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Meißerih-ZeitMg Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend 75. Jahrgang Donnerstag, den 28. Januar 1909 Nr. 11 Die Sparkasfenverwattung. Dippoldiswalde, am 25. Januar 1909. be- Thronrede folgender platz des Erdbebens, das am Sonnabend Erdbebenwarten registriert worden ist, liegen nicht vor. Doch dürfte der Herd des Bebens östlicher zu suchen sein, als nach den ersten vermutet wurde. Genaue Nachrichten liegen von den noch immer noch weiter Meldungen zurzeit noch heute am Eine Fülle der ge- er- UNd bei Astoria er- wie noch nie zuvor, wurde der Landtag Eisenbahn vollständig ausgewaschen, reichte die Flut eine derartige Höhe, Dresden. Am Dienstag mittag durch König Friedrich August mit geschlossen: gekommen, durch welche die Bezüge der staatlichen Beamten, Geistlichen und der Lehrer aller Unterrichtsstusen eine den steigerten Lebensbedürfnissen entsprechende Neugestaltung fahren haben. nicht vor, doch scheint es sich um eine sehr starke tektonische Erderschütterung an einer der zahlreichen Bruchstellen der Erd- oberstäche gehandelt zu haben, die sich gewöhnlich parallel zu Faltengebirgen hinziehen. Heber das mutmaßliche Zentrum des registrierten Fernbebens kann man nur Hypothesen aufstellen, es ist daher abzuwarten, ob nicht in den nächsten Tagen aus Mittelasien, wo im Jahre 1902 bei Quetta in Belutschistan ein großes Erdbeben stattge- funden hat, oder vielleicht aus noch weiter entfernten Ge bieten, definitive Nachrichten eingetroffen sind. Möglicher weise handelt es sich auch um ein Seebeben im Stillen Ozean. Diese Annahme, die der Berliner Geheimrat Branca ausspricht, scheint durch inzwischen von der West küste Amerikas eingetroffenen Nachrichten über außerge wöhnliche Fluterscheinung ihre Bestätigung zu finden. Aus Portland in Oregon wird eine kolossale Flutwelle gemeldet. An der ganzen Pacificküite von Kalifornien bis Kolumbien hinaus sollen sich ähnliche Erscheinungen geltend gemacht haben. Bei Marshfield in den Loos Bai sind die Dämme weggeschwemmt worden, und die Stadt wurde über flutet. Bei Oregon City wurden die Dämme und die Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Begünstigt vom herrlichsten Kaiser- wettrr wurde der 50. Geburtstag Kaiser Wilhelm II. bei uns durch die übliche Reveille des Militärvereins ringe- leitet. Um 10 Uhr war Schulaktus und am Abend fand ein Festessen in „Stadt Dresden" statt. In nächster Nummer berichten wir eingehend über di« festlichen Ber- anstaltungen. — Die 3. Klasse der 155. kgl. sächs. Landeslotterie wird am 10. und I I. Februar gezogen. Die Erneuerung der Lose hat vor dem I. Februar zu erfolgen. — Wie alljährlich veranstaltet der hiesige K. S. Mili- tär verein auch diesmal eine öffentliche Feier des Ge burtstages des Kaisers, und zwar als Nachfeier am 31. Januar im Saale der Reichrkrone Der Verein ist immer bestrebt gewesen, bei derartigen Veranstaltungen Vorzügliches zu bieten. Die Vorbereitungen, die für die diesjährige Kaiserfeier im Gange sind, versprechen eine ab wechselungsreiche Reihe von Darbietungen, die wiederum den Beifall der Festteilnehmer finden dürften. Es steht zu erwarten, daß der Besuch der Festlichkeit ein sehr zahl reicher werden wird. — Ist das Belegen von Tischen und Stühlen recht lich gestattet? Nein! In Konzertsälen, Gastwirtschaften usw. sieht man sehr oft, daß Tische, meistens aber Stühle, mit Kleidungsstücken usw. belegt oder umgelegt sind, um damit anzudeuten, daß der Stuhl „besetzt" ist, d. h., daß man noch jemand erwartet. Vielfach geschieht dies aber auch, weil man allein oder unter sich sein will, und keine fremde Person am Tische haben möchte. Ist der Besuch des Raumes sehr stark, mangelt es an Plätzen, so gibt das Belegen von Stühlen vielfach Ursache zu Streitig keiten. Von Rechts wegen ist da« Belegen oder Umlegen von Stühlen nicht gestattet, mindestens entstehen keine