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84. Jahrgang Donnerstag, den 25. Februar 1932 Nummer 47 Amtlicher Teil s Beigen „rSä.«- Men Wg Mn Wk ZWmWSe U WWW ie bereiten zu können. I Anzeigcn-Grundzahlcn in Die 41 nun breite Zeile (Mosse'S Zeilenmesser 14) 1 mm Höhe 10 M, in der Amtshauptmannschaft Kamenz 8 ö?«/; amtlich 1 mm 30 ÄV und 24 Reklame 25 Tabellarischer Satz 50 °/° Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Auzeigengebühren durch Klage oder in Konkursfällen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. Bis V-10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Aufnahme Groener verteidigt den ReWwehmlaß. Auf die Angriffe des Abgeordneten Breitfcheid über den Erlaß des Reichswehrministers, der die Einstellung von Nationalsozialisten in die Reichswehr möglich macht, erklärte Groener sodann im Reichstage: Der Erlaß habe mehrfach zu Mißdeutungen geführt. Er nehme zunächst eine Einzel heit des Erlasses heraus, die den Anlaß zu einer Aussprache mit dem Bundesführer des Reichsbanners gegeben habe. Er stelle fest, daß der Bundesführer Höltermann in einer Rede in Dessau und in Bremen es als das Ziel des Reichs banners bezeichnete, dem Gerede vom Bürgerkrieg ein Ende zu machen. Er habe es abgelehnt, daß das Reichsbanner sich mit der Aufstellung von illegalen politischen Berbänden be fasse. Ebenso wie es auch nicht illegal sich mit militärischen Organisationen beschäftige. Das Konkursverfahren über das Vermögen des T-xtilwarenhöndlers und Inhabers einer Weberei und Färberei Robert Paul Schöne in Bretnig Nr. 84 wird nach Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben Amtsgericht Pulsnitz, den 22 Februar 1S32. Sie AatwnalWaWen »erlaffe« den Saal. Dann stellte Or. Breitscheid die Behauptung auf, daß die Harzburger Front aussinandergefallen sei. Zu der Person des von den Deutschnationalen und vom Stahlhelm »räsentierten Kandidaten bimuche er nichts zu maen. Die _ ——— aber über die Gelegenheit, Erscheint an jedem Werktag Im Falle höherer Gewalt, Krieg, Streik oder sonstiger irgend welcher Störung deS Betriebes der Zeitung oder der Veförderungseinrichtnngen. hat der Bezieher keinen Anspruch aut Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rück zahlung des Bezugspreises. - Wöchentlich 0.60 E bei freier Zustellung; bei Abholung wöchentlich 0.50 Ml; durch die Post monatlich 2.40 E freibleibend Nord einer Mitteilung des Herrn Reichsarbeitsministrrs können die nicht rechtzeitig adgelieserten Abschnitte des ersten und zweiten Reichsdezugsscheiaes für verbilligtes Fleisch aus di« Zeit vom 13. Dez. 1931 bis 6 Fsbr. 1932 noch bi» Ende Februar 1932 brt der hiesigen Bezirkskasse eingelölt werden. Die im Kamenzer Bezirk aus Vie Zeit vom 13 Februar bis 19. MSr, 1932 ausaeaebenen Reichsbezugsscheine für verbilligtes Fleisch stnd in der Zeit vom 20 bis 26. März 1932 beim B-zirksveidand der Amthauptmannschast Kamenz einzulösen. Eine spätere Einlösung ist ausgeschlossen. Bezirksverband der Amtshauptmannschaft Kamenz WMsahrls» und Jugendamt Bezirksanzeiger Mancher Fayeblatt MrBank-Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und kgeNv tUll Commerz- und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz Das Wichtigste Wie die Tclegraphen-Llnion erfährt, hat die Lokalkommission der Berliner Gastwirte beschlossen, ab heute, Donnerstag, früh 3 Llhr mit Schluß der Polizeistunde in den Bierstreik zu treten. Der Beschluß ist mit großer Mehrheit gefaßt worden. Botschafter Nadolny hat, wie die Berliner Blätter melden, heute nacht durch Vermittlung der Columbia-Gesellschaft eine drahtlose Ansprache an Amerika gehalten, in der er den deutschen Standpunkt in der Abrüstungsfrage auseinander setzte. Der „Völkische Beobachter" Nr. 56 vom 25. Februar wurde von der Polizeidirektion beschlagnahmt. Die Beschlagnahme wird mit einem Verstoß des Blattes gegen die Notverord nung des Reichspräsidenten vom 28. März 1931 begründet. Wie aus Brüssel gemeldet wird, sind nunmehr fünf der schwer verletzten Elefanten des Zirkus Sarrasani gestorben, während ein sechster getötet werden muhte. Neun japanische Bombenflugzeuge haben am Mittwoch Sut- fchau mit Bomben belegt. Sozialdemokraten freuten sich o Herrn Hitler selbst eine Niederlag! Die Unruhe im Hause stieg bei diesen Worten so stark, daß der Redner zeitweise unverständlich wurde. Schließlich schloß Präsident Löbe den Abg- Vetter (Natsoz.), 5er aus Drucksachen vorlas, von der Sitzung aus. Darauf erhoben sich die N a t i o n a l s o z i a l i st e n und ver ließen, während die Nationalsozialisten .