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rr. s»r««nv. «r.«« A-en-AuSsa-e Montag, 1. Oktober 1S28 »ralltimlckirtst: N«ckir>»»en Drctdcn fferntvrechei-Tammelnummer: »SLil Nur lür NachtgelprUckie: Nr. rnnil ««rilNettunft u. HauptnrlchSUSsirNr: Lre»l>rn-A. 1, viariensttatze SS/IS Gegründet 1S6S Be,un«g,«i>tzr vom I. »>» 1». vkloL« ISkS »ei »gNck, zweimaliger Austeilung srei Hau« I.IOMk. Postbe;ug»preii iür Monai Oktober s.«l> Ml. ostne PostzustellungSgebüstr. Einzelnummer io Big. vlnzelgenvrcste: Die Anzeigen werden nach Moldmarl berechnet: die einlpallige sc> mm brciie Zelle 8b Psg., iiir auswiirlS «n Big. klamilicnanzcigen und Siellengeluche ohne Rabatt IS Psg., auster halb 2S Psg., die so mm breite Reklame,eile so» Psg., anherhalb SSV Psg, Ossertcngcbühr SV Psg. Auswärtige Austräge gegen Borausbezahlung Druck u. Verlag: Lieplch ck Meicharb«, Dresden. Pofticheck-Kto. IVSS Dresden Nachdruck nur mit deuIl.Qucl'er angabe kDreSdn.Nachr.l,»lästig, l'nverlangte Schristslücke werden nicht ausbewahri Eisenbahnunglück in -er Mir Gin Persvnenzug fahrt im Dahnhof Kaiserslautern in einen Arbeiterzug Start zum Lauf um -ie Welt Mannheim, 1. Okt. Die Eisenbahnbirektion LndwigS- hascn teilt mit: Heute vormittag gegen 3,88 Uhr stieb bei der Einfahrt in den Rahnhof Kaiserslautern-West der Personen,,ng IM mit einem ArbeUerzng zusammen. Der zweite Wagen des Arbcitcrzugcs schob sich dabei in den ersten Wazen hinein. Bis jetzt sind feststcstcllt 1 Toter, ö Schwerverletzte »nd 5 Leichtverletzte. Bo» anderer Seite erfahre» wir dazu noch: Beide Signale standen auf freie Fahrt. Als der Arbcitcrzng <i>> Meter in das Gleis eingcsahre« war. kam der Personcnzng vom Bahn- illts KaiserSlantcrn-West. der direkt ans die Lokomotive des öiczenzugcs anfstics,. Dabei wurden die beiden Waste» in einander geschoben. Die ans der Plattform des zweite» Kastens stehenden Personen wurden in die Wind hinein- qcpresst. Mit vier Sanitätsautos wurden die Ncrletztc» ab transportiert. Die Verunglückte» sdaruntcr drei Frauen) stammen alle aus der Pfalz. Dio Bergungsarbeiten gestalteten sich äußerst schwierig, da ein Teil der Verletzten, der auf der Plattform des Wagens stand, vollständig eingeklemmt war. Erst nachdem die be hindernden Eisenteile zerschnitten worden waren, gelang cs, die Berichten zu bergen. Drei Acrzte und ein Geistlicher waren sofort an der Unfallstclle »nd leiteten nach Leistung der ersten Hilfe den Abtransport der Verunglückten. Eine gerichtliche UntersnchungSkommission hat gemeinsam mit den maßgebenden Kreisen der Retchsvahndtrektton Ludwigshafcn die Untersuchung über die Ursachen des Unfalls anfgenommcn. Bisher konnte nicht festgcstellt werden, ob Fahrlässigkeit der beiden in Betracht kommenden Lokomotivführer oder falsche Aeichcnstellung die Ursachen sind. Der Streik auf -en Schiffswerften Hamburg, 1. Okt. Die Werftarbeiter in Hamburg sind der Etrctkparole der Gewerkschaften heute allgemein gefolgt. Die wenigen heute zur Arbeit Erschienenen setzten sich aus Meistern. Vorarbeitern, Lehrlingen und über «>» Fahre alte» Leuten zusammen. Verstärkte Polizcipatronillen sorgen für Ausrechterhaltung der Ruhe und Ordnung. Auch in Kiel ist im Verfolg der von den Gewerkschaften auSgegebencn Parole die Arbeit heute früh ans alle» Scc- schisssivcrften eingestellt worden. Von dem Streik werden allein in Kiel rund 18 NNO Arbeiter betroffen. Die Notstands- nrbcitcn werden verrichtet. In Bremen sind sämtliche Werstbetriebe stillgclcgt. Die wenigen Kriegsbeschädigten und älteren Leute, die heute morgen zur Arbeit angetreten waren, verliehen bald wieder ihre Arbeitsstätte. Von dem Streik werden in Bremen »nd in den Untermcserortcn etwa 13 VON Mann betroffen. In Stettin streiken