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2V. Jahrg. AuSg. Nr. »L« ^«»«sprecher: «edaktt-n 32723 — G-schiift»fte>le 32722 Postscheckkonto: Dresden Ne. 147V7 Söckliscne Sonntag, 18. Sept. 1921 «edoktion «nd DeschLstoft«»« Dresden-«. 1«. Holbrinftratze 4tz volksreituna Vezuglprets, VierteljShrN» Irel Haus Slu-sabe L m» illustrierter Peiiane 1S.7» Zk Ausgabe » >I SS « einschltehlich Postbestellgeid. Preis der Einzelnummer so 4. Die LSchfische Bolkszeitiuia cricheini an allen Wochenlaqen nachm. — Sprechstunde der Redaktion S bis 0 Uhr nachm. Anz.ia..., »Im,ahme von Ge,chSstSan,eigen bis 1<» Uhr. von Fam.iienan,eigen bi» ""hr dorm. - Preis ^ dt. P-tiI.Sv°,üeiIe aller Anzeigen 1.40 im RekiameieU ».50^. - »I>r undeutlich geschrieden. ,»wie durch FernPrecher antgegepene Anzeigen ki-nn.n wir di- P-raniworliichk-i. 'ür die Richiigkeii de, Texte, nicht übernehmen I»Ill»I!IIIMIIII»IllII» I Siil MMM liki lilWWkN KM UW li R«M WWii SUM j ie katholische Kirche in Sachsen begeht heilte einen denkwürdigen Tag, der für alle Znlnnst einen Markstein ihrer Geschichte bilden wird. Der 42. Bischof des »08 gegründeten Bistums Meißen feiert seinen Einzug in den ihm vom Apostolischen Stuhle zugewiesenen Sprengel und übernimmt die kirchliche Negiernngsgewalt über die in den Staciis- D gebieten des früheren Königreichs Sachsen, des Herzogtums Sachsen - Alteuburg Z und der beiden Fürstentümer Renß wohnenden Katholiken. Als am 20. Oktober 168t Johann IX. von Hangwitz nach Mjährigcr Amts- D sührung auf sein Bistum Meißen Verzicht geleistet, trat der kircheurechtliche Zn- D stand der seckes impeckitu für die Diözese ein. Seit langen Jahren schon befand D sich der Meißner Bischof vollständig in der Gewalt des Landesherrn, des sächsischen D Kurfürsten. Seine frühere Reichsunmittelbarkeit hatte er verloren und bestand nur Z noch dem Namen nach, die neue Lehre war selbst in den D Stiftslanden durchgcsührt worden, das Domkapitel zählte D nur noch Prolestanten zu seinen Mitgliedern, außer einem D Häuflein dem alten Glauben in der Oberlausitz Tren- D gebliebener war der Katholizismus im Bereich des alten Z Bistums vollkommen erloschen. Gleichwohl bestand das D Bistum als kirchliche Institution weiter fort, weil, nach D katholischer Auffassung, eine nach den Rechtsnormen er- Z richtete Diözese für ewige Zeiten in den Organismus V der Kirche eingefügt bleibt, aus dem sie nur durch D apostolische Vollmacht wieder gelöst werden kann. Nachdem für die Seelsorgsbedürfnisse der Lausitzer Z Katholiken durch die dem Bautzner Domstift übertragene - Jurisdiktion vorgesorgt war, wartete man am Sitze der Z katholischen Einheit in Nom in ruhigem Gottvertrauen s den Augenblick ab, an dem der altehrwürdige Bischofssitz D am Elbestrand seine Auferstehung finden könne. Mehr Z als drei Jahrhunderte sind darüber hingegangen. Inzwischen war neues Leben aus den Ruinen er- Z wachsen; das gänzlich protestantische Land hatte sich I langsam zwar/doch unaufhaltsam, besonders in der Z neueren Zeit mit eingewanderten Katholiken durchsetzt, D große Pfarreien hatten sich namentlich in den Industrie- Z gebieten gebildet, der moderne, aller Einseitigkeit abge- Z neigte Geist erlaubte den Katholiken größere Bewegungs- D freiheit und so konnte es nicht fehlen, daß in dem durch D Gewerbefleiß so blühenden Lande allmählich die Zahl D der Katholiken die Seelenzahl mehrerer kleineren deutschen D Diözesen erreichte, ja noch übertraf. Nicht zu vergessen D dabei ist auch der eigenen Werbekrast, die der katholische D Glaube in hochgesinnten, vorurteilsfreien Kreisen