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MsdrufferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, W» .«»»«rffe, TL,ck!att- «sch<l>« tS,Nch »ochm. i Uh, fid- »« r«. «N «dh»üm, t» h»G^chaft^irk« >mb »« r Mk. t» Mouat, »«t -»ft»!«», »«ach »i« «a» 2.» wk., t«i PostbOU!««, Wochenblatt für Wilsdruff «.Umgegend ADi« »»» GrfchSst-ftellr, »hintn ju jeder Zeit ve» «tz«^n. Im Fall« HSHerer Gewalt, Krieg oder sonstiger DetriebrstSrnngen besteht »ein Anspruch auf Lieserung d« Zeitung oder K2rtuug de» Bezugspreises. — Rücksendung etugesandter Schriftstücke ersolgt MU, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. A^ei-e«prei«: die 8-espalteneRaumzelle2VGoldpfennig, die2gespalteneZeilederamtlichenBekanntmachungen40Gold- ptzAs,d*e3gefpalteneUekla«erMei»terÜichen Telle IVO Goldpfennig. Nachweisungsgebühr 20 Goldpfennige. Dor- werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtig -nnahmebisvorm.lvUhr —— — Für di- Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Zeder R-battanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage-ingezogen werden muh oder der Austraggeber in Konkurs gerüt. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtliche« Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meitze», des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Nr. 150 — 84 Jahrgang Tclegr.-Adr.: .Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, SeN 1. Juli 1825. Englands chinesische Sorgen. Man hat Sorgen in England, schwere Sorgen. Hinten in Ostasien, im chinesischen Hexenkessel, brodelt und kocht es derartig heftig, daß sich England bei Beruhigungs- Versuchen schon recht heftig die Finger verbrannte. Darob schreit man ach und Weh, anstatt sich zu überlegen, wie man durch Nachgiebigkeit die keineswegs durchaus un berechtigten chinesischen Forderungen zum Teil erfüllen kann. Vielleicht ist aber der Hintergrund des bisherigen starren Festhaltens an ihrer Bekämpsung nichts anderes als die Furcht — die nicht unbegründet sein mag —: es handelt sich bei diesen Kämpfen nur um das Streben Chinas, äus der Bevormundung durch die weiße Rasse herauszukommen. Bei dieser wie anderen gleichartigen Gelegenheiten stellt der Bolschewismus zur rechten Zeit sich ein. Hatte Lord Chamberlain neulich in seiner Rede auf die Wühlarbeit -fowjetrussischer Kommissare in China hin- gedeutet, so wurde soeben der Minister für Indien, Lord Birkenhead, noch viel deutlicher. Er verlangt eine „Revision der diplomatischen Beziehungen Englands zu Sswjetrnßland", sprach von der furchtbaren Seuche des Bolschewismus usw. usw. Lord Birkenhead hat ja, von seinem Standpunkt aus gesehen, nicht so ganz unrecht; denn der eigentliche Feind Englands ist Rußland, und daran ändert gar nichts, daß Moskau in London einen „Geschäftsträger" sitzen hat. Natürlich ist der Bolschewismus starrer Observanz nach wie vor das Prinzip der Weltrevolutionierung, und da der russische Kommunismus gar nichts zu verlieren, wohl aber alles zu gewinnen hat, nutzt er jede Gelegenheit aus, dort Scheite anzulegen, wo immer in der Welt ein Feuer entsteht oder gar lodert. Das hat er so gemacht in Vorderasien— Moskau war als erste auf dem Platz, die Angoraregierung anzuerkennen und die kämpfende Türkei mit allen Mitteln, besonders durch Waffenlieferung, zu unterstützen —, so macht es die Sowjetregierung in Afghanistan und in Tibet, macht es sogar in N o r d a f r i k a. Die Kommissare der Negierung, Radek, Tschitscherin, Sinowjew usw. denken «uch gar nicht daran, aus ihren Bestrebungen irgendwie ein Hehl zu machen; sie reden auf den kommunistischen Kongressen von all diesen Versuchen und Plänen. ES ist ganz natürlich, daß sie damit und dabei immer suf englische Interessen stoßen. So besonders inChina. Aber