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WenM-WIKl UM Dienstag, den 14. Januar 1902. Nr. 10. Anrtsklcrtt Mr das Königliche Amtsgericht nnd de« Stadtrath M Hohenstein - Ernstthal. Organ aller Geinernöe-Ver«»alttrngen der rrnrliegerröen Ortschaften. WWWSWMSSSSL! 52. Jahrgang.^ lobende" Tag Md ^WU HM H nchmen außer der Expedition auch die Au-träger auf kostet durch du Alüträger pro Quartal Mk. 1^ö HU 'M. H HH U^ dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- durch du Post Mk 1,82 frei ms Haus. HH Expeditionen solche zu Originalpreisen. Hohenstein-Grtlstthal, Eüerlungmiv, Gersdorf, Lugau, Hermsdorf, Kernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdors, Meinsdorf, Mßdors, Wüstenbrand, Grüna, Mttelbach, Ursprung, Erlbach Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengmnd u. s. m tarif werden Su, wenn wir sie für nöthig halten, nicht hindern können. Diesen vorliegenden Zolltarif werden Sie jedenfalls nicht bekommen. (Beifall bei den Sozialdemokraten.) Reichskanzler Graf Bülow: Der Borredner nahm auf eine vorjährige Rede des Kaisers in Cuxhaven Bezug. Diese Rede war eine Friedenskundgebung im Sinne friedlicher Entwickelung deutscher Arbeit. Wir werden nur eme vernünftige Weltpolitik schaffen und auch nur eine vernünftige Heimathspolitik. Dazwischen ; besteht kein Gegensatz.' Herr Bebel bekämpft unsere . Heimathspolitik vom Standpunkte unserer Weltpolitik. : Das würde ich von Herrn Rickert und von Herrn > Barth verstehen, aber wenn Herr Bebel unsere Welt- > Politik gegen unsere Heimathspolitik ausspielt, so kann > ich das nicht eher gestatten, ehe er nicht zwei oder l drei Flottenzulagen zugestanden hat. (Heiterkeit.) Herr Bebel hat zwar gemeint, daß die anderen Dreibund mächte uns mißtrauten, aber ich habe erst gestern aus Rom ein Telegramm bekommen, wonach mein dortiger Freund und Kollege, der Minister des Auswärtigen, Prinetti, sagt, daß meine neulichen Auslassungen kein Wort enthielten, das er nicht unterschriebe, und wenn Herr Bebel sich die Wiener Presse ansehen will, so wird er finden, daß dort meine Aeußerungen ebenso beurtheilt werden. Ich möchte also Herrn Bebel bitten, sich in dem, was unsere auswärtige Politik betrifft, nicht allzu viel Bären aufbinden zu lassen. (Heiterkeit.) Die Ausführungen des Abg. Bebel über unsere China politik waren nur wieder ein Beweis dafür, daß es in Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern Po litiker giebt, hervorragende Politiker und ganze Par teien, welche die Fragen der auswärtigen Polilik mehr vom Standpunkte ihrer subjektiven Empfindungen, von ihrem Parteistandpunkt, vom Standpunkt ihrer mehr oder weniger, nach meiner Ansicht gar nicht berechtig ten Abneigung gegen die eigene Regierung, als auf Grund des wohlerwogenen Siaatsinteresses beurtheilen. Wenn der Abg. Bebel im Jahre 1900 Minister der auswärtigen Angelegenheiten gewesen wäre, würde er i es auch nicht geduldet haben, daß die Chinesen die Deutschen aus China vertrieben, daß sie uns die Häsen versperrten und deutsche Waaren in China nicht mehr zulassen wollten. Er würde als Minister namentlich nicht geduldet haben, daß Chinesen unseren Gesandten, ! der, wie ich der Kritik d-s Herrn Bebel gegenüber, feststelle, in ritterlicher und muthiger Weife gestorben! ist wie ein Soldat auf dem Schlachtfelde, der Abg. < Bebel würde die schmähliche Ermordung unseres Ber- ! rreters nicht ruhig hingenommen und nicht geduldet I haben, und wenn er sie geduldet hätte, würde das i deutsche Volk ihn als Minister nicht lange geduldet » haben. Unsere Interessen in China waren nnd sind - noch