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S7. Jahrgang. Z 71. vrzug«-Gebühr «ierkIILHrl. Iü« Dr«»< »«, bei «I^tch jwki. durch au»«»rNne Non, misst»»»» bioä.bv M >«> «tnmLliger 2u- Itellung durch dt, Post »M.jobnrBrstellseibj. «u.Ianb: Oeft«,. rolch-Nngan, S.e» Nr., Schwei, b,«L grt«.. Jiulte» 7,>7 Lire. Aachdruck nur mit dm»«lick»«r OueUan. .«.ab» <..Dr«»dn,r Kachr.">zul»tftg. Un. veeiangi« Monuskripie »erb. »Ichiausbewadri. Tounerstag, 13. März 1913. Lelegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Fernsprecher: ll » 2VV6 » 3601. E>egr?ünSeL 18SV Druck und Verlag von Liepsch Sc Reicbardt in Dresden. fone/snt--L/ioeo/sc/s > Kskmi- ll/iocoiscko «sel'Tsfei chDck»s//-/e^- e/>oeolsck2 j Ssoso />k5 <4 ikg. Lore 2.40 Iss. Kessel --5 Lset-on 2. S u. 4 Itl. Anzeigen-Tarif Annahme »on Antü». diaungcn di» nachm S Uhr. Sonntag» nur Marienstnche Sd von N dis >/-> Uhr. Die einipailige geile (ciwa 8 Silben» iin Pf-, die zwersMinge ^jeiie ani Terlseile 7» Ps.. die zweispa». 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Murmatzliche Witterung: Zeitweise auffrischend, Hotter, etwas kälter. Die offiziöse londoner ..Süestminster Gazette" warnt Frankreich vor dem etwaigen Plan, eine europäische Verschwörung gegen Deutschland zu inszenieren. Der französische K r i e g s m i n i st c r machte in der Heereskonimission Mitteilungen über die verfüg bare Zahl der französischen Mannschaften an der Ostgrenze iw M o b i l m a ch u ng s fa l l e. Die belgische Militärvorlagc sicht die Einberufung von 1 6 0 U 0 z u r ü ckg e st c l l t c n Rekruten aus dem Jahrgang lül2 vor. Nach einer Konstaiikinopeler Meldung macht sich in Siirien eine Bewegung bemerkbar, die eine gewisse Autonomie für die dortigen Stämme verlangt. Auch der Direktor der rumänischen Handelsbank in Janiua behauptet neuerdings, daß Icniina durch Ver rat gefallen sei. Im kanadischen Unterhaus« wurde eine Denkschrift des englischen Marineministers bek.riintncgebeii. die den Bau der kanadischen Schlachtflottc in England «pfiehlt. HationMbrmlkmur und Sroßbloik- bestteblmsrn. In dem von den Altliberalen unausgesetzt sortgesührten Kampfe gegen die Linksentwicklung der nationalliberalen Partei bildet eins der am schwersten zu überwindenden Hemmnisse der Gedanke des Grvßblvcks. der in Baden seine eigentliche Heimat hat und von da aus seine verhängnisvolle Wirkung in weiteren Parteitreue» äußert. Grvßblock heißt bekanntlich die politische 'Ver- bindung des gesamten Liberalismus mit der Sozialdemo kratie. in erster Linie Lei den Wahlen, dann aber auch bei parlamentarischen Aktionen zur Erreichung bestimmter Zwecke und Ziele, die nach der Absicht der liberalen Block Vertreter auch dem Liberalismus in hervorragendem Maße zugute kommen sollen, in Wahrheit aber in weitaus über wiegender Weise das Interesse der Umsturzpartei fordern in Bestätigung der alten Regel, das, die Sozialdemokratie, getreu ihrem revolutionären Eharakter, im Punkte des Radikalismus stets alles übertrumpft und ein Wettrennen in sich überstürzenden radikalen Forderungen veranstaltet, bei denen schließlich jede, auch die extremste bürgerliche Partei, den kürzeren ziehen und ziirückblcibcn muß. Der Erkenntnis, wie gefährlich nnd bedenklich ein solches Bünd nis mit der Partei des Umsturzes ist. hat auch Herr Nassermann sich nicht entziehen können. Der gegenwärtige Führer der nationalliberalen Partei hat sich persönlich stets als ein grundsätzlicher Gegner des GroßVlocks be kannt. aber leider nicht den Entschluß finden könne», das Hebel an der Wurzel zu packen und die