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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.03.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188603168
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860316
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860316
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-03
- Tag 1886-03-16
-
Monat
1886-03
-
Jahr
1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.03.1886
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Ue-srtivn und ErprStti-n Johaauesgaffe 8. SPrechß»»-e» -er Ur-«rti«o: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. «»--'NLLiWIWL»-»'' ««»»»e der f»r dt« »tchßtf«l>e»D« N«««er deftt»»»«« z«s»r«te «» Soche,toge« kt» S Uhr «WchWiti«,-. a, L««,-m»d Fe«tt«,e» früh dt»lltzr. 2» de, Filialen str 2«f.-A»iuch«n vtt« Me««. Universititlstraß» 1. Leut« Lösche, K-rharineustr. SS. p. «ur bi« '/,S vtzr. MiMtr.TaMIt Anzeiger. Organ für Politik. Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage IN,»80. ^bonnrmrnispl'ris viertclj. 4 V, ckNK. inct. Bringcrlohn 5 Mk., Lurch die Post bezogen 6 W!. Jede einzelne Nummer 20 Pi. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen lin Dageblatt-Formal gesalzt) ohne Postbefürdermig 50 Mk. Mit Postbesörderung 60 Mk. Inserate Lgespaltene Prtitzcile 20 Pf Grügere «chnjlen laut uns. Preisverzeichnis labellarifcher u.Zisterosah nach höherm Tarif. Ueelamen unter dem Redaction-strich die «gespalt. Zeile 50 Ps. vor denFamiliennachrichtea die Sgespaliene Zeile 40 Ps. Inserate sind siel« an die Expeditt«« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung i>r»enum>.rai»1tt oder durch Post« Nachnahme. 75. Amtlicher Theil. Nedaiilmuhritz. Die nachverzeichneten, zu den beigesetzlen Zeiten verfallenen Lparcaffeabticher, welche bei hiesigem Leihhause versetzt waren, in denen nach Abschreibung der Forderung de« Leih hauses die anbei bemerkten Ueberschüffe verblieben, wurde» bl« jetzt nicht zorückgenommen. Wir sorvern daher die Eigenthümer hierdurch auf. dieselben im GeschästSlocal« de- Leibbause« bt« zu« St. Mat d. I. gegen Rückgabe der Psanvfcheine zurückzunebmen, widrigensall« die Ueberschüffe nach tz. tS der revldirten Leihhau-ordnung vom 24. Juni 1877 al« dem Leihhause verfalle» werden der» rechnet werben. Leipzig, den 25. Februar 188«. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Freygang. verzeichnt-. Pfand- Nummer. Serie und Nummer de« Sparcasstnbuche«. Dag der Abschreibuug. lleberschuß. N. 41140 Serie ll 39820 14. Decembrr 1881 14 65 41438 - II 30014 14. O 1881 4 73 67046 D II »7080 14. O 1881 3 26 690S7 - 11 47754 14. D 1881 3 56 724SI R H 30667 14. B 1881 3 13 7(076 B II 47962 28. Avril 1882 b 58 86964 R I 32594 28. A 1882 4 80 99402 B 65008 1 73285 28. B 1882 14« 84 0. 2952 » II 32591 28. O 1882 11 83 6379 O .. 23047 " 51368 28. . 1883 7 33 71251 R II 34187 19. »ecemder 1882 5 «0 72694 O II 26825 19. - 1882 8 35 73107 » II 37090 19. O 1882 19 12 74058 II 26210 18. B 1882 5 82 75141 B 11 48632 19. 1882 S «9 98k"z. r. so« s * U4L4S4 1». - 1882 ?V "ÄbS M.«prai« z 25 «5012 ä II 51517 24.«uaust188S 2 47 678« B II 48649 24. O 1883 14 69 737« ä II 62784 24. , 1883 3 75 87272 s I 86985 24. - 1883 4 60 89377 s II 67309 19. Drcember 1888 1 75 89731 0 422 O II 54873 19. - 1883 S 46 » I 46989 19. - 1883 1012 50 13869 B II 65933 19. - 1883 4 80 34802 B I 27991 25. April 1884 13 39 63828 B I 74249 25. « 1884 S 83 67856 » v 73013 25. B 1884 — 84 69230 O N 55501 25. B 1884 193 49 69993 » „ 72480 72481 25. » 1884 2 72 73777 B II 76493 25. 