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Dresdner Journal : 28.12.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-12-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188712281
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18871228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18871228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-12
- Tag 1887-12-28
-
Monat
1887-12
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 28.12.1887
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O3VV Mittwoch, den?8. Dezember, abends. ^Ltcrliob, . . . . !8 H»r^. jLKrlieb: 4 K0 kk. Lioieilo« tinlluosrv: 10 kk. K»—rd«1d äs« ck«at»ol»vL keicb« tritt?c»t- aoä 8tomp«l»oiviN»^ ku»»u. T»küu<ll^u»xc>xvt»tll>r«u i t^iir äs» ttttum siser ^ssp^Itelleu 2sil^ tlsmsi Zobrckl ^0?t. 6»tsr äis 2eiis bO i't. lt«i 1'»dsUsQ- ULti Liüsrnsist» «otipr. Auk»vül«c^. DlW-nerÄmml. Lritel>vii>o»t ItilUob o»lt Xll«»»tui>s äsr 8ooi>- lUlä kviorUc^e k°vrosprs«rtt-AL»oblu«: tir. 1t»b Lür die Gesamtleitung verantwortlich: Gtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. L88r LsIpilU: Lra^<tit«et«r, OomsÜM«»sr äs» OrssäQsr loanuä»; U»»d«iL >«U» Vt« l<«tx«tU Irsst», »r«»»1»r» ». N.; t I«rt1» Vt«»-L»»d»r, rrTokNuV ». ». L«xt Ato««, r«rt» Loos», - >«rU» rnusLNir« » ». - It»UL>srt I-««-« <4 Oo., N«rU»: , 0»rUt«: L, KtUU«» »E„sr: 0 U-U« ». >.! L«xE -» Oo. vor»»,»«der» TSiu^l. LrpväiUoo ä« iirssäosr äoor»»I», vrEsi», 2viQ^«r,tr»«v LO. k«r»»pr»«l> A-sotU«, tir. t»NL Bestellungen auf daS „Dresdner Journal" für das nächste Vierteljahr werden zum Preife von 4 M. 50 Pf. angenommen für DreSLe» bet der unter zeichneten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für auswärts bei den betreffenden Po st an st altert. König!. Expedition des Dresdner Journals. Fernsprech-Anschluß Nr. 1295. Amtlicher Teil. Dresden, 27. Dezember. Se. Majestät der König Haden dem Oberkammerherrn Gustav von Gersdorff die von ihm wegen andauernder Krankheit nachgesuchte Dienstentlassung mit Beibehaltung seines Titels und Ranges zu bewilligen Allergnädigst geruht. Se. Majestät der König Haden Allergnädigst ge ruht, dem Vorsitzenden der Handelskammer zu Zittau, Banquier Georg Heinrich Reinhardt in Bautzen den Titel und Rang als Commerzienrath zu verleihen. Die Lebens-Versicherungs-Gesellschaft auf Gegen seitigkeit zu New-Dort „Tb« Illutuul 1<iks - Insurance-Oowpkmx vk hat den Vorschriften in §8 2 bis 4 der Verordnung über den Geschäftsbetrieb ausländischer Versicherungs- Gesellschaften im Königreich Sachsen, vom !6. Sep tember 1856, Genüge geleistet. In Gemäßheit tz 6 dieser Verordnung wird dieß andurch bekannt gemacht. Dresden, am 23. December 1887. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Böttcher. Fromm. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Hlachrichlen. Paris, 27. Dezember. (W. T. B.) Seitens der Regierung wird rin Entwurf vorbereitet, durch welchen die Einfuhr von ungesundem Fleisch nach Frankreich verhindert werden soll. Vera, 27. Dezember. (W. T. B.) Der Bun- deSrat wählte zum Geueralkommiffar bei der Welt ausstellung in Paris den Oberst Vögeli, den frühe ren Präsidenten der Landesausstellung in Zurich. Dresden, 28. Dezember. Vom Ministerium Tirard. Dir Dringlichkeit der politischen Tagesfragen hat allerdings das Interesse an allen,Vorgängen in Frank reich für den Augenblick in den Hintergrund gedrängt. Dazu kommt die Ruhe, mit welcher man sich fran- zösischerseitS von der Weltbühne zurückhält und nicht müde wird, Friedensversicherungen zu beteuern. Dieses Verhalten würde für.uns noch mehr künstlich Syste matische- und BefremdenteS haben, ja eS würde unsern vollen Argwohn erwecken