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Schönburger Tageblatt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herr» nach Gönn- und Festtagen. """ Kaufmann Otto Förster, in L<mgench«rS- Annahme von Inseraten für die nächster« L V dorf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei MalÄMvMaer Amewtr lich 1 Mk. 25 Pf. Einzelne Nrn. 5 Pf. - v H-HN Wallenburg bei Herrn Ernst Rösche; in Inserate pro Zeile 10 Pf., Linges. 20 Ä. Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. Expedition: Waldenburg, Obergasse 281L. — —AutsdiE M St« Mdttch s« Watöe«dnrz. Zugleich wett verbrettet tn dm Städten Penig, Lnnzeua«, Lichtenstein-Callnberg und tn den Ortschaften der nachstehenden StandesamtSbeztrke: Altstadt-Waldenburg, BräunSdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. .«W«. Sonntag, den 4. September 18SL. WitterrmgSbericht, aufgmommm am 3. September, nachm. 4 Uhr. W»ro«etersta«d 755 mw. reducirt auf dm Meeresspiegel. Thermometerstait- -s- 18,«' 0. (Morgens 8 Uhr -s- 18'.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 69°/«. Thanpuukt -f- 13 Grad. Wiudrichtnug: Südwest. Daher WitteruMsuNssichteu für den 4. September: Wechselnde Bewölkung mtt Neigung zu Niederschlägen. *Wal-euburg, 3. September 1892. f In der russischen Presse pflegt in den Erörterungen über die handelspolitischen deutsch.russischen Verband- ' lungen die Anschauung vertreten zu werden, daß die ; Roggen verbrauchenden Länder, und als erstes derselben § Deutschland, tn dem Bezüge von Roggen auf Rußland - angewiesen seien. „In der That hatte", so führt hierzu die Nordd. s Allg. Ztg. aus, „Rußland auf den westeuropäischen > Märkten während der zweiten Hälfte des letzten Jahr- s zehnts tn allen Getreide-Arten den Mttbewerb der s anderen Exportländer in steigendem Umfange verdrängt. - Dank der Ergiebigkeit seiner Ernten und dem niedrigen ! Stande seiner Valuta überfüllte es die Märkte mtt > billigem Korn und erzeugte einen Preisdruck, bet wel- z chem dte übrigen Getreide producirenden Länder nicht! tn Mitbewerb treten konnten. So gewann es auch - auf dem deutschen Markle, welcher tm Laufe des letzten ' Jahrzehnts durchschnittlich etwa 15 Procent des Ge« s tretdebedarfs zur Ergänzung de: heimischen Ernten aus . dem Auslande bezog, unter den ausländischen Milbe- - Werbern die vorherrschende Stellung, ja, für Roggen nahezu ein thatsächliches Monopol. Im Jahre 1889 i kamen fast neun Zehntel des nach Deutschland einge- i führten Roggens aus Rußland. Unter diesen Um» s ständen konnte allerdings die Anschauung Boden gr- ? winnen, Deutschland sei auf den russischen Roggen angewiesen, und als Rußland vor Jahresfrist das in i diesen Tagen wieder aufgehobene Verbot der Roggen- s ausfuhr erließ, glaubte dte Spekulation enorme Preise i für dte vor Thoresschluß mit großer Hast und großen s Kosten aus Rußland geschafften Vorräthe anlegen zu s können. Man vergaß, daß bei der Zahl der auf alle i Zonen vertheilten Productionsländer und bet dem Heu- s ttgen Stande des Verkehrs ein Getretdemangel nicht ; rtntreten kann, und daß gerade damals eine große Zahl s dieser Länder mtt guten Ernten bereit standen, auch ; in der Roggenzufuhr an Rußlands Stelle zu treten, i Dte Erfahrung hat inzwischen denjenigen Recht gegeben, s welche dte Dtnge damals ruhig beurthetlten. Zwar s gelang es der Speculatton, die Preise damals mehrere - Monate lang auf der Höhe zu halten. Als jedoch an k Stelle der russischen Roggenzufuhr solche aus anderen i europäischen und aus außereuropäischen Länder« an i den deutschen Markt gelangten, konnte dte Speculation - dte Haussepofitton nicht mehr behaupten, und sah sich i genöthigt, zur Vermeidung weiterer Verluste dte zu rückgehaltenen Vorräthe an inländischer und aus- ländischer