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Dresdner Journal : 28.07.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-07-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189707286
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970728
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970728
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-07
- Tag 1897-07-28
-
Monat
1897-07
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 28.07.1897
- Autor
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Vezu,»»reis: Für Dresden vierteljährlich: 8 Mark soPs., bei den Kaijer- tich deutschen Postanstaltro vierteljährlich »Mark; außer halb de» Deutschen Reiche» Post- und Sternpelzuschlag. Einzelne Rümmer»: 1V Ps Erscheine»: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend« Frrnspr -Anschluß: Nr 1295 Zres-ner M Journal. A»lstv»i,«»,»«e»»tzre» r Für den Raum einer gespal tenen Zelle kleiner vchnst NO Ps Unter „Eingesandt" die Zeile öO Ps Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag Vera »»«euer. Königliche Expedition de« Dre-dner Journal- Dresden, Zwrngerstr 80 Sernspr.-Anschluß: Nr 1295 ^172. 1897 Mittwoch, den 28. Juli, abends. 'Nachbestellungen auf das „Dresdner Journal" für die Monate August und September werden zum Preise von 1 M. 70 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeichneten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für auswärts: bei den Postanstalten des betreffenden Orts zum Preise von 2 M. WE" Wir ersuchen unsere geehrten Post bezieher um rechtzeitige Erneuerung der Be stellungen bei den betreffenden Postämtern, da mit in der Zustellung der bezogenen Exemplare keine Unterbrechung eintritt. Lönizl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. TreSdeu, 28. Juli. Se. König!. Hoheit der Prinz Friedrich August, Herzog zu Sachsen, ist heute früh 1 Uhr 46 Min. aus dem Nordseebade Norderney hier wieder eingetroffen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Bahnwärtern bei der StaatSeisenbahnverwaltung Brodkorb in Kaltofen und Krauß in Göritzhain das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Grueuuuugev, versetzKugea rc. im öffeirtlicheu Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums brr Finanzen. Forstverwaltung. Der vormalige Waldarbeiter Irmer ist zum Waldwärter aus Naundorser Revier ernannt worden. Bei der Verwaltung der StaatSeisenbahnen sind ernannt worden: Häubrrer und Lommatzsch, zeither Ex pedition-- Hilfsarbeiter, als Bureauassistenten in Radebeul und Dresden; Becher, zeither HilsSausseher, als Bahnmeister- assiftent in DrcSden-A.; Fiedler, Kröner, Schneider und Schumann, zeither Streckenvormänner, als Bahnmeister- assistenten in Chemnitz, Leipzig I, Pirna und Dresden-Neu stadt; die nachgenannten Schlosser al-Feuermänner l Kl. unter Belassung der Eigenlchast als Lokomotivführer Lehrlinge: Barth', Petzold', Siegel', Weidel und Zieg-' in Chemnitz, Dietrich ', Ebhardt ", Glüher, Münch ', Scheibe und Schmiedel' in Zwickau, Engmann' in Flöha, Enke' und Roßbach in Dre-den-N II, Gutte in DreSden-A., Kallmeier' und Schneider" in Leipzig II, Kirsche, Nagel° (Militäranwärter), Paritzsch, Philipp', Senftleben und Bogel" in Dresden Fr., Limbäcker und Neutzsch in Leipzig I, Mahler in Zittau und Rosner in Görlitz; tue nachgenannten Bremser als Schaffner: Burkhardt", Krutzger und Rathmann' in Leipzig II, Göllnitz in Hainsberg, Grellmann undSeidel" in Adorf, Hauschild' und Tiepner' in Leipzig I, Hilbig", Koch', Lorenz'" und Wunderwald in Zwickau Humann in Schwarzenberg, Lehmann" und Müller" in Annaberg, Mattheb" und Süßmilch' in Chemnitz, Rasche und Seisert" in Bienen mühle, Reinhardt' in Gera (Reuß) und Wagner' in Radeburg. Beicher