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Nr. 125 — 100. Jahrgang Freitag, den 31. Mai 1940 Diabtanschrift: Tageblatt" W'lsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 FramöMer AsmeeMres gefangen Genera! Vrwux, der Sderbefedlshaber der 1. franzöMchen Armee Am 39. Mai wurde der Sleenvoorve, ostwärts Caster, vrr Oberbefehlshaber der ersten französischen Armee, General Prioux, mit zahlreichen anderen hohen französischen Offizieren gesangen genommen. General Prioux ist 61 Jahre alt und gilt als ein besonders befähigter höherer Führer. Im Weltkriege war er französischer Eensralstabsoffizier. Nach Beendigung des Weltkrieges befehligte er Kolonialtruppen und war zeitweise Chef der französischen Militärmission in Polen. Seit Kriegsbeginn übernahm er die erste französische Armee. Mit dem Zusammenbruch dieser Armee fiel er in deutsche Hand. — Wie schon mitgeteilt, läßt sich die Zahl der Gefangenen noch nicht annähernd übersehen. Der vernichtende Schlag unserer LMwMe gegen die englische LmnsporGotte VE Berlin, 30. Mai. Am Nachmittag und Abend des 29. Mai griffen stär kere Verbände zweier Fliegerkorps, die unter Führung der Generale Grauert und vonRichthofen stan ken, im Hafen und Seegebiet Dünkirchen — Ostende britische Kriegs- und Transportschiffe an, die die Reste des geschlagenen britischen Expeditionsheeres nach der Heimat abtransporticrcn sollten. Der Angriff, an dem sich Verbände aller Waffen be teiligten, erstreckte sich auf über 60 Schiffe, 3 Kriegsschiffe und 16 Truppentranspor ter, darunter Schiffe von über 15 000 Tonnen, wurden durch die anhaltenden konzentrierten Bombenangriffe versenkt. 31 weitere Schiffe erhielten Voll treffer, wurden schwer beschädigt, teils bewegungs unfähig gemacht, teils in Brand geworfen. Die Schleusen des Hafens von Dünkirchen sind völlig zerstört, die Hafen becken ausgelaufen. Jagdflieger, die gemeinsam mit den Bombenfliegern den Kampf gegen die englische Transportunternehmung führten, erzielten 6 8 Abschüsse. Hierbei zeichneten sich besonders die Verbände des Oberst von Massow aus. 10 weitere Flugzeuge, die die Einladungen schützten, wurden durch Flakartillerie abgeschossen. Die Flakartillerie versenkte außerdem ein kleineres Kriegsschiff und brachte 5 weiteren durch direkte Treffer schwere Beschädigungen bei. Sie führten den vernichtenden Schlag gegen England. Unter der Führung des Generals Grauert (rechts) und von Richthofen (links) holten deutsche Flieger verbände zu einem vernichtenden Schlag gegen die briti- . scheu Kriegs- und Transportschiffe aus, welche die Reste des geschlagenen britischen Expeditionsheeres nach der Heimat abfransportieren sollten. (Scherl-Wagenborg-M.) Das btteb vsa der Armee übrig, die DeMsOrand zerWüesr woMe! DNB. Neuyork, 30. Mai. Beredtes Zeugnis von der Vollständigkeit des deutschen Sieges in Flandern gibt ein von United Preß aus London verbreiteter Augenzeugenbericht eines geflohenen englischen Soldaten. Zerschlagene Trümmer des britischen Expeditionskorps, so heißt es in dem Bericht, beginnen in den englischen Osthäfest einzutreffen. Von den Soldaten seien die meisten verwundet und erbärmlich anzu sehen. Schlafwandlern gleich pilgerten sie an Land, blutig, verschmutzt, in zerrissenen Uniformen, teils ohne Schuhe — er schütternde Beweise von Kampf und Rückzug, wobei ihnen der Gegner keine Zeit zur Ruhe gelassen habe. „In den schlimmsten Träumen habe ich mir dergleichen nicht vorgestellt", erklärte ein Soldat, „es war die Hölle." Wäh rend der ganzen Kämpfe habe er nur Tanks, Bomben, Flam menwerfer und Flieger gesehen. „Wie ich zurückgelangte, weiß nur Gott." Am Tage nach der Flucht habe er gesehen, daß fein Haar weiß geworden war. * Das ist die Schuld der Kriegshetzer und Plutokratencligue, der Chamberlain, Daladier, Reynaud und Clmrckill. Der Be richt dieses englischen