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Nummer 77 — 29. Jahrgang »riitzkim «inM wkckill. mii Mullr.»r<u>-»,tlag»n .Heimat und Sei,' unt der amderdetlage.strohmut'. to«>» den rr»be»aa»n St. denno-BlaN' .Niiierdainma und Witten'. .Dt» »eit der ssraii' .NerzUickier Raigeder' .Da» „ule Bu«' .stttmrund. ,»au'. MonattliSer Ve,ng»dret« S MI. «InIckU. Bekiellaetd. ktn,ktnummer 10 4 Sonnabend. u. «onnta,nummer !»U z HauvtllvrttlleUer, L». ». D«»e,vk. Dresden. SächsWe Dienstag, den 1. April 1939 Ve»ia«»»et« Drrdden »a,«t,e«Vr«I«ei Die I«eivaUene PeiNzeUe I»N ^.stammen- an,eigen u.Slellenaetiud« »n». Die Pettrreitamereti«. 8!» mm drei«. I » stür Anzeigen a>cherbald de?- AerbreilungSgedieie» ««4 dtePeUtreNameceile >.!«»-«. Brie,ged.„«»4 Am stall, hdderer «ewan erliick,' ,ede BervMLNing aut vieiernng >owt« Erfüllung d. Ansteigen-slultrüaen ». Letttunq v. Llbadenertatz^ »,'«tttN»»er De« strau, Bunaarl«, Dresden. t»eta,as«»f>,ll«, Druck ».Verla«! »rrrnania. A^I». tür Verla« und Druckerei, sttltal« Dresden. Dresden-«. I. Votierttrat,« >7. st»rnru>2wl2. Polltckiecklomo Dresden e7ni Nnnttonin Seadtban' Dresden «I7st?- Für christliche Politik und Kultur lltroatnaa der saaitttaien Volk»,«Iran« DreLd-u.tllttiadi l. PoUerftratze N. sterucui 2MU and »IOIL »» Nach -er Ernennung durch den Reichspräsidenten — Schiele, Treviranus und Bredt in der Regierung Dienstag vor dem Reichstag Berlin. 31. Marz. Amtlich wird mitgeteilt: Der Herr Reichspräsident hat den Relchstagöabgeordneten Dr. Brünlng zum Reichskanz ler ernannt. Aus Vorschlag des Reichskanzlers hat der Herr Reichspräsident den Reichsminlster Generalleutnant a. D. Dr. h. c. Groener als Reichswehrminister, den Reichs, minister Dk. Curtius als Reichsminister des Ausiviir- tIgen. den Reichsminlster Dr. Schätz«! als ReIchspost« minister und den Reichsminister Professor Dr. Molden hauer als Reichsminister der Finanzen bestätigt. Ferner hat der Herr Reichspräsident aus Vorschlag des Reichskanzlers den Reichsminlster Dr. Wirth zum Reichsminister des In- tiern den Reichsminlster Dietrich zum Reichswirt schaf«s m i n t st e r, den Reichsminister Dr. Stegerwald zum Reichsarbettsminister, den Reichsminlster von Guürard zum ReichSoerkehrsminister. den Reichs minister a. D. Dr. Schiele zum Reichsminlster siir Ernäh rung und Landwirtsklwst. das Mitglied des Reichstags Pro fessor D. Dr. Dr. Bredt zum Reichsminister der Justiz und das Mitglied des Reichstags Treviranuv zum Retchsminister für das besetzte Gebiet ernannt. 3»m Stellvertreter des Reichskanzlers gemätz 8 7 der Geschäftsordnung der Reichsregierung hat der Herr Reichs präsident auf Borschlag des Reichsliqpzlers den Reichsmirt- schaftsminister Dietrich bestellt. Die Verhandlungen, die Dr. Brüning mit dem Ziele der Kabinettsbildung geführt hat, waren am Sonnabendabend ab geschlossen. Dr. Brüning teilte den Pressevertretern beim Ab schluß seiner Verhandlungen mb. das«, es gelungen sei. die Meinungsverschiedenheiten zwischen den Herren Dr. Curtius und Schiel« zu behebe». Am Sonntagvormitiag begab sich Dr. Brüning zu Hindenburg und machte ihm von dem erfolgten Abschluß der Verhandlungen Mitteilung. Die Ernennung der neuen Minister wurde daraus in de» späten Abendstunden des Sonntags bekonntgegeben. Die Kabinettsbildung durch Brüning stellt einen Schnel ligkeitsrekord für Deutschland dar. Es ist bisher noch in keinem Falle möglich gewesen, ein Kabinett, wie es Dr. Brüning getan Hai. binnen 48 Stunden zusammenzubringen. Reben