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Dresdner Journal : 19.10.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189910195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18991019
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18991019
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-10
- Tag 1899-10-19
-
Monat
1899-10
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 19.10.1899
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Beia««»ret»r Für Dretden vierteljährlich: 2 Mart »0 Pf, bei den Kaifer- lich dl iNchen Postanstaltea vierteljährlich 8 Mark; außer halb de» Deutjchen Reiche« Poft- und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Ps. Srschetne«: Täglich mit Ausnahme der Eonn- und Feiertage abend«. Fernjpr Anschluß: Nr. I SSL. Dresdner M Journal. «nkündtsun,«gebühren: Für den Raum einer gespal tenen geile kleiner Schrift L0 Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile b0 Ps. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de« Dre-dner Journal« Dresden, Zwingerstr. 20. Fernspr -Anschluß: Nr. 1SSS ^244. Donnerstag, den IS. Oktober abends. 18SS. Amtlicher Teil. TreS-eu, 16. Oktober. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Direktor der Real- jchule in Crimmitschau Professor Ernst Emil Albrecht da- Ritterkreuz 1. Klasse des AlbrechlSordenS zu ver leihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Ober-Telegraphenassistenten Karge in Zwickau das AlbrechtSkreuz zu verleihen. Srvenanngeu, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche de« Ministeriums de« Innern. Brandversicherungs - Kammer, Kanzlei. Pensionirt: Sekretär Herzog — Befördert: Bureauassistent Bitke zum Sekretär, die Expedienten Behr und Reichelt zu Bureau- assistenten. — Angestellt: Luckner und Erler als Ex pedienten. Techniker. Pensionirt: BrandversicherungS-Jnspektoren Zöllner und Seidel. — Aus Ansuchen entlassen: Brand- vnsichrrungS - JnspektoratSasflstent Feilotter. — Befördert: die Brandversicherung« - JnspektoratSassiftenten Heinze und Steude zu BrandversicherungS - Inspektoren, ersterer filr den Bezirk Oschatz, letzterer für den Bezirk Auerbach — Angestellt als BrandversicherungS - JnspektoratSassiftenten: Ingenieur Vennwitz für Maschinenversicherung, die BaugewerkSmeiper Zösel und Bräunert, sowie der StadtbauamtSassrstent Seiler sür Gebäudeversicherung- I« »rschiftSberetche des MintftertumS de« Kalt»« «u» öffentlichen Unterrichts. Erledigt: die zweite ständige Lehrerstelle in LangenchurSdors bei Waldenburg i. S Kollator: die oberste Schulbehörde. Gebalt: 1300 M, wovon ein kleiner Teil für die Vertretung des KirchschullehrerS zu rechnen ist, 72 M. sür Turn- und 72 M sür Fortbildungs schulunterricht, überdem Amtswohnung mit Bartengenuß. Be- werbung-gesuche mit sämtlichen Zeugnissen bi» in die neueste Zeit sind bi» zum 81. Oktober bei dem König!. BezirkSschul- iaspektor Schulrat Lötzsch in Glauchau einzureichcn. Nichtamtlicher Teil. Das vertrauen der Arbeiterschaft. Der bisherige Führer der nationalliberalen Partei, Hr. Bassermann aus Mannheim, der wegen demokra tischer Anwandlungen schon mehrfach Auffehen erregt hat, ist, wie bekannt, in diesen Tagen wieder einmal in einer süddeutschen Versammlung als Redner aufgetreten und hat zunächst den Satz ausgestellt, man dürfe das Ver trauen der Arbeiter zur ReichSgesetzgebung nicht er schüttern. Durch seine weiteren