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Dresdner Journal : 23.12.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186312233
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18631223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18631223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-12
- Tag 1863-12-23
-
Monat
1863-12
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 23.12.1863
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296 j.'E' Mittwoch, dcil 23 December. Abonuenmitsprrkse: älU-rlivb: 8 Dklr. — ti»r. io -»«>»»«» 1 „ 1ü „ „ „ »uo»tlict> io vr—ck,oi 1b Liorslov Kuiumvro: 1 A«r. Im ^oolomt» tritt D»,t uud 8temp«Iru- »etil»>s kioru. »«stratenpreisr: kür dsv Hovm «ioer xe»p»It«nen 2ei>«: 1 Votvr „Liox«»on>lt" di« Leit«: 2 ^ksr. Lrscheipe«: Ttlxlleb, mit XnioLÜme cl«r Koon- und keisrtoss«, Abends kür d«n tolxvodeo D»x. VresdilkrZoilliiai. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. - - -- - -» - 1883. Snseratenannahme auswärts: Lsiprtb' ko. >i«»ovororroo, Oommiooioniir de» I>r«,dner donrnols; «Kendo,.: II. Dooi.o», k',. Iir.ni-»; Howdnrx-Lldono: IIoo,oo,roio äl Vooi-o«: L«rlio: <»»«>ri^o'o< >o- Co, I, kondi., Iior»:ooron'o linrenu; Lrswso: k. Kruk.ai r»:; Lr«»l»n: I.oi i, 8roonoo; krovllkurt o.il : ttnoüli.; Xiiiv: ^„nr.i- Itönoo, «; korj»! v. t.ovvr »»i-i.» (28, r»« de t>no» « ulonsi j krox: I ». C»u,.i< >i'^ ttn« Idi.; Vi«o: Comptoir d. k. tVi«-iier Xeitui,^, 8lekoo»pl. 807. Hrrausgrder: Köoi^I. klxpoditiou de, Dresdner dooruol», Dresden, il:lrieo»tro»»o Xo 7. Ämtlichrr Theil. Bekanntmachung des Finanz-Ministeriums, die Ausführung des Gesetzes über Herabsetzung des Speisesalzpreises vom 30. November d. I, betreffend. Das Finanz »Ministerium seht bei Ausführung des Gesetzes, die Herabsetzung des Spcisesalzprcises betreffend, vom 30. November 1863 zwar voraus, daß die große Mehrzahl der OrtSsalzschänken bei Ablauf diese- Jahres als dem Zeitpunkte, wo die Preisermäßigung in Kraft tritt, nur sehr geringe Salzbcstände in Vorrath haben werden, und daß daher keine Veranlassung vorliegt, den selben eine Entschädigung zur Ausgleichung des Unter schiedes im Niederlagsprrise vor und nach dem 1. Januar 1864 zu gewähren. Sollte indessen einzelnen Salzschänken beim Jahres schlüsse ein größerer Naturalbestand an Gpeisesalz ver bleiben, so will das Finanz-Ministerium denselben auf dieSfallsigeS Ansuchen bei den betreffenden Salzverwal- tereien durch letztere eine Entschädigung von 1 Pfennig pro Pfund des zum gegenwärtig noch bestehenden Nie- derlagSpreise von Drei Thalern 18 Ngr. erkauften Speise- salzeS auszahlen lassen. Diejenigen Salzschänken, welche hiervon Gebrauch machen wollen, haben jedoch den Bestand ihrer Vorräthe an Speisesalz ^»m 31. December dieses Jahres in den Städten durch mn Stadtrath, auf dem Lande aber durch die OrtSgerichtSpersonen aufnehmen und bescheinigen zu lasten und unter Vorzeigung dieser Bescheinigung bei derjenigen Galzvrrwalterei, deren Bezirke sie zugetheilt sind, dir ausfallende Entschädigung und zwar bei Verlust derselben bis spätestens den 31. Januar nächsten Jahres zu erheben. Diese Bekanntmachung ist in Gemäßheit §.21 des Gesetzes, die Angelegenheiten der Presse betreffend, vom 14. März 1881 in allen dazu verpflichteten Zeitschriften zum schleunigen Abdruck zu bringen. Dresden, den 18. December 1863. Finanz - Ministerium. von Friesen Zenker, S. