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Sächsischer Landes-Anzeiger : 13.03.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-03-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188603131
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860313
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860313
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-03
- Tag 1886-03-13
-
Monat
1886-03
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 13.03.1886
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7-^-7— WWWWWWWWWWH ^ «e» — 0. AbonnementspreiS: Der unimrtklische — jeden Wochentag Abend (mit dtm Datum de- folgenden Tages) zur Versendung gelangende — Liiiltes-mittiger mit Beiblättern kostet monatlich M Psg. bei den Ausgabestellen in Cbcmnitz und den Vororten, sowie bei der Post. (Eingetragen unter Nr. 4883.) 'sin 4. Quartal erscheint für Abonnenten ahresbuch (WeihuechtSbeigabe) d. Sozeiger-. Sächsischer Sornabend, 1Z. Mm W«. Verlag: Alxxaflder Wiede, BuchdrUckerei, Chemnitz. ra JnsertionSpretti ' Raum einer schmalen KorpUSzetlelSPfg.; — Rellame (Ivaliige Pentzene) 30Mg. — BeiWiederholunggroß« Annvnirnstwbatt. Bei Bestellungen von Autwästs woL man Jnsertionsbetrag (jn Brlesmarkeii) beifügen ktt8 Silben Korpusschrist bilden ea. l Zeile), «nnoncenannahme: nur bi« vormittag. -!.. -r —— ^ Hdkditt,,, und «eda«i«u Chemmtz, Theaterstraße Nr. L Lelegramm-Adr.: Wiede« Nnzetaer, Lhemuktz. Fernsprech st elleE. M, mit „Chemnitzev Gtadt-Anzeigev". KÄiiitter: ^Tägliches UAterhsltungsblatt" Nil humHisch illustcktes SouuiaiMtt ^Lustiges Bilderbuch". Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. au Christiane Therese verehrt. Kanzel ln Borna bei Chemnitz beab sichtigt, in dem unter Nr. 3S de» BraudversicherungS-CatasterS, Nr. 72» de» Flurbuchs für Borua gelegenen «rundstack« eine Schlächterei zu er richten. Jn Gemäßheit 8 17 der RrichSgewerbeordnung vom 2l. Juni 1889 wird die» mtt der Aufforderung hierdurch bekannt gemacht, etwaige Einwen dungen hiergegen, soweit sie nicht aus besonder» PrivatrechtS-Titel» beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, allhier anzubringen. Chemnitz, am 8. März 1886. Die Königliche AmtShauptmannschaft. Telegraphische dtachrichte«. Vom 11. Mäh. Berlin. Am gestrigen Geburtstage de» russischen Kaiser» fand wegen der russischen Aasten keine besonder« Festlichkeit in der hiesigen russischen Botschaft statt, dagegen wi»t bei dem Botschafter Schuwalow am Sonntag rin größere» Diner. Zum Abend ist da» BotschastSpaar von dem Ka.iserpaare zu einem Diner geladen, welche» zur Frier de» Geburtstage» de» russische« Kaiser» im KönigSpalai» paltfindet. Berlin. Die Kirchen - Kommmission de» Herrenhauses beginnt heute die zweite Lesung der Borlage, welche vielleicht nur eine« Tag dauert. Am 19. März soll der Bericht in der Kommission verlesen werden, am 20. Miirz die zweit« Lesung im Plenum be ginnen. Doch ist «ine Verzögerung derselben wegen Verhandlungen mit der Kurie nicht ausgeschlossen. ES heißt sogar, Bischof Kopp werde gleich nach den KommisfiouSverhandlungeu deshalb nach Rom reisen. — Die „Norddeutsche" schreibt, Windthorst'S kriegeri- sche» Auftreten im Abgeordnetenhause sei lediglich seinem Miß vergnügen über die Kirchenvorlage zuzuschreiben, da ihm als Welfe« und Reichrfeiud der kirchliche Frieden peinlich sei. — Die Brannt- weinmonopolkomMission hält morgen Vormittag 10 Uhr di« erste Sitzung. Die Zeit ist mit Rücksicht auf den