Ausführungen aber hat Hr. Bassermann nichts anderes gethan, als der gesamten Arbeiterschaft ein tiefes Mißtrauen gerade gegen die gesetzgebenden Faktoren beizubringen. Er äußerte, um es hier zu wiederholen, die Agitation für die Vorlage, betreffend den Schutz deS gewerblichen Arbeitsverhältnisses, sei allein von den Großindustriellen ausgegangen, deren Ruf: „Schutz den Arbeitswilligen" sei eitel Heuchelei, nicht um einen Schutz der Arbeits willigen handle es sich, sondern um den Schutz der höchsteigenen Interessen der Großindustrie und die Pflege ihrer eigenen Machtverhältnisse. Vielleicht hat man nicht mehr nötig, Hrn. Basser mann und seiner Rede eine besondere Bedeutung bei zumessen, denn man darf wohl bezweifeln, daß der Ge nannte seine führende Stellung noch lange inne- haben werde. Nicht nur in industriellen Kreisen, die sich durch die Bassermannsche Bestätigung sozial demokratischer Unterstellungen schwer beleidigt fühlen, sondern auch unter den Nationalliberolen hat die nemste Leistung dieses Führers böses Blut gemacht. Indessen ist der Gedankengang der erwähnten Aus ¬ führungen ein solcher, wie man ihn seit einiger Zeit bei allen denen findet, die sich selbst „Sozialreformer", diejenigen besonnenen Politiker aber, welche in planmäßiger, dem Gemeinwohl« Rechnung tragender Weise Schritt für Schritt reformieren wollen und die freilich als die schlimmsten Stören friede dieses Unternehmens die Sozialdemokraten an sehen, „Scharfmacher" nennen Jene „Sozial reformer" gehen von dem anfechtbaren Gesichtspunkte aus, die Sozialdemokratie sei in der That da-, wofür sie sich auSgiebt, die Vertretung der Arbeiterinteressen. Man kann nach dieser Ansicht also das Vertrauen der Arbeiter nur gewinnen, indem man da- der Sozialdemokratie zu erringen trachtet. Die Sozial demokratie hat sich in der schärfsten Weise gegen den Gesetzentwurf zum Schutze des gewerblichen Arbeits verhältnisses ausgesprochen, lange bevor der Entwurf an den Reichstag gelangt war, folglich ist das Gesetz für die Herren Bassermann, Brentano, Schmöller rc. unannehmbar, eS erschüttert angeblich das Vertrauen der Arbeiter. „Vertrauen gegen Vertrauen", so lautet eine ele mentare Forderung. Regierung wie „bürgerliche Ge sellschaft" haben der Arbeiterschaft ein sehr hohes Vertrauen bewiesen, als sie nicht nur das allgemeine freie Wahlrecht einführten, sondern auch den Arbeitern die Koalitionsfreiheit gewährten. Hat die von der Sozialdemokratie beeinflußte Arbeiterschaft dieses Ver trauen vergolten? Ten sozialdemokratischen Agitatoren ist eS im Gegenteil gelungen, unter len Arbeitern höchstes Mißrrauen gegen Staat und Gesellschaft, gegen Monarchie und Regierung zu verbreiten. Will man also ernsthaft das Vertrauen der Arbeiterschaft wiedergewinnen, so darf man nicht eine Politik treiben, wie sie die „Sozialreformer" empfehlen und wie sie nur die Stellung der Sozialdemokratie unter den Arbeitern befestigen würde, sondern man muß dafür sorgen, daß der Aussaat unbegründeten Miß trauens und dem die Arbeiter unter der Fuchtel hal tenden Terrorismus der Sozialdemokratie mit staat lichen Machtmitteln entgegengearbeitet werde. Wer nur mit einiger Aufmerksamkeit und mit einigem Verständnisse die Verhandlungen des Hannoverschen Parteitages verfolgt hat, weiß, daß die AgitationS- kunst der Sozialdemokratie nach wie vor in erster Linie darin besteht, in der Arbeiterschaft