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und Val-enburzer Anzeiger 1908 Dienstag, Sen 14 April groß genug. Die Zahl der Lebendgeborenen betrug in dem getünchten Häuser mit ihren Fahnen und Guirlanden im Hellen Sonnenschein nur so funkeln, oder unternehmen Spa zierfahrten in die weitere Umgebung des Schlosses nnd bis zur Stadt Korfu. Hier stattete das Kaiserpaar mit dem Prinzen und der Prinzessin dxn königlich griechischen Herr- Aus Paris, bald nach dem Friedensschluß, ausgewie- begab sich I)r. Levysohn nach Wien, wo er gleichfalls „Köln. Ztg." vertrat. Als ihn auch dort das Schicksal Ausweisung ereilte, bogab er sich nach Berlin, wo er Chefredakteur beim „Berliner Tageblatt" eintrat, das mit. sen, die der als "Waldenburg, 13. April 1908. Frühlingsschmucke prangende Insel, unternehmen Spazier- Jn der hohen Politik herrscht Osterruhe. Unser Kaiser gange nach dem dem Schlosse Achilleion benachbarten Dorfe weilt auf dem herrlichen, sagenumwobenen Korfu, der Reichs- Gosturi, dessen zu Ehren des deutschen Kaiserpaares weiß Erschein« täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster- scheinende Nummer bis ikorumtag« V,l l Uhr D««b°nnenun.tsv„it beträgt vierte!,Shr^ U d". «o Pf., monatlich 55 Pf. E«t«lne Nrn. 10 Pf. Inserate pro Zeil. Pf., für auswärts 1b Pf. Vierteljahr 307,390, die der Totgeborenen 9381. Der langjährige Chefredakteur des „Berliner Tageblattes", Or. Arthur Levysohn, ist nach langem schweren Leiden in Meran gestorben. Arthur Levysohn, der durch seine Schriftstellerei weiteren Kreisen bekannt geworden ist, errang sich als Pariser Korrespondent der „Köln. Ztg." die jour nalistischen Sporen. In dieser Stellung machte er auch als Berichterstatter im deutschen Hauptquartier den Krieg 1870/71 kurz vorher, im Jahre 1871, gegründet worden war. Wegen einer Bismarck-Beleidigung hatte der Verstorbene eine Ge fängnisstrafe von 99 Tagen zu verbüßen. Ocsterreich-Ungarn. Dem Kaiser Franz Joseph werden zum 60. Regierungs jubiläum die deutschen Bundesfürsten mit dem Kaiser an der Spitze ihre Glückwünsche und Huldigung darbringen. 14 bis 16 regierende deutsche Fürsten werden, wie nunmehr fest steht, am 7. Mai in Wien versammelt sein, um unter der Führung unsres Kaisers dem ehrwürdigen Beherrscher der habsburgischen Doppelmonarchie und treuen Verbündeten des Deutschen Reiches ihre Glückwünsche im Schönbrunner Schlöße auszusprechen. Abends vereinigen sich sämtliche Fürsten bei dem kaiserlichen Jubilar zu einem Galadiner, nach dessen Aufhebung die Rückreise erfolgt. Am gestrigen Sonntag wurde die galizische Hauptstadt Lemberg durch Men politischen Mord in riesige Aufregung gesetzt. Der ruthenische Lehramtskanditat Siczynski gab bei einer Audienz auf den Statthalter Grafen Potocki vier Revolver schüsse ab, die dessen Tod herbeiführten. Der Mörder Potockis, Siczynski, rief bei der Tat aus: „Das ist die Rache für die bei den letzten Wahlen den Ruthenen zugefügte Unbill." Beim Verhör erklärte er, er bereue die Tat nicht. „So soll es allen Feinden der Ruthenen ergehen!" Im Vorzimmer rief er den ruthenischen Bauern zu: „Das geschah für euch!" Potocki bat vor seinem Tod, dem Kaiser zu telegraphieren, daß er ihm stets ein treuer Diener gewesen sei. Bei seiner polizeilichen Vernehmung erklärte der Student Siczinsky, der den Anschlag auf den Statthalter