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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.08.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120822015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912082201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912082201
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-08
- Tag 1912-08-22
-
Monat
1912-08
-
Jahr
1912
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1SI2. Morgen-Ausgabe Bezugü-Prri- Anzeiqeu-Preis 1. nn«. Nr. 427 106. Istzrgsnp. vonnerslag, «en 22. «uzult lS«2 LS Seiten ES»«. * Theateranzeigen siehe Seite 14. r«.N VE" Man beacht« auch -i« Inserate in -er Ab«n-»An»gab«. 'M! n«s NN«. »NL 1778 «. SN«, rons. uns. » ^7, S.U KN I« 17,N * Nach einer amtlichen Meldung aus Konstanti nopel sollen sämtliche Meinungsverschie denheiten mit den Albaniern beseitigt sein. sS. d. bes. Art. S. 2.) l klin, »NI -» IE- Unsere gestrige Abendausgabe umsaht 8 Seiten, die vorliegende Morgennummer 14 Seiten, zusammen * Die bayrische Kammer hat am Dienstag über den Etat des Kriegsministers ver handelt. sS. d. bes. Art. S. 2.) .IVS.e. lli/ve -mttl/1 M 11«««. u««k 7s«a«, r»«»«i r7ik SU«. 1» Pllgemeine Deutsche Tredi»- iai, U«tp»ii Steinwe« 8. Das Zeppelinluftschiff „Viktoria Luise" hat auf seiner Rückfahrt von Chemnitz schwer mit Gegenwind zu kämpfen gehabt. Es landete 4 Uhr 30 Min. glatt vor der Halle in Gotha. lS. Sport. S. 8.) ««,»««. ris,u». Poftscheckkont« L«»»»Itz 838. 81,SS 8. so,SS a. de»«,. »7,»« »148 I^iö «40,- 183,40 777,8« 777.- 1IV.- S7.- 77,,- isi.rs «3,- S1.SI 131,- l.ssl - , r,rs - 77S,14L« i.sc «k« i.rs ris.,r - I id,u i - » s 14 632 (Nacht.»,chl»ch) Tn.-Änschl. 14 6g» l 14 884 Postschrckkont» Leip»I» 838. rL- «1» G 144.- 104.1« 13«,5« 377,- 77»,7S 178,1« S«4,7S 714, d« > 14»,SS ! 3S8.- > i«».»a 1 7,1.» > 14«,— 717,- 11S3.1» 117.- -7oi.rs 715. - 71»,« > 1«».- 3,1.— 1 7ZS.U > ö. i. o. 3. I. 3 3. 1 1. 4» K 4»4,-S. 71».-«. tt,7«a. Das Wlchtlglte. * Vor dem Kaiser fand am Dienstag die Parade der hessischen Truppen auf dem Trotzen Sand bei Mainz statt. (S. Dtschs. R. S. 2.) U7IK »i^« roAk 10,7« S. IS».»« 1««,» ! 173,» 711,- 1 173.- 1144» > 140,- i »ki« 'k- KS 177.- 1«.» i Allgemeine Deutsch« T Hnnkknnia- e Anstatt Brühl 75/77. VaNkklMl0.< x^tlche Bank, FUtal« l Dep.-Nass« Trimm 8 Amtsklatt des Rates und des Volizeiamtes der Ltadt Leipzig. »NI ' I deelleee I.I 74.7k«. ItLtoi». 310-IiUI, 7S7««. 13U«. 7»,- >4«,- S4,- N N 78.- ss.so Scvweigenüe Liebe. Von Hans Bethge. Er lehnte an einer der kühlen Marmorsäulen, die den Saal umgaben, und sah in das Gewimmel. Es war ein Wirrsal ohnegleichen. Rauschende Gewän der in Seide und Brokat, Perlen und blitzende Steine, Blumen. Blumen, unendliche Blumen auf Schultern und Häuptern und viel veilchenduftendes Frauenhaar. Und dann die wangengeröteten Ge sichter. Die einen mit dem reinen Glanz der Jugend, andere, auch noch junge, mit den Mienen der Men schen von Welt, die ihre Erfahrungen hatten, und dann ältere, die so gern hätten jung scheinen mögen, die sich aber von den Genüssen dieses Daseins zu sehr hatten fassen lassen, als datz sich der Zug früherer Reinheit in den Gesichtern hätte erhalten können. Endlich müde, abgebrauchte, die gar nicht mehr Lust hatten, anders zu scheinen, als