den Klassen kampf rege zu halten, ihr also die Anschauung fest einzuimpfen, daß von der „gegenwärtigen" Gesellschaft nichts als höchstens Abschlagszahlungen zur Besserung ihrer, der Arbeiter, Lage zu erwarten seien. Man hat eS in Hannover wieder zehnmal bestätigt erhalten, daß die Partei systematisch darauf ausgeht, das AutoritätSgefühl zu untergraben, was das Vertrauen der Arbeiter zu anderen Faktoren als zur sozial demokratischen Partei zerstören muß. Es ist unerläßlich, die Arbeiter wieder in geordnete Bahnen zu führen und in ihnen das geschwundene oder besser gesagt: das ihnen geraubte Vertrauen wiederzugeben; aber auf dem jüngst von Hrn. Basser mann empfohlenen Wege ist dieses Ergebnis nicht er reichbar. Die runde Ablehnung der „Arbeitswilligen vorlage" unter einer solchen Begründung würde nur als ein Zugeständnis an die Sozialdemokratie, das von der Furcht vor der „Macht" der Gewerkschaften geboten sei, ausgegeben werden und würde eine terroristische Agitation unter der Arbeiterschaft zeitigen, wie wir sie bis jetzt noch nicht kennen gelernt haben. Das Vertrauen der Arbeiter wird nur wiederhergestellt werden können, wenn man dem Einflüsse der Sozial demokratie und ihrem Terrorismus entgegenarbeitet, nicht zum materiellen Besten der Industriellen sondern im Sinne des Gemeinwohles. Ter Krieg in Südafrika. Die Eröffnung des englischen Parlaments, der man allgemein mit Spannung entgegensah, ist nun erfolgt. Im Oberhause ist zwar die Adreßdebatte ohne scharfen Protest der Opposition gegen die Politik der Regierung zu Ende geführt worden, im Unter- Hause mußte sich aber Chamberlain doch eine strenge Kritik der Transvaalpolitik von feiten der Opposition gefallen lassen, wenn auch der Regierung von dieser Seite, wie man nicht anders erwarten konnte, schließ lich die Unterstützung nicht versagt worden ist. Die englische Fachpresse macht jetzt dem Kriegs- ministerium über die Langsamkeit der Rüstungen Bor würfe. Sie rügt, daß zwar das ganze Trainpersonal in Kapstadt auSgeschifft sei, aber die sämtlichen Zug tiere und Wagen zur Beförderung fehlen, sowie daß man nicht für einen besseren Pfirdeersatz bei der Kavallerie und Artillerie, die man bekanntlich in Ermangelung eines Besseren mit Londoner Omnibuspferden auSrüstete gesorgt hat. Auch über da- spärliche Eintreffen von Meldungen von dem Kriegsschauplatz« beginnt sich in der englischen Be völkerung, einige Unruhe zu zeigen. Besonders um deswillen ist man erregt, weil einige regierungsfeindliche Organe durchblicken lassen, daß die Zensur eineNiederlage der englischen Truppen verheimlichen wolle. Nicht allein die Nachrichten aus Kapstadt und Durban unter liegen einer strengen Durchsicht, sondern auch die aus Pretoria und Johannesburg über Louren^o-Marquez, dem den Buren allein noch offenstehenden Drahtweg, müssen sich in Aden der englischen Zensur unter werfen. Man wird deshalb gut thun, alle Meldungen über etwaige Siege der Engländer mit Vorsicht ent gegenzunehmen. Im Hinblick auf die von den Buren voraussichtlich zu erwartenden Zerstörungen von Eisenbahnen und die dadurch erforderlichen Reparaturen werden die nach Süd afrika gesandten Genietruppen verstärkt. ES sind daher eine Anzahl solcher Reservisten des GeniecorpS, die in Eisenbahn-Compagniengedient haben einberufen worden und werden mit der 10. (Eisenbahn-) Compagnie der königlichen Genietruppen und einer