rechtlichen Verbindlichkeiten für dritte daraus. Jeder kann sich setzen wohin er will, oder auch den Stuhl fortnehmen. Nur in zwei Fällen hat sich der Gast zu fügen, nämlich wenn es sich um nummerierte Sitze handelt und diese höher bezahlt werden als andere, und wenn der Wirt selbst ganze Tische nebst Stühle durch ein aufgestelltes Schild als ..reserviert" oder „bestellt" bezeichnet. Auch in solchen Fällen wird ein neuer Gast sich fügen, sobald er sieht, daß ein unbesetzter Stuhl nur momentan nicht besetzt ist, wenn z. B. ein Glas Bier davor steht usw. — Bestimmte Nachrichten über den genauen Schau- Wie wird der neue siichsische Landtag zusammengesetzt sein? Gestern Dienstag erst ist der alte Landtag feierlich ge schlossen worden, und schon beginnt es sich in den partei politischen Kreisen unseres Sachsenlandes eifrig zu regen für die Vorarbeiten zu den im Spätsommer dieses Jahres stattfindenden Neuwahlen zum Landtag. Da der gegen wärtige Landtag im Lause der nächsten Monate aufgelös wird, ein Akt, der übrigens rein formaler Natur ist, wei die Wahlperiode von zwei Dritteln der Abgeordneten im Herbst noch nicht abgelaufen ist, so finden die kommende» Wahlen für das ganze Land statt. Sie werden sich au Grund der Bestimmungen des neuen Wahlgesetzes dam alle sechs Jahre wiederholen. Dieser Umstand veranlaßt die politischen Parteien, schon jetzt in die Wahlvorberei tungen einzutreten, um in den entscheidenden Augenblicken wohlgerüstet zu sein. Von den Konservativen hört man, wie den „Leipz. N. Nachr." ge chrieben wird, daß sie in sämtlichen Wahl kreisen eigene Kandidaten aufstellen wollen. Die National- liberalen haben die Frage der Wahlbewegung in ihrer Ausschußsitzung am Sonntag eifrigst erörtert, und die Freisinnige Vereinigung hat sich auch bereits für die Aus stellung einer Anzahl Kandidaten entschieden. Ebenso hat der Landesausschuß der sozialdemokratischen Partei zu reger Wahlarbeit aufgefordert. Daß damit die Reformer und die Freisinnige Volkspartei bald nachfolgen werden, kann als sicher angenommen werden. Politische Prophezeiungen sind in der Regel ein übel Ding, weil ihre Erfüllung ost genug von Zufälligkeiten abhängt, an die vorher kaum gedacht wurde. Immerhin läßt sich aber unter Berücksichtigung der politischen und sonstigen Verhältnisse in den einzelnen Wahlkreisen ein wenigstens annäherndes Bild von dem gebe»», wie die Entscheidung etwa fallen dürfte. Nach einer von er fahrenen Politikern bestätigten Berechnung ist anzunehmen, daß die Konservativen einige Mandate einbüßen werden, sodaß sie, unter Berücksichtigung der vermehrten Abgeord netenzahl, auch die absolute Mehrheit verlieren werden, die zukünftig 46 beträgt. Die Nationalliberalen dürften ihren gegenwärtigen Besitzstand erhallen können. Aus dem Verlust der Konservativen und der Vermehrung der Abgeordneten profitieren voraussichtlich die Freisinnigen und in erster Linie die Sozialdemokraten. Unter Betrach tung all dieser Verhältnisse darf man folgende Zusammen setzung für den neuen Landtag annehmen: 41 Konserva tive, 31 Nationalliberale, 13 Sozialdemokraten, 5 Frei sinnige, 1 Reformer, gleich 9l Abgeordnete. Die Sozial demokraten werden hauptsächlich ihren Gewinn aus der Vermehrung der Zahl der Wahlkreise in den drei Groß städten ziehen, dann aber auch einige ländliche Wahlkreise erobern und den 37. ländlichen Wahlkreis ihres Abgeord neten Goldstein zu erhalten wissen. Wie gesagt, ist Vorstehendes nur eine Wahrscheinlich keits-Rechnung, für die aber die besonderen Verhältnisse der einzelnen Wahlkreise sprechen dürften. In der Nacht zum 16. dieses Monats sind an der Dresden—Altenberger Staats straße in Flur Hänichen von 4 Straßenbäumen die Kronen abgebrochen worden. Wer den oder die Täter so zur Anzeige bringt, daß gerichtliche Bestrafung herbei- geführt werden kann, erhält eine Belohnung von 15 Mark. 128 ä. König!. Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, am 23. Januar 1909. Sparkasse zu Dippoldiswalde. Die Zinsen für das 2. Halbjahr 1908 sind bei Vermeidung der Verzugszinsen nunmehr sofort anher abzuführen. Außerdem ist Vie wirtschaftliche Lage der im Ruhestande kindlichen Staatsdiener und ihier Witwen urd Waisen verbessert und das Einkommen der Diätare und der in den Staatsbetrieben Amtsblatt für die Königliche WntshMptmannIchnfl. das Königliche Amtsgericht und dm Ktadtrat M Dippoldiswalde. Mtt achtsettigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land« und hauswirtfchaftlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmte,» Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Kedakkrur: Paul Jehnr. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Meine Herren Stände! Nach langwierigen Verhandlungen stehen Wir Schlüsse einer Tagung von außcrordent kicher Dauer. Inserate werden mit 1? Pfg., solche aus unser« Amtshauptm».schäft mit 12 Pfg. die Spaltzeil« oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen aus der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei- gespaltene Zeile 35 bez. 30 Pfg. - Tabellarische und komplizierte Inserate mit entsprechendem Auf schlag. - Eingesandt, Im redaktionellen Teile, di« Spaltenzeile 30 Pfg werden ließ, daß diese wichtige und das Land tief bewegende Vorlage In der zu Ende gehenden Session unerledigt bleiben werde, so hoffe ich nun, nachdem allseitige Uebereinstimmung er zielt worden ist, um so zuversichtlicher, daß Meine bei der Er öffnung des Landtags ausgesprochenen Absichten durch Ihre Be schlüsse sich verwirklichen und in Meinem Volke volles Verstand- , nis und Vertrauen finden werden. Den schweren sozialen Schäden, welche Versäumnisse an der Erziehung der Jugend zur Folge haben müssen, durch eine ernste und rechtzeitige Fürsorgeerziehung entgegenzutreten, haben Sie Mei re Regierung durch die Annahme des darauf bezüglichen Ge setzes in den Stand gesetzt. Eine strenge aber wohlmeinende Fürsorge wird, wie Ich hoffe, die gefährdeten Teile der Jugend auf den rechten Weg zu leiten wi sen und damit zum Besten Meines Volkes wirken, denn auf der Zukunft unserer Jugend beruht auch die bleibende Grütze und Wohlfahrt unseres Vater landes. Die neuen Vorschriften über Forst- und Feldstrafrecht werden die Mängel, die dem geltenden Rechte anhaften, beseitigen und eine Regelung schaffen, welche sich den allgemeinen strafrechtlichen Grundsätzen besser anpatzt und den Bedürfnissen der Land- und Forstwirtschaft in höherem M -He gerecht werden wird als bisher. Die Novelle zum Berggesetz, dur.n die viele Wünsche der Bergarbeiter werden erfüllt werd n wird, wie Ich hoffe, dazu beitiagen, auf diesem wichtigen Gebiete unseres Erwerbslebens den sozialen Frieden zu fördern. Mit Befriedigung erfüllt cs Mich, tatz cs nach schwierigen Verhandlungen gelungen ist, auch die Neucrdnung des Wasser- recht-s zum Ende zu bringen. Ich rebe Mich der Hoffnung hin, datz das mit Ihnen vereinbarte Gesetz über diesen Gegenstand bei seiner Durchführung in der Proris allen gerechtfertigten Wünschen der Industrie und der Landwirtschaft, wie auch den wichtigen Jnteresien der Allgemeinheit dienlich sein wird. Mein bei Eröffnung des Landtages ausgesprochener Wunsch, die Reform des Kirchen- und Schulsteuerwesens unter Beseitigung der Heranziehung des in den Händen Ant ersg Subiger befind lichen Grundbesitzes zu den Kirchenanlagen der konfessionellen Mehrheit anzubahnen, und gleichzeitig ourch einesestereO dnung des kirchlichen Gemeindesteuerrechtes im allgemeinen die Bahn für dic selbständigere Gestaltung der Finanzversas ung der evan gelisch-lutherischen Landeskirche frei zu machen, mit sich infolge der außergewöhnlichen Belastung mit gesetzgeberischen Arbeiten bedauerlicherweise nicht verwirklichen lassen. Meine Regierung behält sich vor, auf die oorgeschlagene Regelung zurückzukommen. Aus dem Gebiete des Unter, ichtswesens ist Ihre