Waare an den Markt zu bringen. Dte - Berliner monatlichen Roggenpretse, welche von Au- Z gust bis Decembcr vorigen Jahres zwischen 235 i und 240 Mark gestanden hatten, begannen Mitte § December zu weichen und fielen bis Juni dieses Jahres auf 195 Mark, d. h. um mehr als den doppelten Betrag der am 1. Februar d. I. tn Kraft getretenen Zollermäßigung von 15 Mark. Gletchzetttg blieb dte ausländische Roggenzufuhr, welche nur vorübergehend km Januar tn Erwartung der Zollermäßigung gestockt hatte, im Stetgen, so daß in dem ersten Halbjahr 1892, nach der jetzt vorliegenden amtlichen Statistik, die Roggenetnfuhr Deutschlands trotz des Versiegens der russischen Quelle und trotz sinkender Preise den Durchschnitt der letzten zehn Halbjahre noch übertroffen hat. In dem gedachten Halbjahr betrug die gesammte Roggenetnfuhr tn das deutsche Zollgebiet 414,863 Tonnen. Davon waren russische Waare nur 83,784 Tonnen, die überwiegende Masse, nämlich 331,089 Tonnen, stammte aus anderen Ländern, und zwar 114,835 Tonnen aus Amerika, 68,984 Tonnen aus der Türkei, 37,841 Tonnen aus Frankreich, 22,542 Tonnen aus Oesterreich-Ungarn, 20,752 Tonnen aus Bulgarien u. s. w. Deutschland hat somit anläßlich des russischen Ausfuhrverbotes diejenigen Bezugsquellen für Roggen wieder ausgesucht, aus welchen es bereits in der ersten Hälfte des vorigen Jahrzehnts reichliche Mengen Roggen bezogen hatte. Inzwischen ist der Berliner Roggenprets seit Juni noch um mehr als 50 Mark gefallen, und die Welt erlebt das Schau spiel, daß tm Augenblick der Aufhebung des russischen Ausfuhrverbotes dte ausländische Nachfrage nach russi schem Roggen nicht nur erloschen ist, sondern daß so gar derjenige Markt, dessen Abhängigkeit von Rußland behauptet war, dorther gekommene Waare wieder zu rückstößt. In der That erfahren wir aus den Rhein häfen, aus Stettin und aus Königsberg, daß größere Mengen russischer Confignattonswaarc, weil sie in Deutschland nicht abzusetzen sind, trotz Fracht- und Spesenverlust nach Deutschland zurückbeordcrt werden. So bedauernswertb der Anlaß der russischen Ausfuhr verbote und so bestritten auch ihr Nutzen für Rußland gewesen ist, so hat ihr Bestehen doch zur Klärung der Ansichten über die überschätzte Bedeutung Rußlands für die Versorgung des deutschen Marktes beigetragen." GoMischL RuMschsm. Deutsches Reich. Der Kaiser hat sich in das Manöverterrain nach Pommern begeben. Der Monarch, welcher am Don nerstag vor Mitternacht aus Potsdam nach Pyritz tn Pommern abretste, tst dort Freitag früh vier Uhr eingetroffen und vom Landrath Grafen Schlieffen und dem Bürgermeister Miethe empfangen. Früh 6 Uhr begab sich der Kaiser mit eigenem Juckergefpann in das Manöverterrain bet Leine. Die Stadt und der Bahnhof waren festlich geschmückt, dte Bevölkerung begrüßte den Monarchen mit lauten Hochrufen. Bon Pyritz begtebt sich der Kaiser nach Swtnemünde, um den Uebungen des unter dem Commando des Admirals Frhrn. von Goltz vereinigten gewaltigen deutschen Ge schwaders beizuwohnen. Kommenden Montag soll dte Heimkehr nach Potsdam erfolgen. In verschiedenen Zeitungen wird die Meldung ver breitet, Kaiser Wilhelm habe Hamburg besuchen wollen und sei durch Geheimrath Koch davon abgc- bracht, und weiter, der Kaiser habe sich öffentlich sehr entschieden über die samtätspolizeiliche Thätigkett in Hamburg ausgesprochen. An beiden Meldungen tst kein wahres Wort! Der deutsche Kaiser, der nur als Köntg von Preußen gebieten kann, wie er inner halb der Verfassung darf, kann nicht ohne Weiteres dem selbständigen Staat Hamburg Vorschriften machen und ebensowenig die Stadt sofort besuchen. Der Kai ser würde in Hamburg immer nur Gast des deutschen Bundesstaates Hamburg sein, und er weiß sicher ge» nau, daß der Gast den Wünschen