Abteilung freiwilliger oder königlicher Genie deS Londoner DistricteS Tower Hamlets, die bei der Großen Nordbahngesellschaft an gestellt sind und speziell für den aktiven Dienst in Südafrika auSersehen wurden, sobald als thunlich nach Südafrika eingeschifft werden. Die andere Eisenbahn- Compagnie der königlichen Genietruppen, die achte, ist schon nach dem Kap abgegangen. Auf dem östlichen Kriegsschauplätze schließt sich immer mehr der eherne Ring, den die Buren um daS Lager deS Generals White gezogen haben, und der Angriff wurde für gestern erwartet. Der „Daily- Telegr." frohlockt darüber, daß die Buren noch nicht gewagt haben, englische Befestigungen anzugreisen, und erklärt sich dieses Zögern durch die Furcht vor der eng lischen Kavallerie. AuS militärischen Gründen ist dieses Zögern aber durchaus erklärlich. Die Vortruppen sind vor der befestigten Stellung angelangt, eS handelt sich nun also um sorgfältige Rekognoszierung der An griffspunkte, um den Aufmarsch deS GroS diesen An griffspunkten gegenüber, um das Heranbringen der erforderlichen Artillerie und den Batteriebau. Mag nun die Führung sich sür Angriff oder Zernierung entscheiden, in jedem Falle ist Zeit erforderlich, um die tiefen Marschkolonnen in einer breiten Front zu entfalten. Eine Abteilung zerstörte bei Jngagane die Eisenbahn, um das Heranfahren von Panzerzügen zu verhindern. Auf dem westlichen Kriegsschauplatz handelt eS sich um das Schicksal von Kimberley und Mafe- king Das Ausbleiben aller Nachrichten über das südlich gelegene Kimberley, dem seine Diamantminen und die Anwesenheit von Cecil Rhodes ein beson deres Interesse verleihen, machen den Fall diese» Platzes mit seiner Garnison von LOM Mann wahr scheinlich; damit wäre denn auch jede Verbindung zwischen der Kapkolonie und den weiter nördlich stehenden englischen Abteilungen unterbrochen. Ueber den Vorgängen bei Mafeling schwebt ncch einiges Dunkel. Doch ist auch hier die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß Kommandant Cronje mit Hilfe seiner inzwischen herbeigeführten Artillerie die Uebergabe diese- Ortes bereits erreicht hat. Diesen Kriegsschauplätzen scheint sich auch noch rin südlicher Kriegsschauplatz hinzugesellen zu wollen, da die Buren des Oranje-FreistaateS von der südlichsten Grenze aus einen Einfall in die Kapkolonie vor bereiten. Sie rissen die Eisenbahn, welche nach Bethulie beziehentlich Norvals Pont führt, auf, und von diesem Punkte bis zur Station BockerSpoort ist die Bahn zerstört. Die Station DonckerSpoort jen seits des Oraujeflusses (welcher die Grenze zwischen der Kapkolonie und dem Freistaat bildet) ist von I3M Buren besetzt, die Erdwerke aufwerfen. Der „Daily Mail" wird aus ColeSberg (17 km südlich vom Oranjefluß) berichtet, man fürchte, daß die Buren in wenigen Tagen in Colesberg einziehen würden. Die Eisenbahnbeamten in Colesberg und Norvals Pont bereiten sich auf die Abreife vor. Die heute eingetroffenen Meldungen lauten: Ladysmith. Die britischen Truppen kamen vorgestern in der Nähe von Actonholmes, etwa 16 Meilen von hier, in Berührung mit dem Feinde. Britische Kavalleriepatrouillea sind seit Miltag im Gesecht mit den Buren. Da» Gefecht ent wickelte sich im Lause de» Nachmittag» weiter. Die Hauptschlacht wurde sür gestern erwartet. Johannetburg (Meldung de-„Reuterschen Bureau«".) An der Westgrenze der Republik haben gestern bei dem Punkte nördlich von