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.Wrlßeri Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Zsrauenstein «rschMt wÄGntlich drei, mau Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis »iertcljührlich 1 M. 2K Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie Vie Agenten nehmen Be stellungen an. Anserate, welche bei der bedeutenden Auslage de- Blattes eine sehr wirk same Verbreitungfinden, werden mit 10 Pfg. di« Spaitenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.— Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ahne in Dippoldiswalde. Nr. 6. Dienstag, den 13. Januar 1885. 51. Jahrgang. „Pessimismus oder Optimismus" iu Nr. 4. Es war einmal ein Mann, der besaß ein schönes Gut in Deutschland, auf dem lebte er unbesorgt und nährte sich redlich. Allein es kamen Jahre des Miß wachses und schlechte Ernten, und als er eines Tages seinen Status zusammenstellte, siehe da fand er, daß er mit seinen Mitteln sein schönes Gut nicht behaupten könnte, sondern sich nach und nach aufzehren würde. Rasch entschlossen verkaufte er sein Gut, nahm den ihm nach Tilgung seiner Verbindlichkeiten übrig bleibenden Betrag und kaufte dafür ein ihm angebotenes Gut tief in Rußland. Dort bekam er allerdings für weniger Geld eine viel größere Anzahl Aecker, das „warum" wurde ihm auch bald klar, denn alle Produkte seiner Land- wirthschaft brachten viel weniger Geld als auf seinem früheren Gute in Deutschland. Als ein ordentlicher Hauswirth ließ er sich natürlich angelegen sein, mög lichst bald einen Ueberblick über Einnahme und Aus gabe zu gewinnen, und da war zunächst ein Umstand, der seine Verwunderung erregte; es wurden nämlich auf dem Gute eine große Anzahl Wächter gehalten. Er fragte den Verwalter alsbald um den Grund dieser auffälligen, das Gut ganz unverhältnißmäßig belasten den Ausgabe, welche einen übergroßen Theil der ge summten Einnahme verschlang und erhielt zur Antwort: die vielen Wächter wären nöthig, weil von Zeit zu Zeit ganze Räuberbanden die Güter überfielen und außerdem auch ohne die Wächter der größte Theil der Feldfrüchte gestohlen werden würde, ganz abgesehen, daß man keinen Augenblick seines Lebens sicher wäre. Der Gutsbesitzer schüttelte den Kopf und es vergingen auch Wochen, ohne daß sich Räuberbanden zeigten; an den Grenzen des Gutes allerdings ließen sich ab und zu recht fragwürdige Gestalten blicken. Als der Guts besitzer eines Tages zu Hause saß und eben berechnete, wieviel sein Gut besser rentiren würde, wenn er nur die Wächter ganz oder zum großen Theile abschaffen könnte, erscholl Lärm und Flintenschüsse, und eine große Räuberbande aus der benachbarten Steppe über fiel das Gut; nur der großen Anzahl von Wächtern, ihrer guten Bewaffnung und unausgesetzten Bereit schaft war es zu danken, daß nach einem harten Kampfe die Räuber besiegt und nahezu aufgerieben wurden, ja man nahm ihnen sogar soviel Waffen und ander wärts zusammengeraubtes Gut ab, daß der Guts besitzer für den Erlös allen Wächtern noch bessere Waffen anschaffen konnte. Der Hausvater war ein kluger Mann, und schrieb sich die Sache hinter die Ohren, denn er konnte sich nun leicht ausrechnen, daß er Gut und Leben verloren hätte, wenn er die Wächter zuvor abgeschafft haben würoe, also diese Sparsamkeit ihm sehr, sehr theuer gekommen wäre und er gelobte sich innerlich, die Wächter nicht abzuschaffen, sondern eher zu vermehren, bis das Land sich einer ganz anderen Sicherheit erfreuen würde. Da den Rändern bei ihrem Angriff sehr schlimm mitgespielt worden war, so wagten sie vorerst einen Anfall nicht wieder, suchten aber Rache dadurch zu nehmen, daß sie Brand an seine Feimen ünd Außenwerke legten, seine Güter in der Nacht überfielen, kurz, die Wächter mußten fortwährend auf ihrer Hut sein. Die Angehörigen des Gutsbesitzers, welche sich während des Kampfes in die Keller geflüchtet hatten, so daß sie dessen Ge fährlichkeit nicht gesehen, und