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Dresdner Journal : 13.09.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-09-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186009131
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600913
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600913
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-09
- Tag 1860-09-13
-
Monat
1860-09
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 13.09.1860
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Ädonnrmnttsprttst: cksdrllck: 5 1-t.lr. 10 rr»r. l» »-»»E. 1 l» 1 „ 10 „ „ „ (tri« k»1 m»ä in vr—L«»: 1ö s 8t«»p«l»»- Ll»r«l», Hitwwero: 1 K^r. ) «ebloz biom». «nstrntnwrttst: ä«o «,uio <t»«r ss«»p»It*n«u 1 Kxr. 17»t«r ckl« Lott«: 2 Hzr. rrschefiu«: l'tElled, mlt Xu»n»bio« ä»r 8«»,»- rurä Xdeock» für ck«o fol^soäen 1°»x. Dres-nkrZNimal. Berantwortlichn RedKcteur: I. G. Hartmann. rnseratenannahme anawärt«: L»lp»tx: >'». 6oiomi»»i»allr ü«i vre»6««r ^ouri>»1»; kb«a6»«»Ib»t: II. -llloo»: Ikttsixiril» « Vooi b «; L«rlto: N»oi-il)»'»cl><> Uuikb., ItmuirR»'» ftiireitu; Lremso: L. 8c».o^vi!; Xr»ak1Urt ». N.: ^^»»rrL'üetlit Lue KI»»v6Ion^; «dl»: Xvui^ 8Lo«U»»; r»rt«: v. (28, rue! 6e, doo» «os»o»); krir^t l «. Luxi-icu'» 8utkk»»6Iiriix. Keranogeber: .. Xiioi^I. Lrpeäitloa 6«» vre»6n«r <Iauro»Il, I Or«»<ien, >l»rieiutri»»»» ktr. 7. »j Amtlicher Theil. Dresden, 12. September. S«. Hoheit der Prinz Wilhelm von Baden ist heut« früh 1 Uhr von Berlin hier eingetroffen und im Hütrl de Gare abgetreten. Dresden, 7- September. Se. König!. Majestät haben de» Pfarrer Gottlieb Friedrich Wagner zu Zschrila au» Anlaß seine» fünfzigjährigen Amtsjubiläum» da» Ehren kreuz de» Verdienstorden» zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. u«»ersicht. Lelegrntzhisch« Nachrichten. AeitNvßsscha». (Eonstitutionellr Zeitung und Leipzi ger Zeitung. — Nürnberger Eorrespondrnt. — kon- stitutionuel. — Morning-Ehronicle. — Vaterland.) Tages-eschicht». Wien: ReichSrathSverhandlung. — Berlin: Nachträgliche» zum Juristentage. Prinz- Regent »ach Neustrelitz. Warschauer Reise. Kriegs schulen. Papiergrldeonferenzen. Ernte. Vr. v. Keller 's. Fünfte Schwadronen. — Kassel: Begnadigung. — Neustrelitz: Bestattung d«S GroßhrrzogS Georg. Re« gierung»antritt de- Thronfolgers. — Pari«: Kaiser reis«. Kaiserrede in Marsrille. Nationalschützeafrst. — Bern: Verhaftung wegen Beleidigung der fran zösischen Flagge. — Brüssel: Nationalist. — TuriA: Einrückcn der Piemontesen. — Neapel: Uebergang der Flotte. — London: Reise der Königin. Entwurf riuer Kircheuordvuog für die evangelisch lutherische Kirche i« Königreiche Sachsen. (Fori- sttzUNg.) Dresdner Nachrichten. Prvviuzialuachrichten. (Chemnitz. Zwickau. Aus der Lausitz. Bischof-Werda. Zwönitz.) vermischtes. Statistik und Vvlkswirthschaft. Keuilletou. Lageskaleuder. Inserate. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Lien, Dienstag 11. September, Abends. In der heute stattgehabten Sitzung des Neichsraths wurde das Militär- und Marivebudgrt ange nommen und eiu au-erordentlicher Aufwand von 1LV0VVV Gulden bewilligt. Lor der Discusfion der Budgets der Ministerien des Innern, der Justiz und der Polizei ergriff Graf Nechberg das «ort und verwahrte sich gegen die aus dem Co- «itsberichte hervorleuchtende Ansicht, als verharr ten die Minister in dem Systeme, dessen Aufgeben eiu allgemein, aasgesprochener Wunsch ist. Graf Nechberg erklärte, da- diese Auffassung eine gänz lich unbegründete sei, und versicherte, daß alle Mi- uistrr darin einig seien, es müsse in neue Bahnen eiugelevkt «erden. Er bezog sich auf dir Worte des Kaisers beim Empfange des NeichSraths und auf das kaiserliche