der Ursprung des chinesischen Kampfes hat mit Bolschewismus kaum etwas zu tun. Will man ihn kenn zeichnen, so muß man ihn „nationalistisch" nennen, denn er richtet sich gegen die beiden wichtigsten chinesischen „Vor münder", nämlich England und Japan. Die bol schewistischen Emissäre kamen erst später hinzu und bliesen «us vollen Backen ins Feuer. Japan hat daraus niemals irgendeine Staatsaktion gegen Rußland gemacht, vielmehr mit diesem Staat bekanntlich vor kurzem sehr weitgehende Übereinkünfte über die Abgrenzung der gegenwärtigen Interessensphären getroffen, sogar ein enges Bündnis ab geschlossen. England wendet sich desto heftiger gegen den Bolschewismus. Halb mit Recht, zur Hälfte aber mit Unrecht. Mit Unrecht besonders deswegen, weil die Umstempe lung des chinesischen Kampfes zu einem Versuch, kom munistische Ideen zu verwirklichen, nur dazu dienen soll, um die öffentliche Meinung der Welt gegen diesen Kampf zu beeinflussen. Das geschieht immer, wenn irgeno- ein Volk auf der ganzen Welt gegen die englische Herr schaft oder Bevormundung revoltiert. Man weiß in London viel zu genau, daß man durch eine derartige bol schewistische Charakterisierung namentlich in Amerika große Erfolge erzielen kann, das ja jeden diplomatischen Verkehr mit Moskau bisher abgelehnt hat und möglichst jeden Kommunisten von sich fernhält, sicherlich aber jeden des Kommunismus Verdächtigen schleunigst aus dem Lande verweist, wenn er entsprechende Reden hält. Auch Frankreich ist ja auf Moskau alles andere als gut zu sprechen. Darum muß man dieses englische Reden gegen den „Bolschewismus" auch wieder bei den chinesischen Kümpfen niit um so größerer Vorsicht aufnehmen, weil England überdies im Besitz eines fast unbedingten Monopols der Nachrichtenmittel, also der Kabel und Fernsprechlinien ist. Diese Kämpfe erklären sich ganz natürlich auch ohne jeden sowjetrussischen Einfluß. Man erntet Sturm, wo man Wind gesät hat. Wir Deutschen brauchen der gutgespielten Sentimentalität der englischen Redner keines wegs nachzufolgen; oft genug haben wir es getan. Mag sich England jetzt ruhig die Finger in China verbrennen; — wir denken an jenen Tag, da die Engländer 1916 in Schanghai das Denkmal, das Deutschland dort den Toten des Kanonenbootes „Iltis" errichtet hat, umgestürzt und zertrümmert haben. Man sprengte, wie auch anderswo, die Geschlossenheit der weißen Rasse; da kann man sich nicht wundern, wenn jetzt die andern Nassen die Vorherr schaft der Europäer nicht mehr anerkennen wollen. Mit derartig durchsichtigen Mitteln wie ein dröhnendes Reden gegen den Bolschewismus wird man den Sturm, den man jetzt «ntet, gewiß nicht besänftigen. IMlieMedr protrttnotr an veulichlanä. Zwischenfall in der Berliner chinesischen Gesandtschaft Berlin, 29. Juni. Die hiesige chinesische Gesandtschaft hat wegen der kürzlich erfolgten Verhaftung von 18 chinesischen Stu denten, die an einer kommunistischen Versammlung teil nehmen wollten, dem deutschen Auswärtigen Amt eine Protestnote überreichen lassen, die eine Reihe von Forderungen enthält. So wird die Entlassung des schuldigen Polizeiofsiziers, eine offizielle Entschuldigung der deutschen Regierung und eine angemessene Entschädi- < gung für die 18 Studenten verlangt, die einen Tag in haftiert waren. Von chinesischer Seite wird im Zusammen hang mit dieser Note darauf aufmerksam gemacht, daß die Deutschen in China, die bekanntlich, wie alle Tele gramme besagen, bei allen Unruhen unbehelligt sind, dort völligen Schutz der Behörden genießen und sich mit besonderen, von diesen Behörden gelieferten Binden, durch die sie sich als Deutsche ausweisen, in der Öffentlich keit bewegen. Wie weiter gemeldet wird, hat sich auf der Berliner chinesischen Gesandtschaft ein