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Dresdner Journal : 10.10.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187510108
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18751010
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18751010
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-10
- Tag 1875-10-10
-
Monat
1875-10
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 10.10.1875
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U 235. SonnW. de» 10. Oktober. 1875 4do»«m«ot»prolir I» x»sr«it ckiLdicdlu L«le»«: ^Ldrliedu... IS Ick»r1l jädrlied: 4 iy Pf. Limvloa Kuwwera: 10 ?k. L«,—r»«Id äe» ä«ut«t»«a ttvied« tritt kc»t- ru»«t KtslupoiilEdl»^ lll8vr»t«oprvl»« r ck«>o »»um «wer ^8»v»lt«llsii?stitrvile: 20 Lt. Outm „Livxsvsluiät" äia ^Äle: SV »s. rrsokeia«»: 4»^ lick mit Xu»n»km« 6sr 8oau- vvä »eiorUi^o, ^l-ouä» Mr ävo solxcuävu 1'»L. Dres-nerMurml. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. kla»«rat»»miai»km« »us^Lrtir L*tp»>U: />> Lran<1»tett«r, Oomm1»»iouLr äv, Orvuckner ^ouriutt»; evvväl»«.: Ht, S»»di»r»-S«rUL >»—I->r«»l»ii-rr»»>ltsrt « ».: lt »vAt«-; I«rU» Visa N»»»dLrx-rr»U-L«ip»lx - ?r»»L1»r1 ». N - Nüoed»,: Luci. L/tt««, I«rU»: § /tornict / /„vu/ick«, <1a^t, // ^4/ürec/tt, Sr«»,»: L'. Sr»»l»; /. ÄanArn « Lürcuu; LksmiUt»: />>. t'cuae. kr»»Lt«r1 » N.: /L ^aeA«^'»ok« u. 0. //rrr-mann »cns liuekk, Oo., SSrUt»: /»v.-D , L»»s«r«r: O. Lc/»ü«i«v,- r»rt»: //ara», TaM«, Leiter c0 Oo., 7-a«La <t Oo., N»i»ditrL: N. , Vt«: t-xpetit. U«r»n„xvl»krr ÜSlü^I. Lrvsäitiov 6v» I)ro»än»r ^ourn»li, Orssaeu, /.«inzvrstr»«»» Ko. SV. Amtlicher Theil. Dresden, 9. October. Ihre Majestät die König in Marie sind am 7. dss. Mts. auf Allerhöchstihrer Wein bergs-Villa bei Wachwitz wieder cingetroffen. Dresden, 30. September. Se. Majestät der König haben allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Consistorialrath Superintendent Di. Ernst Julius Wie irr in Dresden das ihm von Sr. Hoheit dem Herzog Georg rn Sachsen-Meiningen rc. verliehene Comthurkreuz 11. Classe des Herzog!. Sachsen-Erncstjnischen Haus- ordens annehme und trage. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Münster, Freitag, 8. Oktober, Nachmittag». (W. T. B.V Der Redakteur de» .Westfälischen Mercur", Meyer, wurde heute wegen Beleidigung de» Fürsten Reichskanzler» und wegen Aufforde rung zum Ungehorsam gegen die Staatsgesrtze zu 15 monatigem Gefängniß verurtheilt. München, Freitag, 8. Oktober, Abends. (W. T. B.) In der heute Nachmittag stattgehabten Sitzung deS AdreßauSschusseö der Abgeordneten kammer wurde die von Jörg entworfene Adresse, ohne daß über deren Inhalt eine eigentliche De batte stattgefunden hätte, mit den 8 Stimmen der klerikalen Ausschußmitglieder gegen die 7 Stim men der Liberalen angenommen. Vor der Abstimmung richtete der Abg. Fischer (Augsburg) unter Bezugnahme auf einen Artikel der „Augsburger Postzeitung", der heftige Angriffe gegen die liberale Partei enthält und den Adreßentwurf als meisterhaft bezeichnet, an den Berichterstatter Jörg die Anfrage: ob er der Verfasser dieses Artikels sei? — Jörg verneinte die Frage. — Fischer constatirte dar auf den Widerspruch, in dem diese Versicherung mit der gestern von Jörg abgegebenen Erklärung stehe, daß außer ihm (Jörg) bis zur Verlesung des Ädreßentwurfs kein clericalcr Abgeordneter den Inhalt des