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Genntao.«. Sam« I«» Tschechische Wühlarbeit in Sachsen Minister Sramek spioniert bei -en Lausitzer Wenden - Lschechenkronen zum Ausbau -eutschsetn-licher Srsantsationen Der „Professor aus Brünn" vraklraoilüuag n»»»r«r NarUvar Lcbrlltloltnng Berlin. rz. Jannar. Durch «ine jetzt erst bekannt, «erdende Jndiskretinn des Tschechisch»Lausitzer Blattes ,Westnik* vernimmt die deutsche Oefscntlichkeit mit Staunen. daß im letzten Jahre et» tschechischer Mini» per zur Organisation der tschechischen Pro» pagaudaundBereinedieLa«sitzbereisthat.Jn wörtlicher Uebersctzung heitzt eS in dem Blatt: „An der dies jährigen groben „Orel*-Ke«er skatholische Sokolsj in Prag beteiligte sich auch eine Abordnung a«S der Lausitz, geführt von Prosesior I. Brql auS Bautzen. Die Teilnehmer wurden am Bahuhos vom Vertreter des A.-Cerny-Bereins willkommen geheibrn. Außer der üblichen Besichtigung Prags und der Umgebung, waren die Gäste auS der Lausitz im Prager Stadion als Zuschauer bei den Freiübungen der Orel anwesend und beteiligten sich am Umzüge. Prag nahm die Abordnung auS der Lausitz mit der gleichen Liebe aus wie die sonstigen Besucher. Hierbei wurde auch über die Uebertragung der Orelorganisatio» aus die Lausitz verhandelt, «l» Auswirkung dieser «erhaudluuge» war die Mise des Ministers Srtimek, d«S Vorstandes der Orel- vrganisationen in der tschechoslowakischen Republik, Mitte Juli durchdie wendisch-katholischen Dörfer der Lausitz anzusprechen. Der Prosesior aus Brünn inter essierte sich sür das Leben der Lausitz und war von seiner Reise sehr befriedigt. Die wendische Geistlichkeit erhält nun vom tschechischen Orclvereln moralische und sinanzielle Unter- ftUtznng sür den Plan der Uebcrnahme der Organisation aus Böhmen. Ob es gelingen wird, dafür auch die katholischen Lokolvcrelne zu gewinnen, wo derzeit zähe Propaganda ge-> trieben wird, ist eine Frage der Zukunft. Die Zersplitterung j der einzelnen Organisationen in der Lausitz bedeutet immer § einen Verlust, denn nur in der Einheit liegt die Kraft.* Der Kern dieser aussehenerregenden Mitteilung, die die „Berliner Börsciizcitung" aufgreift, liegt darin, dab hier zu gegeben wird, dab ein tschechoslowakischer Minister Mitte Juli v. I. eine Reise durch die wendisch-katholischen Dörfer der sächsischen Lausitz gemacht hat. Er wohnte in dem säch sischen Kloster Maricnstern. wo er unter dem Inkognito eines Professors aus Brünn abgesticgeu war und versucht hat. tschechische Organisationen aus deutschem Neichsbode« zu gründen. Die „Berliner Börsenzcitung" meint, daß der gesunde Menschenverstand diese» Herrn Prosesior auS Brünn mit klaren dürren Worten als Spion bezeichnen und ihn auch danach behandeln würde. Es fei tief zu bedauern, das, die deutschen amtlichen Stellen damals die Angelegenheit nicht benutzt hätten, um den tschechoslowakischen, offensichtlich er folgreichen Bemühungen einen Riegel vorzuschiebcn; ins besondere sei auch wichtig die zugegebene Tatsache der finan ziellen Unterstützung gewisser Organisationen der Lausitz durch die tschechoslowakische Regierung. Dem Auswärtigen Amt wirb vollkommenes Versagen vvrgeworfen, und die Frage gestellt, was wohl die tschecho slowakische Regierung tun würde, wenn ein deutscher Reichs- Minister wochenlang