Soldaten zeigt, was von der Armee übriggeblieben ist, die großspurig erklärte, nach Berlin mar schieren zu wollen, die ihre „Wäsche an der Siegfriedlinie auf hängen" wollte. Wie blutiger Hohn mutet es an, wenn unter diesen Umständen im Londoner Nachrichtendienst in einem Bericht über die Kämpfe in Flandern noch am Donnerstag der Satz geprägt wurde: „Die alliierten Länder beobachten mit Stolz das größte Rückzugsgefecht der Weltgeschichte." Mit Stolz also beobachten die Londoner Herren das schmähliche Ende ihres vielgerühmten Expeditionskorps, während die ganze übrige Welt mit Grausen den Untergang der britischen Armee verfolgt. Nach aller Matenmanier Dänische Schiffe sollen die englische oder französische Flagge hissen Angesichts der immer drückender werdenden Schiffsraum not versucht England nach alter Piratenmanier, die durch die deutsche Seekriegführung gerissenen Lücken in seiner Ton nage durch den Raub neutraler Schiffe wieder ausznfüllen. So sollen alle dänischen Schiffe, die sich in englisch-französischen oder neutralen Häfen befinden, gemäß einer von der eng lischen Botschaft in Schanghai bekanntgegebenen amtlichen Londoner Erklärung die britische oder französische Flagge setzen. Die Beibehaltung der dänischen Flagge als Hafen- flaqge wird dabei gnädigst gestattet. Ferner wird mitgeteilt, daß die Beibehaltung der dänischen Besatzungen „erwünscht" sei, was angesichts der Gefahren, die eine Fahrt unter eng lischer oder französischer Flagge naturgemäß mit sich bringt, nur zu verständlich ist. Dänische Seeleute sollen also in den Tod geschickt werden, damit die britisch-französischen Seeräuber ihre eigenen Schiffe und Besatzungen schonen können. Wenn je zwet Völker inttemanver m nrregszustanv sich befanden, so wurde doch immer die Achtung voreinander, die Achtung vor dem einzelnen Angehörigen des anderen Volkes bewahrt. Das war so gegenüber den Soldaten, das war so gegenüber den Angehörigen der diplomatischen Vertretung. Atze sich Frankreich über die völkerrechtlichen Regeln im Verhalten gegenüber gefangenen deutschen Soldaten, die das Unglück haben, rn Gefangenschaft zu geraten, hinwegsetzt, so gegen die Angehö rigen der Deutschen Botschaft in Brüssel. Nach einer Fahrt von dreizehn Togen sind 206 deutsche Männer, Frauen unter der Leitung des deutschen Botschafters von Vülow-Schwante jetzt in Berlin eingetrossen. Der Reise- weg ging von Brüssel über französisches Territorium und die Schweiz nach Deutschland und war in Frankreich ein kaum zu beschreibender und alles Völkerrecht, aller Gesittung hohnjpre- chender Lcidensgang. Die französische Regierung hatte der belgischen Regierung bindende Zusicherungen gegeben, daß der Diplomaten- zug als Traniitzug behandelt würde und unbehelligt fran zösisches Gebiet passieren könne Tie französische Regierung hat diese bindenden Zusicherungen bereits an der belgisch-französi schen Grenze gebrochen. Sie hat nicht nur unter unwürdigen Umständen eine Paß kontrolle von Angehörigen der iranzöniLen Gebeimvolizei unter dem Schone der Basonette franzoönlcher Soldaten oorgenom- men. «andern hat darüber hinaus vierzehn MilaUrber des Trans portes oerbasten lassen. Dem deutschen Botschafter wurde lüde Möglichkeit der Intervention w selbst des Protestes bei dem rm Zuge anwesenden Vertreter des belgischen Augenministeriums unter Anwendung von Gewalt unmöglich gemacht Die aus dem Zug Verbaitcten wurden von »ranzönichen Behörden oerickleppt und in gramamtter Weise mißhandelt, um von ihnen Jniorma- tionen aus dem Geschästsbereick der Deutichen Botschaft m Brus sel zu erpreßen. Zwölf Tage mutzten die Mitalieder des deut schen Transportes an der französisch-ichwenerischen Grenze aus die widerrechtlich verhafteten Mitglieder warten Die Leiden, die den deutfchen Volksgenossen in diesen Tagen bereitet wurden, stehen in der Geschichte der