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Tagrsgeschichte. Wien: Erzherzog Rainer unwohl. Staatsminister v. Schmerling. Post ausgeraubt. — Prag: Der Streit der tschechischen Parteien. — Ber lin: Adrrßdebatte des Herrenhauses. Vom Hofe. Schrift liche Einsendung der Adresse der Abgeordneten. De menti. — Danzig: Kanonenbootflottille. — Mün chen: Handschreiben des Königs an Frhrn. v. Schrenck. Herzog Friedrich von Schleswig-Holstein. Minister v. Beust. — Stuttgart: Kammcrvcrhandlungen.— Kassel: Aus der Ständeversammlung. — Weimar: Landtag geschlossen. — Koburg: Unwahre Zeitungs nachrichten. — Frankfurt: Der deuische Abgeord netentag. — Kopenhagen: Vermischtes. — St. Petersburg: Eine französische Dcpejüein der Con- greßangelcgenheit. Schleswig-Holstein. (Aus den Herzogtl ümern. An kunft der sächsischen Truppen in Boitzenburg.) Statistik u. LolkSwirthfckaft. Feuilleton. Inserate. TageSkalrndrr. Börsen nachrichten. schen Stände gescheitert. Durch das neue Grundgesetz sei nichts in der Sonderung der gemeinschaftlichen und Sonderangclegcnhciten verändert, dem Neichsrathe keine Befugniß in Sachen gegeben worden, welche bisher unter die Sonderrepräscntation gehört habe. Dieselbe gilt wohl jetzt nur für einen Theil der Monarchie, worüber dem Bunde keine Befugniß zusteht. Da cs jedoch unser Ziel ist, den deutschen Bundesländern dieselbe Selbstständig keit und Freiheit zu geben, so wurde dadurch der Weg angebahnt, worauf allein ein verfassungsmäßiger An schluß durch Uebereinkunft des Rcichsraths und der hol- steinschen Stände geschehen kann. Für eine solche Uebcr- einkunft legt die neue Verfassung keine Hindernisse ein, und es muß darum auf einem Mißverständnisse beruhen, wenn einige Mächte darin Veranlassung gesehen, unab gemacht hingehen zu lassen (?), wie weit sic unbedingt ein gegangene tractatgemäße Verpflichtungen erfüllen wollen. Ungeachtet, daß von uns jeder, deutsche Bundesländer be treffende Bundesbcschluß erfüllt wurde, sind deutsche Trup pen dennoch im Begriffe, nicht allein Holstein zu be setzen, sondern auch Lauenburg, woher wir unzweifelhafte Beweise der Treue und Zufriedenheit erhallen haben. Wir können hierin keine bundesrccbtlicke Erecution er kennen; um aber einem Zusammenstöße mög lichst lange zu entgehen, haben wir doch richtig gefunden, unsre Truppen zurückzuziehen, um die ganze Wehrkraft unsers Volkes diesseits der Eider zu sammeln, überzeugt, daß unser treues und tapferes Volk sich um seinen König schaarcn wird, wo es die Freiheit und Rettung des Vaterlandes gilt. Tagrsgcschuijik. Wien, 20. December. (W. Dl.) Erzherzog Rainer wurde vorgestern Abend von einem leichten Unwohl- cin befallen, weshalb derselbe den gestrigen Tag im zubracht«. Der Erzherzog befind«! sich heute bereits wieder vollkommen wohl. — Staatsminister v. Schmer ling hat den größten Theil des heutigen Tages außer halb des Bettes zugcbracht. Derselbe wird seine Reise nach Venedig, wie verlautet, erst nach den Weihnachts feiertagen antrctcn. — Der „Dotsch." schreibt: Die heute Morgen hier eingctroffene Carriolpost von Larenburg wurde auf der Strecke zwischen dieser letzter« Station u. Wien von Stra- ßenräubcru angefallen und ausgeraubt. Der Po stillon, zum Slillchalten aufgefordcrt, hieb als Antwort tüchtig los auf sein Pferd, da er hoffte, durch rasches Fahret dem Ucberfalle noch entkommen zu können. Das kleine Wägelchen flog blitzschnell