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Nr. 322 Dreizehnter Jahr». e-rschei«1: «glich früh 7 Uhr Inserate »«:d«n «mgtnomm«»: St»Lbend»S,EonN' Lag» bi» «ttttag» 1» Uhr: «ari«nstra»e tL. Luzeig tu dies. Blatt» st»d«urill« »rfalgnich» Brrbreituug. Nuflag»: L»,«»« «xemplar»- Dienstag, den 17 November 1868. Tageblatt für Unterhaltung and Geschäftsverkehr Mitredactemr Theodor -rodisch. »r»ck «st UigtXß«, h«r H«rau»gtb«r: Eiepsch 6r Neichardt« — B»rautw»rtlich«r Mtdactr«! >»1dlB Reschardit Abonnement- «tertkllährUch 20«», b«t uarmgeldlichrr »' -« serung tu'» Hau« Lurch dt« KSuigl vietteljLbrl 22» »«,, Eiuzeln« Numm«i». l m, -. Interatenprersk kür den Raum »IM ge^palreuea Zeit« l »cg-.. Uuter „Lta§«L saud«' di» A«U» 8 M,r Dresden, dm 17. Novembers — II. MM. der König und di? Königin haben seit dem Wiederbeziehen der hiesigen Winterrestdenz vorgestern Abend zum ersten Male wieder der Vorstellung im k. Hof theater beigewohnt und wurden Allerhöchstdleselben aus diesem Anlaß bei Ihrem Erscheinen von dem in ollen Räumen ge füllten Hause uit einem dreimaligen Hoch, in welches das Orchester mit Trompeten und Pauken einstimmte, empfangen. — Se k. H. der Kronprinz hat sich vorgestern früh in Begleitung seines Adjutartm, des Haup.manns Grafen Vitz thum v. Eckstädt, nach Berlin begeben, um infolge einer von Sr. Majestät d-m Könige von Preußen erhaltenen Einladung an dm Lstzlingcr Hotjazden Theil zu vehir-en Die Rückkehr Sr. königlichen Hoheit dürste morgen (Mittwoch- Abend er- folgen. — Der Vertreter der hiesigen Küntzclmann'schen Stein niederlage schreibt uns berichtigend: Der an der Saloppe von dem Dampfboot „Kronprinz" in den Grund gebohrte Stein kahn deS Herrn Küntzelmann in Wahlen ist am Freilag früh 6 Uhr von Loschwitz, wo er am Abend zuvor gelandet, wcg- gefahren; mithm hatten die Schifft leute, vier Mann, schon Kaffee getrunken, und wären dieselben, was nur abwechselnd bei Thalführtcn geschehen kann, in der Kajüte gewesen, so würden sie sämmtlich unrettbar ertrmken sein. Es haben sich vielmehr zwei Schiffer und der Steuermann in dm kleinen Kahn gerettet, während der dritte Schiffer sein L ben nur durch das Anklammern an das Dampsboot retten kör nte, mit welchem Letzterer mit nach Wehlen zurückfuhr. Im Uebrigcn ist die Schuld keineswegs die, daß vor dem Zusammenstoß keine Signal Laterne am Kahne gehängt hatte, da cS §7 Uhr und Heller Tag war. Dem Steuermann ist auch keine Un vorsichtigkeit beizumessen, sondern es muß erst abgewartet werden, ne: eigentlich die Schuld an dem Zusammenstoß trägt. — Eine höchst unangenehme Überraschung wurde dieser Tage einer sogenannten Milchfrau zu Theil. Dieselbe hatte rn einem Hause der Königstraße ein Geschäft zu besorgen und ließ arglos ihren mit bio-rsm Blcckkrügen beladenen Hand wagen sammt Zughund auf der Straße stehen. Wie groß war aber ihr Schreck, als bei ihrer Rücklchr Hund sammt Wagen verschwunden war. Der letztere fand sich zwar noch des Nach mittags in einem Gehöfte der Louisenstraße wieder, woselbst er von cin-m Unbekannten eingestellt worden war; der Hund hingegen wurde erst am anderen Morgen von einem Haus besitzer in der Antonstadt an seinem Gartenzaune angebunden bemerkt Ob hier ein beabsichtigter Diebstahl oder bloser Muth- n-ille zu Grunde gelegen, läßt sich nicht bestimmen, da der Ucheber dieler That nicht ermittelt werden konnte. — Vor einigen Tagen ist kin Böttcher, oer beim Her- ans^chaffen von Fässern aus einem. K>.ller in der Wilsdruffer Vorstadt behilflich w.rdcn woltte, in den zu diesem Keller führenden Eingang, den er nicht gesehen, die Treppe hinab- gesiürzt und hat sich dadurch nicht unerheblich verletzt. — — Der Rath erläßt eine Bekanntmachung, die Kündig ung der im Jahre 1836 von der Stad: Dresden aufgenom- incnkn Handdarlehne zum 31. Deccmber d. I betreffend, der