Kanzler gewählt, doch ist trotz der Meldung der „Pol. Nachr.', daß de« Kanzler der Kommission vielleicht einen Höflichkeitsbesuch abstatten werde, sein« Betheiligung sehr unsicher. Berlin. Die «ffair, v. Schalscha liegt «ach der „F. Zig/ thatsächlich folgendermaßen: v. Schalscha hat bald nach seiner Reich». tagSrede, in welcher er zwei Firmen der Anfertigung von Silber, thalern beschuldigte, an da» Reichsschatzamt geschrieben und wahrheits gemäß erklärt, daß er di« Name« dieser Firmen nicht kenne, seinen Gewährsmann aber nicht neun«« wolle. Da» Zenguißverfahre« geht nun dahin, ihn zur Nennung de» Gewährsmannes zu zwingen, ünd e» stützt sich nicht auf die Aeußerung v. Schalscha'» im Reichstage, sondern aus seine« privaten Brief an'» ReichSschatzamt, wenigste wird der Pichte» die» behaupte«. Lübeck Durch Eisbrecher ist der Verletzt zwischrn Lübeck und Travemünde, sowie von Travemünde seewärts wieder hrrgestellt. . Hannover. Di« städtische« Kollegien beschlossen di« Auf nähme einer 3 /^prozentigen Anleihe von 7.500,000 Mk. Wien. Die „Presse" meldet: Lord Roseberh informirte Wadding, ton, die britische Regierung wolle Egypten räumen, falls ihr verbürgt werde, daß nach dem Abzüge der britischen Truppen keine andere europäisch« Macht Egypten okkupiren werde. Wie». Anläßlich de» stärkere« AustreteuS der Cholera im Venetianischen ordnete der HaudelSminister gegen die italienischen Erzeugnisse aus dem Gebiete von der österreichischen Grenze biS^ ein schließlich Avkona eine siebentägige Beobachtungsreserve an. Wien, 11. März. Die Passiven iw gestern angemeldete« Con- cmse des Fürsten Apsilauti betragen genau 1.685,000 fl. Als Haupt- gläubiger erscheine« die Geldgeber MareuS Spitzer mit 386,000, Heschele, mit 340,000, Anhauch mit 137,000, di« Knffler'sche Con- kur-masse mit 45.000 Gnlden. Al» Aktiva fungiren der Frnchtgeunß der SubstitutiouSgüter mit 120,000 jährlich und die Pflichtautheil- ausprüche der Fürstin auf die Hinterlassenschaft ihrer verstorbenen Mutter, sowie Mobiliar u«d Schmuck. Brü«n. Wegen geringer Theiluahme der Bevölkerung sieht sich der Dinetor de» hiesigen „ezechischen National-Theaters" gezwungen, mit morgigem Tage die Thratersaiso« vorzeitig zu schließe». Lemberg. Wie mau au» Pose« meldet, wird sich eine Depu tation polnischer Geistlicher und Aristokraten «ach Rom begebe», um Nomens der preußischen Polen dem Cardinal LedochowSki eine Ab schiedsadresse zu überreichen. Pest. Die bulgarische Regierung beurlaubt alle Reservisten über 29 Jahre. Pari». Die Einnahmen der indirekte« Steuern im Februar find um 10*/, Millionen gegen den Voranschlag zurückge- bliebe«. Seit dem 1. Januar d». JrS. beträgt die Mindereinnahme 23 Millionen. Pari». Wie die Bahuverwalt««g »ittheilt, wurden bei einem Eiseubahnz «sammrnfioß zwischen Meutone und Monaco 2 Personen getödtet, etwa 20 verwundet und außerdem «ine Person vermißt. Pari». Dg» Gerücht von der Demission de» Fiuanzmiuistrr» Caruot wird von der „Ageuce HavaS" demeutirt. Paris. Wie da» Börsenblatt erfährt, wird der morgige Ministerrath über Anträge de» Finanzminister» Beschluß fasse«, be- treffend die Couvrrtirnug von 700 Millionen sechsjähriger TresorbonS in 3proz«ntig« Rente, und ferner di« Umwandlung von 750 Millionen schwebender Staatsschuld au» der Zeit von 1870 ebenfalls in 3pro- zentig« Rente. Brüssel. Nach dem „Pröeursenr" befürworten der preußische BerkehrSminister Maybach und Staatssekretär Stephan lebhaft da» Bahnproject Brüssel-Mainz. Athen. Die