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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.04.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-04-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188604093
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860409
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860409
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-04
- Tag 1886-04-09
-
Monat
1886-04
-
Jahr
1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.04.1886
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Urtilion »»» Lrpr-itt«, Johaunesgasse 8. -Prechßundka der Lrd«tt«>: Vormittag« 10—13 Uhr. Nachmittag« ö—S Utzr. »w «e» N*eo«»> «»«<«t»» «mch« HO »t« «U»«L» «4, ^rvuMch. A»mr»«e »er f»r »i« «Lch»fat,e«»> «»»»er »rftimmtr« Jnsernt« «» Wochrnta,«» dt» 3 Uhr NachMtttaa«, au kaaltr und Arittagr» früh dt«>»». 2u de» Filialen für 2ns.-La»atz»e-. Ott« Me««. Universität«ftr»ßr 1. L«»t» Lösche. K-thariueaftr. 88» p. «ur dt» '/,« Udr. UchMtr.TagMM Anzeiger. Lrganfür Politik, Localgesihi-te, Handels- und GeschSstSverkehr. Auflage I»,»»«. Adonnemrnlsprris viertelj. 4'/, Mk. laci. Brmgertodn b Mk., durch di, Post brzogeo 6 Mt. Jod, einzelne Nummer 30Ps. Bkleqexkmplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» tin Tageblatt-Format gesalzt) ahne Postdesürderuug k>0 Mt. «tl Pvstbesürderung VO Ml. Inserate kgespaltene Petitzeile 20 Pf. Großer, Schnsten laut uns Preisverzeichniß. Tabellarischer a. Zissernsatz nach höhermTarij. Keclamkll »ater dem Rcdaction-strich die Sgespali. Zeile bOPs.. vor den Familie nnachrichtea die kzespallene Zeile 40 Ps. Jaserate find steis an di« Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenumeraväv »brr durch Post- nachaahme. SS. Freitag den 9. April 1886. 8V. Jahrgang. Amtlicher Thetl. VrLmmtmchL»-. Nachdem die Königliche Krei»haupt«aaas<baft Hier durch Verordnung dom 18. vorigen Monat» da» nachstehende Ortl- statut, betreffend den Nach «et» de» Bedürfnisse« bei Grtheiluug von Gast- ««- Scha»E»irtHschaft»« Eoaeesstoae«, welche« wir unter Zustimmung der Herren Siadtverordneken errichtet haben, genehmigt Hat. w«rd letztere« mit dem Bemerken zur allgemeinen Kennt»iß gebracht, daß die Bestimmungen desselben m Gemäßheit von tz 3 de« Ge setze« vom 15. April 1884 sofort in Kraft treten. Leipzig, den 1. April t888. De, Rath der Stadt Let»iH. ^ vr. Geergi. Cichonnt. Ort-ftatut für die Stadt Letpjtg, HetreUe»d de» Nachtnei» de- Bedürfaiffe- bei SrtheU»»- »»» Gast» n»d Schanr»i,tdschaft-.S»«eefst»»e». In Gemäßheil von tz. 33 der Gewerbeordnung vo« 2l. Juni 18KS bez. 1. Juli 1883 und der Verordnung de« Königlich Sächsischen Ministerium» de» Inner« vo« 31. Juli 187S wird bierw.it bestimmt: «Die Erlaubnis zum Betriebe der Gastwirthschaft und zum Ausschänken von Wein. Bier und anderen geistigen Ge tränken wird von Inkrafttreten gegenwärtigen Statut» auch u, soweit, al« erne solche Erlaubnis «>öbt schon nach der an gezogenen Miiiisterial-Verordnung den Nachwei» eine» vor handenen Bedürfnisse» vorau-setzt, von dem Bedürfnißnach» weise abhängig gemacht." Leipzig, am 8. März 1888. Der Rath Die Stadtverordnete» der Stadt Leipzig. der Stadt Leipzig. (I- L.) (gez.) vr. Georgi. (v. S.) (gez.) vr. Schill. Hentschel Nachdem vorstehende» Ort»statut di« »ach G. 143 der Gewerbeordnung erforderliche Genehmigung gefunden hat. ist hierüber gegenwärtige« Deeret Unter gewöhnlicher Vollziehung »»«gefertigt worbe». Leipzig, den 18. März 1886. Die KSatgltöh» RrrtsH«»pt»»a»«fL«ft. (I,. 