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Di« uscheim wöchentlich drei mal : Dienstag, Donners- lag und Sonnabend und wird anden vorhergehen- benAbenden ausgegeben. Preis viert eljäbrnch 1 M. LS Psg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummer» 10 Pfg- — Alle Postan statten, Postboten, sowie unsereAusträger nehmen Bestellungen an. Meißeritz-Zritung. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate werden mit 1L Pfg., solche aus unserer Amtshauptmannschaft mit 10 Pfg. die Spaltzeile oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 30 bez. 25 Psg. Tabellarische und komplizierte Inserate mit entsprechendem Auf schlag. Eingesandt, in, redaktionellen Teile, di« Spaltenzeile 30 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschafi, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrierten Anterhattungsblatt". Mit land- und hauswirtfchastlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Irtzne. — Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Nr. 43. Sonnabend, den 13. April 1907. 73. Jahrgang Gemeindeanlagen vetr. Zur Deckung des Bedarfes bei den städtischen Kassen auf das Jahr 1907 sind den Beschlüssen der städtischen Kollegien gemäß 8 Pfennige für die Grundsteuereinheit als Anlage vom Grundbesitze und 15 Zehnteile des im Anlagenregulatioe festgesetzten einfachen Anlagensatzes als Anlage vom Einkommen zu erheben und zu den aus den Gemeindeanlagenzetteln ersichtlichen Terminen zur Stadt- lasse abzusühren. Stadtrat Divvoldiswalde, am ll. April 1907. Der Plan über die Errichtung einer oberirdischen Telegraphenlinie vom Gasthof in Dönischen bis zum Landwege Buschmühle—Falkenhain liegt «bei dem Postamt in Schmiedeberg (Bez. Dresden) vom 12. ab 4 Wochen aus. Dresden-A., 8. April 1907. Asissnlivkv Übsn-I'osttili^slrlion. I. B.: Gantzer. Monarchenbegegnungeu. Am gleichen Tage haben im Gebiete des Mittelmeeres ^wei Fürstenbegegnungen stattgesunden, deren Folgen auf politischem Gebiete ziemlich weittragende sein dürften. Von !ondon aus erklärt man zwar, daß die Entreoue von Cartagena nichts weiter als ein höflich«! Akt sei, zumal beide Könige durch verwandtschaftliche Bande miteinander er knüpft sind, um so offenherziger aber ist die spanische kesse, welche nicht genug Worte des Jubels findet und der den angeblich bevorstehenden Abschluß einer „Entente udiale", wie sie zwischen England und Frankreich besteht, sreudenhymnen anstimmt. Verdenken kann mans den Spaniern freilich nicht, da das Land nur noch dem Namen ach eine Großmacht ist und herzlich sroh sein muß, wenn z irgendwo jeinand findet, der bereit ist, ihm Schutz zu ewähren. Schon seil mehreren Jahren befindet sich ja Spanien ähnlich wie Portugal im Schlepptau Englands md irgendwelche Abmachungen, die man jetzt etwa in Cartagena tresscn sollte, würden darum absolut nichts iberraschendes bringen, wenngleich die Begegnung doch »sofern Bedeutung hat, als sie äußerlich ausdrückt, daß »er Pakt nunmehr voll abgeschlossen ist. Würde die Zu- ammenkunst nicht von Wichtigkeit sein, dann hätte man hwcrlich einen Zeitpunkt gewählt, der für den König llsons so unbequem war, da die Niederkunft der Königin inmittelbar zu erwarten war. Für beide Teile ist ein ckmes Verhältnis namentlich im Hinblick auf Marokko on großem Werte. Spanien kann durch diese Rücken- eckung seine großen Interessen daselbst viel entschiedener ertreten, während auf der anderen Seite England dort inen stets aufmersamen Wächter hat, der eventuell auch ie Wahrung der Interessen Albions übernimmt, bis dieses elber zur Stelle ist. Dann aber auch kann England den panischen Verbündeten als willigen Trabanten bei allen Mionen verwenden, die es, wie demnächst im Haag, zu nszenieren beliebt, und aus diese Weise vor dem Areopag »er Mächte nicht isoliert dasteht. Hierin liegt die eigent- iche Bedeutung der Begegnung von Kartagena. — Von »er weiteren Öffentlichkeit weniger beachtet wird der Besuch, oelchen König Viktor Emanuel in Athen abstattete. Und »och ist seine Bedeutung nicht gering einzuschätzen, da der- elbe etwas ähnliches für den Osten des Mittelmeeres vor- »ereitet, wie die Begegnung von Kartagena für den Westen. Hier im Osten ist es der Balkan, der den Zank lpfel bildet, über dessen Teilung man sich einigen möchte, is ist bekannt, daß man im Appeninenreiche sehnsüchtig iber die Adria hinüberschaut und bei einer Austeilung des ürkischen Reiches