Adreß- entwurfs gekannt habe. Nach Erledigung dieses Zwischenfalls erklärte Frhr. v. Stauffenberg namens der Minorität des Aus schusses, daß dieselbe den ersten Passus des Adrcßent- wnrfs, in welchem wegen der in der königlichen Familie ' stattgehabten Todesfälle die Theilnahmc und das Bei leid der Kammer ausgedrückt wird, von ganzem Herren acceptire; den übrigen Inhalt des Ädreßentwurfs müsse dieselbe aber mit Bestimmtheit ablchncn. Die weiteren bezüglichen Ausführungen müsse sie sich für die Debatte im Plenum Vorbehalten. Der Vorsitzende des Ministerraths, Staatsminister v. Pfretzschner, erklärtegcgcnüber.dcn Angriffen, welche der Wortlaut der Adresse in einem vielleicht noch nie mals dagcwescncn Tone zum Ausdruck bringe und gegen über der einleitenden Bemerkung des Referenten Jörg in der gestrigen Ausschußsitzung^ das ganze Ministerium müsse abdanken, weil es sich selbst für solidarisch erklärt habe und weil cs eines seiner Mitglieder durch die Li beralen in die Kammer habe wählen lassen, namens des gcsammten Cabincts: Das Ministerium sei in so weit solidarisch, als alle Mitglieder desselben sür principielle Aetc einständen und sich gegenseitig deckten. Was die Wahl des Justizministers v. Fäustle durch die liberale Partei anbelangc, so folge daraus nicht, daß Dr. v. Fäustle oder das Ministerium der national- liberalen Partei angchörc. Er müsse im Gcgenthcil erklären, daß kein Mitglied des Ministeriums einer dcr zur Zeit bestehenden geschlossenen politischen Parteien augchörc; die von Jörg aus der Wahl des Justiz Ministers gezogenen Folgerungen seien daher hinfällig. Auf alle übrigen in der Adresse enthaltenen Angriffe behalte er sich die Antwort für die öffentlichen Ver handlungen vor. Hierauf fand die Abstimmung mit dem bereits oben Fnnlleton. Redigier von Otto Ban«». K. Hoftheater. - Altstadt. - Am 9. October: „ Paris ina", Tragödie in fünf Nnfzügen von S. H. Mosenthal. (Zum ersten Male.) Mosenthal ist als Dramatiker nicht ohne Anziehungs kraft für das größere Publicnm, er hat aber auch eine berechtigte und viclvcrbrcitrte Gegnerschaft gefunden. Während seine „Deborah" mit Glück über alle deutsche Bühnen gegangen ist und wegen der Effecte der Titel rolle von tüchtigen und fragwürdigen Künstlerinnen auf dem Repertoire erhalten und znr großen Parade des Gastirens benutzt wurde, sind theatralische Unnatur und hohles Phrascnlebcn dieses Dramas unbefangenen ästhe tischen Köpfen zur Marter geworden und alle guten Geister bekreuzigen sich vor den Flüchen dieser modern literarischen, alllestamentlich verquickten Jüdin. Diesem Bravourstück folgten andere nach: „Cäcilie von Albano", „Bürger und Molly", „Der Sonncnwendhof", „Das gefangene Bild", „Der Schulze von Altbüren", „Pietra", „Isabella Orsini", „Maryna" und „Die deutschen Musi kanten", welche ich nicht kenne. Bei „Deborah" und in mehren andern Dramen, gerade in den am meisten gangbar gewordenen, litt der Dichter an einer Nach empfindung verschiedener literarischer Richtungen und Eindrücke; die Erfolge der Dorfgeschichte, der Dialekt- poesio, ja selbst einzelne Gestalten, Gorthe's Dorothea, Gutzkows Akiba, sogar die immer verwendbare zehnte Muse der Halm'schen Rhetorik bedrängten sein ebenfalls erfolgdurstiges Gcmüth, und er kam zu einem musivischen Zusammenbau episodischer Reproduktionen, die immer, erwähnten