sie waren, aus denen die zerfressende Leidenschaft heitzer, vergangener Jahre sprach. Trümmer einstiger Pracht. Grausam -, zerpflückte Blumen. Gesichter, die einen mit Jammer und Mitleid erfüllen mutzten bis in die innerste Seele. Auf dem Ganzen lag der Helle Schimmer einer Fülle elektrischer Lampen. Das eintönige Stimmen gesurr, bisweilcn durch ein Lachen oder einen Zuruf unterbrochen, wurde von den Walzerklängen einer Streichkapelle übertönt, zu denen sich die Paare mit schnellem Atem drehten. Und er stand ganz einsam im Schatten eines Palmengewäch'es an der roten Säule und sah dem Getümmel zu. Jetzt fiel sein Auge bei einer Wen dung, die sein Kopf machte, in einen rechts von ihm auf weitzem Grunde hängenden Kristallspiegel, der, an den Rändern breit geschliffen, in einen Rokoko rahmen gefetzt war. Er mutzte lächeln, als er sich in dem Glase sah. Er kam sich in diesem Aufzuge so unendlich komisch vor. Er Hatzte diese glänzenden Feste, diese Massenvergniigungen, wo man nicht zu sich selber .ommt, aneinander voriiberhastet, von einem zum andern schwärmt ein paar nichtssagende Worte redet, nur um überhaupt etwas zu sprechen, die Bekanntschaft von hundert neuen Menschen macht, die man norgen, nein, nach ein paar Stunden schon wieder vergessen hat. ohne noch ihren Namen recht gewusst z« haben: wo man einzig dazu da ist. die fürchterlichste aller Pflichten zu erfüllen, die darin besteht, zum Lobe der bangenden Ballmütter zu leben, indem man sein bestimmtes Pensum herunter tanzt u»d vielleicht noch etwas mehr. . . . Wie er das alles verachtete. Er tanzte ungern, chwohl «r, wie die Frauen sagten, ein vortrefflicher Tinzer war. Er begriff nicht wie die Leute dies Hrumspringen schön finden konnten. Er fand es indisch. Wo er sich wohl fühlen sollte, mutzte kommen, so wird Italien nach der Narur seiner Interessen nicht anocrs können, als die Entschei dung rm Zinne Nutzlands zu trejfen. Auch mit Deutschland stehen wir in ab,olut keinem Interessengegensatz. Folglich können wir mit Deutschland in keinen Konflikt geraten. Die drei Neicl-e könnten also überall miteinander ge meinsam Vorgehen. 'Nur mutzten endlich auch die Vorurteile, die in Deutschland sonder Zahl uns gegenüber existieren, in Fortfall kommen. Das wird hoffentlich nach dem Frieden eintreten. Wir machen heute politisch und wirtschaftlich den selben Prozeß, durch, den die Deutschen mit dem Kriege von 1870 durchgemacht haben. Nur ist der Unterschied der, daß unsere Einheit wohl fester geschmiedet ist als in dem Deutschen Reich, das nicht nur mit gefährlichen fremdsprachigen reichs feindlichen Elementen zu kämpfen hat, sondern auch mit separatistischen oder nennen wir es mit partikularislischen Strömungen, die viel leicht nicht so gefährlich wären, wenn ihnen nicht konfessionelle Sonderwünsche beigemischl wären. Von Ihrer sozialistischen Hochflut will ich ganz schivcigen. Deuu sonst käme ich in den Verdacht des Pharisäertums. Mir kommt eS nur auf einen Vergleich der Gefahren in Deutschland und in Italien an. Und da kann ich mit Stolz sagen: die inneren Gefahren sind für Italien rela tiv — wohlgemerkt! — relativ geringer als >n Deutschland, selbst wenn ich die dortige Sozial demokratie nicht sehr hoch einschätzen wollte hin sichtlich ihrer