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Tagesgeschichle. Brrlin. Der BundeSrath beschloß, der Resolution des Reichstages, betreffend die Eisenbahn-Freifahrkarte» der Reichstagsmitglieder, keine Folge zu geben; dem Ausschubantrage zu der Vorlage vom 82. Juni 1894, betreffend die Verlegung der Zollgrenze bei Cuxhaven, wurde die Zustimmung ertheilt. — Ob der BundeSrathLbeschluß aufWiederzulaffung der Redemptoristen praktisch viel Wirksamkeit haben wLchmtlich drei, mal: Dienstag, Donners» tag und Sonnabend. — Preis r.rrteljShrlich 1M. 2d Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatltch 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Me Postan- staken, Postbote», sowie Vie Agenten nehmen Be stellungen an. rSetttendrn «Rage deS Blatte» eine sehr wirk sam« Berbreitung-finden, werdm mit 10 Pfg. dir Spaltenzeil« oder oere» Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt» Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. Einge sandt, <m reoaktionellm Theile, die Spaltens L0 Pfg. echlitz -ZkitW Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Irhne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem »Lllustrirteu Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirthschaftlicher MonatSbeilage. Nr. 81. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Nur wenige Tage nach voll endetem 44. Lebensjahre verstarb hier am Donnerstag Nachmittag nach langen schweren Leiden der Vorstand der hiesigen königl. AmtShauptmannschafl, Herr AmtS- hauptmann vr. jur. Haubold von Einsiedel. Seit 1. August 1891 verwaltete der Verstorbene sein hiesiges Amt. — Zum Besuche der Freiberger Ausstellung oder des Gruppenfestes der Gesangvereine deS Weißeritz- thaleö in Rabenau, wie nicht minder zur Ausführung von Parthien und Ausflügen ist uns am nächsten Sonntag durch einen Sonderzug Gelegenheit gegeben, den die Bahnverwallung von Hainsberg nach Kipsdorf abgehen läßt. Abfahrt ab Hainsberg 10 U. 55 Min. Nachmittags, in KipSdorf gegen halb 1 Uhr früh; Abfahrt von DreSden-Altstadt 10 Uhr 23 Min., Ab fahrt von Freiberg 9 Uhr 45 Min. Nachmittags. — Für die Bienenzüchter war das Jahr bis jetzt «in besonders schwarmreiches, ein Zeichen dafür, daß die Witterung dem Einträgen von Honig noch nicht besonders günstig war. Jedoch hegt man die Hoffnung, daß die Biene nunmehr noch daS Versäumte nach holen wird, da vor Allem noch die Tracht der Linde Gelegenheit dazu giebt. Die guten Honigjahre find ähnlich den guten Weinjahren allerdings auch nur periodisch. Wie man aber deshalb den Weinbau nicht aufgiebt, sollte man auch die Bienenzucht nicht in Ver fall gsrathen lassen. Letzteres ist aber der Fall, denn die Statistik weist nach, daß in den letzten 20 Jahren in Deutschland die Bienenstöcke um ziemlich 300000 zurückgegangen sind. > So wird auch der Bedarf an Honig bei Weitem nicht gedeckt, sondern es gehen jähr lich 2 Millionen Mark dafür inS Ausland. — Die Mottenplagc soll den vielen Klagen zu folge in diesem Jahre größer als in den letzten Jahren sein und die Kürschner alle Hände voll zu thun haben, um daS ihrem Schutze anvertraute edle Pelzwerk vor den kleinen gefräßigen Insekten zu schützen. Da die Motte in den heißen Monaten Juli und August am gefräßigsten ist, so dürften einige Rathschläge nicht zu spät kommen, wie man sich vor Mottenschäden schützt. Man verlasse sich nicht lediglich auf Motten-, Insekten oder sonstwelcheS Pulver, sondern lasse sämmtliche Garderobestücke auf dem Hofe tüchtig ausklopfen. Be vor man die Sachen wieder in den Schrank hängt, zünde man in dem letzteren (vlelleicht aus einer Kohlen schaufel) Schwefelsäden oder Schwefelschnur an, nehme aber vorher aus dem betreffenden Zimmer Blumen, Vögel, Fische, denn diese würden durch den Schwefel dunst getödtet. Alsdann hänge man die Sachen in den ausgeschwefelten Schrank, schließe denselben und öffne ihn so selten