der klugen Verhandlungssührung durch Dr. Brünina ist dieser Ersolg in erster Linie dem Einfluß des Reichspräsidenten zuzuschreiben. der sich mit seiner ganzen Autorität hinter Dr. Brüning gestellt hatte. Am Sonntagmltlag ist da3 Kabinett zu einer ersten infor matorischen Besprechung zusammengelreten. Heute nachmittag 4 Uhr wird die erste reguläre K a b i n e t 1 s s i tz u n g abge- hallen, in der die Regierungserklärung formuliert wird. Diese Erklärung wird Dr. Brüning in der am Dienstag nachmittag 4 Uhr beginnenden Sitzung des Reichs tages abgeben. Mil besonderem Interesse sicht man dem Agrarprogramm der neue» Negierung entgegen. Die „Landmirischasliiche Wochenschau" erklärt, Schiele sei als Sachivalier der gesamten deutschen Landwirtscl)aft in dag Kabinett eingeirete». sc!» Pro gramm sei hinsichtlich der landwirtschaftlichen Fragen nach wie vor das der „Grünen Front" Nach der „Kölnischen Zeitung" wir-d dos Agrarprogramin der Regierung vorsehcn eine Um- schnldnngsaktion. ein Gerste-Monopol, eine Festsetzung des Schweinepreiscs auf 75 Mark pro Zentner »nd der Getreide preise auf 260 Mark pro Tonne für Weizen und 230 Mark für Roggen. Das Kabinett wird versuchen, zunächst Im Reichstag eine Mehrheit zu finden. Gelingt es nicht, dann werden aus Grund des Artikels 48 zunächst die zum 1. April notwendigen Steuergesetze verkündet werden. Die Entscheidung, welche Maßnahmen darüber hinaus getroffen werden sollen, liegt beim Reichspräsidenten. Frankreich beschließt Ratifizierung Mtt 327 gegen 38 Stimmen nimmt die Kammer den Boungplan an Tardieus Auslegungen Paris. 31. März. Die französische Kammer hat in der Stacht zum Sonntag das Haager Abkommen nach längerer Aussprach« angenommen. Bei der Abstimmung über die einzelnen Artikel wurde Artikel 1 mit 530 gegen 55 Stimmen angenommen. Artikel 2, der die Schulöenabkommen zwisciM Frankreich und den Baikaniän- dern Rumänien. Südslawien und Griechenland betrifft, wurde ebenfalls angenommen, ebenso Artikel 3 „ach längerer Ans sprache. Der Abgeordnete Baudouin-Bugnet stellte bei Artikel 4. der die Zuweisung der Erträgnisse der Boung-Planobliqationen an die Amortisierungskasse festlegt, einen Zusatzantrag, wonach die Zinsen der der Amortisierungskasse zugewiesenen Einkünfte dem allgemeinen Budget gutgeschrieben werden sollen. Nach ' kurzer Aussprache »ahm die Kammer entspreche»» dem Wunsch der Negierung unter Opposition der Sozialisten und Radikale» den Zusatzaittrag mit 310 gegen 265 Stimmen und hierauf den 'Artikel 4 an. Bei der Schluhabstimmung über den gesamten Ratisizie- rungsgesetzcntwurf stellte Ministerpräsident Tardieu zum ersten mal die Vertrauensfrage. Die Kammer nahm den gesamten Ratisizternngsgesetzentwurs mit 5 4 5 gegen 4 0 Stimmen an. Die Sitzung war um 2 Uhr nachts beendet. g In der Aussprache, die der Abstimmung varan- ging, - gab Ministerpräsident Tardieu bemerkensiverle Erklärungen ab. Niemand werde, so führte er aus. die Bedeutung des Poung-Plans für die Liquidation des Krieges verkennen. Alle Parteien Hütten ihre Meinungsverschieden heiten zurückgestellt und begriffen, daß das Land einmütig die vofgeschlagene Lösung billigen müsse. Tardieu geht sodann auf die E a n kt i o u s fr a g c-ein und nimmt auf die cntsprcchen- ven Bestimmungen des Poung-Plans Bezug. Tardieu setzt aus einander, waruiwdie Reparationskoininisiion verschwinden könne, da es ja glücklicherweise der Haager Konferenz gelungen sei, das furchtbare Schlangennest zu zerstören, das die