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«r.«88 Montan, 15. Dezember ^MK G»sch>st»ft«>« »»d tNeVabti»», >»«. I«, Holdrtnsrratze 4» Fernsprecher 21 >VS Voftschcl»»»«to Leipzig Nr. 147»2 V^n»tP»rtO> Kier»rIIÜdr:i<t> m der Vci»0»»t»-U« „dci von vr> 1-ol> udoedoii Uuegad« t mit illnstt ckrtlag» 4.00^1 »«.VOsv. Ju Dresden und panz DeuNldland Ire« Haue ituSgab« t < VS ^1. Uaseabe v 4 08 — Die SSchftkhe tiolkSiiettuno erlibeini an allen MoMeulagen naldm - Sprechstunde der Redaktion: I I btt IS Ubr dann «uz,«gen, «nnahme von Ge,cha„»u>>zet«en die 10 Uhr. von Namtilcua»,eigen b>» I I Mn vorm. - Peer« für dt> Petit-Spallzelle SO ^ im Reltameieu 1.80 Fami>tcn-?In«eigen ö<>,> — Für undeutlich getchriebcne. sowie Mach Irr» Idrecher aulgegebene «»zeige» ISnnen wir di» Berantworlltchleil für die RichNgkri, des Lexies nicht übernehmerr M RMkMlMUi? Ksiv WHklw II. Doii einem besonderen Berliner Mitarbeiter Die deutsätz.'« Dokumente zum Krwzsausbruch sind nunmehr erschienen. Tie Aktenstücke stellen nicht etwa eine Ausles«, sondern eine vollständige Sammlung aller deutschen Dokumente, die für den Kriegsausbruch und seine Beurteilung in Frage kommen, dar. Sie sind von Karl Kautsky znsammengestellt und von dem Grafen Mar Montgelas und Professor Walther Schücking herausgegeben. Man bat die Dokumente in durchaus originaler Fassung Selbst Schreibfehler wurden mit übernommen. Die Akten stücke sind vollständig für sich gestellt, jegliche Kritik oder auch sonstige, ein Werturteil darstellende Bemerkungen sind unterlassen. Aus die Dokumente selbst wollen wir in diesem Zu sammenhang nickt eingehen. Wir möchten uns vielmehr den Randbemerkungen Kaiser Wilhelms II. zuwen den, die sich hier und da auf den wichtigeren Aktenstücken finden und von denen schon solange im In- und Auslände gemunkelt wird. Es sei aber gleich bemerkt, daß selbst nach der Feststellung der Herausgeber einen entscheidenden Ein- sluß auf den Gang der Dinge diese kaiserlichen Randglossen nicht hatten. Vielfach find, soweit es sich um Weisungen bandelte, diese gar nicht zur Ausführung gekommen, andere ' Verfügungen oder Willenserklärungen kamen für die Ent- j scheidung zu spät und wieder andere Bemerkungen erklären j sich als Nenßerungen einer momentanen Stimmung. Ge rade in den letzteren aber wird man vielfach geneigt ''ein und die Gegenseite ist schon sehr eifrig dabei, diese Dings entsprechend politisch anszunnhen — sie zur Kennzeichnung des ganzen „Milieus", der ganzen Umwelt, in welcher sich der Kaistr bewegte und in welcher er durch bestimmte Kreise feiner Umgebung auch fortgesetzt gehalten wurde, zu er blicken. Die kaiserlichen Randglossen setzen ein bei dem ihm vor- aelegten bekannten Bericht des „Berliner Lokal-Anzeigers" vom 14. Juni 1614, in welchem die alarmierenden Mittei lungen von den russischen Kriegsrüstnngen enthalten waren. Der Kaiser schrieb folgendes an den Rand: .An/ 1-nd ich li'K,n pi>- R>>si>'ii Ke Marken mi'ne'.ck'! Wer i» Di-nt>chlanb j-tzt no b nickt glaubt, dost von R'ffo-ohngch,, mit Hochdruck o»s einen bnld-a-» Kriea gegen nn« bingewlrkt wirk, und wir dementsprechende 6tcacurnakrege>n er'i-elf-n nst'ss-n, der prrdici.t, umgebend ins klr^enbniis noch Dalldorf aescklckt IN w-r- denl Stramme neu- Stenern »»d Monopole »nd die nickt lrinael'ellten soko-t 'n d,.- ?I>me- »»d di- Mar>ne b!»