Ergebnisse statt. Die Plcnardebatte über den Adreßentwurf beginnt wahrscheinlich nächste Mittwoch. München, Sonnabend, 9 Oktober. (W.T.B.) Der gestern vom Adreßausschuß der Abgeordneten kammer angenommene Adreßentwurf hat nachstehen den Inhalt. Ter Adreßentwurf betont nach Beileidsbezeugung für die Todesfälle in der königlichen Familie, das bayersche Volk habe den Augenblick ersehnt, wo seine Vertreter seine Bitten und Anliegen vor dem Königsthron nicdrr- lcgcn könnten, denn mehr als je fühle sich das bayersche Volk bedrängt durch die friedlose Lage der Gegenwart und geängstigt durch die drohenden Gefahren einer un gewissen Zukunft. Die Negierung habe den Hilferuf des treuen bayer- schen Volkes nicht an Se. Majestät gelangen lassen wollen und habe bei der Landtagsncuwahl einen unpar teiischen Wahlvellzug durch die Neuwahlen auf Grund der Wahlkreiscintheilung unterdrückt, wovon die Wahl- Prüfungen ein getreues Bild ergeben würden. Da trotz dem der gewünschte Erfolg nicht erreicht worden sei, hätte die Kammer erwartet, das Cabinet würde durch seinen Rücktritt ihr ersparen, den König mit einer Be schwerde zu behelligen. Das Land bedürfe und erseh« den Frieden und rufe nach einer bayerschen Regierung, die sich nicht zu scheuen brauche, an Stelle eines vrrkünstelten Gleichgewichts durch allseitig freie Wahlen den wahren Ausdruck der Meinung und Gesinnung des bayerschen Volkes zu setzen. Nur eine solche Regierung würde eifrig von der Volksvertretung unterstützt werden und in dem höchsten Collegium des Reiches jenes Ansehen genießen, das unumgänglich nothwcndig ist, solle nicht ein Stück nach dem andern von der bayerschen Krone und von den Landesrechten dahinsallen in einem In teresse, das weit entfernt ist, allgemein deutsch zu sein. Dann heißt es: „Im Geiste unwandelbarer Treue gegen Ew. Majestät und opferwilliger Hingebung an das Vaterland bitten wir Ew. Majestät, abermals das erhabene Königswort vernehmen lassen zu wollen: „Ich will Frieden haben mit meinem Volke". Die AugSburflcr „Allgemeine Zeitung" bringt aus München eine anscheinend officiöse Mitthei- lung über da» Verhalten de» SpeyererDomcapitelt, rcsp. des Bischof» v. Kctteler von Mainz bei der Jubelfeier der Wallfahrtskirche zu OggerSheim, in welcher Angelegenheit der König zwei HE- schreibcn an den Kultusminister v. Lutz erlassen hat. (Vgl. den Wortlaut der betreffenden Mitthcilung unter „Tagcsgeschichte.") Paris, Freitag, 8. Oktober, Abends. (W. T. B.) Wie der ,.Messager de Paris" erfährt, hätte die hiesige ottomamsche Bank, im Widerspruch mit dem von der ottomanischen Bank in London eingchaltenen Verfahren, die Einlösung der Oktober- roupons der türkischen Staatsschuld nicht suSpen- dirt, indem sie von der Voraussetzung ausgche, daß der auf die künftige Einlösung der EouponS und der Amortisationsraten bezügliche Beschluß der Pforte vom 6. d. keine rückwirkende Kraft haben könne. Konstantinopel, Freitag, 8. Oktober, Mit- tags. (W. T. B.) Rcgiernngüseitig wird über de» Beschluß der Pforte, betreffend die Einlösung nnd Amortisirung der türkischen Staatsschuld, er läuternd mitgctheilt: Von dem Tage an, an welchem der gedachte Be schluß der türkischen Negierung veröffentlicht wnrdc (6. Oktober <.), nnd während der von da ab auf einander folgenden 9 Jahre unterbleibt die Auszahlung der Hälfte der Zinsen und der