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Hchcilsttiii-Emstthaler Anzeiger Tageblatt für Aaßenstein-Krnsttßal, Hßerlungwih, Hersdorf, Kerwsdorf, Aernsdorf, Wüftmbrm d, Urspmng, Mittelbach, Langenberg, Falken, Meinsdorf, Grumbach, Tirschheim rc. MM» Hw» W»W Weitverbreitetes Insertions-Organ für amtliche und Privat-Anzeige«. ° — Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Aus träger, sowie alle Postanstalten. Für Abonnenten wird der Sonntags Kummer eine illustrierte Sonn tagsbeilage gratis beigegeber. Abonnement: Bei Abholung monatlich 35 Pfg. die einzelne Nummer 5 „ Durch die Post bezogen Frei ins Haus monatlich 42 Pfg. vierteljährlich 1. M. 25 Pfg. 25 Mk. excl. Bestellgeld. Jnsertionsgebühre«: die sechsgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg. Reklamen 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis Vorm. 1V Uhr. Größere Anzeigen abends vorher erbeten. Nr. 290. Dienstag, den 15. Dezember 1903. 30. Jahrgang. Deutscher Reichstag. 6. Sitzung vom 12. Dezember. 1'/- Uhr. Am Bundesratstische Graf Posa- dowsky, v. Richthofen, Moeller. Auf der Tages- Ordnung steht die erste und zweite Lesung der Vor lage betr. die Verlängerung des Handelsprooisoriums mit England „bis auf weiteres". Das Wort er hält zuerst Abg. Graf Reventlow (Amis.): Ich muß zu nächst meinem Befremden darüber Ausdruck geben, daß das Haus in die Lage versetzt worden ist, eine so wichtige Frage, eine so bedeutsame Vorlage in so kurzer Frist zu erledigen. Die späte Einbringung der Vorlage bedeutet einen Mangel an Rücksichtnahme auf die konstitutionellen Rechte dieses Hauses. Meine Freunde legen jeden falls Gewicht darauf, daß eine solche Vorlage nur bei einem beschlußfähigen Hause zur Annahme ge langt. Auch werden wir Abänderungen der Vor lage beantragen: einmal, daß die Verlängerung deS Provisoriums nicht erfolgt bis auf weiteres, also nicht ohne Fristbegrenzung, sondern nur bis Ende 1904. Und seiner, daß die Bundesrats vollmacht ausdrücklich beschränkt wird auf die jenigen britischen Kolonien, die uns Meistbegün stigung gewähren. In England und seinen Kolo nien mißachtet man die Verträge, selbst die Zucker- Konvention hat man bereits gebrochen, indem in Ostindien deutscher Zucker differenziert wird. Ganz besonders muß man aber Kanada ins Auge fassen. Bis 1886 hat England die Verträge gegen Deutsch land gehalten; von da ab nicht mehr und zwar aus dem Grunde, weil England zu jener Zeit begonnen hat, an der deutschen Widerstandsfähigkeit zu zweifeln. Und weshalb zu zweifeln? Weil sich Deutschland den Bruch des Saratoga - Vertrages seitens der Vereinigten Staaten von Nordamerika hat gefallen lassen. Daher ist es jetzt Zeit für Deutschland, sein Verhalten gegenüber dem Aus lande zu ändern. Ich spreche für den Bund der Landwirte und für die freie wirtschaftliche Ver einigung. Leider ist vielfach noch zu viel Ver trauen, noch zu viel guter Glaube an die Wirt schaftspolitik der Regierung vorhanden. Dieses Vertrauen ist umsoweniger berechtigt, als noch immer nicht einmal die Kündigung der bestehenden Verträge erfolgt ist. Abg. Graf Kanitz (kons.): Ich muß leider be stätigen, daß in ländlichen Kreisen das Vertrauen zu der Regierung stark geschwunden ist infolge der Nichtkündigung der bestehenden Handelsverträge. Und wenn die Kündigung nicht bald erfolgt, so wird in den landwirtschaftlichen Kreisen tiefe Er bitterung platzgreifen. Denselben Antrag, den