müssen, wenn eS nicht mit der unentschlossenen Schwäche und Halbheit der neuen und dilettantischen französischen Regierung m Ein klang stünde. Wir dürfen uns versichert halten, daß Frankreich eine ganz andere Sprache führen und durch dieselbe unsere Teilnahme sehr nachdrücklich rege machen wird, sobald jene Schwäche und Halbheit, d. h mit andern Worten das gegenwärtige Kabinett wieder zu den überwundcnen Standpunkten gehört. Der Revancheeifer ist dann sofort wieder der alte und wir werden nicht ohne einige Verwunderung wahr- nehmen, daß wir vor maskierten Batterien gestanden haben, während der Gegner seine Zeit so gut wie möglich zu benutzen suchte. Gewohnt mit solchen Faktoren zu rechnen, bieten sie uns dereinst schwerlich ernste Verlegenheit dar. Viel bedrohlicher ist für unsere Nachbaren die durch wechselnde Ministerien immer von neuem eintretende Lahmlegung ihrer Regierungstaktik. Eine Erwägung des „Hann. CourrierS" widmet sich in nachfolgenden den Schwierigkeiten, die sich Carnot entgegenstellen. Seit der Wahl CarnotS zum Präsidenten der Re plublik haben folgende Punkte daS allgemeine Jnter- esfe am meisten ,n Anspruch genommen: die Haltung des Grevyschen Nachsolgers, die Ministerkrisis, der Mordanschlag auf Ferry, die endliche Bildung de» Ministeriums Tirard und die Botschaft. Nebenbei auf dem Gebiete der auswärtigen Politik die Alarm- nachrichtcn von der russisch-österreichischen Grenze, bei deren Besprechung die Neigung zu einem Bündnisse mit Rußland und zur Verhetzung der Dreimächte unter einander klar genug zu Tage getreten ist und noch tritt. Die Begeisterung für Carnot, von vornherein eine künstliche, ist dementsprechend schnell verraucht, und die Zahl derer, welche seine Schwersälligktit, den Mangel seines staatsmännischen Blickes und seine In konsequenz tadeln, ist ebenso schnell gewachsen. Ta man aber im voraus wußte, daß er nur ein anstän diger Charakter, aber kein genialer Staatsmann sei, so erscheinen diejenigen weit schuldiger, die ihn wähl ten und jetzt in heuchlerischer Weise die Enttäuschten spielen. Im Grunde genommen sind sie auch nur darüber enttäuscht, daß er bei seinen mehrfachen Ver suchen, ein Ministerium zu bilden, nicht denjenigen Hoffnungen entsprach, mit denen sie sich, je nach ihrer Parteistellung, getragen halten. Die Einen wollten ein völlig radikales, die Anderen ein völlig gemäßig tes Ministerium, und da Carnot von der gesamten republikanischen Partei gegen den Willen der Mon archisten gewählt worden war, so war eS nur folge richtig, daß er diese Einigkeit auch in seinem Ministerium, dem der sogenannten „Konzentration", widerspiegeln wollte. Da aber nur er, als Präsident der Republik, über den Parteien stehen kann, der Ministerpräsident aber wotwendig irgend einer Partei angehöit, so war er also wohl oder übel gezwungen, au» einer derselben seinen Mann zu wählen. Seine erste Wahl traf den ihm sympctischen Fallidres, aber damit verdarb er es für immer mit den Radikalen. Alsdann versuchte eS der neue Prä sident der Republik mit dem radikalen Goblet und dieser »-ulto mortui« von der gemäßigten republika nischen Rechten bis zur fortgeschrittenen Linken spricht doch eigentlich für CarnotS Unparteilichkeit, ja sogar, wenn man es so nennen will, für seine Kühnheit. Aber damit verdarb er eS nun auch mit den Ferrysten und den noch weiter rechts stehenden Republikanern, ohne sich indessen die Sympathien der Radikalen wiederzugewinnen. Beide Versuche der Konzentration mißglückten und zwar nicht durch die Schuld CarnotS, sondern durch die der republikanischen Parteien. Und doch war die Konzentration, welche Carnot bei der Kabinettsbildung anstrebte, nur die