Amortisalionsbcträge der inneren und auswärtigen türkischen Staatsschuld, deren Ge- sammtbctrag jährlich sich auf etwa 14 Millionen Pfd. Sterl, belänft. Zur Entschädigung der Berechtigten für die Nichteinlösung der Hälfte im Gcsammtbctrage von 7 Millionen Pfd. Sterl, soll ein auf Grund 5proccn- tiger Verzinsung jener Summe von 7 Millionen Pfd. berechneter Betrag von 350,000 Pfd. jährlich baar klar oder unklar, an Originale, aber deshalb niemals an das Originelle erinnern. Es ist ein Unterschied, ob ein Dichter zum Zwecke des SelbstschaffcnS seine Phantasie vorzugsweise von der blühenden, lebendigen, rohen Wirklichkeit, oder von den schon gekochten und vorgeschnittrnen Gerichten der Kunstwerke ernährt. Ich glaube, daß Mosenthal durch diese conciliante Hingebung an bewährte Beispiele ein gutes Theil von seinem literarischen Ich und von sei ner Sprache verloren hat. Jedes redlich strebende Ta lent — nnd ein solches kann man dem Autor im Gro ßen nnd Ganzen nicht absprechcn — wird endlich seine individuelle Sprache finden, wenn cs nur eigene Erfin dungen und Gedanken zu Papiere bringt. Dieser Weg führt znr Begrenzung, aber zur Vertiefung; Mosenthal hat nach Verbreiterung gernngcn und das konnte nickt ohne Verflachung abgchcn. Wir haben an zahlreichen modernen Bühnenschriststcllern gesehen, wie sich ein ge borgtes dramatisches Faltcnklcid auf magern Schultern ausnimmt. > Aber es hat den erfreulichen Anschein, als ob die Entwickelung Mosenthal's noch nicht im Stillstand, das heißt im Rückschritt, begriffen sei. Er ist im Gcgenthcil frisch nnd bei gutem Willen geblieben. Ja cs scheint, als ob ihm eine unbefangene Einsicht fördernd aufge- gangrn ist. Sein neuestes Trauerspiel „Parisina", mit dessen Aufführung die Dresdner Bühne allen andern vorausgeschritten ist. hat im Ganzen einen glücklichen Abend von autem Erfolg dargebotrn. Für Mosenthal war eS günstig, daß ihn sein Stoff auf rin sehr romantisches und doch sehr realistisches Gebiet der Specialgeschichte zurückführte und ihm die Gegenwart und denn Beziehungen entzog. Für die letzten hat der Verfasser vielleicht nie eine gesunde poetische Fühlung gehabt, oder er verlor sie auf dem ausgczahlt werden. Die provisorischen Schuldtitel, die sür den Restbetrag neu ausgegcbcn werden, sollen nach 5 Jahren eingclöst werden und als Zahlungösichcrhcit für jeden Jahnsbetrag von 7 Millionen Pfd., nicht aber auch für die bei den Zinstcrmincn zur BaarauS- zahlung gelangende» 350,000 Pfd. dienen. Belgrad, Freitag, 8. Oktober, Nachmittag». (W. T. V.) Wie verlautet, hätte die gestern gemel dete Zustellung einer Note der Großmächte an die serbische Regierung den Zweck gehabt, Serbien neuerdings von jevcr herausfordernden Haltung gegenüber der Pforte abzumahnen. (lieber die Situation in Serbien vergleiche die „Tagcsgeschichte" unter Wien.) Belgrad, Sonnabend, 9. October. (W.T.B.) Es verlautet, das neue Cabinet werde in folgen- gender Weise gebildet: Kaljevit», Ministerprä sident und Inneres; Pavlovit», AeußcreS; Pro fessor BoSkovitS, Cultus; Professor Markovit», Justiz; Maior SdravkovitS, Bauten; Oberst NikolitS, Krieg; ZankovitS, Finanzen. Cettinje, Freitag, 8. Oktober, Nachmittags. (W. T. B.) Nach Nachrichten von insurgentischer Seite hätten die Insurgenten Ljubinje angegriffen, die Türken zurückgcschlagen, cine größere Anzahl von Pferden erbeutet und befänden 'sich jetzt in einer verschanzten Stellung auf dem Popovosclde. New-Nork, Freitag, 8. Octdber, Morgens. (W. T. B.) Die Neger, welche in FriarSpoint Ruhestörungen herbeigeführt hatten, sind zerstreut worden. Die Situation gestaltet sich friedlicher. Tagesgeschichte. * Berlin, 8. October. Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrathes sür Zoll- und Steucrwesen und für Handel und Verkehr, sowie der Ausschuß für Zoll- nnd Steucrwesen versammelten sich hente zu Sitzungen. — Die Ncichstagsjustizcommission hat in ihrer Sitzung vom 5. October zunächst den die Handelsgerichte betreffenden Abschnitt der Gerichtsverfassung erledigt und sodann in der gestrigen Sitzung, in welcher auch der Abg. Dr. Lasker anwesend war, die zweite Lesung der Civilproccßordnung begonnen. Von dem ersten Ab schnitte des ersten Buches der Civilproceßordnung wur den, nach dem „St.-Anz.", die ersten 6 Titel erledigt und die Beschlüsse erster Lesung mit einigen wenigen Ausnahmen wiederholt. Zu den auf die Ablehnung der Richter bezüglichen 88 44 und 48 wurden einige Ab- ändcrungsanträge der Abgg. Becker, Di-. Bähr, Struck mann und Dr. Wolffsvn, zu 8 66a ein Antrag der selben Abgeordneten, wonach die Erhebung einer Nrben- intervcntion durch Zustellung eines Schriftsatzes erfol gen soll, zu 8 74 ein Antrag des Abg. Reichensperger, wonach die Vollmachten der Proceßbevollmächtigten stets zu den Gerichtsactcn abgegeben werden sollen, endlich ein Antrag des Abg. Dr. Bähr, welcher dem Gerichte die Befugniß crtheilt, Proceßbevollmächtigte, Gerichts- schrciber nnd Gerichtsvollzieher in die Kosten, welche sie ini Proccsse durch grobes Verschulden veranlaßt hatten, ohne vorgängige mündliche Verhandlung zu verurthci- len, angenommen. — Die gestern hier zujammcngctrctcne Versammlung der vier Berliner K r c i s s y n o d e n hat bei Bcrathung der ersten Frage des Consistoriums: „Ist die Aufhebung der Stvlgcbühren sür alle Amtshandlun gen oder nur für einzelne Gattungen derselben rin Bc- dürfniß oder nicht?" nach kurzer Debatte (gegen die eine Stimme des Pastors Knak) folgende These an genommen : „Die Aushebung der StolgebUhren ist in Berlin für alle Amtshandlungen ein Bcdürfnib, insbesondere auch die Aushebung der Stolgebühren bei Beerdigungen. Für beson ders verlangte Acte und Feierlichkeiten (HauStaufen, Haus- trauungcn, Trauungen mit besonderm Schmuck oder Orgcl- spiel rc) darf eine Entschädigung verlangt werden." — Unter dem Protcctorat Sr. kaiscrl. nnd königl Hoheit des Kronprinzen des deutschen Reiches und von Preußen hat sich vorgestern ein deutscher Co mit 6 für Wege nach drastischen Bühnenefsectcn durch Befangen heit des Blicks, durch Sorge um den Beifall des gro ßen Publicums, welches überall einen materiellen Ge schmack hat. Die italienische Geschichte aber war für den Autor ein neutraler Boden und es hat mir wohlgethan, daß er sich objcctiv und vorurtheilsfrei darauf bewegte. Sogar die Sprache hat an gesundem, direktem Ausdruck gewonnen nnd einige mittelmäßige Verse von schwäch licher lyrisch-dramatischer Wirkung lassen sich hinweg- räumrn. Es kommt nicht darauf an, welche Benutzung das bekannte Snjet der Parisinatragödie, dieses politischen Familicndramas, bereits anderswo gefunden hat. Der Autor verwandle die blutige Chronik dcs 15. Jahr- hnndcrts insofern ans seine eigene Weise, als