Handschreiben vom IS. April dieses JahreS an den General Benedek, in wel che« die Grundsätze und das System bezeichnet seien, die dem Ministerium zur Richtschnur dienen. Bei Berathung des Budgets des Innern und der Justiz beschloß der NeichSrath die Erörterung der Priucipienfrage bi« zum Schlüsse der Budget debatte zu verschieben. Bei Berathung des Po lizeibudgets forderte Maager, daß der Zustand der Presse auf gesetzliche Grundlagen gestellt wer den solle. Dieser Antrag wurde mehrseitig unter stützt und beschlossen, die Abstimmung bi« zu« Schluffe der Budgetvrrhandlung zu verschieden. Feuilleton. Alejo der Bergbewohner. Aus dem Spanischen drS Victor Balaguer.*) (Fortsetzung an« Rr. 213.) Schon lange war die Stunde vorüber, in der die beiden Liebenden zu scheiden pflegten, und gleichwohl dachte noch Kein» von ihnen an Trennung. Lange Zeit verharrten sie so in tiefem Schweigen, wie wenn eine geheime Furcht ihr Herz zusammengepreßt hätte. Alejo brach zuerst diese- Schweigen. „Ach nein," sagte er, „Du bist nicht offen, meine Geliebte, Du verbirgst mir Etwas. Meine Liebe läßt mich hinter jedem Worte, daS Du aussprichst, einen Gram aufspüren und Deine Stimme sagt mir, daß Du geweint hast. Wa» ist Dir, mein Leben s" „Nicht-, Alejo . . . wiewohl ich e- Dir schon tausend mal gesagt habe. Wenn auch meine Familie so ganz von ihrer Höhe gesunken ist und von einem Geschlechte von Helden nur noch wir zwei Frauen übrig geblieben sind, so habe ich doch nicht aufgehört, die Stimme de» erlauchten Blute» zu hören, da» durch meine Adern rollt. Alejo, e» ist da» erste Mal, daß mein Vaterland in der Stund« der Gefahr seine Bertheidiger unter seine Fahne« rüst, und daß meine Familie keinen Krieger, al» würdigen Vertreter de» in feindlichen Reihen einst so gefürchteten Namen» meiner Väter, zum Heere schickt. Ach! Früher war r« nicht ein Krieger, waren «S ganze Schaarrn, die wir au»sandtea. Au« ersten Male wird die Fahne Catalonien» wehen, ohne unfern Name« mit dem Schatten ihrer Falten zu bedecken. Arme» Bater- *) In« dessen Werk: „Aonsrrrat". übersetzt von V. X. Rosen thal. Regensburg, Verlag von ». I «an». Ungarische Mitglieder sprachen sich für Zulaffuaa vva Berichterstattern zu den Plenarsitzungen aus, der Präsident erklärte jedoch, daß dies mit der Geschäftsordnung unvereinbar sei. Paris, Dienstag 11. September, Abends. Di« eben erschienene „Patrie" erklärt eS für ausge macht, da- der Kaiser von Oesterreich und der Prinz-Regent von Prev-en nach Warschau kom men würde«. Paris, DieuStaa 11. September. Man er wartet hier die Lnknnft deS GroßwefirS der Pforte in einer besonder« Mission. Lorin, Dienstag 11. September. Die pie- «ontefischrn Lruppeu haben die päpstlichen Grenzen noch nicht überschritten. Ein österreichisches Armee corps wird angeblich an der äa-ersten Grenze nach dem Herzogthvm Modena und der Romagna zu concentrirt. Turin, Dienstag 11. September. Der König hat die Deputation aut Umbrien und den Marken empfangen, die ihm avgetrageue Protection über diese Provinzen angenommen und den piemontesi- schen Truppen Befehl gegeben, in dieselben einzu- rücken. In dem deshalb an die Soldaten erlasse nen Tagesbefehle sagt der König: „Ihr rückt ein, um die Ordnung herzustellen uud der Bevölkerung die Freiheit zu geben, ihre eigenen Wünsche au«- »udrückrn. Ihr sollt Italien von der Gesellschaft fremder Abenteurer befreien, dem Mittelpunkte Italiens jeden Grund zu Unruhen und Zwietracht nehmen. Ich will den Sitz deS Papste» achten und demselben in Uebrrrinstimmung mit den verbünde ten Mächten Garantien der Unabhängigkeit und Sicherheit geben, dir seine blinden Rathgeber, ge gen meine Autorität conspirirend und mich