8.) (gez.) Gras zn Münster. GlLsel. Vekanlltmlull««-. Nachdem die Tachbereiter - Iuuuust >« Leipzig ihre Aufldsuna beschlösse« hat, bnnge» wir unter Bezugnahme aus ztz. 93 und 9 t der Gewerbeordnung diesen Auslvsunzsbeschluß mit der Aufforderung zur öffentlichen Kenntniß. etwaige Forderauge» a« die aea»»»te Innung dt»«en 4 Woche« «»d ttngste«« dt« zun» tt. Mat diese« Jahre« bei der Unterzeichnete» AussichiSbebörde unter näherer Begründung der etwaige» Ansprüche au,«melde», andernfalls aber sich zu gewärtigen. Laß die Auflösung der Innung werde genehmigt werden. Leipzig, am 25. März 1880. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. »hlich. Ziehttrkr -etrefend! Freitag, d«« I«. «prtl »88« Nachmittag« »o« 2 Uh, a« im Kntsersnnle der EentrnlHalle. Die Vorstellung erstreckt sich auf alle, bei fremde« — «tcht perwaadte» — Personen m der Stadt Leiprig gegen ein festgesetzte» Ziehgeld untergebrachten »ach »tcht sch»l pflichtige« Sinder, und lverden die Ziehmütter, welche au Erfordern Auskunft über Namen, Staad. Geburtsort, Alter und sonstige Familienvrrhältniss« der außerehelichen Eltern de« betreffenden Kinde« zu aeben in der Lage sei« müssen, hierdurch aufgesordert. dw Kinder gedachter Art am oben genannten Tage im bezeichneten Locale dem Herrn Zieh- linderarzte ««ter Dorzeianng de« gteh» d»,tede«tltch Loatrold»chr« vvrzustelleu. v«e«tsch»ldigte BewnbsLnnrnng der »orst,»««g de« »tnde« verwirft die Berechtigung ,»m Halte« vo» AiehLtader». Leipzig, a« 3l. März 1886. Der Rat» der Stadt Leipzig, sstirmeuamt.» Ludwig. Wolf. Dendt. P hm SeschSfisverkehr tei der Hß«delsklm«er, Ferasprech. Nr. Ü08 (0). Die Geschäfts- und hie Sitzung-räume her Handelskammer befiode» sich voa jetzt ab l» her ^ Reu«,B»rs«. Die Geschäftsräume fiuh, „«geaommr» « 8»»u. imh Sei«, tage», tätlich w, 8 dis 13 »ad »o» 3 »t« 7 Uhr mäffnet. »de» de« Gecretair« »1 b«S 13 md 4 bis L Uhr. Bücher, 10 di« 13 Uh». ^ .. ^ »a l^ttusschrist« §8V18>A,R»««r. Leipzig 7«prü 188«. »er Lorsstzs „ Geniel, v. LmAdöude^r vr. LachSmuttz. »ltlh-irlmuiMchln»- Di« Nestautalion de« hieß»»» NathSücklerS sch auf « «»ander folaeude Jahre mW »mar mm tTJuii diese« J-drr« di« Lud, Am,, IM, anderweit »erpachtrt werden. Zu dieser Verpacht»», iß Termin aus de» Äß AprU diele« Aatzm« »an Vormittag I« Udr m« lLütahs t» »hu anberaumt worde», uud wrrde» Pachttußch«. welch« »noch otwachw Iiche Zeuguisse ihre Qaaiificattm «chaurutimSdaried». ein b-are« lveenwm» w» 3000 Mtchttich mchwäseu s dazu hierdurch etugelade». Jede, Via»»« wt «m VewuchwuMmmim pm «ichea», de« Gebaw« «0 »mr ^»»»iewn. Di, VerpochtnmzSdedtnwmgen ßnd in der zusrden- Luch AHM »«ch Vekn»tmchu«-. Die L»osu»g«lchei«e der im Jahre 188« s« Leipzig. Stadt gemusterten militairpklichtigen Mannschaften find «in- legangen und liegen auf unserem Quartirramte. Stadthaus, st. Geschoß. Zimmer tv7. zum Abholen bereit, wa« hiermit zur Kenntniß der vetheiligten gebracht wird. Leipzig, am 3. April 188«. Der Nach der St«dt Leipzig. vr. Georgi. L. Nichtamtlicher Thetl. NationaUideral «n- Loriservaüv. * 8» gehört