Mobilifirung der zwei Reserve. Claffen wurde vertagt. Di« Regierung Ist sehr unschlüsffg und fürchtet ei«ersett» «ine auswärtig« Pression, andererseits «ine Erbitterung de« Bevölker ung. In den griechischen Zeituuge« entspann sich angesichts der Si tuation ein« Polemik über di« Frage der Verantwortlichkeit des König» oder ltt» Ministerium». New York. Einem Telegramm au» Valparaiso zufolge ist daselbst da» Quartier» in welchem sich die größten HandlungSHSuser befinden, durch «ine Feuersbrnust zerstört worden. Der Schaden wird anf 1 «ill. Ddll. geschätzt Die Uederproduetion in -e* Industrie. Chemnitz, den 12. März. Ein« der iuteressautestr« Stellen i« der letzten preußische« Thron rede la«tet wortgrtre«: „Auf dem Gebiete der industrielle« Thätigkeit macht sich in einzelne« Betriebszweigen «i«e Stockung de» Absätze» bemerkbar. Diese Erscheinung läßt sich auf ein« durch die bisherige« günstige« Erfolge der gewerblichen Arbeit angeregte Steigerung der Betriebsamkeit und ans den Wunsch zurückführrn. dem deutsche« Fabrikat im Wettbewerb mit den cvvcnrirenden Industriestaaten den Borsprnug zu sichern. Ein« Sbhülfr hiergegen liegt außerhalb de» Bereiche» nuferer Gesetzgebung. Nur die Zurückführvng nnserer Production anf da» Maß de» Bedürfnisse» wird di« ungünstigen wirthschaftlichen Folgen sernzuhalte« vermögen, welch« «ine Anhäufung nicht absatzfähiger Erzeugniffe «ach sich zieht!' So di« Thronrede! Damit ist znm ersten Mal« von Seiten de» Regierung zugegeben, daß die mannigfachen Klagen einzelner Jndnprier« über die sich schon jetzt bemerkbar machenden Folgen der Uebe,Production begründet sind. Anf der «inen Seite folgt darau» mangelnder Absatz, auf der andere« «in beträchtlicher PreiSdruck ; di« Arbeit geht d«S Verdienste» znm Theil verlustig, den sie mit Recht fordern kann. Wesentlich beigrtragen zu, Bermehrnng der ProduetionSkalämitSt, namentlich in der Eisenindustrie, habe» auch die «norm hohen russischen Zollver- schärfunaeu; fie habe« die deutsch« Ausfuhr i« einer Leise vermindert, die selbst de« Laien auf den erste« Blick in» Auge fällt. Die deutsche Urberprodnctiou würde «och «her Absatz haben, wenn ihr nicht eine Ueberprodnction auch in England und Frankreich zur Seite stände und dort steht e» fast noch schlimmer al» bei «ns ans. Al» der Anfang der Mehrproduktion die Preise zu drücken be- gan», erweiterten die Fabrikanten dir Masse ihrer Erzeugniffe, um auf diese Weise den Gewinnverlust wieder einzubringen. Damit ist aber die Fabrikation in den betreffenden Artikel« «ine so gewaltige geworden, daß naturgemäß eine Stauung de» Absätze» «intrrten mußte. Diese Stockung bedeutet selbstverständlich eine schwer« Schädigung de» w.rthschastlichen Leben», der Arbeitgeber wie der Arbeitnehmer, und r» muß daher darauf hi«gearbeitet werben, di« Krisis abznkürzrn. Das Wesentlichste hierbei thut die Zeit n«d di« die durch die Ver hältnisse gebotene Einschränkung der Production. Di« Zeit gleicht die Mehrproduktion durch langsamen Absatz a«S und ist diese ver schwunden, dann beginnt auch di« Nachfrage wieder und mit ihr kommen bessere Preise. Er ist nicht da» erste Mal, daß Deutschland eine solche Stauung zu bestehen gehabt, ,» wäre» schon schlimmere Zeiten da, und ebenso gut wie diese, wird auch di« jetzig« Krisis von der Industrie mit Geduld nnd Vorsicht überwunden werden. Da» Rad de» Welthandels steht nie still, ab« e» braucht Zelt, sich durch die Maffenproductio» hindurchznarbeft«. i > E» ist eine ganz merkwürdige Erscheinung, daß in dieser Periode de» mangelnden Jndustrieabsatze» ein sehr bedeutende« Srldüberfluß herrscht. Für groß« industrielle Unternehmungen fehlt dagegen an- scheine»d der Math und darum auch da» Geld, eine Thatsache, die wohl erklärlich ist, ab« darum doch bedauerlich bleibt. Seit lang« Zeit ist e» in Dentschlond nicht so still gewesen von großen Privat- unternehmnugeu, wie gegenwärtig; nur da, wo von auswärtigen Staaten groß« Arbeiten vergeben werde», «ine Garantie für Deckung also vorhanden ist, tritt auch da» deutsche Kapital und damit die Industrie concurrirend ein, nnd zwar immerhin mit gutem Erfolge, obwohl auch von französischer und englischer Seite aufgeboten wird, wa» nur irgend möglich, um den Sieg davonzutrage«. Gerade weil di« Privatindnstri« arg eingeengt ist, und e» au Absatz und darum wieder a« Arbeit mangelt, empfiehlt r» sich für den Staat, wenigsten» in bescheidenem Maße durch Vornahme öffentlicher Arbeiten Industrie nnd Arbeiter« etwa» beizuspringe«. E» würde gefährlich sein, darauf loszubauen, wie e» beispielsweise in Pari» geschehen ist, denn die Elle würde zuletzt länger werden, al» der Kram, aber wo sich prak tisch« Nutzen zeigt, da frisch an'» Werk und nicht auf morgen v«. tagt, wa» heute geschehe« kann. BemerkenSwerth ist, daß die säch fische Regierung iu dieser Beziehung thatkräftig durch Uebernahmr mehrerer Freiberger Gruben «nd neue Bahubauten vorgegangen ist, und in dieser Weise kann jeder Bundesstaat etwa« Ihn». Die Zeit ist die beste nicht, ab« auch nicht die schlimmste, und mit vereinten Kräften und kluger Unterstützung, wo «» von Röthen, wird e» schon gelingen, darüber hinwegznkommeu. t! , Politische Rundschau. Chemnitz, de« 12. März. Deutsches Reich. Im Reichriage steht heute die !Tom- munalbesteueruug der Militärpersonen zur Verhandlung, doch r« ist fraglich, ob die Vorlage tu der Fassung de» BundeSratheS zur Annahme gelangen wird. Sollt« jHoch ttu Gesetz i« Si«n« de- gestern von uns mitgetheilteu die Billigung de» Reichstage» finden, sy würde auch sofort an uns«« sächsische Regierung die Roth- Wendigkeit herantreten, da» in Rede stehend« BerhLUniß der sächsische« MilitwPersoueu laudesgesetzlich zu regeln. Dabei wird sich der Natur dn Sach« «ach ewpfehle«, möglichst rinheitlich, iu Uebereinsiimmnug mit de« übrigen betheiligtrn Bundesregierungen, u«d insbesondere, soweit die- nach den in beiden Staaten bestehenden sonstige» Gesetzen und Einrichtungen re. möglich nnd ausführbar, i« Anschluss« an dasjenige vorzugeheu und zu verfahren, wa» deshalb in Preuße« durch LaudrSgesetz geordnet wrrden wird. Bi» zum Erlaß «lue» betreffenden Reichsgesrtze» wird voraussichtlich jedoch der sächsische Landtag, welcher» wie wir mittheilten, am 25. März geschlossen werdeu soll, nicht mehr versammelt sein «nd die sächsische Regierung hat sich daher beeilt, — da da» ReichSgesetz mit dem Tage sein« Verkündigung in Kraft treten soll — dem Landtage schon gestern eine entsprechende Vorlage z« mache«. Nach Lage der Sache wird nichts erübrigen, al» seiner Zeit die Angelegenheit provisorisch anf dem Wege der Verordnung z« regeln «nd wollte die Regierung die Zeit, wo die Stände de» Landes jetzt noch versammelt fi«d, noch dazu benutzen, »m a« dieselben eine» Antrag dahin zu richten, e» möge hie Regierung ermLchtigt werde«, provisorisch für die Zeit nach Verkündigung de» betreffenden ReichSgesetz«» l« Wege dn Verordnung, vorbehältlich der Prüfnug