gestalt. daß die Rückzahlui'g derselben am 30. Juni 1869 erfolg n soll. Den Inhabern dieser Scheine w rd jedoch frei- gestellt, dieselben g-gen vierprocentige. auf den Inhaber lau tende Schuldscheine der von der Stadt Dresden im Jahre 1866 contrahirren Anleihe in der Zeit vom 18. November bis mit 15. December d I umzutaulchen. — In Neukirchen bei Wrlsdruff ist am 13. Novbr. das erst vor zwei Jahren neu erbaute Wohnhaus der Dorf- kramers Franz LoutS Haubold ein Raub der Flammen ge worden. — Schon seit einiger Zeit ziehen ein paar junge Män ner, anscheinend Engländer, in der Welt umher, tauchen bald da, bald dort, stets unter anderen Namen auf und verüben namhafte Betrügereien durch falsche Cheques der englischen Bank, die sie nit großem Geschick an den Mann zu bringen wissen. Im Laufe dieses Monats sind brese Gauner auch in Chemnitz erschienen und haben einen Chcque, gezogen auf das Bankfilrals der London- und Weflminster-Ban! zu Bloomibury über 100 Pfund Sterling zum DiLconto angcboten und schließlich dikcontirt erhalten. Beide Gauner, von denen der eine wenigstens mit einem scheinbar ganz richtigen Paffs versehen gewesen ist. haben in einem angesehenen Hotel dorttelbst logirt, haben sich in das dortige Fremdenbuch mit O. und P Laurence eingetragen, haben aber nach geschehener Dikcontirung de» Cheques, der sich später natürlich als ge fälscht und völlig werthlos erwiesen hat, Chemnitz schleunigst wieder verlaßen. Für die Wiedererlangung des vollen WertheS des gefälschten ChequeS ist eine Belohnung von li O Thalern auSgesetzl. — Von Lehnitz avS theilt man uns mit, daß der unbe kannte Einbrecher und Dieb, der vor mehreren Tagen dort einen Fabrikanten so namhaft bestohlen hatte, in der Person eines erst im vorigen Monat aus dem Zuchthause in Wald heim entlassenen Fleischergesellen aus Grumbach ermitttlr uns am vergangenen Sonnabend in Dresden von der k Polizei- direction verhaftet worden ist. Zu wünschen ist nur, daß man noch recht viel von dem gestohlenen Gute bei ihm vor- gesunden haben möge. — — In Steina bei Wal'oheim ist in der Nacht des 14. bis 15. d. M. die den Tuchfabrikavtcn Hans Schanze, Bött cher und Cemp. aus LeiSnig gehörige Spinnfabrik bis auf das Mauerwerk völlig ab und beziehentlich ausgebrannt. DaS Feuer ist im Parterrelocale herausgekommen, wo der sogenannte Wolf stand, und vermuthet man, daß es durch eine daselbst befindliche schadhafte Feucrungsanlage entstmden ist Das Mobiliar der in der Fabrik wohnenden Offizianten ist zum Theil gerettet worben. — In Priestewitz ist in der Nacht des 12. Nov. Feuer in einem Gute von außen angelegt worden. Dasselbe wurde jedoch von dem Nachtwächter r-och richtzeitig bemerkt und wie der gelöscht noch ehe es weitere Dime-sionm annahm. Der Frevler, durch dessen ruchlose Hand leicht ein größeres Unglück über den Ort kommen konnte, soll noch nicht erlangt sein. — Ja der Nacht des 8. bis 9. d. M. sind in Rode wisch die Wohn- und Wirthschaftsgebäude der v.-rehel. Feiste! und Carl Herrmann Echwabe's niedergebrannt, ferner ist am 10. d. M. in Herol» bei Ehrenfriedsrsdorf das Martin'sche Spilmcreigebäude und Wohnhaus ein Raub der Flammen ge worden und endlich ist am 12. d. M. in Großschönau das Maschinenhaus in der Fabrik von Kämmels Erben völlig aus- gerannt. Das letzterwähnte Feuer scheint in Folge von Ver wahrlosung durch Arbeiter entstanden zu sein. — Wie uns bestimmt versichert wird, ist Herrn Regie rung?