1884 — 76 74141 » II 59357 25. B 1884 29 77 Vekauntmachung. Den 22., 2L. und 24. d. M. wird während der Nacht zeit eine Spülung der Hauptrvhrrn der Wasserleitung durch die Epülschiebrr nach den Sckleußen und vom 25. März d. I au am Tage die Spülung der Zweigröhrrn durch die Zweig posten statlstuden. Leipzig, den 1». März 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Gringmuth, Aff. Dienstag dm l«. Mär, 1888.; Nichtamtlicher Thetl. 80. Jahrgang Die Leuchtkraft de« städtischen Leuchtgase» betrug in der Zeit vom 8. bi« zum l4. diese« Monat-im Argandbrenner bei 2.5 Millimeter Druck und 140 Liter» stündlichem Cousin» da- l6.l7 fache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flammenböhe. Da« specifische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0.412 Leipzig, am 15. März 1886. De« Rath« Deputation za de» Gasanstalte». Vekauntmachung. Die Herstellung einer Schleuß« HI. Claffe in der Plato« Straße zwischen der Dolz- und HoSpital-Gtraße soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RalhhauS, II. Etage. Zimmer Nr. 14, au« und können daselbst ringesehen, resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Schlen-eubaa tu der Plato-Stra-e" versehen ebendaselbst und zwar bi« zum 30. März 1886 Nach mittag« 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am S. März 1886. De« Rath- der Stadt Leipzig StraKenl»au.Dep»tation. Vekauntmachung. Zu Ausführung der von der trigonometrischen Abtheilung der Königlich Preußischen Lande«aiifnahme vorzunehmenden Vermessungen, welche innerhalb de« die«seitigea Staatsgebietes im Besonderen auch in Ai'Sführung baulicher Herstellungen ,'ür Beobachtungen auf der Pleißenburg bestehen werden, wird von dem mit der Leitung dieser Arbeiten beauftragten König lich Preußischen Oberst L lu snito de« Generalstabe« der Armee Herrn Schreiber und von drm demselben unterstehenden Personale da« Gebiet de« Königreich» Sachsen betreten werden, >oo mit den betreffenden Arbeitm etwa Mitte April begonnen werden soll. Gemäß anher ergangener Verordnung bringen wir die« zur öffentlichen Kenntmß mit dem Ersuchen, die Hilfeleistungen, welche von Seiten gedachter Personen beansprucht weikven und woiür Vergütung erfolgt, bereitwillig zu gewähren und über haupt die Ausführung bcregter Arbeiten thunlichst fördern zu Helsen. Die betreffenden Personen werdeu durch offene Ordre legitimirt sein. Leipzig, den 13. März 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. Henlsch vr. Georgi. ,ch«l. Bekanntmachung. Da e« wiederholt vorgekommcn ist, daß entgegen de» bestehenden Bestimmungen elektrische Lettmage» ohne Genehmigung hergestellt und in Betrieb gesetzt worden sind, so bringen wir unsere Bekanntmachung vv« 22. November 1883 hierdurch in Erinnerung, wonach derjenige, welcher eine elektrische Leitung ohne die in der Mimsterialvrrordnung vom 12. October l883 vorgeschriebe« »oltzriltche Ge«eh«1aa»a herstellt oder benutzt, «ne Geldstrafe bi» zu ISO Mark oder entsprechende Haststrafe zu gewärtigen hat und bemerken hierbei, daß wir jede zu unserer Kenntniß gelangende Zuwiderhandlung gegen die betreffenden Bor fchristen unnachsichltich ahnden werde«. Leipzig, am 6. März 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Trdndliu. Heanig. Ve!ur»»l>lch»iz. Da« S. Stück de« di^jährigen Gesetz- und Verordnung«- blatte« für da« Kvniareich Sachsen ist bei uu« eingegangen und wird bi« zu» S». diese« Mauatk auf de« Ralh- hau«saale zur Einsichtnahme öffentlich auShäuge». Dasselbe enthält: Nr. tt. Verordnung zu Bekanntmachung uud Abführung eine« neue» Bahnpolizei - Reglement« uud einer »eueu Stgualorduuug für di» Eisenbahn« Deutsch» laad»; vom 11. Aedruu, 188«. Ach-g. »» 1». März 188«. »er Rath de. Stach« Hetze» Oeüentlieke Hel8l6kran8talt. via ^nmalänuu von U»>4lnngHlebrl>»re», W«tebs dommevä« Ostarv in cki» Lrvk- oäar kssaekmittaxecar»» 4«r VodrUu»»» »dtdoUuug emtraton ooUan, «rdittot »ich «er vntametod»««! lu cksr 2«t «H».»