglichen Schlechtigkeiten nachzusagen. Die freisinnige Presse hat eben »och immer nicht gemerkt, sür wen sic eigentlich durch solche Praktiken da« Feld ebnet. Vor einigen Tagen ging eine Mit- Ibcilung durch die Blätter, wonach eine socialdemo- ktalische Bereinigung das Vergeben der freisinnigen Blätter in Mecklenburg als eine sür die Socialdeinokralie höchst niitzbringcntc Arbeit bezeichnet» und den Mangel einer eigenen Presse in Mecklenburg zwar bedauerte, ibn aber als durch die Tbätigkeit der freisinnigen Blätter reichlich ersetzt bczcichncle. Auch dieser Vorgang bat den Freisinnige» die Augen . nicht geöffnet. Wenn irgend jemals, so baden dieselben in der Anligelreirezollagilation sür die Soeialdcmokratte gearbeitet. Die Presse der letzteren bat sich ja denn auch beeilt, iknen hierfür dankend zu guilliren. Das bat die freisinnige Presse davon, daß sic die Gelegenheit benutzte, die politische Lage des Lande» zu trüben und eine Anzahl friedfertiger Elemente gegen die Regierung auszubctzcn. Sie besorgt die Arbeit, die Social- deniokralie heimst den Gewinn derselben rin. Wie den Frei- innigen die Aushebung der Getreidezölle nickt geglückt ist, so :st ibn«» demnach auch die Absicht der Förderung »hier Fractionoinlcrcsscn mißlungen. Daß sic indessen hieran« eine Lehre sür die Zukunft ziehen werden, ist nicht zu erwarten. * Ucker die in »euerer Zeit wieder mehr in den Vorder grund tretenden Welf ischen Umtriebe wird der .Magde durgischen Zeitung" Folgende« aus Hannover geschrieben: Unsere »eulichc» Milldeilungen über die mit Hochdruck arbeitende Welsriiagtlativn sucht da« diesige Welsenorga», die „Dtutsche Volts- zeiluiig", wie üblich, durch «chimpse» aus de» storrejpondenten abzuichwachen. Da» Blatt hütet sich liideß, die Mittheilungen als unrichtig oder gar unwahr zu bezeichne», die Vorgänge »» welsischen Lager sind zu offenkundig, al« daß man sie ableuguen konnte. I» der Stadt Hannover sind nicht weniger als 37 welfstche Vereine vorhanden, die iin engsten Zusammenhänge unter einander stehen. Nachweisbar ist diese Verbindung unter einauder schwerlich, nicht schriillich werde» die Parole» auSgegeben, sondern durch die sog. „WoUIamincr-Zeilung", d. b von Mund zu Mundl Heute wird ei» „Geiuüthlicher Abend" gehalten, d. h. eine Zuiamiueukunst, um Welieulieder zu singen, um welsische Rede» vom Stapel zu lassen, um Blatter z» verweilen, um Vorträge au» der Welseugeschichte zu Halle», um Neugrüiiduiige» von <3else»verc>nen aus dem platten Lande zu verabrede» re. Margen wird ein Ausflug »ach dem Beiilherberge oder dein Sanlel oder gar nach dein .Hohenstein mit Fra». Lind und »eget gemacht. Dabei spiele» die geldweißen Cchlei'en sür die weißgekleideten Jungfrauen, die iveißgelbeii Fähn lein sür di» Kinder eine große Rolle Diese anscheineud kleinen Dinge haben Wichtigkeit in der Hand der welstsche» Agitatoren, sie wirlen aus das Geiuüth der Jugend, und aus diese hat e« die Welsenagilativ» jetzt in erster Linie abgesehen. Eine Säule der Weisen »ach der andern sank in de» letzten Jahren iuS Grad und mit Schrecke» sahen die übrig gebliebene» Agitatoren, daß der Welsengedauke als solcher sich immer mehr dem Grabe näherte. Bis dahin Halle nian nicht genug sur den Nachwuchs gelban, »nd diesen Fehler sucht ma» nun mit außrrüer Anstrengung aller Kräfte nachzubolen. Wie schon erwähnt, alle Mittel werde» in den Kreis der Agitation ge zogen, durch die inan aus di« Jugend, Männlein wie Fraulein, wirken kann, so Concerto, Turne», Kegel», Singen, Tanze», ge- inülhlichc Ahkudversauimlungk», Theolerspicle, Ausflüge, Geburts tagsfeiern rc. Man ist sörinlich rrsiiiderisch in der Zusamme»- sutirung der junge» Leute. Zu welche» Mitteln gegriffen wird, zeigt die Grüudung eine» Welseiivereüis sür die Jugend in »mein großen Flecke» au der Aller. Jeder Mitbegründer de» Vereins er hielt 5».««, um an den. Tage resp. Abende recht vergnügt sein zu können, und dieses Mittel zeigte große Zualrast. An Geld fehlt es den Welsen- agiiatoren nicht. Auch in der Wahl der Personen bet diesen Grün- dünge» ist man nicht sehr wählerisch, der Zweck heiligt die Mittel. So setzt» man in einem Orte am Deister einen beriinlergekommenen Ortseingesessenen an die Spitze, weit er ein geschickter Agitator war, »nd seit der Zeit sollen sich die peeiiniäreii Verhältnisse des Mannes gut gebessert haben. An Geld fehlt« nicht bet der Agitation. Tie vaussnchungen bei den Welse» finden ,etzl in der Provinz vielfach statt, so jüngst in Nortbeün und Göttingeu. Zweck derselben ist, zu erfahre», ob die i» letzter Zeit so vielfach gegründete» Vereine in Verbindung miteinander siehe». Ob ein Zusammenhang sich ergeben hat, darüber verlautet bis letzt nichts. Unseres Erachte»« kommt man mit solchen Maßregel» viel zu spät, und die „Wollkämmer- Zeitung" erscheint bei de» Wellen in Stadt und Land wohl täglich, besteht aber in »nbedrucktru Blätter», und diese geben den Haus- suchern keinen Ausschluß. * Tie in voriger Woche von unS ausgesprochene Ver- niulhuiig, daß die Reise teS Präsidenten des Lber-Kirchen- rathS, Wirkt. Geh.-RatbS I)r. Barkbauscn, mit der be vorstehenden Berufung der preußischen Genrralsynode zusginnieiihängc, bestätigt sich. Tein Vcrncbmen nach ist die Einberufung sür die zweite Woche de« November zu er warten. Vorher wird noch eine Sitzung des Generalsynodal- VorstgndeS stattsinden, um die nöthigcn vorbereitenden Be schlüsse zu fassen; derselbe dürste in der ersten Hälfte deS September zusammentretcn. DaS der Gencralsynode zu- gebendc Material ist soweit als möglich vorbereitet; ein Tbeil der Gesetzentwürfe liegt sogar schon vollständig im Druck vor. Alle entgegengesetzte», noch in den letzten Tagen von einigen Zeitungen verbreiteten Meldungen entbehren de« sachlichen Hintergründe«. * In Betreff eine« dem deutschen Gesandten in Ehina, Herrn von Brandt, gemachten Vorwurfe« schreibt di« .Nordd. Lllg. Ztg.",
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