^ Assessor von Zahn Hierselbst die Stelle des Canzlei- Directors und AmtShauptmannS in GlauHau übertragen worden. — Plauen i V, 5. Nev. Am letzten Montage wurde der diesjährige Cyclus wisienschattl. Voilesungen hiesiger Her ren Gymnasiallehrer durch den Vortrag des Hrn l r Müller „Madame Roland, ein Lebensbild aus der französischen Reso lution" würdig eröffnet Die äußerst zahlreiche Zuhörerschaft, welche der große Ssal der „Erholung" kaum zu faßen ver mochte, folgte dem Vorträge mü Spannung und tiefe: Bewe gung. In höchst leb.ndiger, geist- uv.d schwungvoller Weise entrollte der Redner das Lebensbild dieser merkwürdigen Frau, welche als dre Seele der für die Republik hochdkgeist.rten, aber politisch unfähigen Girondisttnpauei galt, uns in den Unter gang dieser von d»n Männern des Schreckens gestürzt.» Ptt- t.i mit hinein se-iffeu wurde. Ihr l-tzter Ausruf auf scm Blutgerüste: „O Freiheit, wie viele Verbrechen begeht man in deinem Namen!"' — enthält eine tiefe Wahrheit, deren Bitterkeit schon manch.r hochherzige Schwärmer in seinen letz ten Augenblicken empfunden hat (V. A.) — In Kötzsch-nbroda ist ein ernstes Amt zu b.sehen und zwar zum künftigen ersten April Es ist dwS die Stelle eines Todtengrübers — In d-r Lößnitzer Champaxnerfabrik ist in voriger Woche ein ärgerlicher Golcgenhsi-ödiedflahl vorgekommcn. Es wurre aus nm z»-r Wohnung des dösigen K ll.rmeisters ge hörigen Küchenrar m ! nd zwar aus ei> SM darin zv.r Aufde Wahrung d.s Service'» diemnben Schrank eine Partie siloerne Löffel gestohlen. Im Verdacht der Thal steht angeblich ein mit einem schwarzen Kopftuch und einem kleinen Handkorb versehen gewesenes, unbekannt s Frauenzimmer, die um die Mittagsstunde in den erwähnten Gehöft gesehen worden ist — Der dkßjähnge Wintermarkr zu Freiberg war einer der ärmlichsten und von seiner Existenz kaum die Rede. Wenn schon der außerordentliche Schneefall viele auswärtige Käufer zurtickhielt, so hemmten »iht minder die auf Straßen und Plätzen aufgcthürmten Schncemassen den Verkehr in den Bu denruhen und acht Galanieriewaarcnhändler, welche Tags vor her ihre Maaren ausgelegt hatten, mußten aus jedes Geschäft verzichten weil ihre Buden von der Wucht des Schne.L zu- samm.»gebrochen waren. Bei so mißlicher Lage fand cs eer Sndtralh für angemessin, von e.ner Erhebung des Stätte gelbes dreßmal abzusehen. Auch die Budenpächter hoffen in F.lge dieser Calamititt, daß ihnen von Seiten des StadtralheS eine kleine Entschädigung durch Pachterlaß gewährt wird. Vor einigen Tag n ist hier im 81. Lebensjahre die Tochter dcs Dichte s Aüedrich L.opvld Grafen von Ltolle-erg verstorben. Henriette Freifrau von Hardenberg, einstmals Oberhofmeistenn am k sächsischen Hofe, welche ^nh durch wohl- thätige Gesinnung gegen die Armen unserer Stadl, nament lich der Friedrichstadt, in deren Mttte die Verewigte seit langen Jahren wohnte, ausgezeichnet hat. .Ihr einziger übe,lebender Stiefbruder ist der Graf Johann Pe!er Cajus von Siollberg auf Brauna m der Ob.rlausitz Mitglied der Ersten Kammer unserer sächsischen Srand-versammlung — — Wie wir hören, soll im Laufe dieser Woche die Hebuntt der in der Nähe der Saloppe in den Grund gefahrenen Stein' zille mit ihrer wert über 1000 Crntner betragen dm Last unter Anwendung von Schiffswinden von Schiffebauleuten in Aus führung gebracht werden. — — Die in unserer gestrigen Nummer ausgestellte Be hauptung. daß der Artikel der Zeitschrift „lieber Land und Meer" über die sächsischen Manöaer bei Hohenstein von einem preußischen Offizier verfaßt sei, scheint sich nicht zu bestätigen. Aus zuoerlässiger Quelle wird m s die Versicherung gegeben, daß der Verfasser der frühere Berichterstatter des „Daheim " bei der Mainarmee sei, aus besten Feder das bekannte Buch: „Von der Elbe bis zur Tauber"" gestoßen ist und welcher unter dem Pseudonym L. Mels den L:sern von literarischen Blättern bekannt sein w rd. Er wohnt, wenn wir recht be richtet sind, in Loschwitz und heißt Ur. Cohn. — Einer Notiz des „Kathol. Kirchenblaties" zufolge werden in bevorstehender Adventszeit von einem ?. Henry, Missionär drS Kapuziner-Ordens c-uS Lyon, in der hiesigen katholischen Hoikirche französische Predigten abgehalten werden, und meint das genannte Blatt, daß