etwaigen Gefährlichkeit für die Er haltung des gegenwärtigen Staatsganzen. Sie werden mir zugeben, daß. die italienische Sozial demokratie ein recht bescheidenes Da>'cin führt und auch in Zukunft schwerlich zur Macht kommen wird, und daß die Bildung einer vati kanischen Partei, wie sic das Zentrum darstcllt, bei uns einfach ausgeschlossen bleibt. Diese unsere Einheit ist unser Stolz. Heer und Flotte ist vorzüglich. Bleibt nur noch unsere relative Rückständigkeit auf in dustriellem Gebiet. Auch sie wird weichen. Denn auch Deutschland ist zum Industriestaat erst nach 1870 geworden. Finanziell sichen wir so gut da, datz wir den Krieg in Afrika bequem noch zehn Jahre führen können, ohne beim Ausland An- leihchilfen suchen zu müssen. Der Patriotismus und die Aufopferungsfähigkeit unjsreS Volke- schützen uns vor schioeren Schlägen.,' 'Also ge rüstet gehen wir neuen schweren Kämpfen ent gegen, die kommen müssen, wenn sich Europa nicht auf eine Balkanformel einigt, mag sic nun ! von Wien oder Petersburg oder London ausge- I geben werden. : . Nachmittags Punkt halb fünf ritt er bei ihr vor. Es war eine klingende Kälte. Der frischgefallene Schnee knirschte unter den Hufen des Gauls, über dessen Fell sich eine Reiskruste gezogen hatte. Ihr Pferd, ein Rappe, wurde schon von einem Reitknecht aus. und abgeführt. Er sprang aus dem Sattel und übergab die Zügel dem Knecht. Da trat sie aus der Tür. Sie trug ein schwarzes Kostüm und einen flachen Hut, um den ein hinten herabhängender Kreppschleier ge schlungen war. Die Augen brannten groß darunter hervor. Ihr Haar saß in Form eines festen Knotens im Nacken. Sie sah bleich aus. Ihre Züge waren marmorn still, wie immer, wenn sie ihm gegenüber- stand. Er zog den Hut, und sie reichte ihm die Hand. Er half ihr auf den Rücken ihres Pferdes, dann satz I«, L«tr»ia und Vororte durch unler» Trager und EvedUeur« 2mal tiialtch m» pau» gebracht: SV PI. manatl., 1.7U Ml. vierteijöhrl. Bei unlern Filialen u. An- natzmeslellen abaehow 7S PI. monatl, vierteliähkl. Durch »i, Pop: innerhalb Deutschland, und der d«utlch«n Kolonien »ierteliährl. 3.80 Ml., monatl. 1.A M». aurlchl. Postbrstellgeld Ferner in Belgien, Danrmarl, den Donaultaaten, Italien, Uuremdurg, Niederlande, Nor wegen, Oenerreich» Ungarn, Rukland, Schweden und Echwet». In allen übrigen Staat«» nur direkt durch di« tbeschästa« stell« de» Blatt«, «rhältlich. Da, Leipziger Tageblatt «rlcheint 7 mal täglich, Kann» ». F«i«rtag» nur morgens Ldonnem«nt»^lnnahm«: 2,h,mri,,»Ne 8, bei un>«r«n Trägern, Filialen. Spediteure« and Annahmestellen, lowi« Postämtern und Briefträgern. Ltn,«lverkaaf,vr«t» U> Pf. 4.-7. S> ' »,7e«»m« tttl« Paar gleich ihnen. Biele Augen richteten sich mit Bewunderung, mehr noch mit Neid auf sie. Sie sprachen kein Wort. Sie fühlten sich; sie spürten ihren Atem — und schwiegen. Er merkte, wie sie zuweilen bebte, und wie ihre Brust stürmisch an seiner schlug. Er hätte ihr am liebsten ins Ohr geflüstert: „Ich habe dich lieb," und auch ihr war so, als müsse sie es tun. Aber sie ließen es beide. Es war ihnen schon so oft so ergangen. Sie wußten, sie liebten sich, und wenn sie sich fern waren, so waren sie krank nacheinander. Aber die erlösenden Worte fanden sie nicht. Es waren zwei wunderliche Menschen. Sie