-in!" Die Bemerkung des Artikels: „Rußland und Frank- reich wünschen keinen Krieg", bezeichnet eine kaiserliche Randbemerkung als „Ouatsch!" Dieses Wort erfreut sich überhaupt einer außerordentlichen Beliebtheit bei dem Kaiser. Es kebrt in Verbindung mit den anderen: „Blech!" und,. „Blödsinn" immer wieder. An die Schlußbemerkung des Artikels, daß Rußland neue kollosale Rüstungen laut Abmachungen mit Frankreich begann, fügt der Keifer die Aeußsrimg an: „Was mein Generalstab stets behauptet hat." An der Spitze des Blattes, auf welchem der oben erwähnte Artikel verzeichnet ist, schreibt der Kaiier: „Das verlangt eine klare bündige Antwort durch die Tat!" Von größter Entscheidung für den Beginn des Krieges war bekanntlich das österreichische Uftftuaftim an Serbien und die Stellungnahme der deutschen Regierung dazu. Die früher veröffentlichten Dokumente baben den Nachweis zu.führen versucht, und auch erb-acht, daß die Reichsleitiing alles unternahm, um auf Oesterreich-Ungarn dämpfend , einzuwirken und dis letzten Konsequenzen zu vermeiden. ! Die kaiserlichen Randbemerkungen ,zn den betreffenden ! Aktenstücken geben freilich nicht dasselbe Bild. Wir führen . nachstehend einige dieser Randglossen zu den wichtigeren ! Belichten der Botschafter nsw. an, ohne uns im einzelnen ! auf ihre Kritik einznlassen. j Unter dem 30. Juni 1914 berichtet der deutsche Bot- j schäftet' in Wien Herl v. Tschftrschk h an den Reichskanz ler. Er führt aus, es fei vielfach der Wunsch, „es müsse einntal gründlich mit den Serben abgerechnet werden". Diesen Satz hat der Kaiser unterstrichen und dazu bemerkt: „Jetzt oder nie!" T'chirschky schreibt weiter in diesem Be richt folgendes: „Ich benutze jeden Anlaß, um ruhig, aber sehr nachdrücklich und ernst vor übereilten Schritten zu warnen? Dazu bemerkt -er Kaiser: ' ' ' „W r ho! "" . >' a" R sobr dn-nm l Geist itzm -ar nickt- a -a -« '->>-<> ick O st r-ch» Socke st. w'S es hierbei z» tun gebeut!! Nachher heißt es dann, wevu's ich! ? fteiu, Duilfckl.iiid Hot inck! ge voll:!! Tickirschky l>'8 de Unsinn gcsük'nü luisen! Mit den werden muh caifgecZuml weide» nno .g.one sehe back" Die letzten Worte sind noch besonders unterstrichen. Ju einem weiteren Bericht des Botschafters in Wien an das Auswärtige Amt vom 11. Juli 161 l heißt es, daß der Kai- ser Franz Joief der Ansicht zuneige, „daß konkrete Forde rungen an Serbien zu stellen sein würden. Dazu bemerkt der Kaiser: „Aber sehr! Und unzweideutig!" Tschirschkh bemerkt weiter in dem gleichen Bericht, daß man noch dar über nachsinne, „welche Forderung man stellen könne, die Serbien eine Annahme ides Ultimatums )völlig unmöglich machen würde". Tie Randbemerinng des Kaisers lautet hier: „Ten Sniuüwck räumen! d»a-.u> ist dcr strakehl foiort da. Den Wüh Oenerreich unbedingt sofort wieder hoben, um die E ni- iziliitz Serbien«, Monkcnet>r»s und das Crrcichen des Meeres seitens der Verben zu hindern!" An dem gleichen Bericht finden sich die weiteren Bemer kungen „Blödsinn und Kindisch", letzteres, als davon die Rede ist, daß der österreichische Kriegswinister auf Urlaub gehen wolle, um jeder Bcunrubignug vorznbeugen. In einem weiteren Bericht des Botschafters vom selben Tage wird mitgeteilt, daß die Note so abgefaßt sein werde, „daß deren Annahme so gut wie ausgeschlossen sei". Das Wort „ausgeschlossen" hat der Kaiser zweimal unterstrichen. In einer Randbemerkung fordert er weiter, daß man „unbe> dingt" zu einem „energischen Entschlüsse" kommen müsse. Es ist mehrfach in den Berichten von diesem Tage die Rede davon, daß die Uebergabe des Ultimatums an Serbien bis nach der Abreise des Herrn Poinccn-6 aus Petersburg ver schoben werden sollte. Jeweils schreibt der Kaiser hier an den Rand: „Schade!" Unter dem 21. Juli 1614 schickt der Botschafter in Kon- stantnwpcl Wangenheim ein Telegramm an das Auswär tige Amt. in welchem er sagt, daß nicht nur Bulgarien, son dern auch Rumänien und