heut zu Tage eine aroße Dost» ruhigen Blute» dazu, um in den widerwärtige» Kämpfen der Part««» nicht de» richtige» Blick und da« richtige verständniß für die wahren Interessen de» Vaterland«« zu verlieren. Di« Partei- Zerklüftung, wie sie sich jetzt in Deutschland breit macht, zestaltet sich nach und nach zu» tollen Herensabbath, der «den anständigen Manu nachgerade mit Ekel erfüllen muß und ihn schließlich dazu bestimme» wird, sich von diesem Treiben der Parteien ganz adzuwenden. Da» Komisch« dabei ist. daß jede der Part«,«, allen Ernste« vo» sich behauptet, sie allein strebe da« kohl de« Volke» an. M» ob e« ein VoikSwohl gäbe, welche» eine so vielseitige Gliederung zuläßt. wie sie di« »entigen Parteileidenschaften erstreben! Man sollte nun »einen, daß bei eine« solchen Wirrwarr der Meinungen, daß bei so vielen weit au»«iuander klaffenden Gegensätzen da» Wort vom goldenen Mittelweg zuträs« und baß diejenige« Parteien, welche sich diese» Mittelwege» befleißigen, verhältntßmäßig am wenigsten betämpst und angrfemdet werden würden, indessen gerade da« Geqentbeil ist der Fall. Die national- liberale Partei darf da» Zeugaiß in Anspruch nehmen, daß ie eine Partei der Mitte ist, welche Mäßigung «ach rechts und «ach link» ans ihr Panier geschrieben hat und bemüht ist, diese» Grundsatz in jeder Beziehung zur Geltung zu bringen; dieser Standpunkt hat sie aber davor nicht bewahrt, daß gerade sie von den verschiedenste» Seiten ans da» Heftigste angegriffen worden ist, eia Schicksal, welche« ihr auch noch au den politische« Kämpfen der Gegenwart beschieden ist. Einer der Hauptsächlichsten Vorwürfe, wrlchea di« national liberale Parte» fortwährend zu hören bekommt, ist der» daß man von ihr behauptet, sie habe ibre liberale Vergangenheit über Bord geworfen und fei konservativ, ja. wie man in link-liberale« Blättern häufig lesen kann, .reaktionär' ge worden. wenn dies« Behauptung von deutschsrrtsmniger Seite »»«gesprochen wird, so braucht man sich darob nicht zu verwundern. Die deutschsrrisinnige Partei von heut« ist scho» so weit aus der schiefen Ebene principieller Verneinung and Rechthaberei hiuabgrrutscht, daß zwischen ihr und der aller äußersten Linken, den Socialvemokraten, keine große Der schiedenheit mehr besteht. Wenn man einmal aus solchem Slaadpuucte angrkommen ist. daun wird man allerdings ge neigt sein. Denjenigen, welche diese Rutschpartie nicht mit- grmacht» sondern an ihren gemäßigten Anschauungen sest- gehaltea Haben, zu grollen und ihnen fälschlicherweise eine PositwnSschwenkung zu unterschieben. AuS diesem Grunde kümmern un» di« Vorwürfe der Deutschfreisinnigen über die Haltung der Rationalliberalen nur wenig und wir werden sie auch au dieser Stelle nicht weiter beachten. Aber die Behauptung, die Nationalliberalen seien in der Neuzeit konservativ geworden, hat man hier und da auch au» konservativem Munde hören können und mit diesem Ansühren von solcher Seite möchten wir un» ei« wenig auseinander setzen. Zum Beweis« für die gedachte Behauptung wird daraus htagewiesen, daß die nationalliberale Partei jetzt viel von Dem unterstützt, wofür früher die (konservative« nur allein eingrtreten seien. Angenommen, daß bas vollständig wahr sei. wa» aber bei »über« Untersuchung sich doch noch etwa- ander« Herausstellen