schämten sich, ihre Regungen laut werden zu lassen. Sie empfanden so heiß — aber sie waren zu verstockt, ihre Empfindungen in Worte zu kleiden. Ihr war, als müsse sie weinen. Warum waren sie sich gegenüber auch in Worten so unge schickt? Er war es doch sonst nicht. Und es stahl pch auch wirklich eine Trän« aus ihren blanken Augen. Aber sie verging schnell, und keiner hatte sie bemerkt, auch er nicht. Als die Instrumente verstummten, hatten sie noch kein Wort weiter gewechselt. Aber er hatte, während sie an seiner Brust gelegen, einen Ent schluß gefaßt: es sollte ein Ende werden. Waren sie denn törichte Kinder? Wollten sie sich denn durch aus hinquälen, bis es zu spät wurde? Bis sie sich verloren hatten? Er fragte sie, als er von ihr Abschied nahm: „Darf ich morgen kommen. Sie zum Reiten ab holen?" „Ja - bitte." „Um welche Zeit?" „Nun — nachmittags — nach vier." Sie gaben sich die Hand, dann schieden sie. Er chritt zur Garderobe, ließ sich seinen Pelz reichen, etzte eine Zigarre in Brand und ging in die schner- >elle Winternacht hinaus, in der die endlosen Sterne klar, klar an einem dunkelblauen Himmel standen. es anders hergehen. Wenige, die sich verstanden, in behaglicher Stube, in der das Licht der Tisch lampe womöglich durch einen grünen Schirm ge dämpft war, in der das prasselnde Feuer aus dem Kamin rote Streiflichter auf den Teppich warf. Dazu eine ungezwungene Unterhaltung oder eine in teressante Erzählung oder der Vortrag eines schönen Liedes das mochte er. Und wenn dann die Frauen das Rauchen gestatteten, erreichte die Be haglichkeit für ihn den Höhepunkt. Dann zündete er sich eine Zigarette an. zog mit einem inneren Wohlgefühl den aromatischen Duft in sich auf — und nun flogen ihm die Gedanken nur so zu, und die Worte gingen ihm noch einmal so leicht von den Lippen. Wenn er dann erzählte, wußte er alles in seinen Bann zu ziehen. Er verstand ausgezeichnet zu er zählen. Die schlichtesten Geschichten umkleideten sich in seinem Munde mit einem warmen Glanz von Poesie. Aber was sollte er hier? Er fühlte sich be fangen. In diesen Trubel paßte er nicht. Seine Augen gingen schon ein« Weile suchend durch den Saal. Jetzt schienen sie gefunden zu haben, wonach sie verlangten. Sie wurden ein wenig größer und nahmen ein lebafteres Leuchten an. Das Mädchen, auf dem sein Auge lag. ging am Arme ihres Tänzers langsam um den Saal und fächelte sich Kühlung zu. Sie trug ein Kleid aus himbeerfarbener Seide, das Hals und Nacken offen ließ. Die Haut schien zart wie Samt und mar so blendend blaß wie die Narzissenblüten, die schwan kend auf dem jungen Busen lagen. Auch oie Stirn war bleich. Nur in den Wangen eine sanfte Röte, so sanft und heimlich, wie sie aus jungen Apfel blüten glänzt. Sie sprach wenig und schien nie zu fragen. Jetzt legte sie ihren Arm auf die Schulter des Mannes, neben dem sie schritt, um den Tanz wieder aufzu nehmen, — da setzte die Musik das Spiel eraoe ab. Er sagte ihr Worte des Bedauerns und führte sie auf ihren Platz, wo sie sich mit einer kurzen Ver beugung, wie sie eigentlich nur Frauen zukommt, von ihm trennte. Die Augen des Mannes an der Marmorsäule starrten immer noch auf sie. Da setzte die Musik wieder ein mit einem prickelnden Walzer von Strauß. Er zupfte flüchtig an seiner Weste, trat