die Türkei sich rückhaltlos ans die Seite des Dreibundes stellen — hier schreibt der Kai ser dazu: „Na?" —, wenn Oesterreich Serbien eine gehörige Lektion gebe. An diesen letzten Sah schreibt der Kaiser: „Das gebe der Himmel!" linier Botschafter in Petersburg Graf Pourtales sendet unter dem 21. Juli einen Bericht au den Reichs kanzler über eine Unterredung, die er mit dem Minister Sasanow batte. Daselbst kommt n. a. die Wendung vor: ..Das Wiener Kabinett baüe nicht den geringsten Grund, sich über die Haftung der serhftcben Regierung zu beklagen, d'ren> Beuebmeu sei vielmehr völlig korrekt." Dazu schreibt de>' Kaiser an den Rand: „DonnerwetterI" Pourtales teilt des weiteren die Befürchtung Sasanows mit, daß das Ziel die Vernichtung Serbiens sei. Hierzu bemerkt der Kaiser: „Wäre auch das Beste!" Besonders ungnädig geht der Kaiser mit einem Be richte des deutschen Botschafters in London um, welchen der Staatssekretär von Iagow am 23. Juli 1611 dem Kaiser unterbreitete. In diesem Berichte wer den die Anschauungen Sir Edward Grevs über die Lage wiedergegeben. Tie kaiserliche Randbemerkung lehnt ent- ickiedc» jede Einmischung Grevs in den Gang der Dinge ob. In dem Berichte ist auch die Rede davon, daß Grey erwarte, daß es deutschen: Einfluß in Wien gelänge, un erfüllbare Forderungen zu unterdrücken. Dazu bemerkt der Kaiser: „Wie komme ich dazu? Geht mich gar nichts an! Was Heißt unerfüllbar? Die Kerle haben Agitation mit Mord getrieben und müssen geduckt werden." Zu der wei tere'! .Bemerknna des J.rgow-Berickftes, wonach Grey mit Bestimmtheit damit rechnet, daß wir mit Forderungen, die offenkundig den Zweck baben, den Krieg herbeizuführen, uns nicht identifizieren würden, bemerkt der Kaiser: „Das ist eine ungeheure britische Unverschämtheit! Ich bin nicht 'berufen, ü In Grey Sr. Majestät dem Käfter (Franz Josef) Borschriften über die Wahrung seiner Ehre zu machen!" Iagow versah den Boftchafterbencht mit der Bemerkung, daß dpr Botschafter' in London Instruktionen erhalten b.ibe, daß wir die österreichischen Forderungen nicht kann ten, sie aber als interne Fragen Oesterreich-Ungarns be trachteten, mft die unS Eiywir.kttng nicht zustande. Dazu bemerkt der Kaiser: „R'cki n! D,I« soll G-cp oder recht e-nst »nd denikick g-- sant W rdsül ''nm-t er sledt. Ich leinen Gvok »--ckiede GreN beq ht den F-dler. doli er Z-rWen mll Oell i-reick-Nnq-irn >>nd anderen G oßmäckten a»s ein-Da« i^nn- dSnt! ^erKen ist --ine Aft''., Garst-.:. ikr Rerkreckeu gefaßt Wecken mußt Ich w'we in .!. in ein ^jschc». wi-> oer Koiser z» beurteilen, allein d-hupt '»! Fei- b.ste dwi» Dev üi.: eiwaiteft und sie überraschst mich nicht! ücht braucht L.nstvelü. uu» he ublassei b t> schient; . '. di ich al^elry.',r »e.dtir '.r>i!t! Wilhelm, 1. Diese Randvemerku'.ig ist dem Auswärtigen Amte nock .. am 23. Juli von Balholm, wo der Kaiser sich aus der Norb- landroise bes.uid, telegraphisch mitgeteilt worden uad a:u 24. Full st Uhr stst Miuuleu vormittags dort eiugegangen. Ju einen! Telegramm vorn 24. Juli teilt de: Botschaf ter in Pan io von T w o c-u au das Auswärtige'Amt mit, mau sei in Paris der Ausübl. daß Oesterreich-Ungarn gut tue, über einzelne Punkte des Ultimatums mit Serbien zu diskutieren. Hier st-.-dt folgende Bemerkung des Kai sers: „Ultimata erfüllt man, oder nickt! Aber w>an dis kutiert nicht mehr! Daher der Name!" An einer anderer' Stelle dieses Berichtes findet sich die Rrndk-,'M?rkun<i „Quatsch!" und zum Schluß steht der Raudbeme.k: ..Vor klausuliertcs Blech!" Ter Botschafter in Wien berichtet eber.ftllr r:ter dev! 24. Juli an das Auswärtige Aust: „Oesterreich ae 'de kei nerlei serbisch Territorien be.uftpruchu.' Du -. bemerkst, der Kaiser am Rande: „E'.