der Vorredner angekündigt hat, haben auch meine Freunde vorbereitet. Wir werden also der gegen wärtigen Vorlage zustimmen, jedoch nur mit der Aenderung, daß eine Fristbegrenzung für die Bundesratsvollmacht eingefügt wird. Staatssekretär Graf Posadowsky: Die Vor redner sprachen von Kreisen, bei denen das Ver trauen zur Regierung geschwunden ist. Dieser Kreis kann jedenfalls nur ein sehr kleiner sein. Und auch dieser kleine Kreis muß sehr weltfremd sein, wenn er nicht weiß, wie sehr die ver- kündeten Regierungen jederzeit die Interessen der Landwirtschaft wahrgenommen haben. Die Frage der Handelsverträge muß jedenfalls mit viel mehr Ruhe und Besonnenheit behandelt werden, als dies namentlich seitens der ersten der beiden Herren Vor redner geschehen ist. Wir handeln jedenfalls im Interesse des Landes, wenn wir so handeln, wie wir handeln. Ich lehne aber in dem gegenwärtigen Stadium der Unterhandlungen es durchaus ab, auf die Vorwürfe des ersten Redners näher ein zugehen. Nur in bezug auf die Frage der Be handlung unseres Zuckers in Ostindien will ich noch bemerken, daß mir soeben ein Telegramm unseres Botschafters in London zugegangen ist. Derselbe teilt uns mit, daß der Einspruch, den wir gegen die Differenzierung unseres Zuckers seitens Ostindiens erhoben haben, von Erfolg ge wesen ist. Sie sehen, wir haben Einspruch erhoben und mit Erfolg. Auch da sehen Sie wieder, wie unbegründet Ihre Vorwürfe sind. Abg. Gothein (fr. Vg.): Es ist ' durchaus ge- echtfertigt, die alten Verträge nicht eher zu kün- 1 digen, als bis man neue bessere Verträge in der Tasche hat. Ich kann dem Hause nur die An nahme der Vorlage in d.r unveränderten Fassung empfehlen. Abg. v. Kardorff (Rp.): Ich stimme dem Ver langen der beiden ersten Redner betreffend Ge währung der Vollmacht an den Bundesrat nur bis Ende 1904 zu. Auf die anderen Fragen gehe ich jetzt nicht ein, weil in der englischen Presse diese Reden immer so verdreht werden,umDeutschen- Haß zu erzeugen. Graf Reventlow hat leider durch die Art und Weise, wie er über Chamber lain sprach, diesem nur einen Dienst geleistet. Abg. Bernstein (Soz.): Meine Partei wird der Vorlage zustimmen ohne jede Veränderung, also ohne Befristung der bundesrätlichen Vollmacht. Auf jeden Fall ist es das verkehrteste, England durch solche Reden, wie sie Graf Reventlow gehalten hat, noch zu reizen. In England besteht ohnehin Mißstimmung gegen Deutschland genug, und zwar datiert diese Mißstimmung gegen die deutsche Kon kurrenz schon aus der Zeit vor dem neuesten Vor gehen Chamberlains. Jeder Antrag, der etwa hier angenommen wird und eine Drohung gegen Eng land darstellt, wird nur das Gegenteil des damit verbundenen Zweckes erreichen. Abg. Graf Kanitz stellt fest, daß ausweislich der englischen Handelsstatistik an der Aufrecht erhaltung guter Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern England mehr interessiert sei, als Deutsch land. Abg. Graf Reventlow (Antis.) bestreitet, gegen England gehetzt zu haben; er habe nur die deutschen Interessen vertreten, ohne Rücksicht darauf, was darüber etwa die englischen Zeitungen schreiben. Zur 2. Lesung, die alsbald folgt, liegen drei Anträge vor der Abgg. Herold und Spahn (Zentr.) auf die Begrenzung der Vollmacht auf 2 Jahre, also bis 1905, des Abg v. Kardorff auf Gewährung der Vollmacht nur auf ein Jahr, und der Abgg. Graf Reventlow und Liebermann v. Sonnenberg (Wirtschaft!. Vereinig.), die