Post-Verwaltung ist ernannt worden: Emil OSkar Kadler, zeither Postsekretär, als Ober-Postsekrctär im Ober-Postdirektionsbezirk Dresden. Im Geschäftsbereiche beS Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: die infolge Emeritierung ihre- Inhabers demnächst zur Erledigung kommende erste Lehrerstclle an der siebenklassigen Schule zu Ohorn. Kollator: die oberste Schulbehörde. Die Stelle gewährt außer gesunder und geräumiger Wohnung im Schulhause, Gartengenuß und 816 M. für Überstunden und Fortbildungsschulunterricht den gesetzlichen Gehalt. Doch sollen auch Bewerber, welche die erste oder die erste und zweiie Altcrszulage beziehen, berücksichtigt werden. Bewerbungsgesuche mit den ersorderlichen Beilagen sind bis zum 16. August bei dem König! BezirkSschulinspektor Ur. Hartmann in Kamenz einzureichen; — die Kirchschulstelle in Grünberg Kollator: das König!. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts Einkommen: 1030 M. Gehalt vom Schuldienst, 4K3 M. 7ö Ps. vom Kirchendirnst und freie Wohnung. Besuche sind unter Beifügung sämtlicher Prüsung-- und AmtsführungSzeugnisse bis zum iS. August bei dem König! BezirkSschulinspektor Schulrat Lohse in Zwickau einzureichen Nichtamtlicher Teil. Neber die griechisch-türkischen Friedens- Verhandlungen enthält heute die „Köln. Ztg." eine Mitteilung, die nicht verfehlen wird, ein gewisses Aufsehen zu erregen. Die Mitteilung lautet folgendermaßen: Über den Fortgang der Friedensunterhandlungen lausen augenblicklich die verschiedensten Meldungen durch die Presse; richtig an ihnen dürste sein, daß die Berbandlungen seit einigen Tagen ein schnelleres und Erfolg versprechenderes Aussehen an genommen haben. Die Grcnzfrage ist bis aus die Feststellung technischer Einzelheiten, die an O>t und Stelle geregelt werden sollen, erledigt, und auch die Frage der Kriegsentschädigung ist dahin entschieden worden, daß den Türken etwa 4 Mill türkische Pfund zugebilligt werden Dagegen herrscht noch keine Übereinstimmung über die Geldbeschaffung Der Stand punkt mehrerer Mächte, unter ihnen auch Deutschlands, geht nun dahin, daß die Räumung Thessaliens nicht eher verlangt werden kann, als bis die Kriegsschuld beglichen, oder in unanfechtbarer Weise verbürgt i st Bei der heutigen Finanzlage Griechenlands scheint es ganz ausgeschlossen, daß eS eine die sofortige Abzahlung gestattende Anleihe aufbringen könnte Diese würde nur durch eine Bürg schaft der Mächte ermöglicht werden können, und daß dazu zum mindesten in den konstitutionell regierten Staaten wenig Neig ung vorhanden, ist wohl außer Zweifel. Für Deutschland und den deutschen Reichstag die Frage stellen, heißt sic ver neinen. Scheint also die Begleichung der Kriegsschuld in einer Zahlung ausgeschlossen, so müssen für Teilzahlungen Bürgschaften geschaffen werden, die nach Auflassung eines Teiles der Mächte, darunter Deutschlands, nur in einer internationalen Kontrolle zu finden sind. Niemand kann der Türkei zumuten, daß sie aus griechische Zahlungsversprechungen hin ihr Pfand Thessalien aus der Hand geben soll. Sollte eine solche Be stimmung, welche in irgend einer, aber nur ganz unanfechtbaren Weise die Zahlung an die Türkei verbürgt, nicht in den Friedensvertrag ausgenommen werden, so dürfe es wohl fraglich werden, ob die deutsche Regierung glauben wird, dem Sultan Annahme eines Vertrages em pfehlen zu können, dessen Durchführung von grie chischer Seite mehr als unwahrscheinlich ist. Obwohl die „Köln. Ztg ", die jetzt täglich ganz im Stile der freisinnigen und demokratischen Hetz- organe gegen die Regierung im Reiche und in Preußen zu Felde zieht, es kaum verdienen dürfte, von der Regierung mit Nachrichten bedacht zu werden, muß man doch wohl