Folge derjenigen, welche ihn im Kongresse zum republikanischen Oberhaupte machte. Da aber diese letztere unnatürlich, man könnte sagen, nur ein Kompromiß des Neides der Ferrysten und Freycinetisten war, von denen niemand zu Gunsten les Hanptqegners auch nur um Zolles Breite zu weichen intschlossen war, so mußte dieser Umstand notwendig auch auf die ministerielle zurückwirken, und kurz und gut, eine alle Parteischaltierungen widerspiegelnde Re gierung zu schaffen, war nicht möglich. Carnot sah sich also gezwungen, auf dir Verwirk lichung diese» Ideal» zu verzichten und, gewisiermaßen den Grundsätzen ungetreu, auf Grund deren er angeb lich gewählt worden war, ein homogenes Ministerium zu bilden. Diele» nun konnte entweder ein radikales oder ein gemäßigtes fein. Wie er sich zuerst an FallidreS und dann erst an Goblet gewendet hwte, so versuchte er eS jetzt auch zuerst mit Tirard, bevor er FloquetS oder Clemen- ceaus Hilfe in Anspruch nahm, und siche da: dies mal gelang der Versuch Freilich bietet ein gemäßigtes Ministerium Tirard eben so wenig Aussicht auf Dauer, wie dies bei einem radikalen der Fall gewesen wäre; denn wie j letzteres leicht durch die Verbindung der Opportunisten mit den Monarchisten gestürzt werden kann, so daS jetzige durch die Verbindung der Radi kalen mit letzteren. Da- ist eben das Verhängnis der inneren Politik Frankreich», daß bei der Dreitei lung der großen Parteien die Monarchisten sofort ausschlaggebend werden, sobald die Republikaner mch* zusammenhalten. Das Ministerium Tirard zählt unter seinen Mit gliedern keine Autorität und gilt in der That auch nur al» ein Übergangsministerium, welches als erste» Ergebnis der Regierungsthätigkeit Carnots für diesen nicht gerade empfehlend ist. Aber seine Schuld ist eS nicht, und hätte er Ferry oder Freycinet oder Flo- quet gewählt, so würde er dadurch den Parteihaß nur noch verstärkt haben. Überdies hat er es versucht, in feiner Botschaft ein Programm zu entwerfen, das die sogenannten großen Reformen, bei denen die Meinung»- gegensätze am heftigsten aufeinander platzen würden, bei Seite läßt und die Thätigkeit der parlamentarischen Arbeit auf finanzielle und volkswirtschaftliche Reformen zu vereinen versucht, bei denen die republikanische Einigkeit eher zu erzielen wäre. Das ist der Sinn der Botschaft. Aber wird dieser Versuch glücken? — schwerlich; denn gerabe der Umstand, daß die großen Reformen auSbleiben sollen, macht die Radikalen zu unversöhnlichen Gegnern des gegenwärtigen Ministe riums. Sie werden also, der bisherigen Praxis ge treu, die geringfügigste Ursache zum Vorwande nehmen, um eS zu stürzen, und alles hängt davon ab, ob Ti rard mit der Rechten in ähnlicher Weise einen moäus vivendi findet, wie ehedem Rouvier. Die Hoffnung erscheint indessen geringer, da Carnot den Monarchisten gegenüber eine viel schroffere Stellung eingenommen hat, als sein Vorgänger. Im Schoß des Kabinetts scheint überdies schon Uneinigkeit au-gebrochen zu fein. Der Kriegsminister Logerot und auch der Marineminister de Mahy wollen ihre eben erst über nommenen Portefeuilles wieder niederlegen. Kaum ist eine Krisis glücklich beendet, beginnt eine neue. So wankt auch da» Kabinet Tirard bereits wieder. Und was dann, wenn Ministerinm auf Ministerium stürzt? Zum ersten Male hat, bei Grevys verfass ungswidriger Beseitigung, die Straße und der Pöbel eine Rolle gespielt, und der Mordanichlag auf Ferry erscheint einerseits als die natürliche Konsequenz jener anarchistischen Vorgänge, andererseits als eine düstere Prophezeiung von noch böseren Zeiten. Lagesgeschlchte. * Berlin, 27. Dezember. Se. Majestät der Kai hörte heute den Vortrag des Grafen