verübt hat, daß er keine Mitschuldigen habe. Er hätte die Tat nicht aus persönlicher Feindschaft, sondern aus rein politischen Motiven in der Ab sicht begangen, den Statthalter aus dem Wege zu schaffen. Siczinsky, der schon vor mehreren Jahren wegen Teilnahme an Ausschreitungen ruthenischer Studenten zu einer Freiheits strafe verurteilt worden war, galt in nationalruthenischen Kreisen als sehr eifriger Agitator. Bei einem zweiten Ver hör gab Siczinsky weiter an, er habe sich infolge der letzten galizischen Wahlen, insbesondere infolge der blutigen Vorfälle im Bezirke von Buzek, zu der Tat entschlossen, weil die schuldigen Organe nicht gefaßt seien. Die Mutter des Mör ders erklärte auf der Polizei, sie habe den Sohn zu der Tat angestiftet, was Siczinski in Abrede stellt. Es sei keine Filiabn: sin Austadnvaldcnburg bei Her» Otto Förster; in Tallenberg beiHrn Zkrmnvß Wirker Fr. Herm. Richter; in Kaufungen Herrn Fr. Zanaichek; in Langenchursdorf d« Herrn H. Stiegler: in Penig bei Herrn Wil helm Dadler; in Wvlkenburg bei Herrn Herm Wildenhain: in Ziegelheim bei Herr-, Eduard Kirsten. kanzler Fürst Bülow und mit ihm eine Anzahl von Ministern und Staatssekretären sind in das sonnige Italien entflogen; die Mitglieder des Reichstags sind zu Hause; die Reichs hauptstadt ist öde und verlassen. Aber dennoch ist das Politische Leben nicht erstorben; man kann vielmehr mit Recht sagen, daß an das gute Ende ein guter Anfang sich knüpft. Die Blockpolitik des Reichskanzlers hat ihre ersten Früchte zur Reife gebracht. Das Börsen- und das Vereinsgesetz sind dem deutschen Volke als reife Frucht in den Schoß gefallen. Parteien noch wesentlich gesteigert hat. Erst die Belastungs probe hat vor aller Welt bewiesen, wie ernst die Blockpar teien die Aufgabe nehmen, deren Lösung ihnen zugefallen ist. Nicht bloß rednerisch wurde der Kampf von den Blockparteien ausgezeichnet durchgeführt; sie hielten auch vorzüglich Dis ziplin, die nur möglich war, wenn Denken und Handeln der i Mehrheitsparteien ein großer und starker Zug beherrschte. ! Die amtliche Uebersicht über die Geburten, Eheschlie ßungen und Sterbefälle, die im preußischen Staate wäh- 'rend des vierten Vierteljahres 1907 stattgefunden haben, Der Statthalter von Galizien Potocki ermordet, und ein Genuß zugleich ist. Im Automobil wie zu Fuß — durchwandern die kaiserlichen Herrschaften die im herrlichsten den griechischen Fürstlichkeiten am Abend zuvor an dem! im dritten Vierteljahr; immerhin war er mit 136,481 noch Diner bei unserm Kaiserpaare auf Schloß Achilleion teilge-! grnü nemin Dt-> rinks cr-bendnebnrener, in d-m schäften einen Besuch ab. Mit dem Könige Georg und dem' läßt erkennen, daß dieses Quartal weniger günstig verlaufen Kronprinzen von Griechenland nahm unser Kaiser am Sonn-! ist, als die voraufgegangenen. Die Zahl der Geburten ist tag das Frühstück an Bord eines der beiden vor Korfu lie-1 etwas zurückgegangen, die der Todesfälle gestiegen, so daß genden englischen Kriegsschiffe ein, deren Kommandanten nebst! der Geburtenüberschuß um rund 28,000 geringer war als nommen hatten. Während der König von Griechenland an Bord des erwähnten englischen Kriegsschiffes dem Gottes dienste beiwohnte, wurde ein solcher für unser Kaiserpaar in der von der Kaiserin Elisabeth auf Schloß Achilleion einge/ richteten Kapelle