jederzeit D ausgeübt hat und ganz vor allem nicht des erhabenen D Beispiels echt kirchlicher Frömmigkeit, das die königliche V Familie dem Lande stets gegeben hat. Sachsen war D seit langem kein rein protestantisches Land mehr; der Z Adel, die Bürgerschaft in all ihren Schichten wies sehr Z beachtenswerte katholische Elemente auf, deren segens- D reiche Betätigung im öffentlichen Leben auch ihrem religiösen Bekenntnis ein erhöhte? Z Ansehen erwirkte. W Sachsen galt in kirchenrechtlicher Hinsicht bisher als Missionsland. Sei- e Z beiden obersten Behörden, das Apostolische Vikariat in Dresden und die Apostolische D Präfektur in Bautzen unterstanden der Kongregation der Propaganda. Vom Heu- D tigen Tage wird das anders. Das Bistum Meißen hat von jetzt ab einen Ober- - Hirten, ebenbürtig denen der übrigen Diözesen der Welt. In jeder Diözese gibt V es aber nur eine höchste kirchliche Regierung — der Bischof, der das Recht hat, D seine Mitarbeiter in Verwaltung und Seelsorge, in vollkommen freier Walch zu - berufen und den Umfang der Befugnisse abzngrenzen, die er ihnen anvcrirant. In erwartungsvoller Stimmung richten sich heute die Gemüter der sächsischen D Katholiken nach Bautzen, wo im Chore des dortigen Domes Bischof Christian den Z Thron der Bischöfe von Meißen besteigt und die Huldigung von Klerus und Volk Z entgegennimmt. Wohl bleiben ihm die hohen Hallen verschlossen, die die Fröm- Z migkeit unserer katholischen Vorfahren zu Gottes Ehre und znm Ruhme der D Meißner Kirche auf dem Felsen über der alten Markgrafen- und Bischossstadl er- I richtet hat und in denen Jahrhunderte lang der Leib des hl. Benno der Gegen- Z stand der Verehrung der Gläubigen gewesen ist. Gewiß, es schmerzt uns; aber Z wir wissen auch, daß die Kirche Gottes nicht aus Slemen besteht, sondecn den - Seelen der im gemeinsamen Glauben Verbundenen. Ans ihnen setzt sich der D Tempel zusammen, der heute voll jubelnder Freude den Hirten anfnimmt, der uns. Z lehren, führen und unserem ewigen Ziele näher bringen soll. Wir grüßen ihn in D Ehrfurcht und Liebe: keneckictus, qui venit in nomino Domini — Gesegnet sei Z der da kommt im Namen des Herrn! D Wir grüßen ihn voll Vertrauen! Er wird uns gesandt voll dem obersten Hirten D °er Kirche, unserem heiligen Vater Benedikt XV. Es ist das für uns die sicherste Gewähr, Z daß Bischof Christian der von Gott selbst für uns bestimmte gute Hirt ist. Denn der heilige Geist leitet die Kirche und Roms Weisheit, wenn sie frei walten konnte, hat noch' nie betrogen. Wir wissen auch, mit welcher Umsicht und Sorgfalt vor- gegangen wurde, lim für die nicht leichten Verhältnisse hierzulande den allerbesten und geeignetsten Bischof ausfindig zu machen. Unser Vertrauen gründet sich auch aus Leu Ruf. der unserem Bischof Christian voranacht. Er wird uns von denen, die ihn näher kennen, gerühmt als ein Mann, in dem Kraft sich mit Liebe paart, als ein Mann voll Umsicht und abwägender Klugheit beim Handeln, als ein Mann voll Mut und ausharrender, nnerinüd- licher Tätigkeit. Groß ist die Ausgabe, welche er mit Opscrsinn übernimmt. In gewissem Sinne muß er alles neu schaffen, oder doch den kanonischen Ein richtungen einer Diözese entsprechend umgeslalten. Altes abbanen ohne Schaden ist oft schwerer als vollkommen Neues errichten. Und Beides zu tun liegt ihm ob. Cr wird dabei der Geduld nicht ermangeln, aber auch sich beim Werke nicht anfhalten lassen durch Erwägungen l und Bedenken, die nicht die Sache selbst nahelegt. In der Vollkraft des Mnnnesalters tritt Bischof ^ Christian sein hohes Amt an. Jahre