dürste, so fragen w,r: folgt denn darau-, daß. weil di« «alionalliverale Partei jetzt Dem oder Jenem, was i« Lause der Zeit sich al» verbesserungSbrdürstig erwiesen Hat, ihr« Zustimmung ertheilt. während sie früher, al« die betreffenden Erfahrungen nicht Vorlagen, darüber eine andere Anfchauuug Hatte, diese Partei damit dem Charakter einer gemäßigte» liberalen Partei eatsagl hat und in da- confer, vative Laaer überaegangrn ist? Gewiß nicht! Die national, liberale Partei har niemal» auf dem Standpunkt de» .Nicht» gelernt und Nicht» vergessen" gestanden, sondern st« ist eine Partei, welch« mit de» reale« Verhältnissen de» Leben» rechnet und die gemacht«« Ersahraagrn nicht spurlo» «» sich »orübrrgehen läßt. Senn sich a» de» Hand dieser Erfahrungen herausstellt, daß Da« »der I«He» in der Gesetz- aebnna, wozu mau selbst früher mitgewlrkt ober sogar den Anstoß gegeben hat. unter veränderten Zeitverhältnissen nicht meyr nützlich oder praktisch ist. nun dan» wird di« aatioaal- liberale Partei »iemal« „um de» Princip» will«»" sich gei di« Abänderung de» betreffende» Gesetze» stemmen 3 glauben nickt, daß ein solcher Standpunet riuer Partei irgend- wie »»r Unebre gereichen kaaa. Wenn hier und da konservative Stimm« laut geworden, welche den Ueberaaaa der Natioualliberale» zu den Cousrrva- tiven behaupte», so sollte» Jeu«, di« f« reden, sich bock vor di« Augen halten, daß. wenn von einer Schwenkung in der That d» Red« sei» kam», man viel eher zu behaupten in de, Lage ist. daß die (konservativen e» sind, welch« beute ganz W» ander» stehen, al» sie vor Jahren standen Wir stehen niAt i« Geringsten an, zu erklären, daß e« nnr dadurch «Mlltch Mwarden ist, daß hi« nalioualllberale Partei >etzt dimsach mit den Conservaliven Hand iu Hand gehen kann. Zu der vartHmlHasten G«sinnaaa«äader»»a. «etch« unsere Cmiservatide» zn» große, Theil »nrckgemacht haben, rechnen wir vor alle» Dinge», daß st, sich h«»t« corrert aus de» aationale« Bod«, stellen uad ihren früheren particularistifchen Gesinnungen zn Gunsten einer voll kommen rrich«treuen Anschauung entsagt haben. Dir frenru ,,» dessen von ganzem Herze», daß wir uu» hout« mit uusereu couservatide» Mitbürgern i» de« Ruse „Hoch Kaiser und Reich. König uu » Vaterland" völlig einig wissen. And wahrlich, dt« Ding« liegen in unserem engere» wie im «eiteren Baker- landr doch so. daß di« gemäßigt konservativen und gemäßigt liberalen Räuuer sich demtut suhle» «üsseu m ihrem Patriotischen Th»n rmd Dealer i> ihrem Bestreben, da« La- meiusam, M schütz« gv» di« Ueiuda L» Ltaaw« uad dm Gesellschaft. Wir glauben, dieser Standpunkt war auch recht deutlich ausgevrückt vor Kurzem in dem anerkennenden und reunklichen Artikel, welchen da« amtlich« Organ der sächsischen Staat-regierung. da» „Dresdner Journal", m Bezug aus dir nationalliberale Partei veröffentlichte. Haben di« Conservaliven und die Rationalliberalen in neuerer Zeit begriffen, daß sie aus gegenseitige Unterstützung angewiesen sind, wenn nicht der gemeinschaftliche Gegner triumphiren soll, so wird natürlich eine völlige Ueberei». iimmung der beiden Parteien wohl niemals hrrbeirusühren ei», im Gegentbril, e« wird die Verschiedenartigkeit der Inschauiliig noch m sehr vielen Punkten sich geltend machen. Wir erinnern nur daran, daß in Bezug aus