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Zweites Blatt. Wochenblatt für Fernsprecher: Amt Siegmar Nr. 344. Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff. M 41» Sonnabend, den 14. Oktober 1M1. > Erscheint jeden Sonnabend nachmittags- Anzeigen werden in der Expedition (Reichenbrand, Nevoigtstraße 11), sowie von den Herren Friseur Weber in Reichcnbrand, Kausmann Emil Winter in Rabenstet» und Friseur Thiem in Rottluff entgegen genommen »nd pro Ispaltige Petitzeile mit 1S Pfg. berechnet. Für Inserate größeren Umfangs und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Anzeigen-Armahme in der Expedition bis spätestens Freitags nachmittags 5 Uhr, bei den Annahmestellen bis nachmittags 2 Uhr. Vereiusinserate muffen bis Freitags nachmittags 2 Uhr eingegangen sein und können nicht durch Telephon aufgegeben werden. m .. Sitzung des Gemeinderates zu Reichenbrand vom 6. Oktober 1911. Es wird Kenntnis genommen: s) von der amtshauptmann- chaftlichen Genehmigung zur Errichtung einer Motoranlage im er Eiterten Pumpwerk; b) von der Verfügung der Königlichen Amts- kuptmannschaft Lhemnitz, die Errichtung eines Bezirkskrankenhauses ^r. Der Gemeinderat stimmt grundsätzlich zu, im Falle der Er richtung eines solchen Krankenhauses die Gemeindekranken in das- Äe unterzubringen; c) von einem Beschlusse des Hauptzollamtes Aemnitz zur Festsetzung des Durchschnittserwerbspreises in einer ^ertzuwachssteuersache. Der Gemeinderat beschließt demgemäß. . 2. In Sparkassensachen wird Kenntnis genommen von dem Protokoll über die am 19. September 1911 durch dm Sparkassen- ^sschuß vorgenommene Revision der Sparkasse. 3. Auf Vorschlag des Sparkassenausschusses wird ein Darlehns- Ksuch bewilligt. 4. 3 Reklamationm gegen die Gemeindeanlagen werden nicht berücksichtigt. 5. Dem aufgestellten Entwürfe eines 2. Nachttags zur Wasser- ?Nksordnung, den mit dem Königlichen Forstfiskus abgeschlossenen ^assernutzungsvertrag bett., wird zugestimmt. . 6. Der Gemeinderat erklärt sich mit der Aufstellung einer neuen «sttzwechselabgabm-Ordnung einverstandm. Der aufgestellte Ent wurf wird in 1. Lesung genehmigt. 7. In einer Armensache erfolgt anderweite Beschlußfassung. 8. Schätzung Zugezogener. uncl Weirs-Weine von der Firma I°r»nok L ^nat, vtternnlt-, <» (ognscs, Kum5, ffUkörs in allm Preislagen, sowiej Z Ksksos un«> krirck- gebrsnnte Xsffeer bringt zum Kirchweihfest in empfehlende Erinnerung <' Julius vsum,! Sisginsr. Ougendfreundschaft. Roman von G. v. Schlippenbach. (Schluß). Nachdruck verboten. Frau Haidecks Geburtstag nahte; man wollte ihn mit nem Tanzabend feiern. Karla hatte zum ersten Mal die )albtrauer abgelegt, sie sah sehr lieblich aus in dem Hellen seidenkleide mit einigen frischen Rosen im Haar; Waiden derg schien es auch zu finden, er war unzertrennlich von ihr. Alfred bemühte sich heiter zu sein, er scherzte und lachte ?it einigen jungen Damen aus Stralsund, denen er den Hof machte. Der Tanz begann, Alfred näherte sich Karla. „Haben Sie noch etwas frei?" fragte Or. Grotenbach. Sie zuckte bei seiner Frage zusammen. „Nein, Sie kommen zu spät," sagte sie kalt. „Ach so, bedauere." Grotenbach verneigte sich und wollte gehen, da trat ein Unger Artillerieoffizier auf Frau Uchatscheff zu. „Ich bin untröstlich, gnädige Frau," sagt er, „aber ich oll nach dem Feuerwerk sehen; die Leute wissen keinen Bescheid, vielleicht ist der Herr Doktor so freundlich mich u ersetzen?" Karlas Hände krampfen sich zusammen. „Es gibt kein Entrinnen," dachte sie. Der Leutnant war verschwunden, Karla und Alfred br anden sich allein. Leise und wiegend klingt die Melodie wes Walzers bis zu ihnen. Ohne ein Wort zu sagen reichte Grotenbach Frau Uchatscheff den Arm; sie folgte ihm villenlos, als gehorche sie einem stärkeren Willen. Sie standen w Tanzsaal, da legte Alfred den Arm fest um die geliebte, bebende Gestalt; sie