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Vesper in der KreuMrche. Dresden, Sonnabend, den 8. Juni 1895, Nachm. 2 Uhr. 1. Hrgekvorspiel. 2. Motette für sechsstimmigen Chor von Johannes Eccard. Der heilig' Geist vom Himmel kam, mit Brausen das ganze Haus einnahm, darin die Jünger saßen; Gott wollt' sie nicht verlassen. O welch' ein selig' Fest ist der Pfingst- tag gewest; Gott sende noch itzund und in unser Herz und Mund den heiligen Geist! Das sei, ja! Amen, Halleluja! Der Jünger Zungen feurig war'n, das Wort soll brünstig heraus fahr'n, der Geist saß auf ihn'n allen; ihr Herz vor Freud' thät' wallen. O welch' ein selig rc. 3. Morgenandacht. Geistliches Lied jop. 17, Nr. 6) von Osk. Wermann, gesungen von Fräul. Emmy Hochstett. Des Tages Ahnung zittert durch die Flur; vom Himmels bogen scheu die Sterne eilen und eine Lerche flog schon zum Azur und hat gefragt: wo mag die Sonne weilen?" Vom jungen Laube sinkt in's Moos der Thau, wenn kühle Winde rings die Wipfel wiegen, schon ist der Sonnen herold; schau, o schau! die Morgenwolke hoch emporgestiegen. O Geist des Weltalls, groß und wunderbar, dich preist die Welt mit jubelnden Accorden! Dich will ich preisen mit der Sängerschaar; mein ganzes Fühlen ist Gebet geworden. Dein Odem küßt mich in des Windes Hauch; mit Liebes- armen hälft du mich umschlungen. Dein Auge strahlt aus zartem Blumenaug' und deine Stimme tönt von Lerchenzungen. O sanfter Gott, mir blüht die Frühlingslust im Herzen auf, verscheuchend Gram und Schmerzen, hell flammen auf im Tempel meiner Brust zu Ehren dir der Andacht Opferkerzen. 4. Gemeinde: Gesangbuch Nr. 157, 1. Halleluja! Lob, Preis und Ehr sei unserm Gott je mehr und mehr für alle seine Werke! Von Ewigkeit zu Ewigkeit sei in uns allen ihm bereit Dank, Weisheit, Kraft und Stärke. Singet, klinget, hallet wieder, Jubellieder, Preis und Ehre sei dem Herrn der Himmelsheere. Vorlesung. 5. Uecitativ und Arie aus der „Schöpfung" von Jos. Haydn, gesungen von Fräul. Emmy Hochstett. Und Gott sprach: Es bringe das Wasser in der Fülle hervor webende Geschöpfe, die Leben haben und Vögel, die über die Erde fliegen mögen in dem offenen Firmamente des Himmels. Auf starkem Fittige schwinget sich der Adler stolz und theilet die Luft im schnellsten Fluge zur Sonne hin. Den Morgen grüßt der Lerche frohes Lied, und Liebe girrt das zarte Taubenpaar. Auf starkem Fittige schwinget sich der Adler stolz. Den Morgen grüßt der Lerche frohes Lied. Aus jedem Busch und Hain erschallt der Nachtigallen süße Kehle. Noch drückte Gram nicht ihre Brust, noch war zur Klage nicht gestimmt ihr reizender Gesang. 6. Khoral-Motette <Ps. 145, 18., 19.) von G. A. Homilius. Der Herr ist nahe allen, die ihn anrufen, allen, die ihn mit Ernst anrufen. Er thut, was die Gottesfürchtige» begehren und höret ihr Schreien und hilft ihnen. Choral im Baß: Der Herr ist nah' und nimmer nicht von seinem Volk geschieden; er ist der Frommen Zuversicht, ihr Segen, Heil und Frieden. Mit Mutterhänden leitet er die Seinen liebreich hin und her. Gebt unserm Gott die Ehre. Druck von Lievi'lb ä. Reichardt in Dresden.