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Wemuer Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. NbonmmenispretS einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Ml. Zkltllug sür WimO, Seifersdvrf, Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf-, sür auswärtige Inserenten 15 Pf. Reklamen 20 Ps. Annahme von Anzeigen sür alle Zeitungen. Klein- nnd Grotzolsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Eotzmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikalionskraft sür amtliche Bekanntmachungen. dtnmmer 79. Kernsprecher: Amt Deuben 414 Dienstag, den 7. Juli 1908. Fernsprecher: Amt Deuben 114. 21. Jahrgang. spätere Kälterückschläge wahrscheinlich machen, stiges vorauszusagen. Abwarten! Erziehung ist da gewiß am Platz ! y- — E r z i e he r kn n st. Wenn Eltern ihre minderjährigen Kinder im Sommer bei Ge legenheit von Spaziergängen, um auszuruhen oder eine Erfrischung zu sich zu nehmen oder eitler harmlosen F stlichk-it beizuwohnen, ein mal in die Restaurants und Gasthöfe mitneh men, so wird man das wohl verstehen. Wenn man aber diese Kleinen bis spät in die Nacht hinein in den ungesunden Bierlokalen oder auf den Tanzsälen bei oft recht zweifelhaften Ge sprächen der Erwachsenen verweilen läßt, so zeugt das von recht wenig Verständnis für die Erziehung der Kinder. Eine bessere Einsicht in die große, verantwortungsrnche Kunst der ca. einer halben Stunde wurde er vom Wirt schlafend an einem gewissen Oertchen vorge funden, aufgemuntert und nach seinem Tische geleitet. Als sich beide entfernen wollten, ohne ihre Schnld zu begleichen, wurden sie vom Wirt zur Rede gestellt. Es entstand ein heftiger Wortwechsel, worauf die Studenteu die Polizei verlangte. Als diese auch erschien und Wacht meister Dittmann die Sache gütlich beilegen wollte, erhielt er plötzlich mit einem stumpfen Instrument einen wuchtigen Schlag ins Ge sicht, welches über und über blutete. Alsbald wurde er aber auch von dem andern Studenten im Rücken mit einem Stocke angegriffen. Hieraus sprang Schutzmann Wachsmuth zu Hilfe, ent riß dem einen den Stock und hielt den andern von seinem Opfer ab. Erneut stürzte sich der Wütende abermals auf Wachtmeister Dittmann und warf ihn zu Boden. Hierauf zog Wacht meister Dittmann blank und hieb mit der flachen Klinge auf seinen Gegner ein. Einige Minuten mochte der Kampf auf Leben und Tod gedauert habe», bis endlich Hilfe herbei eilte und den einen, den Haupttäter, einen Spanier, in Fessel» legte und per Wagen nach dem Polizeigewahrsani schaffte. Der andere, ein geborener Sachse, aus Zittau ge bürtig, ergab sich ruhig seinem Schicksale. Auf Bürgschaft eines Studenten vom Tharandter S. C. wurden beide wieder nach einstündiger Haft entlassen. Sie werden sich wegen gefähr licher Körperverletzung und Widerstands gegen die Staatsgewalt zu verantworten haben. Un desinierbar bleibt dem Volke der Begriff stu dentischer Ehre. — Frau Toselli traf in Begleitung ihres Gatten in der Klinik des Dermatologen, Geheimrats Erb in Heidelberg ein. — Einen nassen Sommer prophezeit der Wetterkundige Habenicht in Gotha. Er ist der Ansicht, daß das Vorwiegen von Eis und kaltem Wasser in den isländischen Ge wässern auf einen ähnlichen Verlanf unseres . diesjährig n Sommerwetters wie im Vorjahre schließen läßt. Große Anhäufungen von EiS und Schnee im Norden des Kouliuents sollen — Bor dec 5. Strafkammer des Königl. Landgerichts Dresden hatte sich die Fabrikar beiterin Ida Alma Rind wegen wiederholten Rückfallsdiebstahls zu verantworten. Die am 12. Februar 1890 in Deuben geborene, in Döhlen wohnende Angeklagte ist von dem dortigen königl. Schöffengericht bereits zwei mal wegen Diebstahls