Volltext Seite (XML)
rttötrger AitMger und — - > — — 7^ Amtsblatt deS Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg u. Brand, ^71. Erscheint i. Freiberg jed. Wochen«. Ab. k U. für den and. Tag. Jnser. werden bi« V. 1t U. für nächste Nr. angen. Mittwoch, den 27. März Prei« Vierteljahrs. 2V Ngr. Inserate werden die gespaltene Zeile oder deren Naum mit 8 Pf. berechnet. 1872. Tagesgeschichte. Berlin, 25. März. Der „Reichs-Anzeiger" veröffentlicht an seiner Spitze den nachstehenden kaiserlichen Erlaß: Auch bei Gelegenheit Meine« diesjährigen Geburtstage« sind Mir sowohl von Gemeinden, Lorporationen, Vereinen, Fcflversammlungen und einzelnen Personen au« allen Theilen de» deutschen Vaterlandes, al« auch von deutschen Patrioten außerhalb des Reiches, zum Theil au« weiten Fernen, wiederum sehr zahlreiche schriftliche wie telegraphische Glückwünsche, selbst in poetischer Form dargebracht worden. Nicht ohne tiefe Bewegungen, doch auch mit freudigem Stolze habe Ich diese Beweise treuer Anhänglichkeit und nationaler Sympathie enlgegengtnommen. Mögen Alle, welche Mir durch ihre patriotische Zuruse so liebevolle Ausmerksamleit erwiesen haben, Meine« herzlichsten Danke« versichert sein. Ich beauslrage Sie, dies zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. Berlin, den 2Z. Mär; 1872. Wilhelm. An den Reichskanzler. — Der Kronprinz von Sachsen verweilte vorgestern Morgens im Atelier deS Bildhauers Keil, verabschiedete sich von den Maje stäten, den Mitgliedern der Königsfamilie und den übrigen fürst- lichen Gästen, begab sich demnächst zur Königin-Wittwe nach Charlottenburg, fuhr von dort aus direct nach dem Anhalter Bahnhose und reiste Mittags 1 Uhr nach Dresden ab. - Dem BundeSrathe ist ein Gesetzentwurf zugegangen, be treffend die Einrichtung und die Befugnisse des Rechnungshofes für das deutsche Reich. Derselbe hat das preußische Abrechnungs- kammergesctz zur Grundlage. Der Präsident des Rechnungshofes soll der jeweilige Chef der Abrechnungskammer sein. — Wie die „A. A. Z." hört, ist von zuständiger Stelle die Weisung ergangen, daß im StaatSministerium, auswärtigen Amt und Bundeskanzleramt die „Kreuz-Zeitung" vom bevorstehenden Quartal an nicht mehr gehalten werde, und daß sämmtliche Ge sandtschaften und Consulate des deutschen Reiches Ausgaben für Krcuz-ZeitungSabonnement nicht ferner unter die Posten setzen, welche von Staatswegen Vergütung finden. — Der Reichskanzler Fürst v. Bismarck gedenkt, dem Ver nehmen nach, seinen Urlaub noch für die nächsten 8 Tage fortzu setzen, da die bisherige Erholung einen sehr günstigen Einfluß auf sein Befinden gehabt hat. — Der Reichskanzler beantragt im BundeSrathe, die Kosten für die Wiener Weltausstellung mit 400,000 Thlr. festzusetzen, wovon 50,000 Thlr. für das Jahr 1872, der Rest für 1873 ein- zuftellen wäre. — Der Erzbischof von Köln und der Fürstbischof von Bres lau haben, wie die „Wes.-Ztg." meldet, auf die Anfrage des CultuS- ministerS erklärt, daß die von ihnen verhängten größeren Excommu- nicationen die bürgerliche Ehre der Betroffenen nicht benachthei- ligen. (Ob das die wahre Meinung der Bischöfe ist?) - Nach Vollendung aller der neuen Organisationen, welche mit der Neubildung des deutschen Reiches im Zusammenhang stehen, wird die deutsche Reichsarmee 18 Armeecorps, 9' Garde- und 144 Insanterieregimenter, 2 Garde- und 27 Linien-Jägerbataillone, 100 Cavallerie-Regimenter, 18 Artillerie-Brigaden, 18 Pionir- und 18 Train-Bataillone oder 488,000 Mann Infanterie, 65,000 Mann Kavallerie, 40,000 Mann Feldartillerie, 18,000 Pioniere und 33,000 Mann Trainsoldaten zählen. In Summa sind dies 644,000 Mann mit 1620 Geschützen. Bei einer Mobilisirung dieser Armee werden folgende Ersatztruppen organisirt: 153 Bataillone, 29 Compagnien Jäger, 100 EScadronen, 54 Batterieen, 18 Pionier-Compagnien, zusammen 208,000 Mann mit 324 Geschützen. — Die Landwehr wird auf 272 