die Vollmacht gleich- salls nur auf ein Jahr erteilen und sie außerdem nur für diejenigen britischen Kolonien gelten lassen wollen, die Deutschland Meistbegünstigung gewähren. Nach kurzer Debatte, in der die Abgg. Münch-Ferber (natl.) und Herold (Zentr.) für den Zentrumsanirag, Abg. Richler (freis. Volksp.) gegen alle Abänderungs anträge sprechen, wird der Zentrumsantrag gegen Freisinnige und Sozialdemokraten angenommen; die übrigen Anträge werden abgelehnt. Die Vollmacht zur Verlängerung des Handels- provisorinms mit England ist also in zweiter Lesung .nebmigt bis Ende 1905. Dan. wird die erste Lesung des Etats und der Reich-wnanzreformvorlage fortgesetzt. Preußi, er Finanzminister Freiherr v. Rhein baben empfiehlt die Finanzreformvorlage dringend unter Hinweis darauf, wie schwer es für Preußen und wie unmöglich es für die Kleinstaaten sei, so hohe Matrikularbeiträge aufzubringen. Herr Richter habe zwar gestern für das Dutzend Kleinstaaten mit besonders ungünstiger Finanzlage die Spendier hosen angehabt. (Heiterkeit.) Es sei ihm damit aber nicht ganz ernst gewesen. Die kleinen Bundes staaten müßten, da die Reserven aufgezchrt seien, Schulden machen, nur um die Anforderungen des Reiches zu befriedigen. Das sei auch politisch be denklich. Abg. v. Skarzynski (Pole) bekämpft die Ost markenzulagen. Niemand habe das Recht, die Polen als Reichsfeinde zu verdächtigen. Abg. Schrader ffreis. Vgg.) erklärt sich gleich falls gegen die Ostmarken-Zulagen, durch die die deutschenJntereffen nicht gefördert würden. Der Etat sei schlecht, und es könne auch nicht viel daran ge bessert werden. Abstriche seien aber um so nötiger, als noch kleine Vorlagen zu erwarten seien, die noch größere Ausgaben bringen, so das Pcnsions- gesetz für das Militär und das Servisgesetz. Redner wendet sich dann gegen die Erhöhung der Oberstleutnanlsgehälter und gegen eine etwaige künftige Erhöhung der Friedenspräsenzstärke des Heeres, sowie weiter gegen die Finanzreformvorlage. Der Hauptgrund des Rückganges unserer Einnahmen sei die ganze wirtschaftliche Lage, und damit diese sich wieder bessere, müßte unser Handels-und Gewerbe stand von den Sorgen um unsere künftigen wirt schaftlichen Beziehungen zum Ausland endlich be freit werden. (Sehr richtig! links.) Redner wendet sich dann zu den unliebsamen Vorkommnissen in der Armee und tadelt die zu große Absonderung des Offizierkorps von der bürgerlichen Gesellschaft durch Kasinos und andere derartige Einrichtungen, sowie die vorzeitige Pensionierung der Offiziere, auch solcher, die sehr wohl noch imstande seien, ihre bisherige Charge zu versehen, wenn sie auch für eine höhere nicht geeignet seien. Gegenüber den Mißhandlungen in der Armee bedürfe es vor allem schärferer, pflichtmäßiger Kontrolle seitens der vorgesetzten Offiziere. Bei einer Reihe sozialer Fragen habe leider die Regierung ihre Mitwirkung verweigert, so bei der Frage der Rechtsfähigkeit der Berufsvereine. Der bezügliche Antrag seiner- Freunde feiere jetzt bereits sein 20jähriges Jubi läum. Dasselbe gelte hinsichtlich des rückhaltlosen Koalitionsrechts der Arbeiter, des Vereins- und Versammlungsrechts und der Arbeiterkammern. Dadurch, sowie durch Getreidezölle, durch die hohen indirekten Steuern und die hohen Militärlasten sei die Sozialdemokratie so stark geworden. Eine Revolution brauchten wir aber nicht zu fürchten. Es sei doch besser, den Arbeitern die volle