viel zu große, als daß wir dieselben als Huuntite i llä§ll§esble betrachten und bei der ersten auftauchsn- 1 den Schwierigkeit kleinmüthig hätten preisgeben können, i Die Darlegungen Bebels waren ein Beweis dafür, daß er und seine Freunde in der Chinafrage vom ersten bis zum letzten Tage einen Slandpunkl ringe- ' nommen haben, welchen die große Mehrheit des deut- schen Volkes weder theilt noch begreift. Ich möchte nur i einmal erleben, wenn in Paris oder London ein Ab geordneter über die Politik des eigenen Landes und! über das eigene Heer so sprechen würde, wie dies Herr ! Bebel soeben gethan hat. (Sehr richtig.) Natürlich, < meine Herren, giebt es Engländer und Französin, die ! es ganz gern sehen würden, wenn die Ansichten, welche der Abg. Bebel hegt über unsere überseeische Politik, i über unsere Kolonialpolitik und über unsere Weltpolitik i in allen Machtfragen und nationalen Fragen in l Deutschland die herrschenden würden. Aber es giebt i sehr wenige Engländer und Franzosen, welche für ihr ! eigenes Land solchen Anschauungen huldigen. Da i würde es heißen: Ja Bauer, das ist etwas ganz an- i aeres. Nun hat der Abg. Bebel auch von Exzessen ! unserer Truppen in China gesprochen. Ich darf daS ! dem Herrn KciegSminister überlassen, hierauf eingehend , und im Emzelnen zu antworten. Nach meiner Ansicht ! kann doch kein Zweifel darüber bestehen, daß alles, 1 was in der Presse gesagt worden ist über Grausam- ! keiten unserer Soldaten, entweder maßlos übertrieben > oder schlankweg erfunden war (sehr richtig, rechts), und , daß namentlich die sogenannten Hunnenbriefe entweder I Schnurrpfeifereien waren oder große Renommage. , Soweit sie nicht auf bestellte Arbeit zurückzuführen s sind, schwebt über ihnen der Geist des seligen Münch- , Hausen. (Heiterkeit.) Alle authentischen Nachrichten § B»M Reichstage. Berlin, 11. Januar 1902. Die Etatsberathung wird fortgesetzt. Abg. Sattler ergreift zunächst das Wort und kommt in längeren Ausführungen auf den Fall des angeblich auf den Wunsch des Kaisers nach Straß burg berufenen katholischen Professors Spahn zurück. Er meint, die Berufung Spahns bedeute einen Schritt weiter auf der Bahn, die Deutschen nach ihrer Kon fession immer weiter auseinanderzureißen, Protestan tismus und Katholizismus in gesonderte Organisatio nen zu trennen. Daher die Erregung der Professoren, die nicht mit Unrecht ein Wachsen des kirchlichen Einflusses auch an Universitäten fürchten. Elsaß-lothr. Staatssekretär von Köller tritt dem Vorredner entgegen. Er begründete die Berufung eines katholischen Professors damit, daß die Zahl der katholischen Studenten seit 1895 ständig in Straßburg gewachsen sei. Schon bei Begründung der Universität 1872 habe man die Errichtung einer katholischen Fa kultät ins Auge gefaßt. Die sehr centrumfreundlichen Ausführungen des Staatssekretärs werden fortgesetzt > von Hört-Hört-Rusen des Lentrumsabgeordneten Dr. Bachem und infolgedessen von steigender Heiterkeit des Hauses begleitet. Abg. Bachem kam gleich daraus zu Wort und hob die prinzipielle Bedeutung des ganzen Falles Spahn für die katholische Kirche hervor. Wie cs möglich gewesen, daß in einem überwiegend katholischen Lande wie Elsaß-Lothringen sich die Verhältnisse so entwickeln konnten, wie geschehen, diese Frage werde nicht mehr von der Tagesordnung verschwinden. Abg. Bebel (Soz.) berührt zunächst ebenfalls den Fall Spahn und meint, im Allgemeinen geschehe doch, was die Regierung wünsche, wobei er nur an den Fall der soz.