annehmen, daß die vorstehende Auslassung auf offiziöse Quellen zurück zuführen ist Und dann beweist sie jedenfalls, daß es von einem lächerlichen Optimismus zeugen würde, wenn man annehmen wollte, die durch die Friedensverhandlungen erzeugten diplomatischen Schwierigkeiten seien schon so gut wie behoben. Wenn es Deutschlaud für angezeigt erachtet, dem Sultan zu verstehen zu geben, es widerrate ihm unter ge wissen Voraussetzungen, auf die Friedensbedingungen einzugehen, so bedeutet dies soviel, daß im Grunde genommen noch recht wenig erreicht ist. Gegen welche Faktoren und Einflüsse sich die deutsche Kundgebung richtet, darüber wird man ja voraus sichtlich bald Näheres erfahren. — Über den vom Sultan nach Kreta abgcsandten Marschall Djevad Pascha schreibt uns unser Mit arbeiter aus Konstantinopel Folgendes: Trotz aller gegnerischen Einflüsse ist Marschall Djevad- Pascha mit großem Gefolge nach Kreta ausgebrochen Es be steht türkischerseitS die Absicht, von Kawalla aus 80 000 Mann ihm nachzujenden und nach der Insel zu dirigieren. Hiergegen dürste es möglicherweise wieder einen Protest geben und viele Kunst und Wissenschaft. Aus der Geschichte einer Zeitung. Einen wertvollen Beitrag zu der Geschichte des deutschen Journalismus und somit zur deutschen Kulturgeschichte überhaupt liefert die vor wenigen Wochen erschienene um fangreiche Jubiläumsschrift der Faberschen Buchdruckerei in Magdeburg, die diese Firma in Veranlassung ihres 250 jährigen Bestehens herausgegeben hat Da bereits das vorige Jahr das eigentliche Jubiläumsjahr der Firma war, so hat sich das Erscheinen der Schrift allerdings verspäte: Jedoch ist schon der Umstand, daß sie überhaupt noch mehrere Monate nach dem eigentlichen Jubiläum er scheinen konnte, der beste Beweis dafür, daß sie nicht bloß einen Wert für die Firma, die auf ein 250jähriges Bestehen zurückblicken konnte, besitzt, sondern daß sie zu gleich auch vermöge ihres Inhalts auf eine allgemeine Beachtung Anspruch erheben kann Freilich sind die Heraus geber bescheiden genug, sie gleichsam bloß als eine Familienschrift hinzustellen, die lediglich den Zweck habe, ein klares Bild von dem Leben und Wirken ihrer Vor fahren zu geben, und die auf die etwaigen Nachkommen der Familie anspornend wirken solle, gleich den Vor fahren in der Treue zu Kaiser und Reich zu beharren, den Glauben der Väter zu bewahren, an oem eigenen Recht festzuhalten, da» Recht anderer zu achten und in allen Dingen pflichtgetreu, arbeitsam und sparsam zu sein, damit des Geschäftes Name alle Zeit frei von Makel er halten bleibe. In Wirklichkeit aber ist diese Jubiläums- fchrist mehr als eine bloße Familienschrist. Der Grund dafür liegt darin, daß sie nicht bloß die Geschichte der Faberschen Buchdruckerei, sondern auch und vor allem die Geschichte der im Verlage dieser Firma erscheinenden „Magdrburgischen Zeitung" behandelt Und die Geschichte eines so großen und so alten Blattes ist in der That ein gutes Stückchen Kulturgefchnyte. Atu Recht weist ver Herausgeber an einer Stelle darauf hin, daß die Zeitungen für die Kulturgeschichte noch nicht genug ausgebeutet worden sind. Selbst die Inseratenteile wären im stände, wertvolle Ein blicke in das kulturelle Leben früherer Zeiten zu gewähren. Die ersten fünfzig Jahre der „Magdeburgischen Zeitung" oder vielmehr ihrer Vorgängerin waren zugleich die ersten fünfzig Jahre nach der Beendigung des furchtbaren dreißig jährigen Krieges. Ein Blick in das Leben eines der Vor fahren der Faberschen Familie, des Diakonus an der Kirche zu Radeberg bei Dresden, Gabriel Faber, zeigt deutlich die traurigen Zustände jener Zeit, in der die Leiden und Drangsale des großen Krieges und die Ver wilderung, die infolgedessen