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Dresdner W Journal. königlich Säehstsehev Ltaatsanzeiger. Verordnungsblatt der Mnisterien und der Ober- nnd Mittelbehörden. Nr. 113 1907 -> Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hoftat DoengeS in Dresden, «r Freitag, den 17. Mai Ankündigungen: Die Zeile N. Schrift der «mal gespalt. AnkündigungSseite 2K Pf., die Zeile größerer Schrift od. deren Raum auf »mal gesp. Textseite im amtl. Teile SO Pf., unter dem Redaktionsstrich (Eingesandt) 7b Pf. PreiSermäßigg. aus Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 20, sowie durch die Pott im Deutschen Reiche » Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. — Erscheint: Werktags nachmittags. — Fernsprecher Nr. 12SK. Amtlicher Teil. Dresden, 17. Mai. Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg, Herzog zu Sachsen, ist heute vormittag 7 Uhr 15 Min. nach Altenburg gereist. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem in den Ruhestand getretenen Gartenaufseher Buschner bei der Verwaltung des Großen Gartens das Allgemeine Ehren zeichen zu verleihen. (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile) Nichtamtlicher Teil. Bom Königliche» Hose. Dresden, 17. Mai Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg hat sich heute vormittag 7 Uhr 15 Min. nach Altenburg begeben, um in Vertretung Sr. Majestät des Königs der Beisetzung Sr. Hoheit des verstorbenen Prinzen Moritz von Sachsen - Altenburg beizuwohnen. In Begleitung Sr. Königl Hoheit befanden sich der Kommandeur der 32. Ka va lleriebrtgade Generalmajor v Lasiert, der Kommandeur des 1. Jägerbataillons Nr. 12 Major Graf Vitzthum v. Eckstädt und der persönliche Adjutant Hauptmann Frhr. v. Berlepsch. Nachmittag« 5 Uhr 8 Min. reisten Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin, Höchstwelche mittags 12 Uhr 25 Min. in Begleitung der Hofdame Frl v. Schönberg in Leipzig eingetroffen war, von dort zum Besuche Sr. Königl. Hoheit des Herzogs Albrecht von Württemberg nach Cassel ab. Die Rückkehr der Hohm Herrschaften nach Dresden erfolgt voraussichtlich am 22. d. M. früh. — Der Hofmarschall Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Johann Georg v. Mangoldt - Reiboldt ist von seinem Urlaub wieder hier eingetroffen. Zeit«»gSscha«. Zur Angelegenheit des Bearbeiters der Memoiren des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-SchillingSfürst, vr. Curtius, schreibt die „Kreuzzeitung": .Die „Bossische Zeitung' kann der Versuchung nicht widerstehen, den »Fall CurtiuS' zu einer liberalen Parteiangelen heil zu machen. Sie beschuldigt die .politisch kirchlich-reaktionäre Presse', den Fall CurtiuS zu einer Haupt- und Staatsaktion stempeln zu wollen .mit dem Endergebnis, daß der gewisser liberaler Neigungen verdächtige Präsident der reich-ländischen Landeskirche Augsburgischer Konfession durch einen zuverlässigen Parteimann Stöckerscher Observanz ersetzt werde'. Diesen Ausgang werde die Sache aber nicht nehmen, denn nach der.Lib. Lorr.' habe sich Curtius aus dringendes Anraten und Bitten seiner Freuude jetzt endgültig entschlossen, in seinem Amte zu bleiben: im Interesse beS Protestantismus, des Deutschtums und der Regierung selbst Es folgen dann noch einige Worte wärm ster Anerkennung für CurtiuS. ES ist ja nun recht wacker von der freisinnigen Presse, daß sie für einen in Bedrängnis geratenen poli tischen o^innungsgeuossen aus den Plan tritt, und wir wollen ihr auch die Finte nicht verübeln, daß sie ihren Schützling als verfolgt von