er manche Rohheiten der Leidenschaft verhüllte und in der Erfin dung von Motiven, sowie in deren Verwendung die tragische Schuld und poetische Versöhnung auf eine natürliche Weise zu gewinnen suchte. Und hierbei zeigte sich, was die Uebung für cine ausgezeichnete Lehrmeisterin ist. Nicht nur verräth der ganze Aufbau des Stückes an vielen Stellen ein fein geschultes Talent, sondern der erste Act ist in seiner Erposition bei vollster Knappheit geradezu mit über raschendcm Geschick gearbeitet. Es sind alle Wendungen bereits vorbereitet, die Charaktere klar angelegt, die Sympathien für die Hauptpersonen gewahrt. Aller dings schreiten die folgenden Acte nicht mit demselben Glücke weiter, aber sie halten in ehrcnwerther Anstreng ung unser Interesse ausrecht, greifen weder in das Unwahrscheinliche noch Grasse hinüber, geben den Per sonen scenisch etwas Ordentliches z» thun und gerathcn nicht auf jene „tobten Punkte", die dnrch breiten Dia log die fehlende Handlung ersetzen. die im Jahre 1876 in Brüssel stattfindendc, mit einem Conarcsse verbundene internationale Ausstellung sür Gesundheitspflege und Nettungswesen con- stituirt. Der Comitö hat, wie dir „Post" berichtet, zu seinem Vorsitzenden den wirkt. Geh. Rath v. PhilipSborn, zu stellvertretenden Vorsitzenden den Ministerresidcntcn der Hansestädte Dr. Krüger und den grh. Mrdicinalrath Professor Dr. Virchow, zum Schriftführer den wirkt. Lega- tionsrath Reichardt, und znm Commissar, wclchem der ge- sammte geschäftliche Verkehr mit den Ausstellern, sowie die Vermittelung zwischen diesen und dem Brüsseler Central- comitö obliegen werden, den geh. Negierungsrath Stöck hardt gewählt. Die allgemeine Leitung der Ausstellungs- angrlegenheiten ist von dem Comitä einem aus 14 Mit gliedern bestehenden Ausschüsse übertragen worden, in welchen außer den fünf Vorgenannten fernerweit ge wählt worden sind: der großherzoglich badische Ministe- rialrath Eisenlohr, der großherzoglich hessische Ministc- ria'rath Fink, der Professor Dr. Gneist, der Obcrtribu- nalrath v. Holleben, der großherzoglich mecklenburgische geb. Medicinalrath Dr. Mettenheimer, der königl. bayersche Ministerialrath v. Riedel, der königl. sächsische General - arzt Dr. Roth, der königl. wümembergische Präsident Dr. v. Strinbeis, der Generalmajor v. Vvigts-Rhetz. — Wie bereits telegraphisch gemeldet worden ist, hat das Krcisgericht in Posen in dem sogenannten Delcgatenprocesse gestern nach zweitägiger Ver handlung den Domherrn v. Kurowski wegen An maßung bischöflicher Rechte als geheimer Delegat und wegen Anwendung nicht rein geistlicher Znchtmittcl zu 2 Jahren Gefängnißstrafe verurtheilt. Der Staats anwalt hatte beantragt, den Angeklagten für schuldig zu erklären dcs wiederholten Vergehens gegen die 1—4 des Gesetzes über die Verwaltung erledigter katholischer Bisthümrr vom 20. Mai 1874 und dcö Vergehens gegen dir 88 1 und 5 des Gesetzes über die Grenzen deS Rechts znm Gebrauche kirchlicher Straf- und Zuchtmittel und für die Instruction und die Ab- monitionen auf je 1H Jahre, dir Androhung der Ex- communicativn auf 9 Monate, zusammen wegen der noth- wendigen Zusanunenlegung der Strafmaße auf 3 Jahre Gefängniß zu erkennen. Nach mehr als dreistündiger Brrathung verkündete der Vorsitzende gegen 3 Uhr Nach mittags das Urtheil. Dasselbe lautete dahin, daß dcr Domherr Kurowski