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vr. 233. Leipzig. thlich. P»ri, »,nI«lMr»ch 7«. tvW. g,d« eiLjclne Nusuarr »VI- DtiiWe Mgtmiuc Zcitmg Wahrheit mch Recht, Freiheit »id Sesetz!» Gomtag, 5. Oettter 187S. I»ser«te . p»» « dl« »kp-dill«, t» «rt»»P »» ^»d«». 2>strtt»»»A«b«tzr PK »k S»<l»»»t«U« » Pf, »tn rtigef«»»« »» Pf. Telegraphische Depeschen. *Lüncheu, 3. Oct. Se. königl. Hoh. der Prinz Wilhelm von Preußen ist heute Vormittag V Uhr IS Min. von hier abgereist. — Der Bayerische Kurier meldet: ,Mn den hiesigen Magistrat ist eine Ent schließung des CultusministeriumS ergangen, durch welche die Aufhebung der Simultanschule und die Wiederherstellung der confesstonellen Schule bei Savct-Auna am Lechcl angeordnet wird." * Wien, 3. Oct. Der russische Botschafter v. Nowi kow ist hierher zurückgekehrt und hat die Geschäfte wieder übernommen. *Wirn, 3. Oct. abends. Die Eisenbahncon vention mit Italien behufs Regelung der Eisen- Lahnanschlüsse bei CormonS, Ala und Pontafel ist gestern hier unterzeichnet worden. * Lettisch, 2. Oct. In der Untersuchungssache wider die Rädelsführer der im Juni v. I. hier an- gestifteten Iudenhetze, die bekanntlich viele blutige Opfer im Gefolge hatte, wurden heute von den An geklagten 6 Bauern zu achtmonatlicher, 5 Bauern zu sechsmouatlicher Gefängnißstrafe und Kosten verurtheilt, 21 Angeklagte freigcsprochen. * Setgrad, 3. Oct. Die Regierung hat mit dem Königreich Belgien einen provisorischen Handels vertrag auf der Grundlage der Meistbegünstigung«- clausel abgeschloffen. — Der russische Minister- resident, welcher auf drei Monate beurlaubt war, ist hierher zurückgekehrt.— Die Ankunft des Fürsten Milan in Belgrad wird morgen erwartet. * Lonstantinopet, 3. Oct. Der französische Bot- schafter Fournier hat sich heute nach Bruffa be geben, wo derselbe mit Achmet-Vevfik-Pascha eine Unter redung haben wird. *Wieu, 3. Oct. abends. Meldungen der Politi schen Correspoudenz. Ans Konstantinopel von heute: „Die Conferenz der türkischen und griechischen Delegirten in der griechischen GrenzregulirUngSfrage U nuMHr äiif len biSjetzt an ihren voneinander abweichenden An schauungen über das 13. Congreßprotokoll fest, die Botschafter der Mächte bemühen sich dafür, daß die Frage des 13. Congreßprotokoll« einstweilen überhaupt von der Tagesordnung abgesetzt und in das Merito rische der Grenzfrage tingegangen werde." — Aus Bukarest von heute: „Der Fürst von Bulgarien empfing heute Mitglieder des diplomatischen Corps, welche ihm vom türkischen Gesandten einzeln vorgestellt wurden." — AuS Prag: „Bei dem hier heute abge- haltenen Handelskammertage erhob sich wider den gegen die Erneuerung der Handelsverträge und gegen das Appreturverfahren gerichteten Antrag der Prager Handelskammer Widerspruch. Zur Ausgleichung der Gegensätze zwischen diesem Anträge und der von der wiener HandelStammer beschlossenen Resolution wurde Auö Dresden. ll.W-6. Dresden, im September. Eine nicht un interessante Neuigkeit iin Neustädter Hostheater war „Der Ring des Pharao", Schauspiel in fünf Auf zügen von CH. K. F. Molbech, mit Musik und Ge sang von Fr. Rung. Der Zettel zeigt eine seltsame Zusammenstellung von Personen: einen dänischen Com- merzienrath, Maler