>»Ü1»»1tr.Ld-U. T»r»1tp«, ro» 18-12 vdr? Womöglich autar psriüulioksr VoretoUung ä» Unrat»elkismiao «urvk ibro Karren Kriuripala. VVilkrsnck cksr geäacktsn 2sit veräen auch Avwelckunze-n kür äs» otu1»drlg«n r»vhWt,5en»ed»ktIlebell Curau, eurues-ev- eevowmen, an Welchem ,ieb Nnncklnuirilekrllura betlisüigsv können, äis im Lemtrs 6e, /e»r-i,i«ea für ckie Wuseoaekatllicks Saktlügnog rum LinjLbri^-kreivilligeiickieasta sioä. vnternedt 10 Stunäso Wöchentlich, Schulgeld SO i« LlLr, 1886. Carl Volkrn», virector. Dedaantmachiing. Zufolge erstatteter Aazeige ist da- der Marie Amalie Funke au» LhaMMkUtzatU unterm 3. März 1881 vom Gemeindevorstaude zu Thammeahaiu ausgestellte Dienstbuch vor eiaigeu Jahren tu fiesiger Stadt abhanden aekommen. Zur Verdatung von Mißbrauch wird fragliche« Dienstbuch hier, mit für „»gültig erklärt. Leipzig, am 13. März 1886. Da» Polizei-Amt »er Etaüt Leipzig. Bretjchueidrr. W. Viek-ahls-Vekanntmachung. Gestohlen wurden vier erkalteter »„zeige »usolae: 1) ei» Etulageüuch der hiesigen Städtischen Sparkasse Nr. 107848 über 20 ^l Einlage aus „Carl Lichter" lautend, au- einer Wohnung in Nr. 26 des Neukirchhoss in den letzten neun Wochen; 2) ein Vasten, signirt . 0. 8. 317", enthaltend 2 Stücke grau- melirle« Tuch, au« einem Wagen auf dem Rayon de« Magdeburger Bahnhof«, vom 21. bi« 82. v. MlS.; 3) eiue goldene Chliuderuhr mit Sekunde, in 8 Steinen gehend, mit geriester Rückseite, in der Mitte derselben ein kleiner glatter Krei«, der Rand kranzarttg verziert, mit kurzer goldener Kette mit ge» drehten Gliedern, au« einer Wohnung in Nr. 4 der Lährstraße vom 4. bi« S. ds«. Mt«.; 4) ein Paar oene -ose« von dunkelblauem Kammgarnstoff mtt roth- und dlangestreiftem Bundfutter, aus einer Wohnung in Nr. 43 der Windmühleustroße, vom 4. bi- 10. dss. Mts.; 5) eia alter eiserner Leimkrffrl, ca. 75 Etm. laug, 25 Ttm. breit und Sb Etm. hoch, ein alter runder eiserner Roßt, 35 Ltm. «roß, and ein alter großer schwarzblechener Trichter, ca. 40 Ltm. »eit, au« dem Hofraume in Nr. 41 der Gerberstraße, vom 6. bi« 10. ds«. Mt«.; 6) eia Handwagen, Lrädrig, blau gestrichen, mit Federn, ein Langbaum mit Blech beschlagen, au« dem Borhose der Eeutralhalle an der Pleiße 4, vom 7. bi« 10. ds«. Mi«.; 7) ca. 80 baar in 3 Dovpel- und 2 einsacheo Krauen, au« einem verschlossenen Buffelkasten io Nr. 1 der Drc-dner Straße, vom 10. bi« II. ds«. Mt». Nacht«; 8) eine silberne Chlindernhr mit Goldrand und Secunde. Rück feite mit krau,artiger Verzierung und mit der eingeschlagenen Nummer 50.987, mit kurzer ftarkgliedriger T«l»tk»tte, au« einer Wohnung t» Nr. 5 der Wiudmüblengaffe vom 10. di- 11. ds«.Mt«. Nacht«; ») »in västcheu in grauer Leinwand, signirt ..N. D. 142ü" mit ca. 70 Meter buntgeblümtem Iutcstnff, von einem Rollwagen von Nr. 15 de« Brühl«, am 11. d. M. Abend«: 10) «ioe dunkelblauwollene Psrrdedccke. mit hellblauer Borde eiuaesaßt, gezeichnet: „z. 8. 