-dem. Dozenten Arons erinnere. Im vorliegenden Falle liege die Sache so, daß ein bisher wissenschaftlich ganz unbekannter Mann (Oho! im Centrum) von der Regierung zum Posessor gemacht worden sei, ein Mann, dessen einziges Verdienst darin bestehe, daß er ein ganz byzantinisches Buch über den Großen Kurfürsten geschrieben habe. Redner wendet sich dann zum Etat und zur gegenwärtigen Krise. Solche Krisen feien von der heutigen kapitalistischen Wirthschast untrennbar. Wesentlich beigetragen zur Verschärfung der jetzigen Krise habe das Kohlensyn dikat, das durch feine hohen Inlands- und niedrigen Auslandspreise die Konkurrenzfähigkeit des Auslandes erheblich gestärkt habe. Nothwendig sei es daher, den Kohlenbergbau zu verstaatlichen. Die Staatshilfe muß eingreifen, .sie muß sich vor allem auch gegen die Syndikate richten. Der ganze Kohlenbergbau müsse verstaatlicht werden. (Staatssekretär v. Tirpitz, Frhr. v. Richthofen und v. N eberding haben inzwischen das Haus betreten.) Warum ist Gras Stolberg nicht dafür eingetrsten, daß die Kanalvorlage im Abgeordneten haufe eingebracht wird, damit Arbeitsgelegenheit geschaffen wird? Arbeit wäre in Hülle und Fülle vorhanden. Aber wir sind durck unsere Finanzlage auf einem todten Punkt angelangt. Es wäre endlich an der Zeit, daß der Reichstag den schon seit Jahrzehnten nicht nur von den Arbeitern geforderten 8stündigen Normal- Arbeitstag gesetzlich festlegte. Es müssen gegenüber den 5 Millionen Unternehmern auch einmal die 13 Millionen Arbeiter zu ihrem Rechte kommen. Wir haben trotz der vermehrten Einnahmen immer nur neue Schulden gemacht. Wo die Einnahmen wie durch das Flottengesetz festgelcgt sind und durch die Natur desselben immer noch anwachsen, kann man sich nicht darüber wundern, daß die Einnahmen zurück- bleiben, die Schuldenlast aber immer größer wird. Ich kann mich gar nicht genug darüber wundern, daß die Volksvertreter der Regierung vorwersen, sie habe sicht sparsam gewirthschaftet. Centrum und National- liberale wetteifern ja darin, sich der Regierung be- willigungSlustig zu zeigen. Der Herr Reichsschatz ¬ hörden noch manchen Kampf mit Boxerhorden aus zufechten haben, so wird es speziell im Norden Chinas nicht an lokalen Unruhen fehlen. Die Ansichten gehen aber doch überwiegend dahin, daß große und schwere feindliche B-wegungen nach menschlicher Voraussicht in China in absehbarer Zeit nicht zu erwarten sind. Es ist eine alte Erfahrung, daß, wenn orientalische Mächte in Berührung mit der europäischen Civilisation irrten, dies zunächst zu internationalen und Wirth- chaftlichen Krisen führt. Solche Krisen müssen über wunden werden, wie man ein Gewitter und eine Springfluth überwindet. Wir geben uns aber der Hoffnung hin, daß die Erschließung von China für die europäische Kultur von jetzt ab ohne Störung und akute Zwischenfälle verläuft. Jedenfalls haben die Mächte in dieser Beziehung in vollem Einvernehmen alle Vorkehrungen getroffen, welche im Bereich der Möglichkeit und im Bereich der Vernunft lagen. Ueber das, was wir in China erreichen wollen, habe ich mich schon in diesem hohen Hause wiederholt aus gesprochen und das habe ich auch schon dargelegt beim Beginn der Chinaaktion in dem Rundschreiben, welches ich an die Bundesregierungen richtete. Ich habe da mals gesagt, daß wir Genugthuung verlangen müssen für die Ermordung unseres Gesandten und die Verstöße Chinas gegen das Völkerrecht, habe aber gleichzeitig be tont, daß wir in China keinerlei Eroöerungstendenzen ver folgen, und unfereJnteressen in China rein wirthschaftlicher Natur wären. Ich habe gesagt, daß wir eine ange messene Entschädigung für unsere Auslagen und Kosten verlangen müssen und die möglichste Sicherung