Frage der Ostreparationen bildete. Die Reparatiouskommistion habe trotz der Ansichten ihrer Vorsitzenden und hervorragender Mitglieder niemals etwas anderes tu» können, als die Beschlüsse der Regierungen zu bestätigen. Letzten Endes hätten die Sach verständigen des Dawes-Planes die nach der R u h r b e s r tzn n g in ver Schwede gevueoene Frage geregeir uno sie sacbveisiän- digen des Poung-Planes die Haager Konferenz vorbereitet, wo bei die Neparationskommission nicht einmal gehört worden sei. Bereits Ende Juni 1029 habe die französische Negierung mit geteilt. daß sie den Poung-Plan und daher auch die Beseitigung der Reparationskommission aunehme. Diese sei also nicht erst im Haag beseitigt worden, wie Herriot gestern erklärte. Tardieu geht dann aus Artikel 43« des Versailler Vertrages ei». Diesen habe man ebensalls beseitigt, weil sämtliche vorgesehenen Sanktionen von der Reparationskommis- fion erlassen worden seien. Man hätte also diesen zum Ver schwinden verurteilten Organismus wieder ausleben lasten müssen. Wenn er den Artikel 43« wieder mit nach Hause ge bracht habe, dann hätte man ihm, Tardieu, in drei oder vier Jahren schwere Borwürse gemacht, und Im Augenblick der An wendung hätte man dann seststcllcn müssen, daß er überhaupt keine Grundlage mehr habe. Für die Anwendung des Poung- Planes kommt nur das im Poung-Plan selbst vorgesehene Ver fahren in Frage. Wenn der Plan in Kraft getreten sei. gebe es keine Möglichkeit mehr, zu Mitteln zu greifen, die im Pa„ ng-Pla» selbst nicht vor gesehen seien. Wenn aber der Plan vernichtet werde, werde Frankreich seine Aktionsfrciheit wieder'erhalte». Ein Unglück komme aber schnell. Er habe zu Dr. Enrtius gesagt: Nehmen Sie an. Hilgenberg und Hitler würden Reichs kanzler und lehnten es ab. den Haung-Pla» anzuwenden. Ich glaube, so erklärte Tardieu, nicht an diese Möglichkeit. Aber in diesem Fall kommt zweierlei in Frage, Feststellung und Sanktion. Für die Feststellung haben wir den ständigen Schiedsgerichts Hof im Haag. Wir können durch ihn eine schnellere Entscheidung ermugen. als wenn wir uns an die erledigte Reparationskommission wenden. Der ständige Ge richtshof im Haag spricht sich darüber aus. ob die deutsche Re gierung Hugenbcrg oder Hitler (Zwischenruf: oder eine kom munistische). oder eine kommunistische, das kommt auf das gleiche hinaus, den Willen hat. den Poung Plan zu zerstören. Frank reich erhält dann leine Aktionsfreiheit v'i-h,-r - (Forlskhimg ans Seite 2) Ein Anfang Unter den kurzen Notizen, die der Reichstagsalma- nach über die einzelnen Abgeordneten bringt, findet man bei dem Namen Dr. Brünings auch die folgenden: „1915/18 Kriegsteilnehmer (Westfront) Inf.-Regt. 30 und M.-G.-Scharfschützenabt. 12. E. K. 1. und 2. Kl.. Verwun detenabzeichen." Diese Tatsache erscheint uns bemerkens wert. Unter den gewiss ausgezeichneten und hervorragen den Männern, die seit 1918 auf dein Stuhle des Reichs kanzlers gesessen haben, mar bisher nicht ein einziger, der die Kriegsjahre hindurch in der vordersten Kampffront gestanden hatte. Zum ersten Male übernimmt jetzt ein ehemaliger Frontsoldat das vernntwortungsschwerstS Amt der Deutschen Republik. — Man hat jahrlang da nach gerufen, daß die Front-Generation in der Politik mehr als bisher zu ihrem Recht kommen müsse. Man kann sich daher ein wenig wundern, das; diese Seite der Kanzlerschaft Brünings in all den Leitartikeln der „bürgerlichen" Presse überhaupt nicht gewürdigt wird. „Wenn sich unsere Wünsche erfüllen, dann