von dem Militäroberpfarrer Göns abgehal-! ten. Auf der ganzen Insel herrscht aus Anlaß des Kaiser besuches ein lebhaftes und festliches Treiben; das bunte Bild wird namentlich auch durch die Mannschaften der Kaiserjacht „Hohenzollern" belebt, die in ihren blitzblanken Uniformen überall den besten Eindruck machen. Unsere Blaujacken fre-! quenticren besonders auch das Postamt, von dem aus sie ihren Liebsten daheim die schönsten Ansichtskarten senden.! Mit den englischen und griechischen Matrosen, die gleichfalls zahlreich an Land sind, unterhalten unsre Blaujacken die beste Kameradschaft. Der erste jungliberale preußische Parteitag wurde am vergangenen Sonntag in Cassel abgehalten. Die Be teiligung war eine außerordentliche starke. Von der Partei leitung waren die Abgeordneten Vassermann und Friedberg erschienen. Auch der dem Beratungstage voraufgegangene Begrüßungsabend hatte gleichfalls einen glänzenden Verlauf genommen. Die Börsenvorstände werden die erforderlichen Vorberei tungen dermaßen beschleunigen, daß das neue Börsengesetz bereits in der zweiten Hälfte des Mai in Kraft treten kann, wenn es, wie vorausgesetzt werden darf, unverzüglich die Unterschrift des Kaisers erhält. Das Reichsvereinsgesetz tritt bekanntlich am 15. Mai in Kraft. Die neuen Anleihen des Reiches und Preußens — 2 50 Millionen Reichsanleihe und 400 Millionen preußische Konsols — wurden überzeichnet. Eine allzu bedeutende Ueberzeichnung ist nicht erfolgt, gleichwohl darf das Resultat der Zeichnung befriedigend genannt werden. Worte höchster Anerkennung für die Haltung des Reichstags-Blocks bei Erledigung des Vereins- und des Börsengesetzes spricht die „Nordd. Allg. Ztg." aus. Das Regierungsorgan sagt u. a.: Im Reichstage steigerten sich die letzten Sitzungen zu dramallscher Spannung, die meist umstrittenen Gesetzentwürfe der laufenden Tagung, Börsen- und Vereinsgesetz, gelangten in das letzte Stadium ihrer Parlamentarischen Verhandlung, und namentlich der erst genannte Entwurf wurde noch einmal zum Gegenstände hef tigster Angriffe von Seiten der Blockgegner gemacht. Nicht genug, daß das Zusammenhalten der Blockparteien in der zweiten Lesung der denkbar stärksten Belastungsprobe unter worfen wurde, mußte noch die dritte Lesung dazu herhalten, daß die bereits feststehende Entscheidung durch immer wieder erneute Anträge auf namentliche Abstimmung, wenn auch nur auf Stunden, hinausgezögert wurde. Ob solches Spekulieren auf das Spiel des Zufalls, solche Obstruktion mit dem dem Parlamentarismus zu Grunde liegenden Mehrheitsprinzip überhaupt zu vereinigen ist, mag dahin gestellt bleiben. Jedenfalls darf man mit großer Genugtuung konstatieren, daß die Taktik der vereinigten Gegner nicht nur völlig fehl- geschlagen ist, sondern die Bedeutung des Sieges der Block- F-r»sprechcr Nr'^. Amtsblatt für das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Waldenburg. — Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstein-Callnberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Mtstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langenleuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Witterungsbericht, ausgenommen am 13. April, Nachm. 