ungefähr 1800 Arbeiter. Sanierung -er Kopenhagens Privatbank Kopenhagen, 1. Okt. Wie nach Abschluß der Sonntagsitznng in der dänischen Nationalbank gegen Mitternacht bekannt wird, haben die Verhandlungen der interessierten Finaiiz- und Wirtschastskreise das Ergebnis gehabt, das, genügend privates Kapital zur Verfügung steht, um die Erlmltung der znsammcngekrachteil Bank ohne Staatshtlfe zu ermöglichen. Berlin, 1. Oktober. Am heutigen Moniag startete F r a u z D z i a d e k. der im vergangenen Jahre eine Botschaft der ostpreusiischeu Bevölkerung an den Reichspräsidenten von Htndcnbnrg überbrachte, zu seinem Laus »m die Welt am Brandenburger Tor. Der Weg des Hindenbnrg-Länscrs — die Führung dieses Titels erfolgt mit Genehmigung des Reichspräsidenten — führt zunächst nach Potsdam, von dort nach Magdeburg, durch Thüringen nach München, wo Dziadek etwa t» einer Woche eintrcsfcn wird. Die weiteren Etappen sind Wie», Budapest. Kviistaiitinopcl, Kairo. Jerusalem. Teheran, Afghanistan. Zu Schiff wird er Australien erreiche», zu F-ns, durchauercn und dann die Uebcrfahrt nach San FranziSko antretcn. Nach der Neberauerung des »ordamcrika- »ischen Kvntincnlö erfolgt die Rückreise von Ncnyork bis Holland z» Schiss und von Holland wieder zu Fnsi nach Deutschland, wo der Hindcnburg-Läiifcr etwa im Oktober 1929 am hiesigen Brandenburger Tor wieder cinzutreffcn gedenkt. Schwere Beschimpfungen Deutschlands durch einen sranMchen Mlntiter Paris, 1- Okt. Frankreich »nd namentlich die ehemaligen französischen Kampsgcbietc wurden am Sonntag ganz be sonders hcimgesucht von der Epidemie der Denkmalswcihen und Erinncrungsscier», bei denen verantwortliche und un verantwortliche Persönlichkeiten sich hcmühten, mehr der Sache dcS Völkcrhasses, als der der Verständigung z» dienen. Ein besonders krasses Veispiel bot die Verleihung des Ritter kreuzes der Ehrenlegton an Nvmcny, bei der auch Pensioiisminister Marin das Wort ergriff. Die Redner ver gaßen aber, das, cs sich bei der Niedcrlcgnng des Tvrscs und der Erschießung vvn Zivilpcrsvncn im Weltkriege um eine Strascxpedilioii handelte, nachdem von Zivilisten m c n ch l i n g S aus deutsche Soldaten geschossen worden wa r. Einer der Redner von Nomen» warf die Frage ans» ob es im LN. Jahrhundert möglich sei. daß ein «rohes Volk, das sich rühme, einige Zivilisation zn haben, wissentlich und überlegt Akte habe vollbringen können, die an Schrecken alles überstiege», was man sich habe vorstellcn können. Pensionsuiinistcr Marin erklärte, wenn er an die 83 Opfer der Zivilbevölkerung er, innere n»d wenn er an die Grausamkeit dcS Feindes denke, so sage er sich, dah eine Nation, die den Kult derartiger Mär tyrer fallen liehe, ihrem Ende nahe sei, und dah Leute, die Handlungen von solcher Barbarei begangen hätten, für immer verflucht seiet». SstmattKuatgebim« »er Stahlhelm ltkigencr Bericht der „Dresdner Nachrichten") Marienburg, 3N. September. Die Greiizlaudkundgebung des ostprcnßischen Stahlhelms erreichte ihren Höhepunkt tn einem Stahlhelmappcll auf der Schützeiiyausiviese, zu dem über 8000 Mann angctrcten waren. Nach dem Abschrciten der Front durch den 2. Bundessührer, Oberstleutnant Ducstcrberg. führte dieser unter wiederholten stürmischen Znstimmungskundgebungen der Versammelten etwa Folgendes ans: „Ich begrüße den Stahlhelm dcS Ostens, der als Hort des Deutschtums auf der Wacht steht, und danke ihm im Namen des Vnndeö für seine Arbeit. Mit dem Westen fordert der gesamte Stahlhelm eine aktive Ostpolitik. Der ganze Bund kennt die Nöte des Ostens. Er hat die eutschci dcndc Bedeutung der Ostfrage für unser deutsches Gesamt schicksal begriffen. Die deutsche Außenpolitik hat wie im Westen sv auch im Osten versagt. In der Korridor- n