Gleich berechtigung lieber freiwillig zu geben, als vielleicht später einmal gezwungen. Es sei unbedingt nötig, den Frieden mit den Arbeitern wiederherzustellen, wenn wir die großen Aufgaben erfüllen wollen, die uns noch bevorstehen. Abg. Payer (Südd. Volksp.) bezeichnet den Militarismus als die Hauptursache der ungünstigen Finanzlage. Die Finanzreformvorlage würde zwar der Seelenruhe der einzelstaatlichen Finanzminister zugute kommen, dagegen das Geldbewilligungsrecht des Reichstages beeinträchtigen. Die Einzelstaaten und ihre Finanzminister sollten sich mit Energie der Verzweiflung wappnen und schon bei derEtat- beratung im Bundesrate dafür sorgen, daß die Ausgaben, und damit die Matrikularbeiträge, nicht allzusehr anschwellcn. Weiter verbreitet sich Redner über Soldatenmißhandlungen, über den Kontrast schwerer Bestrafungen der Mannschaften und leichter Bestrafung der Vorgesetzten, und verlangt ein neues Militärpensionsgesetz, verbunden mit einer Fest legung der Grundsätze für die Pensionierung. Redner beschwert sich dann u. a über Vorbeileitung durchgehenden Eisenbahnverkehrs an Württemberg. Die Sozialdemokraten sollten sich zum Bewußtsein bringen, daß sie, wenn sie auch einen großen Teil des Volkes du teilen, doch noch nicht „das ganze Volk" seien, und dementsprechend nicht nur aus schließlich ihre Klasseninteressen, sondern auch ein wenig die allgemeinen Interessen ins Auge fassen. Durch Ausnahmegesetze würde nur gewaltsames Aufeinanderstoßen provoziert werden. Man lasse den geistigen Waffen freie Bahn, dann würden die anderen Parteien Manns genug sein, den Kampf mit der Sozialdemokratie zu bestehen. (Beifall.) Hierauf erfolgt Vertagung. Schluß der Sitzung 6 Uhr. Montag 2 Uhr Fortsetzung. Tagesgeschichte, Deutsche« Reick. — Der Kaiser kam am Sonnabend nachmittag zum ersten Male seit seiner Operation von Potsdam nach Berlin. Die Begrüßung seitens de« Publikum« war von besonderer Wärme. Die Kunde: „Der Kaiser ist in Berlin!" wirkte elektrisierend; dichte Scharen hielten den Po sdamer Platz und die Straße Unter den Linden besetzt, um den Kaiser zu sehen. Brausende Hoch- und Hurrarufe begleiteten die Majestäten auf ihrer Wagenfahrt. Der Mo narch trug Kürassteruniform und sah frisch und ge sund aus. — Die Reich«tag«verhandlung über die Vor lage betr. Verlängerung de« Handelsprovisorium« mit England ist weit ruhiger und glatter verlaufen, als man hätte annehmen sollen. Zwar fehlte es nicht an manchem scharfen Wort über die Handel«- polilik England« und über da« sonderbare Ver halten des Herrn Chamberlain, trotzdem aber kam die Mehrheit de« Hause« der Negierung die«mal einen Schritt weiter entgegen al« im Vorjahr, in dem sie das Provisorium nicht nur um ein, sondern um zwei Jahre verlängerte. Die zweijährige Ver längerung wünschte ein Centrum«antrag. Seine Annahme erfolgte von einer Mehrheit, die sich ge rade so zusammensetzte, wie sich die Mehrheiten im alten Reichstage bildeten. Damit ist durch die Proxi« zum ersten Male der Bewei« geliefert worden, daß sich im deutschen Reichstage trotz de« Anschwellenr der sozialdemokratischen Sitze prinzipiell nicht« geändert hat. Heute Montag beginnt die Plenarsitzung erst um 2 Uhr, weil an diesem Tage da« Reichstagsprästdium vom Kaiser in Audienz empfangen wird. — Interessante Einblicke gewährt die dem Reichstage vorgelegte Uebersicht betreffend die Ver wendung der dem Reichskanzler zur Verfügung