Perponcher, empfing darauf zahlreiche höhere Offiziere und arbeitete längere Zeit mit dem Stellvertreter de» erkrankten Chefs des MiluärkabinettS. — Wie nachträglich noch milgeteilt sei, empfing Se. Majestät der Kaiser am 1. Feiertage nachBeendigung des Gottesdienstes den Herzog Max Emanuel in Bayern, welcher mit leimr Gemahlin am Morgen aus Hannover hier e.ngetroffen war. Später hatten dann auch noch der Gneral- Feldmarfchall Graf Moltke, der Gene: al Quartier- meister Gras v. Waldersee, die Generäle der Infanterie Frhr. v. Loen und v. Stichle u a. die Ehre de» Empfanges, um ihren Dank ür die ihnen zugegange nen Weihnachtsgeschenke adzustatten. Nachmittags er teilte der Kaiser dem persönlichen Adjutanten des Kronprinzen, Major v. Kessel, und dem Major Frhrn. v. Lyncker, welche sich zu den Kronprinz!. Herrschaften nach San Remo begeben, die nachgesuchten Audienzen. Dieselben wurden darauf auch von der Kaiserin em pfangen. Uni 5 Uhr fahen die Kaiferl. Majestäten die Königl. Prinzen und Prinzessinnen, sowie auch den Herzog und die Herzogin Max Emanuel in Bayern bei sich im Königl. Palm» zur Familientafel. Am Abend wohnte der Kaiser mit den anderen hohen Herr schaften der Vorstellung im Opernhause bei. Die Kaiserin war den Abend über im Königl. PalaiS ver blieben und hatte dort, wie alljährlich, gegen 7 Uhr die Zöglinge der Kaiserin Augusta-Stiftung zu Char lottenburg mit ihrer Oberin und ihren Gouvernanten zur Weihnachtsbescheerung empfangen. Diefelben wurden aus dieser Veranlassung aus dem Stift in Königl. Wagen nach dem Palais abgeholt und nach Beendigung des Festes ebenfo wieder nach Charlotten burg zurückbesördert. Bei diesem Feste war auch die Prinzessin Wilhelm anwesend. über das Befinden des Fürsten BlSmarck ver lautet nur günstige». In den Festtagen war der Reichskanzler in Friedrichsruhe von seiner ganzen Fa milie umgeben. Vor der zweiten Hälfte de» Januar ist eine Rückkehr des Reichskanzlers nach Berlin nicht zu gewärtigen. In der Sitzung, in welcher der BundeSrat über Abänderungen in den vorläufigen Ausführungsbestim mungen zum Branntweinsteuergefetz Beschluß gefaßt hat, sind von demfetben auch gemäß tz 39 des Ge setzes vom 24. Juni d. I. Bestimmungen über die Vergütung der durch die Besteuerung des Branntweins erwachsenden Verwaltungskosten getroffen worden. Der Bundesrat ging dabei von der Ansicht aus, daß mit dem ungezogenen BejetzeSparagraphen eine Änderung des Ar- litels der Sieichsverfassung, durch welchen die Enfichädigung der vundlsstaaten für die Erhebung und Berwaltung der Brannt weinsteuer aus lü Proz. der Gesamteinnahmen festgesetzt ist, nicht beabsichtigt worden sei, daß er vielmehr danach nur die näheren Modalitäten der Berechnung der den Bundes staaten durch die ReichSverfasfung gewährleisteten Ent schädigung zu regeln und wigen der Liquidation der von der Brcnntweinsteuergemeinschast zu tragenden Kosten für die erstmalige Anschaffung der Sammelgesäße, Meßappa- rate, Überrohre und Kunstschlösser Anordnungen zu treffen habe. Demgemäß beschloß der BundeSrat, daß sür die Er hebung und Berwaltung der Malschbottichsteiler und Brannt- weinmaterialsteucr jedem Bundesstaate wie bisher lb Pilz, der in seinem Gebiete zur Verrechnung kommenden Solleinnahmen vergütet werden sollen. Dagegen erschien ihm eine Änderung des Bergüiungsmodus für die als Berbrauchsabgabe beziehungs weise Zuschlag zur Berbrauchsabgabe zu erhebenden Beträge ge boten, zu deren Entrichtung derjenige verpflichtet ist, welcher den Branntwein zur freien Verfügung erhält. ES ist nämlich vor- auszusehen, daß die bezüglichen Beträge zum großen Teile nicht immer in den Staaten, in welchen der Branntwein