3 Uhr. Barometerstand 760 ww reduziert auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -s- 8° 0. (Morgens 8 Uhr -fl 3,5" 6. Tiefste Nachttemperatur -j- 2,5" O.) Feuchtigkeits gehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 65M. Taupunkt -j- 2« 0. Windrichtung: Süd. Niederschlagsmenge in den letzten 48 Stunden bis früh 7 Uhr: 12,z ww Daher Witterungsaussichten für den 14. April: Meist bewölkt. Mit besonderer Genugtuung hat dieser Erfolg besonders unsern Kaiser erfüllt, was aus dem Umstande hervorging, daß der Monarch den beiden Ministern, die sich um die parlamentarische Vertretung der genannten Gesetzentwürfe Verdienste erworben hatten, hohe Ordensauszcichnungen zuteil werden ließ. Unter dem Ausdruck seiner Freude und An erkennung über die Verabschiedung des Reichsvereinsgesetzes Verlieh der Kaiser dem Staatssekretär v. Bethmann-Hollweg das Großkreuz des Roten Adlerordens; der preußische Han delsminister Delbrück erhielt für seine Verdienste um das Zustandekommen des Börsengesetzes die Brillanten zum Roten Adlerorden l. Klasse. Der Reichskanzler Fürst Bülow, dee- recht eigentlich der Vater der beiden neuen Gesetze ist, konnte eine ähnliche Auszeichnung nicht erhalten, da er sich längst auch im Besitze der höchsten Orden befindet; ihm genügt auch das Bewußtsein des Gelingens seines Werkes, wie ihm der schönste Lohn das Vertrauen seines kaiserlichen Herrn ist. Ist so der politische Rückblick ein durchaus erfreulicher, so eröffnet auch der Ausblick in die Zukunft eine freundliche Perspektive. Sind doch schon jetzt recht bedeutungsvolle Anzeichen dafür vorhanden, daß der konservativ-liberale Block auch an der Klippe der Reichsfinanzreform nicht scheitern wird. Bisher schienen mit Bezug auf diese unüberwindliche Schwierigkeiten insofern zu bestehen, als die Konservativen d>e Finanzreform des Reiches nur auf indirekten, die Liberalen dagegen auf direkten Steuern aufzubauen entschlossen waren. Es bestand lange Zeit keinerlei Aussicht auf eine glückliche Überbrückung dieser Gegensätze. Mit dem Zugeständnis der Liberalen jedoch, daß sich mit direkten Stenern allein die ""bedingt notwendige Reichsfinanzreform nicht durchführen lasse, daß man zu diesem Zwecke Vielmehr auch auf geeignete Verbrauchssteuern zurückgrcifcn müsse, ist der Weg, wenn auch noch nicht geebnet, so doch von den schwersten Steinen des Anstoßes gesäubert. Der erste Schritt zu dem Kom promiß ist getan, so daß man vertrauen darf, dieses werde zu seiner Zeit zu Stande kommen. Natürlich wird cs noch manche Schwierigkeit zu über- w'ttden geben, bis man ans Ziel gelangt. Aber die Reichs- ManzrMrm "'M ja auch erst im Oktober zur Beratung ,na bis dahin wird aller Voraussicht nach die Eini- .n^.^Mellt sein, daß die Verabschiedung des G liier d ? wird. Man darf auch gewiß sein, daß an" der ^/erblindeten Regierungen den berechtigten Wünschen Fre'sttnngen nach Möglichkeit entgcgenkommen w^en- ^ch auch hier, wie beim Börsen- und Veremogcs , / nur ein Kompromiß geben, daß Nie- maiiden ganz voll bM d das Kompromiß ist nun einmal m der Mül dasselbe, was die Diagonale der Kräfte in der Mecham l. n der Lehrsatz von der Diagonale der Kräfte beruht auf einem Naturgesetz. Politische Rundschau. Deutsches Reis». Unser Kaiserpaar, das am vergangenen Sonntag Pal marum dein Gottesdienste beiwohnte, erfreut sich auf Korfu des herrlichsten Wetters, so daß der Aufenthalt auf dem von den blauen Meereswogen umspülten Eilande eine Erholung