nnd endgültige« Gr«khmig«ng dies« Verordnung dnrch die nächste ordentlich« Ständeversawmlnvg. üb« die Heranziehung de» Militärpersouen zu de» Semeindeabgabe« Bestimmung«» zu treffen. Der Landtag Win» die Ermächtigung ohne Zweifel ertheilen. --- Ob der Reichskanzler an de» Verhandlung««! her Com mission für die Branntweinmonopol-Vorlage theiluehmen wird od« nicht, darüber wird viel Du und her gestritten, obgleich di« Sach« eigentlich gar Nicht Io wichtig ist. Der StaatSsecretär v. Bötticher sagte am Sonnabend, d« Reichskanzler werde erscheine«; am Schluffe dn Sitzung meinte Herr WiNdthorst, r» sei vüuscheuSwrrth, den Kanzler zu hören. Angenommen werde da» Monopol freilich doch nicht. Darauf kam daun di« Norddeutsche mit ihrer Ansicht, der Besuch der Monopolcowmisfion durch de» Reichskanzler sei überflüssig. Dir Sache steht wohl so: Will Fürst Bismarck nicht, daß da» Mo nopol nochmal» im Reichstage verhandelt wird, so wird er, fall» seine Gesundheit e» ihm gestattet, in die Lommksfiou gehe» Äch dann ist di« Vorlage damit abgethau; andernfalls aber hat « Gelegenheit» zur zwei««« Beralhung im Plenum de» Reichstage» da» WoÄ zu nehmen. Windthorst'S Rede scheint den Kanzler besonder» verdrossen zu haben, dahex die nachträgliche MWeilung der Norddeutschen. — Daß die Monopotvorlage avgelehnt wttd, steht ja in jedem Falle fcht. — Der BundeSrath hielt am Donnerstag ein« Sitzung Wb. Der prenßisch« Antrag auf Verlängerung der Verjährungsfrist für Preßvergehe« wurde angenommen. Iw Reichstage wird dies« ver- schärsnug des PreßgesetzeS ohne Zweifel abgelehnt werde».' » — Dem BundeSrathe ist seiten» der königl. sächsischen Regierung der Antrag zngegange«, den § 16 der Gewerbeordnung dahin abztt- Srdern, daß die Albuminfabrike« unt« di« genehmigungspflichtige« Gewerbe ausgenommen werden. < - — Herr von Schalscha scheint «ft seiner Behauptung von den beiden Berliner Falschmüuzer-BankierS thatsächlich arg hineingefallen zu sein. Die ganz« Geschichte von dem großartige« Münzschwindel scheint falsch z« sein. Her« von Schalscha hat seine» GewShiwmänuer« zn viel getraut «nd nutrrlaffen, sich von der Wahrheit zu überzeugen, bevor er die Sache im Reichstage vorbracht«. Deshalb ist i« Reichs tag« am Mittwoch auch da» Persönliche de» Falle» Schalscha fast gar nicht erörtert, sondem nur die prlncipirll« Frag«, ob Abgeordnete für parlamentarische Arnßrruugeu zum Zeugniß gezwungen werden dürfen. Da» Einfachste wäre, Herr von Schalscha sagte off«», daß er sich geint. Ger» gesteht e» Niemand ein, dich er aus'» Glatteis geführt, aber der ehrenvollst« Ausweg au» der fatale» Geschichte ist da» jedenfalls. ^ i — In dem Diäteuproeeß de» preußischen Fi»c«S gegen den soeialdemokratischen Abgeordneten Heine hat da» OberlandeSgericht in Raumburg beschlossen, daß der Beklagte zu verurtheile« sei, die ihm al» Abgeordneten von seiner Partei gewährte» Gelder dem FircuStznrückz«,»statten. Da» ist der erste Fall/ in welche« de« Fireu» Recht erhält: Die letzte Instanz ist da» Kammergericht in Berlin. Die Klage ist bekanntlich auf Grund der Bestimmuug de» preußische» Landrtcht» erhoben, daß ei» gesetzwidriger Gewinn dem FiScu» znfällt. Di« RelchSverfaffung verbietet gwar die Ge währung vo« Diäten an Abgeordnete, aber all« Gerichte erst«, In stanz sprachen sich dahin au», baß hiermit nur staatlich« Diäte« gemeint seien. Da» OberlandeSgericht iu Naumburg hatte schon be schlossen, ZeugenbewtiS darüber zu erhebe», ob die Annahme der Diäte» im