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Tageszeitung un- Anzeiger für DWoMswal-e, Schmie-eberg U.A- Bezugsprei«: Für einen Monat 2.20 NM. mit Zutragen, einzeln« Nummern 13 R«tch-- pfennige :: Gemein-« - Verbau-- - Girokonto Nummer 3 :: Fernsprecher: Amt Dippoldit- wal-e Nr. 3 :: Postscheckkonto Dretden 12 348 4^»-....,,.. . Aellefte S»ir»»D »er «e-irk» Liefe» Blatt enthalt -le amtlichen Dekaunlmachmtge« -e» Amtshauplmaunschast, -e» Amtsgericht» Mt- -e» Sta-trat» LU Dippol-tswal-e Anzeigenpreis: Dis 42 Millimeter breite § Petttzetle 20 Reich-Pfennige. LingesaM an» 8 Reklamen 60 Reich-Pfennige. k Derantworllich« Aedaklemr Setir Seh««o — Druck und Verlag: Tart Setz«« in Llvnol-imoat-e« Nr. 292 Sonnabend, am 15. Dezember 1928 94. Jahrgang I" - ! — . - ... -------—-iS——— - Mittwoch, den IS. Dezember 1928, abends 0M" '/rg Uhr WMe SitzW ter MtmmiMte« r« LiWltkW le. Di« Tagesordnung hangt im Rathaus« aut. Oefsentl. Sitzung des Schulausschusses in Dippoldiswalde Dienstag, am 18. Dezember, abends 18 Uhr, im Rakhaussaale WeikWtMMMlist - Weißeritzstrohe 255L, hlltLMNlsM.2S6llSM. Der Vorsitzende des Arbeitsamtes Dippoldiswalde Voigt. Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. Immer näher rückt das Fest der Feste. Heitzer fiebern die Wünsche in den Gedanken. Nicht nur bei den Kleinen, sondern auch bei den großen Kindern. Die Wünsche, Lie wie Zugvögel sind. Sie sind schon eine Weile da, man lebt schon ganz in dem Vorgefühl des Besitzes und glaubt das Ersehnte schon in Händen zu haben. Da zerreißt eines Tages die Wirklichkeit brutal die Illusion. Wie weg geblasen tauchen die Wünsche in den wichtigeren Sorgen des Alltags unter. Sie scheinen fast vergessen, bis sie, wie die Zugvögel mit dem Mailüfterl, sich plötzlich wieder melden. And sozusagen alte Rechte geltend machen. Denn welcher Mensch ist so zufrieden, daß er wunschlos wäre? Ohne Philo sophie. In der Tat. Menn alle Wünsche erfüllt.würden, wenn alle Blüten-Träume reiften^ würde dem Leben ein gut Teil der Energien genommen werden, die den einzelnen und damit die Volksgesamtheit vorwärts treiben. Die Wünsche sind die Sporen für den Ritt über die Hindernisbahn dieses angeblichen Jammertals. Silberner Sonntag ist die vorletzte Hürde bei dem alljährlichen Rennen um den Preis des Kinder-Favoriten. Der Zauberberg für den Verkäufer, aus dem die Jahresbilanz ihre letzten, kräftigen Aktivposten herausholen möchte. Er ist der Silberstreifen an dem Ho rizont geschäftlichen Gelingens. Daher sieht man ihm voller Erwartung entgegen. Auch für die anderen ist LaS Meih- nachtSfest ein Zauberberg, aus dem alle Lie wundersamen Kräfte Hervorbrechen, die in den Tagen der Kindheit die Welt mit Wundern füllten. Am silbernen Sonntag aber hatte der Engel der Freude schon ein paar Bremshebel an gelegt. Der Dämpfer, der zur gegebenen Zeit am Platze ist, damit die Träume nicht in den Himmel wachsen. Am silber nen beginnt man zu rechnen, steckt einige Pfähle zurück und wird aus Wenigem auch ein Viel machen können, wenn die Sorgfalt in der Auswahl der Gabe eine Seele einhaucht. — Aeber die Lage auf dem Arbeitsmarkte in der Woche vom 6. bis 13. Dezember im Bezirk des Arbeits amtes Dippoldiswalde geht uns folgender Bericht zu: In der Landwirtschaft hat die Nachfrage nach Arbeits kräften nachgelassen. Für Neujahr und später sind offene Stellen gemeldet, diese können alle, besonders die männ lichen, besetzt werden. Infolge Einsetzens starken Schnee falls machte fich sofort eine starke Zunahme von arbeit suchenden Steinbruchsarbeitern bemerkbar. In der Metall industrie ist die