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Dienstag —- Nr. M. IS. Julius I84S. HM Deutsche Ml-emeiue Zettuug. MM «Wahrheit und Recht, Freihtit und Gesetz!» «eV-*bri». Luttschl»». *AschaKimburg. Der Hof. Hr. v- Diepenbrock. Kirch liche Polemik. — Cardinal Capaccini. — Die Sächsischen Stände, -f Dres den. Regsamkeit- Die protestantischen Freunde. Hr. Pfeilschmidt. — Hr. v- Frankenberg > über die Ausweisung v. Jtzstein'S und Hecker'S. — Die Deutsch-Ratholiken in Heidelberg. "Frankfurt a.M. Die Rabbi nerversammlung. Die Juden in Oesterreich. D*e«Dek. (-t-)Derlin. Spanien. Die confessionelle Polemik. I)r. Dronke. Unfall, -j-Von der Saale. Replik. *Äus Westpreussen- Die Deutsch- Katholiken. Die Posener Kirchenzektung. Der Magistrat von Liegnitz " Breslau. Die jüdischen Reformer- ivegkenneich. * Perth- Ungarische Zustände. Spante«. Der Hof. Graf Bresson. Die San-Fecnandobank. General Zariategui. Die ConscriptionSpflichtigen- Don Carlos. Die Lime» über da» Ministerium. Unterhaus. Hr. Moffat- Hr- Bennet. Wolkenbruch. Kranffretch. Pairökammer. Der Herzog von Montpensier- Marschall Soult. Graf Sparre. Die Unterhandlungen mit Rom. Das College de France. Algerien- Schweiz. Da» Literarische Comptoir in Zürich. WerLonalnachrichten. AStffenfchaft UN- Mnnft. * Dresden. Fe'licien David. — 0r Lehrs. ch»«-el und jUn-ugWie. * Leipzig. Börsenbericht. — Englische Eisen bahnen- — Frequenz der Leipzig-Dresdener, Magdeburg-Leipziger und -Halberstädter Eisenbahn- — Leipzig. tlknküudigung«». Deutfchks»«-. * Äschattenüurg, I«. Jul. Der König ist mit seinem Gefolge heute Morgen von hier über Kissinger» nach Bad Brückenau abgereist. Im kommenden Herbste gedenkt er, wenn nichts Anderes entgegenkitt, mit der Königin und den junger» königlichen-Kindern wieder hierher zu kommen und eine geraume Zeit zu verweilen. Der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Hessen reisten gegen Abend von hier wie» der nach Darmstadt zurück. Der König geleitete sie eine bedeutende Strecke weit.— Zur Feier deS GrburtSfestes unserer geliebten Köni-' gin und Landesmuttcr gab es hier am 7. und 8. Jul. verschiedene herz liche Feste. Gottesdienst hei allen Coufessionen, Festreden, Illumina-; tion deS Casinogartens, Feuerwerk aus dem Buchelbcrge, Wasserfahrt Mit illuminirten Schiffen auf dem Warn, der der König mit seine» Gä sten selbst beiwohnte, griechische Feuer u. dergl. bewiesen die allseitige An hänglichkeit. — Am 7.J»l. war Prinz Wilhelm von Preußin, Aa- ter unserer Kronprinzessin , von Homburg aus am königl. Hofe hier zum Besuche. — Der Fürstbischof von Breslau, vr. M. Frhr. v. Dirpen- bröck, welcher hier war, um bei dem König Abschied zu nehmen, wurde von demselben mit großer Aufmerksamkeit behandelt. Er speiste nicht allein zu Mittag an der königlichen Tafel, sondern verbrachte auch den Abend in Gesellschaft bei dem Könige. — Seit einiger Zeit wird auch viel von den Kanzeln der hiesigen katholischen Geistlichkeit gegen Ronge, Kerb- ler und Consotten gepredigt, wodurch aber viele Leute erst auf diese kirchliche Gache aufmerksam gemacht werden, die bisher von dieser Spal- tUng in der katholischen Kirche nichts oder nichts Bestimmtes wußten. — Der Lod Eapaccini's, schreibt man dem Rheinischen Beobachter au» München, erregt mit Recht allgemeine Theilnahme, und wir kön neu die Presse Mr loben, wenn