gegen die Wiederkehr solcher Vorkommnisse. Ich habe gesagt, daß wir nicht einen Tag kürzer, aber auch keine Stunde länger mit dem Gros unseres Expeditions korps in China bleiben würden, als dies absolut ge- voten wäre und ich habe endlich gejagt, daß wir daS Einvernehmen unter den Mächten, so viel an UNS liegt, aufrecht erhalten würden und daß wir, soweit es in dem Rahmen unserer Interessen möglich wäre, mit den anderen Mächten verbündet vorgehen wollten. Wenn Sie sich an dieses Programm erinnern wollen, werden Sie billigerweise zugeben müssen, daß dasselbe in allen wesentlichen Punkten erreicht ist. Deutsch land hat sich seine Stellung im fernen Osten als große W ltmacht gesichert, aber auch keinen Zweifel darüber gelassen, daß wir fremde Rechte achten, wie wir auch die unserigen geachtet wissen wollen. Wir haben unsere Position in Schantung behauptet und befestigt. Wir haben uns am Peiho und Jangtsekiang volle Gleichberechtigung gesichert. Deutschland geht aus den chinesischen Wirren ungeschwächt und mit hohen Ehren hervor. Nun hat der Abg. Bebel noch Bezug genommen auf die Haltung unserer Truppen im deutsch-sranzö- fischen Kriege. Wir alle wissen, baß der Krieg ein grausames Handwerk ist und daß es nie einen Krieg gegeben hat, in welchem nicht beklagenSwerthe Aus- Donnerstag, den 16. Januar 1902, Vormittags 11 Uhr, sollen im „Gasthof zur Katze" in Ober-Tirschheim: I Billard, 1 Pianino, 1 Sofa, 1 Schimmel-Wallach, 3 Schweine, 1 Rollwagen mit Verdeck und 1 Schlitten gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden. D« k? U. Am,UW Wchm-AW. fekretär sprach von der Tabak- und Biersteuer. Neue Steuern liefern uns nur neuen Agitaiionsstoff. Worauf wollen Sie noch Steuern legen? Durch die Erhöhung der Steuern vermindern sie den Absatz und > die Arbeitslosigkeit wird immer größer. Die Steuern > bezahlt arößtentheils das Proletariat und auch das Heer rekrutirt sich größteniheils aus diesem. Führen Sie doch die Einkommen- und Vermögenssteuer ein! Aber im sächsischen Landtage haben Sie (nach rechts) gegen die Vermögenssteuer protestirt. Der Abg. Basser mann hat gefragt, warum der Kriegsminister nicht die 7000 Mann gefordert hat. Er wußte eben genau, daß sie ihm angesichts unserer Finanzlage nicht be willigt werden können. Er wird schon noch damit kommen. Ich begreife vollkommen, daß die Kontrahenten des Dreibundes von einem gewissen Mißtrauen erfaßt werden, wenn sie unsere Weltpolitik und damit die vermehrte Möglichkeit zu Verwickelungen betrachten. Wenn erst einmal die Politik der freien Hand Grund satz beim deutschen Reichskanzler und beim obersten Herrn des Deutschen Reiches werden sollte, dann werden noch ganz andere Anforderungen an unseren Geldbeutel gestellt werden. Während der deutsche Kaiser auf Jahre hinaus den Frieden sichern zu wollen erklärt, bezeichnet ein hoher Militär es in einem Aufsatze der „Deutschen Zeitung" als ein Unglück für , die Armee, daß wir schon 30 Jahre Frieden haben, I Minister Beernaert hat gesagt bezüglich des chine- i fischen Krieges, niemals sei mehr Gewalt vor Recht i gegangen als dort. Die Erbitterung der Chinesen ist > angesichts der Rücksichtslosigkeit aller Europäer, ange- « sichts auch der Provokationen der deutschen Wache in: Peking, angesichts selbst des Benehmens des Herrn > v. Ketteler nur erklärlich. Der sogen. Mörder des z H:rrn v. Ketteler, der chinesische Unteroffizier En Hai, i war nach deutschen Begriffen nur ein pflichttreuer! Soldat; sein Kopf soll ja wohl nach Deutschland ge- s beacht worden sein Wie weit die Einschüchterung der i Chinesen durch den Krieg