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Nr. 45 Donnerstag, dm 19. April 1894. 60. Jahrgang W M <W des Vereins soll nach Pfingsten in der Buschmühle stattfinden. Altenberg. Ende Juni d. I. beabsichtigt Herr Pfarrer Kleinpaul, nachdem er seit 1860 unter uns in großer Treue segensreich gewirkt hat, sein Amt niederzülegen und in Radeburg Wohnung zu nehmen. Lauenstein. In den letzten Jahrzehnten hat die Ziegenzucht immer mehr an Bedeutung gewonnen; die Zahl der Ziegen hat «ich in den letzten SO Jahren nahezu verzehnfacht. Man ist nach und nach dahinter gekommen, daß die Ziege bei richtiger Haltung recht wohl im Stande ist, reiche Erträge zu liefern. Aber bei der Auswahl der Zuchtthiere, bei der Aufzucht wie bei der Haltung und Pflege werden noch viele Fehler gemacht. Es braucht nicht hervorgehoben zu werden, welche Bedeutung der Ziege, die nicht mit Unrecht die Kuh des kleinen Mannes genannt wird, in den kleinen Haushaltungen unserer Gegend zukommt, sie ist ge nügend bekannt. Aber darauf soll hingewiesen werden, daß sich die Erträge bedeutend erhöhen, ja verdoppeln würden, wenn man bei der Zucht die angedeuteten Mängel beseitigen würde. Bei einer für die allernächste Zeit geplanten Ziegenschau dürste sich Gelegenheit bieten, diese Punkte eingehend zu besprechen. Die StaatSregieruiig hat zur Hebung der Ziegenzucht dem landwirthschastttchen AreiSverein Mittel zur Verfügung gestellt, welche es ermöglichen, fördernd in dieser Sache einzugreisen. Es können für gute Zuchtthiere bis zu IS M. Prämie gewährt werden. Alle weiteren Maß nahmen, wie Abgabe vorzüglicher Ziegen aus der Schweiz gegen eine geringe Entschädigung, Aufstellung von Zuchtböcken bester Rassen rc. rc. hängen von dem Interesse ab, welches man dieser Schau seitens der Ziegenbesitzer entgegenbringen wird. Dresden. Wie zur Kenntniß des Königl. Mini sterium des Innern gelangt ist, haben in neuerer Zeit einige Stadträthe bei Neuanfertigung von Siegel stempeln mehr oder weniger willkürliche Veränderungen an den Stadt Wappen vorgenommen, welche gegen die Gesetze der Heraldik beziehentlich die geschichtliche Tradition der betreffenden Städte verstoßen. Das Königl. Ministerium des Innern ordnet daher an, daß in Zukunft Abänderungen von städtischen Wappen be ziehentlich Wappensarben, welche von Stadtgemeinden in Aussicht genommen werden, nicht eher zur Ausfüh rung zu dringen sind, als bis dieselben dem Königlichen Ministerium angezeigt und von diesem nach vorherigen Gehör der Direktion des Hauptstaatsarchives für un bedenklich befunden worden sind. Um ferner der Re daktion des 6oäox äip1owatiu8 Laxonins roAmo bei Bearbeitung der Stadlsiegel eine Erleichterung, sowie einen Anhalt für eine kritische Beurtheilung der Siegel zu gewähren, werden die Stadträthe veranlaßt, binnen 4 Wochen je einen Abdruck ihres im Gebrauche be findlichen, das städtische Wappen enthaltenden Siegels, sowie des etwa noch vorhandenen früher ang-wendeten Stadtsiegels an die Direktion des Hauptstaatsarchives einzusenden. — Wie das „Dresdner Journal" aus sicherer Quelle erfährt, wird zum bevorstehenden Geburtstage König AlbertS Kaiser Wilhelm zur persönlichen Be glückwünschung in Dresden eintreffen und einige Stunden daselbst verweilen. — Ende des Monats be zieht sich das Königspaar nach Sibyllenort. Schandau. Der Bau der von Schandaus Be wohnern so sshnlichst gewünschten Straßenbahn von Schandau nach dem Großen Wasserfall kommt, trotzdem daß behördlicherseits dem Projekte keinerlei Schwierigkeiten mehr im Wege stehen, in diesem Früh jahre noch immer nicht zur Ausführung. Dem Komitee scheinen , wie man wenigstens berichtet, die erforder lichen Kapitalien noch zu fehlen. Die von dem Kgl. Ministerium und vom Stadtrath zu Schandau ertheilte Konzession zum Baue einer Straßenbahn läuft mit dem 1. März 1895 ab. Wendischfähre. Wohl oft genug schon ist ge warnt worden vor dem leichtsinnigen Umgänge mit Schußwaffen, namentlich