den gemeinsamen politischen und kirchlichen Gegnern hinstellt. Aber wir müssen alledem gegenüber klar und deutlich hervorhebeu, daß Präsident CurtiuS vor der Öffentlichkeit keines anderen Mangels als der politischen Taktlosigkeit und Urteilslosigkeit beschuldigt wor den ist, und daß er nur dieses Mangels wegen von dem ganz persönlich betroffenen Monarchen nicht mit der seinem Amte sonst gewährten Auszeichnung bedacht worden ist. Die Angelegenheit wird also nur von den Liberalen auf da- politische und kirchlich« Gebiet hinübergespielt. Wir selbst er kennen daraus, daß die liberale Presse das Verhalten de- Bearbeiters der Hohenlohememoire» nicht vertreten will; minder wohlmeinende Beurteiler werden aber vielleicht den Eindruck gewinnen, daß sich die .Lib. Korr.' und die »Boss. Ztg.' mit Hrn CurtiuS schon allzu sehr identifizieren, und eS sollte unS leid tun, wenn man daraus schlösse, daß sie au liberale Beamte nur geringe Anforderungen in bezug auf politischen Takt und patriotische Einsicht stellen. , Die „Daily Mail" veröffentlicht eine Unterhaltung, die ihr Berliner Mitarbeiter mit dem Staatssekretär de« Reichs« amtS des Innern vr Graf v PosadowSky-Wehner gehabt hat. Graf PosadowSky hat sich danach über Deutschlands Prosverität und industrielle Verhältnisse wie folgt ausgesprochen: „Deutschland hat aufoehört, eia Exporteur von Menschenmaterial zu sein, e« bat sich im G, gentetl zu einem Importeur aus diesem Gebiete entwickelt, dessen Bedeutung von Tag zu Tag -»nimmt Deutschland befindet sich augenblicklich in einer t^rartigen Prosperität, daß die Industrie nicht nur mit einem Arbeitermangkl, sondern auch mit eine« Kohlenmangel zu kämpfen hat, weil eS den Zechen nicht möglich ist, so viel Arbeiter zu finden, um das kolossale Bedürfnis der Industicke zu decken. Dieser Arbeitermangel hat die Fabrikanten und Landwirte gezwuuaen. Hilfskräfte aus dem Ausland« zu hole»; nnd so ist d«nn auch tu der letzte» Zeit ein ganz enormer Import von Russen, Polen, Ungarn, Italienern und auch Engländern not wendig gewesen. Da aber diese Leute zum größten Teil dem minder wertigen Arbeiterelement ihrer Heimat entstammen, haben sie eine Arbeiterschaft von zweifelhaftem und gefährlichem Charakter in Deutschland eingeführt, die dem heimatlichen guten Arbeiter in keiner Weise ebenbürtig ist Wie gefährlich dieser Menschenimport sein kann, zeigt der jüngste Fall von Pocken in Metz, der direkt durch italienische Arbeiter eingeschleppt worden ist. Auch für die Land wirtschaft ist die Arbeiterfrage jetzt viel wichtiger als die Preisfrage der Produkte." Zur Haager Friedenskonferenz wird dem „Ham« burger Fremdenblatt" von einem gelegentlichen Mitarbeiter geschrieben: .Am 18. Mai ist der Jahrestag der Eröffnung der ersten Haager Konserenz, und am 1b. Juni wird die -weite ihre Sitzungen er öffnen und vermutlich bis in den September hinein tagen In den Erörterungen über die mutmaßlichen Ergebnisse der Konferenz tritt häufig die Behauptung aus, daß die erste Haager Konferenz nicht» Greifbares gebracht habe Demgegenüber ist eS angebracht, einmal ganz objektiv die Ergebnisse der erste« Haager Konferenz zu registrieren. Die Arbeiten der Konferenz wurden damals unter drei Sektionen verteilt: Sektion 1 für Rüstungen, Sektion ll für Kriegs- regeln und Sektion Hl für Schiedsgerichte DaS Ergebnis der I. Sektion war eine Resolution folgenden Inhalt-: .Die Kommission ist der Ansicht, daß die Einschränkung der jetzt die Welt bedrückenden militärischen Lasten im höchsten Grunde