thatsächlich erreicht ist, scheint ! doch fraglich. Wir haben ja das Prinzlein Tschun1 hier gesehen. Komu hat er nicht gemacht; nach Berlin 1 ließ man ihn nicht kommen, um sich nicht allzusehr zu ' blamiren. So ging die Ceremonie vor sich zum 1 Gaudium des Auslandes. General von Lessel hat i bezüglich der Instrumente der Pekinger Sternwarte > erklärt, sie seien als Kriegsbeute beschlagnahmt, und! zwar auf Befehl zur Deckung der Kriegskosten. Ich frage den Herrn Kriegsminister wer diesen Befehl l gegeben hat. Bezüglich der Aeußcrung des Herrn < Ministers Chamberlain begreife ich die ungeheure Er- i regung in Deutschland nicht. Wer will denn leugnen, ; daß besonders im 2. Theil des deutsch-französischen, Krieges, als derselbe anfing, französijcherseits ein Volks krieg zu werden, sehr schlimme Dinge vorgekommen sind? Daß Franktireurs in großen Mengen nieder geschossen wurden, daß Dörfer niedergebrannt worden sind? Ich möchte eine deutsche Armee nicht der Gefahr aussetzen, 2 Jahre lang einen solchen Krieg, wie die Engländer, führen zu müsien. Glauben Sie nicht, daß deutsche Soldaten ebenfalls verrohen und verwildern würden? An den Plünderungen in China haben sich doch sogar Missionare betheiligt! Bezüglich der Hunnenbriefe bin ich nicht getäuscht, wenn jemand getäuscht ist, so ist cS die Regierung. Ich halte alles, waS ich über die Hunnenbriefe gesagt habe, aufrecht nicht trotz, sondern wegen der Prozesse. Mit den letzteren können Sie keinen Staat machen. Der Haupt mann von Feilitzsch ist in die bayrische Armee nicht wieder ausgenommen worden, in erster Linie wegen Soldatenmißhandlungen. Was für die bayrische Armee nicht mehr gut war, war für die preußische gerade gut genug. Das wirft ein merkwürdiges Licht auf das BundeSverhältniß beider Staaten. DaS muß doch zersetzend und desorganisirend aus die Armee wirken. Soldatenmißhändler brauchen nicht aus Bayern nach Preußen importirt zu werden, die haben wir schon genug. Unsere Obstruktion gegen den Zoll ¬ stimmen darüber überein, daß unsere Truppen sich wie immer, so auch in China ausgezeichnet haben durch Bravour und Humanität. Und wenn der französische, der englische und der italienische Kriegsminister schon lange in ihren Parlamenten erklärt haben, daß ihre Truppen sich nichts Unwürdiges hätten zu Schulden kommen lassen, so erkläre ich das mindestens mit der selben Entschiedenheit sür unsere deutschen Truppen. (Bmo! rechts.) Der A- Bebel hat auch Be- zug genommen auf ein Urtheil des Bischofs Anrer über 'die voraussichtliche weitere Entwickelung der Ver hältnisse in China. Ich habe eine gute Meinung von dem Herrn Bischof Anzer, ich glaube aber doch, daß in dem vorliegenden Fall, falls er sich wirklich in dieser Weise ausgedrückt hat, er ein wenig zu pessi mistisch war. Jedenfalls, meine Herren, sind gegen die Wiederkehr solcher Vorkommnisse, wie wir sie vor einem Jahr in China erlebt haben, von den Mächten soweit Vorkehrungen getroffen worden, wie dies mög lich war im Hinblick auf die innerpolitifchen Verhält nisse und die ungeheure Ausdehnung des chinesischen Reiches. Ich glaube auch, meine Herren, daß die Er gebnisse der letzten 1'/, Jahre an der chinesischen Re gierung wie an dem chinesischen Volke nicht spurlos vorübergegangen sind. Es ist den Chinesen in einer recht empfindlichen Weise klar gemacht worden, daß sie sich nicht ungestraft gegen Europäer vergehen dürfen. Es ist ihnen kein Zweifel darüber gelassen worden, daß, wo es sich um die Bekämpfung von Barbarei handelt, die europäischen Mächte einig sind und einig bleiben werden. Gewiß werde« die chinesischen Be-