Bataillone zu 800 Mann erhöht werden. Außerdem können mit Zuziehung der Landwehr künftig noch 34 Reserve- Lavallerie-Regimenter, 54 Reserve-Batterieen, und 240 Compagnien Festungsartillerie ausgestellt werden, was einer Gesammtsumme von circa 300,000 Mann entspricht. Die Gesammtarmee deS deutschen Reiches wird mithin, ohne daß zu außerordentlichen Formationen gegriffen werden muß, bei einer Mobilisirung mit einer Stärke von 1,150,000 Mann auftreten, denen 2268 Feldgeschütze zu Gebote stehen. Schwerin, 23. März. Der Geburtstag deS Kaisers wurde in ganz Mecklenburg festlich gefeiert. In Schwerin, Rostock, Wis mar, Ludwigslust und Parchim, den Garnisonsstädten, fand Militär- gotteSdienst und hiernach Parade statt. Von den öffentlichen und Privatgebäuden wehten Fahnen und Flaggen in den deutschen, mecklenburgischen, preußischen Farben; namentlich auch die Schiffe in den Häfen von Wismar und Rostock waren prächtig geschmückt. Größere und kleinere festliche Vereinigungen fanden in allen Städten statt. Aus Straßburg, 21. März, wird dem „Ind. Als." berichtet: Es ist mit der Zerstörung der Mauern der Citadelle begonnen worden, und nach der Art zu urtheilen, wie man die Arbeiten in Angriff genommen hat, scheint es, daß man sie rasch zu Ende führen will. Zwei Lünetten sind schon verschwunden und zwar diejenigen, welche am meisten gegen den Kleinen Rhein vorsprangen. Die weggenommene Erde wird sofort zur Ausfüllung der Gräben verwandt, und so correspondirt mit der Abtragungsarbeit die Ni« vellirung, die so sehr leicht bewerkstelligt wird. Auf einen Raum von 400 Quadratm. habe ich beinahe 200 Arbeiter gezählt. Maa sieht hieraus, daß die Projecte für Abänderung und Umwallung und Vergrößerung der Stadt sehr ernst genommen werden. Ich will Ihnen übrigens einige Preise der Terrains angeben, welche in der neuen Stadt gelegen sein werden, um Ihnen zu beweisen, daß die Sveculation diesem Projecte unbedingtes Vertrauen schenkt. Der Werth dieser TerrainS ist im Allgemeinen ums Fünffache ge stiegen; für einen Garten, dem Jardin Lips gegenüber, der vor einigen Jahren für 10,000 Fr. gekauft wurde, hat man kürzlich 60,000 Fr. offerirt. Für eine kleine Parcells, welche voriges Jahr mit 1200 Fr. (zwölfhundert Francs) bezahlt wurde, hat man den Prei» von 12,000 Fr. (zwölftausend Francs) erreicht. Wien, 23. März. Beide Häuser des ReichSratheS nahmen den Gesetzentwurf, betreffend die Erhöhung des FriedenSstande» der Cavallerie, in dritter Lesung an. Die Vertreter der Regierung theilten mit, daß das Nothwahlgesetz die kaiserliche Sanktion er halten hat. Der ReichSrath wurde hierauf bis zum 7. Mai vertagt. 7. Paris, 23. März. Anknüpfend an das Verlangen Thier» in gestriger Sitzung, die Debatte über die katholischen Petitionen zu vertagen, meint der häufig die Regierung vertretende „Bien publik", daß ThierS keineswegs aus Furcht vor Repressalien Italiens die Vertagung begehrt habe. Der Präsident habe nur eine unnütze Discussion vermeiden wollen. Eine Lösung der römischen Frage sei jetzt nicht möglich, Frankreich bleibe bei seinen Bemühungen, die Beziehungen zwischen dem heiligen Stuhle und Italien erträglich zu gestalten. DaS Blatt nimmt gleichzeitig Anlaß, gegenüber den Behauptungen eines Wiener Blattes über sich vorbereitende Allianzen zu erklären, daß solche bestimmte Projekte Verwickelungen voraussetzen, zur Zeit aber alle Mächte nicht Verwickelungen herbeizusühren, sondern ihnen in jeder Weise vorzubeugen suchen. Niemand bedrohe Frankreich. Deutschland denke nicht daran, sich in dessen innere Angelegenheiten zu mische^. Befänden sich auch die politischen und religiösen Interesse». Preußens und Italiens in einer gewissen Uebereinstimmung, so habe dies doch nichts zu thun mit einer vagen Behauptung, Italien wolle von Frankreich Nizza und Savoyen zurückfordern. ^Jede solche Intention sei von Italien selbst entschieden zurückgewtesen worden,