3" au« dem Hosraume ia Nr. 9 de» Vriilil». am 12. d. M. vormittag«: 11) eia Paar rindtederne langschäfiige Stiesel», neu vorgeschnht, mit Dovpelsoblen, Absatzeisen und Lederstripprn, an« einem Pferde« stalle in Nr. 16 der Äerlinerstraße, am 12. d. M. Abend«; 12) Eia ziemlich neuer stLtuternderzteher von dunkelblauem, geriestem Stoff »tt schwarzem Sammelkragen, blauwollenem, gran- carrirtem Schooß- und weiß, und schwarzgestreifte» Aennelfutter, 2 Neiden überspoaueue, Knöpfen uud villettäschche»; rin ziewlich neue« Iaguet von dunkelroihmelirtem Stoff uud schwarzem Futter, mit 2 Reiben rälhlichen Stein» ußkuäpsea und Billrttäschchen, eine -ose von demselben Stoff mtt gestreiftem Bnndsutter, eine West von demselben Stoff »it einer Reihe rSthliiven Steinnußknäpsrn und dnnkelblane« Fatter i» Rücken, endlich eia schtnarzlederne« Ligorrru» Etui «tt Stahlbtigel and ein weißleinene» Toscheutuch 8 gezeichnet, an« etaer vohaang » Xr. 7 «n Käaig-Piotz, «r 13. ds«. «t«. «onnittag«. Etwaige Atahrnehmnnqe» «er de, Verdlieb der wst»dl«e» Gegenständ» ^er de» THÜrr stud «gesstwut dck n^er« Lrüuttwl. «btheilnna z»r Anzeige »» bringen Leipzig, R» 1b. Mär, ISS«. Da« Pol»*«.»« 8« «4,8t Nicht« gelerut md nicht» vergessen. V. * Herr Prof Maurenbrecher hat in seinen lichtvollen den Wirklichen Thalsachen aus deu Grund gehenden Vorträgen dargrthan. daß einen wesentlichen Theil der Schuld dem Sch-ilmt der Bewegung von 1848-t84S d.e. r °d. caie Demagogie trug, welche im Frankfurler Parlament und im preußischen Landtag in Folge der schwächlichen -iach- giebiqkeit der gemäßigten Parteien eme.i verhängmßvo en Einfluß gewann. Wenn damal« also d.e Ei.iwirk»"g von l - e« nicht zur gedeihlichen Gestaltung der deulscken E'nhe ls- unt Versaffungs-Berhällniffe kommen ließ d»rck die ubcrspann en «nsorderungen, welche zu Gunsten de« Parlame.Nö unb aegen die Fürsten erhoben wurden, so liegen d"le. Gott sc. Dank, die Dinge ganz ander« insofern, al- durch da» Paria- mentarische Verhalten der radikalen OpposlttonS. Parteien die deutsche Einheit und da« Bestehen tine« ,nächtigen Kaiserreiche« nicht mehr verhindert werden kann, denn dasselbe ist obne jene Parteien durch dl- herrlichen Siege de« deutschen Volke« in Waffen zu Stande gekommen, uud an der Spitze de« Reiche« steht ein heldenniüttnger Kaiser, umgeben von den treu zu ihm haltenden deutschen Fürsten, und ei» eiserner, im Slurm der gewaltigsten Kampfe erprobter Kanzler, welcher nur da« eine Ziel kennt, semem kaiserlichen Herrn dadurch, daß er den Ban de« Reiche« so fest al« mög lich macht, zu dienen und damit, wenn er einst vom Schau platz ablritt, seinem Volk da« beste Geschenk zu binterla»en. Neben dem Kaiser und dem BundeSrath ist e« der Reichstag, aus welchem die Verfassung de« deutschen Reiche« beruht. Al« dieser sich zum ersten Male m der Neich-Hauplstadt versammelte, umringte ihn der Jubel der Nation und heiße Segenswünsche aller deutschen Stämme verewigten sich ans seinem Haupte. E« giebt sür einen deutschen Patrioten gewiß uicht» Idealere« al- eine au« a kl gemeinem gleichen Wahlrecht hervorgegangrne Volksvertretung, welche alle Deutsche vom Riemen bi« zur Mosel, vom Belt bi« zum Isarstrand umschlingt. Uud wie ander« ist da« Alle« .chon wieder in der kurzen Spanne Zeit geworden, welche »er deutsch« Reichstag durchlebt hat! Mit uuvcrhohlencist Mißfallen, ja mit Entrüstung blickt rin sehr großer Theil de« deutschen Volke« (und e« ist da« wahrlich nicht der schlechteste) aus den Reichstag, weil er sich in seiner Mehr heit al« ein starker Hemmschuh für die nationale Weiter- enlnsickclung erweist und e« al« seine Hauptaufgabe betrachtet, vem Fürsten Bismarck einen noch dazu vielfach in die ver letzendste Form gekleideten Widerstand zu bereiten. Da« haben