dahin, allein nur durch wenige Minuten; ein Schuß fiel und das verwundete Thier brach zusammen. Nun wurde der Postillon vom Bocke gerissen, zu Boden geschleudert und unter Androhung des Todes gezwungen, in dieser Stellung auszuharrcn, bis die Räuber ihr Werk vollbracht und sich genügend weit entfernt haben würden. Die Seitenwändc der Trom mel des Wagens wurden cingcstoßcn und der Inhalt, bestehend in Gcldbriefbeutcln und einigen Frachtscndun- gcn, geraubt. Durch einen glücklichen Zufall bemerkten die Thäler einen ganz in das Dunkel einer Ecke gerarhe- ncn Beutel nicht, in welchem sich mehrere Gcldbriefe, da runter der wcrthvcUstc im Betrage von 600 Fl. ö. W., befand. Wie hoch sich der ganze Verlust belaufe, läßt sich bis jetzt noch nicht bestimmen, weil die betreffenden Verzeichnisse und Gcldkarten gleichfalls verloren sind und erst die Einsendung von Duplikaten abgcwartet werden muß. (Die „Ostd. P " erzählt den Vorfall anders. Sie Kopenhagen, Montag, 21. December. Der Reichtrath ist hcnte geschlossen worden. Folgendes ist der Hauptinhalt der königlichen Botschaft: Die vor 8 Jahren beim Zujammcntreten des Reichs raths gehegte Hoffnung hinsichtlich der Ordnung der Ver- fassungSverhältnissc würde in Erfüllung gegangen sein, wenn der Deutsche Bund sich gegenüber Dänemark in nerhalb seiner Befugniß gehalten hätte. Nur widerstre bend und unter Zwangandrohung sei Dänemark dazu gebracht, für Holstein und Lauenburg die Gcmeinvcrfas- sung aufzuhebcn; seine Bestrebungen zur Wiederverein i PariS, DienStag, 22. December. Der vom Wiener „Vaterland" veröffentlichte Brief des Prin zen Napoleon*) wird officiell dcwentirt. *) Das »Dresdner Journal' bat diesen Bries gar nicht er wähnt. 6r sollte an einen Vertranten des Prinzen in Italien gerichtet sein und die lleberzeugung scs Prinzen auSdrucken, daß sein Schwiegervater (König Victor cimannel) nn Frühjabrc .Nrieg gegen Oesterreich ansangen würde; voraussichtlich darin von Oester reich geschlagen, werde letzteres seine sriihcre Hcrrschast in Italien dann wieder bersiellen wollen, was aber den Kaiser von Frank- > reich, zu einer neuen Intervention und zu einem Kampfe be wegen würde, der dann wirklich Italien ganz frei machte. Paris, Dienstag, 22. December. Nach dem „Moniteur" sagte der Kaiser bei bem gestrigen Empfange der die Adresse des Senats üverbrin- genden Deputation; „Ich sehe mit Vergnügen, welches Vertrauen der Senat in mich setzt. Meine Wünsche sind für daS Innere wie für daS Aus land auf Beruhigung der Leidenschaften, anf Ein tracht und Einigkeit gerichtet. Ick rufe den Au genblick herbei, wo die großen Fragen, welche die Negierungen und die Völker trennen, friedlich werden gelöst werben können- Napoleon I. sagte, wenn man sich in Europa schlag», so sei dies ein Bürgerkrieg. Dieser große Gedanke, noch eben ein Utopien, kann morgen zur Wirklichkeit werden. Unter allen Umständen ist e» eine Ebre, das große Princip zu verkünden, welches zum Zwecke bat, die Lorurtheile eines andern Zeitalters verschwin den zu machen. Vereinigen wir unsre Anstre, gun- gen zu Erreichung dieses rdeln Ziels, beschäftigen wir uns mit den ihm entg'genstehenden Hinder nissen nur, nm sie zu besiegen." — Der, Moniteur" enthält auch den Tert des von Drouyn de LdunS unter dem 8. December erlassenen Circulars, wo rin derselbe den Vorschlag von Ministrrconferenzen macht. New-Ao rk, 11 December. Die an den