aus dem Schatten hervor und durchquerte das Parkett. Nun bemerkte sie ihn. Sie fubr leise zusammen, und ihre Brust hob und senkte sich schneller, so daß die Nar zissen in ein leises Zittern kamen. Er drang noch rechtzeitig zu ihr. ehe ein an derer kam. Cie erhob sich. Er fragte: „Aber Sie sind wohl schon verpflichtet?" Sie entgegnete nichts darauf. Sie nahm seinen Arm. und nun tanzten sie. Es tanzte kein anderes k»» Nnlerat, «»» Letazig and Uma«b>» dt« lspalti,» Petit,<tl« dk N«ll««- »«tl« 1 Ml. von aa,«Sn, Z0 Ps, Neklam«« llv ML Jnlerat« van Behörden im mnt- ltchen Teil dt» P«ti,,»tl« 20 Pf. P«1ä>ätt»an,etg«n mit Ptatzvvklchrtst«« Im Pr«t>« «rhoht Nadatt nach Taris. Bttlaaegebüdr G«1amt- auslaa« 5 MV ^Tlmf«nd^«^tl^Posti,edühk. Feft«rt«Nt» «ufträge können nicht »«rück. ae»os«n werden Für da» Erscheinen an bestimmten Tazrn and Plätzen wird kein« lvaranti« üb«rno»m«a. Ln,ettz«n - vnnadin«: 2»d«»»i»tz,st« 8, bei sämtlich«« Filialen ». allen Annonce» Lrv«dition«n de» In- und Ausland«»- Drnck an» Verlag »»» Fische, ch Nßrste» Inhaber: Panl Aürften. NedaM»» »d G«fchäit»stell«t, Johannt»gaII« 8. P,«»t-AiU«l» Dr«»den: keestro»« 4, l llelephoa 46211. einander verbürgen die Hintanhaltung blutiger Auseinandersetzungen, sonoren einzig und allein nur noch die M a ch l d e r I n l c r e s i e n g l e i ch- yeiten. Lie bildet das feste Fundament des Friedens zwischen bestimmten Nationen, eines beschränkten Friedens. Wv eine solche Gleichheit fortfüllt, müssen wir so lange mit dem Kriege rechnen, als oiescr nicht — das Ziel der Pazi fisten! — durch allgemeine Vereinbarungen ein für alle Male aus der Welt gejck-afst ist. Ich bin überzeugt, daß kein Sonveran dem andern persönlich feindselig gesinnt ist. Sic alle, wie sie auch heitzk« mögen, wünschen sich gegen seitig in größter Aufrichtigkeit langes Leben, Glück und Gedeihen. Ich persönlich Wunsche ein großes und mächtiges Deutschland auch weiter hin. Die Gefahr eines Zusammenstoßes zwischen Deutschland und Frankreich, den beiden Ländern, die eigentlich gar keine Interessengegensätze ha ben und darum mehr als andere Frieden halten sollten, ist nicht wegen der Revanchelüstcrnhcit einzelner Franzosen so ungeheuer grotz^ als viel mehr deshalb, weil die R e v a n ch e m ä n ne r den deutsch-englischen Interessen konflikt in den Dienst ihrer Idee stellen. Daß, es bisher den deutschen Regierungen nicht gelingen wollte, Rußland, das keine Inter essengegensätze zu Deutschland und darum auch keine unmittelbare Ursache zu einem kriegerischen Konflikt mit seinem westlichen Nachbarn hat, aus den e n g l i s ch - fr a n zö s i s ch c n U ina r m u u- g e n zu befreien, mutz, als ein recht bedenkliches Zeichen zuungunsten Deutschlands aufgefaßT wer den. Ich fürchte, man hat da bei Ihnen nicht glücklich operiert. Gelegenheit, Rußland sich zu verpflichten, war doch oft genug vorhanden. Und ich glaube nicht, daß Rußland eine Freundeshand zurückgew-iesen haben würde. Aber besser als die Würdigung dieses Umstandes kann ich die Bande schätzen, die uns in Italien mit Rußland verbinden. Es sind Bande gemeinsamer Inter essen, die es für alle Zeiten (wobei ich hoffe, daß man nach hundert Jahren von Kriegsge fahren überhaupt nicht mehr sprechen wird!) ver hindern werden, daß wir je