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Dresden, den 28« Decbr. rgro Vv Eine noth wendige Rüge nebst ei nem wohlgemeinten Vorschläge. ist doch wirklich in unserm Opernchea- tcr sehr wett gekommen, daß ans dem Par terre gegen verdienstvolle Künstler, die sich durch eminente Talente und eifrige Ausübung ihrer Kunst auszeichnen, dergl. beleidigende Aeußerungen auSgehen'^dürfen, wie man sich bei der letzten Vorstellung der Oper Lodots- ka von Meyr gegen Herrn Benelli er laubt hat, indem einige Personen ihm nach zischten, als das Publikum ihm, nach Been digung seiner besten meisterhaft gesungenen Arie, gerechten Beifall zuklatschte. Wie? auf diese Art darf man einen so vollendeten Künstler, wie Benelli ist, behandeln? ihn, der nun schon durch mehrere Zahre eine Zier de unsrer Opernbühne war, der sich in seiner Kunst, in seinem Eifer und der treusten Be obachtung seiner Obliegenheiten gegen seinen Monarchen und gegen das Publikum immer gleich geblieben ist; der — das Haus mochte gedrückt voll seyn, oder es mochten nur zwei Dutzend Personen da sitzen — allemal mit derselben Begeisterung sang, mit derselben Anstrengung spielte; der das Publikum nie mit anmaßlichem Eigensinn beleidigte, nie mit Operistenkrankheiten affte, nie mit bettet- haftcr Begehrlichkeit behelligte? Konnte man denn schon so schnell vergessen, was er noch vor Kurzem in der Oper L.a Vosrule von Ljiontini geleistet hatte? daß er seit dem Wiederanfang der Opern für diesen Winter noch nicht von den Dretern gekommen ist? Doch — jene Herren veranlaßten nur durch ihr unanständiges, Herrn Benelli nachge- schlcktes Zischen den Verdacht, daß sie entwe der Ignoranten oder Kabalenjünger seyn mö gen: Sie konnten, nach dem Sinne eines be kannten, vom Zischen entlehnten Sprüch- worrs, Herrn Benelli kaum beleidigen und keineswegs beschimpfen, denn sein Ruf als Künstler ist zu rühmlich begründet, als daß dergl. Neckereien an dessen Grundveste nicht abgleiten sollten; sich selbst aber haben sie lächerlich und verächtlich gemacht. Da unser Paradies sogar, weder von Matrosen noch von Knoten beherrscht wird, sondern alle Etagen des Schauspielhauses mit gebildeten und gesitteten, oder diesen sich fügenden Per sonen besetzt zu feyn pflegen, so musste eine Aufführung solcher Art um so auffallender, für anwesende gebildete Fremde desto anstößi»