Sinne der betr. Partei zur Abstimmung verpflicht«. Di« Zeugen müssen sich also demgemäß ausgesprochen haben. Frankreich. Die frauzöfische Kammer ist diesmal so klug gewesen, die Anträge auf Ausweisung der frauzöfischen Prinzen, der«» Familien «inst über Frankreich geherrscht haben, abzulehuen. Damit ist jedoch in Frankreich die Prinzenfrage noch keineswegs bei Seite geschoben, sie nimmt vielmehr noch immer und nach wie vor einen sehr breiten Raum in diu politischen Erörterungen ei«, nachdem der Abgeordnete Picho«, einer der Vertreter de» Seine-Departement», in der Kammer den Antrag eiugebracht hat, eine parlamentarische Unter suchung über di« geheimen Umtriebe der Familie Orleans auzustrlleu. Di« Pariser Blätter bringen massenhafte Behauptungen, durch welche bewiesen werden soll, daß die Orleans thatsächlich gegen die Republik konspirirteu; wa» dabei Wahrheft «nd wa» erdichtet ist, ist schwer herauszufinden. Die Regierung ist Gegnerin de» Autrage». EttgllMd. Man sollte meinen, in Irland hätten nuumehr, nachdem Gladstone seine vollste Bereitwilligkeit erklärt, den Iren eine eigene Regierung zu gÄen, die BewaVthaten und Excesse ein Ende genommen. Weit gefehlt! Bo» der Nationalliga zweigt sich jetzt eine Partei ab, die au dem Skandalwese« Gefalle» gefnndeu hat und unbekümmert um die Ruhemahnnugeu Paruell'S ihr Trtibeu fortsetzt. Hat Irland erst seine eigene Regierung nnd sein National- Parlament, so wird auch in Letzterem diese Partei bald ihre Vertretnng finden, hi« bedeutend weiter geht, al» Parnell. «nd einfach fordert: Hinan» mit alle» Engländer« au» Irland, «nd Abbruch aller Be ziehungen zur Londoner Regierung. Gladstone bindet sich mit seinen irischen Plänen eine Zuchtruthe auf, die ihm noch viele bittere Stunde« bereiten wird. Tpanien. Die Londoner Time», sonst ein ernsthaft zu Nehmende» Blatt, theileu mit, daß die republikanischen Aufstauds versuche iu Spanien von Spekulanten in Pari» und London bezahlt wurden. Bon diesen Leuten soll einige Monate vor de« Tode König Alfonso'» sogar di« Summe von 20,000 Pfund — 400,000 Mark — für hie Ermordung de» König» geboten worden sein. Der König und die Regiemng wurden indessen recht zeitig gewarnt, und der Meuchelmörder, der Madrid bereit» betreten, and doch den Boden unter seinen Füßen allzuheiß und machte sich unverrichteter Sach« wieder davon. Orient. SSmwtliche Mächte haben ihr« Zustimmung zu de, Botschaftereouferenz in Konstauliuopel gegeben, welche da» bulgarisch- ürkische Abkommen wegen Rnmelieu prüfen und au»eh«eu soll. Wahrscheinlich tritt die Lonfereoz Sonnabend zusammen, da nur noch einige unbedeutende Vorfragen zu erledigen find. — König Milan von Serbien verweilt mit seine« Aerger noch immer in der Festung Nisch, wo der Friedensvertrag von ihm unterzeichnet werdeu soll. Der König scheint sich gar nicht darein finden zu können, daß er der Besiegte im letzten Krieg« ist. Au» seiner Umgebung wird berichtet, daß Herr Milau iu außerordentlich gereizter GemüthSstimmuug ist. Verdenken kann man e» ihm auch gerade nicht; denn die Blamage war groß genng! Der Rücktritt de» Ministerium» wird in der nächsten Zeit erwartet; r» soll nun den Sündeubost für den Sxieg spiele«, an de« jedoch- der König bft HaflPtschulh trSgt. . Senator Edmund», de« Urheber de» amerikanischen Strafgesetz«- gegen die Vielweiberei, kraft deffeu im" vergangrnen Jahrt 50—60 Mormonen vermtheilt worden find, hat eine —
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