sich wohl Diejenigen, welche den Reichstag bei seiner Eröffnung al« einen gewichtigen Baustein zum Dom der Deutschen Einheit, ja alS einen der Grundpfeiler deS Reiche« begrüßten, nicht träumen lasse», daß nach kurzer Zeit schon in diesem Reichstage der Führer der rcichSscindliche» ullramontancn Partei, gestützt aus die radikale Linke, die erste Geige spielen werde. Leider ist ein solche« ganz wibernalürlicheS Vcrhällniß eine wirkliche traurige Thal» sacke, und wie die Dinge gegenwärtig liegen, ist noch nicht entfernt daran zu denken, daß die Mehrheit des Reichstages von ihrer Politik des NichtölernenS und NichtSvergessenS in anvere Bahnen einlenlt. ES ist heute genau so wie im Frankfurter Parlament: aus Seite der MehrhcilSparlcien gilt jede große Rede sür eine große Tbat, und wenn cS allein nach dem Maß der Revcleistungcn ginge, dann hätten die oralo- rischen Helden der oppositionellen Mehrheit schon längst ihre Gegner vernichtet, da bekanntlich nock immer die Regel gilt, baß Derjenige, welcher daS beste Redetalent besitzt und mittelst desselben die größte Unverfrorenheit an den Tag legt, Len Erfolg davonzutragen pflegt. Nur Eins übersehen diejenigen Parteien im Reichstag, welche die Erbschaft der Franksurler Linken angelrelcn haben und ihre dorlrinären Anschauungen aus dem Boden der heutigen ReichSversassung zur Herrschaft zu bringen suchen. ES hat erst dieser Tage im Reichstag ein Streit darüber statlgesunven. auf welche- Vorbild die jetzige deutsche ReichSversassung oder einzelne Paragraphen derselben zurückzusühren sind. Nun, mag die belgische oder die französische oder die englische oder di« deutsche Reichsversassung von 1849 zu Grunde gelegt worden sein, soviel steht doch fest und soviel haben namentlich auchPros.Maurenbrecher'SVorträge klar erkennen taffe», daß da« geltende deutsche Bersassungsrecht eine wesentlich andere Basi« hat al« die konstitutionellen Einrichtungen anderer Länder. In Belgien, in Frankreich, in Eng lands» in Italien entscheidet allein der Wille de« Parlament«, und wenn dort die parlamentarische Mehr- heit, mag sie auch noch so winzig sein, eine Aenderung de« herrschenden Regierungssystem« wünscht, muß der Träger der Reg,erung«gewalt daraus eingehen. Mögen bei einem solchen System, bei einem derartigen Ueberwuchern de« Parlamentari-mu« auch noch so große Nachtbeile und Gefahren sür den Staat entstehen, wie zum Beispiel Belgien e« klar beweist, wo in Folge der gedachten parlamentarischen Dcctrin zwei Gegensätze, welche sich gegenseitig aus Tod und Leben bekämpfen, mit einander im Besitz der Regierung ab- wechseln: e« ist einmal dort so und man muß abwarteii, wie lange noch die betreffenden Völker daran Gefallen sinken. In Deutschland ist da« nun eben wesentlich ander», hier sind die Fürsten noch nicht zu Puppen degradirt. welche so tanzen müssen, wie die Füdrer der Parteien in den Parlamenten aufspielen, sondern neben dem Reich«, tag und den Lanvtagen ist noch eine recht solide monarchischeRegierunglgewalt vorhanden, welche mindesten« aus eine wirkliche Gleichberechtigung Anspruch er- ^bt und auch di- nvthigen Mittel besitzt, diesem Anspruch Geltung zu verschaffen, wenn r« nvthig ist. Die Herren Windtborst. Liebknecht und Eugen Richter möchten gern die außerdeutschen parlamentarischen Zustände, die Machtlosigkeit der Könige, aus Deutschland übertragen, indessen da« wird ltznen so bald noch nicht gelingen. Äbgeseben von anderen Faktoren, die bedeutend in« Gewicht fallen und die wir nicht w«t,r anzusübren brauchen, sind doch große Parteien in Deutschland vorhanden, welch« dafür entschieden rintreten daß die monarchische Regierung«gewalt nicht ge- '??