deS Ehrgeizes beschuldigend, vom Fanatismus erhofft habeu. Ja, ich habe einen Ehrgeiz, aber derselbe besteht in der Herstellung der sittlichen Ordnung in Italien und der Bewahrung Europas vor im- merwähreuder Gefahr der Revolution und deS Krieges." Dresden, 12. September. Die heutig« ^konstitutionell« Zeitung" be spricht zwei von der „Leipziger Zeitung" gebrachte Artikel über Gewerbefreiheit, in denen die Nach- theile der letzter« als die Vortheile überwiegend darge- strllt würden, und glaubt daraus die Folgerung ziehen zu können, daß die Regierung über die Vorlage an die ständische Deputation wegen Einführung der Gewerbe freiheit nicht einig sein könne. Einer solchen Auffassung haben wir zu widersprechen. Jene Artikel der „L. Z." rühren, wie man hört, von einem, dem Handelsstandc angehörigen Manne her, der mit der Regierung in kei nerlei Verbindung steht; und wenn die „L. A.", welcher bekanntlich eine freiere, von der Regierung nicht unmit telbar beeinflußte Bewegung gelassen ist, von dieser Frei heit in ihrer Stellung einen vielleicht zu weit gehenden Gebrauch in diesem Falle gemacht hat, so hat die Re gierung aufrichtig zu bedauern, daß dadurch Mißdeutun gen der Art, wie sie die „Const. Ztg." giebt, erweckt werden konnten. ES ist übrigens zu erwarten, daß die bemerkten Artikel der „L. A." nicht ihr letztes Wort in dieser Angelegenheit gewesen sind, und daß sie auch Aus sätze, die nach anderer Richtung hin geschrieben sind und jene Artikel widerlegen, dem Publicum bieten wird. Der „Nürnberger Korrespondent" enthält eine, die Runde durch die Blätter machende Wiener Korre spondenz, worin versichert wird, „die Anwesenheit des Großherzogs von Hessen habe einen ganz andern Zweck, als die Zeitungen melden." „Im Lager der Würzbur ger Confercnzstaaten drohe ein Zwiespalt auszubrechen, der namentlich in Bezug auf die Revision der Bun land! Arme Familie, die nicht einen Mann zu seiner Verthridigung zu senden hat!" Alejo erwiderte Nichts. „Der Erzherzog Karl," fuhr die erregte Jungfrau immer lebhafter fort, „ist an unfern Küsten gelandet. Die Trompete erschallt auf den Bergen, den catalonischen Adel, welcher im Innern seiner alten Schlösser träumt, tvachrusend, und die Sturmglocke ertönt wie eine Stimme deS Ruhmes an die Ohren der Jugend deS Landes. Ach! Alle werden gehen, Alle werden dem Kampfe wie einem Feste beiwohnen; Vornehme und Geringe, Alle werden sich um die catalonische Fahne schaarrn und unter ihrer Führung die glorreiche Bahn des Ruhmes wandeln und den Thron erobern für diesen Sohn des Hauses Oesterreich, den Gott und das Recht an unsre Küste gebracht haben, und nur mein Name, der Name meiner Vorfahren wird fehlen an dem Tage der Entscheidung." „Vergißt Du aber, Geliebte, daß, wenn dem nicht so wäre, der arme Alejo nicht hier säße, hier zu Deinen Füßen? Nein, gewiß nicht, dann lebten wir einander unbekannt, dann hätten sich unsre Herzen nicht dem Thau der Liebe geöffnet; die Dame würde am Hofe glänzen, der Bergbewohner den Wald durchstreifen; sie inmitten der Huldigungen vom Weihrauch der Schmeichelei um duftet, er die Fährte de» Bären ausspürend. Und warum sollte rS nicht so sein! Ja, warum nicht?.... Einem Jeden seine Sphäre." „Verzeihe, Alejo, wenn einmal die Erinnerung des Ruhme» meiner Familie über die Asche meine» gestorbenen Namen» weht, wenn einmal da» durch meine Adern rollende Mut meiner Väter auswallt. Verzeihe, ich weiß, daß ich Dich belridigr, aber . .." „O, auch in meinem Herzen siedet da» catalonische Blut," murmelte der Jüngling mit trauriger Stimme. de»krirg»verfassung einen Theil der bisher zusam- mrngrgangenen Regierungen der preußischen Anschauung wesentlich näher führe, und