hergcstcllt ist, zur Erhebung kommen werden, daß also eine Verschiebung der Einnahmen eintreten wird, infolge deren der Betrag der letzteren eine zutreffende Grundlage sür die Berechnung der den einzelnen Staaten zu gewährenden VerwallungSkostenvergütung nicht mehr bieten kann. Unter diesen Umständen hat eS der Bundesrat sür angezeigt erachtet, bei der Berbrauchsabgabe für Branntwein und dem Zuschlag die Bcrwaltungskostcnvergütung sür die Kontrolle, ähnlich wie bei der Tabaksteuer, von der Ber- gütung sür die Erhebung zu trennen und beschlossen, daß bis aus Weiteres von dieser auf i b Proz. der Gesamteinnahmen fest gesetzten VerwallungSkostenvergütung 10 Proz sür die Kontrolle und ü Proz. sür die Erhebung gewährt werden Die Gesamivergütung von > 0 Proz. wird von dem Ausschüße dcS Bun deSrats sür Rechnungs wesen vierteljährlich nach der Gesamtsollcinnahme an Berbrauchsab- gabe und Zuschlag zu derselben festgestellt und nach dem Verhältnis der in den Brennereien gewonnenen Alkoholmengen auf die einzelnen Staaten verteilt Der Berechnung der Vergütung von k Proz. soll die Solleinnnahme in den einzelnen Staaten zu Grunde gelegt werden. Für den Fall, daß von den Brennerei- besitzcrn der hergesteUte Branntwein vorwiegend an Händler abgesetzt werden sollte, welche denselben in von den Brennereien Feuillclütt. WeihuachtSerzählung von Marcus Böhen. (Fortsetzung.) Justine trocknete sich die Augen. „Ich hab' zu lang geschwatzt, Fräulein, eS ist spät, Sie sollten schon schlafen," sagte sie, indem sie zur Thüre trat. Li-beth nickte gedankenvoll. „Sagen Sie, Justine," fragte sie langsam, „wie sah der Georg aus, als sie chn zuletzt sahen, sah er dem Bilde seines Vaters ähnlich?" „Gewiß, er sah seinem Vater alle Jahr ähnlicher, das arme Kind, das nie von feinem Vater geküßt wurde," sagte Justine und schlich leise zur Thür hinaus. Lisbeth blickte ihr nicht nach, sie schritt unruhig im kleinen Zimmer hin und her und rief sich Zug um Zug das Angesicht de» Mannes in ihr Gedächt nis zurück, den sie in der Kirche gesehen hatte. Wenn eS der heimgekehrte Georg wäre, den sie gesehen? wenn er, arm und verkommen, sich scheute, hier im Hause vor ferne Mutter zu treten, und nun hoffte, im Gotte-Haufe eher eine» ersten verzeihenden Blickes teil haftig zu werden? wenn er da» Fest erwartete, den Tag feiner Geburt und feine» Scheiden», um dann erst die Mutter auftusuchen? Ein Gefühl der Angst vor der Größe der Verpflichtung, welche ihr Auffinden Georg» zuerst ihr auferleate, stieg in Lisbeth auf, sie warf sich neben ihrem Bette nieder und befahl in Gotte» Hand die Mutter und den Sohn, möchte Gott bei beiden die Reue echt und die Liebe groß sein lösten. Sehr bleich war am andern Morgen das Gesicht der Großmutter, doch ihre Blicke mieden nicht die Augen Lisbeths, wie diese schon gefürchtet hatte, das Aussprechen hatte der alten Frau gestern wohlgethan. ,Fomin mit zur Kirche, Großmama," bat Lisbeth, von ihren Gedanken bewegt; die Großmutter schüttelte schweigend den Kopf. So ging Lisbeth allein. Der erste Advent hatte daS Gotteshaus völlig gefüllt, nur fcheu wagte Lis beth umher zu spähen. Ah, da stand Georg wieder in der Nähe ihres Platzes und wieder begegnete sie stets seinen Blicken, wenn sie nach ihm schaute Ob sie ihm Mut machen sollte, sie anzusprechen? Das Mädchen fühlte sich durch ihre Gedanken, die so wenig der Predigt galten, bedrückt, sie war froh, al» der Gottesdienst beendet. An der Kirchenthür zögerte sie lange, doch die Menge trennte sie von dem dunkelhaarigen Mann. Im Begriff, in daS Hau- der Großmutter zu treten, sah sie den Gesuchten oben in der Straße stehen und ihr nachblicken Sic sprang durch die schon