^5^rV «nv welche in der Einführung repnblikanischer Z-siänd« kein Heil erblicken. Wir mach«, kem Hehl daraus mr zu dreien Parteien gehören daß wir e« lies »««««u «üßtv^ »«, 8«, Part««» t» Neich«t»g« ei» größerer Spielraum in Bezug auf die Geltendmachung ihrer tnsorderungen eingeräumt würde, welche nur daraus hinau«- lausen, den Sck'verpunct de« politischen Leben« immer mehr in die unteren Massen hinein zu verlegen. Wenn man sieht, welch widerwärtige« Treiben in diesen extremen Parteien siatt- finvet, welche Uneinigkeit in Mitte derselben herrscht und wie bei dieser Parteilhätigkeit nur an die Leidenschaften appellirt wird, dann muß man von selbst zu der Einsicht kcmmcn, daß e« nur dankbar begrüßt und anerkannt werden muß. wenn bei un« in Deutschland eine starke Regierung«- gewalt besteht, welche weiß, wa« sie will, und die ihrer Ver antwortlichkeit gegenüber den allseiligen Interessen sich be wußt ist. Wir schließen unsere Artikel mit einem offenen Wort über da« allgemeine directe Wahlrecht, welche« im deutschen Reich zu Reckt besteht und seit nunmehr bald zwanzig Jahren in Uebniig fick befindet. DaS allgemeine unbeschränkte Wahl- recht hat ohne Zweifel die trüben Zustände, welche gegen wärtig im Reichstag herrschen, herbcigesnhrt, indem e« dazu übrte. daß durch die Aufregung der Gemnther, durch syste matische« Predigen von Unwahrheit und Classenhaß, wie e« vor Kurzem erst wieder in einem erzgebirgischen Wahlkreise geschehen ist. eine Abgeordnetenmehrbeil. wie diejenige, welcher unsere gesäumten Betrachtungen gölten, sich gebildet hat. Wir sind trotzten: entschieden dasür.daß da« allgemeine gleiche Wahlrecht fortbestehen bleibt, weil wir an der Hoffnung sesthalten, daß über kurz und lang da« deutsche Volk sich doch aufraffen und dafür Sorge tragen wird, daß a»S dem den'schen Reichstag kein polnischer Reichstag werden wird, an den, bekanntlich Polen mit zu Grunde gegangen ist. Verhehlen können wir un- freilich nicht, daß. wenn da» all gemeine Wahlrecht kein Correcliv durch die Bekundung ge sunden politischen Verstandes in der breiten Schicht des BürgerlbumS und vor Allem durch Entfaltung größerer Willenskraft in diesen Kreisen. alS da» bisher geschehen ist, findet, dann durch die mißbräuchliche AuSnuynng und Ausbeutung der durch ein solche» Wahlrecht gewährleisteten AgitationSsreiheit seitens der dem Reich und einer maßvollen constitntionellen Entwickelung feindlich gesinnten Parteien schwere Gefahren entstehen muffen, Gefahren, von denen wir nur wünschen, daß sie nickt zu Katastrophen führen, wie sie die 1848er Be wegung abschloffen. Gebe Gott, daß in unserem deutschen Vukerlande die Zeit nicht wiederkehre, wo die politische» BersassungSkämpse auf anderem Wege al« mit geistigen Waffen an«g»fochlea werden müssen! Vie Zustande in Frankreich. Nichts in der Welt ist niizuverlässiger. als die Mehrheit der französischen Kammer. Nock vor Kurzem erhielt die Re gierung ein Vertrauensvotum sür ihre besonnene und feste Haltung dem Streit der Bergleute in Dccazcville gegenüber und am Sonnabend war e» nickt einmal möglich, die Zustimmung der Kammer sür die vom Arbeit-minister in Aussicht gestellte Reform der Bergwerkgesetzgcbung zu erlangen, durch welche die Rechte VcS Staates an der Erhaltung der Bergwerke und der Interessen der Arbeiter sicher gestellt werken sollen. In Decareville liegen die Verhältnisse in der Thal sehr schwierig, die