ernster, verant- WKM.. » wortungsvoller Arbeit in seiner Heimatdiözese liegen hinter ihm; in der Seelsorge, als akademischer Lehrer, als Erzieher des Heranwachsenden Klerus, kurz in allen Ämtern, die ihm aufgetragen wurden, hat er sich voll auf bewährt. Seine Frömmigkeit leuchtete dabei überall voran als die treibende und fördernde Kraft. Darum gestaltete sich unter seinen Händen alles znm Segen. Er suchte immer nur Gottes Ehre, nicht seine eigene, Seiner Bescheidenheit mußten seine Obern oft Zwang anlegen, um seine reichen Gaben nutzbar machen zu können. Nur im Gehorsam nahm er auch die Berufung aus den Meißner Bischofsstnhl an, nachdem er sie trotz aller Vorstellungen nicht von sich hatte abwenden können. Mit freudiger Zuversicht und dankbarer Gesinnung nehmen wir sächsischen Katholiken Bischof Christian als den erhabenen Hirten unserer Seelen ans und geloben ihn zu ehren, zu lieben und ihm zu gehorchen in allem, was er zu unserem Heile anordnet und bestimmt. An Er . oenheit und Treue unserem Bischof gegenüber werden wir Meißner Diözesanen uns von niemand übertreffen lassen. Mit diesem Gelöbnis verbinden wir unsere Ge bete, die wir heute inbrünstig znm Himmel empor- senden, daß Gott dem geliebten Oberhirten eine lange und gesegnete Wirksamkeit schenken möge. Ist mnltos snnos! Wir wagen es aber auch an diesem denkwürdigen Tage, wo eine neue Keines episcoporum älisnensium anhebt, es auszusprechen, daß wir glauben Ansvrnch zu haben auf das Vertrauen nnscres »ns von Gml ge sandten Bischofs. Gleich dem Hessenstamm, am- den: er hervorgegangen, ist auch unser Volk weder rein »ord- demscher na h süddeutscher Prägung, doch von ausgesprochener Eigenart, rührig und beweglich, ansdnnernd und genügsam. Dabei weist unser Land einen nicht überall crreichien Grad äußerer Kultur auf, der seine Wirkung bis in die unteren Volksschiclpen ansülll und das Zusammenleben mit Andersgesinnten erleichtert, lind wer an einem sonntage unsere katholische» Kirchen in einer größeren § ' besucht, ler hat wahrhaftig nicht den Eindruck, daß er iu einem'Diasporal, sich befindet. Die sächsischen Katholiken dürfen ohne Ruhmredigkeit Hinweisen e^ladt Lande auf den Opfersinn, den sie allezeit für ihre Kirchen lind Schulen bekmwel haben, durch den allein es möglich geworden ist, in den letzten Jahrzehnten so herrliche Bauten, die diesen Zwecken dienen, zu errichten. Die kirchlichen Behörden und das stets opferbereite Volk teilen sich in dieses Verdienst. » Der innere Ausbau des katholischen Lebens steht dagegen nicht zurück. Alle von der Kirche ausgegangenen und geförderten Veranstaltungen zur reli- giösen und sittlichen Erhebung des Volkes sind, wie anderswo' in deutschen Lande», auch in Sachsen reichlich vertreten und nehmen die Arbeitskraft unseres tüchtig,i und eifrigen Klerus vollans iir Anspruch. Daß der warme lebendige Hauch des Katholizismus sich ans die Öffentlichkeit weniger übertragen tonnte, ist nicht unsere Schuld, denn wir bilden nur eine schwache Minderheit Z im Lande. ' ^ Von der freieren Bewegung, deren sich die Kirche nun erfreuen kann, hoffen wir für die Zukunft das Beste unter der Führung des erleuchteten und »mtigen Oberhirte», den die Vorsehung uns heute sendet. Wir folgen der Fahne, die' er »ns vorcmiragen wird und barren bei ihr ans bis znm guten Ende. Das sei das Gelöbnis, das wir heute in seine segnende Hand legen! Gott schütze, Gott erhalte, Gott segne unsern vielgeliebten Oberhirten Er schenke ihm ein langes, reichgesegnetes Wirken, Ihm dem Höchsten zur Ehre'und der dem neuen Oberhirten anvertranten Herde zum Heile! l > i - ' j