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Mörser Grenzvote Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Oelsnitz, des Amtsgerichts, der Amts. anwaltschaft und des Stadtrates zu Adorf. , Anzeigenpreise: Mr^die bgcspaltrne Petttzeile oder Vereng Raum 15 Goldpfennige, bei auswärtigen Anzeigen 20 Goldpfennige, für die amtliche Zeile 40 Goll Pfennige, Rcllammezcile 60 Goldpsennige- Diese Zeitung erscheint Montag», Dienstags, Donnerstags u. Sonnabends nachmittag mit dem Datum des folgenden Tages. Fernsprecher Nr. 14 Verantwortlicher Schriftleiter und Verleger Otto Meyer in Adorf. Postscheck-Kto. Leipzig 37369 M Kountug, den LO. Januar 1924. Jahrs. ^9. Die Auszahl««g der Zusstzrente an d,e Beteiligten aus Adorf, Bad Elster, Sohl und Umgebung erfolgt Dienstag, dr» 22» 1. 1924, oon vorm. 8—12 und nachm. von 2—4 Uhr in Adorf. Freibergerstmtze. Bezirksamt für Kriegerfürsorge. Der oberbehördlich genehmigte 2. Nachtrag zu dem Orisgesetz der Stadt Adorf i. V. über die Wahlen von StadtrSten vom 22. September 1919 wird unter Bezugnahme auf den entsprechenden Aushang im Rathause hier hiermit öffentlich bekannt gemacht. Adorf, den 15. Januar 1924. Ärr Stadrrat. "'Bestellungen auf S,reureisig hiesiger Einwohner werden Dienstag, den 22. d. M., nachm. von 2 -3 Ahr im vorm. Riedelschen Hause — hinteres Zimmer — entgegengenommen. Adorf, den 19. Januar 1924. Der Stadtrat. BolW>g.Mp,! : Ldorf. Montag, den 21. Januar, abends Vs8 Ahr beginnt im Cla»iezfchr» Be» amteuheim die Vortragsreihe von Herrn Organist Weber-Markneuklrchen: Schubert, Schumann u. Brahms als Liedkomponisten. Drei doppeWnd^;e Vorträge wechseln mit drei Liederabende» ab. Die Veranstaltungen finden aller 14 Tage statt. Mitglieds karte für alle 6 übende 1,20 Mk. Wer Mitglied wird, hat am 1. Abend freien Eintritt andere zahlen 10 Psg. Zu regem Besuch auch dieser Veranstaltung ladet ein der Volkshochschulausschutz. Was gibt es Aelles? In der französischen Kammer erhielt Poincare ein meuek Vcrtaueusvotum mit 300 gegen 215 Stimmen. — Reichskanzler Marx und der bayerische Ministerpräsi- dent. v. Knillinq haben in Mitteldeutschland eine Aussprache miteinander gehabt. . — In Hamburg hat Reichsaukenminister Dr. Stresemann eine große Rede über die politische Lage gehalten. , — Nach einer Meldung aus Rußland soll Trotzki von wallen scncn Stellungen zurückgetreten sein. — Reichsbankdirektor Dr. Schacht ist zur Beratung mit cher Neparationskommission nach Paris gefahren. — In den wiederausgenommenen Besprechungen über die -Frage der Rheinisäxm Notenbank haben die Franzosen die Einführung der Rentemnark im besetzten Gebiet zugestanden Preisbildung im Januar. Die abgelaufene erste Januarhälfte ist die erste Zeitspanne, welche voll in die Zeit nach dem Preis abbau fällt. Ter Preisabbau begann allmählich mit Dem Erscheinen der Nentenmark und der dadurch be dingten allgemeinen Beruhigung des wirtschaftlichen Werkehrs. Lie Schwankungen hielten jedoch in großem Umfange bis etwa gegen Weihnachten an und außer dem konnte schon darum die zweite Dezemberhälfte nur schlecht als Matzstab für den Erfolg des Preisab baues angesehen werden, weil das Weihnacht»- und Reujahrsgeschüft stets eine besondere Marktlage auf feiten der Käufer und auch der Verkäufer schafft. Nach Berechnung der preußischen Hauptlandwirtschaftskam mer über Lie durchschnittlichen Preise landwirtschaft licher Betriebsmittel und Erzeugnisse sowie für Lebens mittel im Kleinhandel, Parität Berlin, in der Zeit ^om 1. bis 15. Januar 1924 ergibt sich etwa folgendes Tie durchschnittlichen Frachtsätze, die für die Ab wicklung des gesamten Wirtschaftsverkehrs und für die Preisbildung aller wichtigeren Erzeugnisse und vor allem der Lebensmittel von besonderer Bedeutung sind, standen um rund 100 Proz. über dem Durchschnitt von 1913. Auch die landwirtschaftlichen Betriebsmittel, Don