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Juni 1927 M AU merwmW MM «E MWM l In Beziehung gemacht. Chamberlin antwortete auf eine direkte Frage nach dem Ziel seines Fluges nur, daß er einen Nekordflug nach Europa zu unternehmen beabsich tige. Doch hat Chamberlins Vater erklärt, das; fein Sohn ihm als Ziel des Fluges Berlin genannt habe. Es wurde berechnet, dass Chamberlin Montag früh 3 Uhr Berliner Zeit auf dem Tempelhofer Feld in Berlin landen könnte. Nach einer anderen Mitteilung sagte Chamberlin, er würde sich bemüben. mit der -Columbia- die Kutte Nun Psingstbesuch in Doorn. Amsterdam. Prinzessin Hermine, die Gemahlin des küheren Kaisers, traf mit ihren, drei Kindern aus Deutsch- nnd kommend, in Doorn ein. Zwar wurde allgemein angenommen, daß Chamberlin Berlin landen werde, doch hat er selbst wie seine Vertreter vor der Abreise keinerlei feste Angaben in dieser Der amerikanische Flieger Chamberlin. Das ZL)s. Heimalpreffe. Der vor einigen Tagen beendete Kongreß des Neichs- verbandes der Deutschen Presse hat in Breslau stattge funden und das hat seine besondere Bedeutung: die be drohte Grenzmark im Osten sollte sehen, daß die „siebente Großmacht" sich der politischen Auf gaben bewußt ist, die in dem einen Wort „Grenz- mar k" umschlossen sind. Aber darüber hinaus kam es ge rade auf einer Tagung in diesen Gebieten so recht einmal wieder zum Bewußtsein, was die Heimatpresse bedeutet. Sie ist das stärkste Baud, das den bewußten Menschen mit dem Boden verbindet, auf dem er erwachsen ist. Alles andere, Freunde, Familie, Haus und Hof und was damit zusammenhängt, — all dieses erzeugt zwar ein dunkles, kaum bewußtes Zusammengehörigkeitsgefühl I? He'.mat, mit dem engeren oder dem weiteren Kreis, in dem sich der einzelne befindet. Aber zu vollem Bewußtsein erwächst dieses dunkle Gefühl erst dann, wenn er in seiner Zeitung, die aus dem gleiche» Kreise stammt, nun einen überblick über die Heimatwelt erhält, mag sie auch im Hinblick auf die große Welt klein erscheinen. Biele, die hinauszogen in andere Länder, die hin- auswanderten über See, die in fremden Völkern unter tauchten, haben doch das eine getan, um das Band nicht ganz abreißen zu lassen, das sie mit der Heimat verbindet. Sie haben nach wie vor ihre Heimatzeitung sich nach schicken lassen in die fernen Lande, und wenn sie dann gelesen haben von den kleinen, vielleicht für das große Vaterland unwichtigen Nachrichten aus der Heimatstadt, aus den anderen Orten und Kreisen, die ihnen so wohlbe kannt waren, so erstand in ihnen wieder das Bild der Heimat. Da tauchten vor ihrem Auge die Freunde, die Verwandten und die Bekannten wieder auf, und es ver sank für ein paar Augenblicke die Umgebung, das fremde Land, — sie waren wieder daheim. Auch dann, wenn sie nicht so weit hinausge„ogen, wenn sie nur in die Großstadt gegangen waren, — auch sie versank. Und aus der Steinwüste gingen die Gedanken zurück in den Heimatort, über dessen große und kleine Sorgen und Freuden die Heimatpresse berichtete. Hat so die Heimatpresse die Aufgabe, die fernen Söhne der engsten Heimat nicht ganz verlorengehen zu lassen, so schlingt sich in ihrem Wirkungskreis selbst ein festes Band um die Bewohner des engeren und weiteren Kreises, der ihr Wirkungsfeld bedeutet. Die Heimatpresse ist es, die nahe Beziehungen schafft und die aus einer kleinen, unwesentlichen Nachricht Freude und Trauer hineinträgt in solche Kreise, die dem dem Freude oder Trauer beschert war, nahestehen für die Trauer des Nachbarn eigene Trauer bedeutet Genau so wie die Heimatpresse jene an einem unsicht baren Bande mit der Heimat verknüpft, die hinausgezogen sind, so umschließt die Heimatpresse auch alle jene, die die engsten Heimatgefühle mit dem Boden verbinden, dem sie entsprossen sind und dem sie treu blieben. Es gibt nichts, was so stark das Gefühl der Verbundenheit mit den engeren Volksgenossen aufrechterhält, wie gerade die Heimatpresse. Verknüpft sich doch mit jeder kleinen Mel dung das plastische Bild, die genaue Kenntnis des Hintergrundes, auf dem sich das