Tätigkeit diesmal in besonderer Weise in Anspruch genommen worden. Infolge der Bewilligung erheblicher Mittel darf unsere Landesuniversität der würdigen Begehung der seltenen Jubel- feier ihres övtjährigen Bestehens unter Meiner warmen Anteil nahme in wenigen Monaten entgeg nfthen Das höhere Schulwesen Meines Landes hat durch die Ein reihung der Oberrealschulen nnter die höheren Unterrichtsanstalten eine bedeutsame Weiterbildung erfahren. Für die höhere Bildung des weiblichen Geschlechts, deren Förderung in einer den Anforderungen der Gegenwart ent sprechenden Weise Meiner Regierung am Herzen liegt, ist eine umfassende gesetzliche Regelung in Vorbereitung. Auf dem wichtigen Gebiete des Voiksschulmesens ist durch verschiedene Maßnahmen der vielseitig angeregten, auch von Meiner Regierung als wünschenswert anerkannten Reform wirk sam vorgearbeitet worden. Dank der aufopfernden Tätigkeit beider Kammern ist, obwohl eine Reihe wichtiger Vorlagen bereits hohe Anforderungen an die Arbeitskraft der Stände stellte, in dieser Session eine Reform des Besoldungswesens und der Wohnunpsgeldzuschüsse zu stände von Aufgaben ist nach Ueberwindung zahlreicher Hindernisse ihrer Lösung entgegengesührt worden. Ganz besonders hat es Meinem Herzen wohlgetan, daß auf Grund der von Ihnen selbst ausgegangenen Anregung, welche Sie am Beisetzungstage Meiner In Gott ruhenden unvergeßlichen Tante, der Königin Carola Majestät, von echter Liebe und Ver ehrung getragen, beschlossen hatten, der Fortbestand der von der Migen Königin gegründeten christlichen Liebcswerke durch die Errichtung der Konigin-Carola-Gcdächt,ns-Stiftung gesichert worden ist Möge dieses schöne Denkmal, das Sie damit der hohen Verblichenen errichtet haben, nicht nur dauernd di« Liebe und Dankbarkeit für die selbstlose Samariterin in Meinem Volke wach erhalten, sondern auch «in Mittelpunkt werden, von dem aus noch zahlreiche andere Werke christlicher Nächstenliebe zum Segen Meines Landes Schöpfung und Förderung erfahren können. Für die Vertretung des Volkes die rechten Wege zu finden, ist eine überaus schwierige Aufgabe gewesen, und wenn der Ver laus der Verhandlungen Mich zeitweise von der Sorge erfüllt beschäftigten Arbeiter erh ht worden. Ist durch diese Maßnahmen, die sich freilich nicht ohne die von Ihnen bewilligte Fortdauer des erhöhten Einkommensteuer- tarifs und ohne die Neuregelung der Stempelsteuer verwirklichen ließen, allen billigen und gerechten Wünschen Rechnung geiragen worden, so möchte Ich nicht unterlassen, den Wunsch anzufügen, datz das fortgesetzte Anwachsen der persönlichen Ausgaben nun mehr auf geraume Zeit zum Abschlusse gekommen sei. Es wird Sache Meiner Negierung sein, mit allem Nachdruck dem von Ihnen gestellten Anträge nachzugehen, Mittel und Wege zu suchen, wie dura, Vereinfachungen In der Organisation und im Verfahren eine wesentliche Ersparnis an persönlichen Ausgaben erzielt werden kann. In dieser Weise vorzugehen erscheint um so unerlätzllcher, als der van Ihnen genehmigte Etat für die Periode »Y08/09 — abgesehen von der Steigerung der Besol dungen, der Pensionen und der Löhne — der Staatskasse eine Anzahl neuer bedeutender Ausgaben auserlegt, während sich in folge des leider bemerkbcren wirtschaftliche» Rückganges keine günstigen Aussichten für den Abschluß dieser Peri de eröffnen. Angesichts dieser Entwickelung wird die Herstellung des Gleich gewichts im Staatshaushalte der Periode lyIO/N - da, steht heute schon fest — manchen Schwierigkeiten begegnen. Die Ordnung der Finanzen des Reiches ist nachgerade eine Di« .Wrltzeritz-Z«ltung' erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donner»- tag und Sonnabend und wird anden vorhergehen- senAbendenausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 25 Pfg., zweimonatlich 44 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan- kalten, Postboten, sowie iMsereAusträger nehmen Bestellungen an.