Beziehungen zwischen zivilisierten Staaten im Kriege einzig da. Als die französische Regierung nach energischen Protesten über die deutsche Schutzmacht in Paris sich außerstande erklärte, die letzten drei der aus dem Zuge Verhafteten auszuliefern bzw. überhaupt ihren Aufenthaltsort festzustellen, entschloß sich der DeutscheBotschafter aufErund des immer bedrohlicher wer denden Gesundheitszustandes vor allem der Frauen und Kinder und der zunehmenden feindseligen Haltung der französischen Bevölkerung, französisches Gebiet zu verlassen und über die Schweiz heimzukehren. Vor Verlasten des französischen Bodens richtete Botschafter von Bühlow-Schwanle ein Schreiben an den schwedischen Ge sandten in Paris, als dem Vertreter der zuständigen Schutzmacht, und bat. bei der französischen Regierung schärfsten Protest gegen das völkerrechtswidrige unerhörte Verhalten der französischen Behörden einzulegen. » Dieses Verhalten der französischen Behörden und der fran zösischen Bevölkerung ist von so abgrundtiefem Haß getragen, daß es nicht scharf genug verurteilt werden kann. Wo bleiben Kultur und Gesittung, auf die die Franzosen immer Anspruch erheben, wenn gegenüber Angehörigen einer diplomatischen Ver tretung eines anderen Volkes der Wahn des Haßes sich austoben kann. Es sind dieselben schamlosen und von größter Niedertracht diktierten Verbrechen, wie sie an unseren Soldaten verübt wur den, die in Gefangenschaft gerieten. Eine Negierung, dir hier die Zügel schießen läßt, ja sogar zu dielen Verbrechen ermuntert, verdient genau so wenig Gnade wie das Volk, das diele Verbrecken ausiübrt. Reste U-Voot-EHolge DNB. Madrid, 30. Mai. Wie aus Pontevedra gemel det wird, wurde der englische 10 OOO-BRT.-Tanker „Pelena" torpediert. Das Schiff befand sich auf der Fahrt von Gibraltar nach Norden. Von der Äköpfigcn Besatzung — 19 Chinesen und 4 Engländern — sind vier Mann getötet worden. Das Schiff konnte noch brennend den Hafen von Pontevedra erreichen. Gleichzeitig trafen in Pontevedra 14 Mann des französischen Handelsschiffes „Maria Jose" (5000 BRT.) ein, das gleich zeitig mit dem englischen Tanker aus einem Gcleitzug her aus torpediert worden war und gesunken ist. Sie „rei-eien" das Gold Belgien durste verbluten, die Plutok^aieS aber raubten den Goldschatz Wie das englische Blatt „Exchange Telegraph" aus London amtlich mitteilt, konnten die belgische» Gold reserven in Höhe von 25 Milliarde» Franken gerettet (9 werden. Das belgische Volk, das von seiner nach London feige ge flohenen Regierung schmählich im Stich gelassen wurde, kann sich nun seine eiaenen Gedanken darüber machen, wie hilfs bereit und selbstlos die belgischen Diktatoren der Demo-Pluio- kratien sind. Das belgische Heer durfte auf dem Schlachtfeld verbluten, die belgische Bevölkerung in Rot und Elend ge raten; die Plutokraten aber „retteten" den belgischen Gold schatz. Die Plutokraten verstehen sich aus das Geschäft. Die britischen Seepiraten freuen sich jedoch zu früh. Sie werden ihre fette Beute, die sie in den von ihnen verratenen Ländern zusammenrafften, auf Heller und Pfennig wieder zurück erstatten müssen. In diesem Kriege geht es nämlich den Pluto kraten endgültig an den Kragen. Ihr Traum ewiger Welt ausbeutung ist für immer vorbei. > Das deutsche Volk hatte, dem großen Betwiel des Führers folgend, alle Bitternis vergeßen wollen und alles andere als Haß gegenüber dem französischen-Volk gezeigt, obwohl es nach dem traurigen Ende des Weltkrieges allen Grund gehabt hätte, dem Franzosen Feind zu sein. Der deutsche Edelmut ist mißachtet worden. Wer aber selbst den Sinn für Ehre verloren hat, verdient nicht Ehre und verfällt der tiefsten Verachtung. Dar wahre EMt Frankreich!! Botschafter von Bülow-Schwandte schildert die Leidenssahrt Vor Vertretern der in- und ausländischen Presse sprach am Donnerstagabend der