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ThmM, Assen, Airbenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für die König!. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstag? und Freitags. — Abonnem enrpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Montag? und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 40 Dienstag, den 19. Mai WH Kommenden Donnerstag, den 21. dieses Monats, Nachmittags 6 Uhr, öffentliche Stadtgemeinderathssitznng. Wilsdruff, am 18. Mai 1885. Der S t a d t g e m e i n d e r a t h. - Ficker, Brgmstr. - Hs PZLvKSSRNK Die diesjährige «Kirschennutzung auf der Meißen-Wilsdruffer Chaussee, Abth. 1 und.2, fall ÄSIL 3. sssuni «K. «5.- von Nachmittags ^3 Uhr an im 6A8til3U86 2UM „Ul686N8i6in" IN ^86k6Üa an Meistbietende gegen sofortige Bezahlung und unter den fonstigen vor Beginn der Auction bekannt zu machenden Bedingungen öffentlich verpachtet werden. Meißen, am 15. Mai 1885. Königliche Straßen- und Wasserbau-Inspektion II. Königliche Bauverwalterei. NeuhauS. Diesel. LageSgeschichte. Die am Freitag ohne alle besonderen Feierlichkeiten geschlossene Session des deutschen Reichstages, die erste einer neuen Legisla turperiode, hat mit kurzen Unterbrechungen ziemlich 6 Monate ge dauert, und haben in dieser Zeit nicht weniger als 102 Plenarsitzungen stattgefunden, ein Beweis, daß viel und fleißig gearbeitet worden ist. Kurz nach Beginn der Session machte sich im Reichstage eine stark oppositionelle Meinung geltend, indem sich aus dem Centrum und seinen Anhängseln, den Deutschfreisinnigen, den Sozialdemokraten und Bolksparteilern eine Majorität zusammenfand, die mehrfach ziemlich ernsthaft gegen die Reichsregierung so anstürmte, daß eine Auflösung des Reichstags drohte. Insbesondere gehören hierher die anfängliche Verweigerung des „dritten Direktors" im Ministerium des Auswär tigen, an welche sich der bekannte Adressensturm knüpfte, ferner die feindselige Haltung gegenüber der Dampfersubventionsvorlage, die Be kämpfung der für Afrika geforderten Generalkonsulate, sowie mehrere der Regierung unbequeme und alten Streit aufrührende Initiativan träge. War es die Kolonialpolitik, welche der ersten Hälfte der Ses sion das Gepräge aufdrückt, so that es die Zollpolitik in der zweiten Hälfte, zu deren Durchführung sich eine neue Majorität aus dem Centrum und den beiden konservativen Fraktionen bildete, deren Stre ben auf eine wesentliche Erhöhung der Korn- und Biehzölle und einer langen Reihe von Industrie- und anderen Zöllen ging, und der auch der noch der Genehmigung des Bundesrathes harrende Gesetzentwurf einer Börsensteuer seine Entstehung verdankt. Hier wäre nun gleich der erfolgten Ausdehnung der Kranken- und Unfallversicherung auf das Transportgewerbe zu gedenken, sowie der leider nicht zum Ab schluß gebrachten Erstreckung der Unfallversicherung auf die land- und sorstwirthschaftlichen Arbeiter. Doch dürfte wohl zu hoffen sein, daß die Arbeit der Kommission an letzterer Aufgabe nicht vergeblich ge- wesen, da tiefergehende Meinungsverschiedenheiten kaum hervorgetreten, so daß dieser Schritt zum Ausbau der sozialen Reformgesetzgebung in der nächsten Session desto leichter dürfte gemacht werden können. Der bekannte Ackermann'sche Antrag, der Jnnungsgesetzgebung den Befähigungsnachweis und Anderes einzufügen, wie noch so Manches, was auf sozialpolitischem und gewerblichem Gebiete angeregt wurde, blieb in der Kommission stecken. Eine Reihe von Verträgen, welche den Reichstag beschäftigen, knüpfte entweder bestehende Beziehungen zu auswärtigen Staaten fester, oder bahnte neue an; dahin gehören: der Handels- und Schifffahrtsvertrag mit Griechenland; die Konven tion mit Birma und Madagaskar, der Handels- und Freundschafts vertrag mit der südafrikanischen Republik, der Vertrag mit Belgien und endlich die Abänderung des Handelsvertrages mit Spanien. Schon der Umstand, daß zum ersten Maie dem Reichstage in Gestalt von Weißbüchern umfangreiche Sammlungen von Aktenstücken zugingen, welche aus die auswärtigen Beziehungen des deutschen Reiches Bezug habend, hauptsächlich mit der Entwickelung der deutschen Kolonialpo litik in engster Beziehung standen, weist darauf hin, daß diese Kolo nialpolitik einen der Angelpunkte bildete, um den sich die Ergebnisse der Session in der Hauptsache drehten. War sie doch auch, so zu sagen der Fels, an dem sich die anfangs wild tobende oppositionelle Brandung brach. Nicht