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«1. Jahrgang. Aö 8. - ?:U c Mittwoch, 10. Januar 1017. Kegr?LrnSet K8SS Drahtanschrift: Raltzrichte» Dresden. L«nsprecher-Lamm«Inummer: »8241. Rur stir Nachtgespcäche: »Uvll. v«z«g»<»»LSHr »leriellLhriich in Dr«»d«n de, zweimal,x- Zutragun, <an Lonn- und Montag,» nur ein- mal) S,2L M.. ln den Vororten !I,A> M. «et «lnmaltger Zustellung durch di« Post NM M, lohn« Bestellgeld). Nn>»lg«« > Preis«. Die einipaltlge Zeile (etwa I Süden) Lü Pf., vorz»g»plLtz, und Sinzeigen in Siummern nach »«.«- und Feiertagen laut Tarif. - tlutwärtigetluftrdg- nur gegen VorauodeMhIung. - «elegblati loPf. LchrisUeitung und tzaiiplgcichastaßtllc: Maneiiftrahe 8K10 Druck >l. Bering von Liepsch 4 Rcichmdt kn Dresden Nachdruck nur N,I« deuülcher Quellenangabe (..Die-dner Nochr.-) ^ulilifig. — Unverlangte Schriftstücke werden nicht aufdewadkl Reue Srsolge im siebenburgischen Grenzgebirge. Zurückdriiuguug der Ruffeu bis zur Mündung des Mmulc-Sarat. — Die Spauuung in Griechenland. — Die wahren Gründe der römischeu Konferenz. — Die amerikanische Regierung und Botschafter Terard. — Die Antwort des Bierverbandes an Wilson. Der deutsche Abeudbericht. Berlin. 9. Ja«, abends. ,Amtlich. W. T. B.j I« Weste« geringe Gefechtstätigkeit. Bet Mga u«d Jakobftadt blieben russische A«- ckriffeerfvlglas. Sefterreichisch-uuiarilcher Kriesrbericht. Ate«. Amtlich wird vcrlautbart den S. Jan. 1917: vestlicher Kriegsschauplatz. I« Raume südöstlich non Focsaui wurde der Gegner dis au die Mündung des Rimnic-Sarat.Fluffes znrück» geworfen. Die österreichisch-ungarischen und deutschen Llreitkräfte. denen der Feind in der Schlacht bei Foesani nuterleae« ist, gewannen. ihren Sieg auSnittzend, die Putnä. ans deren linkem Ufer sich ile Bussen «rnent z« stelle« scheine«. Diese bade« i« de« zwei letzte« Kampftagen st» Offiziere «nd K1W Mann a« Gefangenen eingebüht nnd frei Geschtztze u«d zehn Maschiucugewehre verloren. Am Gübflttgel der Heeresfront des Generalobersten Erzherzog Joseph erkämpften die Truppen des Feld« marschall-Lentnauts v. Rniz bei JreSci und Canpnrilc in schwierige« Gelände »nd in Schnee «nd Frost weitere Vor teile. Sonst an der Ostfront bei Le» österreichisch-nngari- lckie» Streitträft«« nichts von Belang. Italienischer und südöstlicher Kriegsschauplatz. Vage nnoerändcri. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: kW. T. 8 > ». Höf er. Feldmarschall-Lentnant. gnnere Katastrophe in Rußland? Air müssen norsichtig sein mit dem Kundgeben der Meinung, daß innere Unruhen und Umwälzungen Mi unseren Feinden Len Ring der Kriegshetzer sprengen lind ^qn bisher gegängelten und zur Schlachtbank gcpritschleu Vol/ern des Rierverbandcs die Selbständigkeit der Ent- «cherdung über ihr Geschick zurllckgebcn würden. Fm An- kauge des Weltkrieges waren wir in dieser Hinsicht allzu iioffnungsnpü und erwarteten alle möglichen grundstürzen- m.ri Ereignisse, die sich gewissermaßen im -Handumdrehen n England, Frankreich, Rußland, Italien vollziehen sollten. Wir wurden aber bald eines Besseren belehrt und muhten erleben. dqh die Dinge eine» gerade enigegengcletzten Ver lauf nahmen. Alle Vernunft nnd Besonnenheit stob vor den ungeheuerlichen Lügen. Verleumdungen und Zwangs mitteln der Kriegsparteien im Bierverband in zerflattern- oen Fetzen von dannen, und eö blieb nur eine ungeheuere brodelnde Leidenschaft übrig, die in Deutschland den Erb feind der Menschheit erblickte und alle Kräfte, alle Willens- > »eraie in