ähnlicher Zwischen fall ereignet wie vor einigen Tagen in Paris. Der „Aus schuß der chinesischen nationalen Freiheitsbewegung", der in der chinesischen Gesandtschaft in Berlin tagte, protestierte gegen die Anwesenheit des chinesischen Generals Shu Hsu, der im Auftrage des Präsidenten von China gegenwärtig zu Studienzwecken in Deutschland weilt, und verlangten dessen sofortige Abreise. Dem Gesandten wurde in ulti mativer Form ein Schriftstück zur Unterschrift vor gelegt, das folgenden Inhalt hat: Der chinesische Gesandte in Deutschland, Wei Sunt- chou, gibt feierlichst die Versicherung ab, daß Genera! Hsu in Deutschland weder Munition laust noch irgend welche Anleihen abschließt, oder sonstige das chinesische Vaterland schädigende Abmachungen trifft. Falls Ge neral Hs» dennoch derartige Handlungen vornimmt, so steht der Gesandte mit seinem Leben dafür ein. Der Gesandte billigte diese Erklärung und leistete seine Unterschrift. Der Ausschuß beschloß daraufhin, den deut schen Reichs- und Landesbehörden, den gesetzgebenden Körperschaften, der deutschen Presse usw. ein Schriftstück zuzuschicken, in dem die Persönlichkeit des Generals Shu Hsu einer scharfen Kritik unterzogen wird. * Die Antwortnote der Pekinger Zentral regierung Paris, 30. Juni. Aus Peking wird gemeldet: Die Pe kinger Zsntralregierung Hot auf die letzte Protestnote des di- plomatischen Korps eine sehr unfreundliche Antwort überreicht, in der sie folgende Forderungen ausstellt: 1. Entschuldigung we gen der ungerechtfertigten Angriffe auf die Streikenden in Shang hai; 2. Zurückziehung der europäischen Kriegsschiffe; 3. Auf lösung der englischen und der japanischen Niederlassung in Kanton. Die Behörden der Stadt Kanton beanspruchen außer dem Entschädigungen. Weitere Meldungen aus Peking besagen, ! daß sich die Lage außerordentlich verschärft hat. Jie MuiW des Ruhrgcbietes. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" Paris, 30. Juni. Der Soir teilt mit, die französisch- englifchen Vorbesprechungen über die Räumung des Ruhrgs- bietes seien jetzt zu Ende geführt. Das französische Kriegs- ministerium sei ermächtigt worden, die zur Räumung nötigen Maßnahmen zu beschließen. Die ersten Anzeichen der Räumung Bochum, 30. Juni. In der Bochumer Etappe werden jetzt täglich kleiner Trupps französischer Soldaten mit Bagage obtransportiert. Auch die französischen MilitärgeistUchrn schicken sich an, das Ruhrgebiet zu verlaßen. Russische Rüstungen gegen England? Berlin, 29. Juni. In der englischen und zum Teil auch Pariser Preße erregte die wachsende Spannung, die sich zwi schen England und Rußland in der letzten Zeit herausgebildet hat, große Aufmerksamkeit. So berichtet die „Chicago Tribune", daß der indische Erkennungsdienst eine enorme Zunahme der antienglischen Propaganda in Indien festgestellt hat. Ein Bruch der diplvmtaischen Beziehungen zwischen England und Ruß land, das zweiselsohne seine Hand im Spiele habe, sei in kurzem wahrscheinlich. Weitere Nachrichten aus Peking besagen, daß die chinesischen Mohammedaner den Beschluß gefaßt haben, Dele gierte nach Indien und anderen englischen.Protektoraten zu sen den, um die Nationen gegen Großbritannien als den gemein schaftlichen Feind auszurufen. Verständigung in der Holzindustrie. Berlin, 29. Funi. Die vom 24. bis 27. Juni im Reichs arbeitsministerium geführten Verhandlungen zwischen dem Zen tralvorstand der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen der deutschen Holzindustrie haben, ohne daß dabei die Hilse der genannten Behörde selbst in Anspruch genommen werden mußte, zu einer Verständigung über die in den einzelnen Lohngebieten vorzunehmende Neuregelung der Tarife geführt. Es wurden dabei zweimalige Erhöhungen der Stundenlöhne in Vorschlag