wünschenswert wäre für da- Wachstum des materiellen und moralischen Wohles der Mensch heit.' Der wesentliche Beschluß der ll Sektion ist eine Erweiterung der Genfer Konvention, ferner das Verbot von Dum-Dum-Geschosien und das Verbot, Explosivstoffe aus Ballon» auSzuwerfen. Sektion lll erzielte die in der Schlußsitzung unterzeichnete Konvention zur fried lichen Schlichtung internationaler Konflikte und legte diese in «1 Paragraphen fest, deren Tendenz in 8 1 in folgendem Wortlaut zusammengefaßt ist: .Um in den internationalen Beziehungen die Anwendung von Gewalt so viel al- möglich zu vermeide»,-verosl kdie« Och die unterzeichneten Mächte, alle ihre Bemühungen aufzuwendev, um die Schlichtung internationaler Streitigkeiten durch friedliche Mittel herbeizuführen.' ES ist also durchaus nicht richtig, daß auf der ersten Haager Konferenz gar nicht- herau-gekommeu ist.' Deutsches Reich. Wiesbadener Kaisertage. (W T. B.) Wiesbaden, 16. Mai. Heute nachmittag traf Ihre Majestät die Kaiserin mit den Prinzessinnen Viktoria Luise von Preußen und Alexandra Viktoria zu Holstein-Glücksburg hier ein Se. Majestät der Kaffer empfing die Hohen Damen auf dem Bahnhofe und geleitete Sie im Automobil nach dem Schlöffe. Der Kaiser hörte später noch den Vortrag de« Ver treters des Auswärtigen Amtes, des Gesandten Frhrn v Jenisch Den Schluß der Festspiele bildete die heutige Aufführung von Webers „Oberon" in Gegenwart des Kaiser«, der Kaiserin, der Prinzessinnen Viktoria Luise und Alexandra Viktoria, sowie des Prinzen August Wilhelm. Zur Wahl eines Regenten im Herzogtum Braunschweig. (W T. B) Braunschweig, 16 Mai Der RegentschastSrat hat nun mehr der „Braunschw LandeSztg" zufolge den Landtag zur Vornahme der Wahl eines Regenten auf Montag, den 27. Mai, einberufen * Die in Berlin am 15. Mai ausgegebene Nr. 19 des Reichsgesetzblatts enthält: Gesetz vom 8. Mai 1907, be treffend den Gebührentarif für den Kaiser Wilhelm-Kanal; Allerhöchste Order vom 12. April 1907, betreffend Anrechnung des Jahres 1907 als Kriegsjahr aus Anlaß der Aufstände im Südwestafrikanischen Schutzgebiete, sowie Bekanntmachung vom 11. Mai 1907, betreffend den Schutz von Erfindungen, Mustern und Warenzeichen auf der 1907 in Berlin stattfindenden Aus stellung von Erfindungen der Kleinindustrie A»öla»H. Zu deu österreichischen Reichsratswahlen» (Berl Tgbl) Wien, 16. Mai Den endgültigen Wahl ergebnissen zufolge find bisher 58 Sozialdemokraten gewählt, und zwar 34 deutsche, 22 tschechische, ein polnischer und ein italienischer. Außerdem sind die Sozialdemokraten an 113 Stich wahlen beteiligt. tsterreich-Ungarn und Italien. (W T. B) Wien, 16 Mai. Der italienische Minister Tittoni wird im Laufe diese» Sommers de« Besuch des Barons v. Lehren- thal in Ischl erwidern u»d sich zugleich dem Kaiser Franz Joseph vorstellt n. Wie di« „Wiener Pol Korresp " meldet, hat der Minister d«S Äußern Frhr. v Lehrenthal den Minister Tittoni zu seiner gestrigen Rede beglückwünscht, indem er ihm seine Befriedigung über die zutage getretene Übereinstimmung der Auffassungen aussprach Zur Lage in Italien. (W. T. B) Rom, 16. Mai Die Kammer hat sämtliche Kapitel des Budget» des Äußern angenommen Rom, 16. Mai Die Kammer nahm den Gesetzentwurf der Regierung betreffend die Enquete über die Heeresverwaltung an. Rom, 16. Mai Der König hat das EntlaffungSgesuch des Schatzministers Majorans angenommen und Carcano zum Schatzminister ernannt. Bon ven russischen Finanzen. (Meldung der St. Petersburger Telegraphenagentur) St. Petersburg, 