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Erzgebirgischer Vollssreund. Tage-und Amtsblatt - für die GerichtSämter Grönhain, Johanngeorgmstadt, Schwarzenberg und Wildenfels-, sowie für die Stadträthe Aue, Elterlein, Grünhain, Hartenstein, Johanngeorgenstadt, Lößnitz, Neustödtel, Schwär- zenberg, Wildenfels und Zwönitz. Sonnabend, den 18. Februar. Brei« viertrljährlich 15 Ngr. — Jnseraten-Annahme für di« am Abend erscheinende Nummer bi« Bormittaq« 11 Mir Tagesgeschichte. Deutschland. Oesterreich. Der Leipziger Abendpost schreibt man aus Wien: Beziehentlich der Zollfrage gibt man sich hier gar keinen Illusionen mehr hin und täuscht sich nicht darüber, daß wenn in Berlin wirk lich noch ein Vertrag zu Stande kommen sollte, sich dieser nur auf die Verkehrserleichterungen beziehen werde. Selbst das Zollcartell ist zweifelhaft geworden, und daß der eigentliche Zweck der Verhand lungen, ein Handelsvertrag, mit dem Zollvereine nicht zu Stande kommen werde, glaubt man bereits als gewiß annehmen zu können. Es bleibt uns also nichts Anderes mehr übrig, als unsere Tattfan- gelegenheit selbständig zu regeln, wozu man wol auch binnen Kur zem zur Freude der Verfechter der „autonomen Tarifreform" schrei ten wird. — Bezüglich der schleswig-holsteinischen Angelegenheit muß natürlich die Verhandlung so lange stocken, als die preußische Ant wort aus sich warten läßt. Ihr Eintreffen ist zwar für übermorgen fignalistrt, die Hoffnungen, die wir aber auf dieselbe in Betreff einer beschleunigten Erledigung der schwebenden Frage sehen, sind sehr gering, denn wir haben Ursache zu glauben, daß die Aufstellung der voraussichtlich unannehmbaren und mit der Selbständigkeit Schles wig-Holsteins unvereinbaren Forderungen eben nur wieder zu neuen Verhandlungen führen und hierdurch die Bismarck'schen Bestrebungen: di« Sache auf die lange Bank zu schieben, gekrönt werden werden. Wien, 14. Kör" Der-Finanzausschuß verhandelte heute über das Budget des Ministeriums des Aeußern. Heftiger Tadel gegen die Vertretung in Rom wurde laut. Giskra wünschte die Vereini gung der Gesandtenposten in Frankfurt, Kassel und Darmstadt. Graf Mensdorff erwiderte, es sei dies unmöglich, da Oesterreich in Kassel, wo Preußen und der Nationalverein eine besondere Thätig- keit entwickeln, einen eigenen Gesandten benöthige. Der Abstrich von 63000 fl. wurde angenommen. Preußen. Das Abgeordnetenhaus beschäftigte sich in seiner Sitzung am 14. Febr. mit der Arbeitercoalitionsfrage, wobei es zwi schen der Linken und Rechten ziemlich heiß herging. — Der patrio tische Verein in Kottbus hat dem Präsidenten Grabow ein — Miß trauensvotum überschickt. (Es muß auch solche Kauze geben!) Berlin, Donnerstag, 16. Febr. In der Budgetcommission ha ben die Referenten für den Generalbericht heute folgenden Antrag gestellt: Das Haus wolle beschließen, der Staatsregierung zu erklären: 1) in dem vorgelegten Staatshaushaltetat sei eine richtige Ver- theilung der Staatsausgaben nicht zu erkennen; 2) der Militäretat bedürfe einer wesentlichen Umgestaltung und Ermäßigung; 3) für Productivzwecke (Stromregulirung, Wegebauten, Landes- Verbesserung), sowie für Unterricht, Wissenschaft und Gehaltsver- befferungen sei eine größere Summe zu verwenden; 4) der gegenwärtige Zeitpunkt sei zu einer Reform und Ermä ßigung drückender und zweckwidriger Staatslasten geeignet (Gerichts kosten- und Briefportoherabsetzung, Salzmonopolaufhebung); 5) die Gebäudesteuer sei (unter Ueberlassung des Ueberschusses an die Gemeinden) auf den ursprünglich veranschlagten Jahresbe trag von 2,843,260 Thlr. festzustellcn; 6) bei der gesetzlichen Einkommensteuer und der Klaffensteuer fei eine Umwandlung vorzunehmen, dahin, daß die Zahl der Monats raten, welche zur Deckung des Bedarfs zu erheben sind, innerhalb des gesetzlichen Maximums von zwölf Monatsraten jährlich durch das Budget festgestellt werden. In militairischen Kreisen wird die erfolgte Zurdispositionstel lung des Generals v. Werder, zuletzt Obercommandirender der an der Grenze gegen Polen zusammen gezogen gewesenen Truppen, da rauf zurückgeführt, daß dieser General sich öfter