gern Macedonien verschlucken möchte; die Ztalianos haben sich bereits so ssehr in diese Idee ver- annt, daß sie Macedonien für ihr gutes und verbrieftes liecht fordern zu können glauben. Aber auch in Griechen- and wünscht man in Erinnerung an die Zeiten der pellenen eine Expansion nach Norden, nach Macedonien, nd es ist daher erklärlich, daß die bald hier bald dort im Lrkenreich austauchenden griechischen Banden von der legierung in Athen nicht ungern gesehen werden, wenn- zeich man wenigstens öffentlich kaum etwas für sie tun kann. Die Reise des Königs von Italien dürfte zweifel los auch zu einer Aussprache über Macedonien geführt haben, um nach dieser Seite hin eine Verständigung her- beizusühren,' anders dürfte die Anwesenheit des Ministers des Aeußern Titloni im Gefolge des Königs kaum zu deuten sein. Mag das Resultat der Reise auch nicht sofort in die Erscheinung treten, so dürfte doch in der Folgezeit die Begegnung für die weitere Entwicklung der Dinge auf dein Balkan von nicht zu unterschätzender Bedeutung sein. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Sicher werden es die Bewohner von Stadt und Land freudig begrüßen, daß sich der Evang. Arbeiterverein auf allseitigen Wunsch nochmals ^ur Ausführung der Paul Gerhardtfeier entschlossen 1 hat. Wie uns versichert wird, waren es gegen 200 Per sonen, welche wegen Überfüllung des Saales zurückgehen mußten. Die eigenartig ernste Feier des ersten Teiles, die zündende Festrede des Herrn Sup Hempel, sowie das Fest spiel selbst mit seinen mittelalterlichen dem 17. Jahrhundert angepaßten Kostümen wirkten geradezu erhebend auf die Besucher. Der kleine Eintrittspreis von 25 Pf. zur Deckung der Kosten wird wohl niemand abhalten, der Feier das letzte Mal beizuwohnen. — Wie wir von unterrichteter Seite hören, ist die in Nr. 41 gebrachte Mitteilung, daß Herr Amtshauptmann Lossow in das Ministerium versetzt werden soll, unrichtig. — Die Postagentur in Värenburg (Lrzgeb) wird für die Zeit vom 1. Mai bis 30. September wieder in Wirksamkeit treten. Glashütte. (Jungviehmeide.) Die landwirtschaft lichen Vereine der Umgebung unserer Stadt sind vom landwirtschaftlichen Kreisverein zu einer Bezirksversamm lung im Hotel zur Post hier für Sonntag den 14. d. M. nachmittags 3/4 auf 3 Uhr eingeladen worden, in welcher über die Errichtung einer Genoßenschaftsweide beraten und möglichst Beschluß gefaßt werden soll. Für letztere ist ein teils in Glashütter, teils in Diltersdorfer Flur gelegenes Gelände in Aussicht genommen, welchem, wie wir hören, durch berufene Sachverständige eine ganz besondere Eig nung für diesen Zweck nachgerühmt wird. Es ist gewiß nur zu wünschen, daß dieses Unternehmen gelingt, da durch solche Einrichtungen bekanntlich ein Faktor zur Geltung gebracht wird, ohne welchen eine gedeihliche und dauernd erfolgreiche Viehzucht nicht betrieben werden kann. Dank dem tatkräftigen Mitwirken des Herrn Amtshauptmann l)r. Mehnert sind anderwärts (so z. B. auch in Henners dorf bei Schmiedeberg) schon Jungviehweideeinrichtungen entstanden und man sollte meinen, daß dergleichen auch hier bei uns möglich sein sollte, wo die Verhältnisse gewiß nicht weniger günstig liegen, zumal auch in benachbarten Ge meinden schon seit längerem bezügliche Erwägungen statt gesunden haben. Der Gegenstand ist für alle diejenigen von größter Bedeutung, die sich mit Viehzucht befassen. Es werden deshalb auch durch Mitglieder der landwirt- wirtschaftlichen Vereine eingefühlte Gäste und Frauen will kommen sein, da es nur erwünscht ist, daß auch die letzteren sich möglichst eingehend mit den Ausgaben und Einrichtungen der genossenschaftlichen Jungviehweiden ver traut machen. Gombsen. Ein Unfall, der leicht noch schlimmere Folgen haben konnte, trug sich Donnerstag früh auf hie siger Flur zu. Lin Arbeiter der Firma Lösfler, die zur Zeit in Kreischa Rohrlegungsarbeiten ausfuhrt, kam mit seinem Rade von der Hummelmühle her. Er begegnete einem von Kreischa kommenden Motorwagen der Elek trischen, der den zum Transport von Baumaterial auf der Strecke eingerichteten Sandstreuwagen anhängcn halte. Der betreffende Arbeiter versuchte nun mit seinem Rade die schmale Stelle zwischen Wagen und Straßenbäumen zu passieren, blieb hierbei aber mit seiner Spitzhacke, die er in einem Rucksacke trug, an dem Wagen hängen, kam zu Falle und zog sich durch die Hacke eine starke Wunde an der Stirn zu. Nach