de» einzigen Dienst des Hasses stellte. DaS britische Weltreich straffte und spannte alle Sehnen und Muskeln bis zum äußersten,- der Abfall Indiens wurde >ncht zur Tatsache, und in den Dominions, den überseeischen Bestandteile,l des Reiches, äußert sich Sic Kricgslust zum Teil sogar in noch heftigerer Weise, als auf der britischen Fusel selbst. Frankreichs passive Widerstandsfähigkeit, seine Geduld im Ausharrcn und Ertragen der Kriegsleiden über rascht alle Welt, der vorausgesagle rasche Zusammenbruch .stallend gips ebenfalls reicht in Erfüllung, und der oftmals >,«gekündigte russische Zersetzungsprozeß in. Inner» schien auch bisher keine wesentlichen Fortschritte zu machen. Die Lage, in Rußland spitzte sich vielmehr dahin zu. daß die leitenden russischen Kreise mehr und mehr unter den Ein- lluß Englands gerieten, so daß heute der britische Gesandte ,n PcterSdura. der berüchtigte Buchanan, der wahre Be. Herrscher des Zarenreiches ist. der mit Hilfe einer bis zum >,ochsten KrtegSwahnsinn ausgestachclten DuniamebrbLit mit geradezu despotischer Willkür schaltet und waltet, und die russische Großmacht in ein AbhängigkeitSverhältni» zu Eng land gebracht hat. wie man es nach normalen Begriffe», niemals für rnöglich gehalten hätte. Dennoch wollen die Stimmen, die erklären, daß Bucha- >m«S Herrschaft nur an einem seidene» Faden hänge und daß Rnßland am Rande des Abgrundes stehe und hem. mungslos einer inneren Katastrophe cntgegcntreibe, nicht verstummen, und zwar sind das Stimmen, die in Peters burg selbst ertönen und gerade deshalb Anspruch auf be sondere Beachtung erheben dürfen. Der Führer der Ar beiterpartei, Kcrinski, sagte in einer der letzten Duma- sitznngen im Dezember vorigen Jahres, cs sei schwer, am Bett des Sterbenden von den Plänen des nächsten Jahres zu sprechen, wenn man nicht wisse, vl> der Sterbende bis dahin nvch am Leben bleiben werde. Graf Dimitri Olsufjcw schüttete den bittersten Hohn über die Ruhm redigkeit des Ministerpräsidenten Trepow aus, der die völlige Ohnmacht der Tat nach innen wie nach außen gcgcnüberstehe,- er bezeichnet«.' das Geschwätz von der Er oberung KvttstantiiiopelS direkt als lächerlich gegenüber der rauhen Wirklichkeit, die in der Eroberung Bukarests durch die Zcntralmächte »nd ihre Verbündete» ihren Ausdruck finde. Sogar der offiziöse .Holokol" nahm kein Blatt vor den Mund, sondern kennzeichnete die Signatur der Lage dahin, daß der Nihilismus die gesamte Jnlclli- genz, die ganze Gesellschaft, beide Häuser der Dnma, ja selbst die Reihen der äußersten Rechten ergriffen habe, in dem er die allgemeine Ermüdung und Enttäuschung für seine Zwecke ausbcutc. Besonders bemerkenswert ist die Zersplitterung, die in der Rechten eingetrctcn ist. Die Rechte vertrat bisher den Standpunkt, daß eine weitere Bcrlängerung des Krie ges nur dem allgemeinen Umsturz im Innern Borschno leisten würde, und daß daher im wohlverstandenen rinsi- schen Eigcniiitcressc ein rascher Friedcnsschluß mit dem Bicrbund vonnöten sei, ohne Rücksicht auf den Londoner Septembcrvertrag vom Jahre Ull-l, der ja überdies die Klausel enthält, daß Rußland im Falle ernster innerer Schwierigkeiten nicht an ihn gebunden sei», sondern die Hand für einen Sonderfrieden frei behalten solle. An dem bis zur Kranklmftigkcit gesteigerten Eigensinn des Zaren prallten aber alle Versuche der Rechten, ihren Ein sluß in diesem Sinne geltend zu machen, wirkungslvs ab, und das Ende vom Liede ivar, daß Buchanan sich nvch fester als vorher im Sattel