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M 57. Weißeritz-Ieitnng Dienstag. Erscheint Dienstags und i Freitags. Zu beziehen vnrch alle Post anstalten. Amts- und Mtigt-Matt dcr Königlichen Gerichts-Aemter und StMräthe Zu Jippaldiswulde. /ranenflkin und Allenberg. ;) s- k. 25 Juli 1865 Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Psg. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne !n Dippoldiswalde Das deutsche Sängerbundesfest in Dresden. Die drei ersten Tage des schönen Festes sind vor über, außerordentlich begünstigt vom Wetter, von keinem Unfall getrübt. Bei den am Sonnabend stattgc- fundenen Empfangsfeierlichkeiten wurden die mit der Eisenbahn, mit Dampfschiffen rc. ankommenden Gäste nach dem Altstädter Rathhaus geleitet, Namens der Stadt und des Fest-Comitee's begrüßt und später in der Festhalle feierlich empfangen. Vor dieser Feierlich keit fand gegen 6 Uhr Abends der Fahnenzug nach der Festhalle statt, imposant und wohl geeignet, die Dresdner und schon zahlreich anwesenden Fremden zu begeistern. An 600 Fahnen, begleitet von Marschällen, Musikchören und Turnern, bildeten den Zug nach dem Festplatze; die Fahnen wurden in der Halle, nachdem sie von Jungfrauen mit Kränzen geschmückt waren, an gebracht. Der Begrüßnngsact ward eingeleitet durch den von Dresdner Sängern ausgeführten Begrüßungs gesang: „Hochwillkommen, deutsche Sänger!" Hierauf die Begrüßungsrede des Oberbürgermeisters Pfoten hauer, deren Schluß eine Aufforderung war an die Sänger, ihre Weisen erschallen zu lassen zum Lobe und Preise Gottes, für das gemeinsame theure Vaterland, für das treue deutsche Herz und Gemüth, damit es sesthalte an dem erneuerten Gelübde: „Wie heut' in Sprache, Wort und Lied, so allzeit auch in Ein ¬ tracht, That und Muth geeint zu stehn mit allen seinen Söhnen!" Hierauf ein Hoch für alle Sänger gäste aus allen Landen, aus jeglichen Zonen. — Eine Rede des Vorsitzenden des Festausschusses, Staatsan waltes Held, fand rauschenden Beifall, da auch in der selben die Kunde vernommen ward, daß unser König Johann das Fest mit seiner Gegenwart verherrlichen wolle. Der Redner schloß mit einem Hoch auf den deutschen Sängerbund und das deutsche Vaterland. — Zum Schluß des Abends noch Gesangsvorträge: „Hym nus" und „Bundeslied." Sonntag, 23. Juli, durchzogen von 5 Uhr Morgens an zahlreiche Musikchöre, geleitet von Turnern, die ganze Stadt; man rief die Sänger wach zur fröh lichen Fortsetzung des Festes. Ein Regen in der Nacht hatte die erwünschte Kühlung gebracht, die die Wande rung durch die Stadt erleichterte. Um 8 Uhr Probe zu der Nachmittags in der Festhalle stattfindenden ersten Hauptausführnng. Schon hier zeigte sich die, den akustischen Anforderungen vortrefflich entsprechende Construction der Halle; man fand auch, daß die Ver einigung so gewaltiger Massen die feinern Effecte nicht ausschließe. Nachmittags 3 Uhr fand die Weihe der deutschen Bundesfahne statt. Nach dem Gesänge: „Der deutsche Sängerbund" hielt der Vertreter dessel-