dadurch «n langgehegter sehnlicher Wunsch der zahlreichen in Dresden wohnenden Fran zosen und fremden Katholiken überhaupt in Erfüllung gehe. — Wenn schon früher der Postillon von Lor-jumeau Veranlassung zu einer komischen Oper gab, so geschah d:es vor einigen Tagen nicht minder von dem Postillon zu Marienberg im sächsischen Erzgebirge. Der unerwartet große Schneefall hatte Stege und Wege verschüttet und so dem nach Marien berg fahrenden Postillon plötzlich Halt geboten, er kann nicht we'ter, er hat sich fest gefahren und Marienberg verlangt doch Back, te und Briefe. Der Schwager ist resolut Briefbeutel, Packet«, Kistchen und Schachwln packt er zusammen in einen Tragkorb, nimmt solchen aus seinen breiten Rücken und wan dert, auf dem Posthorn blasind, in Marienberg ein welcher Einfall natürlich im Städtchen große He-t rkeck erweckte. — Der Fubrmann Johann August Jllig ist vom Ge- üchtkamte Lauenstein wegen Mißhand.ung eines Pferdes mit Gefängniß in der Dauer von zwe: Monaten bestraft worden; der Restaurateur Christian Carl Adolph Lack in Neustra-hen ist vom Gfnchtsam.t Dresden wegen Mihhon-'lttng e-.nes Hun des mit einer G.ldsttafe von zehn Thal-.ra belegt worden, auch ist neulich ein jurgn: Mensch, welcher durch Peitschen hiebe sich der Mißhandlung von Sperlingen schuldig gemacht hatte, zu 4 Tagen Gesäugniß verurtheilt worden. - Oefsentliche Gerichtssitzung am.6.Nooembe». Der Wirthschuftsbcsitzer Carl Gottlob PH läpp in Zilttannekerg war vor ewiger Zni mit seinen Sch:v:e,;eroater in Wort wechsel gnathen und hatte ihn hierbei mir Ohrfeigen behandelt, so daß ihm die Na e blutete rc. Aus Gruno ärztlicher und gerichtl.ch.r Untersuchung wurde Phibpp daher zu 2 Wochen Gefängniß m t Schärfung verurtheüt. Aul seinen heutigen Ein spruch wurde zwar da? erste Erkenruniß bestätigt, jedoL vic Schär fung in Wegfall gebracht Der SchiftSwann Friedrich Ernst Walther auü Giadr Wehlen war we;.<n Betiugs zu 1 Jahr Arbeitshaus mrmtheilt worden und hatte Einspruch eingelegt, weil er rittebuldig sei. Wegen Diebstahls früher schon drei Mal mit ver'-chüdenen G-siingnißstrafcn auch drei Mal mit Ardeilshaur und zuletzt nur I Iahe 4 Monaten Zuchthaus bestraft, hatte er nach sein.r Entlastung aus Waldheim am 16. April d. I sich hierher gewandt und bei dem Fabrik arbeiter Frühaus cinlogirt, und zwar soll er sich dabei den Namen Ernst Richter beigelegt und sich für einen Schiffe kapitän mit emsm Monatsgehalt von 3 , Thlrn ausgezeben haben, wie solches von Frühaus nebst Gattin und Schwägerin behauptet, von Walther ab.r b.harrlich in Abrede g stellt wird. Auf diese Vorspiegelung bauend, ließ er nun bei Frühaus eine Schuld von l5 Thalern und der dest-.n Schwägerin von 3 Thalern anlaufcn und verschwand. Ja. den Monaten Juli und August wurde er wegen Verdacht, h-,er vorgelommene Geld- und Uhrendie'cstähle begangen zu haben, von der Po lizei zur Untersuchung gebracht, allein in Mangel genügendttr B-weise wieder freigUaffen, aber >v gen dcL gegen Frühaus verübten Betrugs zu 1 Jahr Ardeuihrus verurthe.lt. In Beharrung seiner Unschuld wies er nach, daß er nicht die Ab sicht gehabt habe, Frühaus zu betrügen, nicht nur, weil er be reits 6 Thlr von seiner Schuld abgezahlt, hauptsächlich aber Frühaus und dessen Schwägerin durch seine bei denselben zu» rückgelafsenen Effecten, welche selbst nach dem Toxwerth jene Schuld bedeutend übersteigen, volllommcn gedeckt seien, was aller dings auch von Frühaus bestätigt wurde. Nachdem es bei so dewandtcn Umständen zweifelhaft geworden war, ob Walther in der That einen Betrug gegen Frühaus beabsichtigt hatte, gab der !. Staatsanwalt dem Äencht die Beschtießueg über diese Anklage ar.hcün und dasselbe erkürte Walth.rn straffrei. — Die aul Nachmittag 5 Ubr angesetzte Schlußverhandlung in der U tersuchung gegen den Commis Gottfried Lsberecht