war sehr bleich, ihre langen Wimpern blieben gesenkt und ihr Köpfchen ruhte fast an der Schulter ihres Tänzers. „Für diese selige, kurze Minute gehört sie mir," dachte Grotenbach und seine Hand preßte die ihre fast schmerzhaft, ohne daß er es wußte. Eng aneinander geschmiegt glitten sie über das Parkett, sie tanzten zum erstenmal zusammen, bisher hatten sie nie Gelegenheit gehabt. Alfreds Arm löste sich zögernd, zögernd gab er seine Dame frei. Er näherte sich ihr auch nicht mehr im Lauf des Abends. Dank der Leitung des Artillerieoffiziers verlief das Feuerwerk glänzend. Alfred stand etwas abseits; als die letzte Rakete verpufft war, ging er einsam durch den Linden gang, er dachte immer wieder an den kurzen Moment zurück, als er mit Karla tanzte. Warum hatte sie in seinem Arm gezittert? War er ihr so antipathisch? Oder war es doch der entgegengesetzte Grund? Wäre es denn möglich, daß sie, — daß sie Stimmen dicht neben ihm ertönten, er erkannte die Sprechenden, Waldenberg — und Frau Uchatscheff. „Sie geben mir gar keine Hoffnung, gnädige Frau, Sie weisen mich ab?" fragte des Mannes erregte Stimme. „Ja," lautete die Antwort, „ich kann nicht anders." Doktor Grotenbach stand wieder allein im tiefen Schatten der Bäume — und plötzlich flutete Helles Licht um ihn, ja tausend Lichter erhellen für ihn die Nacht. Jetzt ist seine Reihe gekommen, das Wort zu wagen, das ihm, seit er in Strandhof weilte, auf den Lippen brannte. Waldenberg reiste am andern Morgen ab. Karla zeigte sich nicht, es hieß, daß sie Migräne habe, diese gefällige, oft gebrauchte gesellschaftliche Lüge. 13. Kapitel. A'm Herthasee. „Kann ich dich sprechen, liebe Karla?" Tante Theklas freundliches Gesicht blickte durch die Tür der Villa Petersburg hinein. Frau Uchatscheff lag träumend im Schaukelstuhl, ein Buch in ihrem Schoß, aus dem sie gleichwohl keine Zeile gelesen hatte. Immer hörte sie die Melodie des Walzers, nach dem sie mit Alfred getanzt hatte; nur einmal, aber dieser Augenblick war für sie der Glanzpunkt des ganzen Abends gewesen. „Gewiß, liebe Tante setze dich!" Karla war aufgesprungen und nachdem Frau Grotenbach Platz genommen, kauerte sich die junge Frau auf dem Schemel daneben und küßte die Hand, die sich liebkosend auf ihre Schulter legte. „Karla, warum hast du Waldenberg abgewiesen?" fragte Alfreds Mutter. „Ich liebe ihn nicht und will überhaupt nichtz'mehr heiraten!" rief Frau Uchatscheff. „Warum nicht, liebes Kind, du bist noch so jung und berechtigt, glücklich zu sein und glücklich zu machen," lautete die sanfte Entgegnung Tante Theklas. „Kann ein Mann wahrhaft lieben? Verdient das, was die Männer uns Frauen entgegentragen diesen Namen? Kaum sind wir fort, so find wir vergessen." „Was meinst du damit?" fragte Frau Grotenbach. Karla war vor Tante Thekla getreten, mit blitzenden Augen stand sie da, die feinen Flügel ihrer Nase bebten. „Wann wird Alfred sich mit Fräulein von Rapp ver loben?" fragte sie spöttisch.^ „Mit Franziska von Rapp!" rief Frau Grotenbach, „Du bist im Irrtum, liebes Kind. Du weißt, daß Alfred mir volles Vertrauen schenkt, er hat gestern mit mir ge sprochen und mich um meine Vermittelung mit dir gebeten. Fräulein von Rapp ist heimlich mit Alfreds bestem Freunde verlobt; Familienverhältnisse erlauben es nicht, es zu ver öffentlichen. Vor zwei Tagen erhielt Alfred die Anzeige des Brautpaares, dessen Vertrauter er in Petersburg war. Daß mein Sohn eine andere Liebe hat, weißt du wohl nicht!" Errötend senkte Karla das Haupt. „Weißt du, wem das Herz meines Kindes gehört, Karla?" Frau Uchatscheff ist neben Tante Thekla niedergesunken und verbirgt das Gesicht an der Brust der älteren Frau. Lange sprachen beide zusammen. Alfreds Mutter ist ein guter Anwalt, sie sagt der vor ihr Knienden, daß der Sohn sie liebt, daß er es hier in Strandhof bei dem wochen langen Beisammensein klar erkannt