ausgesprochen für die zweijährige Dienstzeit und für die Erhaltung und zeitgemäße Fortbildung der Landwehr; namentlich sollte er darin mit dem frü heren Kriegsminister- v. Bonin und dem Fürsten v. Hohenzollern übereinstimmen und gern der treuen Handhabung und vollen Durch führung der beschworenen Verfassung das Wort reden. Der deutsche HandelStag wird, wie man hört, voraussichtlich auf Mitte Juni anberaumt werden. Als Ort desselben wird Braun schweig festgehalten werden. Coburg, 14. Febr. Nach einer Mitthcilung eine« hiesigen Lc- calblattes soll es in der Absicht einiger Landtagsabgeordneten liegen, auf dem nächsten Landtag auf Einführung einer progressiven Titel» und Ordenssteuer, vom Hofhandwerker und von der Verdienstmedaille an auswärts, zu stellen. Schleswig - Holstein. Kiel, 13. Febr. Der Comite, welcher die Betheiligung an der Kieler „Erklärung" registrirt, hat eine Bekanntmachung folgenden Inhalts beschlossen, durch welche er u. A. den vielbesprochenen Pas sus der „Erklärung" indirect erläutert. Derselbe lautet: „Außer den Großgrundbesitzern und Mitgliedern der Ritterschaft, deren Nanien schon bekannt gemacht sind, haben 49,160 selbstständige Männer der Herzogtbümcr bis heute die „Vierziger-Erklärung" un terschrieben. Dieses Resultat der bisherigen Unterzeichnung der im Gegensätze gegen die Siebzehner-Adreffe gefaßten sog. Vierziger-Er klärung liefert den besten Beweis einestheils von der Einmüthigkeit der Bewohner der Herzogthümer, anderntheils von dem Jrrthume derjenigen, namentlich auch ausgesprochenen Ansicht, des Landes in dem Passus — „ „wir halten fest an der Forderung: daß bei der zu beschleunigenden Ordnung unsrer staatlichen Verhältnisse sowohl im Innen:, als in Beziehung zu Deutschland dem Herzog und de» gesetzlichen Vertretern des Landes eine entscheidende Stimme zu stehe" " — etwas Anderes glaubten erkennen zu müssen, als die Wahrung des SelbstbestimmungSrechts des Landes. — Detaillirte Berichte bleiben Vorbehalten. Fernere Beitrittserklärungen werden jederzeit von dem unterzeichneten Herrn Lange entgegengenommen, so wie von demselben Subscriptionsboge» zu beziehen sind. Kiel, den 11. Febr. 1865." Frankreich. Durch kaiserliches Decret vom 8. d. M. wird die Taxe der mit tels autographischer Apparate besorgten Privat-Depeschen nach dem Flächenraume, den die Depesche einnimmt, auf 20 Centimes für den Quadrat-Centimeter festgesetzt; die Telegraphen-Vcrwaltung hat Voll macht, die geeigneten Papiere zum Preise von 10 Centimes das Blatt, gleichviel von welcher Größe, zu verkaufen; die Größe soll mindestens 30 Quadrat-Centimeter betragen. Die Tclegraphen-Ver- waltung liefett vier Papicrsorten, von 30, 60, 90 und 120 Quadrat- Centimeter. Vom 16. Febr. an kann das Publicum autographische Depeschen zwischen Paris und Lyon aufgeben. Die France glaubt an die Möglichkeit einer Lösung des Verfas- sungsconflicts in Preußen. Sie bemerkt: Hr. v. Bismarck, dessen Beziehungen zu Oesterreich sich span nen, sieht ein, daß er doch an zwei Conflicten, einem inner» und äußern, zu gleicher Zeit etwas schwer zu tragen hätte. Der aben teuerliche Minister des Königs Wilhelm hatte gehofft, die Nation werde sich im Pulverdampf von Düppel berauschen und die Kammer werde unter dem Gewicht der Lorbern die Stirn beugen. Die Preu ßen haben beim Kanonendonner in die Hände geklatscht, allein da rum haben sie ihre Abgeordneten nicht im Stich gelassen, und Hr. v. Bismarck erhielt nur die Hälfte vom Zauberglanz des Ruhms. Es mußte also das Gewicht einer Annexion des Elbegebicts in die Wagschale geworfen werden. Vielleicht glaubte das berliner Cabinet einen Augenblick, das so heiß begehrte Gebiet schon mit der Hand ergreifen zu können. Allein das Luftbild zerrann und der germa nische Widerstand greift nm sich. Unter solchen Verhältnissen ist es ganz natürlich, daß er das Bedürfniß fühlt, sich mit der National vertretung wieder auszusöhnen. Andererseits sei auch ei» Theil der Opposition einer ehrenvollen Ausgleichung nicht abgeneigt. Paris, Mittwoch 15. Februar, Abends. Die legislative Ses sion ist heute Mittag 1 Uhr vom Kaiser eröffnet worden.