der Großherzog, der rein und unverfälscht die Ansicht deS Wiener CabinetS vertrete, sei dort, sowohl um über die Lage der Dinge aus erster Quelle Bericht zu erstatten, als die erforderlichen Auf klärungen und Andeutungen über den ferner» Gang der österreichischen Politik ebenfalls aus erster Quelle cnt- gegrnzunehmen." „So viel man höre, neige sich Würt temberg augenblicklich fast ganz, Baden ganz zu Preußen hin." Wir können diese Angabe deS Nürnberger Blat te- über den angeblichen Zweck der Reise deS Großher» zogS von Hessen nach Wien als vollkommen unbegrün det und erfunden bezeichnen. Der in Würzburg aus gearbeitete EonventionScntwurf ist dort einhellig festgestrllt worden, und was namentlich Großherzogthum Hessen und Württemberg betrifft, so sind die Ratificationen desselben von dort her erfolgt. DaS in Wien neu erscheinende Blatt der aristokrati schen Partei, „Da» Vaterland", theilt seinen Lesern die, mit der schon telegraphisch bekannt gewordenen Nach richt der „Times" wegen einer daS Verlangen nach inniger Annäherung Rußlands und Oesterreichs auSsprechendcn russischen Note übereinstimmende Nachricht mit, daß cS den Bemühungen der russischen Kaiserin - Mutter und deS Prinz Regenten von Preußen einerseits, sowie des öster reichischen Feldmarschallleutnants Prinzen Alexander von Hessen andererseits gelungen sei, „die Verstimmung zwi schen Oesterreich und Rußland völlig zu beseitigen." Das genannte Blatt ergänzt seine Mittheilung mit fol genden Bemerkungen: „Der tapfere hessische Prinz, der Schwager deS russischen Kaisers, hat wohl am meisten dahin gewirkt, daß sich Kaiser Franz Joseph entschlossen hat, nach Warschau zu reisen, und wir wissen, daß das einfache Erscheinen Sr. apostolischen Majestät in der pol nischen Hauptstadt die letzte Verstimmung, die Rußland wegen der österreichischen Politik im Krimkrirge gegen den alten Verbündeten hegt, bis auf die geringste Spur vertilgen wird. Uebrigens wird Kaiser Franz Joseph dort nicht nur den Prinz-Regenten und die meisten Prin zen deS königlich preußischen Hauses, sondern auch bayri sche Prinzen (zufolge einer Mittheilung der,,N. Pr. Z." würde auch der König von Bayern nach Warschau kom men), hessische Landgrafen und Prinzen, sächsische Her zoge und reußische Fürsten, mecklenburgische Herzoge und württembergische Prinzen und Herzoge finden. Die Jagden, die dort vorbereitet werden, sind gewiß einzig in ihrer Art und werden jedenfalls die militärischen Uebungen übertreffen, für die diesesmal weniger großartige Gesichts Punkte genommen sind, als sonst wohl, namentlich unter dem verewigten Kaiser Nikolaus." WaS die politischen Konsequenzen des Besuches des Kaisers von Oesterreich betrifft, so meint dar Blatt: „Mit dem Erscheinen deS Kaisers Franz Joseph in Warschau tritt auch ganz noth- wendig die russische Politik in eine neue Phase, und von einem russisch-französischen Bündniß und einer solchen Politik kann gar nicht mehr die Rede sein neben einer preußisch österreichisch-russischen. Es fährt sich leicht und sicher auf den altgewohnten Bahnen, in die man jetzt höchst verständig wieder einlenken will." Der „Constitutionnel" vom 9. September greift in einem die „Times und ihre Parole" überschriebenen Artikel das englische Blatt wegen seiner „hartnäckigen Feindseligkeit" gegen die kaiserliche Dynastie äußerst hef tig an. „Die Leidenschaft blendet die „TimeS"", schließt Herr Grandguillot seine Philippika, zu der ihn ein Ar tikel der „Times" über die bei Gelegenheit der jetzigen Reise des Kaisers sich angeblich zeigende Kriecherei der französischen Bcamtenwclt veranlaßt; „sic geht so weit, daß man am Ende ahnt, daß sie der kaiserlichen Dynastie den