mit Verweis und mit 14 Tagen Gefängnis bestraft worden. Es handelte sich damals um gleiche Diebereien wie in dem vorliegenden Falle. Die Rind be suchte Bekannte und verübte hierbei in deren Wohnungen Diebstähle. Aus grund der B weis- aufnahme wurde festgestelll, daß die Angeklagte auf düse Weise in Deuben am 6. April d. I. dem Hausmädchen Müller bei dem Gastwirt Pinkert ein Jacket im Werte von 18 Mark weggenommen hat. Die Sachen sind wieder erlangt. Diese abermaligen Diebereien brachte» der Angeklagten eine 4 monatige Gefängnis strafe ein. — Der Reisende Keller aus Welsch Hufe meldete sich vorige Woche zur Verbüßung einer — Die Mühlenbesitzer und Stuhlfabrikan- "" August und Julius Schumann in Barth- Auhle bei Este Krone errangen auf der Aufstellung des 22. sächs. Gastwirtsverbands- für die ausgestellten Salon- und Gast- ^Uschaflsspieiiische und Stühle die goldene -Aedaille und den Ehrenpreis. , — Nachdem in der Schule zu S ch mi e de- OErg stil Ostern d. I. die Lehrerzahl ans M gestiegen ist, hat sich die Anstellung eines Erektors nölig gemacht. Als solcher wurde lkileus des Schulvorstandes der bisherige Kantor erste Lehrer, Herr Kadner, in Vorschlag gebracht und vom Ministerium des Kultus Wrulichm Unterrichts bestätigt. Die ^erliche Einweisung in das neuerrichtete ^rekwrat erfolgte am Dienstag vormittag. — Eine w ü st e Schlägerei zwischen Kubierenden der Freiberger Bergakademie >nd der Tharandter Polizei ereignete N "u Restaurationsgarten des Vurgkellers in ^varandl. Der Vorfall trug sich folgender« "M» zu. Gegen halb 10 Uhr erschienen Mei Studenten in schon angetrunkenem Zu- Mde und bestellten je ein GlaS Bier, worauf UH alsbald einer von ihnen entfernte. Nach Bekanntmachung. Nach ß 1 des Gesetzes vom 18. August ^K8 sind Hund e, wenn dieselben nicht mehr 8'säugt werden, zu versteuern. Es werden daher die Besitzer etwaiger, für das laufende Jahr noch nicht versteuerter Hutlde hiermit aufgefordert, solche zur Ver- Umung für das zweite Halbjahr 1908 dis längstens Nen ia. ^uli n». I». »"Melden. Hinterziehung der Hundesteuer wird init dnn dreifachen Betrage der letzteren bestraft. Rabenau, am 3. Juli 1908. Der Bürgermeister. Nur Nab una fern. Rabenau, den 6. Juli. — Das Konkursverfahren über das Ver mögen des Brauereibesitzers Valz, seither in Nadenau, fitzt in Dresden, wird nach Ab haltung des Schlußtermins aufgehoben. — Die heiße Witterung der letzten Tage hat das Reisen des Noggensso gefördert, daß Kreits vereinzelt in der Riesaer Gegend m Roggenschnitt beginnen konnte. Auch in der Großenhainer und Elsterwerdaer Gegend and die erst-» Kornpuppen auf den Feldern i" erblicke». — Wegen des auf den Linien Hainsberg- ^Psdorf nnd Mügeln b. P. — Geising-Alten- d^g zu Begin» der großen Schulferien zu er wartenden außergewöhnlichen Personenver- "hres wird die Staatsbahnverwattung Soun- abeud, den 18. Juli zu gewissen, von den Touunerfrischlern vorzugsweise benutzten Zügen Mnannte Vor- oder Nachzüge abseitigen las- ^1 um damit eine tunlichst glatte Beförderung der Reisenden und ihres Gepäcks herbeizuführen. Außer diesen Entlastungszügen werden auf der "wie Hainsberg — Kipsdorf noch Agende im Buchfahiplane unter Nr. 48 B »ufgeuommene Sonntagszüge auch Sonnabend, de» 18. Juli abgefertigt werden: 1) Zug 5318 Dachin. 1 Uhr 2 Min. von Hainsberg nach Kipsdorf im Anschluß von dem nachm. 12 "hr 30 Atm. aus Dresden Hauptbahnh. ab-Auch die deutsche Seewarte weiß wenig güu- lahreuden Tharandter Vororlzug; 2.) Zug "320 nachm. 3 Uhr 11 Min. ab Hainsberg "ach Kipsdorf im Anschluß von dem Tharadter onge ab Dresden Hauptbf. nachm. 2 Uhr 38 Eß Ferner verkehrt eiu Sonderzug ab K-Ps- nachm. 