^kgesetzt „Schiebung!" riefen, den Sitzungssaal. Or. Breit scheid sprach vor halb leerem Hause weiter. Dann führte der Redner aus, daß die Sozialdemokratie den Standpunkt Brünings einnehme, daß Deutschland keine Reparationen mehr zahlen könne. Man dürfe aber aus dem Nichtkönnen nicht ein Nichtwollen machen. Am Schluß seiner Rede wandte er sich dem Erlaß zu, den die Reichswehr über die Legalität der Nationalsozialisten und ihre Aufnahmefähig, keit in die Reichswehr herausgegeben hat. Er bewundere die Toleranz des Ministers Groener. Er habe eben Gelegenheit gehabt, sich mit dieser Partei auseinanderzusetzen, deren Wortführer ihn Eidbrecher und Wortbrecher genannt hätten. Der Abg. Strasser habe einmal festgestellt, daß Minister Groener ein Mann des Hochverrats sei. Schließlich folgten Ausführungen Uber die faschistische Gefahr. Dabei kam es fast zu Zusammenstößen zwischen Sozialdemo- traten und K o m m u n i st e n, ohne daß der Präsident so eingriff wie gegen die Rechte. Als der Redner sagte, die Arbeiterschaft werde auf dis Dauer merken, welches Spiel die Kommunisten trieben, drangen auf einen Zuruf von kommu- nistischer Seite Sozialdemokraten unter der Anführung des Abg. Stampfer gegen die kommunistischen Bänke vor. Man 'hörte Worte wie „Unerhörter Lümmel!". Es gelang jedoch, die streitenden Parteien wieder zu beschwichtigen. Wenn der neue Bundesführer des Reichsbanners diese Richtlinien bei der Leitung und den Einheiten seines Bundes durchzusetzen in der Lage sei, so werde er der öffentlichen Ruhe dienen. In diesem Sinne habe er, Groener, in seinem Antwortschreiben an Höltermann die loyale Erklärung be sonders begrüßt und der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß man sich aus dem Gebiete der körperlichen und geistigen Iugendertüchtigung finden werde. Drei Hauptangriffe würden gegen den Erlaß geführt. Sie unterstellten einen Kurswechsel des Reichswehr ministers, angebliche Vorleistungen an die National- sozialisten und die Auslieferung der Reichswehr an politische Einflüsse. An einen Kurswechsel denke er nicht. Er sei gewillt, die Machtmittel des Staates nötigenfalls ohne Zögern und rück sichtslos einzusetzen. Die Grundsätze über die Einstellung in die Wehrmacht habe er im März des vorigen Jahres im Reichstag festgesetzt, und zwar unter lebhafter Mehrheit des Reichstages. „Die praktische Anwendung dieser Grundsätze", so fuhr Groener wörtlich fort, „gebietet jetzt, die Einstellung in die Wehr macht auch für Angehörige der NSDAP, frei zugeben unter einschneidenden Sicherungen, auf die ich später eingehen werde." Man wittere eine Vorleistung an die Nationalsozialisten. Er habe niemals seine Hand zu einem politischen Geschäft auf dem Rücken der Wehrmacht geboten. Er werfe die Erziehungsarbeit, die er auf lange Sicht ein geleitet habe, nicht plötzlich um, indem er mit einer politischen Partei Geschäfte mache. Wohl aber gehe eine Vorleistung der Führung der Nationalsozialisten seinem Erlaß voraus, und zwar der Verzicht auf jegliche Zersetzungsarbeit in der Wehr macht. Außerdem liege die Erklärung des Führers vor, daß er jeden Mann seiner Partei, der eine solche unter nehme, rücksichtslos entfernen werde, und das Bekenntnis des Parteiführers zur Legalität, das zum ersten Male der dem Bruch mit dem radikalen Stennes-Flügel sichtbar be stätigt sei. Es stehe fest, daß der Führer der NSDAP, bestrebt sei, illegale Elemente aus seiner Partei auszuschließen. Das stellten auch die Entscheidungen des Reichsgerichts fest. Es sei die Frage, ob damit die Reichswehr emer politischen Beeinflussung ausgeliefert sei- Der Erlaß habe alle Sicherungen getroffen. Er schließe jeden Be werber aus, der an Bestrebungen teilgenommen habe, die auf Aenderung der Staatsform mit unerlaubten Mitteln gerichtet gewesen seien. Dafür werde die Auskunft der Polizei ein- geholt. Darüber hinaus sei vor jeder Einstellung von Be- Werbern, die einem politischen Verband angehört haben, be- sonders sorgfältig zu prüfen, ob nicht die überparteiliche un- Auch die Reichstagssttzung am Mittwoch begann überaus stürmisch^ Bei der Fortsetzung der Besprechung über den Wahltag für die Wahl des Reichspräsidenten ergriff zunächst Präsident Löbe das Wort, um auf die Vorgänge am Diens tag zurückzukommen. Er sagte u. a., daß er Ruhestörer heute für längere Zeit von der