BcrgwerkSgesellschasl scheint an den Vorgängen nicht ganz schuldlos zu sein, sonst würde dcr Streit nickt so lange dauern und die Ausregung müßte sich endlich gelegt baben. Die Gesellschaft will mir mit Nutzen weiter arbeiten, die Bergleute verlangen aber Bedingungen, welche nicht gewährt werden können. Nun könnte aber die Gesell schaft wenigstens in dem Pmicte nachgeben, daß sie mißliebige Aussichtsbeamtc entfernte, aber auch darin ist sie hartnäckig. Gewiß tragen die Aufreizungen von Leuten wie BaSly und Camelinat viel dazu bei, daß der Friede nicht zu Stande kommt, aber klar liegen die Verhältnisse nicht. Die Monar chisten beobachten eine Zurückhaltung, welche die Regierung in allen Fragen von Bedeutung vor die Entscheidung der Republikaner stellt, »nd diese sind, wie die Vorgänge am Sonnabend gelehrt haben, gespalten, die eine Halste folgt der Regierung, während die andere ihr feindlich gegenüber steht. ES war nickt möglich, die Angelegenheit von Tecazc- ville durch eine Tagesordnung zu beseitigen, die Kammer war genöthiht, am Montag aus die Sache zurückzukommen. A» f,ch ist dcr Streik der Bergarbeiter nicht dazu angethan, um die Stellung des Ministerium» zu erschüttern, aber die Uneinigkeit dcr Republikaner ist ein Zeichen, daß sie überhaupt nicht mehr großes Vertrauen zur Regierung habe», »nd da« hat verschiedene Gründe. DaS Bein, welches die Opportunisten dem Ministerium mit dem AiiSweisungSanlrage gestellt halten, hat die gehoffte Wirkung nicht gehabt, die Prinzen bleiben unbehelligt, aber eS ist nicht anzunebmen. daß die Urheber de» Antrages ihre Gesinnung gegen die Minister geändert baben. Di« persönlichen Eifersüchteleien dcr Opportunisten und der Anhänger Elemenceau'ö bestehen also fort, und sowohl die Clique Brisson alS die Partei Clcmeneean benutzen eifrig jede Gelegenheit, um daS Ministerium zu stürzen. Dazu bietet die wirtbichastlicke Krisis eine stets be reite Handbabe, jede socialistische Kundgebung findet ihren Widerhall in einem Antrag», welcher der Negierung Ver legenheiten schasst. Dazu kommt, daß die Lage in Tonkin sich wieder wesentlich verschlechtert hat »nd daß die Beziehungen zu Deutschland sehr viel zu wünschen übrig lasten. Die fort gesetzte Verbindung, welche daS Pariser Nackrichlenbureau mit LandeSverrälhern vom Schlage der KraSzewSki und Sarauw unterhalten bat und wahrscheinlich noch unterhält, haben in Deutschland sehr unangenehm berührt, und die Art »nd Weise, wie der Rachegedanke be> der sranzösiscken Jugend gepflegt wirk, kann nur dazu dienen, die Spannung zu verschärfe». laß solche Dinge i» Deutschland übel vermerkt werde», hat nickt etwa die Wirkung, daß die Franzosen ibr Unrecht einsehcn und Anstalten treffen, um die deutsche Empfindlichkeit nicht berau-zusordern, sondern ersabrungsgeinäß machen sie ihren: Aergrr dadurch Lust» daß sie sich an der Regierung reiben. Daß Deutschland die sür 1889 geplante Weltausstellung in Paris nicht beschicken will, wirv nicht al« der natürliche Rückschlag de« SplimiersyttemS und der systematischen Pflege de» NackegebankenS, sondern alS ein Mangel an Geschicklich keit der Regierung angesehen und an dieser geahndet. Wen» der französische Botschafter in Berlin mit dem Fürsten BiSmarck in guten persönlichen Beziehungen steht, so wird i ihm daraittt ein Vorwurf gemacht, weil Frankreich I diesem Staatsmann feindlich gesinnt ist- würde sich l der Botichaster dagegen in de» Schmollwinkel zurück- r«h«». so würde ma» ihn wieder taveln, weil ««
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