5 Uhr 40 Mm., air Hainsberg ö Ühr 57 Min. nachm. Dieser hält nur in Schmiedeberg, Dippoldiswalde, Rabenau und M'i i» Hainsberg sofortigen Anschluß nach Götzen Hanptbf. tAnk. 7 Uhr 27 Miu.). Der nüh 9 Uhr 18 Mi», von Hainsberg nach Osdorf abgehcnve Personenzug wird an die- nni Tage in zwU Teilen gefahren. 5tägigen Haftstrafe im Dresdner Gerichtsge bäude. Als er in dem labyrinthischen Bau mehrfach zurechtgewieien und schließlich des vielen Suchens nach der „rechten Schmiede" überdrüssig war, machte er seinem Aerger über die Justiz im allgemeinen und das Gerichts gebäude mit seinen vielen Beamten im beson-. deren in derben Ausdrücken Luft mit einer Baßstimme, die in die entferntesten Säle drang. Als mau ihm das Skandalieren verbot, wurde er wütend und wollte jeden in Grund und Boden schlagen, der sich ihm in den Weg stellen würde. Es entspann sich unter fort währendem Gebrüll deS Mannes ein hart näckiger Kampf, bis schließlich der infolge starken Alkoholgenuffes aufgeregte Häftling in einer gepolsterten Tobsuchlszelle eingesperrl worden war. — Die neuen Dreimarkstücke, deren Ein führung in der Bundesratssitzung am letzten Freitag beschlossen wurde, werde», wie es heißt, völlig in den Maße» des alten Talers gehalten sein. Sie werden aber das Bild Kaiser Wilhelms II. und die Anfschrift „Drei Mark" tragen. — Das Ergebnis der diesjährigen Erdbeer- ernte in der Lößnitz ist hinter dem des Vor jahres nicht unbedeutend zurückgeblieben. Der Haupternteertrag war in diesem Jahre der 16. Juni. An diesem Tage kamen allein bei der Eisenbahnstation Kötzsche»broda132 Körbe mit 4836 KilogrammEcdbeeren zum Versand. Der Gesamtversaud dieser Station betrug wäh rend der Erdbeerbörse vom 1. bis 24. Juni 54639 Kilogramm und das Gesamtergebnis beläuft sich i» diesem Jahre auf rund 80 000 Kilogramm gegen 100 OOO Kilogramm im Vorjahre. — Kleine Notizen. — I» Frau reuth brannte am Donnerstag nachmittag das Waldarbeiter Seeligsche Wohnhaus voll ständig nieder. Ein Knabe hatte durch Spielen mit Streichhölzchen das Schadenfeuer verursacht. — In Weißenborn bei Zwickau ertränkte sich infolge eines Zwistes mit ihrem Bräutigam eine 17 jährige Arbeiterin. — Die Ehefrau eines Materialwarenhändlers in A u e holte aus dem Keller Spiritus und zündete, um besser sehen zu können, ein Streichholz an (!), das sie brennend wegwarf; infolgedessen explo dierte der Spiritusbehälter und die Frau erlitt lebensgefährliche Brandwunden. — Der Stein arbeiter Kluge in Burkau bei Bischofswerda hat eingestande», sei» uneheliches Kind vorsätz lich gelötet zu haben, indem er ihm einen Gummipfcopjen fist in de» Hals steckte, so daß das Kind erstickte. Kluge hat sich nächster Tage vor dem Schwurgericht Bautz n zu ver antworten. — Nach amtlichen Angaben über das Grubenunglück in Jusowka (Rußland) sind seither 228 Tote geborgen worden. 19 Ver unglückte befinden sich in Krankenhäusern. Der Zar spendete 10000 Rubel. — In SeiferSbach bei Mittweida hat der 37 Jahre alle Zimmermann Dahte sich mit einem scharf gejchuffenen Schnitzer die ganze Kopfhaut zerschnitten, sich tiefe Schnitte in die Kehle beigebcacht und sich dann mt einem Beile noch die Schädeldecke zertrümmert. Noch lebend wurde der Unglückliche in das Kranken haus gebracht, wo er bald nach der Einliefe rung starb. Dahte war nervenleidend und hat die Tat jedenfalls im Zustand geistiger Um nachtung verübt. — Einen Rauba »fall beging auf dem Wege von Werdau nach Königswalde ein junger Mensch im Alter von 20 bis 22 Jah ren an der Gutsbesitzers-Ehefrau Päkert aus Königswalde. Ec vertrat ihr den Weg und forderte von der Frau, die vom Wochenmarkte heünkehren wollte, unter Androhung des Er schießens die gesamte Barschaft. Die erschrockene