des Wirthes Rech nung tragen muß. Ebensowenig kann der Kaiser die Maßnahmen der Regierung eines deutschen Bundes staates öffentlich krittfiren. Köntg Humbert von Ita lien besuchte s. Z. während der Cholerazett seine ita lienische Stadt Neapel; der König von Preußen, der deutscher Kaiser ist, kann aber nicht ohne Weiteres dte Stadt Hamburg, dte ein selbständiger Bundesstaat tst, aufsuchen. Der deutsche Kaiser tst eben nicht Kaiser von Deutschland. In Hamburg nimmt die Cholera ab, aber doch noch ganz ungemein langsam. Die Zahl der Erkran kungen und Todesfälle für den vollen Tag übersteigt thatsächltch noch über 500. Dte Stimmung tst noch trüb genug, wenn auch nicht gerade mehr eine ver zweifelte; dte Besserung der sanitären Einrichtungen tritt von Tag zu Tag mehr tn Erscheinung, aber an ein schnelles Erlöschen der Epidemie glaubt denn doch Niemand so recht mehr. Die Seuche hat alle Kreise erfaßt, Niemand ist sicher. Die VorbeugungSmaßre- geln find sehr verschärft; wäre dem von vornherein so gewesen, so wäre ganz sicher dte Krankheit nicht zu dieser Ausdehnung gelangt. In Schleswig-Holstetn, Lauenburg und Mecklenburg, sowie im nordöstlichen s Hannover zeigen sich mehr Krankheitsfälle als bisher; ; die Gesammtzahl bleibt aber mäßig. Berlin hat bis her nur zwet Todesfälle und zwei Erkrankungen, dte s zahlreichen Anmeldungen von Brechdurchfällen find dte Ursache mancher sensationeller Gerüchte, doch find neue Fälle astatischer Cholera bisher thatsächlich nicht er mittelt. Charlottenburg bei Berlin hat bisher 7 ! Todesfälle und zwei Erkrankungen an Cholera. In ! Berlin und Umgebung selbst kommen jetzt ungewöhnlich ! viele Erkrankungen an Diarrhoe, Brechdurchfall, Cho- lerine und dergl. vor. Die Aerzte schieben die Er- : scheinung vielfach auf dte herrschende Cyolerafurcht. ? Die bretten Bevölkerungsmaffen lassen in der Berück- ; fichtigung der sanitätspolizetltchen Vorschriften immer : noch sehr viel zu wünschen übrig. Neue Erkrankungen ; sind vorgekommen tn den Kreisen Salzwedel und Wol- , mirstedt im Reg.-Bez. Magdeburg, tn Greifswald, tn - Laucnburg a. d. Elbe, in Jerohetm (in Braunschweig), > Hildesheim, Frankfurt a. M. rc. Im Allgemeinen tst i zu constatiren, daß dte Verbreitung der Cholera trotz j der tn allen Richtungen der Windrose zerstreuten Ham- > burger Flüchtlinge eine mäßige tst und zu besonderen z Befürchtungen keinerlei Anlaß giebt. Dte sanitätspolt- ' zetltchen Vorkehrungen werden jetzt allenthalben mtt - besonderem Nachdruck gehandhabt, so daß man sich : keiner Besorgntß hinzugeben braucht. Eine Ursache - dazu ist, wenn nicht ganz unvorhergesehene Ueber- raschaungen etntreten, in der That nicht vorhanden. Auch in Rendsburg kam ein Cholerafall vor. Vom königlich preußischen Generalcommando des 9. Armeecorps tst angeordnet worden, daß alle Ein ziehungen von Uebungsmannschaften aus Orten, tn welchen der Ausbruch der Cholera festgestellt tst, zu unterbleiben haben. > Es dürfte jetzt feststehen, daß der preußtschc 8 and - tag bereits Anfang November einberufen wird und l gleich nach Beginn der Session dte Steuervorlagen empfängt. Nach der ersten Berathung der letzteren wäre dann für die Etatsverhandlungen Platz. Dte Einberufung des Reichstages wird wahrscheinlich eben falls im November erfolgen, doch sind hierüber wie über den wichtigsten Thetl seines Arbettsstoffes dte letzten Entscheidungen noch rückständig. Das Einbringen der neuen Milttärvorlage in der nächsten Session gilt jetzt für wahrscheinlich. Der Retchsanzetger bringt folgende Mittheilung: „Angesichts der drohenden Choleragefahr wird es für weite Kreise von Interesse sein, zu erfahren, daß dte preußische Medtcinalverwaltung schon seit längerer Zett » ernstlich mtt den Vorarbeit n zu einem Seuchenge-