nicht inne geworden warön, wie schwer es trotz der großen Anzahl der Wächter hielt, die Räuber zurückzutreiben, die auch nicht aus dem Hause gingen, sondern immer innerhalb der schützenden Mauern blieben, so daß sie von den an der Grenze lungernden Räubern nichts zu sehen bekamen, vergaßen nur, zu bald die Angst, die sie während des Kampfes ausgestanden hatten und fingen an, sich ebenfalls die großen Kosten zu berechnen, welche so viele Wächter verursachten. Sie hatten nun bald heraus, wie viel schöne Sachen man für das Geld kaufen könne, denn sie waren unwillig, daß sie sich so manche Entbehrung und Einschränkung gefallen lassen mußten, blos um die Wächter zu unterhalten. In folge dessen lagen sie dem Hausvater von früh bis Abend in den Ohren, die Zahl der Wächter zu ver mindern, oder doch weniger lange Zeit wachen zu lasten, um nicht soviele Zeit bezahlen zu müssen. Sie stellten ihm vor, wieviel sie für ihre geistige Ausbildung, ihre Unterhaltung, für Kunst, Musik u. s. w. thun könnten, wenn er weniger an die Wächter wende, sie führten ihm zu Gemüthe, daß ein solcher bewaffneter Schatz mehr koste als eine Plünderung der Räuber (s. Nr. 4 Mittelspalte Zeile 7), daß nicht in der Präsenzstärke der Wächter (Zeile 21) die Macht läge, sondern daß man mit einer niederen Zahl die Räuber ebenfalls im Zaume und in Schrecken halten könne, daß dadurch große Summen zu ersparen wären (Zeile 25) und die Wächter bester als Arbeiter in der Wirthschaft ver wendet würden, und daß dann im Grunde nicht ein Wächter weniger wäre (Zeile 27), sondern beim ersten Hülferufe ja alle wieder Wächter machen und zu den Waffen greifen könnten. Der Gutsbesitzer hatte gut reden von den Räubern, die sich allenthalben an der Grenze zeigten, daß er besser wüßte, welche Gefahr stündlich drohe, daß er genaue Nachricht davon habe, daß die übrig gebliebenen Räuber alle Banden rings um aufhetzten, Bündnisse mit ihnen gemacht und ihm und seinem Gute den Untergang und Revanche ge schworen hätten; man verlachte ihn, glaubte seinen Worten nicht und drängte so lange, bis er schwach wurde, nachgab, und alles so einrichtete, wie es die Familie wünschte. Allein darauf hatten die Räuber nur gewartet. Eines Nachts überfielen sie das Gut, die wenigen Wächter waren bald überwältigt, die als Knechte verwendeten übrigeü Wächter erschlagen, ehe sie zu den Waffen greisen konnten, der Gutsbesitzer und seine Angehörigen wurden hingeschlachtet, das Gut ausgeraubt und angezündet und am Morgen war nur noch ein rauchender Trümmerhaufen übrig, als Wahrzeichen unzeitiger übel angebrachter Sparsamkeit und Besserwisserei. I-. I-. 7. Sitzung des Bezirks-Ausschusses am 20. Dezember 1884. Von den eingegangenen 10 Gesuchen um Unter stützung aus dem Wegebauunterstützungsfond des Kgl. Ministerium des Innern wurden 8 berücksichtigt, 2 aber, da die Voraussetzungen für eine solche Unterstützung nicht vorhanden waren, abgelehnt. Genehmigung fanden die Anlageregulative der Ge meinden Großölsa und Pretzschendorf, sowie die Be schlüste der Gemeinden Lauenstein, Bärenclause, Kautzsch, Lungwitz, Gombsen, Wittgensdorf, Kleincarsdorf und der Rittergutsherrschaften Lungkwitz und Zscheckwitz wegen Einführung obligatorischer Trichinenschau. Ebenso wurde in einer Vermögeusangelegenheit der Gemeinde Berthelsdorf die nach § 97o der rev. Landgemeinden - Ordnung erforderliche Genehmigung ertheilt. Weiter wurde genehmigt das Statut für die ge meinsame Dienstbotenkrankenkaste in den Amtsbezirken Altenberg und Lauenstein und erklärte der Bezirks ausschuß hierbei zugleich auch für den Fall der Er richtung ähnlicher Kasten in den Amtsbezirken Dippol diswalde und Frauenstein im Voraus seine Zustim mung zu den für diese Kaffen aufzustellenden Statuten, vorausgesetzt, daß dieselben im Wesentlichen von dem vorliegenden Statut nicht abweichen. Von den auf der Tagesordnung ferner stehenden Konzessionsgesuchen wurden das Gesuch