eingerissen war, noch drückend sich fühlbar machten Einer der Söhne des Landpfarrers, Gabriel Gotthilf Faber, heiratete 1730 die Tochter des angesehenen Magdeburger Buchdruckers Andreas Müller und wurde damit sozusagen der Vater der Faberschen Firma. Einundvierzig Jahre lang hat er an der Spitze des Ge schäftes gestanden, unter ihm scheint — es geschah 1731 — die „Magdeburgische Zeitung" zum ersten Male offiziell er wähnt worden zu sein, und noch zu seiner Zeit ist das Blatt durch eine Sonnabendbeilage des Titels: Historisch- Politische und Gelehrte Merkwürdigkeiten" erweitert worden Vor allem aber hat Gabriel Gotthilf Faber in Bezug aus das Jnseratenwesen einen bedeutenden Erfolg errungen. Im Jahre 1727 war nämlich eine König!. Kabinettsordre erschienen, durch welche die Gründung eines sogenannten „Jntelligenzblattes" in Berlin, Magdeburg, später auch in Halle und wohl auch in anderen größeren Städten de kretiert wurde Bei Verlust ihrer Privilegien, ja unter Umständen bei noch härterer Strafe mußten sich die Zeitungsbesitzer nun der Veröffentlichung aller In serate enthalten, die sich auf Kaus oder Verkauf von beweglichen und unbeweglichen Sachen, auf Auktionen, Subbastationen rc. bezogen Da die Zeitungsbesitzer ferner gehalten wurden, in jeder Weise das „Intelligenz- Leute hier glauben schon, daß Djevad Pascha vielleicht schon in der nächsten Zeit wieder hier eintreffen werde, obwohl nach seiner Ernennung eine mit zahlreichen Unterschriften ver sehene Dankadresse an den Sultan abgegeben wurde, während in einer zweiten Adresse aus die zunehmende Gesahr aufmerksam gemocht wurde, daß Engländer und Russen den dauernden Besitz der Insel Kreta anstrebten. Jedenfalls wäre die Perfon des Marschalls durchaus geeignet, aus der Insel Ordnung zu schaffen Denn er verstand eS, sich in beiden Lagern Freunde zu er werben, als ec vor vier Jahren dort Generalgouverneur war. Allerdings hatte er damals Mittel an der Hand, über die er heute nicht versügt. Aber wenn Europa endlich mit der Ein führung von Reformen und dem autonomischen Regime auf der Insel beginnen will, dann muß vor allem die Ruhe ge sichert sein, und diese kann Djevad-Pascha sicher herbci- sühren, jedensalls viel eher, als irgend ein europäischer Gouverneur, dem Land, Leute, Sitten und Gebräuche der Insel vollkommen sremd sind und der sich einer mißtrauischen, unbotmäßigen Bevölkerung gegenüber sehen wird, mit der er bei bestem Willen nicht leicht fertig werden könnte. Die beste Lösung wäre die Belassung Djevad-Paschas aus der Insel für eine Reihe von Jahren, bis die Ruhe vollständig gesichert ist und die versprochenen Reformen durchgesührt sind. Dann kann er die Zügel der Regierung in fremde Hände legen und mit der Genugthuung von Kreta scheiden. Grsamteuropa einen un bezahlbaren Dienst geleistet zu haben Jeder andere Versuch, in die heutigen Zustände Ordnung zu bringen, wäre vergebliche Mühe. Man würde nie ans Ziel gelangen. Zur Alotttnsrafte erhalten die „Hamburger Nachrichten" folgende beachtenswerte Zuschrift: „Der „Woking Observer" veröffentlicht eine Unterredung seines Reporters mit einem Australier, der zu den Kolonial truppen gehörte, die zum Jubiläum der Königin von England nach London gekommen waren Aus die Frage des Bericht erftatters äußerte der sremde Gast, er werde mit einem deutschen Dampfer nach Hause reisen, weil die An gestellten der britischen Dampferlinien aus die Wünsche des reisenden Publikums gar keine Rücksicht nähmen. Werde die Behandlung den Reisenden gegenüber nicht bald eine andere, so könne cs vorkommen, daß britische Schisse gar keine Paffagiere aus Australien mehr bekämen. Außerdem erspare man bei Benutzung des deutschen Dampfers eine beträchtliche Summe an Passagcgeld und erreiche Australien in bedeutend kürzerer Zeit. Hierzu bemerkt die englische Zeitung: „Wir halten eS sür unsere Pflicht, die englischen Reedereien aus die Aussagen dieses Mannes ausmerksani zu machen, da seine Äußerungen die An schauungsweise einer ganzen Gesellschastsklaffe zu vertreten scheinen. Der englische Reeder glaubt, aus den Lorbeeren ver gangener Thaten ruhen zu können und denkt, das Prestige der britischen Flagge helfe ihm jede Konkurrenz ertragen und be kämpfen Tie Zeiten sind vorüber! Unser größter Kon kurrent gewinnt uns Zoll sür Zoll jedes Gebiet ab, wenn wir uns nicht bei Zeiten energisch gegen diesen gefährlichen Gegner wappnen. Bester jetzt, al-daß es zu spät geschieht." Die Mahnung dieses sonst untergeordneten Blattes könnte man ignorieren, läge in dem Appell an die englischen Reeder nicht eine große Gefahr für unser Vaterland. Ein jeder auf merksame Leser wird in verschiedenen deutschen, englischen, in neuester Zeit sogar französischen Zeitungen gelesen haben, wie Haß und Mißgunst der britischen Kaufleute gegen die Deutschen wachsen. Daß der deutsche Kaufmann, so wie es im englischen Blatte angeführt ist, thatsächlich Zoll sür Zoll dem britischen Konkurrenten Raum abgcwinnt, ist uns allen bekannt, wie lange aber die britische Regierung diesen Kampf zuungunsten ihrer Landsleute ansieyt, ohne emzugreisen, nicht. Versuchen wir einmal uns in die Lage der englischen Interessenten zu versetzen. Seit Jahrhunderten beherrschte die thatkrästige englische Nation ohne nennenswerte Nebenbuhler den ganzen Weltmarkt; in allen Meeren, in allen Ländern hatte die englische Flagge die anerkannte traditionelle Suprematie Als am Anfang dieses Jahrhunderts Frankreich aus dem Kontinent durch die Führung eines genialen Feldherrn das Übergewicht erlangt hatte und sich unter dem damaligen Kaiserreich Bestrebungen zeigten, die französischen überseeischen Handelsbeziehungen zu erweitern, wozu vor allen Dingen eine starke Kriegsflotte notwendig war, kämpfte England mit allen ihm zu Gebote stehenden Kräften gegen diese Bestrebungen der Franzosen. Wie kühl und neutral hatte sich die Regierung Großbritanniens bei allen heraus beschworenen Kriegen zwischen Frankreich und anderen konti nentalen Mächten gezeigt, als seine mittelbaren Interessen noch nicht in dem Maße angetastei waren! Der Versuch Napoleons, Frankreichs Ansehen auch außerhalb Europas zu heben, brachte das kühle und berechnende Volk der Briten in heftige Auf regung. Damals vor beinahe hundert Jahren stand den Engländern ein Mann gegenüber, der seinen einmal gefaßten Beschlüssen den nöligen Nachdruck geben konnte, denn die Wünsche de» Imperators, die Krieg-marine zu verstärken und zu vergrößern, waren für die Regicrung-organe Befehl. Heute ist Frankreich seinen damals gefaßten Beschlüssen wenigstens in einer Hinsicht treu geblieben Die französische Regierung hat für eine starke und kampffähige Krieg-marine gesorgt. Da- au- Republi- kauern, Sozialisten und Demokraten zum größten Teile zu sammengesetzte Parlament bewilligt jährlich unzählige Millionen, damit die Flotte auf dem einmal eingenommenen Standpunkt erfolgreich behauptet werden kann Die französische Kauffahrtei flotte hat nicht denselben günstigen Entwickelungsprozrß durch gemacht, trotz aller Bemühungen, trotz aller bewilligten Prämien und Subventionen der eigenen Regierung. Die Handelsslotte einer anderen Nation hat sich je doch in kurzer Zeit zu ausgedehnter Größe und Macht ent wickelt und übertrifft die sranzösische um das Dreisache, während die Kriegsflotte dieser aufstrebenden Nation nicht halb so stark ist wie die der sranzösischen Republik Ist da- nicht unnatürlich? Wie lange wird der deutsche Michel sich von den Engländern noch zurückdrängen lassen? Solange bis der zum Teil noch unterdrückte Groll in Hellen Flammen zum Ausbruch kommt. Welche Vorteile böten sich wohl in einem Kriege zwischen Groß britannien und Deutschland sür das letztere, solange nicht die deutsche Flotte verstärkt und vergrößert wird? Welche Vorteile würden sich aber für John Bull bieten! Unsere KriegSslotte in ihrer jetzigen Gestalt braucht der Brite nicht zu fürchten, er wird sich vielmehr das Vergnügen machen, mit Hilse seiner Kreuzer, Torpedobootzerstörer, Kanonenboote und anderer Fahrzeuge unseren ganzen Handel lahm zu legen, in Gemütlichkeit unsere Handelsschisse zu kapern, unsere kolonialen Besitzungen an sich zu reißen, und dann warten, bis unser National vermögen so geschwächt ist, daß wir uns zu Friedensunterhandlungen verstehen müssen. Unsere deutsche Flotte, bemannt mit einem Personal, das ihresgleichen selbst aus britischen Schiffen sucht, wird natürlich sür tue Ehre de- Vaterlandes bis auf den letzten Mann ausharren und gewiß dem Feinde manchen Schaden thun Einen nennens werten Erfolg wird diese Hingabe unserer Seeleute an Kaiser und Reich jedoch nicht haben, denn die Übermacht des Feinde- ist zu groß In welcher demütigenden Lage befindet sich das Deutsch land, in dem Männer wie BiSmarck und Moltke gewirkt haben! Unsere Reeder und Kaufleute zeigen kühnen Unternehmungs geist, berechnende Kaltblütigkeit, welchen Eigenjwasten sie die ungeahnten Erfolge zuzuschreibcn haben. Wird aber durch die Erkenntnis, möglicherweife eines Tage- um die Frucht aller Mühe gebracht zu werden, ihr Mut und ihre Ausdauer mcht erschlaffen? Werden sie sich nicht sagen, wa- nützt unser Streben, was nützt c-, daß wir dem Rivalen das Feld erfolgreich streitig machen, wenn dieser im geeigneten Moment in der Lage ist, alle unsere Arbeit mit einem Schlage zu vernichten? Deshalb muß der Reichstag den verbündeten Regierungen die gewünschten Marineforderungen bewilligen und deshalb muß jeder Deutsche, der es mit der Zukunft de- Vaterlandes ernst meint, seine Wahlstimme nur Leuten geben, die das Wohl des StaateS und d-S Vaterlandes dem Parteiinteresse voranstellen." Tie Verhältnisse in Indien sind gegenwärtig äußerlich so ruhig, daß der mit Land und Leuten minder vertraute Beobachter leicht zu dem Trugschlusse gelangen könnte, als gehe dort alles seinen normalen Gang. Aber unter der anscheinend so stillen und regungslosen Obeifläche gärt eS in der Tiefe weiter, und strebt die Entwickelung der Verhältnisse ohne Unterlaß dem Augenblicke zu, der den beherrschten Rassen gestatten wird, die Maske von sich zu werfen und ihr Selbstbestimmungsrecht von den jetzigen Herren des Landes zurückzuheischen. In anglo-indischen Re gierungskreisen ist man sich dessen recht wohl bewußt und weit entfernt, dem Landfrieden zu trauen. Ist eS doch Thatsache, daß die Mörder der beiden englischen Be amten in Punah noch heutiges Tages unentdeckt sind, obgleich für ihre Anzeige ein Preis von 20000 Rupien ausgesetzt wurde; auch in Chitpur und selbst in Boni bay ist es keineswegs geheuer, und auf der englischen Gesellschaft lastet das unbehagliche Gefühl, sich einer allumfassenden, aber ungreifbarcn Verschwörung gegen über zu wissen, welche durch Imponderabilien zu sammengehalten wird, an denen alle Bestechungs versuche — diese ultima ratio englischer Verwaltungs praxis — wirkungslos abprallen. Daneben fährt die werk" zu förvern, so sollte also mn Viesen Befehlen den Zeitungen mit einem Schlage das ganze Jnseratenwesen genommen werden, was schon deshalb klar ist, weil unter die genannten Rubriken beinahe alles gebracht werden konnte, was den öffentlichen Verkehr betraf Im Jahre 