stehenden Gelder. Man findet dort einen Posten von 56 655 M. als Kosten de« Au«wärtigen Amt« für Reisen fremder Fürstlichkeiten innerhalb der Neich«grenzen. Ferner erfährt man, daß die Kosten au« Anlaß der Amerikafahrt de« Prinzen Heinrich von Preußen, die zur Hälfte vom Kaiser bestritten wurden, für die Staatskaffe 62 574,02 M. betragen. An Belohnungen für Rettung au« Seenot wurden 8532,75 M. gezahlt. — Im Reich«tage hat sich eine neue Partei unter dem Namen „Freie Vereinigung" gebildet, welcher sich folgende Abgeordnete angeschloffen haben: von Dallwitz, Bachmeier, Stauffer, Vogl-Hall, Vogt- Gerabronn, Hilpert, Mittermeier, Siöcker, Burck hardt, Latlmann, Graf Reventlow, Liebermann von Sonnenberg und Baron de Schmid. Dagegen haben sich die Resormparteiler Böckler, Bruhn, Gräfe, Werner und die deutschen Volkrbundkandidaten Fröhlich und Krösell zu einem engeren Fraktton«- vecband als Antisemiten strenger Observanz unter dem Vorsitz Werners zusammengesunden. — Die elsässischen Abgg. Blumenthal und Riff haben mit Unterstützung der beiden freisinnigen Gruppen einen Antrag eingebracht, worin ein Ge setzentwurf gefordert wird, der für Elsaß-Lothringen eine au« allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlen hervorgehende Volksvertretung einführt. — Die Behauptungen de« Abg. Frank in der bayerischen Abgeordnetenkammer über Mißstände bei der Münchener Polizei haben sich bei der Unter suchung der Anschuldigungen al« unwahr erwiesen. Der Minister Frhr. v. Feilitzsch teilte die« in der Finanzausschuß-Sitzung mit, und Abg. Frank sah sich genötigt, sein Bedauern autsprechcn zu müssen; er wäre falsch informiert. — Die Ausbesserung de« Zivilverso>"-.ng«- wesens für die Unteroffiziere läßt der preu ßische Kriegsmintster sich angelegen sein. Rach der Staatrb -Ztg. werden im Ministerium Mittel und Wegs erwogen, aus welche Weise der Bildungs grad der Unteroffiziere gehoben werden kann, so daß diese bessere Stellungen beanspruchen können. Ob die gesetzliche Regelung dieser Frage den Unter offizier zu längerem Au«harren bestimmen wird, muß abgewartet werden. — Ueber die Beurlaubung mehrerer Gesandten am serbischen Hofe berichtet ein Berliner Blatt, daß e« Deutschland, Rußland und Oesterreich nicht an gebracht erscheint, ihre Vertreter in der sonst üblichen Form am Hofe de« König« Peter verkehren zu lassen, so lange der Schatten de« ungesühnlen Königsmorde« auf seiner Umgebung ruht. Da die Mörder am Belgrader Hose die erste Rolle spielen, wäre ange sichts der zu den bevorstehenden Hossestlickkeilen zu erwartenden Einladungen an die Mitglieder de« diplomatischen Korpi eine Berührung der au«- ländischen Gesandten mit jenen Elementen nicht zu umgehen, daher die Beurlaubungen. Wenn e« heißt, der König sei entschlossen, unter den Ver schwörern, die ihm unangenehm zu werden beginnen, auszuräumen, so dürste ihm doch der Mut dazu schien. — Die angeblich geplante Verlobung der ge schiedenen Großherzogin von Hessen mit dem rus sischen Großfürsten Kyrill soll an dem Einspruch de« Zaren gescheitert sein, der Gründe der Religion und der Verwandtschaft geltend gemacht habe. Ob da« zutrisft, ist immerhin fraglich; jevenfall« ist jetzt keine Verlobung möglich, wo eben erst die Tochter der früheren Großherzogin gestorben ist. — Die Meldung von dem beabsichtigten Umbau der alten Panzerkreuzer „Kaiser" und „Deutschland" zu Küstenpanzerschiffen trifft nicht zu. Die Schiffe