Eon- föderirtrucongreß zu Richmond gelangte Botschaft deS Präsidenten Jefferson Davis klingt entmuthigr; dieselbe erklärt die europäischen Rationen seien dem Süden ungünstiger geworden namentlich neige sich England den Unionisten zu. Telegraphische rlüchrichteis. Hamburg, Montag, 21. December. Abendt. Soeben hat dir Polizei die militärischen Erercitien in der Turnhalle inhibirt, das Local besetzt und geschlossen und die Liste eines als Compagnieführrr fungirenden Feldwebels mit Beschlag belegt. Heute ist hier nachstehender Armeebefehl deS Dbercommandanten der ErecutionStruppen, deS sächsischen Generals v. Hake, an der Börse ange schlagen: „Die zwischen Harburg und Laurnburg cautonirende hannöversche Brigade geht am 23. uud 24. über die Elbe und rückt im Verein mit den sächsischenlruppen übrrOldeSloe in Holstein ein." Dem Vernehmen nack sindrt morgen eine Ver sammlung holsteinschcr Ttändemikglieber statt. Zu der auf Mittwoch in ElmSborn aogesetzten großen holfteivschen Volksversammlung werden Deputa tionen aller Landestheile erwartet; eS heißt, die Versammlung wolle den Herzog Friedrich procla- miren. Hamburg, Dienstag, 22. December. Die Zu sammenkunft holstrinscher Ttändeadgeordneter in Altona ist polizeilich inhibirt und die Versamm lung nach hier verlegt worden. DaS Kopendagener „Faedreland" erklärt, daß die Pression Englands und Rußlands begonnen; Schweden habe sich nicht augeschloffrn. Fleury hat auf Anfrage wegen Anschlusses (?) Ordre bekom men, sofort abzureisen. Altona, DicnStag, 22. December. DaS Wahl gesetz zur Verfassung vom 18. November ist in Schleswig mit königlicher Sanktion vom 3. De- crmber promulgirt worben. schreibt: Drei Männer sprangen auf offener Straße an den Wagen heran, einer derselben setzte drin Postillon eine Pistole auf die Brust, ein zweiter hielt das Pferd und ein dritter erbrach den Kasten. Sobald die Diebe Herren der Werthsachen waren, übergaben sie dem Postillon das Pferd wieder uud entfernten sich mit den Worten: „Jetzt pfirt Di Gott!") j Prag. 21. December. Die Nachrichten der letz ten Wochen aus Wien, betreffend die vielbesprochene und doch nicht vor sich gegangene Veränderung im Minifle rium, blieb auf die hiesige föderalistische Partei, welche das erclusioe Tschechenthum umfaßt, nicht ohne Einfluß. Es ist zwar nicht erwiesen, daß die alttsche- chische Fraction für den Fall eines Ministcrwcchsels, na mentlich wenn dieser den Abgang Herrn v. Schmerling s begreifen sollte, einen neuen Operationsplan entworfen hatte, und daß die Herren Oe. Rieger und Palahki wie der mehr unmittelbaren Antheil an der Politik nehmen wollten; aber Thatsachc ist, daß die föderalistischen Or gane ihrem Publicum, das sich bekanntlich durch einen hohen Grad von Gläubigkeit auszcichnet, erklärten, die Situation sei günstig für die föderalistischen Pläne. Der tschechische „Hlas" rückte mit dem Vorschlag eines Kon gresses sämmtlicher slawischen Journalleiter in Oesterreich heraus, auf dem eine mehr einheitliche Krieg führung gegen den Centralismus, d. h. gegen Alles, was nicht slawisch ist, verabredet werden soll. Es verlautet nichts darüber, wie weit dies Project bezüglich seiner Realisirung gediehen. Das Organ vr. Rieger's und der alttschcchischcn Partei liegt noch immer im Streit mit den übrigen tschechischen Blättern, weil letztere behaup ten, lir. Rieger hätte beabsichtigt, den „Nar. Listy" durch die Kündigung der