wie möglich, am besten gar nicht vor Wiederholung der Procedur. Will man vorher noch Naphtalin oder Insektenpulver in die Sachen streuen, so ist das nur nützlich. Nachdem dies ge schehen, kann man die Sachen 6 bis 8 Wochen unbe sorgt hängen lassen. Waltertdorf bei Liebstadt. Am 11. d. M., des Abends gegen >/«11 Uhr, entstand hier abermals Jeuerlärm. ES brannte die ganz neuerbaute Scheune deS Gutsbesitzers Bruno Leonhardt, dessen Besttz- thum erst durch Flugfeuer gelegentlich deS Brandes beim Gutsbesitzer Wolf, am 23. Februar d. I., mit entzündet und zerstört worden war. Nach allgemeinem Dafürhalten liegt auch im gegenwärtigen Fall wiederum »böswillige Brandstiftung vor. Der Kalamttose hat glücklicher Weise sein Mobiliar versichert. Zur Hilfe leistung erschienen außer der hiesigen Gemeindespritze die Spritzen der Nachbargemeinden Döbra und Börnchen. Dresden. Königin Karola trifft nächsten Montag <16. Juli) in Eichwald zu mehrwöchentlichem Aufent- Halte ein. Dieselbe wird im Therestenbade wohnen Sonnabend, den 14. Juli 1894. und im fürstlich Claryschen Herrenhause in Teplitz die Bäder gebrauchen. Ostrau. Am hiesigen Bahnhofe ereignete sich am Vormittag des 9. Juli ein bedauerliches Unglück. Der Knecht deS Gutsbesitzers Wolf in Niederwutzsch- witz hatte auf dem Güterboden Getreide abgeladen und fuhr, da wegen baldiger Ankunft deS Riesaer Güterzuges die Barriere der Zufahrtsstraße abgesperrt war, den unter der Eisenbahnüberbrückung hinsühren- den Weg aus dem Bahnhofsgebiet heraus. AIS das Geschirr an die Ueberbrückung herankam, fuhr gerade der Güterzug oben vorbei; die Pferde scheuten und gingen nach dem Dorfe zu durch. Der Geschirrführer scheint den Halt auf dem Wagen verloren zu Haden und ist abgestürzt, während die Pferde in der Nähe der „Taube" eingefangen wurden. Es wurde sofort nach dem Geschirrführer gesucht und derselbe auf der Straße ausgefunden. Er lag bereits im Sterben, der Wagen war über ihn hinweggegangen. Der Tod des Verunglückten trat alsbald ein. Meißen. Wie verlautet, hat die Baufirma Otto und Schlaffer dem Stadtrathe das Projekt einer elek trischen Beleuchtung der inneren Stadt zur Ge nehmigung unterbreitet. Zschopau. Noch Allen ist dieSchandthat des Strumpf wirkers Friedrich Albin Beißig aus Gelenau, verübt an der 10 Jahre-nlten M. auS Weißbach lebhaft er innerlich, und Kinder, ja selbst Frauen g-trauen sich kaum mehr auf weniger belebten Straßen und Wegen ohne Begleitung zu gehen. Mit Genugthuung ist es deshalb im Wilischthal und in der ganzen Umgebung begrüßt worden, daß der obengenannte Verbrecher Reißig, welcher übrigens bereits wegen Sittlichkeits vergehens mit 2'/, Jahren Zuchthaus und wegen ge fährlicher Körperverletzung mit 2'/, Jahren Gesängniß bestraft worden ist, am Sonnabend vom Schwurgericht zu Chemnitz in geheimer Sitzung wegen des an der 10 Jahre alten M. versuchten SittlichkeitSverbrechens zu einer Zuchthausstrafe von 14 Jahren und 10 Jahren Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurtheit und in Folge dessen geraume Zeit unschädlich gemacht worden ist. Werdau. Mit Rücksicht auf den gegenwärtig herrschenden schlechten Geschäftsgang wird in verschie denen hiesigen größeren Spinnereien nur noch fünf Tage in der Woche voll gearbeitet. Reichenbach. In welcher Blüthe das Turn wesen im Vogtlands steht und welchen Aufschwung dasselbe in den letzten 8 Jahren genommen hat, kann man aus folgender Zusammenstellung ersehen. Während am 1. Januar 1886 in den beiden vogtländischen Turngauen erst 55 Turnvereine bestanden haben, sind deren am 1. Januar 1894 bereits 92 vorhanden ge wesen. Diese 92 Vereine zählen zusammen 10496 Vereinsangehörige mit 8252 steuerzahlenden Mit gliedern und 5815 praktischen Turnern. Die Zahl der Vorturner beträgt 560. Turnplätze besitzen die vogtländischen Turnvereine 23 und Turnhallen 14. Von diesen beiden Gauen umfaßt der