denen als wichtigste Stabeisen, Kohlen, Mais, Superphosphat, Ammoniak und Salpeter, Kalidünge salz, kleinere Maschinen und Geräte, Seiler- und Web- waren und Geschirre und Schuhe ausgeführt sind, ste hen, abgesehen von Ammoniak und Salpeter immer noch weit über dem Friedensniveau, durchschnittlich 50 Proz., obwohl gegenüber dem Herbst zum Teil starke Preissenkungen zu verzeichnen sind. Von den land- svirtschaftlichen Erzeugnissen liegen Roggen, Kartoffeln Und Ochsen beträchtlich unter dem Friedenspreis, wäh rend Butter und Milch im Erzeugerpreis um ein Drit tel darüberstehen. Im Gegensatz dazu sind die Le bensmittel-Kleinhandelspreise immer noch um durch schnittlich mehr als 40 Proz. über dem Friedensniveau, abgesehen von Margarine, welche 67 Proz. des Frie denspreises kostet. Besondere Verhältnisse liegen an- xesichts der Jahreszeit bei den Erzeugnissen der Gürt- «rerei und Fischerei vor, so daß man hier aus der Preis- Höhe keine Schlüsse ziehen kann. Stresemann Wer die Lage. Neichsgründuugs feier in Hamburg. - Anläßlich einer NeichsgründungSfeier der Deut schen Volkspartei in Hamburg hat Reichsaußenminister Dr. Stresemann Veranlassung genommen, sich über die Vage zu äußern, wobei er betonte: ' Tas Reich ist von nutzen und von innen bedroht, trotzdem.unsere außenpolitische Aufgabe yur darin be steht, im Nahmen unserer Grenzen unsere Souveränität L» wahren. Tas wollen uns die Alliierten mit Wor ten auch gestatten, aber leider entsprechen ihre Taten nicht diesen Worten. Was in der Pfalz und am Rhein heute vor sich geht, ist eine Kulturschande, deren sich die Welt schämen müßte. Deutschland hat nichts zu tun mit dem Lumpengesindel, das sich „autonome Ne gierung der Pfalz" nennt. Mit Geld und Gold kann ich Separatisten auch in der Reichshauptstadt kaufen, und nichts anderes als gekauftes Gesindel hat den Sitz ver „Regierung" dort eingerichtet, nachdem man die rechtmäßigen Inhaber der Gewalt ausgewiesen hat. Mit vollem Recht betont England, daß für die Ab tretung deutscher Gebiete nur die Bestimmungen der deutschen Verfassung maßgebend sein könnten. - Lösung des Reparationsproblems. Wie Stresemann weiter ausführte, ist kein Zwei fel daran, daß die Lasten, die die Industrie ohne staat liche Unterstützung in den sogenannten Micumverträ- gen auf sich genommen hat nicht lange mehr getra gen werden können. Die Verträge laufen am 15. April ab, und schon, ob nur bis dahin die Leistungen getätigt werden können, ist zweifelhaft. Die interna tionale Finanz hat sich ihrer Kreditierung versagt. Eine Verlängerung der Verträge wird das Reich aber nur im Rahmen einer endgültigen Lösung des Nepara tionsproblems überhaupt möglich machen. Tenn ohne die endgültige Lösung wird auch das internationale Kapital keine Leistungen für den Wiederaufbau auf sich nehmen, für den Wiederaufbau, der die endgültige Verständigung mit Deutschland zur Grund lage haben muß. Es heißt heute für uns und unsere Gegner: entweder wirklicher Friede oder gemeinsamer Untergang. Der Währungsverfall, der von Osten nach Weste« vordringt, läßt sich kurch währnngstech- nische Mittel und Verordnungen nicht aushaltcn, wenn die Politik jedes Mittel zerschlägt. Hm weiteren Verlaufe dieser Ausführungen for derte Dr. Stresemann dann von den Parteien mehr Verantwortungsgefühl. Er verteidigte den jungen deut schen Parlamentarismus und gab auf eine Anfrage die Auskunft, daß der deutsche Geschäftsträger in Pa ris im Namen der deutschen Regierung sein „Bedauern über den Verlust der Besatzung des Luftkreuzers ,,Dix- muiden", nicht aber über den Verlust des Kreuzers selbst ausgesprochen Habs. MW das WH! Eine Kundgebung des NeiHssirrauzmiriisters. Ter Reichsfinanzminister Tr. Luther hat sich zum NeichSgründungstag durch drahtlosen Nnndspruch in einer Kundgebung an das deutsche Volk gewandt. Er führte dabei u. a. ans: Zum