in Dcutschböhmen. Tcutschmährcn usw. herumreisen würde und eine nationale Organisation, wie sic etiya der deutsche Etahlhelm ist, ausbauen, und dazu dt« finan zielle Hilfe der deutschen Reichsregierung zur Verfügung stellen würde. Schließlich wird an den unerhörten Fall des Buchhalters Gröschcl aus Meißen erinnert, der unter nichts sagenden Gründen als Spion verhaftet, festgesetzt und erst nach ivvchcnlangcr Haft freigelasscn wurde. Der Fall Srärnek beweise, wie die Gegenseite arbeite. * In einer halboffiziösen Stellungnahme zu dieser Mel dung wird erklärt, daß der Vorfall damals zum Gegenstand einer Nachprüfung gemacht wurde. Dabei habe man nicht seststellcil können, daß Minister Sramek eine Reise durch die j Dörfer des deutschen Gebietes gemacht habe. Dieses halbe , Dementi, das eigentlich nur bestätigt, daß man nachträglich nichts herausbekvmmen hat. kann den Inhalt der Mit- > teilungen aus tschechischer Quelle natürlich nicht er schüttern. Einigung über das Aünöwarenmonopol Lin Kompromiß -er Regierungsparteien Berlin, 2z. Januar. Die Regierungsparteien hielten beule früh, „och vor Beginn der Sitzung des HauShalt- ausschusicS. eine interfraktionelle Besprechung ab» in der sie sich aus einen Kompromißantrag zum Zündwarenmonopol einigten. Danach bleibt das monopolsreie Kontingent der Konsumvereine ln der von der Regierungsvorlage vorgesehenen Höhe be stehen >28 »tlg Rormalkistcn sür die Hamburger, 87»» Normal kisten sür die Kölner Organisations. Eine Kürzung tritt aber ein bei den S t e i g e r u n g s s ü tz e n, die die Regie rungsvorlage alljährlich sür die Kontingente vorgesehen hat. Der Steigerungssatz vermindert sich nach dem Kompromiß- antrag für die Hamburger Organisation von 843 ans SS» Normalkisten, sür die Kölner Organisation von 58 ans 87 Normalkisten. Eia Srrer gibt sich als Außenminister aus Berlin, 25. Januar. <E i g. D r a h t b e r i ch t.s Ein aus- schcnerrcgcndcr Vorfall spielte sich gestern abend im Palais des Reichspräsidenten ab. Der 8ü Jahre alte Volontär Hulvich legitimierte sich beim Posten als Retchsaußen- minister, der den Reichspräsidenten tu wichtiger Ange legenheit sprechen wollte. Hultzsch führte dabet ko wirre Reden, daß er in den Vorräumen augchalten und die Polizei in Kenntnis gesetzt wurde. Er wurde nach der Revierwache gebracht, wo der inzwischen herbeigcruscne Arzt tu ihm einen semcingesährlichen Geisteskranken seststellte. Breslau zahlt zu hohe Gehälter BrcSlan, 25. Ja». «Eigene Drahtmelbung.s Der Breslauer Regier» »göpräsibent hat, nachdem die Nachprüsung der Besvldnngsordiiung der Stadt Breslau vom April IV28 setzt beendet ist. dem Maatstrat eine Verfügung zugestellt, tn der er um weitgehende Abänderung der Besoldung ersucht. Der Verfügung ist e'ne genaue Zusammenstellung der nach der Ansicht der Aufsichtsbehörde »u viel gezahlte» Bezüge betgesügt. Insgesamt Die in der Vorlage vorgesehenen Kleinverkausshöchst, preise werden durch den Kompromißantrag zu Klein- vcrkaufspreisen schlechthin, also zu Festpreisen gemacht, die nicht überschritten, aber auch nicht unterboten werden dürfen. Dir Abweichung von diesen Preisen soll nach dem Kompromiß bestraft werden. Der Festpreis soll 8ü Pf. pro Paket betrage«. Schließlich ändert der Kompromißantrag die Regierungs vorlage in der Beziehung, daß