Grvßblock- bestrebungen auch für seine badische Heimat rückhaltlos zu verurteilen. Da wird immer ans die angebl'chen badischen .Sondervcrhültnisse" hingciviescn. bei denen sich die Gefahr einer Zcntrnmsmehrhcit nur durch das Zusammengehen aller Liberalen mit der Svzialdemvkratic beschwören lasse. Demgegenüber ist von berufener Seite, insbesondere von -er „Südd. Nationall. Korr", nicht minder oft betont und im einzelnen nachgrwiescn worden, daß tatsächlich eine parlamentarische Zentrumsherrschaft in Baden gänzlich ausgeschlossen sei, wenn nur der Liberalismus auf der ganzen Linie seine Schuldigkeit ine; die Sozialdemokratie werde auch ohne Großblock schon im eigenen Interesse nicht dazu beitragen, eine nltramoickanc Mehrheit herbci- Nrfsihrcn. Gegenwärtig ist nnn die Frage des Grvßblocks wieder akut geworden durch die bevorstehenden badischen L a n d ta g S w a h l e n. Bon fortschrittlicher Seite wird -aranf hingearbettet. die Abhängigkeit -es Liberalismus von der Sozialdemokratie noch dadurch z» verstärken, daß daS G r o ß b l o ck a b k o in in c n gleich für die Haupt- »ahlen Geltung haben soll, während eS bisher nur für -fe Stichwahlen galt. Ter Führer brr badischen Jung- liberalen Rebmann, der jüngst im Iungltberalen Verein kn Leipzig erklärte, daß in Sachsen die Verhältnisse ähn lich lägen wie in Leiden. bloß mit dem Unterschiede, daß sich in Sachsen der Großblock anstatt gegen das Zentrum gegen dte Konservativen richten müsse, hat die fvrtschritt-' liche Anregung lebhaft anfgegriffcn und wird nichts, was in seiner Macht steht, unterlassen, um sih zu verwirklichen. Aus sozialdemokratischer Seite ist der Vorschlag in einer Konferenz behandelt worden, die sich grundsätzlich für den Großblock schon im ersten Wahlgange ausgesprochen, aber die endgültige Entscheidung hinausgeschobcn hat. um erst mit den liberalen Führern wegen der Festlegung der Einzelheiten Fühlung zu nehmen. Im sozialdemokratischen Sinne lxißt das soviel, wie daß für eine ausgiebige Schröp- fung der Liberalen zum Vorteil der Umsturzpartei gesorgt werden soll. Angesichts dieser bedrohlichen Wendung, durch die Tausende nativnallibcraler Wähler in Baden gleich im ersten Wahlgange an die Sozialdemokratie „verhökert" werden sollen, und die das Ansehen des Nattonatliberalis- mus als gemäßigter Mittelvartei im ganzen Reiche auf das empfindlichste schädigen müßte, ist es sehr bemerkens wert, daß sogar, die im junglibcralen Fahrwasser segelnde „Köln. Ztg." sich dazu anfrafft, an leitender Stelle einer Zuschrift aus Baden Raum zu geben, die den badischen Nationalliberalen rat, sich in dem kommenden Wahlkampfe ganz ans eigene Füße zu stellen. Im Anichluß an eine Kennzeichnung der revolutionären Ziele der Sozialdemo kratie wird die Frage „für berechtigt" erklärt, ob es mit dem Wesen und der Geschichte einer nationale» und libe ralen Partei überhaupt zu vereinbaren sei, einer solchen Partei zu Mandaten zu verhelfen. Wohl beachtlich ist auch die Art. wie die v s >i ch i s ch e Wirkung des Groß blocks ans die liberalen Wähler gewürdigt wird. „Wird man ihnen." io heißt cs, „wenn einmal die Bekämp fung -er Sozialdemokratie nötig wird, die Rücksichten klar machen können, ans denen sie dann gegen die geführt werden müssen, s ü r welche sie heute stimmen sollen'? Wird in ihnen nicht die Anschauung grvßgczogen werden, daß cs ans Grundsätze im Parteilichen überhaupt nicht mehr an- kvmme. sondern nur auf taktische Rücksichten, und werden sic nicht dahin gebracht werden, bei Wahlen in Zukunft nur noch ihre momentanen Interessen zu