Seitens der Heranwachsen den Jugend; wie wenig werden aber solche Warnungen beachtet, bis endlich ein Unglück geschehen ist. So hielten sich am Sonntag Vormittag zwei junge Bur schen im Alter von 16 und 17 Jahren, einer auS Prossen, der andere aus hiesigem Orte, auf der Proffener Elbwiese auf, um hier mittels eine« Re volvers Schießübungen zu unternehmen. War es nun Unvorsichtigkeit des Schützen oder Ungeschicklichkeit eines der Beiden, kurz der Revolver entlud sich und die Kugel durchbohrte die Hand des Zuschauenden. Zittau. Das Stadtverordnetenkollegium hat ein stimmig beschlossen, den Stadtrath zu ersuchen, bald möglichst zur Frage der Einrichtung einer elektrischen Beleuchtungs- und Kraftanlage für die Stadt Zittau Stellung zu nehmen. Zu diesem Zwecke soll der Stadtrath sich mit den hervorragendsten Elektrizitäts gesellschaften zur Erlangung von Kosten- und Renta bilitätsanschlägen in Verbindung setzen, gleichviel ob die Stadt selbst oder eine der Gesellschaften als Unter nehmerin austreten wird. Die Angelegenheit soll durch den Stadtrath noch Möglichkeit beschleunigt werden. Neustadt b. St. AuS Anlaß des am 14. April erfolgen Einzuges des Prinzen Johann Georg wurden am 13. April von einem hiesigen Einwohner dem neu vermählten hohen Paare in einem mit künstlichen Blumen ausgelegten Körbchen und unter Hinzufügung, eines.sinnigen Widmungsgedichtes die ersten Kinder schuhe, die der Prinz getragen hatte, übersendet. Die Mutter des Absenders, die einstmalige Amme deS Prinzen, hatte dieselben mit der Weisung erhalten, falls ihr Sohn, der Milchbruder des Prinzen, bei der Vermählung des Prinzen noch lebe, sie dann an den selben einzusenden. Wolkenstein. Ein schweres Unglück hat die Familie des DampsschneidemühlenbefitzerS Helbig in der nahen Heinzewaldmühle betroffen. Der 24 Jahre alte Sohn Albert war der Kreissäge zu nahe gekommen und von dieser waren ihm drei Finger der linken Hand abgerissen worden. Eiligst fuhr nun der Vater mittelst seines eigenen Geschirres in Begleitung seines älteren Sohnes mit dem Verunglückten nach Lengefeld zum Arzte. Unterwegs scheute nun plötzlich das Pferd, warf den Wagen um und schleuderte die Insassen heraus. Hierbei erhielt der ältere Bruder einen dop pelten Beinbruch, während der Vater von dem Geschirre ein großes Stück geschleift wurde und sehr schwere Hautabschürfungen davontrug. Alle 3 liegen schwer krank darnieder. Eibenstock. Hier nahm am Freitag unter Leitung des vr. moä. Zschau der auf Anregung des hiesigen kaiserl. Postamtes ins Leben gerufene Samariter kursus seinen Anfang. An dem Kursus, der 10 Wochen dauern wird, nehmen Post-, Polizei-, Forst- und Fabrikbeamte, sowie Feuerwehrleute und Mitglieder des Turnvereins Theil. . Großenhain. Auf Bahnhof Zabeltitz eilte kürz lich bei Abfahrt eines Zuges nach Großenhain ein Viehhändler dem schon im Gange befindlichen Zuge nach und versuchte, auf das Trittbret zu springen. Hierbei rutschte er aber aus und kam unter den Zug zu liegen, so daß noch mehrere Wagen über ihn zu fahren hatten. Die erschrockenen Augenzeugen des Vorfalls glaubten natürlich, daß der Mann überfahren worden sei; dieser war jedoch so glücklich zu liegen gekommen, daß ihm nicht das Geringste widerfahren war und er, nachdem der Zug über ihn hinweggefahren war, unversehrt wieder aufstehen konnte. Döbeln. Die hiesige Echuhmacherinnung hat einstimmig beschlossen, den auf den S. November fal lenden Geburtstag des Altmeisters Hans Sachs fest lich zu begehen. Die Vorbereitungen zu dieser Feier sind einer sechsgliedrigen Kommission überwiesen worden. Verantwortlicher Redacteur: Dsut Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtsettigem ,Lllustrirten Unterhaltungsblatt". Mit land- «nd hauswirthschastlicher Monatsbeilage. Lokales «nd Sächsisches. , Dippoldiswalde. In der Generalversammlung W des Gewerbevereins, der gegenwärtig aus 4Ehren- U Mitgliedern und 113 Mitgliedern besteht, ergab