vollen Besitz einer Popularität nicht verzeiht, die wäh rend 18 Jahren einer andern Negierung fehlte. Sicdient durch solche Diatribcn nichtblos den schlechtesten internationalen Leidenschaften, sondern macht sich vor Allem zum Dol metscher der Rachcgefühlc und all der bösen Instinkte, die aus Furcht, sich ferner in Frankreich zu zeigen, sich ins Ausland zu flüchten gcnöthigt sehen." Und Alejo schwieg, und Rosa schwieg, und abermals herrschte tiefes Schweigen unter den Liebenden. Wieder war es der Sohn der Berge, der cs zuerst brach. „Rosa," sprach er rauh uud plötzlich, „wer war jener Offizier, jener castilianische Kapitän, der Dich am ver gangenen Sonntage während der Messe so frech anstarrte und das Gesicht von Dir nicht einmal in dem Augen blicke abwandte, als wir Alle demüthig die Knie beugten vor dem Blute und dem Körper des Herrn, das der Priester über unsre Häupter erhob?" Rosa erröthetc. Alejo fuhr fort. „Und dann sah ich ihn auch, wie er Dich lächelnd begrüßte, als Du bei ihm vorübergingst. Wer ist er?" „Es ist," sagte Rosa mit einem leichten Anfluge von Erregtheit, „cs ist ein französischer Hauptmann von der Garnison im Schlosse zu Barcelona, Emil de la Guiere." „Also ein Kapitän von Mor.juich!" sagte Alejo lang sam, als wenn er nachsänne. „Hat er mit Dir von Liebe gesprochen?" Die Jungfrau erröthetc. „Er hat Dir Worte der Liebe zugeflüstert, ich sehe es," sprach er mit fester Stimme. „Nun ja; er traf mich einst, als ich mit meiner Mutter ging, und sagte mir, daß ich schön wäre." „Und wa» weiter?" fragte Alejo kurz und sie fest anbltckend. „Schon hatte ich cS vergessen, denn es sind schon neun Tage, seit ich ihm wieder begegnete." „Und sagte er Dir wieder, daß Du schön wärest?" „Nein, aber er sagt«, daß er mich lilbte." Der junge Mann, der sich dem Fenster so weit als möglich genähert hatte, um die mit leiser Stimme mehr geliSprtten al» ausgesprochenen Worte Rosa » besser zu Da» „Morning Throniele" bemüht sich jetzt in ähnlicher Weise, wie eS seinen eigenen Landsleuten plausibel zu machen suchte, daß ein Handelsvertrag mit Frankreich da» bestc Mittel zur Erhaltung de» Frieden» sei, auch auf Deutschland in diesem Sinne zu wirken, indem cs unter Anderm bemerkt: „Man wie derholt unablässig, daß Frankreich rin Gelüst nach der Rheingrrnze empfinde und nächsten» demgemäß handeln werde. Während vielleicht nur sehr Wenige an diese» eitle Gerede glauben, dient «S doch dazu, eine eigenthüm lich unbehagliche Stimmung wach zu halten, welche dem politischen Fortschritte ebenso hinderlich ist, wir dem in dustriellen. Warum beseitigt man diese Hemmnisse nicht durch einen Handelsvertrag zwischen Frankreich und dem Zollverein? Die sofortigen positiven Vortheile eine» sol chen Vertrage» liegen zu sehr auf der Hand, al» daß wir sie noch besonders hervorhcben sollten. Bride Na tionen haben einander viel zu bieten und nehmen so ziem lich die gleicht Stellung ein. Beide haben industrielle Hilfsmittel, die einer großen Entwickelung fähig find, und können einander den erheblichsten Beistand leisten. Einen so mächtigen Einfluß der Kaiser der Franzosen auch auf seine Unterthanrn auSübt, und so sehr da» fran zösische Volk auch natürlich geneigt sein mag, seine Gren zen auSzudchnrn, rS würde doch Alles umsonst sein, wenn einmal jene Handelsbeziehungen entwickelt wären, zu denen ein Vertrag wie der vorerwähnte die Gelegen heit böte. Für keine Länder könnte die Handelsfreiheit ein größerer Segen sein, als gerade für Frankreich und Deutschland." Tagesgeschichtr. Wien, 11. September. Ueber die gestern stattgehab ten Verhandlungen des ReichSrath» über den Bericht des EinundzwanzigercomitöS entnehmen wir der „Donau-Zeitung" Folgendes: Nachdem Graf Szecsen den Abschnitt über LaS Budget deS allerhöchsten Ho fes gelesen hatte, beantragte Graf Hartig, daß derselbe in Zukunst dem Rcichsrathe nicht mehr zur Prüfung vorgelegt werden möge. Graf Apponyi erklärte sich zwar mit den Motiven des Antrag- dcs Grafen Hartig ein verstanden, ist jedoch auS formellen Gründen dagegen. Herr Bischof Strohmayer betonte besonder» die schon im Berichte vorgeschlagene Danksagung de» Rrich»rathr» für di« überall an» Licht tretende th unlichste Beschränkung derAnSla- gen deS Hofstaates, wozu alle Mitglieder, sich von ihren Sitzen erhebend, ihre Beistimmung erklärten. Die ReichS- räthe Graf Andraffy und Fürst Salm unterstützten die Ansicht des Grafen Apponyi, wogegen Graf Szecsen die Anschauungsweise de» Grafen Hartig als mit derjenigen deS Grafen Apponyi im Wesentlichen übereinstimmend darstclltc. Graf Nostitz sprach dafür, daß sich der ReichS rath einfach dem Anträge deS ComitöS auf Annahme de» Voranschlags für den allerhöchsten Hofstaat anschlirße, WaS auch von Seite der Versammlung genehmigt wurde. Nach Verlesung des Abschnittes über die Controle- behörden, hinsichtlich deren der Konnte die Verein fachung und Beschleunigung dcs Geschäftsganges und die Erhebung der bisherigen blosen RechnungScontrole zu einer wirksamen und eingreifenden Staatscontrole bean tragt, schlug Graf Darkoczy vor, daß der Präsident der obersten RechnungScontrolebchördc, Freiherr v. Krauß, eingeladen werden möge, zu einer durchgreifenden Um gestaltung dieser Behörden Anträge zu erstatten. Graf Hartig stimmt zwar den Motiven dieses Vorschlages im Wesentlichen bei, hält jedoch denselben für den gegen wärtigen Augenblick noch für verfrüht, und der Antrag dcs Komitös wurde zum Beschlüsse erhoben. Nachdem Auslagen für das Ministerium dcs Aeußern ohne Discusfion genehmigt worden waren, beantragte Graf Barkoczy bei der Verlesung dcs ComitöbcrichtS über das Budget dcs Ministeriums für Kultus und Un terricht, daß der darin enthaltene Antrag auf Errich tung einer Behörde zur Entscheidung von Streitfragen in Bezug auf Patronat- und Concurrenzverhältniffe hier verstehen, fuhr bei diesen Worten zurück, als hätte er das Zischen eincr giftigen Schlange vernommen. „Daß er Dich lieb..te!" wiederholte er stammelnd, gleichsam als ob er gcnöthigt wäre, die Worte zu buch- stabircn, um ihre Bedeutung zu fassen; so ungeheuerlich erschien ihm das eben Gehörte. Er näherte sich wieder, und Rosa anschauend, als ob er in ihrem Herzen lesen wollte, rief er aus: „Und dann?... Bei Deinem Leben, Rosa, ich be schwöre Dich, sage mir Alle»." „Weiter Nichts,", erwiderte ruhig die Jungfrau. „Ich sah ihn erst am folgenden Tage in der Kirche wieder." Der Blick dcs Jünglings heiterte sich auf, und zu plötz lich zu etwas Anderm übergehend, sagte er: „Morgen bei Tagesanbruch steige ich auf» Gebirge. Die Jagd wird mich einige Tage von Dir entfernt halten, aber wie bei den frühcrn Jagdzügcn werde ich auch dies mal jede Nacht ark dem Berggipfel, den ich zum Nacht lager auswähle, ein großes Feuer anzündcn, damit Du cs von hier aus sehen und Dir sagen kannst: „Dort ruht mein Geliebter." Währenddeß wirst Du, nicht wahr, das Geschenk vollenden, das Du mir versprochen hast, das Wehrgehenk, in welches Du daS Bild der Jung frau von Monserrat, unsrer glorwürdigen Beschützerin, sticken willst." „Ich werde mich bemühen, es bis dahin fertig zu machen." „Ach ja, ich würde mich sehr freuen, es bei meiner Rückkehr vorzufinden. Von wclcbcr Farbe ist «S?" „Gelb." „Gelb! Die Farbe also, welche die catalonischen Anhänger deS Hause» Oesterreich angenommen haben?" „Gewiß."
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