Frau gab ohne weiteres ihr gesamtes Geld heraus, worauf der Räuber die Flucht ergriff. Des Burschen konnte man seither nicht hab haft werden. — Der Maurer R. Lantzsch in Lonne ¬ witz bei Strehla hatte Bretter u. dergl. ent wendet. Als der Diebstahl ans Licht kam, ent leibte sich L- im Steinbruche am sogenanuteu Blauen Berge. Dresden. Ein schwerer Unglücksfall er eignete sich auf dem Neubau der Zigaretten fabrik Jenidze im großen Ostrrgehege. Der 34 Jahre alte Arbeiter Mitzschke sprang aus der 3. Etage 2 Meter tief aus ein Gerüst im Fahrstuhlschachte ab. Dabei hat das Gerüst nicht Stand gehalten, ist durchgebrochen und mit Mitzschke aus einer Höhe von 16 Meter abgestürzt. Bei dem Absturze wurde deni M. die Nase, sowie der linke Fuß überm Knöchel vollständig abgeschlagen. M. ist verheiratetjund Vater von 6 unerzogenen Kindern. — In Dresden-Cotta brach auf der Penn- richer Straße ein älterer Arbeiter unvermutet zusammen und verschied bald darauf. Herzschlag ist als Todesursache fistgestellt. — In der Neustadt erhängte sich eine ältere Privatiere- Beweggrund ist unbekannt. — DasRestaurant des AuSstellungspalastes in Dresden ist für die Zeit vom I. April 1909 ab auf weitere sechs Jahre an den bis herigen Pächter Herrn Hohlfeld zu einem Pacht zins von 30 000 Mark Pro Jahr westerver- pachtct worden. ES waren 12 Pachtgebote cingegangen. — Am Donnerstag ertrank in Rathen in einer Badeanstalt in der Elbe der 21jähr. Dampfschiffs-Aushilfskellner Ollo Rose aus Reichenbach. — Der Wasserstand der Elbe hat sich in dec ützleu Zeit infolge der langan haltenden Trockenheit ganz bedeutend Verschlechtert, sodaß bei weiterem Anhalten der trockenen Witterung der Schiffahrt bald ernst liche Schwierigkeiten entstehen dürften. Der Pegel zeigt zurzeit iu Dresden einen Wasser- stand von ungefähr einunddreiviertel Meter unter Null an. — Im Nundteil des Trinitatisplatzes ent leibte sich ein junger Mann aus Dresden im Aller von 23 Jahren durch Erschieße». Er war sofort tot und wurde nach dem Tolkewitzer Friedhof überführt. Als Motiv der Tat wird Liebeskummer bezeichnet. — Der 24jährige Arbeiter Friedrich Her mann Büttner aus Dresden ist wegen Blut schande mit 2 Jahren 6 Monaten Gefängnis vorbestraft. Trotzdem versuchte er an einem Kinde unter 14 Jahren ein Sittlichkeitsver- brechen. Das Gericht diktiert ihm nach geheimer Beweisaufnahme 7 Monate Gefängnis und 2 Ehrverlust zu. — In Dresden sprang die 22 Jahre alte Expedient»! Klara Emma Buhr von der ERvlabrücke in die Elbe und ertrank sofort. Der Leichnam ist noch nicht geborgen. — In Naußlitz bei Dresden stürzte ein 11 Jahre alter Knabe, der beim Suchen von Blumen in einem außer Betrieb befindlichen Steinbruch eiue steile Felswand erklettert hatte, von dieser etwa 10 Meter tief hinab und zog sich sehr schwere Brüche zu. — Am Sonnabend hat sich auf dem Süd- friedhofe in Leipzig am Grabe seiner am 17. Juni dieses Jahres verstorbene» Ehefrau ein 43 Jahre alte Buchhalter erschossen. Der Mann hatte, bevor er Selbstmord beging, eine» Kranz auf de»! Grabe seiner Frau niedergelegt. Die Eheleute sind 14 Jahre lang verheiratet gewesen, und ihre Ehe soll, obwohl sie kinder los war sehr glücklich gewesen sein. Aus Gram über den Tod seiner Frau Hal der Ehemann seinem Leben selbst ein Ziel gesetzt. — Der iuLeipzig zugereiste Handlungs gehilfe Walter Lehmann auö Dessau ließ sich in einer Kraftdroschke in Leipzig herumfahren und verlangte dann, daß der Führer nach dem Polizeigebäude fahre. Dies geschah. Plötzlich ertönte im Automobil ein Schuß und beim Nachsehen fand man den jungen 16jährigeu Menschen schwerverletzt vor. Im Krankenhause verstarb der Selbstmörder nach wenigen Stunden.