1728 wurden diese Bestimmungen noch einmal wiederholt und verschärft Da wußte 1747 Gabriel Gotthilf Faber es durchzusetzen, daß ihm zwar aus drücklich befohlen wurde, sich ebenfalls genau nach den Bestimmungen jener Verordnung zu richten, das; ihm gleichzeitig aber „nachgelaffen wurde, solche Inserate auch in seiner Zeitung zum Abdruck zu bringen, wenn er nur nachweisen könne, daß auch das Adreßkomptoir befriedigt sei", d. h das Inserat auch im „Intelligenz-Blatt" Auf nahme gefunden habe. Was eine solche Konzession für die „Magdeburgische Zeitung" und überhaupt für ein Blatt der damaligen Zeit bedeutete, läßt sich leicht ermessen. Auch das innere Wesen seiner Zeitungsdruckerei ge staltete Gabriel Gotthilf Faber neu aus Er führte unter seinen Gehilfen eine bestimmte Rangordnung ein. Am höchsten stand danach der Setzer, der stets mit „Monsieur" angeredet wurde Dann kam der Drucker, vor dessen Namen immer das „Herr" stand, während der Gehilfe dieses, der „Bachulke" tituliert wurde, nur einfach bei seinem Namen gerufen ward. Für das Anlernen eines Lehrknaben erhielt der Gehilfe, der „Anführgespan", zur Messe einen Thaler War der Lehrling längere Zeit an der Mitarbeit verhindert, so empfing der „Anführgespan" dafür vom Geschäft eine Entschädigung Diese Entschädig ung erhielt er selbst dann, wenn — wie es vorkam — der Lehrling vier Wochen lang täglich vier Stunden zur Katechismus-Information ging Lon 1771 bis 1809 leitete Carl Friedrich Faber da« Blatt, das auch unter ihm große Fortschritte machte. So wurde auf die Rubriken „Vermischtes" und „EingcsandtcS" besonderer Wert gelegt und als bemerkenswerteste Neuerung die „Familienanzeigen" eingeführt Da ist eS denn ergötzlich, zu sehen, wie diese ersten Familienanzeigen sich auS- nehmen Um nur ein Beispiel anzuführen, sei erwähnt, daß im Jahre 1789 ein Hoftat, NamenS Weinschenk den Tod seiner Gattin mit folgenden Worten anzeigte: „Allen Gönnern, Freunden und Bekannten der Seeligen ermangle ich nicht, diesen mir so schmerzlichen Verlust an zuzeigen Ich bin von Ihrer Teilnahme daran überzeugt, verbitte aber die schriftliche Versicherung derselben". Schwere Zeiten zogen auch für die „Magdeburgische Zeitung" mit dem Beginne der Franzosenzeit herauf Die Fabersche Familie kann auf ihren Friedrich Heinrich August Faber allerdings stolz sein. Zur Franzosenzeit nämlich durfte in der Zeitung nur das veröffentlicht werden, was den unter französischer Kontrolle erscheinenden Zeitungen entnommen und was von der Zensur in Magde burg genehmigt war. Nun hatte der genannte Fr. Faber in die Spalten seiner Zeitung eine An rede deS Kaisers Napoleon an den Großherzog von Berg aus dem Frankfurter Staatsristretto ausgenommen Der Redakteur diese» Blattes, der die Anrede einer fran zösischen Zeitung entnommen hatte, war bei der Ueber- tragung inS Deutsche vom Original etwas adgewichen Daraufhin verlangte der Gouverneur von Magdeburg, General Michaud, Fr Faber solle in der nächsten Aus gabe seiner Zeitung eine neue wörtliche Uebersetzung jener Anrede bringen und dabei bemerken, daß die Be richtigung „auf Befehl" de» Generals geschehen sei Faber legte dem General wirklich eine neue wört liche Übertragung vor und fügte ihr eine Einleitung binzu, die mit den Worten „Aus Verlangen" begann über diese Worte aber wurde der General auf« höchste entrüstet und befahl ihm ohne weitere«, die Worte „Auf Befehl . . ." zu gebrauchen Um weiteren Unannehmlich» keilen zu entgehen, fügte sich Faber zwar diesem Befehle, hatte aber zugleich den Mut, an den Präfekten, Grafen von der Schulenburg-Emden einen Brief mit der Bitte um Aufklärung darüber zu richten, ob die Befehle de»
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