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^rs-^1: «MH fttlh 7 lltzr. -»serste »erd« angeurmmeo: öw Abend» ü,Sonn- In,» hi, Mittag» 13 »hr: Mnrtmstraße 13. Wq»(-.i» dies. Blatt,. «, jetztt» U Mt »Hochlar«, «scheint. IM» «w« «fotsreich« »«»«tüwg D»n^««, de» 37. Juli. — Se. Majestät drr König hat für die Dauer einer Reise in'» Ausland, welche Allerhvchstderselbe angrtrelen, da» Gesannntministrrium zu Besorgung der vorkommenden Re, -ierungSangelexenheiten mit Allerhöchst-«, Aufträge versehen. — Dienstag (Schluß de» Festes). Der Gewitterregen, der am Dienstag Abend bald mehr, bald weniger heftig nie der fiel, vermochte die Wallfahrt der Tausend und Abertau sende, welch» nach der Frphalle wollten, nicht abzuhalten. Sein« einzig« Wirkung war die, den Fuhrgelegmhritm die Menschen zuzuweisen, welche sonst zu Fuße hätten wandern «Affen. Die Fephalle war wiederum überfüllt, und wenn die Sänger weniger zahlreich vertreten und zum Theil schon ab- -rreift waren, so erfüllte ein um so zahlreicheres Publikum don Rah und Fern die herrlichen Räume. Dieselben begannen aber bere is «inen Theil ihres Schmucke- rinzubüßrn, indem eine große Anzahl von Fahnen von den abrei> enden Vereins- Vorständen und Fahnenträgern bereits mitgenommen waren: Eine schöne Feier wurde drr Dresdner Liedertafel zu Theil. An der Spitze ein Musik«» PS, marschirten die auf dem Fest- Platz befindlichen Liedrrtäfler nach dem Directorialzelt, vor welchen ein Amerikaner aus Pittsburg ein amerikanisches Sternenbanner drr Liedertafel überreichte. Er sei nach Deutsch, land von dem Gesangverein „Frohpnn" in PitlSburg geschickt worden, um dem würdigsten Verein die Fahne zu überreichen; nun habe er von der hiesigen Liedertafel das beste Lob ge- hört, er übergäbe ihr daher das Banner mit Freude. Advocat xretzschmar nahm diese Ehrengabe im Namen der Liedertafel an und pries in herzergreifenden Worten das Band, da- die Deutschen die»- und jenseits de» OeranS verbinde. Den Schluß ver einfach-edlen Feierlichkeit bildete drr Gesang: Da» treue deutsch« Herz. Dasselbe Lied wurde bei dem Concrrt in der Halle von drr Versammlung mit großer Begeisterung ge sungen, nachdem zuvor Herr Wilh. Querner au» Wolfenbüttrl ein schwungvolle» Gedicht an Germania vorgetragen hatte. Gin glücklicher Gedanke war e», da mit Ginzelgesängen da» Gesumme und Gesurre drr Menschenmenge nicht bewältigt werden konnte, Grsammtgrsänge mit der Instrumentalmusik abwrchseln zu lassen. Unter der Direktion von Reichel sang «an „Wem Gott will re", „Wer hat dich, du schöner Wald", «rd die ,Lorelei" unter Leitung von vr. Langer. Dann ließ vr. Wolfsbrrg aus Königsberg da- deutsche Lied hoch leben; allgemeinsten Beifall fand mit seinen Worten Herr Küntzrl "au» Weimar, welcher unter Anderem äußerte: „Schon beginnt «in Rorgenroth der Freiheit zu tagen und erleuchtete Regier ungen, wie die de» edlen EachsenkönigS Johann, weit entfernt, diese Regungen und Bestrebungen zu unterdrücken, find mit dem Volke Träger eine- großen GevankenS, einer großen Idee «Word«." (Beifall.) Ferner: „ES war ein große» freie» Volk in diesen Hallen. Da» Fist hat bewiesen, daß die sprüchwörtlich gewordene deutsche Uneinigkeit nicht bei dem Volke, sondern wo ganz and.rS zu suchen ist." (Lebhaftes Bravo.) Sein Hoch galt dem deutschen Vatrrlande. Hieran schloß sich paffend da» ewig junge Arndt'sche: „WaS ist de» Deutschen Vaterland?" Darauf sprach Retwisch au» Holstein -. «Rach einer solchen Aufnahme, die wir Schleswig-Holsteiner d« Euch gefunden, find vir getrost für die Zukunft. Wir können nun und nimmermehr verderben — Ihr steht Alle dafür. Mögen sich auch die Verhältnisse in der nächst« Zeit trostlos gestalten — alle