vogtländische Turngau (Reichenbach) 61 Vereine mit 5707 Mit gliedern und der südvogtländische Turngau (Plauen) 31 Vereine mit 4789 Mitgliedern. Glauchau. Die während des 13. sächsischen FeuerwehrlageS hier vom 4. bis 6. August stattfindende Ausstellung von Spritzen, Löschmaterial, RettungS- geräthen, Ausrüstungsstücken, Schriften und sonstigen Gegenständen aller Art aus dem Gebiete des Feuer löschwesens verspricht eine recht gediegene und inter essante zu werden und ihren Zweck, den zahlreich ein treffenden Feuerwehren, wie den übrigen Besuchern die Neuerungen und Verbesserungen in der Feuerwehr technik zu veranschaulichen, in bester Weise zu erfüllen. Hervorragende sächsische, wie außersächstsche Firmen haben die Beschickung mit ihren neuesten Erzeugnissen 60. Jahrgang. ,»gesagt; wettere bezügliche Anmeldungen stehen noch zu erwarten. Netzschkau. Um eine engere Verbindung zwischen Schule und Haus herzustellen und behufs Veredelung des häuslichen Erziehungswesens gedenkt die hiesige Schulleitung alloierteljährlich einen sogenannten Eltern abend einzurichten. ES ist dies eine sehr schöne Ein richtung, die hoffentlich viel Gutes stiften und Nach ahmung finden wird. Wurzen. Die Turnabtheilung des sozialdemo- krattschenVolksbildungSvereins, welche als selbst ständiger Verein auftrat und sich als solcher auch an dem im Mai d. I. in Ernstthal abgebaltenen KreiS- turntage der sozialdemokratischen „freien Turnerschaft" betheiltgt hat, ist wegen dieser Betheiligung auf Grund von ZK L4 und 25 deS Vereinsgesetzes polizeilich auf gelöst worden. Leipzig. Der Rittergutsbesitzer Crome au» Wäldgen, welcher der Ermordung seines Stiefsohne» angeklagt war, hat sich in der Nacht zum 12. Juli im UntersuchungSgefängniß erhängt. Leipzig. Ein Privat-Telegramm des „Leipziger Tagebl." berichtet von der in Moldau in Böhmen erfolgten Verhaftung eine» 19jährigen Manne», welcher angiebt, Ernst Rieß a»S Chemnitz zu sein und eine» Ausflug nach Eichwald beabsichtigt zu yahen. Auf eine Anfrage ersuchte die Chemnitzer Behörde üw die Jnhafthaltung des Mannes, da seine Auslieferung begehrt werden wird. In Eichwald erwartet man be kanntlich am 16. Juli das Eintreffen der Königin Carola von Sachsen zu einem längeren Kurgebrauche Bei dem Verhafteten, welcher bereits in das Teplitzer Bezirksgericht eingeliefert worden ist, wurden ein Re volver und 90 scharfe Patronen, sowie zwei scharf ge schliffene Dolche vorgesunden. — In hiesiger Markthalle traf am Sonnabend Mittag der Kartoffelhändler F. Koch aus L.-Lindenau den Gutsbesitzer Friedrich aus Zöschen bei Merseburg. Ersterer wollte dem letzteren eine Summe von circa 2000 M. in Silber für gelieferte Kartoffeln einhän digen. F. war aber die Summe zu schwer und er bat um Uebersendung durch die Poft. K entgegnete darauf, daß er am Sonntag nach Merseburg fahren müsse und daß er dabei das Geld selbst mitbringen wolle. Hierauf war das Gespräch beendet. Gehört wurde dasselbe von mehreren Personen. Am Sonntag Morgen fuhr K. nach Merseburg. Auf der Merse burger Straße, kurz hinter Lindenau, zwischen dem ersten und zweiten Bahnübergangs, fiel plötzlich, als K. vorüberfuhr, aus einem Kornfeld ein Schuß, der K. dicht am Ohre vorüberging. K. rief voller Schreck einen Kirschenpächler und einen Bahnbediensteten, die in der Nähe waren, herbei. Durch rasches Suchen sand man nun im Kornfelde einen, wie sich später herausstellte, unter Vigilanz stehenden Handarbeiter Heintze. Er wurde sestgenommen, nach der Polizei wache in L.-Lindenau und von da nach der AmtL- hauptmannschaft gebracht. Ob Heintze das Attentat — offenbar liegt ein solches vor — allem auSgesührt, oder ob ec noch einen Mitschuldigen hat, das wird die Untersuchung ergeben. Herr K. will in Heintze eine der Personen erkannt Haden, die das Gespräch in dec Markthalle belauscht hatten. (Fortsetzung de» Sächsischen in der Beilage.)