Arbeitsmarktlage unverändert. Zur Ver fügung stehen: Eisendreher, Former, Fräser, Bohrer, Guß- puher, Maschinenschlosser. In der Holzindustrie nahm die Zahl der Arbeitsuchenden zu, vor allen an Bautischlern. Zur Verfügung stehen: Bautischler, Möbeltischler, Stuhlbauer, Holzbildhauer. In Ler Strohhutindustrie ist in der BerichkS- woche keine Veränderung eingetreten. Auch im Baugewerbe erhöhte sich die Zahl Ler Arbeitsuchenden sofort infolge des starken Schneefalls, die noch in Neubauten beschäftigten Ar beitskräfte wurden zum größten Teil entlasten. Dippoldiswalde. Tagesordnung für die Sitzung des Schulaus- schusses Dienstag, 18. Dezember 1928, 18 Uhr. Oesfentliche Sitzung: Mitteilungen (Versäumnisanzeige). — Gesuche um Auf nahme auswärtiger Schüler. — Vorlage, Einführung der „Dresd ner Fibel" und des Liederbuches „Wenn alte Brünnlein fließen" betr. — Verwilligung einer Beihilfe für die Schüler-Steno- graphen-Wetischreioen. — Vorlage, LHorsingestunde und Steno graphiestunden betr. — Gesuch um Aeberlassung eines Klassen zimmers. — Gutachten des DampskesselüberwachungSvereins, Heizkesselreinigung betr. — Vortag«, Festsetzung der Schulferien 1929/1930 betr.> — Hierauf nichtöffentliche Ätzung. j — Der fakschePrinz. Eia interessanter Film, der ein Burschenschicksal nach einer wahren Begebenheit dar stellt, nämlich Li« Laufbahn des Hochstaplers Harry Domela. Vor unseren Augen rollt das Schicksal einer typischen Rach- kriegsjugend ab. Harry Domela, der eitern- und heimatlose Stellungssuchen-^, wird nach einem sorgenvollen Dasein und nachdem ihm ein ehemaliger Kriegskamerad neu eingekleidet hat, mit einem Baron v. Korff verwechselt. Schnell Wir er als Prinz in die vornehmsten Kreise eingeführt. Empfänge, Galavorstellungen, IagdeinlaLungen, Festdiners lösen ein ander ab. Doch jede Sache erreicht einmal ihren Höhepunkt — Domela, Ler falsche Prinz, wird verhaftet und wegen Hoch stapelei zur Rechenschaft gezogen. Die Schönheit des Films liegt im Spiel aller Hauptdarsteller, Lie von einer überlegenen Regie geführt werden. Die ruhige, spröde Art Harry Do- melas fesselt und läßt Anteilnahme zu. Jack Mylong-Münz, Eckehard Arendt verkörpern ausgezeichnet Lie Freunde. Wil helm Benow ist genau der Typ des Hoteldirektors, Ler seine Gäste nach Lem Titel bewertet. — Das sonstige Programm ist gleichfalls sehr sehenswert. — Sachsens ältester Grenadier ist Ler in Pockau wohn hafte Kamerad Claußnitzer, Ler am 17. Dezember seinen 90. Geburtstag begeht. Der alte Herr ist am 1. 1. 1859 bei Ler 1. Kompanie des 14. Ins.-Bak. (Leibbrigade) eingetroffen, hat am Kriege 1868 teilgenommen und wurde während LeS Krie ges 1870/71 als Landwehrmann zum 1. Ersatzbataillon Nr. 100 in Dresden eingezogen. Schmiedeberg. Beim Schließen Ler Fenster am Don nerstag abend gegen 11 Uhr stürzte die Ehefrau LeS Formers Z., Bauverein, aus dem 2. Stock herab. Sie zog sich schwere Verletzungen, Beckenbruch, zu und muhte sofort ins Kran kenhaus überführt werden. Dresden. Von Ler Kriminalpolizei wegen Unterschlagung feflgenommen und der Staatsanwaltschaft zugeführt wurde ein 48 Jahre alter Buchhalter von hier. Er war in einer hiesigen Maschinenfabrik angestellt und eignete sich nach und nach hohe Geldbeträge an, die er Ler Kaste entnahm. Als die Sache entdeckt wurde, hatte er bereits 5000 M. unter schlagen und bei Rennwetten verspielt. Die Verfehlungen, die er durch Falfchbuchungen zu verdecken suchte, reichen mehrere Monate zurück. — Nach einer Versammlung städtischer Arbeiter in den Annensälen in Dresden formierten sich Lie Teilnehmer kurz nach V-10 Uhr zu einem