hat, wie seines Lebens Glück in Karlas Besitz liegt. „Deine gute Mutter weiß alles," schließt Frau Groten bach, „sie ist mit Alfreds Wünschen einverstanden. Er will selbst mit dir sprechen, Karla, laß mir nur machen, heute soll ein Ausflug an den Herthasee unternommen werden, ich werde es einrichten, daß Ihr allein seid." Es mußten noch viele Stunden vergehen, ehe Grotenbach das heiß ersehnte Ziel erreichen konnte. Karlas Wesen war heute von einem mädchenhaften Zauber umgeben, eine holde Befangenheit ließ sie noch anziehender e"scheinen, sie senkte die Wimpern vor dem leuchtenden Blick, mit dem Alfred sie ansah; es lag etwas von einem Eigentümsrecht darin, sie fürchtete sich ein ganz klein wenig vor ihm und liebte ihn nur noch mehr. Am Nachmittag brach die Gesellschaft nach dem Herthasee auf. Alfred hoffte mit Frau Uchatscheff in demselben Wagen zu fahren, aber Frau Haideck sagte: „Die Jugend findet auf der Liniendroschke Platz; Karla mit Kolja, Oldens, du, liebe Thekla und ich fahren im Landauer! Es fiel dem Herrn Doktor schwer, sich zu fügen; der Weg erschien ihm endlos, er spähte immer nach dem holden Gesicht unter dem großen, weißen Schirm im ersten Wagen. Nun war der Herthasee erreicht, man bewunderte die mächtige Buche, den Opferstein der Heiden und das dunkle Gewässer, umgeben von einem Kranz prächtiger, breitwipfliger Bäume. Die Gesellschaft zerstreute sich, einige erklommen die Anhöhe, andere benutzten das Boot zu einer Spazier fahrt auf dem See. Die beiden Jugendfreundinnen waren im Wagen geblieben, leise sprachen sie zusammen, ihre Hände ruhten in einander. Ihre Kinder liebten sich und sie wußten, daß sie glücklich würden. — Immer finsterer wurde Alfred Grotenbachs Gesicht; Karla saß im Boot, er steht auf der Anhöhe, er atmete schneller und sah auf die Uhr. „Schau, eine Stunde sind wir hier," dachte er ungeduldig. Da kam ihm seine Mutter zu Hilfe. „Ich denke, die Jugend geht bis Stubbenkammer zu Fuß," sagte sie. „Wir Alten fahren voraus und bestellen den Kaffee," fuhr Frau Haideck fort, „bitte, liebe Karla, gib uns Kolja, du kommst wohl mit den übrigen nach." Einige Minuten später lag der Herthasee einsam bis auf ein junges Paar, das zurückgeblieben war. Auf einem der großen Steinblöcke saß eine weißgekleidete Frauengestalt, ein Mann lehnte daneben am Stamm einer Buche. Nur der Wind rauschte in den Bäumen, es war sehr still um die beiden. „Karla!" Wie ein heißes Flehen zitterte es durch das eine Wort. Er liebte sie grenzenlos, aber er fürchtete, sie durch seine Leidenschaft zu erschrecken. Karla war aufgesprungen, sie möchte fliehen, — nicht aus Koketterie — das Weib in ihr wollte sich nicht zu leicht ergeben, sie bangte davor, ihr tiefstes Empfinden zu verraten, sie verschloß es noch keusch in sich. Alfred mißverstand ihre Bewegung, er wurde sehr bleich und trat einen Schritt zurück. „Sie fliehen mich," sagte er traurig, „und ich habe gehofft," da richtete sie das schöne Haupt auf, ihre feucht schimmernden, stolzen Augen sprachen zu ihm. Aber das genügte ihm nicht, er mußte von ihren Lippen sein Glück vernehmen. „Sprechen Sie Karla," flehte er, „sagen Sie mir das erlösende Wort! Ich habe so lange gedarbt, ich blieb Ihnen fern, weil Sie mich immer wieder kalt zurückwiesen. Oft fürchtete ich, Sie allzu sehr zu lieben." „Glauben Sie das — Alfred?" Sehr leise und zärtlich sprach sie seinen Namen aus, ein süßes, schämiges Lächeln spielte um ihren Mund. „Soll ich Ihnen etwas verraten," fuhr sie fort. „Sie war ganz nahe herangekommen und schmiegte sich an ihn. „Sie waren meine Backfischliebe, aber ich war oft schnippisch gegen Sie, weil ich mich zu verraten fürchtete." „Wenn ich es geahnt hätte!" rief er und wollte sie küssen, sie wehrte es ihm. r MenMiWeMMI ; gutgelagerter, preiswerter : AMM M MM r finden Sie bei Z lulM kaum, LiegM?. Z IM. Echte Virginier-Zigarren.