Kaution, wozu er nicht berechtigt ge wesen sei, Schwierigkeiten hinsichtlich ihrer Eristcnz zu bereiten. Die Erbitterung in den jungtschcchischen Krei sen gegen Palahki und Or. Rieger ist sehr groß. Diese Herren, welche immer sagten, durch sie spreche die tsche chische Nation, werde» kaum mehr einige Dutzend ver läßliche Anhänger zählen. Von dem Gerüchte, Or. Wo- rowka sei zum ObcrstlandcsmarschaUstellvertrcter auscr- sehen, verlautet nichts weiter. Die Tschechen haben als Candidaten für den durch Herrn Pstroß' Tod erledigten Sitz im Landtage den nunmehrigen Bürgermeister vr. Kulski vorgeschlagen. Von deutscher Seite erfolgte noch kein Vorschlag. — Sämmtliche deutsche Journale ge ben hier vom 1. Januar nächsten Jahres an neben dem Morgenblatt auch ein Abendblatt heraus. «Berlin, 21. December. Im Herrenhaus« fand heute die Adreßdebatte statt Es wird von 4 liberalen Mitgliedern ei» Antrag auf eine Gegenadrcsse verlesen, welche indessen keine Unterstützung erhält und daher nickt zur Debatte kommt. Der Berichterstatter der Commission, Hr. v. Meding, em pfiehlt die Annahme der Aruim'schen Adresse. Gras Arnim-Boitzendurg rechtserligt die Veranlassung der Adresse von Seiten des Herrenkauses und beleuchtet dann die Situation Redner betont die Verpslicklungen, welche Preufien obliegen als Mitunterzeichner des Londoner Vertrags und'Mil alied des Deulschen Bundes. Seit Beginn der preußischen Ge schickte sei zum ersten Male die Möglichkeit gegeben, daß eine Forderung der Krone für kriegerische Zwecke versag! werden tonnte; in einem solchen Augenblicke dürfe das Hcrrenbaus nicht ichwei- gen. Man bade nur kriegerische Operationen zu unterstützen und zn ermöglichen, erber nichl Politik zu machen und der Regierung Programme vorzusckrciben. Der Ministerpräsident habe ausge sprochen, daß das Londoner Protokoll brnsäUrg sei; wann der Zeitpunkt des Rücktritts von dusem Lertrage emtreten solle, das sei allein Sacke der Regierung. Zur Lacke selbst giebl der Red ner ein Erpos« über die Beschlüsse des Bundes r» Bezug aut die Grecution. Preußen siebe an der Spitze der Greculion, es könne jeden Augenblick zu größerer Action übergeben, möglicherweise dann zehn Mal mebr Truppen nöthig baben, als jetzt. trs sei unmöglich, da die Mittel der Krone zu versagen. Niemand stelle sich über die Partei, aber Jeder stelle bas Vaterland döbcr als dre Partei. (Beifall) Hr. Tellkampf (gegen die Adresse): Der Londoner Vertrag sei nichtig, denn er verletze die Rechte Dritter, die des Deutschen Bundes, der schlcswig bolsteinschen Agnaten und Stände. Geld zu bewilligen zur Auweckterdaltung eines solchen nichtigen Ver trags beiße, fick zum Theilnehmcr daran machen. Das Recht Preußens, von dem Vertrage zurückzutrcten, stehe nach dem Völ kerrechte fest und es sei nicht ersichtlich, wie man hieraus einen Kriegsfall ableitcn möchte. Rußland könne jetzt, England werde keinen Krieg fübren. Frankreich könne vom Standpunkt der Feuilleton. WethnachtS - Plaudereien. (Schluß aus Nr. 2«b.) 1° Ein sehr gesuchter Artikel sind die Albums für Photographien. Die zierlichen Sammet-, Leder- oder grfchnttzten Holzdeckel mit Beschlägen und Schließhäkchen von Elfenbein, Stahl, Silber oder Gold im byzantini schen, gothischen und französischen Geschmack, fein ciselirt und nirllirt, erinnern an die alten kunstvollen Pracht bände, wie sie in Bibliotheken aufbcwahrt werden. Be sonder- bietet Th. Neuscheller