Demonstrationszug. Sie zogen zum Rathaus, um eine Kommission, die ihre Forderungen den dort tagenden Stadtverordneten vortragen sollte, zu er warten. Unter Len Demonstranten befanden sich zahlreiche Straßenbahner in Uniform. Soweit Tribünenplätze im StadtverorLnetensaale noch frei waren, wurden die Mit glieder Ler Deputation dort eingelassen, von Len Stadtver ordneten — mit Ausnahme -er Kommunisten — jedoch nicht empfangen. Die übrigen Teilnehmer des Zuges wurden von der Polizei, die in Bereitschaftsstärke den RathauSplatz und die anliegenden Straßen abgeriegelt hatte, aufgefordert, in Ruhe auseinanderzugehen. Der Zug wurde in der Gewand haus- und die Moritzstraße zurückgedrängt und löste sich langsam auf. In Ler Iohannstrahe sammelten sich dann wie- der Gruppen von Demonstranten. Von mehreren Gruppen wurde eine Anzahl Straßenbahnzüge angehalten. Die Po lizei zerstreute dann auch diese Gruppen, die letzten schließlich am Altmarkt. Nach Mitternacht konnte sich der Verkehr wieder reibungslos vollziehen. — InNoffen war zu einem Experimentalvortrag eines Dresdner Psychologen gerade ein Besucher erschienen und der — Pressevertreter. — Am Ende kein Wunder bei der heutigen Massenproduktion an Vorträgen. In Deutschland werden sicher an jedem Abend einige tausend Vorträge los- gelassen. — Wie die Reichsbahndirektion Dresden mittcilt, wird das neue Empfangsgebäude des Bahnhofes Meißen heute Sonnabend 11 Ahr in Betrieb genommen. Aeber den Rah- , men eines nur lokalen Ereignisses heraus darf Ler Meißner Bahnhofsbau in zweifacher Hinsicht Anspruch auf daS In- ! teresse zumindesten des engeren Vaterlandes erheben. Ein mal weil man «S in der sächsischen Bischofsstadk mit einer der ältesten repräsentativsten deutschen Kulturstätte zu tun hak, zum anderen, weil die großzügige, mit dem erheblichen Kostenaufwand von 8 Millionen Mark geschaffenen Anlage nach den modernsten verkehrskechnischen und baukünst lerischsten Gesichtspunkten errichtet wurde und daher nach jeder Richtung als vorbildlich angesprochen werden muß. Be reits kurz vor dem Kriege begann man mit Lem Ambau Ler BahnhofSanlagen in Meißen. Den Umfang dieses Neubaues lassen die einzelnen Hauptabschnitte erkennen. Zunächst nahm man den. Bau eines neuen Verschiebebahnhofes in Angriff, dann ging man an die Erweiterung der Ortsgüter-Anlagen, die mit Ler Errichtung eines Gebäudes für Lie Güterabfer tigung und mehrerer Güterschuppen ihren Abschluß finden soll. Gleichzeitig baute man die Strecke zwischen Meißen- Triebrschtal einschließlich der neuen Eisenbahnelbbrücke zwei gleisig aus. Währenddessen entstand auch der neue Personen-^ - bahnhof, Lessen äußere Gestaltung Prof. Kreis, Dresden, j übernahm, während für Lie Gesamtanlage und die Innen architektur die Reichsbahnoberbauräte Mirus und HeiLrich verantwortlich zeichnen. Freiberg. Durch Kreishauptmann Buck wurde vor ve» sammeltem Ratskollegium und im Beisein Ler drei bürger lichen StaLtverordnetenvorsteher Oberbürgermeister Dr. Hartenstein für die Zett vom 5. März 1930 bis 4. März 1942 zum Oberbürgermeister Ler Stadt Freiberg verpflichtet. Dr. Hartenstein, seit 5. März 1924 Oberbürgermeister von Frei berg, wurde erstmalig am 13. Februar 1924 bis 4. März 1930 gewählt. Großenhain. In Flur Nasseböhla wurde am Donners tag Ler 84 Jahre alte GutSauszügler August Wilhelm aus Stroga, der sich auf dem Wege zu einem Arzt in Großen hain befand, tödlich überfahren. Der hochbetagte Greis, der etwas schwerhörig ist, und zudem noch Ohrenfchützer trug, ist in Las Auto direkt hineingelaufen. Infolge LeS kräftigen , Bremsens schleuderte Ler Kraftwagen