sind es nicht mehr unsere Wünsche." Zum ersten Male ist im Reiche ein Kabinett ahnt koalitions mäßige Bindung gebildet worden. Auch das «var eine Forderung, die von der liberalen und konservativen Presse seit Jahren vertreten worden war. Jetzt, >vo diese Forderung endlich erfüllt ist, hört man in diesen beiden Behütern des Blätterwaldes so etwas wir leise Enttäuschung raunen, das; es gerade ein Zeutrums- niann sein mußte, der das erste koalitiousfreie Kabinett bildet. Und man Hort so etwas wie eine leise Befriedigung aus der sofort von dieser Seite mit großem Elser getrof fenen Feststellung klingen, daß dieses Kabinett ja dach keine Mehrheit finden werde. Man rechnet eifrig nach, welche Koalition hinter dem koalitionsfreien Kabinett steht, und bezeichnet es achselzuckend als „Uebergangs- kabinett". — Ja. wenn es nicht immer das verhaßte Zen trum wäre, das den Mul findet, aus neuen Wegen in der öeutscben Politik voranzugehen... Wir können uns nicht entschließen, im Wetteifer mit anderen Blättern Prophezeiungen über das Schicksal des neuen Kabinetts auszusprechen. Aussagen machen Kanu man vorläufig nur über den Charakter des Ka binetts. Als die wichtigsten Wesenszüge des neuen Kabinetts erscheinen uns: Wille zur praktischen Arbeit. Hilfsbereitschaft für die notleidenden Stünde. Verfas sungstreue. Der Wille zur praktischen Arbeit kommt zum Ausdruck darin, daß alle Minister des bis herigen Kabinetts, soweit sie dazu bereit waren, in das neue Kabinett übernommen worden sind und daß man daneben hervorragende Fachleute herangezagen hat: so ist der bekannte- Staatsrechtslehre«: Prof. Dr. Bredt ins Justizministerium und der Landbundsührer Schiele ins Ernührungsmiuisterium berufen worden. — Die Hilfs bereitschaft für die notleidenden Stände zeigt sich darin, daß nicht weniger als drei hervorragende landwirtschaftliche Sachverständige: Schiele. Dietrich und Treviranus im Kabinett sitzen. Auf der anderen Seile ist für eine sachkundige und verständnisvolle Behandlung oer Arbeiterfrage» gesorgt dadurch, daß Slegerwald. der cbe- maligc Füh-er der Christlichen Gewerkschaslen, das Ar. beitsmiiiisterium übernommen hat uud doß der Kanzler Brüning durch seine jahrelange Tätigkeit als Geschüsis- führer des Deutschen Geiverlischasisbundes mit der Ge- samtkeit der sozialen Fragen aufs innigste vertraut ist — Die B e r f a s s u n g s.t r e u e des Kabinetts bezeug! die Tatsache, daß alle Minister positiv zum Slaale von Wei mar eingestellt sind, und das; das Fiiiieiiiiiiiiisleriuni in den Händen eines Mannes wie Dr. Wirth liegt, dessen republikanische Gesinnung mau mahl selbst auf der Lin ken nicht anziveifeln wird. Die bewegenden Kräfte, die zur Bildung des Kabi netts geführt Kuben, waren der Reichspräsident aus der einen, das Zentrum und die christlich nationale Gruppe aus der nndereu Seite. Wir sehe» in der Zusammen arbeit Hnidriwurg—Brüning Treviranus ein verhei ßungsvolles Zeichen dasiir. das; die besten Kruste der positiv evaugeli s ch e u u ud katholi sche» Kreise unseres Volkes zu gemeinsamer Aufbauarbeit zusammensiudeu. Schau um des willen wünschen wir dem neuen Kabinett Bestand. Die nächste Entscheidung liegt in den Hände» der D e u t s ch n a t i o n a 1 e ir. Bon ihnen wird es abhän- gen. ob der Reichstag einem Kabinett dieser Art seine Zu stimmung gibt oder nicht. Wir können nicht glauben, dg^ die Deutschnalionaien eine Regierung stürzen i^erden. die der Mehrheit ihrer Milglieder nach eine positiv christliche