kleine oder größere Ge schehen abspielt. Es liegt ein tiefer Sinn in dem bekannten Wort des Bürgers, der in Goethes „Faust" beim Osterspaziergang die Worte spricht, daß er mit behaglichem Interesse zuhört, „wenn hinten weit in der Türkei die Völker aufeinanderschlagcn". Des Menschen Schicksal wird ja bestimmt durch die großen Ereignisse und die Linie des Einzelgeschehens läuft hinein in den breiten Strom der großen Entwicklung. Aber es ist nicht Spießbürgerlichkeit, was in jenen Worten gekennzeichnet werden soll, sondern es ist das, man möchte sagen, breit beinige Stehen mitten drin in dem Kreise, in den die Vorbestimmung den einzelnen hineingestellt hat. Und dieser Kreis findet seinen Ausdruck bewußtester Art in der Heimatpresse. Gewiß bleibt der einzelne, um das Bild zu erschöpfen, durchaus nicht unberührt davon, wenn hinten weit in der Türkei die Völker aufeinanderschlagen; und sein Schicksal wird dadurch bestimmt, wenn sich der französische Staatspräsident nach London begibt oder der Reichstag ein Gesetz beschließt, das Richtung geben kann für das Wohl und Wehe des einzelnen. Aber, um ein vulgäres »Wort zu gebrauchen: das Hemd ist einem näher als der Rock die engere Heimat näher als das Geschehen in der großen Welt. Und der stärkste Ausdruck dieser engeren Heimat in ihrer Bewußtheit, in ihrem kleinen und kleinsten Geschehen ist die Heimatpresse. Sie verknüpft mit unzähligen Banden den einzelnen mit dem Boden, dem er erwachsen ist und auf dem er steht; die Heimatzeitung ist das Band, das alle umschließt, das sie alle einander nähert und in allen das Bewußtsein er stehen läßt, näher zueinander zu gehören, eng verbundene Volksgenossen zu sein. Das ist die große Aufgabe der Heimatpresse, eine Aufgabe, die ihr niemand abnehmen kann und die ihre Bedeutung immerdar behalten wird. Abflug son Ncwyork. Nachdem ungezählte Meldungen bald über den Ver zicht, bald wieder über die feste Absicht des amerikanischen Fliegers Chamberlin für den Flug nach Europa be richtet hatten, wurde dem Hin und Her ein Ende gemacht mit dem Einlaufen der Nachricht vom Abflug. Aus Newyork wurde Sonnabend, 4. Juni, gekabelt: Clarence Chamberlin startete Sonnabend früh 6.V4 Uhr Newyorker Zeit (11.04 Uhr mitteleuropäische Zeit) zum Fluge nach Europa von Curtiß Field bei Newyork mit dem Flugzeug „Columbia". Levine, der General direktor der Gesellschaft, die die „Columbia" gebaut hat, begleitet Chamberlin auf seinem Flnge nach Europa. Le vine trägt die Finanzierung und die geschäftliche Verant wortung für das Unternehmen. Beim zweiten Anlauf gelang der Start. Das Flugzeug rollte schnell an, wurde dann in eine Staubwolke eingehüllt und erreichte einige Bäume, um bald darauf dahinter zu verschwinden, wäh rend laute Hochrufe ertönten. Wie erinnerlich, sollte die „Columbia" seinerzeit für den Flug Newport—Paris starten, ehe Lindbergh ihr zu vorkam. Die Mannschaft der „Columbia" hat auf ihrem Flugzeug auf einer geschlossenen Rundstrecke als Vorbe reitung für den Transozeanflug im Mai einen Dauerflug unternommen, bei der sie mit einer Flugdauer von 51 Stunden 12 Minuten einen neuen Rekord ausgestellt hatte. Die Wetterausstchten waren beim Abflug nicht un günstig. über der Neufundlandbank lag allerdings in der Nacht noch eine schwere Nebelschicht, deren Verschwinden aber für heute nachmittag erwartet wird, über dem öst lichen Atlantik, also dem letzten Flugdrittel, war das Wetter gut. Der Pilot machte einen äußerst zuversicht lichen Eindruck. Wiederholt scherzte er mit seiner Gattin, als sie das Flugzeug besichtigten. Chamberlin stieg vor dem Abflug in die Maschine, um noch einmal selbst alles zu überprüfen. Dann gab er das Zeichen zur Abfahrt. Frland zu erreichen und, wenn möglich, nach Berlin Weiterzufliegen, um dadurch den Flug Lindberghs nach Paris zu überbieten. Wie die „Evening World" meldete,, soll der deutsche Botschafter in Washington, Freiherr von Maltzan, in einer Erklärung Chamberlin guten Erfolg für seinen Deutschlandflug gewünscht haben. Chamberlin könne versichert sein, daß er in Berlin