gebracht und zwar einmal für sofort, und dann ab August. Da nach würde sich der Stundenlohn im Gebiet Freistaat Sachsen von 0,78 auf 0,88 bezw. 0,95 Mar! erhöhen. Prozentual schwanken die Erhöhungen zwischen 9 und 25 Prozent. Die Durchschnittserhöhung beträgt unter Berücksichtigung beider Ter mine 18 Prozent. Die Vertreter der Bezirke und zwar so wohl von Arbeitgeber- wie von Arbeitnehmerseite, erklärten säst übereinstimmend, daß sie diese Vorschläge der Zentralvor stände in ihrer Heimat bei den dortigen Bezirksvorständen und Mitgliedern vertreten würden, so daß angenommen werden , kann, daß die hierüber einzuleitenden Abstimmungen die An- ! nähme dieser Vereinbarungen und damit die Beendigung des Kampfes bringen werden. Geplante Maßnahmen gegen China. London, 29. Juni. Besonderes Aufsehen erregt hier eine Veröffentlichung der „Times" über die Lage in China, in der es heißt, man sei sich jetzt darüber klar, daß die alliierten Mächte eine» Fehler begangen haben, als sie die vor dem Kriege be stehenden Vorrechte der Exterritorialität der deutschen undö st erreichischenStaatsan gehörigen aus gehoben haben, denn welche Streitigkeiten die Großmächte auch untereinander haben, niemals sollten sie einen aus ihrer Mitte in den Augen der Außenwelt demütigen oder herabsctzen. Die englische Admiralität hat dem chinesischen Ge schwader besondere Instruktionen zugehen lassen. Aber nicht nur die Flotte, auch die Landkräfte werden von der Entwicklung der Dinge in China beeinflußt. Englische und indische Militärformationen und indische und pazifische Stationen haben Befehl zu außerordentlicher Bereitschaft erhalten. Truppendetachements wurden bereits von Hongkong nach Peking zur Verstärkung der Ge sandtschaftswache und nach Kanton gesandt. Neutsch-französisches Mustrieabkommen. Gemeinsame Syndikate. Der Londoner „Daily Telegraph" ist von autori tativer Stelle davon unterrichtet worden, daß die Ver handlungen der deutschen und französischen Kohlen- und Eisenindustrie zur Bildung eines gemeinsamen Syndikats jetzt zu einem endgültigenAbschluß geführt haben. In allen Hauptpunkten soll eine volle Übereinstimmung erzielt worden sein, und nicht zuletzt soll es dieser erzielten übereinstimmuna zu verdanken kein, bak die kranrösilcke Negierung schon jetzt Vorbereitungen zur Räumung des Ruhrgebiets treffe. Die Hanptbcdingungen des abgeschlossenen Abkom mens sollen sein: Frankreich erhält das Siecht, aus Elsaß- Lothrrngen, dem Saargebict und Luxemburg jährlich nach Deutschland 1,7 Millionen Tonnen Eisenerze auszuführen. Die deutsche und die französische Schwerindustrie behalten die volle Kontrolle über den heimischen Markt, jede in ihrem Lande, während zur Bearbeitung der auswärtigen Gebiete und Märkte ein gemeinsames Syndikat gebildet wird. Außerdem wird ei« besonderes Syndikat zur Pro duktionskontrolle gebildet und langfristige Verträge für die Lieferung französischer Erze an die deutschen Hochöfen und von Nnhrkohle an die französischen Eisenhütten abge schlossen. Schließlich werden noch deutsche und französische Industrielle sich gemeinsam an französischen und deutschen Unternehmungen beteiligen. Nach einer Meldung der französischen „JournSe In dustrielle" werden die Verhandlungen der Industriellen demnächst in Paris und Düsseldorf fortgesetzt werden. Auch für Stabeisen, Halbzeuge und Bleche wird das Zustandekommen einer ähnlichen Vereinbarung er wartet. EmeLoMiffeMditionSvenHedins Wenn Dr. Eckener mitfliegt ... Der berühmte schwedische Tibetsorscher Dr. Sven Hedin erklärte in einem Interview in Stockholm, daß er Vorbereitungen treffe, um mit einem Zeppelin-Luftschiff die noch unbekannten Gebiete Junerasiens zu erforschen. Er habe zu diesem Zwecke bereits Verbandln uaen mit Dr.