u. Comp. (Ferdinands- Platz), neben sonstigen Papp- und Ledrrarbeiten, eine reiche Auswahl solcher AlbumS; sodann sind eS auch einzelne Buchhandlungen, in welchen der, aus der Albummanir und der Goldschnittlyrik unsrer Zeit heraus- grwacksrne LuruS der Einbände blendend uns entgegen tritt. Ein solche- Eich'scheS, Echauer'schrs und besonder- Brockmann'scheS Galerie-Album, wie wir hier liegen sehen, wird jedem Weihnachtstische zur Zierde gereichen. Doch vorüber, lasten wir diese Ueberraschungrn der Er wachsenen und gedenken wir der Kleinen heut», für welche der Buchbinder in der Breterwelt der Buden der literarische Großhändler ist. Wir finden hier noch immer .dieselben Fibeln, an deren tiefsinnigen Inhalt sich viel leicht schon unsre sechsjährigen Urahnen erbaut haben, und da- illustrirte Abc, die Grundlage aller Bildung, ist von der Cultur der Gegenwart unberührt geblieben. Und welcher Reichthum von Gedanken läßt sich in da» Abc legen, da- bekanntlich von Garrik mit solchem Aus druck declamtrt wurde, daß alle Zuhörer zu Thränen gerührt wurden. Unter den in diesen Buden au-ge- hängten Kunstwerken zeichnen sich al« rin noch unerreichte- Mufter die Münchner Bilderbogen (von Braun und Schneider in München) aus; sie sind ebenso verbreitet und billig, als das bayersche Bier, und als kultur historisches Moment gewiß von derselben folgenschweren Wichtigkeit Wie hübsch darunter ist die Geschichte von der Prinzessin Turandot, die ihre Liebhaber tödtcn ließ, wenn sie das Räthsel nicht lösen konnten, das sie ihnen ausgab. So wurde der Prinz von Abyssinicn grausam grtödtct, weil er nicht gewußt, welches der mittelste Buch stabe im Abc sei. Auch der Prinz von Mauritanien mußte sein junges Leben lassen, weil er nicht wußte, was da» sei: „Um und um blau und in der Mitte ein Awetschcnkern". Endlich aber kam der Prinz von Astrachan, dem die Frage vorgelegt wurde: „Wie groß ist der Mond?" Da besann er sich nicht lange: „Eine Elle groß ist der Mond, denn er hat vier Viertel." Und damit hatte er die Prinzessin gewonnen. Urberhaupt hat die Kunstrichtung in den Buchbinderbuden einen gewissen düstern, romantischen Zug zur Vergangenheit, und Burgen und Schlösser mit Zinnen, Zugbrücken und Festungs- thürmen find hier in solcher Vollkommenheit dargestcllt, wie sie Götz v. Brrlichingen nicht schöner erobert hat. Wa« für Purzelbäume erst, vor lauter DasrinSwonnr, schlägt da» Herz der kleinen Leute vor dem bunten Epielkrame der übrigen Buden; hat doch di« Industrie ihr Möglichstes hier geleistet, um die Welt im Kleinen für die kleine Welt hinzustellen. Ein Blick auf die Spielzeugbuden kann den finstersten Misanthropen mit der Menschheit versöhnen. Das alte bekannte Spielzeug, da- jubilirrnde Staunen der Kinder davor weckt ein seit lange schweigende» Echo in unsrer Brust, manche längst gestorben geglaubte Kindh«it»erinnerung lächelt un» weh- müthig entgegen. Erfreut« sich doch auch der alt und grau gewordene Iran Paul an dem Farbendufte einer hölzernen Kindertromprte, di« er zur Weihnachtszeit auf feinen Arbeitstisch sich legte. Die Blechtromprte, die einfache Trommel dominircn nock immer in den Buden des Weihnachtsmarktes, wie zur Zeit Jean Paul's. In den reich ausgestaNetcn Spielwaarenausftcllungen von G. W. ArraS (Sceftraße) aber, bei Wischkc (Wils druffer Straße) und Andern, welche dem Fortschritte in der Fabrikation de» Kinderspielzcugs