und Ingenieur neben König RamseS von Aegypten, seinem Sterndeuter, ägyptischenMinistern, Räubern und Hotelwirthen in Kairo, und man ist be gierig, wie diese Elemente eine einheitliche Handlung bilden werden, die in Aegypten und Dänemark spielt. Man wird aber sehr bald enttäuscht, denn dem löb lichen Wollen des Dichters ist ein ebenso unvollstän dige- wie nicht recht klar gewordenes Können gefolgt. Die Handlung ist eine gewöhnliche Liebesgeschichte, die von einem Nebenbuhler, einem Ingenieur, durch kreuzt wird, der sich dem Vater des Mädchens an nehmlich zu machen weiß, seiner Eitelkeit, seinen Lieb habereien schmeichelt, ihn zu Gründungen und zuletzt zu einer Reise nach Aegypten, wissenschaftlicher Ent deckungen wegen, veranlaßt, wo er die mitreisende Tochter desselben zu gewinnen hofft. Der von der Tochter geliebte Maler macht eS aber möglich, bald nachzureisey, und beide schwärmen für die Mysterien Aegyptens und die Erinnerungen aus der Vorzeit. Der Ingenieur sinnt nun nach, wie er sich seines Nebenbuhler- bei paffender Gelegenheit entledigen kann, und sperrt ihn auch bei einer der vorgenommenen wissenschaftlichen Wanderungen sehr praktisch in ein« der KönigSgräber ein. Der verzweifelnde Maler er- ein aus neun Mitgliedern bestehendes Comite ein- gesetzt." * Neuxork, 3. Oct. Nach einem Telegramm au« Havana sind die vereinigten Aufständischen bei Rio Palmarita und Malone« von den RegierungS- truppcn geschlagen worden und haben 95 Gefangene verloren. — AuS Valparaiso wird vom 8. Sept, gemeldet, die Kammern hätte» einen Ausfuhrzoll von 40 Centavos auf den Kubikmeter Salpeter beschlossen, der südlich vom 24. Breitengrade fabricirte Salpeter solle jedoch noch zwei Jahre abgabefrei bleiben. — Gerüchtweise verlautet, Per» habe die Schatzzahlun- gen suSpendirt und die Ausfuhr von Silber verboten. Ein Franzose über Kaiser Wilhelm. Der Neuen Frankfurter Presse schreibt man au« Paris vom 2. Oct.: „Das Ercigniß de« Tage- bildet heute einfach ein Iournalartikel, aber ganz besonderer und unerwarteter Art. ES ist nämlich heute Morgen im GauloiS eine Biographie oder, richtiger gesagt, ein Porträt deS Kai sers Wilhelm von Deutschland erschienen au« der Feder des Hrn. I. I. Weiß, des eminenten Publi- cisten, den vor einigen Wochen die republikanische Re gierung als StaatSrath abgesetzt hat, um ihn dadurch glücklicherweise dem Journalismus zurückzugeben. AIS bei seiner kürzlichen Anwesenheit in Straßburg Kaiser Wilhelm einen Toast auf das 15. Armeecorps auS- gebracht hatte, druckte da- läppische Chauvinistenblatt La France denselben ab und fügte hinzu: «Oeoicke- wovt, o'o8t Io sergent Dumanet qui gouverne I'XIIe- msgne.» Der «Sergent Dumanet» ist hier die ko mische Figur der Armee, und da- Schwindelblatt de alten Girardi» wollte damit unsern Kaiser in den Augen der Franzosen bloßstellen. Daran knüpft nun heut« Hr. I. I. Weiß an und gibt in der ihm eigenen herrlichen Sprache eine Lebensbeschreibung, ein Bild des Deutschen Kaisers, da« nicht allein von einer hßi einem Franzosen er schichte Preußens zeugt und von bewunderungswür diger Aehnlichkeit ist, sondern auch den Beweis liefert, daß der Verfasser einen moralischen Muth besitzt, wie er nur wenigen gegeben ist. Ich