mit Rußland in kriegerische Verwicklungen geraten. Wenn wir nun auch keine Allianz mit Rußland haben, so leben wir mit ihm so, als ob wir alliiert wären, alliiert wohlverstanden durch die Ge meinsamkeit der Interessen, der politischen wie der wirtschaftlichen. Wenn z. B. Rußland die Dardanellen frage anschneiden wollte, und es muß dazu äußerste Vorsicht in der Uebertragung ihrer Ge danken und Urteile gerade deshalb walten zu lassen, da sie sonst Gefahr laufen, mit einem un bedachten Wort die — räumlich und zeitlich ge nommen — letzten Motive der am Ruder be findlichen Staatsmänner zu enthüllen. In dieser Beziehung hat es unangenehme Ueberraschung für uns in Italien gegeben, datz, ein ehemaliger angesehener Vertreter der Consulta (Marquis Eapelli in einer Aussprache mit einem Redak tionsmitglied der „N. Fr. Pr.", d. Red.) in durch grotzL Vorsicht nicht ausgezeichneter Art die Behauptung aufstcllte, Italien habe zu Be ginn des Krieges mit Wissen und Willen der Regierung die feindliche Flotte geschont. Der artige Ausstreuungen können uns natürlich im Lande und ebenso äußrer Landes schaden, da sie geeignet sind, auf die Beweggründe unseres Han delns ein falsches Licht zu werfen. Etwas anderes ist es, wenn Männer ohne Amt und staatliche Würden das Wort ergreifen, um Vorurteile zu beseitige«. Vorurteile und gegenseitiges Mißtrauen be herrschen gegenwärtig alle Nationen in einem Maße, daß daraus die grüßten Gefahren für blutige Konflikte von unabsehbarer Folgenschwere resultieren Dieses Mißtrauen hält nicht nur die Regierten, sondern auch die einzelnen Regie rungen wachsam. Seite an Seite mit ihm geht die Furcht, der andere, der Gegner, könnte am Ende,wenn das Mißtrauen umgeschlagen ist zum Konflikt, durch eine Mächtekombinativn doch eine Kräftcentfaltung zeigen, die zum Ruin der eige nen Nation führen würde. Wenn wir heute noch nicht den Welt brand haben der uns viel leicht schon morgen aus dem Schlafe schrecken kann, so danken wir das einzig und allein dem allgemeinen Mißtrauen und seiner Begleiterschei nung, der Furcht. Daß sich ein derart übel fundierter Frieden auf die Dauer, oder sagen wir lieber: nicht mehr lange halten kann, dazu braucht man nicht erst Staatsmann zu werden. Unsere armen Pazifisten stehen der Entwicklung vollkommen ohnmächtig gegenüber. Und ich fürchte, auch Herr Berchtold wird mit seinem Vorschlag, so stark seine friedliche Tendenz auch sein mag, nicht mehr Glück haben als etwa der Fürst von Monaco, wenn der sich in Verkennung von Ursache und Wirkung ab und zu um eine Zusammenkunft zwischen dem Präsidenten von Frankreich und dem Deutschen Kaiser bemüht. Eins sollte man wenigstens heute ein sehen lernen: nicht die persönlichen Freundschaften auch der liebenswürdigsten Monarchen und ihrer Staatsmänner unter- MllenMe Sakknungen unü Dünlche. Eine Unterredung. Unser römischer 8.