Mafeking, wo die Buren die Bahnlinie unterbrochen haben, verschiedene Gefechte stattgesunden. Die Buren haben mehrere Dörfer genommen, u. a. auch Lobatfi, wo sie sich der Telrgraphenstation bemächtigten und den Tele graphisten gesangen nahmen. Lin gepanzerter Zug. welcher au» Rhodesien kam, feuerte auf die Buren, die das Feuer er widerten. Mehrere Kafsern fallen getötet fein Der Kamps dauert noch sort. Nach einer Meldung vom östlichen Kriegs schauplätze haben die Obersten Botha und Limmet die Bahn linie zwischen Dundee und De Jager« Drist unterbrochen. Pretoria. (Meldung de« „Reuterschen Bureau«") Be» neral Cronje meldet au» dem Hauptquartier der Buren an der Westgrenze, daß das Kommando der Buren au« dem Marico-Distrikt bi» Burmann« Drist, einer Borstadt von Maseking, vorgedrungen ist, von wo au« die Artillerie da« Bombardement aus Maseking eröffnete. Nach Berichten au» dem Oranje-Freistaat überraschte ein von Kimberley kom mender gepanzerter Zug die Buren, welche bei der Zerstörung der Bahnlinie beschäftigt waren. Die Buren fchossen auf den Zug mit Mausergewehren, später kam Artillerie, welche da» Feuer eröffnete. Der dritte Schuß traf daS Bahngleis, und qer Zug dampfte nach Kimberley zurück. Die Buren fetzten nunmehr die Zerstörung der Bahnglrise fort. Hier verlautet, eS hätten die Beamten der Cap-Eisenbahn die Brücke und die Bahnlinie bei Norval» Pont aus der nach dem Oranje- Freistaat hin liegenden Seite zerstört und die Station sodann geräumt. — (Meldung deS „Reuterschen Bureau»".) General Cronje hat am Montag die in Mafeking eingeschlossenen Frauen und Kinder auffordern lassen, die Stadt zu verlassen, und Nachmittag- das Bombardement aus die Stadt eröffnet. Eine Erwiderung ersolgte nicht. — Nach einem Telegramm der Abendblätter au« Pretoria wurde in Maseking die weiße Flagge gehißt; jedoch wurde nicht bekannt, ob die Stadt sich ergeben wolle. DaS KriegS- amt meldet, daß eS Nachrichten von General White erhalten habe, der erwarte, daß die Bewegung der Buren aus die Drakens berge sortgesetzt würde und daß die Buren mit den englischen Vorposten zwischen Ladysmith und dem Engpaß der Drakens berge Fühlung gewinnen. Im Norden rücken die Streitkräfte der Buren von Jngogone her mit einigen Batterien vor. Die Buren am Buffalofluß rücken gegen Rorlc-drist vor. Englische Kavallerie überwacht die Bewegungen. Die BasutoS de« Oranje Freistaates sollen den Buren seindlich gesinnt sein. Kunst und Wissenschaft. König!. Opernhaus. — Am 18. d. MtS: Zum ersten Male: „Die verkaufte Braut". Komische Oper in drei Akten von K Sabina. Deutsch von Max Kalbert. Musik von Friedrich Smetana. Von den Bühnenwerken der hervorragendsten Ver treter böhmischer Nationalmusik, Smetana, Dvorak, Fibich, Karl Bendl, RozkoSny und Sebor, ist, wenn wir un» recht erinnern, bi» jetzt nur Dvorak» „Der Bauer ein Schelm", und zwar zu Anfang der achtziger Jahre, im König!. Opernhause in Scene gegangen. Um so will kommener war die gestrige Aufführung von Smetanas volkstümlichster Oper, die am Orte ihrer Entstehung, in Prag, bereit» über dreihundert Aufführungen erlebte, ihren Weg auf die meisten deutschen Bühnen fand und auch in Wien und Pari» mit großem Beifalle gegeben wurde. Smetana schrieb die „Verkaufte Braut" vor mehr al» dreißig Jahren für da» damalige böhmische Jnterim»- theater, mit dem sich di« dortige Bühnenkunst eine selb ständige Pflegestätte