Paul Wolf's in Rehefeld-Zaunhaus um Erlaubniß zum Brantwein- kleinhandel (Uebertragung) genehmigt, diejenigen Trau gott Tittels in Fürstenwalde (Uebertragung einer bis herigen Schankkonzession), der Hedwig Lucius in Posten dorf (Liqueurschank) und des Restaurateurs Thiele in Glashütte (Branntweinschank) aber im Mangel eines diesfallsigen Bedürfnisses abgelehnt. Weiter wurden bedingungsweise genehmigt: die Schlächtereianlage Ernst Adolph Reichel's in Dönschten und die Grundstücksdismembrationen bei Fol. 5 von Malter, Fol. 45 von Nieder-Johnsbach und Fol. 6 von Wilmsdorf. Hiernächst erklärte sich der Bezirksausschuß mit dem 1885er Bezirkshaushaltplan, abschließend mit 21140 — Deckungsmittel, einschließlich 6300 Mark Bczirkssteuer, 15791 — Bedarf, 5349 Mark Ueberschuß, sowie mit dem vom Direk torium der Bezirksanstalt aufgestellten Haushaltsplan der Bezirksanstalt, welcher mit 30047 M. Deckungsmittel, einschließlich 12500 M. soweit thunlich, zinsbar angelegter Ver mögensstand aus früheren Jahren, und 14574 „ Bedarf, 15474 M. Ueberschuß abschließt, einverstanden und genehmigte namentlich auch die Beschlüste deS Anstalts- Directoriums, welchen zufolge mit Rücksicht auf die günstigen Kassenverhältniste der Anstalt und den Rück gang der Nahrungsmittelpreise vom 1. Jan. d. I. an der tägliche Verpflegungssatz von 50 auf 47 Pf. herab gesetzt worden ist, sowie wonach im Hinblick darauf, daß den Häuslingen nicht wohl angesonnen werden , kann, die eingeführte Anstaltskleidung auch noch nach ihrer Entlastung aus der Anstalt zu tragen, diese Be kleidung künftig im Eigenthum der Anstalt verbleiben und deshalb fernerhin den Häuslingen nicht mehr der volle Ankaufspreis für die Kleidung, sondern nur ein laufender Bekleidungsbetrag von 10 Pf. für Männer und 6 Pf. für Frauen in Ansatz kommen soll, so daß also bis auf Weiteres der tägliche Gesammtverpflege- satz 57 Pf. bez. 53 Pf. beträgt. Der Bezirks-Ausschuß vollzog in weiterer Erle digung der Tagesordnung die Wahlen zu den Ein kommensteuereinschätzungs-Kommissionen auf die Jahre 1885 und 1886, überwies einen Antrag wegen regel mäßiger Revision der Viehwaagen an das Mitglied Herrn Steyer zur Vortragserstattung in nächster Sitzung, nahm Kenntniß von einer Verordnung nebst dazu ge höriger Brochüre, die Blitzableiter betreffend, sowie von einer das Gesindemäklerwesen betreffenden Ver ordnung und erledigte schließlich noch mehrfache Be zirksvermögensangelegenheiten. Aus einer aufgestellten Uebersicht über die Thätigkeit des Bezirks-Ausschusses im abgelaufenen Jahre 1884 geht hervor, daß sich letzterer im gedachten Jahre mit 192 Vorlagen beschäftigt hat. Dieselben vertheilten sich wie folgt: 14 Schankkonzessionsgesuche, davon 7 genehmigt (2 neue Konzessionen, 5 Uebertragungen), 7 abgelehnt (3 Uebertragungen, 4 neue Konzessionen), 11 Gesuche um Konzession zum Branntweinkleinhandel, davon 3 genehmigt (2 Uebertragungen, 1 neue Kon zession), 8 abgelehnt (6 neue Konzessionen, 2 Ueber tragungen), 3 Gesuche um Konzession zum vollen Gast- wirthschaftsbetrieb, davon 2 genehmigt (Uebertragungen), 1 abgelehnt (Neukonzessirung), 1 Gesuch um Konzession zum Tanzmusikhalten genehmigt (neue Konzession), 1 Uebertragung von Gasthofsgerechtsamen auf andere Grundstücke genehmigt, 5 Schlächtereianlagen genehmigt, 19 Dismembrationen (2 davon abgelehnt), 2 Unter stützungswohnsitzstreitigkeiten rc., 55 Gemeindeangelegen heiten (7 Gemeindebezirkssachen, 18 Vermögens- und Schuldensachen, 9 Leistungsfuß betreffend, 10 Ein führung der Trichinenschau und I I sonstige Gegen stände), 4 Rekurse in Gemeindeleistungssachen, 9 Wege einziehungen, 5 Straßenbausachen, 10 Wegebauunter- stütznttgsgesuche, 28 allgemeine polizeiliche und sonstige Angelegenheiten, 11 Wahlen und Wahlvorschläge, 4 Bezirksanstaltssachen, 10 Bezirksvermögenssachen. Der Bezirks-Ausschuß hat 1884 7 Sitzungen ge halten, als: am 1./3., 3./5., 31./5., 26./7., 20./9., 8./I1.