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M' 4'3. Weißerih-Zeitung Freitag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zn beziehen durch alle Postanstal len. Preis pro Quart. 10 Ngr. 5. Juni 1857. Inserate werden mit 8 Pfg. für die Zeile berechnet ' und in allen Expeditionen angenommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Altenberg, 3. Juni. Unser greiser Jubilar Hille hat mit seiner Hausehre, umgeben von Kindern und Enkeln, ein Pfingstfest gefeiert, wie es wohl selten bei so bescheidenen Ansprüchen in der Hütte gefeiert werden kann! Seine Kinder, in dürftigen Umständen lebend, hatten an dem Eingänge in das unsicher stehende Gebäude Maien gepflanzt, sinnige Inschrift an das morsche Gcbälke angebracht, und fromme Wünsche, die einzige Gabe, welche ihnen die Dürftigkeit gestattete, den greisen Eltern als Dankesvpfer dargebracht. Von vielen Seiten ließ anan sich's angelegen sein, das Jubel paar mit Stärkung und Labung zu erfreuen. Herr Bergmeister Perl' bestellte das Jubelpaar auf das Bergamt, begrüßte in herzlicher Ansprache dasselbe und beschenkte cs^ Es fehlte auch nicht an klingender Münze, welche die Menschenfreundlichkeit, im «sinne des Heilandes, darbrachte, und Beiträge von der Ferne bezeugten deutlich, wie man in unfern Tagen das dürftige Alter unterstützt, nnd in der Hütte, wohin so selten ein Sonnenstrahl dringt, Freude und Jubel zu verbreiten sucht. — Jubelfeste, in mannichfacher Be ziehung, sind heutzutage nicht selten. Man verschenkt Ehrendiplome, Votivtafeln, Pokale rc., — ob man jedoch die Freude erzielt, wie hier der Fall gewesen, mochte Referent dieses, der bei Ueberreichung von einzelnen kleinen Gaben Zeuge war, kaum behaupten. Daö Herz mußte einem vor Freude hoch schlagen, wenn man gewahrte, wie diese alten Leute mit Kindern und Enkeln gleichsam in Freude und Wonne zerflossen.-- Hat Hille, wenn er nach den Almosen ging, stets in frommer Andacht die Hände gefaltet, so wird er oft auch herzlich beten für seine Gönner und Wohlthäter, die ihm, dem müden Lebenspilger, noch vor seinem, vielleicht nicht fernen Lebensende einen frohen Tag gemacht, und wenigstens auf einige Zeit die düstern häuslichen Räume zu erhellen sich bemüht haben! Altenberg. Zu unserm Pfingstschießen hallen wir uns eines recht zahlreichen Besuches zu erfreuen; selbst Ausländer, Servier, Ungarn und Türken, verschmähten er nicht, auf ihrer Reisetour sich einige Stunden recht gemüthlich unter und mit den Tanzlustigen zu bewegen. Leider war die Witterung nicht zum Aufenthalt im Freien günstig. Der vorjährige Schützenkönig Herr Tischlermeister Büttner, hatte der Gesellschaft ein werth- volleS Geschenk dadurch gemacht, daß er die „Einwei hung des SchießhauseS 1856," bei welcher auswärtige Schützenchöre zugegen waren, durch kunstgeübte Hand treu nach der Natur halte zeichnen lassen, das gut colorirte Tableau in schönen Rahmen gefaßt, mit Blumen geziert, durch 2 Rottmeister bei der Parade vortragen ließ, welches alödann Herr Hauptmann Büttner der Gesellschaft unter sehr passender Ansprache überlieferte. Am zweiten Tage des Festes, zu welchem die sehr schöne Witterung viele Gäste herbeigelockt hatte, trug unser Herr Bergmeister Perl die Ehre beSKönigS- schusseS davon, und wurde derselbe, mit den Insignien des KönigSschuffes geziert, am Schluß des Festes in Mitte der Schützencompagnie heimgeführt. Dresden. Der Zufluß von Fremden während des Pfingstfestes war in diesem Jahre ungeheuer. Von allen Bahnhöfen strömten die Massen zusammen, und auf dem Altmarkt war ein Gedränge wie an Wochen tagen. Die Ertrazüge waren so besetzt, daß die Direk tion außer Stand war, alle Reiselustigen zu befördern. (Auch von Leipzig wird ein Gleiches und die große Verlegenheit des Direktoriums gemeldet.) Einen großen Theil der Gäste brachten auch die Dampfschiffe. Nach der sächsischen Schweiz gingen fast stündlich Dampf schiffe ab, nnd auch die nach Meißen waren sehr ge füllt. Leider war das Wetter nicht besonders günstig; am ersten Feiertage herrschte bei bedecktem Himmel eine empfindlich kalte Luft, die am zweiten zwar durch die erwärmenden Strahlen der Sonne gemildert wurde, früh und Abends aber den Aufenthalt im Freien ver leidete. Dresden, 31. Mai. Zur Feier der Einführung der Städteordnung vor2LJahren inDreSden hatte Rath und Stadtverordneten beschlossen, dieser wichtigen Feier durch Darbietung des Ehrenbürgerrechts an Se. K. H. den Kronprinzen eine höhere Weihe zu geben. Eine Deputation hat gestern die Ehre gehabt, Sr. K. H. das, eine sinnige Zuneigung enthaltende und äußerlich höchst geschmackvoll auSgestattete Ehrenbürger rechts-Diplom zu übergeben. Se. K. H. geruhte die Anrede des Hin. Vorstandes des RathScollegiumS in den huldvollsten Worten und mit den Ausdrücken der Freude über daö ihm dargebrachte städtische Geschenk zu erwidern und lud die Erschienenen zur Tafel. Eine weitere Feier des Jubelfestes soll in ca. 14 Tagen erst stattfinden. — Stadtrath Gehe feierte gleichzeitig das fünfundzwanzigjährige Jubiläum seines Wirkens als Stadtrath. — Die Ministerien des Innern und der Finanzen haben eine Verordnung erlassen, nach welcher aus ländische aufven Inhaber lautende unverzinsliche Schuld verschreibungen (Banknoten) in Werthsabschnitten von zehn Thaler und darüber zu Zahlungen im Jnlande nur bann gebraucht werden dürfen, wenn die betr. Banken mindestens in Leipzig und außerdem an den jenigen Orten des Landes, wo die Ausgeber Agen turen oderZweiggeschäfte irgend welcher Art unterhalten, Gelegenheit zur Auswechselung bieten und bei diesen