berücksichtigen'?" Zinn Schlüsse gibt die Zuschrift den badischen National- liberalen den Rat, allein in den Wahlkampf zu ziehen: sic würden sich dann die Gefolgschaft zahlreicher Wähler sichern, die im Zeichen des Grvßblocks nicht mitwählen wollen. Der bezeichnenderweise gerade von Köln a»S an die badischen Nationalliberalen gerichtete Mahnruf erhält noch ein besonderes Relief durch einen snmotomatischeii Vor gang. der sich in einer der letzten Rcichstagssitzinigcn ab- lpicltc, und dessen Bedeutung darin lag das, er eine Niederlage Baiser m a n n s durch di e G r o ß - blockgcgner in seiner eigenen Partei be siegelte. Es handelte sich um die Wahl des zur alt- liberalen „Wormser Ecke" gehörigen Abg. Becker, dem der Eintritt in die nationalliberalc Reichstngsfraktion wegen seiner „zu weit nach rechts" gerichteten Stellung ans Betreiben des Abg. Basscrmnnn verweigert wurde. Die Wahl des Abg. Becker war beanstandet worden, und die Kommission hatte die Ungültigkeit beantragt, dgS Plenum aber stimmte nicht, wie zuerst irrtümlich gemeldet wurde, dem Kommissivnsantrage zu. sondern erklärte die Wahl mit einer Stimme Mehrheit für gültig. Das Martante bei dieser Abstimmung trat in dem Verhalten der national- liberalen Fraktion zutage. Es stimmte nämlich nur ein Dutzend Fraktionsmitgliedcr zusammen mit Herrn Basser- mann selbst, in Gemeinschaft mit Fortschrittler», Polen und Sozialdemokraten für die Ungültigkeit der Wahl, während 28 nationallibcrale Fraktionsmitglteder Hand in HaiK» mit Konservativen und Zentrum für die Gültigkeit eintraten. Das war eine zweite sehr ernste altliberale Warnung an den Partcichcf vor einer Ueberspannnng des linksliberalcn Bogens: die erste erfolgte im Zentral- vorstandc der Partei. alS sich der altlibcrale Unmut über das Eintreten iniiglibcralcr Abgeordneter für Bebel bei der Wahl des Reichstagspräsidiums Lust machte. Herr Bassermann würde seiner Partei sowohl wie dem all gemeinen nationalen Interesse einen nicht genug zu schätzenden Dienst erweisen, wenn er dieses doppelte War nungssignal gebührend beachten und seinen ganzen Ein fluß zur Eindämmung der badischen Grvßblockbcwegnng geltend machen wollte, dte bei weiterem F-ortschrciten eine zunehmende Schwächung der inneren Einigkeit und Ge schlossenheit der nationalliberalen Partei, sowie eine je länger desto weniger gut zu machende Schädigung ihres mittclparteilichcn Eharaktcrs unvermeidlich im Gefolge haben muß. Vor» Balkan. Die Bedingungen der Balkanstnaten. Wir b.'.cilS gemeldet, wird die B ermittlnng der Großmächte von den Balkansigalen unter gewissen Be dtngungen angenommen werden. Diese Bedingungen sollen, wie unser Wiener Korrespondent berichtet, im allgemeinen folgende sein: I. Dte Türkei verpflichtet sich, binnen kürzester Frist zu demobilisieren: 2. eine Kriegsentschädigung muß von der türkischen Re g'.erung im Prinzipe zugeslanden werden: st. diejenige Grenzlinie, welche Bulgarien in London vorgcschlagen hat, kann zur Basis dienen: jedoch soll sic wegen der neuen Opser, welche die Fortsetzung des Krieges gekostet bat, entsprechend modifiziert werden. Aus dem Lchlachlkeldc oder im Hanptanartier muß ein vorläufiges Protokoll unterzeichnet werden, durch welches die Türkei die genannten Forderungen der Verbündeten anerlenni. Oesterreichischer Protest bei der serbischen Regierung. Die Belgrader „Rvlitika" nicldetz der österreichische Ge sandte Ngron hgbe Protest gegen A b i c n d u n g serbi scher Truppen nach Skntari eingelegt, da Skutnri einem autonomen Atvanien znfallen soll. Die Finanzlage der Türkei. Der