in Len Straßengraben. ! Führer und Insasse kamen mit dem Schrecken davon. Sei- j tens der zuständigen Landgendarmerie und eines Vertreters j der Staatsanwaltschaft Dresden wurden an der Anfallstelle entsprechende Feststellungen getroffen und Erörterungen vor- ; genommen. Leipzig. Die Entscheidung der Leipziger Studentenschaft über die Frage Les Austritts aus Ler Deutschen Studenten schaft ist gefallen. Mil 1843 gegen 1233 Stimmen hat sich, wie die .Leipziger Neuesten Nachrichten" erfahren, die Stu dentenschaft Ler Universität Leipzig für Las Verbleiben in der Deutschen Studentenschaft ausgesprochen. Damit ist der vor vier Wochen gefaßte AustrittSbeschluh des Vorstandes und deS Allgemeinen Studentenausschusses rückgängig ge macht und für ungültig erklärt worden. Leipzig. Am Donnerstag nachmittag wurde in der De litzscher Straße eine 38 Jahre alte Frau von einem zehn jährigen Knaben Lurch einen Schneeball ins Auge getroffen. Die Frau erlitt eine Gehirnerschütterung und muhte sich in ärztliche Behandlung begeben. Leipzig. Beim Verlassen eines Straßenbau wagens kam ein 15jähriger Schüler fo schwer zu Fast! daß er mit dem Hinterkopf hart auf das Straßen Pflaster aufschlug und sich eine schwere Gehirn - erschütterung zuzog. Geyersdorf. Der langjährige Kafseubote Ler Lipfert-Bank, Louis Höfer, und seine Mefran, Gott- lobine geb. Schreiter, konnten in voller RLstiakett dal Fest der goldenen Hochzeit feiern. Nach der Kichkichei Einsegnung wurde dem Jubelpaar durch den Orts- Pfarrer eine Glückwunschurknnde des ev.-luth. Landes- konsistoriums ausgehändigt. Hainichen. Ein beispiellos frecher Einbruch wurde in einem Hause Ler Geller tstraße verübt. Am hellichten Tage, gegen 2 Ahr, stieg ein junger Mann, der später von einer Hausbewohnerin gesehen wurde, im Hofe durch ein Fenster in eine Parterrewohnung, deren Inhaber abwesend waren, ein, erbrach und durchwühlte alle Behältnisse, stahl 2 Ähren, einen Anzug und 67 Reichsmark Bargeld, verließ die Woh nung wieder durch das Fenster und entkam. Die Suche nach dem Täter wurde mit einem Spürhund ausgenommen, leider konnte aber die Spur nur eine kurze Strecke verfolgt werden. Taura. Als die Ehefrau des hiesigen Totenbettmeisters am Abend die Glocken geläutet hatte und sich allein auf dem Glockenboden befand, wurde es Ler Frau so unwohl, daß sie plötzlich zusammenbrach. Zum Glück konnte sie beim Nieder stürzen noch Len Strang der kleinen Glocke erfassen und so noch einige Signale geben, die im Dorfe beobachtet wurden. Man ging ihnen nach und fand Lie Frau ohnmächtig auf den: Glockenbodcn, von wo sie erst nach sehr schwierigem Trans port von Samaritern in ihre Wohnung gebracht werden konnte. Zwickau. Im Geleitsteich der NachbarstaLt Planitz wurde in der Nacht zum Freitag das in den fünfziger Jahren stehende Bergarbeiterehepaar Möckel aus Planitz tot aufge- funden. Frau Möckel hatte am Mittwoch nachmittag 5000 Mark Spargelder eines Arbeikersportvereins, die zu Weih nachten Verwendung finden sollten, von der Säcküschen Staatsbank in Zwickau abgehoben und das Geld im Er frischungsraum eines Zwickauer Warenhauses liegen gelassen oder auf Lem Wege zum Autobus verloren und nicht wieder gefunden. Den Verlust nahm sich das Ehepaar sv zu Her zen, daß es am Donnerstag abend den zugefrorenen Geleits teich ausbrach und den Tod suchte. In einem Briefe, den der später heimkehrende Sohn zu Hause fand, teilte LaS Ehe paar den Verwandten mit, daß es den Verlust nicht über winden könne und aus dem Leben scheide. Der Sohn begab sich sofort an die bezeichnete Stelle, fand aber seine Eltern schon tot vor.