genau so ausgenommen werde wie seinerzeit Eckener in Amerika. Chamberlin trug eine Botschaft der National Aeronautic Association of the USA. an den Deutschen Aeroklub mit sich. Der Tert der Botschaft lautete: „Aeronautic Association os the USA. sendet Grüße an den Aeroklub Deutschlands. Möge diese Bot schaft durch Clarence Chamberlin weiter der Welt die Brauchbarkeit und Nützlichkeit des modernen Luftwesens vor Augen führen, das dazu bestimmt ist, den Wünschen des Welthandels auf Zeitersparnis zu begegnen." Vorbereitungen in Berlin. Magistrat und Stadtverordnete beschlossen schon bei Eintreffen der Abflugnachricht, sich gegebenenfalls auf das Tempelhofer Feld zu begeben und den Amerikaner offiziell zu begrüßen. Die amerikanische Botschaft in Berlin machte sich ebenfalls empfangsbereit. Die deutsche Marineleitung wies sämtliche Schiffe der Kriegsmarine an, dem amerikanischen Flieger jede nur denkbare Unterstützung angedeihen zu lassen. Den gleichen Befehl erhielt das deutsche Geschwader, das sich zurzeit in den spanischen Gewässern befindet. Die Marine- Küstenfunkstationen bekamen Anweisung, nach dem Flieger Ausschau zu holten und aus seine Funksignale zu achten. Die Berliner Polizeibehörden trafen ebenso alle not wendig erscheinenden Maßnahmen. Ausrüstung Chamberlins und feines Klugzeuges. Das Flugzeug „Columbia" enthielt beim Aufstieg eine» großen Tank mit 390 Gallonen Benzin, außerdem sind auf den Tragflächen fünf kleinere Behälter montiert, die weitere 65 Gallonen fassen. Um den Hanpttank herum wurde ein zusammenlegbares Gummiboot mit Rudern, Leuchtpistolen und Signnllichtcrn, die automatisch bren nen, wenn sie auf das Wasser fallen, angebracht, außer dem Blitzlicht mit zwei Ersatzbattcricn, Sicherheitszünd hölzer und drei eiserne Rationen sowie zwei Behälter mit Wasser und eine Funksendcstation. Frau Chamberlin besorgte die nötigen Butterbrote, die die Flieger während der Reise ernähren sollen. Die Flieger nahmen zehn Butterbrote und Hühnerfleisch mit, dazu zwei Flaschen Hühnerbouillon, eine Flasche Kaffee und sechs Apfelsinen. Aus kleineren Orten Long Islands kamen im Laufe des Sonnabendmorgens Nachrichten, daß Chamber lins Flugzeug in mittlerer Höhe schnell fliegend bei schönem Wetter gesichtet wurde. Notlandungen Chamberlins. Bei Eisleben und KoLLbus. Am Morgen des zweiten Pfingsttages lief in Berlin, vas vor Erwartung fieberte, die Nachricht ein, daß der Ozeanflieger Chamberlin um 5 Uhr morgens bei den» Dorfe Helfta bei Eisleben, Provinz Sachsen, eine Not landung vorgenommen habe. Ein bald eingetroffenes Flugzeug der Deutschen Lufthansa kam ihm zu Hilfe und flog nach Halle, um neuen Betriebsstoff für Chamberlin, dessen Maschine unbeschädigt war, zu holen. Nach Auf füllung des herbeigeholten Benzins sollte sofort die Weiter- sahrt »ach Berlin nngetrcten werden. Wie die Eisleber Zeitung alsbald berichten konnte, erfolgte die Notlandung morgens ungefähr um 6 Uhr bei Aischofsrode in der Nähe von Eisleben, und zwar wegen Benzinmangels. Außerdem war ein kleiner Defekt an der Anlasscrbatterie entstanden. Nachdem durch ein Fahrzeug der Deutschen Lufthansa Benzin herbeigcholt und aufgc- füüt war, auch der Defekt beseitigt war, erfolgte um 10 Uhr der Neuansstieg und unter Begleitung von mehreren Lufthansafliegsrn begann die Weiterfahrt nach Berlin. * Propetlerbruch. Eine zweite Notlandung mußte Chamberlin nach einiger Zeit in der Nähe von Kottbus, bei Klinge, aus sumpfigem Gelände vornehmen. Die Ursache war dies mal ein Propellerbruch. Durch diesen Unfall wurde es fraglich, ob Chamberlin noch am gleichen Tage in die Lage versetzt werden konnte, nach Berlin zu gelangen. Klinge ist eine Bahnstation auf der Strecke Kottbus—Forst (N.L.), 15 Kilometer von Kottbus entfernt. * Chamberlins unterbreche Fabri. Beide Pfingsttage wurden von den hochgespannten Erwartungen auf die Ankunft des amerikanischen Fliegers Chamberlin und durch die Vorbereitungen auf seinen Empfang ausgefüllt. Am ersten Feiertage kamen gelegent liche Meldungen, daß man dgs Flugzeug da und dort ae-