die gewerde. politischen Fragen, auf die Frage der Sonntagsruhe re. ziemlich scharfe Gegensätze zwischen der konservativen und der nationalliberalen Partei bestehen und daß diese D>ffere„»pui>cte sich wobt sobald noch nicht auSgleichen werken. Aber bei »eiden Parteien steht doch über dem eigenen Partei-Interesse da» Wohl de» Staate-, und eS ist darum dringend zu wünschen, daß bei den Kämpfen, welche auch gegenwärtig noch zwischen den Conservaliven und den Nationalliberalen statlfinden, niemal» die obige gemeinsame Parole außer Augen gesetzt, niemals über dem Trennenden da» Einigende vergessen wird. Wir müssen e» deshalb bedauern, wenn noch jüngst in einem hiesigen Blatt«, welche» berufen ist, konservative Interessen zu pflegen, ein sehr einseitig adgefaßter Artikel obgedruckt wurde, welcher gegen die nationalliberale Partei au» Anlaß ihrer Haltung gegenüber dem Branntwein monopol eine Reihe der verletzendsten Bemerkungen auSsprach. Diese« Blatt hätte sich doch daran erinnern sollen, daß für da» Branntweinmonopol im Ganzen drei — sage drei — konservative Abgeordnete gestimmt haben. Bei solcher Sach lage, wo insonderheit die sächsischen konservativen Abgrord- nrten bei der Stimmung ibrer Wählerschaft gar nicht daran denken konnten, für da» Monopol zu stimmen, wäre e- doch wohl richtiger gewesen, jenen Artikel seiner Verborgenheit zu überlassen und ih» nicht in daS hiesige halbamlliche Organ der sächsischen StaatSrrgierung zu Übernehmen. Wir schließen unsere Darlegungen mit dem dringenden Wunsche, daß Coaservative und Nationalliberal« weiter sortsahren mögen, aus der Basis gegenseitiger Achtung und gegen- ititiger Mäßigung da» günstige Verhältniß. ise.cheS sich zwischen ihnen allmälia hrrau»- ^odildet hat. zum Nutz und Fromme» de« Vater landes zu stärken und auSzn bauen. Di« dringendste Veranlassung ist dazu von anderer Seite gegeben. von -er Salkanhalbinsel. Die Unterzeichnung de» Konstantinopeler Protokoll« über türkisch-europäische Uebereinkommen hinsichtlich da» türkisch-europäische Uebereinkommen hinsichtlich der Zu kunft OltrumelienS ist ein in seiner Art durchaus neuer Vor gang. welcher zeigt, wie unserlia die Zustände aus der Balkan- Halbinsel sind. Die Türke» bat sich durch Beugung unter den Willen Rußland» ein klägliche» ArmuthSzeugniß au», gestellt und zugleich dem Fürsten von Bulgarien gegenüber eingeräumt, daß sic nicht die Macht und den festen Willen besitzt, um eine vertragsmäßig stipulirte, in feierlicher Form verkündete Zusage zn erfüllen. Die Bcrnsling aus den Berliner Frieden, welche Rußland zum Vorwände seine» Widerspruch- gegen da» türkisch- bulgarische Abkommen genommen hat, ist nicht» al» der Au», druck de» Aerger» darüber, daß di« Vereinigung Bulgarien» mit Ostrumelien ohne sein Zuthun geschehen ist. Aber hat man denn überhaupt ein Recht, nach der Unter zeichnung de» Protokoll» vom 5. April noch von einem geeinten Bulgarien zu reden? Der Gouverneur von Ostrumelien heißt nicht mehr Gavril Pascha Chrestowicz. sondern Alexander von Bulgarien und ist al» solcher von Europa nur bi» zum Jahre >89l anerkannt. Nun existirt allerdings noch ein Scparatvertrag zwischen der Türkei und Bulgarien vom 1. F.broar, derselbe war aber unter dem Vorbehalt der Bestätigung durch die europäischen Mächte geschlossen