-Mitarbeiter hatte Gelegen heit mit einem italienischen Staatsmann, der früher als Minister eine auch in Deutsch land sehr beachtete Rolle spielte, über die im Brennpunkt des internationalen Interesses stehenden Tagesfragen eine längere Aussprache zu führen, über deren Ergebnis er uns folgende Mitteilungen macht: Es wäre sträflicher Leichtsinn, so meinte mein Gewährsmann, wollte ein Politiker, der um die geheim bleiben müssenden Ziele seiner Regierung Bescheid weiß, aus seinem Herzen keine Mörder grube machen und sich nicht die gebotenen Re serven auferlegen. Um so stärker wird die Ver pflichtung für inaktive Regierungsmänner, nWgrrTagMlL Handelszeitimg er selbst auf. Nun ritten sie nebeneinander davon. Sie sprachen blutwenig und das gleichgültigste von der Welt. Wohin sie zu reiten befehle? Sie nannte ein Wäldchen, das etwa eine halbe Stunde vor oer Stadt lag, dann waren sie wieder still. Als sie durch das Stadttor geritten waren, lag eine weite, schnur gerade Chaussee vor ihnen. Sie war mit alten Pappeln bestanden, die kahl in die Dezemberluft ragten. Die Reitenden hatten einen kurzen Galopp ange- schlagen, den sie bis zu dem Wäldchen beibehielten, das nun mit seinen schneebehanaenen Tannen, auf denen das Mondlicht wie im Märchen schimmerte, Tuck« v»' nv ' >g. T-ic Chaussee durchschnitt es. Sie machten kehrt. Es wurde Zeit, daß sie an den Heimweg dachten. Und sie schwiegen . . . Nur das Schnauben und das Getrappel der Pserdp und manchmal der Ruf einer Krähe zog durch die Winterlust — kein Laut einer menschlichen Stimme. In seiner Brust tobte es. Er hatte sich gestern abend geschworen, heute ein Ende zu machen. Nun? Er sah erregt geradeaus. Da bemerkte er, wie sich die Lichter der nebelumhüllten Stadt langsam aus der Dämmerung lösten immer mehr und mehr immer Heller und Heller. Es stieg ihm siedendheiß den Rücken hinauf. Wenn es heute nicht geschah, geschah es nie. Und die Stadt war schon ganz nahe. Und dann, nacki der langen, langen Stille, sprach er langsam die Worte, über die, als sie über seine Lippen kamen, er selbst erschrak: „Sie waren so schön gestern abend, Anni, ick hätte Sie in die Arme nehmen und küssen mögen. „Warum haben Sie's . , ." Da bereute sie schon wieder, noch ehe sie's aus, gesprochen. „Warum haben Sie's denn nicht getan?" wollte sie sagen. Sie biß die Lippen zusammen, stieß dem Pferde die Sporen m die Weichen und sah nach links, ihm abgewandt, zu Boden. Dort floaen ihre Schatten über das bläulich glänzende Schneeseld, ge spenstisch groß und scharf umrissen, zwei schlanke Tiere und darauf zwei jugendliche Menschenleiber. Sie etwas vor ihm und hötzer als er. Ihr Schleier hinter ihr wagerecht im Winde. Nicht lange olickte sie so. Sie fühlte plötzlich, wie sich ein Arm um ihre Taille legte. Und sie war gar nicht entrüstet darüber, sie »uckte nicht einmal zusammen, es schien ihr ganz in der Ordnung. Sie lächelte und legte nun auch den Arm fest um seinen Leib, so daß er ihre Rechte in der seinen pressen konnte. Worte kamen nicht von ihren Lippen. Da, verstanden sie nun einmal nicht. Aber diese Lippen suchten einander und fanden sich. Der Schatten auf dem Schneefeld hatte sich ver ändert. Es war jetzt ein Monstrum mit acht Deinen und zwei Köpfen, das dort lief. Auf seinem Rücken saß ein seltsam verschlungene» Bild. ri.-i . 41,-143,- 41.-141,7» »4,»«1»3,St «S.3I «0,3« «7.S» 774.7» »K7S »U« ,«,»« 797^0 «S,7S 1SL.7S 71,-177^- 8-IN N 7S,- 78,10 78.7S KS,- 17,- 4«,SO «7,SO «S.1I »1,i« 44.»« 17,SO 33,»0 17- ^«,- 1 S.- IS- 34,88 tt- 10, »S S1.7S 4SS,7S 13,78 f I».-1 '»3,78 1 1^81 11. - I !8,- >2.» >».- 174» >7.-! >».«» IS.78 IS,8» !L-
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