ehemalige deutsche Botschafter in Brüssels von Bülow-Schwante, über die Leidensfahrt der Angehörigen der Deutschen Botschaft durch Frankreich nach Deutschland. Er führte aus: „Am 11 Mai erklärte mir die belgische Regierung, daß die Deutsche Botschaft in einem Transitzug durch Frankreich nach der französisch-schweizerischen Grenze befördert uno daß ein Vertreter des belgischen Außenministeriums zur Begleitung mit gegeben werden solle. Auf meinen Einwand, ob auch die franzö sische Regierung dem unbehelligten Transport in Form eines Transitzüges zugestimmt habe, weil diese Zusicherung die Vor aussetzung meiner Zustimmung zum Abtransport durch Frank reich darstelle, wurde mir ausdrücklich erklärt, daß der Transport durch Frankreich unbedinat gesichert und derselbe sich mit der Zuvorkommenheit vollziehen würde, die bei diesen Anläßen internationale Gepflogenheit sei. Ich hatte keinen Anlaß zu zweifeln, daß diese französische Zusage gehalten würde, da ja erst vor kurzem die französische und englische Gesandtschaft ans Kopenhagen unbehelligt und in den Formen vollendeter Höflichkeit durch Deutschland nach Belgien durchgeleitet worden war. Die Abreise von Brüssel mit 206 Fahrtteilnehmern, darun ter etwa 130 Frauen und Kinder, vollzog sich korrekt. Der Zug bestand, da die belgische Regierung sämtliche Schlafwagen be reits nach Frankreich verschickt hatte, aus Personenwagen erster und zweiter Klasse. Der Raum war jedoch so beschränkt, daß fünf bis sechs Personen in einem Abteil Platz nehmen mußten. Als der Zug an der französischen Grenze eintraf, wurde er sofort durch französische Kriminalbeamte in Zivil und Soldaten mit aufgepslanztcm Bajonett besetzt und in barschem Tone jedem Fahrtteilnehmer verboten, sein Abteil zu verlasse». Die daraufhin erfolgende Paßkontrolle, gegen die ich sofort bei dem belgischen Vertreter Einspruch erheben wollte, was mir jedoch mit Gewalt verwehrt wurde, verlief in außergewöhnlich unhöflicher und schroffer Form. Gleichzeitig wurden acht Mitglieder der Deutschen Botschaft verhaftet, denen am näch sten und übernächsten Tag im ganzen noch weitere sechs folgten. An der französisch-schweizerischen Grenze in Pont arlier auf der Strecke Dijon—Neuschatel begann eine Lei- denszcit für sämtliche Fahrtteilnehmer, die, in dem Zug eiuaeschlossen, wie in einem Gefängnis zwölf Tage ver bringen mußten. , . Der Mangel an Platz war so drückend, insbesondere als noch die belgischen Wagen vurch andere Wagen, die in der Mitte einen Gang enthielten, ausgewechselt wurden, so daß der größte Teil der Fahrtteilnehmer gezwungen war, die ganze Nacht sitzend zu verbringen. Die Fenster mußten stets ge schlossen gehalten werden, die Luft verschlechterte sich in unerträglicher Weise, insbesondere, wenn man bedenkt, daß 25 bis 3« Menschen in einem Raum zusammengepfercht die Nacht verbringen mußten. Die geradezu haarsträubenden hygienischen Verhältnisse begannen allmäülick die Gesundheit der Fadrtteil- Fern aller Gesittung 14 Deutsche aus dem 3ug der Deutschen VotschaSt in VrüSSel dusch Franzosen verSÄleppl MsdmfferTageblatt Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Wilsdruff bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Bekanntmachungen des Landrates zu Meisten und des Bürgermeisters zu Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt ka» „Wilsdruffer Tageblatt' erscheint werktags tk Uhr Bezugspreis monatt S RM tret Hau», bet Postbesicllung t.bu RM zuzügl Bestellgeld Einzelnummer lv RVI Alle Postanstallen. Postboten, unsere Auslräger u Geschäftsstelle nehmen zu feder geil Be- .. stellungen entgegen Im stalle höherer Gewalt oder Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend jonsttgcr Betriebsstörun- gen besteht kein Anspruch - oni Lieserung der Zet. tuns ooer Kürzung des Bezugspreises. 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