sich U aus dem Rechnungsabschluß des VereinSkassirers Herrn U Stadtrath Mende ein VermögenSbestand von 1790,,» U Mark. Nach dem Berichte des Herrn Steuereinnehmer U Fretter über die Volksbibliothek besteht dieselbe aus U 837 Werken, bez. 1242 Bänden, von denen im Jahre W 1893 von Mitgliedern 965 und von Nichtmitgliedern H 768 gelesen worden find, sodaß im Ganzen 1733 's Bücher zur Ausgabe gelangten. Bekanntlich haben I die Vereinsmitglieder unentgeltliche Benutzung der Bibliothek. Doch wurde beschlossen, daß Diejenigen, die ein Buch über 4 Wochen behalten, von der 5. Woche an auch das übliche Lesegeld zahlen sollen. Nach der Neuwahl besteht der Vorstand aus den Herren Kauf mann Bemmann, Steuereinnehmer a. D. Fretter, Stadtrath Heinrich, Lehrer Hering, Stadtrath Liebel, Stadtrath Mende, Schuldir. Rasche und Lehrer Unger. — Auch das Sommersemester an der Deutschen Müllerschule wird allem Anscheine nach in derselben Stärke als das verflossene Wintersemester besucht werden, da schon ca. 30 Neuanmeldungen bis jetzt vorliegen. — Die Schulvorstände des Bezirkes werden darauf K aufmerksam gemacht, daß Gesuche um Unterstützungen ft für Fortbildungsschulen von der königl. Bezirksschul- k inspektion bis zum Monat Mai bei der obersten Schul- L behörde einzureichen sind. Denselben ist eine Tabelle über Stiftungsjahr, Zahl der Schüler und Klassen, k sowie der Lehrer, über den eingehaltenen Schulplan, die etwaige Verbindung mit einer gewerblichen land- k wirthschaftlichsn, handelswissenschastlichen oder sonstigen l Fortbildungsschule, das den Lehrern gezahlte Honorar, l sowie über Einnahme und Ausgabe der Schule, nicht k minder auch eine eingehende Begründung des Gesuches um Zuschuß mit beizufügen. Außerdem sind zu der- » artigen Gesuchen auch die Schulkaffenrechnungen der letzten drei Jahre mit beizusügen und ist in denselben k die Höhe des Schulgeldes in der bezüglichen Volks schule, die Gesammtzahl der auf dem Grundbesitze des Schulbezirkes liegenden Steuereinheiten, die Zahl der l beitragspflichtigen Köpfe, das Quartalverhältniß, nach welchem die Anlagen auf die Steuereinheiten und auf die Köpfe verlheist sind, sowie die Echulkinderzahl und ' die Höhe der im vorigen Jahre bewilligten Staats beihilfe mit anzugeben. Insoweit die fraglichen Ge suche den vorstehend gedachten Erfordernissen nicht genau entsprechen, werden dieselben an die betreffenden Schulvorstände zur gehörigen Vervollständigung zurück gegeben werden. — Nicht nur Dresden, auch Berreuth hatte am Sonnabend seinen Einzug, indem der neue Besitzer des Rittergutes Baron Pergler von Perglas seine junge Gemahlin nach längerer Hochzeitsreise in ihr neues Heim einführte. Das Dörfchen war zum festlichen Empfange durch Ehrenpforten und Flaggen gar reich geschmückt. Die zahlreich herbeigeeilte Schuljugend aber wurde durch die unverhoffte Bewirthung mit Kaffee und Kuchen sichtlich recht angenehm überrascht. — In der am Sonnabend stattgefundenen Ver sammlung des Bezirkslehrervereins verlas zu nächst Herr Schuldirektor Rasche das Ergebniß der aus gefüllten Fragebogen, nach dem im hiesigen Bezirke in 24 Orten das Lehrergehalt die gesetzliche Forderung übersteigt. Hierauf beschloß man im vollständigen Einverständntß mit einem Vortrage des Herrn Lehrer Müller-PaulSdorf, sich dem Anträge des Leipziger Lehrerverein» für den Berechtigungsschein zum einjährig freiwilligen Militärdienst an die Lehrer anzuschließen, auf dessen Verwirklichung man um so mehr hoffen darf, als sich schon der preußische KriegSmtnister günstig dafür ausgesprochen hat. Die nächste Versammlung Jnierate, welche Sei ve» bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung-finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile MPfg. „Weißerih.Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan flalten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an. Witz-ZkitW Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein