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Nummer 48 — 2v. ^ayrgauk ttnol wöch. Bezugspreis für Februar 3,00 einschl. tzettellpeto Anzeigenpreile.Die Igesp. Petitzeile 80L, Stellengesuche 20 .Z, Die Petttreklamezeile. 80 Milli- neler breit t Lkleriengebühren kür Selbstabtzoler !v bei Ueberlenoung öurch Sie Post außeroem storlozulchlag. Einzel-Nr. 10 L. Sonnlags-Nr. 1k.Z. Lcichciltl. Teil: Frieürich Nieser in Dressen. » Schokoladen » » Konfitüren » » Kaffee/Tee » » Geschcnknrttkei» Franz Steiner Dresdens. Alaunstraße ! 13 und 45 Lonnra ^7. Februar 19^7 Im Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung o Anzeigenauftriigen u. Leistung v Schadenersatz Für unüeutl u. d Fern, ruf iibermitt. Anzeigen übernehmen wir keine Ver antwortung Unverlangt eingesanSte u m Rückport« nicht versehene Manuskripte werd nicht aufbewahrt. Sprechstunde der Redaktion 2—3 Uhr nachmittag» Hauptschriftleit.: Dr. Joseph Albert. Dresse«» «MW!« iür sllo Zwecke in aüsn prsislsgsn sin!p?rIgIge!iW v. ÄgaLNK'L» UresUea-^ , Loiireiveruss^e 4, nLcbstil ^Nmsrkt wcschiisiSftell«, Druck und Perla«! Saronia- Bnchdruckerei GmbH.. Dresden A. l, PoUerllreke «7. Zeinrus AVIL. PoUscheckkonto Dresden > I7S7. Bankkonto: Dresdner Ban«, Dresden. Für christliche Politik un- Liullur Redaktion der LächsNckie» Volkseettung Dresden-AItsladt I, Polie,slr„s,e >7. Zernrus 2V7N und ru«l2. M k. rc«aoi° L ro. , l.IUOI.kUN . U M Ein Problem Als im vergangenen Oktober das Resultat der säch sischen Wahlen bekannt wurde, trat eins vor allein kraß in die Erscheinung: die Radikalisierung der sozialistischen Arbeitermasse». Wir haben damals ein bestimmtes Mo ment herausgegriffen, um eine Erklärung für diese Er scheinung zu geben. Wir verwiesen darauf, daß seit der Neichsexekutive in Sachsen, seit jenen Tagen, in denen der Straßenterror verschwand und dem Kommunismus samt dem Radikalismus Grenzen gesetzt wurden — daß seit diesen Tagen andere Parteien leider versäum ten, ganz energisch Mittel und Wege zu finden, um dem Haß und dem Groll des Proletariats grundsätzlich beizukommen. Wer aufrichtig für das Wohl al ler Volksklassen besorgt war, mußte in den letz ten drei Jahren bis Ende 1926 oft bittere Szenen erleben, die eher auf eine Verschärfung der Gegensätze, als auf «ine Beilegung der Leidenschaften abzielte. Wir wollen heute nicht noch einmal dieses große Versäumnis gewisser Parteien erörtern, son dern statt dessen einmal das Problem der Radikalisie rung der Arbeiterschaft, das Problem der Entfremdung des Arbeiters vom Staat, von der Gesellschaft, von der Ordnung schlechthin, vom Standpunkt des Ar beiters s e l b st aus betrachten. Es erscheint uns das um so nötiger, «veil in der Gegenwart wieder soviel von der Entfremdung und der Unzufriedenheit des sogen. „Proletariats" geredet wird. Es gibt eigentlich nur noch einen einzigen Stand, den B a u e r n st a n d. der zu jeder Zeit, in der er seine Arbeit verrichtet, auch gleichzeitig sinnfällig weiß, wofür er arbeitet. Ter mit ganzem Herzen nicht nur an seiner Scholle hängt, sondern auch mit Liebe den ganzen Prozeß seiner Arbeit verfolgt, bis er in, Herbst die tausendfältige Frucht seines Ackers erntet. Das heißt mit anderen Worten: der Bauer sieht noch unmittelbar einen tiefen Sinn und Zweck seines Handelns vor sich. Und er ist in der Lage, die Früchte seiner Arbeit zu betrachten und dann zu erkennen, daß diese von ihm selbst erarbeiteten Früchte, ihm, seiner Fa milie und einen« Teil der übrigen Menschen zur Ernäh rung. zum Leben dient. Wo gibt es noch einen Beruf, der so unmittelbar ohne jedes Zwischenglied, das volle, fertige und nützliche Werk unter seinen Händen erstehen sieht? Wie steht es vor allein mit dein A r b e i t e r st a n d. dessen Massen doch den weitaus größeren Teil der Bevölkerung über haupt ausmachen? Die Arbeitseinteilung, nicht allein in den großen modernen, sondern auch in den kleineren Betrieben, hat es mit sich gebracht, daß jeder nur ein Teilchen irgendeines Fertigfabrikates herstellt, daß jeder nur einen ganz bestimmten Anteil an dem Gesamtprodukt der Firma hat. Er stellt vielleicht irgendeinen Ring, eine Speiche, eine Niete oder sonst etwas her, wofür seine Ab teilung nun einmal da ist. Ja, vielleicht liefert seine Firma als solche nicht einmal das volle fertige Produkt. Vielleicht liefert sie statt des fertigen Fahrrads nur die Ketten dazu, oder die Pedalen, statt des fertigen Kraft wagens nur die Gummireifen oder ein sonstiges Zube hör. Der Sinn des Arbeiters konzentriert sich ganz auf lieses kleine Teilchen, das durch seine Hände geht. Er teilt seine Maschine ein und liefert mechanisch Tag für kag sein Quantum. Je mehr die Industrie sich ent- vickelte, desto spezialisierter wurden die Betriebe. Es ist nun klar, daß eine solche Eintönigkeit der Ar- >eit eine ganz besondere Atmosphäre schafft, die das I n- «en leben des Arbeiters ungeheuer beeinflußt. Je mehr dem Arbeiter das fertige Gesamtprodukt entrückt ist, un« so weniger weiß er schließlich, für «vas er arbeitet. Sein Interesse an dem Ding selbst, das letzten Endes aus den einzelnen Teilen zusammengestellt wird, erlischt. Es «vird öde. leer in ihm. Denn das «st ja eine leicht zu verstehende Voraussetzung für die innere Befriedigung in der Arbeit, daß man sein Werk werden sehen möchte, daß man es wachsen sehen ivill, bis es etivas Gutes, etwas Brauchbares i st. Dadurch aber, daß das Endprodukt der Arbeit aus oen Augen des Arbeiters verschwand, erwuchs dann zu gleich auch jenes weitere Unheilvolle: der Arbeiter ver gaß schließlich, daß das. was er fertig stellt, seinen Mit menschen oder ihm selbst, oder mit anderen Worten, einem Teil der Menschheit dient — nützlich ist. Der - Briand über die Notwendigkeit der deutsch-französischen Annäherung Die Forderung nach Räumung des Rheintandes „nichts Anormales" Paris, Ai. Februar. Br ianö Hai dem „Petii Pocisien" über die französisch Politik gegenüber Deutschland Erklärungen abgegeben, die im «vesentlichcn Folgendes besagen: Tie Friedenspolitik, die mit Zustimmung des Parlamenis forigesetzt wird, wird in« vollen Einvernehmen mit unsere» ehemaligen Alliierten und unseren Freunden betrieben. Sie hat zum Zweck, nicht nur zwischen Deutschland und Frankreich alle K o n f l i k t s g e f a h- r en zu beseitigen, sonoern sie ivill auch durch polittsch und wirtschaftliche Abkommen die beiden Länder so eng und dauerhaft ivie möglich einander nähorbringen, um nach und nach einen ZustanV der moralischen Solidarität und der materiellen Abhängigkeit zu setzassen. Es entspricht den« natür lichen Lauf der Tinge, in So» lebendigen Beziehungen der beiden großen Nachbarstaaten, die sich beide ergänzen und nicht von einander trennbar sind, eine Neuorientierung herbei- znfiihren. Ich habe immer gesagt, das; dies ein Werk aus lange Sicht sein wird. Das viel Geduld, viel Mut und viel Takt von beide» Selten erfordert. Ich b«n diesen Weg gegangen, trotz vieler Schwierigkeiten. Haben «vir, so fragt Briand. nicht einen guten Teil des Weges bereits zuriickgelegt und sind die erzielten Resultate nicht schon sehr beachtenswert? Deutschland hat sich jetzt ent schlossen dem Westen zugewandt und begriffen, daß sein wirk liches Interesse darin besteht, sich mit den Alliierten, insbeson- dere mit Frankreich, zu verständigen. Diese entscheidende Wand lung von ungeheurer Tragiveile in der Geschichte Europas habe sich in Locarno voll cgen. — Briand besprach dam« den Eintritt Deutschlands in den Bol!« erb und nach oem verunglück«'.'» Versuch in« März und erklärte: Deutschland ist jetzt Mitgiied des Völkerbundes, Inhaber eines ständige«« Sitzes in« Aölkerbunds- rat und hat das Statut sreiwillig anerkannt und die Verpflich tungen übernommen, die ihm oer Versailler Vertrag und die später abgeschlossenen Vertrage auferlegen. Jetzt sind seine Vor. treler, namentlich sein Außenminister. gezwungen, viermal iin Jahre »ach («lens zu reisen, um sich mit den Stnaismäiiner» der anderen Länder zu bespreche». Seit diesen Zusammenkünften und dank des persönlichen Verkehrs besteh« die Möglichkeit, end lich «in Einvernehmen init unsere» Alliierten von gestern «mU unsere,, Freunde» eine große Politik derdentsch- s r a » zö s i s ch e „ A » n 8 h e r u n g zu betreiben, deren Anhän ger Stresemann ebensosehr ist, wie ich, und ahne dies es unmög lich ist, an einen restlose» Wiederaufbau EuroMs zu denken. Bedeuten diese Tatsachen nicht einen beträchtlichen Fortschritt und schließen sie nicht eine tiefe Aenderung des öffentlichen Geistes in beide» Länder» in sich? Für mich liegt das Wesentliche dieser moralischen Evo lution in den lebendigen Beziehungen der Länder, deren natür liche Annäherung nicht weniger ei» psuchologisches, als ein «vird schastliches und politisches Problem darstclit. Briand äußerte sich dann über die deutsche Kampagne für die varzeitige Räumung der Rheinlande uns sragte: Was bedeutet das? Ist das etivas Anormales, daß di« Deutschen die Freiheit ihres Bodens fordern? Würden wir nicht das Gleiche tun? Tie vorzeitige Rheinland-Räumung sei freilich nicht der konkrete Gegenstano einer Berhaucllun^ zwischen Teutschtand und Frankreich gewesen, auch nicht in Thoirg. Diese Frage sei ja doch in Wirklichkeit eine inler- ualionale Angelegenheit. Die den drei inieressierten Mächten zu liefernden Garantien seien außerordenllich schwierig durch,;«!> führen. Warum also Polemiken über diesen Gegenstand und über das, was das neue Kabinett Marx tue? Man «verse diesem Kabinett vor, daß es reaktionäre Elemente, Gegner oer Repu blik und der Auuäheruugspoliiik eitthalte. Um es zu beurtei len, würde es das beste sein, seine Handlungen abzuwarlc». Im übrige», so schloß Briano, wäre es besser, austat! fortgesetzt über die Reorganisierung der Ostgreuzen Deutschlands zu Klagen, das sranzösische Heer und seine eigenen Grenze«« zu organisieren. Die Bedingungen und Sicherheiten liege,, nur bei un s. Wir müsse» sie schassen und dabei nicht den Friedensgedanke» außen acht lasse», dem wir dann ohne Furcht und Schwäche alle unsere Anstrengungen widmen können. Diese Erklärung Briands ist gewissermaßen die A,tt:vo«. aus die Aussührungen. die oer Reichskanzler Marx kürzlich einem Berlrcler des „Sott" gegenüber gemach! hat. Briand wende! sich freilich a» das Inland, seine Aussührungen sind daher stark durch iunerpoliiische Rücksichten gefärbt. Wem« man das i» Betracht zieht, «vird man eine weilgchcuüe Uebereiiistim- mung in den großen Zielen der srauzösischcu und ocutschen An- uäheruiigspolitik festslellen höuucu. Diese Uebereinsiimmuug er mutig! zu der Hofsiiuug. daß die in Thoiry angekiiiipsien Ver handlungen wieder aus der Stagnation heraiiskommcn. in der sie sich gegenwärtig besinden. Briands Kundgebung ist ein werlvolles Anzeichen dafür, daß auch auf französischer Seite der Wille vorhanden ist. den toten P u «« k t. a u f d e in g e - geuwärtig die Locarno-Politik angekommen i st, z u ü b erwiude ». Setzer in der Druckerei, der die Schriftzeichen einzeln eins den Küsten nimmt, der ans der Setzmaschine die Schriftreihen prägt, dieser Setzer «vird in den meisten Fällen in der Hast seiner Arbeit nicht mehr daran den ken. daß die Zeitung, also das Endprodukt seiner Arbeit. Tonsenden von Menschen neue Ideen und Erhebung und G e i st e s n a h r u n g vermittelt. Der Textilarbeiter, der in der Fabrik die Einzelsäden webt, vergißt so leicht bei dem monotonen Schlag der Maschine, daß ans diesen Fäden ein der Menschheit n o l iv e n d i g e s und nütz liches Kleidungsstück entsteht. Das B e r u f e » s e i n zu irgend etivas Gute m erstarb so leicht in der moder nen Zeit. Dann aber kommt es schnell dazu, daß sich das In teresse des Arbeiters auf das Nächstliegende, auf den Lohn einzig und allein kanzentriert. Wer aber nur des Geldes wegen arbeitet, und nicht mit de»« stetigen Be wußtsein, daß seine Arbeit ein im Leben seines Volkes durchaus nützlicher und wohltätiger Vorgang ist, «vird gleichzeitig diese Arbeit schnell als eine L a st. als eine ungeheure Bürde empfinden und der Haß lauert in ihn«, der ihn in Gegensatz bringt zu jenen, die äußerlich vom Glück begünstigter erscheinen. Der Zwang des Lebens ist plötzlich da, nnter dem sich jene Keime sa herrlich ent wickeln, die in erster Linie mit „zur Radikalisierung der Arbeitermassen" führen. Wieviel Arbeiter wissen schließ lich überhaupt nicht mehr, «vas das Leben von ihnen will, «vas es für sie übrig hat! Und nicht allein den« Arbeiter mag es so gehen, auch dem An gestellten, dem Beamten, dem Lohn- und Gehaltsempfän ger schlechthin. Hinter allen stehen nur Zahlen und Sta tistiken, die sich möglichst schnell in irgendeinen Ge winn ninzu setze» haben. Werden solche Menscheninassen, denen der Lohn als der letzte Inbegriff aller Arbeit erscheint, einmal aus ihrer Arbeit herausgeivorfen, werden sie arbeitslos, dann ist das Unglück doppelt groß. Dann werden sie seelische und körperliche Nöte erleide». Und unter dieser Lasten stürzen sie allzu leicht zusammen. Der Inhalt ihres Lebens ist dann vollends zerstört, die Verzweiflung ist da. So wcichsen die Gestalten heran, wie sie uns heute aus allen Straßen begegnen Verbit tert, mit Flüchen auf den Lippen — gegen die Welt, gegen die Menschen und alles, «vas ihnen entgegentritt. Der g e i st i g e r e Mensch, derjenige, der van jeher seine Ar beit (auch wenn sie rein körperlich ist) nicht allein vom Lohnstandpnnkt, sondern in erster Linie von einer höhe ren Warte ans ansah. — dieser wird eine etwaige not wendige Unterbrechung seines Berufes niemals so stark und so voller Berzweislung empfinden, do er stets einen Halt an anderen Werten hat. Er hat einen größeren I n n e n r e i ch t u ui gesammelt, eine bessere Ausge glichenheit seiner Scelenhaltung. Und nach eins: Wir mögen die Welt noch so sehr verbessern, ein Prassertun«, ein gewisses freches Schien«» mertum — ein geheimes und ein ossnes — «vird immer bleiben. Bei der größten Armut wird auf der anderen Seite immer ein Luxus, immer eine Verschwendung sein. Für denjenigen nun, der nie eine innere Ausgeglichen» heit sich erwarb, und nur von Tag zu Tag seine Hände in Bewegung setzte, um ain letzten Tag der Woche mecha nisch den Lolin einkeimlen zu können — für dielen muck