zurechtsetztc und dir Bildung eines ihm genehmen Kabinetts, wie cs jetzt in de» Namen Trcpom nnd Pokrowskn seinen Ausdruck findet, erzwang. Angesichts dieser Entwicklung besaß die Rechte nicht den Mut, andauernd wider den Strom zu schwimmen, sondern schwenkte in das Lager des Blocks der Linken ab. Ln siebt denn heute die Fraktion der Rechten nach einem Verlust von mehr als der Hälfte ihrer Mitglieder nur noch als ein stark entlaubter Stamm da und sogar ihres bisher mächtigsten Rückhalts, der „Organisation des vereinigten Adels", ist sic beraubt worden, da auch die genannte Körperschaft sich dem Klüngel Bnchanan Milsnkvw an geschlossen hat. Der Kadcttcnftthrer Milsukow wird ipäter im Urteil -er Geschichte einer der ärgsten Verderber Ruß lands genannt werden müssen, da er sich ganz zur Kreatur Buchanans erniedrigt hat und ohne jede Rücksicht auf die wahren Interessen seines Landes alle Hebel spielen läßt, um Rußland mit Banden, die zurzeit völlig nnlüölich er scheinen, an das raubgierige und beutcsüchtigc England zu fesseln, das bereits im besten Zuge ist, seine pvlitischcn Ober- rechte über Rußland auch zur wirtschaftlichen Aussangung des' Zarenreiches zu betätige». In diesem Zusammenhänge erscheint die Ermordung des „Wunbermönches" Rasputin ebenfalls als ein Zeichen der Zeit, falls sie tatsächlich erfolgt ist, was noch nicht ganz unzweifelhaft ist. Rasputins Wirken ist freilich stets derartig in Dunkel gehüllt gewesen, daß kein fremder Beurteiler sich anmaßcn darf, etwas Bestimmtes nnd Unzweifelhaftes darüber sagen z» wolle». Es kann nur die Tatsache festgestellt werden, daß er vielfach als ein Anhänger der Richtung bezeichnet wurde, die zur Ver söhnung mit Deutschland riet, und wenn das richtig ist, so würden sich aus dem Umstande, daß er gerade durch eine» Vertreter der in das Lager Milsukows übergcgangcncn AdelSpartei beseitigt worden sein soll, einleuchtende Schluß folgerungen ergeben. Auch die jüngste Audienz Ssasonows beim Zaren im Hauptquartier, die ostentativ tn Gegenwart Buchanan» stattfanb und in der über eine Erneuerung des Einflusses des vcrslosscnen Londoner Llcblingsrinbes in der auswärtigen russischen Politik^ beraten wurde» zeigt deutlich den Kurs. der. augenblicklich in Petersburg ge steuert wird. Alles in allem: der Block der Linien in der Tuma und mit ihm und durch ihn England haben augenblicklich das Heft fest i» der Hand. Die plötzliche Vertagung der Tuma spricht nur scheinbar dagegen,- denn sie ist lediglich ein Be weis für die völlige hilflose Schwäche der Negierung, die nicht mehr ein »och aus weiß und offenbar erkannle. daß sic unmittelbar vor der Notwendigkeit der Abdankung stand, worauf dann ein Kabinett Miljutviv die Anglisie- rnng Rußlands offiziell besiegelt Hütte. Es ist lcincöivegs auSgeschlvsscn, daß Buchanan auch noch dieser letzte Lchritr gelingen und damit der letzte schwache Widerstand aus- gemerzt werden wird, der sich jetzt »och im Kabinett Trepow, insbesondere in der Person des Ministers des Inner» Protvpopvw, gegen die englische Anmaßung her- vvrwagt. Woraus dürfen wir angesichts dieser Sachlage dann noch hoffen'? Diese Frage beantwortet der Professor für die Geschichte Osteuropas a» der Wiener Universität Tr. Hans Uebersbergcr in der „N. Fr, Pr." dahin: „Das leidende russische Volk, der russische Bauer u.nd der russische Arbeiter, das sind unsere Bundesgenosse» in der Z u l nnst, u » d s v n st Z« i « in a n d." Ter bereits früher an dieser Sielle gc- j nannte, hervorragende