errichtete. Durch geschickt« und in telligente Anknüpfung an die Form der älteren Oper wußte der Komponist sein dramatische» Erstlingswerk, dem der herrliche symphonische Cyllu« „Mein Vaterland" vor- angegangen war, dem Verständnisse de» Publikum» näher zu bringen Sagte er sich doch, daß den Besuchern eine» langen Theater», das in seinem Spielplane noch kein Werk besaß, an dem e» di« modernen Reformbestrebungen auf dem GHiete der dramatischen Musik und deren Erfolg« hätte vorwrisen können, nicht gleich ein Musikdrama im Wagnerschen Stile geboten werden durfte. So begründete Smetana mit der „Verkauften Braut" die böhmische Rationaloper und erweckte und befestigte zugleich den Glauben an seine hohe künstlerische Berufung im böhmi schen Publikum, da» sich seiner Führung um so rückhalt loser anvertraute, al» sein Schaffen in den Opern „Der Kuß", „Dalibor", „Libussa" immer höher stieg und ein eminenter Sinn sür Bühnenwirkung, für da» lebendige Kolorit, für die Hervorhebung dramatischer Wendepunkte inmitten einer herzerauickenden Lyrik und für die Auf- greifung echt künstlerischer Opernqffekte dem Komponisten angeboren schien Ist somit das volkstümliche Element, dem Smetana übrigen» auch auf der Höhe seiner künst lerischen Entwickelung treu geblieben ist, sür die „Ver kaufte Braut" charakteristisch, so bedeutet diese Volkstüm lichkeit zugleich den größten Vorzug de« Werkes. Mit freudigem Behagen giebt sich Ohr und Sinn der natür lich fließenden, anmutig melodiösen, oft Mozartschen Geist und Mozartsche Beweglichkeit atmenden Tonsprache der Oper hin, und mit nicht geringerem Vergnügen folgt der Zuhörer der harmlos gemütlichen, mit reizvoll naiven und komischen Elementen auSgestatteten Handlung. Von hervorragender Anmut und Schönheit de« musikalischen Ausdrucks ist da« vom Gesänge der Klarinetten umkleidete Duett zwischen Han« und Marie, dessen stimmungsvolle» Hauptthema im Lauf« d«r Oper mehrfach wiederkehrt; daS köstliche Duett „Weiß ich doch Eine, die hat Dukaten" im zweiten und da« wundervolle, in seinem Aufbau an da« geniale Quintett in den „Meistersingern" erinnernde Sextett im dritten Akte, da« auf stürmische» Verlangen wiederholt werden mußte. Don nationalem Feuer ist die eigenartige Musik zu den verschiedenen Tänzen auf der Bühne er füllt Ein Kabinettstück meisterlicher Filigran-Arbeit ist die Ouvertüre des Werkes, die unter der rhythmisch glänzenden und befeuernden Leitung de« Hrn v. Schuch, dem die in jeder Hinsicht außerordentlich gelungene Vor führung der Oper zu danken ist, mit hinreißender Wirk ung gespielt wurde Prächtig paßten al» Vertreter der „Marie" und de« „Han»" Frau Krammer und Hr. Gießwein in Gesang, Spiel und Haltung zu einander. Ihre Leistungen wuchsen im Laufe de» Abend« ersichtlich an musikalischer Sicherheit und Natürlichkeit de» Dor- trage«. Ganz in ih^em Elemente, gesanglich wie schau spielerisch, befanden sich Hr Nebuschka al« pfiffiger, schließlich aber doch überlisteter Heiratsvermittler Kezal uns Hr. Erl al« stotternder Heiratskandidat. Nur die Maike erschien für einen jungen Burschen, über dessen AeußereS sich alle Mädchen lustig machen, wohl etwa« zu vorteilhaft gewählt. Die kleineren Rollen waren bei den Damen v. Chavanne, Huhn, Nast und den Herren Wachter, Rübsam, Höpsl und Krui« vortrefflich auf gehoben. Die Chöre erschienen vorzüglich studiert, und die Regie des Hrn. Mödlinger, sowie