16 Mai Nach den vorläufigen Aus weisen über die drei ersten Monate des Jahres 1907 belief sich der Ertrag der ordentlichen Staatseinnahmen auf 545 Mill. Rubel, d. i. 21 Mill Rubel mehr als im gleichen Zeiträume de» Vorjahrs. Bon der russischen Reichsduma. (Meldung der St. Petersburger Telegraphenagentur ) St. Petersburg, 16. Mai. Die Reichsduma nahm heute die Beratung der Agrarfrage wieder auf. Ein Antrag der Kadetten auf Schluß der Debatte wurde abgelehnt, ebenso ein Antrag, die Dauer der Reden auf 10 oder 15 Minuten zu beschränken Wegen Beschlußunfähigkeit des Hauses wurde die Sitzung um 6 Ühr geschloffen St. Petersburg. 16 Mai Die Kommission der Reichs- duma zur Prüfung des Gesetzentwurfs über die Gewissens freiheit verwarf einen Antrag der Vertreter der Linke», der sich für Trennung von Staat und Kirche aussprach, als außerhalb der Grenze ihrer Zuständigkeit liegend. von de« ruffischen Terroristen. (Meldungen der St. Petersburger Telegraphen-Agentur.) Warschau, 16. Mai. Auf der Station Kamionele gaben Terroristen auf die Insassen eine« Zuges Revolverschüsse ab Etwa zehn Personen wurden schwer verletzt. JekaterinoSlaw, 16. Mai Gestern abend kam eS zwischen der Polizei und Anarchisten, die sich in einem Hause verbarrikadiert hatten, zu eine« heftigen Kugelwechsel, wobei zwei Polizisten getötet und ein Wachtmeister verwundet wurden Heute früh begann der Kampf von neuem Al« eS den Stürmenden gelang, in da« Hau« einzudringen, fanden sie auf dem Boden die Leiche eine« Unbekannten, der besonders heftig gefeuert hatte, die Schläfe von einer Kugel durchbohrt. „SvenSka Telegram-Byran" meldet aus HelsingforS: Bei dem in der Nähe der russischen Grenze gelegenen Ort Kurkala entdeckte die Polizei eine Bombenfabrik Elf Ruffen wurden verhaftet und nach Wyborg gebracht. Sech« von ihnen sind Studenten Zur Lage in Portugal. (Meldung der Agence HavaS) Lissabon, 16 Mai. Die Minister haben beschlossen, den Wortlaut der Diktaturdekrete, die sie erlaßen wollen, selbst derjenigen von nicht politischem, sondern rein administrativem Charakter, vor ihrer Unterzeichnung zu veröffentlichen, damit die öffentliche Meinung dazu Stellung nehmen könne. In den offiziösen Organen wird betont, die Regierung unternehme es, das parlamentarische Regime wreder- herzustellen nicht als ein Feld der Repressalien und de« Hinter halt« der Parteien, sondern al« eine Versammlung, welche die großen Interessen der Nation vertritt Alle politischen Gruppe« find einig ia ihrer Stellungnahme gegen das Ministerium Zum Bandenunwesen aus dem Balkan. (W. T. B) Frankfurt a M, 17. Mai Nach einer Meldung der „Frankf. Zta." aus Saloniki vom 16 d M fanden im See gebiet von Jenidsche gegen bulgarisch« und griechische Banden operierende türkisch« Truppen dort zwei vcrichanue aber ver laßene Inseln Auf einer dritten Insel fand ein Kampf mit einer bulgarischen Bande statt, die nach einem Verlust von sieben Mann flüchtete Kutzowalachen äscherten «ne griechische Besitzung im Bezirk Demirhißar ein. England in Aegypten. (W. T. B) Kairo, 16. Mai Sir Eldon Gorst, der Nachfolger Lord Cromers, überreichte heute dem Khedive sein Bcqlaubiaunq» schreiben und gab dabei dem Vertrauen Ausdruck, daß ihm »ur Erleichterung seine» Amte« jede Hilft zuteil werd« Der Khedive erwiderte, er sei glücklich über die Wühl de» König», in der er einen wettere« Beweis für dessen Wunsch erblicke, die freundschaftlich«« Bande zwischen England und Ägypten fester zu knüpfen Gorst könne stets auf sein« loyale Unter stützung rechnen