Sitzung ausschließen werde. Als darauf Lärm bei den Nationalsozialisten entstand, erklärte er einschränkend, daß er die Ermahnung an die Abgeordnete» aller Parteien ohne Unterschied richte. Darauf gab Reichsminister Groener folgende Erklärung ab: In der gestrigen Sitzung hat der Abgeordnete vr, Goebbels nach Feststellung des Aeltestenrats folgendes ge- sagt: „Sage, wer dich lobt, und ich sage dir, wer du bist. Hindenburg, gelobt von der Partei der Deserteure." Ich ergreife die Gelegenheit, wo Or. Goebbels wieder anwesend ist, auf dieses Wort noch einmal einzugehen. Die über wiegende Mehrheit des deutschen Volkes wird es als eine Un- aebcuerlichkeit auffassen, wenn der oberste Soldat des Krie ges der Sieger von Tannenberg, der Mann, der sich frei willig zu Anfang des Krieges in den Dienst des Vaterlandes gestellt hat, der Mann, der diesen Dienst auch dann nicht ver- krssen hat, als alles zusammenbrach, wenn Hindenburg in irgendwelche Beziehung mit dem Wort „Deserteur" gebracht wird. Von den Bänken der Nationalsozialisten hörte man stürmische Zwischenrufe: „Das ist nicht geschehen!" Minister Groener fuhr fort: „Diese Beleidigung, die ein Mann auszusprechen wagt, der selber den Krieg nur vom Hörensagen kennt, kann zwar der Größe der Leistung des Heneralfeldwarschalls ebensowenig anhaben wie der Ver ehrung, welche das deutsche Volk vor seiner Pflichterfüllung in Krieg und Frieden erfüllt." Auch bei diesem Satz pro- testierten die Nationalsozialisten gegen die Auslegung, die der Reichsminister Groener den Worten des vr. Goebbels gab, aufs stürmischste. Minister Groener schloß: Aber als Mitglied der Reichsregierung und als Vertreter der deutschen Wehrmacht habe ich die Pflicht und den Auf- trag, diese ungeheuerliche Aeußerung des Abgeordneten Goebbels als eine Beleidigung nicht nur des Herrn Reichs präsidenten, sondern des deutschen Volkes zu kennzeichnen und sie aufs schärfste zurückzuweisen. Zwei Reichstagsabgeorimete von der Sitzung ausgeschlossen. Die scharfen Maßnahmen, die der Präsident Löbe gegen die Abgeordneten zu Beginn der Sitzung angcdroht hatte, wurden sofort von ihm nach der Rede des Reichsinnen ministers wahr gemacht. Er schloß den nationalsozialistischen Wgbovdneten Ley und den deutschnationalen Abgeordneten Kleiner von der Sitzung aus. Auf seine Frage, ob sich derjenige Abgeordnete, der gerufen habe: „Herr Groener ist typischer Schieber", sich melden wolle, erfolgte keine Meldung. «... Ib^rdneter vr. Frick (Natsoz.) erklärte, er müsse feier- uch GMipwlch gegen die Erklärung des Ministers Groener erheben. Es handle sich um eine völlige Entstellung dss wahren Tatbestandes Unter großer Unruhe des Hauses betrat darauf Sr. Vrelifcheid (S»z) die Tribüne. Er meinte, daß die Parlamentarier von der nationalsozialistischen Greste dcmernd beschimpft würden. Noch diesen ersten Worten Drertscherds wollte die Mehrzahl der nationalsozialistischen ^^ttwn den Plenarsaal verlassen, blieb aber auf einen Wmk des Führers im Hause. Dagegen «tönte von der Rechten nunmehr ununterbrochen lautes Ge Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Zlmtshauplmannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften de» Pulsnitzer AmtSgerichtsbczirks: Pulsnitz, Pulsnitz M. S-, Großröhrsdorf, Breinig, HauSwalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, FriederSdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Kleindittmannsdorf Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albertstraße Nr. 2 Druck und Verlag von E. L. Försters Erben (Inh. I. W. Mohr)Schriftleiter: I. W. Mohr in PulSnitz murmel. Eine große Anzahl der Abgeordneten hatten sich Zeitungen vorgenommen, und es hatte den Anschein, als ob daraus vorgelesen würde. Es gelang dem Präsidenten Löbe nicht, dem Redner, der nur schwer gegen das Stimmengewogs ankämpfte, Gehör zu verschaffen. vr. Breitscheid führte aus, daß sich der Kampf der Nationalsozialisten vor allem gegen die Sozialdemokratie richte, die sie als ihren Hauptfeind an- sehen. Wenn Hindenburg einen Bruch des Systems veran lassen würde, würde er heute wieder von der nationalen Front ausgenommen werden. Selbstverständlich habe Hinden burgs Weltanschauung mit der sozialistischen nichts zu tun. Die Sozialdemokratische Partei, die bei Hindun- burgs Wahl geglaubt habe, daß sich Hindenburg zu Schritten I Hinreißen lassen könne, die den Bestand des republikanischen Staates gefährden würden, sei angenehm enttäuscht ! worden.