Trümmer, welche die Zwingherrschaft aufwirst, find nur Stufen, worauf die Leute, die auf Frei heit hoffen, weiter klimmen. Wenn unser jetziger Feind un tief« Wunden schlägt — denkt an uns! Wenn die Situation fich so gestaltet, daß Ihr kommen müßt, so seid Ihr da — da» wiffen wir!" Auch er schloß mit einem begeisterten Hoch «ff daß Vaterland. Der Ehorgesang von „Schleswig-Hol- stellt, mrerumschlungen" bewies, welchen kräftigen Wiederhall^ sei»« Worte in den Herzen aller Anwesende» gefunden hatten; «tch die „Wacht am Rhein" that ihre Wirkung. — Im All- - aesneinrn machte sich aber da» Gefühl der Sättigung und Äk- tzmnnung von 411 Uhr an immer mehr fühlbar. Um so schöner, erhebend und oft wahrhaft poetisch war drr Schluß deö Ganzen. Kaum zeigte die Uhr die Mitternachtsstunde an, att an dem Elbufer die Böllerschüsse erschallten und das feier liche Glockengeläut« dir Gewüthrr auf den Weiheact des Fest, schluffe» vorbereiteten. E» trat unter den wie MeerrSbran- tzuug wogenden Menschenmengen plötzliche Stille ein, die F st- «arschälle fchaarten sich schirmend um da» BundeSbannrr, eine würdig-ernste Instrumentalmusik erklang und mit sonorer, weithin vernehmlicher Stimme sprach Herr Hosrath Ackermann lüde», leider durch die Böllerschüfs« öfter» unterbrochene nttzernacht geht oft in ernster Stunde Durch u nsre Welt «in ahnungsvoller «lang. Ihn ori, «gt ein Gestk, er kommt von keinem Munde, " »deroar: mmd »u «r klingt doch wie Gesang! Bald hör, ich ihn wie stilles Wendläuten, Das seine Schwingen sendet durch die Nacht, Bald wieder möcht' ich ihn als Echo deuten, Das mir der Jugend letzten Gruß gebracht- O süßer Klang, heut' klingst du so gewaltig, Heut' mußt du mehr als Traumgebilde sein. Heut' sargt die Nacht uns Leben vielgestaltig Und tausend Lieder in das Herz uns ein. Wohlan! So laßt, eh' wir sie still begraben, Stoch einmal an dem Geist vorüberzichn Die Jubcltage, die uns Sterne gaben, So ewig sort au unj'rcm Himmel glüht,. Ihr Freunde, eh' Ihr bei uns cingrzoge« Von 'Nord und Süd, mit srischcm, frohen Mutd, Da wareit wir Euch herzlich schon gewogen - Ihr sangt ja Lieder und wer singt, ist gut1 Wohl halten Fremde wir zu uns geladen, Es hat uns Keiner sein Portrait geschickt. Und wenn wir Sänger ins Quartier rrbat.n. So fragt' sich Der und Jener: Ob's auch glückt t Doch es gelang, in Lust Euch zu vereinen Mit Allem, was uns lieb und werth zu Haus: Denn ruhig sprach der Vater zu den Seinen: „Schaut, Kinder, so sch'n Sangcsbrüder aus!" (Bravo) Nun waren »vir bekannt I Und nie soll wieder Sich trennen, was in Liebe uns umspinnt „Behalte, Vater, doch die Sangcsbrüder!" Rusl bei uns bittend jetzuud jedes Kind. So war's zu Haus, jo war es auf den Straßen, Und so llang's wieder aus dem Markt. Des Sängers Ruhm ward überall geblasen» Daß sich daran die deutsche Kraft erstarkt- Wohl klingt aus ferner Zeit, wie zu dem schönen Feste Der Sänger einzog zu dem Königs-Saal, Wie er gepriesen migs im Kreis die Gäste, Mit seinem schönsten Lied verklärt das Mahl; Und wie beim Wettgcsangc dann die Frauen wanden Des Sängers Liede Blumenkränze gern — O sagt mir, Sänger aus den deutschen Landen, Ist da« nur Mährchen? Liegt die Sage fern ? Äks Ihr durch unsre Königsstadt gezogen. War nicht geschmückt die Hütte, wie oas Haus? Hat sich da nicht gewölbt des Friedens Br-en? Hat Fraucnhanb gestreut nicht Blumen aus? (Ruf: Tausend, tausend!) nd, wie das Lied in dieser Ruhmee-Halle, Die sich der Meister selbst als hohes Lied erbaut, Zum Himmel drang in der Begerstrung Schalle — Hat nicht ein König da aus Euch geschaut ? (Ruf: Hoch lebe dcr König!) Wenn eine Stunde, die du hier gefunden, Dir das gebracht, was du iin Traum gaacht, Dann