türkische Finanzmi.'is'er erklärte, die Finanzlage der Türkei sei zwar nicht glänzend, aber auch nicht per zweifelt. Sic fände jederzeit Geld zur Kriegführung durch 'Vorschüsse, wie jenen von öüüütiO Pfund, den die Nnatoliiche Eisenbahn gewähr! habe, durch öffentliche Sammlungen und durch Begebung von Schatzscheincn. Das Defizit des lanienden Budgetjahres werde nicht außerordentlich grvst lein, da die Verwaltungsausgaben für Tripotitanien sind die europäische Türkei erspart würden. Das türkische Finanzministerium hat ans sunkentete aiaplmchcm Weae küüllll Pfund an die Ottomanische Bank in A d r i a n o v e 1 zur Anszablnng der fälligen Dreitiwnatsgehältcr der Bank überwiesen Die Inselfragc. Der Konstantinovelcr „Ikdam" erfährt: Wenngleich auf Grund des Vertrages nvn Lausanne die von Italien besetzten Inseln an die Türkei ziirücisatten sollten, so habe die Besetz»»!, einiger anderer Inseln durch Griechenland die Lage geändert. Ans Grund der zwischen den Mächt-m nnd Italien gepflogenen llnterliandlunaen sei beschloss-.'» worden, die Inietsraae aewäß der von den Mächten z n t r c s f e n d c n E n t i ch c i d u n g c n z u Io s c n H»rr »U'sisch-östcrreichislltctt AbrrIiurrsi. Von diplomatischer Seite erfährt der Wiener Korrespondent der „Tagt. Rdich." zur Vorgeschichte der Ab rüstungserkläriing: Daß eS die. Sendung Hohenlohes war, weiche entscheidenden Anstoß gegeben hat. ist durch die Eingangsworte beider Erklärungen ausdrücklich bekräftigt. Dennoch hatte die Diplvmaue große Schwierigkeiten zu überwinden. Rußland hatte gefordert, daß Oesterreich mit der Abrüstung den Anfang mache. Oesterreich wenöcte etn. daß Rußland mit der Probemobitmachnng vorangcgangen sei und daher auch mit der Abrüstung vorangehen müsse. Die Frage g e st a l t c t e s i ch s e I, r b e denll > ch und konnte schließlich nur durch die Friedensliebe Oesterreichs im Wege eines Ausgleichs gelost wer den, wonach die Abrüstung beiderseits zwar gleichzeitig er- svlgt-e, dem r n i s i j ch e n 'Verlangen aber in der Form dadurch Rechnung getragen wurde, daß in den Er klärungen der österreichische Ahrüslnngsbeschluß vorangeslelti wurde. Die zweite Streitfrage beiras den ll m sang d e r A b r ü st n n g. Rußland verlangte, daß beiderseits der vorherige Bestand an der galizischen Grenze, wie er vor der Mobilmachung mar, wiederhergeslellt werde. Oesterreich erklärte, zum Ausgleich die Starke seiner Grenztruppen ans die Kompagniestnrke der russischen Grenztruppen erhoben zu müssen. In dieser Frage setzte Oesterreich seinen Willen durch. Daher heiß! es in den Erklärungen, daß Oesterreich seine Bestünde in Galizien auf das normale Ausmaß zurücksühre, während Rußland eine ganze Alters klasse entlaßt. Das bedeutet ans russischer Seile die Entlassung von lOl! 00ü Mann, ans österreichischer Seite nur die Entlassung von kOOül) Mann. Eine dritte Streitfrage war die Forderung Rußlands, daß Oester reich auch au der L ü d g r e n z e abrüste. Auch diese For derung lehnte Oesterreich entschieden ab »nö bezeichnete als äußerstes Zugeständnis, daß rnssischerseits in diesem Punkte in der Erklärung mitgeieilt werden lönne. daß Oesterreich- Ungarn keine Angrisfsplüne gegen seine südliche» Nachbarn hege. Erst Dienstag abend traf in Wien die russische Zu stimmung zu dieser Formel ein. Darauf erfolgte die 'Ver öffentlichung. Nicht erzielt wurde eine vollkommene politische 'Verständigung: insbesondere in der Frage wegen Lknkari dauert der Gegensatz fort, doch wird er nicht mehr für so stark erachtet, daß er eine Kriegsgefahr in sich schlösse.