an Stelle der vorgesehenen Ermächtigung zum Erlaß von AusslihrnngSvorschriften die Mußbestimmung ausgenommen wird: „Die NeichS- regierung erläßt mit Zustimmung dcS Reichsrats Durch- führungS- und Ausführungsbestimmnngcn zu diesem Gesetz, insbesondere auch Borschriften znr Sicherung der Onalttät und über die Ausstattung der Zündwarrn: Zu widerhandlungen können mit Geldstrafe bedroht werden * werden 2580 Beamte von diesen Maßnahmen betroffen. Nach den Schätzungen der Aufsichtsbehörde würden etwa 2 Millionen Mark an dem Personaletat der Stadl gespart werden, falls ihre Wünsche tn vollem Umfange durchgcsührt würden. In der Breslauer Stadtverordnetenversammlung kam die Verfügung berellS zur Sprache, und es wurde eine Kommission zur Nachprüfung eingesetzt. Sollten die städti- schcn Körpcrsclmftcn nicht gewillt sein, die Vorschläge dcS Regicrungsvrüsidcntcn anznnchme», bann würde der Be zirksausschuß zu entscheiden haben. Schmrzsabrtkn werben mit vefüamiS bestraft Berlin, 25. Jan. Im Reichstag ist ein Initiativ- gesetzentwurs vvn den Regierungsparteien, den Deutsch- nativnalcn und der Wirtschaftspakte! cingebracht worden, wo nach im Gesetz über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen folgen- der neuer Paragraph 20» etngesügt wirb: Wer ein Kraftfahrzeug ohne Wissen und Willen des Fahrzeughalters in Benutzung nimmt, wird mit Geldstrafe oder mitGesän g- n is bis zu sechs Monate» bestraft. Schutz -em -eutfchen Walde Die Schönheit des deutschen Waldes, sein dunkles Grün, sein geheimnisvolles Rauschen, lebt und webt tn der Volks- Poesie, im Lied, tn den Märchen, der Sage und den Legenden unseres Volkes. Der Baum, das Sinnbild der im Hetmat- boüen verwurzelten Kraft, ist und bleibt uns stets Gleichnis ungebrochenen Bolkstums. Bismarck hat dieser seelischen Grundstimmung einmal drastischen Ausdruck verliehen, als er sich in leidenschaftlicher Empörung gegen den Beschluß seines i Nachfolgers Caprivi wandte, der die alten großen Bäume vvr dem Ncichskanzlerpalais abholzen ließ, um mehr Licht sür die ArbcitSräume zu bekommen. Der Alte aus dem Sachsen- walöe brandmarkte diese Anordnung des neuen Reichskanz- lers als einen Ausfluß undeutschcr Gesinnung, den er Caprivi ule vergessen werde. Und men» er auch mit diesem Tempera- meutSausbruch zu weit ging, so hat er doch nur ausgesprochen, was ln der deutschen Volksseele lebt: die Ehrfurcht vor der symbolischen Bedeutung des Baumes. Wir liebe» und verehren den Wald aber nicht nur auS einer poetischen Grundstlmmung heraus. Denn er ist mehr. Er ist ein hohes volkswirtschaftliches Gut. Und zwar von größerem Wert, als etwa der augenblickliche Nutzen, der sich a«S dem Kahlschlag seines Holzbestanbes erziesen kieße. Er regelt die kltma tischen Verhältnisse, dratnlert de» Boden und bewirkt den richtigen Feuchttgkeltsgrab der landwirtschaftlich benutzten Flächen tm weiten Umkreis. Zn feuchte Landstrecken werden entwässert, speichert doch ei» einziger Nadclbvüen täglich etwa löst Liter Wasser in sich auf, während in trockenen Jahren der landwirtschaftlich bebaute Boden aus den Wasservorrätcn des Waldes vor katastrophaler Dürre bewahrt wird. So hängt also ein bestimmtes Minimum an Wäldern ans das engste mit dem Gedeihen der Landwirtschaft zusammen. Und deshalb ist cs clne volkswirtschaftliche