Tage der NefchIgründung rirfs ich der» deut schen Volke zu: Rettet das Reich! Aus einem Traum wurde Vas Reich am 18. Januar 1871 Wirklichkeit. Kn der schweren Rot der Gegenwart gilt es, alles cru- znsetzen, damit das Reich nicht wieder zum Märchen wird. Zahlreiche Ausländer, die mich in den letzten Wochen besuchte«, haben mir gesagt, sie verstünden überhaupt nicht, wie die Mährungsscstigung in Deutsch land möglich geworden sei; mehrere von ihnen gc« branchten den Ausdruck, der Vorgang sei märchenhaft. Roch immer herrscht ungeheure Erwerbslosigkeit und Kreditnot, noch imu»er ist die pottnfche Lage düster. Tennpch scheint, »achdem Vie der Währung seit kurzen sechs Wochen Tatsache ist, bei Vieten Mit bürgern, auch bei manchen, deren Wort Gewicht hat, wirtlich schon eine Art Märchenstrnunung ausgtbrochen zu sein. Zur Frage der Hhpothekenaufwertung will ich mich in diesem Zusammenhänge nicht eingehend äußern, besonders auch nicht zu der Frage, ob aus Gründen, die jetzt viel und eindrucksvoll erörtert sind, unter bestimmten Voraussetzungen eine bescheidene Aufwertung angezeigt ist. Aber ist cs nicht geradezu Zauberglaube, wenn Leute, die innerlich ihre Hypo theken längst abgeschrieben hatten, mit einem Male wähnen, alle die Hypotheken, von denen mitsamt den übrigen Ersparnissen das deutsche Volk in den letzten Jahren durch das Mittel der Inflation doch gelebt hatte, die es also verzehrt hat, könnten jetzt durch Feder striche auf ihren alten Goldwert oder einen erheblichen Teil davon wieder rückwärts ausaebaut werden, und Staat und Wirtschaft könnten bel solchem Verfahren bestehen? Ist es nicht Märchenglaube an ein „Ese lein streck di ch". wenn öffentliche und private Kräfte- immer wieder das Reich, dem kein Kredit mehr zur Verfügung steht, um Zuschüsse oder Steuererlaß oder dergleichen bestürmen? Ter Reichsgründungstag muß dem deutschen Volke ein Tag ernster Mahnung sein, daß es mit Märchen stimmung nicht geht. Wer dem deutschen Volke die neue Währung erhalten will — und das will doch wohl jeder, der überhaupt Vernunft hat — muß auch" die Mittel hierfür wollen, muß also zu schwere» Op fern bereit sein. Unter diesem Zeichen, aber auch nur unter diesem Zeichen, werden Reich und Volk gerettet werden. Ser FmnkenflM. Erregte Debatte in ver Pariser Kammer. Tie mit großer Spannung erwartete Debatte in der französischen Kammer über Frankensturz und Sa-, nierungsprogramm hat damit geendet, daß die Kam mer, einer Forderung Pvinsar^s entsprechend-, mit 360 gegen 215 Stimmen beschloß, die Erörterung der In terpellationen über den Frankeustnrz zu vertagen bis zur Nachprüfung der von der Negierung beantrag ten Maßnahmen. Poincare hat also den kombinier ten Ansturm seiner Gegner nochmals abgswchrt und zumindest einen provisorischen Erfolg errungen. Maßnahmen der Regierung. Die Maßnahmen, die von der Regierung der Kam mer unterbreitet wurden, gehen dahin: i 1. Unterdrückung der Steuerhinterziehung durch stren gere Kontrolle der Wertpapiere rind Verschärfung d« Strafen. 2. Unterdrückung der Franken Spekulation und der Spekulation in Staatspapieren. 3. Erhebung eines Aufschlages von 2V v. H. auf fämt- kichc Steuern. 4. Ermächtigung der Regierung zur Durchführung von Neorgaultat-ionsmaßnahmcu in der Verwaliung aus dem Vcrordnungswege zwecks Erzielung eines Budgeterspar- nisses in Höhe von einer Milliarde. Zu Beginn der Sitzung brachte Finanzminister de Lafteyrie diese Negierungsvorschlüge ein. Mini sterpräsident Poincare erhob sich und sagte, er hoffe, daß diese Vorschläge am nächsten Dienstag von der Kammer erörtert würden Poincare rcdct. Alsdann hielt Poincare eine lange Rode, in der er die Regierungsmaßnahmen verteidigte. Er sagte, die Krise werde bald beseitigt sein, wenn schnell einige unerläßliche Maßnahmen getroffen werden. Beson ders müsse jede neue Ausgabe abgelehnt werden. Fer-