und ist deshalb durch da» Protokoll vom 5. April außer Kraft geletzt. Fürst Alexander hält an dem Vertrage vom 1. Februar fest, betrachtet sich also al» der rechtmäßige Herr von Ostrumelien mit der Besugniß. diese« Berhält- niß auf feine Nachkommen zu übertragen mit der einzigen Maßgabe, daß die Türkei die Oberherrschcht Über Ostrumelren auSüvt. gleichwie über Bulgarien. Der ganze Streit ist eia Streit über die Form, der Inhalt bleibt derselbe: denn zur Austragung dr» Streite» wäre e« nvthia, daß Rußland bei der Weigerung de» Fürsten, da« Protokoll vom 5. April an- »»erkennen, diese Anerkennung erzwänge, andernsall» die Ab setzung de» Fürsten veranlaß:? ES ist aber sehr zweiselhasl, ob Rußland für ein derartige» Borgehen bei den übrigen Vertragsmächten Zustimmung finden würde, wahrscheinlicher ist, daß Rußland den Widerspruch de» Fürsten Alexander gegen da» Protokoll dom 5. April zur Kenntniß nehmen und den selben zu den Arten legen wird. Al» eine Lösung der bulgarischen Frage kann daS Protokoll vom 5. April nickt angesehen werden, zumal die Feststellung de» zukünftigen Verhältnisse» zwischen der Türkei und dem Fürsten von Bulgarien al» Gouverneur von Ostrumelien erst noch zu vereinbaren ist. Ter erste Zweifel, welcher beim Herantreten an diese Vereinbarung austaucht, ist die Frage, ob «in aus die Zeit von fünf Jahren ernannter Gouverneur befugt erscheint, da» ostrumelische Statut im EinverstLndniß mit der Türkei abzuändern. Diese» Statut betrifft zwar nur Angelegenheiten, welche daS Verhältniß zwischen dem türkischen Oberherru und dem ostrumelischrn Generalgouderneur be rühren aber di« geplante Aenderung bat ein dauernde» Der- Hättniß zur Voraussetzung, aus welche» die Stellung eine» türkischen Beamte«, welcher doch der Generalgouverneur von Ostrumelien bisher war und in Zukunst bleiben soll, nickt paßt. Ein Beamter, der zugleich souveraincr Fürst ist und diese Beamtenqualität auf eincn Nachfolger übertragen kann, ist kein Beamter im eigentlichen Sinne; sein Amt bängt nicht von der Willkür Desjenigen ab. welchem der Beamte untergeben ist, sondern da» Amt ist ein AuSsinß der fürstlichen Gewalt, »etck« seinem Inhaber zukommt In diesem Sinne faßte Fürst Alexander seine Stellung als Generalgonverneur von Ostrnmrlien aus; er wollte diese Provinz in derselben Weise regiere», wie er bisher Bulgarien regiert batte. Der Name that wenig zur Sacke, ob er Flint. Statthalter. Geiieral- gouverneur oder sonst wie lautete: die Sache blieb dieselbe; es k»» n«r daraus an. daß der Sultan da» verhältniß so «essaßS». wie e« tHatsächlich sich gestalte« maßte. Damit aas Seiten der Türkei jede« Bedenken beseitigt wurde über etwaige Gelüste de« Fürüen von Bulgarien, den Bereich der «hm zugewiesrne« Machtsphäre zu erweitern, sollte ein Schutz- und Trutzbündniß daS zukünftige Verhältniß de- Zürsteu Alexander zum Sultan bestimmen; der Sultan sollte mae werdeu, daß durch da» Lusgeben seiner scheinbaren Machtstellung in Ostrumelien keine wirkliche Einbuße an Macht, sondern vielmehr eine Vermehrung de» türkischen Ein flüsse» herbeigesührt werden sollte. Diesen Sachverbalt dem Sultan zum Bewußlsein zu bringen, war die Antwort des Fürsten Alexander an den Großvezier vom 3t. März be stimmt; sie warnte den Sultan vor einem Zugeständmß an