ist noch nicht aus unsrer Welt g-schwunden Des deutschen Liedes alte Mährchenpracht. Und wie dich aus der Vorzeit Dämmerungen Das Echo grüßt mit wohlbekanntem Schall. Sei was du an der Elbe hast gesungen Der alten Zeiten neuer Wiederholt! (Beifall). Wir aber, die wir bleiben, wenn ihr gehet, Was tommen möge auch im Zeitenlaus, Und was verweht: das deutsche Lud bestehet, Und wir, »vir Heden neue Lieder auf. Was deutsche Erde trägt, geht nicht verloren, Was deutscher Wille schasst, wird nicht besiegt. Mit jedem Lied wird Deutschland neugeboren, Mit jedein Lied das zu dem Himmel fliegt. I» jedem Liede liegt ein Stück vom Lebe»» Und wo cs klingt dem Meister an dem Grab,*) Will Deutschland seinem Sänger wiedergeden, Was übeneich der Sänger Deutschland gab. Und mußtest du in unsren Jubeltageu Mit Blumcnkronen von dem Feste gehn; Schlaf' wohl! dich haben Sänger heimgelragen- Kein Wort des Abschied's: eins nur — Wiedersehn! Bon vielen Seufzern und von Thräncngüsien Kann wohl erzählen manche trübe Nacht Und solche Nach? mit ihren Finsternissen Hat Deutschland oft schon ernst durchwacht: Was thut's'? Es hofft das H rz, ob noch s» ferne Das Morgenlicht — Nacht bleibt es sicher nicht, Am Himmel glänzen Gottes cw'gc Slerpe Und aus die vtcrne folgt der Sonne Licht! Oö Zwist und Hader da und dort noch walten, Ob Hochmuth schallet über Land und Fluth — Im Volke giebl's und auch aus manchem Throne Noch viele deutsche Herzen, warm und gut! (Donnernder Beifall. Nus: der König von Sachsen.) Laßt solche deutsche Herzen nicht verderben! Das ist und das muß bleiben Sävgertoos: Es soll das deutsche Lied die Herzen werben Fiir's Vaterland zu Thaten kühn und groß, ür's Vaterland sah ich an unsrer Elbe us deutschem Liede wachsen deutsche That, O, daß ein ew'gcr Fricdcnsbogcn wölbe Beim Abschied sich weit über Eur . ch weit über Eure Saat! So lebt denn wohl! Lebt wokl! Tie Jubeltage sind verklungen. Fort sühnt Euch das nächste Morgenücht: Und hebt Ihr auf, was Euch in's Herz gedrungen - Ol dann vergeht mir auch mein Dr.Skn nichts Als sich der Beifall« sturm, der gar kein Ende nehmen zu wollen schien, endlich gelegt, sprach Wiedemann au» Stuttgart im Namen de- Bundesausschusses, Wir erwähnen au» seiner lebendigen Rede gleichfalls nur folgende feurig aufgenommene Stellen: „Wenn di« Sä ger nach Hause kommen, erfüllt von den herrlichen Erinnerungen der Feste», werden sie vor den alten Vater treten und ihm sagen: Vater! du kannst deine *) Schnorr van karotsseld. Tage in Ruhe beschließen; denn das deutsche Volk hat sich aber und abermals versammelt und hat sich vorbereitet und Weiß, daß e» dahin wirken muß, daß da» Lied Wirde zur That. Den Söhnen aber wird das, was in Dresden ge sprochen, gesungen und grthan ein leuchtendes Vorbild für die Zukunft sein. WaS hönne es Schönere» und Herrlicheres geben, als die Erinnerung an die Tage, die die Sänger hier in Dresden verlebt haben? Der Stadt Dresden also da» Bundesbanner zu treuer Obhut und «inen herzlichen Dank, den Sängern die Erinnerung an die unvergeßlichen Tage de» Festes." An sein Hoch auf das große Vaterland schloß sich tur Gesang von „Wer hat dich, du schöner Wald?" Hieran knüpfte Staatsanwalt Held die Mahnung und da» Verspreche«, treu zu halten, was sie hier still gelobt. Auch er brachte de« Vaterlande einen begeisterten Gruß. Als dieser verklungen war, rief das P»blikum stürmisch ihn, als den Mann, der die volle Summe seiner reichen geistigen Kräfte für das Ge lingen des Festes eingesetzt hat, dem wohl der Löwenanteil an dem herrlichen Verlaufe desselben gebührt. Der Gerufene dankte von der Tribüne herab. Eben wollte sich nun der Zug in Bewegung setzen, um das Bundesbanner aus