Kreischa gebracht, wurde dem Verwundeten Behandlung durch vr. meck. Pohl zuteil, worauf er sich mittelst der Elektrischen in seine Behausung nach Leuben begeben konnte. Börnersdorf, 10. April. Zur größten Freude der hiesigen Einwohnerschaft hat die Kgl. Amtshauptmann schaft den Schulunterricht hier wieder freigegeben. Am heutigen Mittwoch wurde er wieder ausgenommen. Früh 10 Uhr fand die Aufnahme der schulpflichtig gewordenen Kinder statt, bei der Herr Pfarrer Krause eine kurze An sprache an die erschienenen Eltern richtete. Jin Gegensatz zu den 19 Konfirmanden des Palmsonntages ist die Zahl der heute Aufgenommcnen, die nur 8 beträgt, 3 Knaben und 5 Mädchen, eine äußerst niedrige zu nennen. Gott gebe, daß das neue Schuljahr, das unter so trüben Ver hältnissen begonnen hat, ein reich gesegnetes werde. — Der Verlauf der Diphtheritiserkrankungen im benachbarten Breitenau nimmt einen durchaus befriedigenden Verlauf, sodaß keine weitere Gefahr für die hiesige Gegend besteht. Bei seinem letzten Besuche in Breitenau wendete der Kgl. Herr Bezirksarzt den dortigen Schulbrunneu seine besondere Aufmerksamkeit zu, zu dessen sanitären Vollkommenheit schon bedeutende Mittel aufgewendet worden sind. Dresden. Das Königliche Hoflager wird voraus sichtlich am 20. April nach der König!. Villa in Wachwitz verlegt werden. — Es ist eine Vergrößerung des Königl. Seminars zu Pirna beabsichtigt. Zwischen dem Landbauamt und der Stadt Pirna sind daher Verhandlungen wegen des Ankaufs des neben dem Seminar gelegenen und der Schulgemeinde gehörigen Terrains im Gange. Ein größerer Anbau an das Seminar war bereits vor einigen Jahren zur Aufführung gelangt. — In der Schamotte- und Tonwarenfabrik G. m. b. H. im Buschbad in Meißen ist die gesamte Arbeiterschaft, etwa 150 Mann, wegen Lohnforderungen ausständig ge worden. Die Arbeiter verlangen einen Stundenlohn von 30 Pf. und bei Akkordarbeiten einen garantierten Mindest verdienst von 40 Pf. Bisher wurden Stundenlöhne von 26—27 Pf. bezahlt. — Die Stadtverordneten zu Zschopau beschlossen das Ortsgesetz dahingehend abzuändern, daß die bisherige Amtsdauer eines Stadtverordneten von 3 Jahren auf 6 Jahre erhöht wird. Während bisher alle Jahre ein Drittel ausscheiden mußte, findet dies in Zukunft nur aller zwei Jahre statt. Ferner wurde beschlossen, dem abge änderten Gesetz rückwirkende Kraft auf das bisherige Stadtoerordnetenkollegium zu geben. Chemnitz, 11. April. Als gestern abend König Fried rich August auf der Leipziger Straße nach Chemnitz fuhr, wurde in der Ortschaft Röhrsdorf der über den Weg laufende Ibsähnge Gutsbesitzerssohn Richter von einem der ersten Automobile erfaßt und zur Seite geschleudert. Richter erlitt einen Arm- und Beinbruch. Der König ließ sein Automobil hallen und erkundigte sich nach der Art der Verletzung. — Aus Anlaß des Königsbesuchs in der Sächsischen Webstuhlfabrik von Schönherr in Chemnitz stiftete die Fabrikleitung 10000 M. für den Beamten- und Acbeiter- pensionsfonds. Chemnitz, 11. April. Heute früh begab sich der König mit Gefolge in offenem Wagen zur Parade der Garnison. Aus dem Wege nach den Kasernen wurden ihm mehrfach Huldigungen dargebracht, so vor den Technischen Staats lehranstallen und am Schlachthofe. Bei den Kasernen standen wiederum Tausende von Menschen, die den Mo narchen jubelnd empfingen. Auf dem Hose der 181 er Kaserne standen die beiden Infanterie-Regimenter Nc. 104 und 181 und die Kaiser-Ulanen in Negimentskolonnen. Der König schriit die Fronten der einzelnen Regimenter ab und ließ sie dann in Zügen defilieren. Jin weiteren Verlaufe des Vormittags besuchte der Monarch die 10. Mädchenschule an der Philippstraße, die städtische Nerven heilanstalt, die Sächsische Webstuhlfabrik vormals Louis Schönherr, die Schloßkirche, das Königliche Gymnasium und die neue Königliche Kreis- und Amtshauptmannschaft. Nachmittags 3 Uhr besuchte der König die Ausstellung von Gesellenstücken der Vereinigten Innungen und die Ausstellung der Amateurphotographen und fuhr gegen 3/45 an der Sächs. Tüllfabrik A.-G. Chemnitz-Kappel vor, die er in allen Teilen besichtigte. Der letzte Besuch des Tages galt der städtischen Hauptfeuerwache. Abends fand wiederum königliche Tafel im Hotel „Römischer Kaiser" statt. Aus dem Bogtlande. Die Schneemassen, die trotz des wärmeren Frühlingswetters der letzten Tage noch weite Strecken des oberen Vogtlandes und des Erzgebirge