weniger als 35 namentliche Abstimmungen, eine wohl bisher in keiner früheren Session erreichte Zahl, gehörten dazu, die Entschlüsse des Reichstages über die wichtigeren Punkte der von ihm gezeitigten Ergebnisse festzustellen, ein Umstand, der auf die Hartnäckigkeit des geistigen Kampfes schließen läßt, der geführt wurde. Möge die vom und im Reichstage geleistete anstrengende und mühe volle Arbeit der Kräftigung des deutschen Reiches, der deutschen Na tion dienen. Zwei neue Weißbücher kurz hintereinander sind dem Bandes - rath und dem Reichstag zugegangen. Beide betreffen die egyptische Frage, das eine die diplomatischen Verhandlungen, das andere den finanziellen Theil der Angelegenheit. Weißbücher sind Sammlungen von Aktenstücken, Depeschen, Denkschriften u. s. w., die sich auf ein, bestimmte politische Frage beziehen. In England heißen die Weiß bücher Blaubücher, in Frankreich Rothbücher, in Italien Gelbbücher und so fort, überall aber haben sie den Zweck, die Parlamente über politische Angelegenheiten aufzuklären. Diese Blau-, Roth-, Gelb- Weiß- rc. Bücher sind besonders für die Geschichtsschreiber ein wichtiges Material, denn es steht alles drinn, was verhandelt und gethan wor den ist und wie die Sache schließlich abgemacht wurde. In Bundesrathskreisen ist man nicht ohne Zweifel über die Zustimmung zu den Börsensteueranträgen, wie sie der Reichstag angenommen hat. Von mehreren Regierungen ist Einsprache zu er warten, und es wird sich zu zeigen haben, wie weit diese bewirken möchten, daß die Regierung sich über ein anderes Börsensteuergesetz verständigt, welches in der nächsten Session dem Reichstag vorzulegen wäre. Gelegentlich des parlamentarischen Frühschoppens äußerte sich Fürst Bismarck verschiedenen Personen gegenüber über seine Sommer- pläne wie folgt: Er gedenke sich anfangs nächster Woche auf einige Tage nach Schönhausen zu begeben, werde sodann zur Kur nach Kis- singen gehen und von dort am 27. Juni in Berlin zurück sein. Der „Neuen Zeitung" wirb eine bezeichnende Aeußernng des Kanzlers mit- getheilt. Es saßen in einer kleinen Gruppe mehrere Abgeordnete zu sammen, die von der Kolonialpolitik des Reiches sprachen. Fürst Bismarck, der dies hörte, mischte sich in die Unterhaltung mit dem Bemerken: „Meine Herren, die Kolonialpolitik wird nicht durch Generale und nicht durch Geheime Räthe gemacht, sondern durch Kommt von Handlungshäusern". Auch die Journalistik war bei dem Frühschoppen, durch Geheimen Kommissionsrath Pindter und Dr. Paul Lindau, vertreten. Die Zahl der bei dem Reichstage in der gegenwärtigen Session eingegangenen Petitionen betrug 8628, davon wurden den Fachkom missionen 3158 und der Petitiouskommission 5470 Petitionen über wiesen. Die Kommission hat 5342 Petitionen erledigt, so daß noch 128 unerledigt geblieben sind. Von den zur Erledigung gelangten Petitionen sind 25 dem Reichskanzler überwiesen, hiervon wurden 8 auch im Plenum erledigt; 4572 fanden durch Annahme von Gesetzen und Anträgen ihre Erledigung; bei 16 Petitionen wurde Uebergang zur Tagesordnung beschlossen, 3 sind im Laufe der Session zurückge zogen und 726 wurden zur Erörterung im Plenum nicht für geeignet erachtet. Ueber das Vermögen der Wittwe des bekannten Abgeordneten und Volksmannes Schulze-Delitzsch ist das Konkursverfahren eröffnet worden. Es erfolgt nun von Berlin aus die Anregung, von der hoch betagten Lebensgefährtin des Verstorbenen die Stunden der Noth und Entbehrung durch eine einzuleitende Sammlung fernzuhalten. Drei Trauerfälle, den Tod von hervorragenden Persönlichkeiten weist vorige Woche auf: Am Sonntag, den 10. d., verstarb in Köln der bekannte Komponist Ferdinand von Hiller, am Montag, den 11., in Königsberg in Preußen der kommandirende General des ersten Armee korps, General der Infanterie von Gottberg, einer der hervorragendsten Offiziere der Armee und an demselben Abend gleichfalls in Königsberg der Präsident des dortigen Oberlandesgerichts, Kanzler des Königreiches Preußen und Kronsyndikus, Dr. von Goßler, der Vater des preußi schen Kultusminister. Der deutsche Jnnungstag wird vom 14. bis 16. Juni in Berlin stattfinden. Folgende Anträge werden verhandelt werden: 1) der Befäbigungsnachweis zur Ausübung eines selbstständigen Ge- werb''betriebes; 2) das Lehrlingsgesetz des Abg. Ackermann; 3) Ge werbekammern, Reichs-Jnnungsamt; 4) Krankenkassengesetz, Unfallver sicherung. Wird sie zu Stand kommen oder nicht, die deutsche Gewerbe-