der Halle an seinen Aufenthaltsort zu bringen, da richteten sich Aller Blicke wie von selbst nochmals auf die Bühne, und stehe da — eine jung« reizende Dame, die Führerin der Ftstjungfrauen, trat, einen Epheukranz im Haare, eine von Anmuth umflossene Erscheinung, auf die Tribüne. Es war die Tochter des ersten Vicepräfidmtm des enge- , ren Ausschusses, Fräul. BarteldeS, welche, indem sich eine Stille, bei der man das geringste Geräusch hätte hören kön nen, über die Versammlung lagerte, folgende Verse mit Lieb lichkeit und doch dabei mit Krast sprach: Den, herrlichen Tagen nah t das Ende zu schnelle, Zu rasch versinkt in das Schweigen der Nacht Das glänzende Fest, das in blendender Helle Uns Stunden des Glück's und der Freude gebracht. Doch, wie die Sonn' ihre leuchtende Welle ' Bei», Scheiden ergießet in strahlendster Pracht: So blitzt noch einmal aus in, reichsten Farbensprühen Das deutsche Sängerscst in, letzten Abendglühcn. ' Ja steige noch einmal im herrlichen Glanze Heraus meinem Geiste so wonniglich und klar, Du schmücktest ja reichlich im blumigen Kranze Mit duftenden Blnthcn das lockige .Haar. Es mag das frohe Herz kein bitl res trübes Trennen, Es will die glückerfüllte Brust kein herbes Scheiden kennen. Und dennoch ersterben die holden Gesänge, Gelöst wird das kaum geknüpfte Band: Es tönen, ach! nicht mehr die hehren Klänge Für Freiheit, für Recht, für'S Vaterland! lJubelnder Zuruf.) Und traurige Stille folgt dein lauten Gedränge, In stninnicr Wehmuth sucht sich des Freundes Hand Zum Abschicdsdruck. Ein Jeder fühlt: Es ist das Scheiden Nach solchen» hohen Fest ein schweres, biti'rcs Meiden. (Schrguv) In letzicr Stunde, wo wir Wünsche tauschen, Laßt eins für meine Schwcfter n mich ersteh'n: Laßt uns, wie heut' wie Euren Liedern lauschen Bei Euren Festen uns nicht ferne steh'n. Es wird die deutsche Jungfrau auch das Rauschen In uns'rcr Eichen hcil gcn Wipfeln wohl versteh'n. Lebt wohl! Vernehmt in schwerer Abschiedsstunde Ein glühend Hoch dem deutschen Sängerbünde! N emand wußte dm Gefühlen, welche nach diesen Wor ten da- Herz eines Jeden durchbebten und welche ihn zu dm lautesten Ausbrüchen der Begeisterung hinriffm, einen bessern Ausdruck zu geben, als I)r. Gerster aus Negmsburg, dessen Rede mit folgenden Worten schloß: Ein kräftiges Hoch von Alle», Lol! den Frau n und Jungfrau n erschallen! Und wem die Lieb' im Herzen sitzt, Wem srisch im Aug' die Liebe blitz!, Wer stets nach echter deutscher Männcrart Sein Liebchen lieber heiß und zart — Der stimme in inein Hoch jetzt ein! Unter nicht enden wollendem Hurrah! und Hochrufen setzte sich der Festzug zur Hall- hinaus in Bewegung. Hier mit hatte das Fest seinen osficiellen Abschluß erhallen — das aber, was hier für Deutschlands Einheit, wie für die Wei terentwicklung des Gesänge» in den Festtagen gewirkt worde« ist, gleicht den Wellmkcersm de» in das Wasser geworfenen Steine-, die, je weiter sie sich vom ^Mittelpunkte entferne«, um so mehr alles das in ihren Bereich ziehen, was sie be rühren. — Die aus der Halle Tretenden wurden durch die wirklich feemhastcn Illuminationen geblendet, die vom Wald- schößchm einerseits und von „Antons" andrerseits weithin durch die Nacht leuchteten. Namentlich zeichnete sich die von Herrn Gmeral-Consul KaSkel auf „Antons" veranstaltete Illu mination so aus, daß da- Publikum viertelftundenlang das herrliche Schauspiel bewunderte. — Das „Dr. I." bringt cinen Ueberblick über dm Ver kehr währcnd der nun verflossenen drei Festtage de- ersten deutschen EängerbundeSfesteS. Ans der Leipziger Bahn, welche unS unstrriiig die meisten Gäste brachte, gelangten am 22. Ju r 1458, am 33. Juli 1036 und am 34 Juli 1057 Personen-