Rußland, durch welche» nur da» eigene Interesse de« Sultans geschädigt werden könne Die Warnung ist nicht beachtet worden, aber nicht au» Mangel an verständniß für die Ab sichten des Fürsten Alexander, sondern da» Entscheidende aus türkischer Seite war der Wunsch, den Russen keinen Vor wand zu einem gewaltsamen Eingriff in die Gestaltung der Brrbältnisse aus der Balkanhaldinsel zu liefern Insofern hat da» Protokoll vom 5. April ein« der Er haltung de- Frieden« günstige Bedeutung; der Zeitpunkt für die Verwirklichung der russischen Pläne wird dadurch weiter hinauogerückt unv die Türkei hat durch Zustimmung zu dem Protokoll angedeutrt. daß sie jede Maßregel, welche ihre Qliasiinachtstcllung in Europa verlängert, willkommen heißt. Di- Entscheidung wird durch solche Mittel verzögert, aber nicht verhindert, und Abdul Hamid hat während seiner ganzen nunmehr elfjährigen RegierungSzeit da» Bestreben an den Tag gelegt, extreme Schritte zu vermeiden. Der Sultan will nicht Derjenige sein, welcher durch unkluge« Verhalten eine Fortsetzung der zuletzt 1878 von Rußland bethä- tigten Politik gegen die Türkei hervorrnst; er beobachtet einen Grad von Borsicht, der selbst dem verschlagensten Feinde eine gewisse Zurückhaltung auferlcgl. Fürst Alexander von Bulgarien hat durch sein Vorleben in Deutschland ganz andere, mit den orientalischen Anschauungen unvereinbare Grundsätze sich zu eigen gemacht. ES wird ihm unendlich schwer, sich >a da« labtzrinthische Gewirr von Ränken binein- zudenken, welche» ein Machthaber aus der Balkanhalbinsel doch nicht ganz ignorirrn kann und mindestens als einen Factor de» orientalischen Leben» betrachten muß Fürst Alexander denkt. .Der gerade Weg ist der beste", der Türke ist dagegen der Meinung: .Man muß sich in die Zeit«,» schicken, gesäüig sein uud viel sich bücken", uad Beide haben von ihrem Standpunkt au- Recht. Bei der Beurtheilung der Sachlage aus der Balkanhalb insel muß man sich nur immer da» Eine gegenwärtig halten, daß an eine aus Dauer berechnete Gestaltung der Verhältnisse dort überhaupt nicht zu denken ist. Die Türkei fristet ihr Dasein von heute aus morgen, unv die kleinen Streber suchen die günstige Gelegenheit, welche sich für di« Vergrößerung ihrer Machtsphäre daroietet, nach Kräften zn benutzen Leipzig, 9. April 1886. * Die „Kölnische Zeitung" glaubt die Ursache für da- Einschreiten de» deutschen Kanonenboot» am Bimbiaslusse mit großer Wahrscheinlichkeit errathen zu können. Wie dem Blatte seiner Zeit berichtet worden, ver steht man unter dem gemeinsamen Namen Bimdia drei ver schiedene. nicht weit auseinander gelegene Ortschaften: König WilhclmSdors, DecnlluSdors und Moneydors oder Monev- Bimbia. WilhelmSdors und Mcnchbors sind die größten, da sie 40—5V Hütten zählen. Dir Bewohner von WilhelmSdors waren von vornherein deutschfreundlich, während in Money dors der englische Einfluß noch immer ziemlich stark war. Bimbia ist an da» deutsche Reich gekommen und cS scheint, daß der englische Einfluß — wohlgemerkt, nicht der amtliche, sondern der ans Privatvortheil ausgehende — von im Kamrrungebiet lebenden Engländern auck nach der Anerkennung der deutschen Sckutzbrrrschast durch England weiter thätig geblieben ist unv di« belhörlen Bewohner voa Moneydors zur Empörung verleitet bat. Die