Volltext Seite (XML)
Dresden, dm 6. August. — Die außerordentliche Revision-depulation der Zweiten Kammer hat am Schlüsse ihre- dritten Berichte- vom LS. Juli einm da- Gewerbegrsetz betr. Gegenstand zur Sprache ge» bracht, der im praktischen VerkehrL leben täglich Unzuträglich, keiten mit sich bringt und zu gerechten Klagen aller Art Ver anlassung gegeben hat. ES ist dich die Bestimmung in tz 3- de- Gewerbegesetzer, welche so lautet: „Der selbstständige Be- trieb eine- jeden Gewerbe-, welche- in Folgendem (§Z 8—37) Vicht ausdrücklich an die vorgängige Erfüllung gewisser Be dingungen geknüpft ist, steht unter Beobachtung der in diesem Gesetze enthaltenen Vorschriften jedem disposition-fähigen In länder, welcher da- 84 Lebensjahr erfüllt hat, ohne Unterschied de- Geschlechtes und ohne Beschränkung in der Wahl de- Orte- frei/' In Erwägung, daß der Grund der fraglichen Bestimmung eigentlich nur einen tranfito- rischen Charakter gehabt^ da ferner! die mit dem Ein- tritte der Gewrrbefreiheit gehegten Besorgnisse glücklicher weise sich nicht verwirklicht und alle auf die Gewerbefreiheit basirte» Verhältnisse in völlig normaler Bahn sich entwickelt haben, räth die Deputation der Kammer an, zu beschließen „im Verein mit der hohen ersten Kammer bei der König!. Staats- rcgierung zu beantragen, die in Z 3 de- Gewerbegesetzes enthaltenen Worte: „welcher da- 34. Lebensjahr vollendet hat" sowie § 4 de- Gewerbegesetzer wie- der fortfallen zu lassen und der nächsten Ständever. sammlung einen dahin abzielenden Gesetzentwurf vorzulegen." Diesen Antrag hat die 2. Kammer gestern nach lebhafter und interessanter Debatte, in welcher die Unzuträglichkeiten der betr. Bestimmung beleuchtet wurden, mit großer Majorität -um Be schluß erhoben. — In der auf der Vogelwiese befindliche<Bude, wo die Akademie lebender Bilder flattfindet, stürzte gestern Nachmittag während der Vorstellung der Mohr Lomax circa dreißig Fuß hoch in da- Orchester herab, wo er auf den Musikdirektor und! den ersten Geiger fiel. Vermöge seiner Gewandtheit, kam der geschmeidige Afrikaner mit einigen leichten Verletzungen davon. — Vorgestern wurde an der Ecke der Prager« und Wai senhauSstraße ein Dienstmann von einer Droschke überfahren, welcher Unfall dem Letzteren eine leichte Verletzung zuzog. Wer hier die Schuld trägt, ist noch unentschieden. — Mit welcher Frechheit ruchlose Bubenhände an'S Werk gehen, anständigen Frauen die seidenen Kleider, Mantillen und Mäntel heimlich zu zerschneiden, ergab sich wiederum vorgestern Abend auf der Vogelwiese. ES kamen daselbst mehrfache Fälle dieser Art vor, und Etliche, an deren Kleidern solcher Frevel verübt wurde, gaben der Vermuthung Raum, daß die Uebel-i thäter in drei jungen Männern zu finden, die durch««- nicht dem Handwerkerstände angehören, sondern gut gekleidet einher« gehen und sich durch einhrrschreitrnde Damen hinzudrängen, tvo sie. trotz ihrer netten Aeußerlichkch ein gemeine- Wesen zu er« WH Mn- — Bei beiden Expeditionen hiesiger Sparkasse betrug der Totalumsatz im Monat Juli 105,195 Thlr., indem 68,545 Thlr. von 2443 Parteien eingezahlt und 36.650 Thlr. an 1488 Parteien zurückgezahlt, dabei aber 703 neue Bücher au-gestrllt und Ä35 erloschene zurückgegeben worden find. — Beim Leih hause betrug der Totalumsatz in gleicher Zeit 53,2964 Thlr., indem 24,869 Thlr. auf 8152 Pfandscheine ausgeliehen und 22.8501 Thlr. für 5777 eingelöste, und 607otz Thlr. für 2614 in der 250. Auktion versteigerte Pfänder eingenommen worden sind. Beide Kaffen halte» sonach eine ansehnlich- Mehrejnnahme, die Sparkasse in der Höhe von 81,895 Thlr. da- Leihhäu» aber von 45581 Thlr. — Einige Polizeibeamte in Eivilkleidung besuchten gestem vormittag auf der Vogelwiese die daselbst befindlichen Stereo» fkopen-Lu-stellungen; jedenfalls, um zu erfahren, ob sich nicht mit der Zeit unsittliche Bilder eingeschlichen. — H Oesfentliche Gerichtsverhandlungen vo« 5. August. Nachdem die Einspruch-Verhandlungen eine Zeitlaug ausgeblieben, kündigt für heute das schwarze Brett wieder fünf derartige Sitzungen an, von denen die erste nicht ohne Interesse ist. ES handelt sich hier um eine Privatanklage, die Friedrich Anton KrauS beim Gericht-amt Döhlen Wider Moritz Käppler angestrengt. Der Stellmacher KrauS kehrte mit dem Buchhalter F. Schmuzler am 22. August 1862 beim Gastwirth Käppler in Niederhä-lich ein. Eie tranken dort und wollen, al- sie sich entfernten, 2 Ngr. Zeche richtig bezahlt haben. Die Fra« Käppler aber sagte ihrem eben mit dem Geschirr heimgekehrte» Ehemann, daß KrauS n'cht bezahlt habe. Der Mann wußte auch nicht- davon. Er stieg sofort auf den Wagen, der noch angespannt war und fuhr sofort dem KrauS nach. Auf der NiederhäSlicher Straße erreichte Käppler den KrauS, schimplte ihn und verlangte Bezahlung. Als KrauS sagte, daß er Alle- berichtigt habe, da soll er Käspler beim Halse gefaßt, gewürgt und mit dem Rücken so stark gegen die Wagendeichsel gewor fen haben, daß KrauS zwischen die Hinterfüße de» Pferde« und die Vorderräder de- Wagens fiel. So soll Krau- zweimal hin» gestürzt sein, aber auch seiner SeitS den Käppler einen Straßen- räuber genannt haben. Außerdem hatte der Gastwirth auch noch zwei große Fleischerhunde mitgrbracht. ES sind über den Vorfall viel Zeugen vernommen worden. Unter ihnen der Buch halter Schmuzler, der Flrischerbursche KäpplerS, Namen- Tränk» ler au- Hainichen, ein gewisser Schmidt und ein gewisser MagnuS Schwinger au- NirderhäSlich. Krau- verklagte nun den Gast- wirth in Döhlen, wegen Körperverletzung und Beleidigung. Gr ließ sich vom vr. meä. Wilhelm Fickel untersuchen, der so man che» an ihm fand, namentlich beim tiefen Jnspiziren einm Druck auf den Rippenknorpel. Die König!. Staatsanwaltschaft aber ließ den Krau- noch durch den Gerichtsarzt untersuchen und zwar am 6. Februar 1863. Der fand gar keine Verletzungen, weder nach innen, noch nach außen, sondern nur „eine subjek tive Erscheinung von Schmerz." Im Uebrigen sei Krau- ei» Parker, gesunde; Man» . — Wh da- muß heut« ged« zugehen.