huldigen, tritt die kriegerische Klangfarbe mehr zurück. Nicht nur in die Tiefen der unorganischen Natur ist hier der schaffende Geist gedrungen, er hat sogar den Stimmorganen zwei- und vierbeiniger Kreaturen ihre Geheimnisse abgelausckt und versteht sic im ledern-mechanischen Wege nachzu ahmen. „Papa" und „Mama" sagende Puppen sind keine Seltenheit mehr, ebenso blökende Schafe, meckernde Ziegen; giebl es ja schon bellende Hunde und wiehernde Pferde. Heil un», daß alle diese mechanischen Kunst werke an Dauerhaftigkeit Manches zu wünschen übrig lasten. Nachdem wir Herz und Geist auf unsrer Wan derung erquickt haben, verlangt auch der Magen seine Rechte, welche die eigentlichen Grundrechte find. Was ist ein Weihnackten ohne Eßwaaren? Ein Tag ohne Sonne, rin Frühling ohne Rosen, eine Nacht ohne Sterne! Unsre kleinen Begleiter schielen besonders nach den Psefferkuchcnbuden, die diesmal in solcher Fülle vor handen sind, daß die Production fast die Consumtion übersteigen möchte; eine Befürchtung, die jedoch durch einen Blick in da» Conradi'sche Gewölbe auf der Eccstraße zerstreut wird, wo sich die Menge wir zur Zeit der Hungersnoth vor einem Bäckerladen drängt. Besonder» stattliche Ausstellungen haben Jordan und Timäus (Neustadt) und Petzold und Aulhorn (Wilsdruffer Straße) veranstaltet. Au» ihren Werk stätten find die Bildnisse der berühmtesten Zeitgenossen hervorgrgangen, und da» Unmögliche ist in Zucker und Chocolate plastisch möglich gcmackt. Auch Rüger (See straße), ferner F. A. Kretzfchmar im „Cafe FranyaiS" (Waisenhausstraße), die Conditorcirn von Trepp (Alt markt), Orlandi u. Secchi (Jüdenhof), Döhnert (Wilsdruffer Straße), Kreutzkamm (Morihstraße), Lässig (Prager Straße), wie überhaupt die meisten Konditoreien bieten Fundgruben für Dekoration des TannenbaumeS, und man weiß kaum, wie bei Sckiller's „Mädchen in der Fremde", wo all' die Vorräthe Her kommen, noch wohin sie gehen. — Auf die ambulante WcihnacktSindustric, die auf kleinen Tischchen und Bänkchen, auf dem Straßenpflaster fcilhält, haben wir nicht nöthig, aufmerksam zu machen; die zum Himmel schreienden Hunger-Erzeugnisse dieser Industrie und die blassen, frierenden Kinder, die bescheiden neben ihren Werken stehenden Autoren spreckcn laut genug für sich selbst. Zu Weihnachten, dem Feste der Kinder, sollte jede kindliche Thräne getrocknet werden; ein Griff in die Tasche, der nur di« kleinste Scheidemünze zu Tage för dert, kann doch, wenn er einigemal gcthan wird und viel Nachahmer findet, aus einem weinenden Kinde ein lachendes machen, wie dies RubcnS mit einem Pinsel strich gethan hat Und so mögen die Khristbäume mit ihren immergrünen Zweigen zum Himmel auflodern und in alle Herzen da» Licht der Freude fallen lasten; in jedem trauernden, kämpfenden, verzweifelnden Gcmüthc möge das „Friede fei mit Euch", das wir in diesen Tagen erklingen hören, ein tröstende- Echo finden. — Bei den gegebenen Hindcutungen haben wir unter der Menge der hiesigen Industriellen nur einige Namen hrrauSgrrifen können und manche» bemerkenSwrrth« Ge schäft hat unberücksichtigt bleiben müssen; leider haben sich auch in Bezug auf die genannten Firmen einige Jrrthümer eingeschlicken; wie z. v. di« Teppichhandlung von C. An schütz unter ihrer frühern Firma „Batz" aufgrführt worden ist, was zu entschuldigen ist, aber hiermit berichtigt sein mag.
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