Straf« dafür, so vermuthet die „Kölnische Zeitung", war die Zerstörung de» Dorse», dessen Bewohner wahrscheinlich, al» die Besatzung de» „Cyclop" Ernst machte, da» Weile gesucht haben. — Der „Cyclop" hat vier Geschütze uud 67 Mann Besatzung. * Unter der Ucbersckrist: „Nochmals, in zwölfter Stunde, da» Militair - Pensionsgesetz" schreibt man der „Kölnischen Zeitung" au» betheiligten Kreisen: Dl« „Kölnische Zeitung" brachte dle Nachricht, daß di,' ReichS- tagt-llom Mission sich über den Wortlaut der neuen Militair- PenstonSgesetznovelle geeivtgt habe. Die ferneren Rüthe-. lungen über den Inhalt de» neuen Gesetze» lauteten dann ober so zweideutig, daß wir vorläufig an eine Unklarheit glauben z» müssen meint«». Da ober derselbe Arttkl lnbaltlich und wörtlich auch in andern Blättern Wiederkehr«, in der „Dnnschen Heeres-Zeilung" vom 3. April sogar in gröberer AaSsührlichkcit uns mit Motiven vrr- brämt, müssen wir doch um s» mehr aus eine genaue und unzwei deutige Aiistlärung dringen, al< andererseits den bi» jetzt ganz adnungSivsen und bvfiniiiigSvoklen Hauptbetdeiligten die unliebsamste Ueberraschnng bereitet, damit aber zugleich eine wohl kaum je wieder gut z« machend« Ungerechtigkeit begangen werden uniide. In dem erwähnte» Artikel der „siöliiischc» Zcituna" und der „HeereS-ZeituUg" heißt e», daß dem „Mottke'schen Anträge" mit „unerheblichen Abänderungen" beigetreten worden sei, daß dein Gesetze „rückivirkeiide" Kraft di» znm > Avril 18K2 biigelegt werdr» soll» und daß sich diese „rückwirkende Kraft" außerdem aus „die jenigen Ossiciere beziehen solle, denen sür ihre Theilnahme am letzie» französischen Feldzug» mindestens et» Kriegsjahr angeiechnet worden and welche infolge von Verletzungen, dle sie in diesem Feldzuge davongetragen, den Abschied genommen. Soweit die Pensionen für die Osfirierr der letzterwähnten Kategorie Mehrausgaben ver- Ursachen, sollen dieselben aus den Reich'iiivalidentondS angewiesen werden o. s. w." ES würde daber, da hier nur von einer Katem>r,e die Rede ist und e» noch heißt, „denen für ihre Theilnahme u s. w and welche" u. s. w.. „diese Kategorie nur ans solche» Osficiereu beftehe, welch« im letzten Feldzüge „verletzt" worden stad und infolge dieser Verletzungen den Abschied genommen haben." Ausgeschlossen von der P-nsioi>?vkriicher«ng waren nicht dl»S alle diejenigen, welche, obgleich sie am Feldzüge von I870/?l, gleichviel ob in einem oder in beiden KriegSjahren tdeilgenommen, nicht „ver- letzt" worden sind, sondern sogar olle diejeuigen, welche wegen Krankheit an» diesem Feldzüge al» Invalide zurückkehrten. ja, sogar diejen g»n. welche obzwar nicht blo» „verletzt , sondern sogar „ver wundet", ja, „schwer verwundet", dennoch au« diesem Grund« ihren Adlchied nicht genommen haben, sondern hrrgestellk weiter dienten, um eine höhere Stellung zu erreiche». Alle dies«, las »fern fl, vor dem l. «peil 1882 ihren Abschied genommen, wären au«geschl,ss,n inid man kragt sich: wozu war den» der Manteusselssche Antrag, der mit ll gegen 2 Stimmen in der Tominissie» augeuommeu wurde, wozu alle dies: Avträgc und Beralhongku, w«uu es sich eiu fach ,m eiae klein» Zulage sür die iusolge von Vrrwuuduogea im Feldzüge ak» „tndalibe" Abgegangenen handelt?
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