-l! ien Sant':: st : v.z es wie dernehmen, sonst kommen die Derben an die Ad.r ." Dev ganzen Bericht kennzeichnet der Kaiser in eir..-: Schuh bemerkung als: „Schwächlich!" Nachden: nun aber dft serbisch Antwortnote auf das österreichische Ulrich-kum dci. Kaiser bekannt gegeben wovdeu luar, bat er lei.m-u Stand punkt, daß mit aller Energie durchgcgnften w,"deu müsst' geändert. Offenbar ist auch ihm das Entgegenkommen de Serben vollständig überrasch«- gewesen. Er stro-b null die betreffende Note folgende Worte: ..Eine v»iiiat>r« ^.!1>NN für cm, slist von bloß 48 Stunde» Das ist in ljr> als man erwart,» Karst-1 E>n «rohrr mv.'slllcher ßrsola für Wien: aber damii fällt jcder Kriegsarnnd fori urw Äiescl, sder Gesandte ln Belgrad) hält- rndig in Bel «ad bleibe: sollen- Daraufhin hätte ick niemals Mobilmachung besohle»." Ter Respekt des Kaisers vor seinen Botschaftern wo: wir man aus den bereits nulgeteilteu, wie auch aus den übrigen 'Randbemerkungen erscbcn konnte, nicht sehr groß Aber auch andere Hobe Per'önlicheiten mußten sich in die sen handschriftlichen Anmerkungen des Käfters eine herbe Kritik gefallen lassen. An einen Bericht des Gestwdftn in Belgrad an das Auswärtige Amt vom 24. Juli 1614. in welchem es heißt, daß der Ministerrat nute' dem Vorsitz des Kronprinz-Regenten getagt babe. knüpft d-w '.'ach. - die Bemerkung: „Es scheint, S. M. baben sich gel'-.-ftckr!" Wie der Kaiser mit dem Reichskanzler vcu Bckbmann'- Hollweg und seinen Anschauungen umging, -r-a noch in Kürze vermerkt sein. Der Reichskanzler richtet' e lfter dem 25. Juli ein Telegramm an den Kaiser, in welchem er mil teilte, daß er vom Chef des Aöw.iralsrabes d Manne er fahren habe, daß der Käfter mit Rücksicht a.' ein Wolfs- Telegramm der Flotte Bcfebl zur schleim: wn Pwbcreitlrng der Heimreise erteilt habe. Ter .Kanzler l iite: mit Rücksicht auf die Beuurubiguug, die durch eine solche Mastuabme cnt- stehen könne, keine verfrühte Heiinreiie der Flotte zu be fehlen. Dieses Telegramm ist im Original vom .Kaiser ganz ungewöhnlich zerzaust worden. Ze-dlre-ckn' Worte sind vom Kailer zweimal unterstrichen, mit AÜL'r.ift'mgs- und Fragezeichen versehen. An -er Spitze des Telog' onnnS steht die Bemerkung: „Unglaudliä»' Zuinutuno!" Unter Bezugnahme auf die Worte „ein Wal ft- T elsgr-amnr" '/.chreM der Kaiser: ' „Une'bZrtl Ist mir gar nickt ei» -tolcnü »nf bis Weib»«« mein«-? l^elandtkn von der Mob-lmnck"n, in Beln'adl ' Dllsc kann Modllmncknnq Riißlant« nack : - wei'! ltöstb Motitz- mackuno O-sterrftckS nock stck steh - ! In ».E-m Aull« muß ick m,in- Streitmacht zu Lnnbp m>d ui Wost-r deisamm.kp haben In der Ostl e -st kein e nrae« Achiffl! Ick pflckic i^, i>br'p''n millkär ich- Mntznnbmen nicht noch cincm Wolffti-lkgromr! z» t',ssen, sondern nach der oltzi--'ewe» Laae n»d die h«t b« Zitzilkanzler roch kstckt b arstsen l W—n Roßlonb mobil machst muß m,ine Flotte schon in Ostsee i-'n n so iährt sie nach Haubl IDIe Sverrnngcn bezeichnen die Unterslrelkbiniiicn deS vaster« >m vrtatziat.-er »üeberschnst.i Auf ein Telegramm des Reichskanzlers vom 26. JnK 1614 an den Kaiser, in welchem ser Kanzler vät, so lange Rußlanid keine feindliche Aktion r vrnäbme, ruhig« Haltpng zu bewahren,-schreibt der ssafta ..Hibe ist die erste Bür gerpflicht I Nur Ruhe, immer ur Rubel! Eine ruhig? Mobilmachung ist auch etwas Neues!" . ge In demselben Telegramm >: llK dt-r zdanzler Sie Bitte um Mitteilung, wo und wann der Kftser „an Land steigen? i I4UI« . t — M „„ b» »». V » I» b ch^m»«i«NS'E , » j Venksuf: 0 v ll6 ,-^, ' fort,,;»!. w4Hl>,