bedauere lebhaft, daß der Raum nicht gestattet, den Artikel wiederzu geben, aber die folgenden Schlußstellen werden ge nügen, um Ihren Lesern zu zeigen, wie ein durch seine geistige Ueberlegenheit ausgezeichneter franzö sischer Publicist den Kaiser Wilhelm beurtheilt: «Moltke und Bismarck haben mehr als er die Welt mit dem Rufe ihrer Thaten erfüllt. Der große Haufe sieht nur sie und ihr Genie und ist nicht ge neigt, dem Souverän, der sie als seine Lieutenants gewählt hat, die Ehre dafür zuzuschreiben. Gewiß, Hr. v. Bismarck hat politische Entwürfe von immenser Schwierigkeit combinirt und ausgeführt und, um die- gibt sich in sein Schicksal, schläft ermüdet ein und hat einen Traum, der in voller Action dargestellt ist und den König RamseS mit seiner Tochter, einen sie um werbenden Liebhaber und seinen ganzen Hofstaat in phantastischer Ausschmückung vorführt und in dem er und seine Geliebte selbst die Hauptrollen spielen. So poetisch erfunden die Scene an und für sich ist, dem Zuschauer wird nicht recht klar, in welcher Beziehung zum Stück dieser Traumvorgang steht. Der Maler findet, als er erwacht, einen ihm im Traume gezeigten Schatz in einer Spalte der KönigSgruft. Gleich dar auf wird er von eindringenden Räubern überfallen, verwundet und schließlich von der ägyptischen Polizei gerettet. Zum Schluffe findet er in Dänemark die Geliebte wieder, die sein Nebenbuhler, der Ingenieur, eben hei- rathen will, denn der Vater ist durch Verluste ruinirt und kann sich durch diese Verbindung retten. Aber der Maler hat jetzt auch Geld, denn für Auslieferung deS gefundenen Schatzes erhielt er eine ausgesetzte ansehn liche Belohnung. Der Ingenieur bereut seine Hand lungen und tritt Buße thuend zurück, und mit dem Ring des Pharao, den er von dem Schatze zurück behalten, bindet der Maler die Geliebte fürS Leben au sich. Die Handlung wäre nicht uninteressant, wenn sie innerlicher verarbeitet wäre, der Dialog schwungvoller» Gedankenfluß hätte und die nüchterne und unfruchtbare Hatz nach Humor nicht unangenehm berührte. Der Eindruck war ungenügend und der Dichter um eine Erfahrung reicher. Wie wir hören, soll er eine Um arbeitung beschlossen haben. selben zu verwirklichen, hat Wilhelm I. ihm seine kö nigliche Unterstützung geliehen. Aber er hat sie ihue» ohne Reserve geliehen. Das, wa- die Bismarck« macht, sind die Wilhelms. Was hätte Hr. v. Bis marck leisten können ohne diesen König, der, aufmerk sam und einsichtig, ihn errathen hat, ohne diesen König niit starkem Herzen, der ihn trotz aller und gegen alle vertheidigt und gehalten hat, ohne diese» König, aller Eifersucht bar, dem der Ruhm und die Allgewalt eine« Uuterthanen kein Stein de« Anstoßes gewesen sind? Bismarck hat gehandelt, der König hat ihn handel» lassen. Ein solcher König ist ebenso gut wie Bis marck der Schöpfer der Größe Preußen«. Ja, wenn mau uns fragte, wer der größte ist, der Minister, der so Großes geschaffen, oder der König, der ihn hat schaffen lassen, wir würden nicht zögern, wir würde» antworten: Es ist der König!»" Die wirthschastlicheu Verhandlungen zwischen Deutschland und Oesterreich. — Leipzig, 4. Oct. Am 17. Oct. sollen, nach Meldungen österreichischer Blätter, die Verhandlungen