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Amts- und Änzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis Vierteljahr!. M. 1.50 einschließl. des „Illustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren voten sowie bei allen Reichspostanstalten. Uel.-Adr.: Amtsblatt. für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, (vberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. S7. Jahrgang. Mittwoch, den 16. November Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr 210. IVI« Krisis in England. Der Waffenstillstand, der infolge des Todes des Königs Eduard im Karnpfe zwischen Oberhaus und Unterhaus abgeschlossen war, ist allem Anschein nach zu Ende. Bald dürfte der Streit von neuem und mit keineswegs verminderter Heftigkeit losgehen. Man hat te dem Könige unmittelbar nach seinem Regierungs antritt folgenschwere Entscheidungen auf dem Gebiet der inneren Politik ersparen wollen und den Ausgang des Streites auf später hinausgeschoben, wohl auch mit dem Nebengedanken, daß es vielleicht möglich wäre, in der Zwischenzeit eine Einigung herbeizuführen, um nicht neue Erschütterungen über England Hereinbrechen zu lassen. Monatelang haben diese Besprechungen statt gesunden, Regierung und Parteien beteiligten sich an dieser sogenannten „Vetokonferenz", vor kurzem ist man aber völlig resultatlos auseinander gegangen, und man stand genau auf demselben Punkte wie vor Monaten. Nach dem Scheitern dieser Konferenzen brachen sofort die Parteigegensätze mit größter Heftigkeit wieder her vor. Im ganzen Lande herrscht yroße Erregung, und allem Anschein nach wird die Regierung zur Durchfüh rung ihrer Pläne nicht umhin können, zur Parlaments auslösung zu schreiten. Man will im Unterhaus das Budget aufs Schnellste zur Erledigung bringen, und versagt dann das Oberhaus erneut, indem es das Bud get ablehnt, dann wird sofort zur Auflösung geschrit ten werden, und bei der im Volke gegen diese Haltung des Oberhauses herrschenden Stimmung dürfte die Re gierung bei den Neuwahlen beträchtliche Erfolge er zielen, vorausgesetzt, daß es ihr gelingt, die Quertrei bereien der konservativen Opposition zunichte zu ma chen. Auch ein Pairsschub wird befürwortet, um das Oberhaus kleine zu bekommen. Die Regierung ist al lem Anscheine nach sehr kampflustig gestimmt. We nigstens hat der Schatzkanzler Lloyd George den Zei tungen ein Schreiben zugesandt, in dem es heißt, man habe vergebens jedes Mittel angewandt, auf versöhn lichem Wege für alle Briten die großen politischen Rechte zu erlangen. Jetzt sei man zum Kampfe getrieben wor den und man müsse den Anspruch der 600 Torrypairs zurückweisen, daß sie dazu geboren wären, über das Schicksal von 45 Millionen Landsleuten zu verfügen und deren Wunsch nach einer guten Regierung mit Füßen zu treten. So günstig die Stellung der Regierung im Kampfe gegen das Oberhaus ist, so wird die Situation dadurch verschlechtert, daß wieder die irische Frage ihr Haupt erhebt, und von den Seiten der Irländer alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um so endlich ans Ziel der Wünsche zu kommen. Zwei der Hauptführer der irischen Nationalisten, Redmond und O'Connor, waren in Amerika, wo sie bei ihren Landsleuten begei sterte Aufnahme und mehrere hunderttausend Dollars für den Kampf in der Heimat erhielten. Nun bilden aber die Iren im Unterhaus das Zünglein an der Wage, ohne ihre Unterstützung ist das Ministerium so ziemlich mattgesetzt. Es ist begreiflich, daß in diesem Punkte die konservative Opposition einsetzt und nun mehr gegen das Kabinett heftige Vorwürfe erhebt, daß es von der irischen Unterstützung abhängig sei. Es sei eine unerhörte Beschämung, daß man den Versuch mache, die britische Verfassung mit amerikanischem Gel be zu zertrümmern und es liegt auf der Hand, daß die Konservativen dieses Moment im Wahlkampfe nach Kräften ausnützen werden. Infolge dieser Verwicklung läßt sich keineswegs genau übersehen, wie der Aus gang des großen Kampfes sein wird. Schon bei den letzten Neuwahlen konnte man die Erfahrung machen, daß die Regierung trotz ihrer guten Parole von den Konservativen übertrumpft wurde, welche den wahren Tatbestand im Kampfe gegen das Oberhaus verschlei erten und sich der deutschen Gefahr als erfolgreicher Wahlparole bedienten. Eine derartige geschickte Tak tik kann leicht auch diesmal zum Siege führen und dann könnte Herr Asquith mit seinen Kollegen die Koffer packen. Tagesgeschichte. Deutschlaad. — Das Kronprinzenpaar in Aden. Der Reichspostdampfer „Prinz Ludwig" des Norddeutschen Lloyd ist Sonntag morgen 7 Uhr in Aden eingetroffen. Der Kronprinz und die Kronprinzessin begaben sich so fort an Land, nahmen beim Gouverneur das Frühstück ein und besichtigten sodann die Stadt und Umgebung. Es herrschte herrliches Wetter. Die Weiterfahrt er folgte um 1 Uhr nachmittags. — Abreise des Zarenpaares. Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland haben Montag nachmit tag gegen 4 Uhr mit ihren Kindern die Heimreise nach Zarskoje Sselo angetreten. Auf dem Bahnhof Egels bach hatten sich zur Verabschiedung die Spitzen der Zi vil- und Militärbehörden eingesunden. Der Großher zog und die Großherzogin, sowie Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen geleiteten die russische Kaiser- samilie in Automobilen zum Bahnhof, wo sie vom Pu blikum stürmisch begrüßt wurden. — Zur englischen Spionageaffäre. An Berliner amtlicher Stelle findet man das Gesuch der englischen Regierung, bei dem Spionageprozeß in Leip zig vertreten sein zu dürfen, vollkommen berechtigt. Allerdings steht die Entscheidung hierüber nicht dem Berliner Auswärtigen Amte zu, dieses muß sich damit begnügen, das Gesuch an das Reichsgericht weiterzu geben. Für den Fall, daß die Oeffentlichkeit nicht aus geschlossen wird, steht der Teilnahme eines englischen Vertreters selbstverständlich überhaupt nichts im Wege. Im anderen Falle steht dem Gerichtshöfe allein es zu, zu welchem Punkte der Verhandlung und in welchem Umfange er teilweise die Oeffentlichkeit wiederherstellen will. Die Erledigung des englischen Gesuches ist also lediglich Sache des Gerichtshofes . — Uebrigens hat auch die deutsche Reichsregierung, wie das Hirsch'sche Telegr.-Bureau erfährt, ein gleiches Gesuch durch die Londoner Botschaft an die englische Regierung gerichtet, dahingehend, daß ein Anwalt der Botschaft den Ver handlungen gegen Leutnant Helm beiwohnen darf. — Württe m bergische Viehcinfuhr aus Frankreich. Im Hinblick daraus, daß Frankreich zur Zeit frei von Maul- und Klauenseuche ist, hat die württembergische Regierung bis aus weiteres die Ein fuhr von 300 Stück Rindvieh und 300 Schweinen in den Stuttgarter Schlachthos gestattet unter der Be dingung der Beibringung eines Ursprungszeugnisses und einer Gesundheitsbescheinigung sowie unter der weiteren Bedingung, daß das Vieh spätestens 14 Tage nach der Einfuhr geschlachtet wird. -DerMoabiterKra wallprozeß. In dem Moabiter Krawallprozeß beschloß am Montag die Be schlußkammer des Landgerichts I, den Antrag der Ver teidiger auf Ablehnung des Richterkollegiums wegen Besorgnis der Befangenheit als unbegründet zurück- zuweijen. Der Gerichtshof tritt nunmehr unter dem Vorsitz des Landgerichtsdirektors Lieber in die Ver handlung des Prozesses ein. Frankreich. — Paris, 13. November. Der bekannte Admiral Fournier fordert heute im „Matin" angesichts des bewölkten politischen Horizonts für Frankreich eine mächtige Hochseeflotte, unterstützt von einer Flo- tille zahlreicher Unterseeboote, für E n gland die Grün dung einer starken Landmacht. Das Bündnis der Pangermanen mit den Panislamen, das von der in Konstantinopel mächtigen Militärpartei gefordert wird, könne einen allgemeinen europäischen Krieg zur Folge haben, der das britische Reich in seinen Grundfesten erschüttern werde. Nur durch Gründung einer Land armee könne England diesem Falle Vorbeugen. Die neue Armee müsse — wie englische Generäle und Ad miräle schon so oft erklärten — vor allem zum Schutze Aegyptens an wichtigen strategischen Punkten des Suez- Kanales und am Eingang nach Zentralasien stationiert werden, hier vor allem um den Russen die notwendige Unterstützung bei einem etwaigen Flankenangriff durch die türkische Armee zu gewähren. Erst wenn Dread nought auf Dreadnought in englischen Häfen konzen triert würden, und eine kräftige Landarmee die be drohten Punkte besetzt halte, könne dem unaufhaltsa men Vordringen der Türken nach Persien und dem In dischen Reiche ein Ende gesetzt werden. — Paris, 14. November. Nach einer aus offi ziöser Quelle stammenden Konstantinopeler Meldung der „Agence Havas" wird in amtlichen ottomanischen Kreisen erklärt, die türkische Regierung habe keiner lei Bestätigung der