n d Danzigfrage ist trotz aller Lvcarnoträiime nicht der geringste Fortschritt erzielt worden. Im Gegenteil. eS ist ein deutliches Vordringen des polnischen Einflusses spürbar. Eine freiwillige Anerkennung der jetzigen Ostgrcnze als Gegenleistung für eine vorzeitige Nheiulandräumiliig, auf die wir ohnehin schon längst Anspruch haben, kann für uns nie und nimmer in Frage kom m c n. Wie vor einigen Monaten in Oppeln, io wiederholen wir hier auf dem Boden der deutschen Ostmark: „Ein Ostlocariro wäre ein Verbrechen am deutschen Volke und seiner Zukunft." Mit am verhängnisvollsten wirkt sich die deutsche Dienstbarkeit gegenüber Polen in der Ausliefe rung der deutschen Landwirtschaft an die pol irische Konkurrenz aus. Der Abwanderung im Osten ist deshalb eine weitschanende Siedlungspolitik entgegenzu letzen. Wir verlangen insbesondere, daß die wirtschaftlichen Belange des Ostens bet den Handelsvertragsver- handlungcn mit Polen unter allen Umständen gewahrt werden. Die Polen sind bei diesen Verhandlungen so an maßend. weil sie es mit dem entmassneten deutschen Volk zu tun haben und vielleicht an das frtdcrizianischc Wort denken, daß Verhandlungen ohne Waffen wie Noten Sie bliiügt WahMKM in SwsthMt 2vi» Leichtverletzte? Geesthacht, l. Okt. Z» den blutigen Wahlkämpfen, die sich am Montag zwischen Rctchsbaiincrlciitcii und Rvtsrvnt- liiiiipsern hier abspicltcn, ist noch folgendes zu berichte»: Der Polizeidezeriicnt hatte »ach. dem ruhige» Verlaus der Wahl- prvpagaiida am Svnnal'rnd mit keiner Unruhe gerechnet »nd daher die Wahlprvpaganda am Sonntag nicht verboten. "Nach dem bis Mittag alles ruhig verlausen war, entspann sich liirz daraus i» einem Lokal eine Schlägerei zwischen Kom munisten und Rcichsbaiincrleiiteii. Nach einem Aiigcnzciigen- bcricht versuchten die Kommunisten das Lokal, t» dem ctntge Ncichsbaiiiicrlcnte beim Mittagessen saßen, z» stürmen. Es kam zu einer Schlägerei, bet der cS zwei Schwerverletzte ans seiten der Kvminiiüisten und etwa 2N Leichtverletzte ans beide» Leiten gab. Die verstärkten Polizeiinannschasten liriiiei, sofort ein und konnten die Ruhe wieder Herstellen. Lpätcr kam eS In der Hegebergstraße bei Umzüge» zn einem neuen Zlisammenstosi. der In eine regelrechte Schlacht ausartete, an der schätzungsweise je 1388 Man» tettnahme». Die Schlacht löste sich in viele G e » p p e n g e s e ch t e ans, bei denen Hieb- «nd Stichwaffen, Guiniuiknüppel. Messer »nd «tahlrnten verwandt wurden. Plötzlich sielen mehrere Schüsse. Immer neue Sturmtruppen mischten sich in das Gefecht. Die Polizei war bei der Unübersichtlichkeit des Kamps geländcs völlig machtlos. Bei den erbitterten Kämpfen, die ungefähr eine Stunde andaucrten, wurde ein Kommunist durch Vriistschüssc getötet, während ll Schwerverletzte und etwa NN Leichtverletzte am Platze blieben. Diese haben z»m größten Teil Stich- und Lchlagwnndcn, znm Teil aber auch Srhiiß- wnndc» davvngetragen. Die Polizei, die inzwischen ver stärkt worden war, gab zunächst eine Salve in die Lust ab und griff dann energisch ein. Die Kämpfenden konnten ge trennt werden. Gegen 3 Uhr nachmittags transportierten die Roten Frontkämpfer ihre Lcntc aus Lastwagen ab, etwas später verließen auch die Retchsbannerleute mit ihren Last autos die Stadt. Die schwer und leicht Verletzten des Tages — die Zahl der Leichtverletzten wird von anderer Seite ans etwa 288 angegeben — wurden In Lastautos abtranspvrttert. Der Einwohiierscliast von Geesthacht hatte sich eine starke Auf regung heinächtlgt. Die Wahllokale wurden geschlossen und der Walilhetrieb eingestellt, so daß die Stadtverordneteii- wabl wiederholt werde» muß. Die S ch n l d s r a g e konnte noch nicht einwandsret geklärt werde». Es wurde lediglich