Kenner russischer Zustände ist der ' Meinung, man dürfe ohne Ucbertreibung sagen, daß unsere Geduld »ach dieser Richtung aus leine z» harte Probe ge i stellt werden wird. -Hvssen wir cs! „Nna Dagligi Allehanda" meldet, nach glaubwürdigen 'Nachrichten aus Petersburg glaube man dort nicht, daß Rasputin wirklich tot sei. Die Meldung von der Auffindung seiner Leiche in der Newa sei nur zu dem Zwecke verbreitet worden, Nasputin Gelegenheit z» geben, 'zu verschwinden, oder jedenfalls sich der Ansmerlsamteil der Ocsfcntlichkcit zu entziehen. I» letzter Zeit seien wieder holt Anschläge gegen Raspntiii verübt worden. Dieser sei aber so gut bewacht, daß es kaum möglich wäre, ihn zu er morden. iW. T. B,j Die Spannung in tSrieche«,land. ! b. „Tailn Telegraph" ersährl indirclt »US Athen, die Ratgeber des Königs seien der Ansicht, daß Griechen!»,!» die Blockade noch einige Zeit aushaltc» könne. DeSim/o versuchen sie, Zeit zu gewinnen durch die Erklärung, die Ententcsorderungcn nicht aiinchmen zu lönueii. weil dG öffentliche Meinung sich ihnen wideisetzt. Die Entente wolle dieses -Hinansschieben aber nicht dulden: demnächst werde, der formelle Abbruch der diplomatischen Be - ziehuugc n erwartet. ! Wie Lnoner Blätter aus dem Piräus melden, führt die Errci-una der königstrenen Reservisten gegen die Entente und die Bcnizelistischcn Revolutionäre ständig zu schwer::! Ausschreitungen gegen die Bcnizclistcn. Die Athener Presse führ! fort, sich über die Haltung der Entente in scharfen Artileln zu beschweren. Die Blätter bezeichnen i das Ben gehen der Entente als vollständig nngercchtscrtig!. insbesondere nach den aufrichtigen Erklärungen über die von .Griechenland gelieferten Bürgschaften dafür, daß cs die Entente niemals angrcifcn werde. Die Gnnaristischcn und die Rhallistiichcn Blätter erklären unter Fübrung der „Nea f-Hlmera" offen, Griechenland müsse sich den «Mittelmächten an sch ließen. Sie beschwüren die Negierung, die Entciitcnvtc abzulchnen und der treuen Armee zu erlauben, ihren König zu verteidigen. l>. „Times" wie „Daily Mail" warnen die Entente mir cincr^Krästezcrsplittcrung durch große Truppenscuduiigcn nach Salvniki. Die Entscheidung müsse i n F r a n G ire ich falle». „Dailn Mail" fragt, was die Balkan Expedition eigentlich bezwecke und was Sarrails Armee er zielt habe. ttcbcrdicS werde die Versorgung dieser Armee täglich schwieriger. Wegen des SchiffSranmmangekS und der Uebcrwachung der langen Verbindungswege behindere die Flotte bei der Abwehr von Unterseeboot-Angriffen sich selbst in anderen Richtungen. Es könne schwerlich ein Zu «fall sein, daß die englischen, sowie französischen Militär behörden Gegner der Balkan-Expedition sind. b. Aus Sofia wird berichtet: Das Ntheuer Amtsvta«: veröffentlicht ein königliches Dekret, in welchem König Konstantin mit Gegenzeichnung der königlichen Regierung anordnct, daß das ganze Vermögen der venizeli- stischen Minister Politis. Romanos und Genadiü, sowie das 'Vermögen der bisherigen griecht-» schen Gesandten in Paris und London wegen Landesverrates in Griechenland beschlagnahmt werde. Von anderer Sette wird gemeldet, daß die in Saloniki residierende venizelistischc Regierung angcordnct habe, dost die auf ihrem Gebiete lebenden königstrenen griechischen Untertanen verhaftet werden sollen. Die Verhafteten sollen auf eine Insel gebracht und als Gesseln zurück- gehalten werden. — „Ntro" meldet, daß vor Salvniki zahl reiche französische und englische Transportschiffe liegen.