geöffnete Thür die Treppe empor und eilte an» Fenster. ,Nach wem schaust Du, Kind?" fragte vom andern Fenster her die Großmutter, deren Anwesenheit Lisbeth ganz überschen hatte. „Der kleine Hund dort," stotterte Lirbeth erschrocken vom Fenster zurücktretend. Als sie dann wieder hinab zu blicken wagte, sah sic Georg unten vorüber gehen, er warf einen langen Blick auf da» Hau», ehe er langsam die Straße weiter herunterging. Die nächsten Tage litt Lisbeth unter einer fieber haften Erwartung. Wenn sie zu Hause war, spähte sie heimlich zum Fenster hinaus, ob sie den dunkeln Lockenkopf vorübergehen sehen könnte; wenn sie aus ging, erwartete sie ihm zu begegnen, wenn es an der Hausthür schellte, meinte sie, er stände schon dort und bäte um Einlaß. Und immer zärtlicher begegnete sie der Großmutter; es war ihr so beweglich, die stille Trauer in dem alten Gesicht zu sehen und sich sagen zu können, daß nun Georg doch bald kommen würde. „Erzähle mir von Mamas Kindheit, Großmutter," bat sie immer häufiger und verstand eS dann wohl, die alte Frau immer tiefer in die alten Erinnerungen zu locken, dis denn endlich auch der Name des ver lorenen Sohne- sich in die Reden hmein mischte, erst zaghaft, dann unverhüllter, und mit ihm drang ein Strom von verhaltener Liebe aus dem armen Mutterherzen hervor und brachte Lisbeth die Gewiß heit, daß Georg in seinem Vaterhause Verzeihung finden würde. Am nächsten Sonntag sah sich Lisbeth umsonst in der Kirche nach dem Manne um, dem sie doch ent schlossen war, gerade diesmal «ne Annäherung und auch eine Unterredung zu bewilligen. Als Lisbeth dann endlich heimkehren mußte, ließ der eisige Wind, der seit gestern durch die Straßen fegte, in ihr viel Sorge aufsteigen über die große Dürftigkeit, in wel cher bisher Georg vor ihr erschienen war. Wie würde er unter der Unbill des Wmters zu leiden haben, o, wenn er sich doch endlich entschlösse, zu kommen, ein behagliche» Heim winkte chm, Liebe und Pflege. Vielleicht war er krank? Wenn sie sich doch eher ent schlossen hätte, ihn anzusprechen! Und wieder war eine Woche vergangen, auf den Straßen lag dicker Schnee, eine eisige Luft erfüllte die Marienkirche, doch Lisbeths Pulse klopften vor Er regung. Sw hatte den Gesuchten wieder entdeckt, er sah blaß und krank aus. Heute mußte sie ihn spre chen, heute ihn bestimmen, sich seiner Mutter zu zeigen, sie blickte zu dem sie Anstarrcnden hin und winkte chm auffordernd zu. Nach Schluß der Gottesdienstes drängte sich Lis beth durch die Menge, die sie von dem Gesuchten trennte; an der Kirchenthür schoben sich die Menschen zurück, ein Mann war ohnmächtig geworden. Mit einem leisen Aufschrei sprang Lisbeth vorwärt»; jetzt sah sie den Niedergesunkenen, eS war Georg, al» sie sich über ihn beugte, sahen feine Augen sie groß und sprechend an. Da legte sich eine Hand auf ihre Schulter. „Gehen Sie fort, Kind", sprach ein weiß haariger Herr, „dies ist kein Anblick sür Sie. E» wird für den Manu hier alle Sorge getragen werden, ich bin ein Arzt." Lisbeth sah, wie sie den Ohnmächtigen forttrugen, dann eilte sie nach Hause zurück, jetzt war e» Zeit, von ihrem Geheimnis zu andern zu sprechen. „Justine, wo ist die Großmama?" „Die Frau Rat hat sich zu Bett gelegt", sagte die Alte besorgt, „ach, Fräulein, ich wollte, das Fest wäre erst vorüber, die Frau Rat thut sich harten Zwang an, und das Herz schreit ihr in der Brust, wenn sie an Festjubel denken soll." ,Lustine, hören Sie mich an, raten Sie nur, wa» ich thun soll." Die Alte blickte von neuem aus. „No, Fräulein, wie sehen Sie denn nur au», weiß wie der Kalk au der Wand und Thränen in den Äugend
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