sestgeiteltt, daß neben dem getöteten Kviomiiniite» mehrere Pati oiiens'ülicii gesunde» wurden. Die Polizei nahm eine große Zahl vvn Verhaftungen vor. , ohne Instrumentc sind. Aber man mag sich tn War schau gesagt sein lassen, baß der alle friöertzianische Geist, der einst Westvreiißcn dem Deutschtum wieüergcschenkt hat. im dentschcil Volke nicht erstorben ist. Dieser Geist lebt im Stahl helm. Für uns Stahlhclmer gilt, wenn wir nach Osten blicken, der alte friderizianische Grundsatz: „Doujours en vscketto!" l„Jmmcr aus Wachtposten!") Das mögen sich die Polen gesagt sein lassen. Eine wirkliche Besserung unserer Lage kann erst cintreten, wenn die beginnende nationale Selbstbesinnung unseres Volkes, die nach dem Zusammenbruch der pazifistischen Außenpolitik deutlich spürbar ist, ihren Ausdruck auch in der Staatsführung erlangt. Das bestehende parlamentarische System hat versagt. Um eine gesunde Außenpolitik mit dem Ziel der Befreiung treiben und als Vorbedingung dazu dio natio nale Geschlossenheit des ganzen Volkes wiedergewinnen zu können, müssen die Grnndschäden des parlamentarischen Systems beseitigt werden. Der Stahlhelm hat eine Volks bewegung gegen dieses System eingclettet, mit dem Zweck» eine A c n d c r n n g der R c i ch s v c r f a s s u n g in wichtigen Punkten durch ein Volksbegehren herbeiznführen. Vor allem soll die Macht deS Reichspräsidenten erweitert «nd die Un abhängigkeit der Minister von wechselnden Partcikonftel- lationen beseitigt werde». In den großen Fragen des natio nalen Schicksals dürfen nicht länger taktische Winkelzüge und parlamentarische Verantwortungslosigkeit ausschlaggebend sein. In unserer verzweifelten Lage brauchen wir eine Be schränkung der Parlamentsmacht zugunsten der Faktoren, die Träger eines starken Staatswillens sind. Jetzt gilt es also, dio große nationale Front zn schaffen, um den Vorstoß des Stahlhelm gegen die Verfassung zum Siege vorzutragen. In diesem Bestreben muß alles, was auf nationakem Boden steht, zusammenhalten. Wir wissen, daß wir nnS beim Kampf für die deutsche Freiheit ans unsere Ostmark verlassen können. Ganz Deutschland fühlt die Nöte Ostpreußens mit. Falls Polon gegen Ostpreußen aktiv vorgehen sollte, werden mir das nicht untätig hi »nehmen. Die Polen sollen wissen, baß sie, wenn sie gegen Ostpreußen marschieren, nicht auf die Front der hier wohnenden Deutschen allein stoßen würden: das gesamte Deutschland würde aufstchen. Insbesondere der Stahlhelm ist entschlossen, allen Ncbergrisfcn der Polen entgegenziitrcten. So wollen wir aus der großen Vergangen heit des Vaterlandes Kraft schöpfen, die Gegenwart neu zu- gestalten und den Grund zu legen für das kommende Deutsche Reich, in dem unsere Kinder und Enkel leben können als freies Volk auf freiem Boden." Mit einem Vorbeimarsch am Rathaus fand die eindrucks- starkc Veranstaltung, die ohne jede Störung verlies, ihr Ende. 8.6. Deutscher Wahlsieg in Hultschin Hnltschin, 1. Okt. Gestern fanden hier Gcmctndewahlcn statt. Von den zu vergebenden 80 Mandaten sind 17 den Deutschen und 13 den tschechischen Parteien zugcsallcn. Von den deutschen Parteien erhielten die Sozialdemokraten 4. die Ehristlich-Svzialc Vvlkspartei IN und die Nationalpartet 8 Mandate. Von den tschechischen - Parteien erhielten die Sozialdemokraten -1 Mandate, die Nationalsozialisten, die Volkspartet und die bürgerliche Partei Ie 2. die Stribrny- Partel, die Natloiialdcmvkraten und die Gewerbepartct je I Mandat. Die Agrarier gingen leer ans. Insgesamt wurden I88l deutsche und 1081 tschechische Stimme» abgegeben. Trotz dieses vsscnkniidigen deutschen Wahlersvlges besteht iveder in der Stadt Hnltschin, noch im ganze» Hnltschiiicr Ländchen irgendeine staatliche deutsche Schule.