entgegen den ^Bestimmungen her 88 1—4 deS Gesetzes vom 20. Mai 1874 wiederholt in den Jahren 1874 und 1875 bischöfliche Rechte aus geübt habe, ohne dem Oberpräsidenten der Proinz hier von unter Angabe dcs Umfangs der auszuübcndcu Rechte schriftliche Mitthcilung zu machen und den sonstigen gesetzlichen Vorschriften zu entsprechen. Es wurde für erwiesen erachtet, daß der Angeklagte die In struction in Betreff dcs Verhaltens dcr Geistlichen gegenüber dcr bürgerlichen Eheschließung erlassen und dadurch bischöfliche Rechte ausgeübt, daß er ebenso die kanonischen Admonitionsschreiben erlassen, wozu nur dem Träger der bischöflichen Gewalt das Recht zustehe, und daß er den Propst Jdzikowski mit der großen Ex- communication bedroht und sick dadurch des Vergehens gegen die 88 1 und 5 des Gesetzes über die Grenzen dcs Rechts zum Gebrauche kirchlicher Straf- und Zucht mittel schuldig gemacht. Dagegen wurde nicht für cr- wiescn erachtet, daß dcr Propst Kolan) im Auftrage einer geistlichen Behörde die Amtsdaucr der beiden Kir- chcnvorstehcr verlängert habe; daß ferner an den Decan Rzcznicwski ein Auftrag zur Excommunication dcs Propstes Kubcczak ergangen sei: ebenso nicht, daß Herr- Kurowski die Autorisation zur Excommunication dcö Propstes Kick erlassen habe. Der Gerichtshof erkannte demnach dahin, daß dcr Angeklagte deS Vergehens gegen die §81 — 4 dcs Gesetzes vom 20. Mai 1874 über die Verwaltung erledigter katholischer Bisthümer und gegen die §8 1 und 5 des Gesetzes vom 13. Mai 1873 über die Grenzen des Rechts zum Gebrauche kirchlicher Strafen und Zuchtmittrl schuldig und dem gemäß mit einer Gefängnißstrafe von 2 Jahren zu be strafen sei. Das Publicum blieb bis zum Schluß in Theilnahm nnd dcr anwesende Autor wurde zweimal gerufen. Hr. Regisseur Marx hatte das Stück mit Umsicht insccnirt; die Rollenbesetzung war eine passende. Daß Hr. Porth den eifersüchtigen Gatten, den zn alt gewordenen Blaubart Nicolo 111. von Este, aus seinem kräftigen Naturell heraus trefflich darstrllen würde, ließ sich erwarten; eS wird eine sehr befriedigende Partie dcs fleißigen Künstlers werden. Mehr überraschte die vcrhältnißmäßig sehr fertige Leistung des Frl. Haverland in der Titelrolle. Es gclangrn ihr m diesem schwierigen Gemisch von Liebe und Nesignationspflicht, von Milde nnd heißblütiger Leidenschaft die Hanptmomentc sehr rrfrenlich, und lasst» diese bei Wiederholung eine einheitlichere Vrrbindnng hoffen. Zwei Nollen, Borso und Francesca, erinncm aller dings ihrem Charakter nach an Jago und drssen Ge mahlin, aber ihre Jntriguen habe» einen realen Boden, und Herr Koberstein spielte drn etwas zu herzlos ge zeichneten Verräther mit recht frischen Farben. Die Licbhaberrolle des Ugo ist für Hrn. Wächter's Mittel zu anspruchsvoll — doch darf man des jungen Künstlers Streben nicht verkennen. Ferner wurde die Vorstellung noch durch Frl. Guinand und Hrn. Ja ff» (Francesca und Gerolamo) unterstützt. Otto Banck. " Die bereits seit 12 Jahren bestehenden Trio- soiröen werden in dieser Saison von den Herren H. Scholtz und den königl. Kammermusikern Herren E. Feiger! und F. Böckmann fortgesetzt, nachdem Herr B. Rollsuß seine Mitwirkung darin anfgeben mußte, um seinem neuen cmpfchlcnswcrthen Unternehmen, einer „Musikakadcmir für Damen", seine volle Thätig-
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