Notwendigkeit, daß kein Baum abgeholzt werden darf, für den nicht eine Neupflanzung vorgenommen werden kann. Das ist das Prinzip jeder ge ordneten Forstwirtschaft. Deutschland besaß nach der letzten einwandfreien Statistik, die allerdings bereits im Jahre 1918 durchgeführt wurde, etwa 14 Millionen Hektar Wald, davon find etwa 45 Prozent Privatbcfitz, der hauptsächlich im deut schen Osten großes Ausmaß annimmt. Gegen den Privatbcsitz haben sich nun in der letzten Zeit die heftigsten Angriffe der Linken gerichtet. Man wirst namentlich dem Großgrundbesitz vor, er Holze den Waldbcstand ab. um Bargeld tn die Kassen zu bekommen. Die Folgen seien überschwemmte und ver schlammte Böden, und es müsse daraus der Schluß gezogen werben, daß allein der Staat geeignet sei, die Forsten zu ver walten. Dazu ist zu bemerken, daß es richtig ist, baß in letzter Zeit Waldbesitzer, die ja zumeist auch gleichzeitig Landwirte sind, durch die auch vvn den Sozialdemokraten anerkannte Not der Landwirtschaft gezwungen worden sind, oft lediglich nur um den Betrieb über Wasser zu halten und die hohen Steuer» zu bezahlen, tiefer tn die Sparkasse „Wald" zu greisen, als volkswirtschaftlich wünschenswert ist. Gewiß, es sind große Flächen abgeholzt worden, die nicht wieder aufgcforstet werden konnten. Aber es ist natürlich Demagogie, wen» die Berliner demokratische Presse dem „adligen Großgrundbesitz" SieSchuld daran zuschtebcn möchte. Denn einmal ist nur die Hälfte des Privatwaldes in de» Händen des Großgrundbesitzes und der bäuerliche Waldbesitzer ist ebenfalls durch die bitterste Not oft genug zur Rodung seines Waldes gezwungen worden. Zum „«deren sind für die Kahlschläge im Privatbcsitz, der doch an einer geordneten Wirtschaft in ebenso hohem Maße wie der Staatsbesitz interessiert ist, oft ganz andere Interessentenkreise beteiligt als die Landwirte. Die tieferen Ursachen zu klären ist notwendig, gerade weil ein dringendes Allgcmcininleresse an der Erhaltung des deutschen Waldes besteht, namentlich auch im klimatisch benachteiligten und national gefährdeten deut schen Osten. Die Parole „Schutz dem Walde" geht Stadt und Land gleichmäßig an, sie betrifft die Vvlksgesamthctt. Darum muß sie frcigchalten werben vvn parteipolitischer Hetze gegen einzelne BerusSstände. „Schutz dem Walde* muß gleich gesetzt werden mit „Schutz der deutschen Landwirt schaft*. Das aber ist gleichbedeutend mtt „Wiederherstel lung der landwirtschaftlichen Rentabilität*. Heule geben auch einsichtige Sozialisten, wenn freilich etwas verschämt, zu, daß diese Forderung auch im Interesse der städtischen Be völkerung liegt, die. »m Arbeit zu haben, auf einen kauf kräftigen Binnenmarkt angewiesen ist. Notwendig ist, daß die landwirtschaftlichen Erzeugnisse im Inland lohnenden Absatz finden. Ätr haben in dieser Hinsicht aus die Notwendigkeit der Förderung des Roggenkonsums hlngcwicsen. Aber das allein genügt nicht. Ostpommcrn und die übrigen deutschen Grenzgebiete klagen darüber, daß beispiels weise die Verfrachtung der Kartoffel nach Berlin so teuer sei, dab nicht einmal mit dem Erlös die Selb st ko st e» gedeckt werden können. Das ist natürlich ein unhaltbarer Zustand, der es aber erklärt, warum so viele Güter tn immer tiefere Schulden geraten und schließlich den Besitzer wechseln«