ihre achtbarsten Organe sich aufgefodert fühle«, dem trefflichen Staatsmann ein Ehrendenkmal zu setzen. Na mentlich hier erinnert man sich in manchen Kreisen, deren Richtung eine gemüßigte und aufgeklärt katholische ist, einer Aeußerung diese» ausge zeichneten Manne», welche seinen Hohm Standpunkt und seinen freien Blick bekundet und gerade bei der gegenwärtigen Gestaltung der Verhält nisse bekannt zu werden verdient. Capaccini nahm keinen Anstand, in ver- travten Citkeln gegen das System sich auSzusprechcn, welches durch den Jesuitenaeneral in Rom, Pater Rothaan, am kräftigsten vertreten wird. DÜser Mann, dm man als den eigentlichen Papst betrachten kann, hält alle Fäden deS Systems in Händen, da» auch in Deutschland und beson der» IN Baiern so viel Unheil in seinen Wirkungen gestiftet hat. Capac cini, der in die geheimsten Absichten der Curie eingeweiht war und die Organe und Mittel aufs genaueste kannte, deren man sich bediente, um sowol in Baiern als am Niederrhein jenes System zu fördern, das jeden wahrhaft Deutschen mit tiefer Wehmuth und lebhafter Besorgniß für die Zukunft erfüllen muß, konnte von seinem Standpunkte aus solche Bestre bungen nicht billigen und sagte voraus, daß diese extreme Richtung Te- genvestrebungen in der katholische« Kirche selbst Hervorrufen und zu Be wegungen fuhren würde, die zum Rachtheile RomS und des KatholiciS- muS ««»schlagen müßten: aus rein politischem Grunde rieth er stets zur Mäßigung. Seine Befürchtungen sind zum Theil noch in dem letzten Jahre seine- Leben- in Erfüllung gegangen. Möge die Zukunft das große Wort, da- er gesprochen, nicht noch mehr bestätigen: das ist der Wunsch aller wahren und einsichtsvollen Katholiken. Aber leider sieht man hier auch manches Gesicht, das den Ausdruck der Schadenfreude bei dem Ver luste, den die Kirche durch den Tod eines so ausgezeichneten Prälaten erlitten, nur ungeschickt verbergen kann." — Die Stände des Königreichs Sachsen sind durch Bekanntma chung des Grsammtministeriums vom 3. Jul. auf den S. Sept, cinbe- rufen worden. f Dresden, 12. Jul. Unsere Stadt gewährt jetzt das erfreuliche Bild einer allmälig lebendiger hervortretcndcn Theilnahme an den bewegenden Fragen deS Tages, und es gewinnt den Anschein, als wollte die kräftig regsamere jüngere Generation eine gewisse Wirksamkeit sich erringen, um die Stagnation zu bannen, welche im Allgemeinen hier bei den geistigen Bewegungen anderer Regionen sich kundgab, weniger vielleicht deshalb, weil man überhaupt daran keinen Theil genommen, als vielmehr auS dem Grunde, weil diese Theilnahme auch bei den kräftigern Gemüthern vor zugsweise eine innerliche blieb, die das HerauStretell in die Oeffentlichkeit scheute, sofern sie das mit ihrer Stellung unverträglich, oder etikettcnwi- drig, oder — rücksichtsvoll, ohne alle Rücksicht auf das Gedeihen der Sache — aus andern Gründen nicht thunlich erachtete, und wol die Früchte des Kampfes in bequemer Ruhe genießen, der Siege der guten Sache sich er freuen mochte, doch ohne zu diesem Siege selbstthätig beizutragen, jene Früchte erringen zu helfen. Wie gesagt, das scheint jetzt allmälig anders und besser werden zu wollen; die Anhäufung der frischer», regsamem Kräfte scheint bis auf den Punkt gediehen zu sein, von welchem aus ein ersprießliches Wirken auf die vorhandene Passivität möglich geworden — und daß diese Erscheinung nur mit inniger Freude begrüßt werden kann, versteht sich wol von selbst. Wir haben Beispiele dieser Regsamkeit so- wol bei der Constituirung des deutsch-katholischen Vereins alS bei Ent- Iwerfung der Petition um freie evangelische Kirchrnverfaffung gesehen, und e». liegt jetzt abermals ,m solches vor in der Theilnahme, welche hitr den Bestrebungen der protestantischen Freunde sichthätig zuwendct. Vor gestern nämlich wurde im kleinen Berathungssaale der Stadtverordneten — die Liberalität, mit welcher diese ihre Localitäten stets zu derartigen Zwecken hergeben, ist gewiß rühmend und dankbar anzucrkennen! — eine vorbereitende Versammlung gehalten, welcher etwa 18 Personen beiwohnten, um über einen Anschluß an den köthener Hauptvrrein zu bcrathcn und die Nebereinstim- mung mit den Grundsätzen desselben zu doeumentiren. Als Ausschuß fungikten die HH. DiakonuS Pfeilschmidt, Advvcgt Blöde und Kürschner- meister Klette .701. Etwa in der zweiten Halste des künftigen Monatß wird die constituireNde Versammlung abgehalten werden, für welche schon Archi- diakouuS vr. Fischer aus Leipzig und der bekannte Pastor Uhlich eingela den sind, um daS Direktorium deS hiesigen Zweigvereins zu übernehmen. Der Erstgenannte hat seine thätige Theilnahme schon zugesagt; von dem Zweiten ist bisher eine Antwort noch nicht eingegangcn. - In der früher schon erwähnten Untersuchung gegen den obengenann ten DiakonuS Pfeilschmidt wegen Aeußerung religiöser Ansichten, gegenüber dem von ihm geleisteten Amtseid, ist ein definitives Resultat noch nicht erreicht. Es ist ihm jetzt zur definitiven Erklärung die be stimmte Frage vorgelegt, ob er die Persönlichkeit Christi in der Weise anerkenne, wie sic die heil. Schrift und die symbolischen Bücher dar- stellen? DaS scheint unS freilich ein zweifacher Standpunkt, und was der Bethciligte darauf antworten wird, läßt sich unschwer voraussrhrn. Weniger leicht möchte eS sein, dir Maßregeln vorher zu bestimmen, welche in Folge jener Antwort die Behörde nehmen dürfte, und deren Wahl jedenfalls, wenn nicht vom bestehenden legalen Gesichtspunkte, doch von Berücksichtigung der obwaltenden Zeitverhaltnisse aus ihre Schwierigkeit haben wird, zumal durch sie das Princip festgcstellt werden muß, welches die Regierung in Betreff der jetzigen Bewegungen auch in der evangeli schen Kirche festzuhalten gemeint ist. — Unter der Ueberschnst: „Herr ». Frankenberg über die Aus weisung v. Jtzstein'S und Hecker'S aus Berlin und Preu ßen" enthält das Mannheimer Journal Folgendes: „Die Geschichte der Ausweisung unserer beiden Deputirten aus Berlin und Preußen ist nun mehr in ihr zweites Stadium getreten. Der badische Ministerresident zu Berlin, Hr. v. Frankenberg, hat sich über dieselbe ausgesprochen, Und wir sind ermächtigt, dessen Schreiben an die genannten Herren nebst der ihm von denselben vorangeschickten einleitenden Bemerkung und begleitenden Anmerkungen unsern Lesern Mitzutheilen. Wir können nicht umhin, bei dieser Gelegenheit unsere Freude über die Art und Weise aüszudrucken, wie sich Hr. m Frankenberg über diese Angelegenheit äußerte. Sie ist entschieden, kräftig und eines Ehrenmannes würdig. Das uns mitge- theilte Manuskript der Herren v. Jhstein und Hecker und daS Schreiben deS Hrn. v. Frankenberg lauten wörtlich wie folgt: «Mannheim, am