die Ballett- Arrangement« de« Hrn. Rothe ließen nicht« zu wünschen übrig. Der Beifall nach den Aktschlüssen war überaus warm und lebhaft, und auch Hr. v. Schuch mußte einem allseitig gewünschten zweimaligen Hervorruf Folge leisten. Medizin. Ueber die wissenschaftlichen Er gebnisse der englischen Malaria-Expedition nach dem westlichen Afrika liegt jetzt eine ausführliche Mitteilung vor, die den „Allgemeinen Wissenschaftlichen Berichten" au« London zugegangen ist. Der Zweck, der den eigentlichen Anstoß zur Entsendung der Expedition nach Sierra Leone gegeben hatte, nämlich die Malaria- Epidemie unter den Soldaten de» 3. Westindischen Regi ment» in Wilberforce aufzuklären, ist allerdings nicht er füllt worden, trotzdem hat die Unternehmung eine große und allgemeine Bedeutung, da sie nicht nur die Theorie von der Uebertragung der Malaria durch MoSquito« voll bestätigt, sondern auch die Mittel zur Abwehr der Seuche gezeigt hat. In Wilberforce gelang e« nicht, die Brut- plätze der Stechmücken von der Gattung Anophele«, die wie in Indien so auch hier in Westafrika al» Träger der Malariakeime ermittelt worden sind, aufzufinden, jedoch lag die» an besonderen Umständen Die Larven dieser Stechmücken können sich nur in kleinen stehenden Wasser lachen entwickeln; in der Umgegend der genannten Station sind solche nur in wenigen kleinen Löchern auf der Ober fläche der Felsen möglich und werden durch jeden schweren Regen ausgewaschen und von dauerndem Sonnenscheine rasch aufgetrocknet, sodaß die MoSquitolarven dort in beiden Fällen zu Grunde gehen Da« Auftreten der Malaria an diesem Platze ist al« ein seltener Zufall zu betrachten und war in jenem Falle nur durch eine Periode von vier bi» fünf Tagen sanften Regen» ermöglicht. Die MoSquito«, die in Wilberforce zu Hunderten gefangen wurden, erwiesen sich zu 26 Proz. mit Malariakeimen angesteckt. Man hat auch den Versuch gemacht, bestimmte Exemplare der Mücken malariakranke Personen stechen zu lassen, und e« stellte sich heraus, daß die Insekten zwei bi» drei Tage darauf lebende Malariakeime in ihren Drüsen enthielten. Die von Roß, dem Führer der Expedition, früher in Indien entdeckten und als „schwarze Sporen" bezeich neten Körperchen waren bei den zahllosen Untersuchungen in Westafrika in keinem Infekt zu finden, woraus her vorgeht, daß sie in keinem Zusammenhänge mit der Uebertragung der Malaria stehen. Die sehr verbreitete Ansicht, daß die Mangrove-Sümpfe gute Brutstätten für Mosquito» sind, hat sich für Sierra Leone nicht bestätigt; da» Vorkommen solcher Sümpfe scheint also nicht den ihm zugeschriebenen Einfluß auf die Erzeugung der Malaria zu besitzen. Sehr wichtig ist der Nachwei«, daß die gefährlichen Stechmücken von der Gattung Anophele» keine weiten Wanderungen unternehmen können In der Hauptstadt der Kolonie, Freetown, enthielt keine Pfütze Molquitolarven, die weiter al» 30 m von einer Ein geborenenhütte entfernt war. Auch die «»»gewachsenen geflügelten Insekten scheinen in ihrer Verbreitung sehr beschränkt zu sein An der Station de» ersten west indischen Regiment» war ein Platz von einer halben eng lischen Meile Durchmesser, wo keine einzige Einaeborenen- Hütte stand, gänzlich frei von Mo«quito» der schädlichen Art, und e« kamen dort auch keine Erkrankungen mit Ausnahme von Rückfällen vor Wo sich eine erstmalige
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