deutscher und österreichisch-ungarischer Bevollmächtigter über eine nähere wirthschaftliche Verbindung zwischen diesen beiden großen Verkehrsgebieten beginnen. Wir wünschen denselben im voraus den besten Erfolg. Zwar verkennen wir die Schwierigkeiten keineSweg«, die einem allseits befriedigenden Verlaufe dieser Verhandlungen entgegenstehen, und ein Rückblick auf die jüngsten, mehr fach vertagten und wieder aufgenommene», zuletzt aber doch erfolglosen Unterhandlungen über einen neue» deutsch-österreichischen Handelsvertrag ist wenig geeignet, allzu sanguinische Hoffiiungen auf ein besseres Resultat der jetzigen zu erwecken. Indeß stimmen wir völlig und gern der National-Zcitung bei, wenn sie sagt: „Es ist ein so großes politisches Schwergewicht au die befriedigende Lösung der wirthschastlicheu Verhandlungen mit Oesterreich angehängt worden, daß eS eine Menge von Schwierigkeiten aufwiegen wird. Die Seite, nach welcher dieWagsKale sich neigen muß, ist so schon i« voraus bestimmt." Eine Art von Vorläuferin der bevorstehende» deutsch-österreichischer» Zoll- und HandelSconferenz war die zu Dresden abgehaltene, am 27. Sept, geschloffene, und zwar rcsultatloS geschlossene Conferenz zwischen Delegirten deutscher und österreichischer Eisenbahnen. ES handelte sich dabei um die deutsch-österreichischen BerbandStarife. Kein Zweifel, daß die Frage der gegenseitigen oder gemeinsamen Eisenbahntarife eine kaum viel weniger wichtige ist, als die der gegenseitigen oder gemeinsamen Grenzzölle; denn die Höhe de« Eisenbahntransports von Land zu Land bildet eine ebenso wesentliche Ziffer in der Bestimmung der Waa- renpreife, wie etwaige Zollaufschläge. Bekanntlich haben schon längst namentlich die Ver treter der Landwirthschaft in Deutschland über die Neu einstudirt waren „Die Folkunger" von Mosen- thal, mit Musik von E. Kretschmer. DaS parteilose Urtheil darüber hat sich seit dem ersten Erscheinen der Oper nicht geändert. Der Componist zeigt überall eine gewandte Behandlung deS Orchesters, v.on Wohl klang unterstützt, der die theatralischen Drucker am rechten Ort anzubringen weiß. Die Motive sind ohne Originalität, aber fließend und leicht faßlich, und sie prägen sich dem Hörer leicht ein, da sie sehr günstig instrumentirt sind. Von den verschiedenen Gästen, die den vorderhand abgegangenen Hrn. Engelhardt ersetzen sollen, hat Hr. Büller au« Zürich den Sieg davongetragen. Er ist engagirt und erfreut sich der Zustimmung des Publi kums. Ein Hr. Seidemann gastirte als Sarastro, Basilio („Barbier von Sevilla") und Marcel und zeigte eine schöne, weiche und trefflich geschulte Baß stimme, die am meisten in der Darstellung de« Basilio zur Geltung kam. Musikalisches aus Leipzig. -«Leipzig, 3. Oct. An das Abendfest, welche« vorgestern zur Feier der Eröffnung deS deutschen Reichsgerichts in den zu einem Festsaale umgewandel ten Räumen des Neuen Theaters stattfand, schloß sich gestern ein öffentliches Concert, bei welchem das Theater- und Gewandhausorchester, mit den Kapellmeistern Seidel und Nikisch an der Spitze, mehrere unserer Opern kräfte sowie Kapellmeister Treiber als Pianist mitwirk ten. Die einzelnen Nummern des Programm« waren an sich werthvoll und interessant genug (wenn man