Nachricht erhalten, wonach der frühere Sultan von Wadai einen Angriff auf französische Streitkräfte unternommen habe. Der Ursprung der in der türkischen Presse über diesen angeblichen Kampf verbreiteten Gerüchte sei unbekannt. Spanien. — In der spanischen Kammer erklärte ein Sozialistensührer, die Sozialisten und die Republika ner hätten sich vereinigt, um die Monarchie zu stür- zen. England. — Ein neuer Linienschiffskreuzer. Wie die Londoner Blätter melden, schreibt die Admiralität den Bau eines neuen Kriegsschiffes aus, das größer, schneller und stärker sein soll als irgend ein bereits im Dienst oder im Bau befindliches Schiff der englischen Flotte. Es soll den Panzerkreuzer „Lion" noch übertref fen und eine Wasserverdrängung von 28000 Tonnen, eine Länge von 220 Metern, eine Breite von 26,5 Me tern und bei einer Maschinenleistung von 80000 Pfer destärken eine Geschwindigkeit von 30 Seemeilen haben, gegen 26 500 Tonnen, 183 Metern und 28 See meilen des „Lyon". Die Bewaffnung wird gleichfalls aus 34,3 Zentimeter-Geschützen bestehen. — London, 14. November. Der Spezialkorre spondent des „Daily Telegraph" im Streikgebiet vonSüdwales telegraphiert seinem Blatte, die Lage dort sei äußerst ernst. Die streikenden Bergleute seien von revolutionärem Geiste erfaßt, und nur die Anwesen heit so vieler Polizisten und Soldaten habe sie bisher im Zaume gehalten. In dem Pulverhause auf einer Bergspitze dicht bei Tonypandy sind hundert Pfund „Saxonite", ein sehr starkes Sprengmittel, und eine große Menge anderen Explosivmaterials gestohlen wor den: auch eine elektrische Batterie wird vermißt. — Winchester, 14. November. Durch gericht liches Erkenntnis ist dem Leutnant Helm die Zah lung einer Bürgschaft von 250 Pfund Sterling aufer legt worden. Er leistete einen feierlichen Eid, daß er sich des ihm zur Last gelegten Vergehens nicht wieder schuldig machen wolle. Amerika. Die Deutschen in Argentinien. Anläß lich der Begründung des Deutsch-Argentinischen Zen tralverbandes sandte der Generalkonsul der Vereinig ten Staaten in Buenos Aires Bartleman seiner Re gierung einen Bericht über die Deutschen in Argenti nien, der eine rühmende Anerkennung der zielbewuß ten und erfolgreichen deutschen Arbeit in dieser zu kunftsreichen La Plata-Republik bedeutet. Das Wach sen der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Argentinien wird durch die Mitteilung gekennzeichnet, daß die Ausfuhr Deutschlands nach Argentinien von 1898 bis 1908 von 10 217 650 Dollars auf 35 768 7l)O Dollars, also um 25 551050 oder mehr als das Drei fache gestiegen ist. Der Bericht sagt dann weiter: Ab gesehen von den Handelsbeziehungen zeugt noch vieles von deutschem Einfluß und deutschem Unternehmungs geist in Argentinien. Deutsche Offiziere haben eine hervorragende Rolle bei der Ausbildung der argenti nischen Armee gespielt. Gewisse deutsche Unterrichts methoden sind in den argentinischen Universitäten und Schulen eingeführt, die den größten Teil ihrer wissen schaftlichen Instrumente in Deutschland kaufen, — es sei nur an das neue Teleskop des La Plata-Observa toriums erinnert. Deutsche Solidarität macht sich über all geltend, die 30000 Deutschen in der Republik unter halten überall Klubs und Gesellschaften, wo irgend eine Kolonie besteht. Der neue deutsche Klub in Buenos Ai res gilt als der feinste fremde Klub in Südamerika. In Buenos Aires gibt es viele deutschen Kirchen und Schulen und ein großes deutsches Krankenhaus. Mo derne deutsche kaufmännische Erziehung trägt hier rei che Früchte. Die Deutschen studieren eifrig und zäh jeden Zweig des Handels und der Industrie in Argen tinien, und es gibt wenig Branchen, in denen sich ihr Einfluß nicht in mehr oder weniger hohem Grade fühl bar macht. Ihre unermüdliche Tätigkeit ist ein immer wirksamer Faktor, mit dem auf den rasch wachsenden Märkten des La Plata gerechnet werden muß. Lokale und sächsische Aachrichten. — Eibenstockj, 15. November. Der Sturm, der in der Nacht zum Sonnabend im ganzen Erzgebirge herrschte, hat auch hier bedauerlichen Schaden angerichtet; so hat er in einem der neuen, an der Muldenhammerstraße gelege nen Häuser im oberen Stockwerk.! daS Fachwerk teilweise eingedrückt. — Eibenstock', 15. November. Es wird auch hier durch nochmals darauf hingcwiesen, daß morgen zum Buß tage sowohl nach dem Vormittags- als nach dem Nachmit-